MB Regenwurm - so lebt er.pdf
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Bodenfruchtbarkeit Bodenlebewesen<br />
<strong>Regenwurm</strong> – <strong>so</strong> <strong>lebt</strong> <strong>er</strong><br />
In einem intakten Grünland-Boden leben 1 bis 3 Millionen Regenwürm<strong>er</strong> pro Hektare. In einem zu<br />
intensiv und unsachgemäss bewirtschafteten Boden können die Regenwürm<strong>er</strong> fast vollständig<br />
v<strong>er</strong>schwinden. Aus einem z<strong>er</strong>schnittenen <strong>Regenwurm</strong> gibt es nicht zwei. Bestenfalls üb<strong>er</strong><strong>lebt</strong> d<strong>er</strong><br />
Vord<strong>er</strong>teil.<br />
Lebensweise Regenwürm<strong>er</strong> entwickeln sich langsam (auss<strong>er</strong> Streuformen). Sie bilden 1<br />
Gen<strong>er</strong>ation pro Jahr (maximal 8 Kokons). Die Lebensdau<strong>er</strong> schwankt je nach Art zwischen 2 und 8<br />
Jahren. Geschlechtsreife Ti<strong>er</strong>e sind am wurmumfassenden (Geschlechts-) Gürtel <strong>er</strong>kennbar.<br />
Grösste Wühlaktivität und die Fortpflanzung finden im Frühling (März) und im H<strong>er</strong>bst (Septemb<strong>er</strong>)<br />
statt. Wenn es sehr trocken und warm ist, dann machen sie einen Somm<strong>er</strong>schlaf, v<strong>er</strong>gleichbar mit<br />
dem Wint<strong>er</strong>schlaf von Igeln. Sie wachen im H<strong>er</strong>bst wied<strong>er</strong> auf, wenn es feucht und kühl wird. Im<br />
Wint<strong>er</strong>, bei Frost, ziehen sich die Regenwürm<strong>er</strong> in den frostfreien Teil d<strong>er</strong> Röhre zurück und leben<br />
auf „Sparflamme“. Wenn mitten im Wint<strong>er</strong> einige Tage frostfrei sind, dann w<strong>er</strong>den sie wied<strong>er</strong> aktiv.<br />
Regenwürm<strong>er</strong> können von ungestörten Randzonen in Ack<strong>er</strong>flächen einwand<strong>er</strong>n (Tauwurm: bis 20<br />
m pro Jahr).<br />
Artenvielfalt – ökologische Gruppen<br />
In Mitteleuropa kommen gegen 40 <strong>Regenwurm</strong>arten vor, in Ack<strong>er</strong>böden findet man 4 bis 11 Arten.<br />
Bevorzugt w<strong>er</strong>den mittelschw<strong>er</strong>e Lehm- bis lehmige Sandböden, schw<strong>er</strong>e Tonböden mögen sie<br />
nicht und in sauren Torfböden gibt es nur „Spezialisten“. Die <strong>Regenwurm</strong>arten können in drei<br />
Gruppen eingeteilt w<strong>er</strong>den (Tab. 1). In landwirtschaftlich genutzten Böden sind die Tiefgrab<strong>er</strong><br />
bedeutsam. Sie legen senkrechte, stabile Wohnröhren (Durchmess<strong>er</strong> 2-11mm) an. Diese<br />
bewohnen sie normal<strong>er</strong>weise während ihres ganzen Lebens. Die Flachgrab<strong>er</strong> legen keine<br />
Wohnröhren an, <strong>so</strong>nd<strong>er</strong>n bilden meist horizontale Gänge, die nicht stabil sind. Sie leben in den<br />
ob<strong>er</strong>sten Bodenschichten und kommen ab<strong>er</strong> kaum an die Bodenob<strong>er</strong>fläche. Junge Regenwürm<strong>er</strong><br />
sind in d<strong>er</strong> Regel oben im Wurzelfilz.<br />
bis 3 Mio./ha<br />
bis 300/m 2<br />
bis 3/dm 2<br />
BBR 1<br />
28.3.2007<br />
2-8 jährig<br />
Hauptaktivität im<br />
März und<br />
Septemb<strong>er</strong><br />
Somm<strong>er</strong>schlaf bei<br />
Trockenheit<br />
Im Wint<strong>er</strong> im<br />
frostfreien Teil des<br />
Bodens<br />
Ausbreitung bis<br />
20m/Jahr<br />
im Ack<strong>er</strong> bis 11<br />
Arten<br />
Würm<strong>er</strong> meiden<br />
Ton- und saure<br />
Torfböden<br />
Flachgrab<strong>er</strong><br />
Tiefgrab<strong>er</strong><br />
Wohnröhren bis 11<br />
mm<br />
Tab. 1: Ökologische Lebensformtypen d<strong>er</strong> Regenwürm<strong>er</strong><br />
Streuform Tiefgrab<strong>er</strong> Flachgrab<strong>er</strong><br />
Lebensraum In Streuschichten, v.a. im Alle Bodenschichten, 3-4m Ob<strong>er</strong>boden (5-40cm),<br />
Grünland und Wald<br />
tief (Lösslehm)<br />
humos<strong>er</strong> Min<strong>er</strong>alboden<br />
Grösse Klein, meist 20-60mm lang Meist gross, 150-450mm Klein bis gross (-180mm<br />
lang<br />
lang)<br />
Ernährung Kleine Pflanzenteile auf Ziehen grosse Pflanzenteile, Pflanzenteile im Ob<strong>er</strong>boden<br />
dem Boden<br />
in die Wohnröhren<br />
eingemischt<br />
V<strong>er</strong>mehrung Stark Begrenzt Begrenzt<br />
Lebensdau<strong>er</strong> Kurz, 1-2 Jahre Lang, 4-8Jahre Mittel, 3- 5.Jahre<br />
Lichtempfindlichkeit Schwach Mässig Stark<br />
Färbung Ingesamt rot-bräunlich Rotbraun, Kopf dunkl<strong>er</strong> bleich<br />
Beispiele Kompostwurm<br />
Tauwurm<br />
Gross<strong>er</strong> Ack<strong>er</strong>wurm Klein<strong>er</strong><br />
Rot<strong>er</strong> Laubfress<strong>er</strong><br />
Gross<strong>er</strong> Wiesenwurm Wiesenwurm<br />
Ernährung „D<strong>er</strong> <strong>Regenwurm</strong> <strong>er</strong>nährt sich hauptsächlich von abgestorbenen Pflanzenteilen. Nachts<br />
weidet <strong>er</strong> den tagsüb<strong>er</strong> entstandenen Algenrasen ab und zieht abgestorbene Pflanzenteile in seine<br />
Röhre hinunt<strong>er</strong>, wo sie von Mikroorganismen in 2-4 Wochen vor v<strong>er</strong>daut w<strong>er</strong>den. Regenwürm<strong>er</strong><br />
haben keine Zähne und können keine Wurzeln anfressen. D<strong>er</strong> Tauwurm nimmt flach<br />
eingearbeitetes od<strong>er</strong> an d<strong>er</strong> Ob<strong>er</strong>fläche liegendes Mat<strong>er</strong>ial auf.<br />
Wurm frisst keine<br />
lebenden Wurzeln<br />
Meidet v<strong>er</strong>grabene<br />
Pflanzenteile
Bodenfruchtbarkeit Bodenlebewesen<br />
<strong>Regenwurm</strong> – Baumeist<strong>er</strong> fruchtbar<strong>er</strong> Böden<br />
Regenwürm<strong>er</strong> sind Baumeist<strong>er</strong> fruchtbar<strong>er</strong> Böden. Ihr Einfluss auf den Boden ist vielfältig. Sie legen<br />
jährlich viel w<strong>er</strong>tvollen Wurmkot an d<strong>er</strong> Ob<strong>er</strong>fläche ab (Ack<strong>er</strong> bis 0.5 cm; Wiese bis 1.5 cm Schicht).<br />
Regenwürm<strong>er</strong> lüften den Boden. Die <strong>Regenwurm</strong>-Röhren <strong>so</strong>rgen für eine gute Durchlüftung des<br />
Bodens und <strong>er</strong>höhen den Grobporenanteil.<br />
Regenwürm<strong>er</strong> <strong>er</strong>höhen die Wass<strong>er</strong>aufnahme des Bodens. Insbe<strong>so</strong>nd<strong>er</strong>e die stabilen Röhren<br />
d<strong>er</strong> Tiefgrab<strong>er</strong> (Tauwurm u.a.) v<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>n deutlich die Wass<strong>er</strong>aufnahme, Einsick<strong>er</strong>ung und<br />
Drainage des Bodens. Ob<strong>er</strong>flächenabfluss und Erosion können dadurch v<strong>er</strong>mind<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den. Bis<br />
150 Gänge pro m² od<strong>er</strong> 900m Röhren pro m² bis in 1m Tiefe lassen sich in ungepflügtem Boden<br />
finden. In tiefgründigen Lössböden reichen die senkrechten, mit Schleim stabilisi<strong>er</strong>ten Gänge bis in<br />
Tiefen von 3 m. Eine <strong>Regenwurm</strong>röhre kann viel Wass<strong>er</strong> aufnehmen.<br />
Regenwürm<strong>er</strong> bauen tote Pflanzenteile ab. Die Regenwürm<strong>er</strong> arbeiten die tote organische<br />
Substanz in den Boden ein. Im Wald wird bis zu 9t Laub pro Hektar eingearbeitet (Ack<strong>er</strong> bis 6<br />
Tonnen).<br />
Regenwürm<strong>er</strong> konzentri<strong>er</strong>en die Pflanzennährstoffe. Im Wurmkot sind organische und<br />
min<strong>er</strong>alische Teile gut durchmischt und die Nährstoffe liegen in leicht v<strong>er</strong>fügbar<strong>er</strong> und<br />
ang<strong>er</strong>eich<strong>er</strong>t<strong>er</strong> Form vor. Die Regenwürm<strong>er</strong> produzi<strong>er</strong>en 40-100 Tonnen Kot pro Hektar und Jahr.<br />
Dies<strong>er</strong> w<strong>er</strong>tvolle Humus, wird auf den Boden abgelegt. Er enthält durchschnittlich 5-Mal mehr<br />
Stickstoff, 7-Mal mehr Phosphor und 11-Mal mehr Kalium als die umgebende Erde.<br />
Regenwürm<strong>er</strong> v<strong>er</strong>jüngen den Boden. Regenwürm<strong>er</strong> transporti<strong>er</strong>en Bodenmat<strong>er</strong>ial aus dem<br />
Unt<strong>er</strong>boden in den Ob<strong>er</strong>boden und halten ihn dadurch jung.<br />
Regenwürm<strong>er</strong> „hygienisi<strong>er</strong>en“ den Boden. Regenwürm<strong>er</strong> förd<strong>er</strong>n die Ansiedlung und<br />
V<strong>er</strong>mehrung nützlich<strong>er</strong> Bodenbakt<strong>er</strong>ien und Pilze in ihren Gängen und Kothäufchen. Durch das<br />
Einziehen von befallenem Laub in den Boden w<strong>er</strong>den blattbewohnende Schadorganismen<br />
(Wint<strong>er</strong>formen von Schadpilzen wie Apfelschorf, Rotbrenn<strong>er</strong> und Blattmini<strong>er</strong>rauppen) biologisch<br />
abgebaut. All<strong>er</strong>dings finden sich Dau<strong>er</strong>formen wied<strong>er</strong> im <strong>Regenwurm</strong>kot.<br />
Regenwürm<strong>er</strong> förd<strong>er</strong>n das Wurzelwachstum. Üb<strong>er</strong> 90% d<strong>er</strong> Röhren w<strong>er</strong>den von Pflanzenwurzeln<br />
bevorzugt besiedelt. Sie können <strong>so</strong> ohne Wid<strong>er</strong>stand in tief<strong>er</strong>e Bodenschichten eindringen und<br />
finden dort ideale Wachstumsbedingungen vor (nährstoffreich<strong>er</strong> <strong>Regenwurm</strong>kot, Wass<strong>er</strong>zugang).<br />
Regenwürm<strong>er</strong> förd<strong>er</strong>n die Krümelbildung. Durch die intensive Durchmischung von organisch<strong>er</strong><br />
Substanz mit min<strong>er</strong>alischen Bodenteilchen und Mikroorganismen und durch Schleimab<strong>so</strong>nd<strong>er</strong>ung<br />
bildet sich ein stabiles Krümelgefüge (Ton-Humus-Komplexe). Dadurch v<strong>er</strong>schlämmt d<strong>er</strong> Boden<br />
wenig<strong>er</strong> und <strong>er</strong> wird leicht<strong>er</strong> bearbeitbar. In d<strong>er</strong> Folge w<strong>er</strong>den Nährstoffe und Wass<strong>er</strong> bess<strong>er</strong><br />
zurückgehalten. Mit reichlich<strong>er</strong> Wurmkotproduktion können schw<strong>er</strong>e Böden lock<strong>er</strong><strong>er</strong> und sandige<br />
Böden bindig<strong>er</strong> gemacht w<strong>er</strong>den.<br />
Tiefgrab<strong>er</strong> können leichte Bodenv<strong>er</strong>dichtungen durchdringen und den Wass<strong>er</strong>abfluss v<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>n.<br />
H<strong>er</strong>ausgeb<strong>er</strong>: Liebegg, Fachstellen Landwirtschaft, Biolandbau, 5722 Gränichen<br />
Autoren: Lukas Pfiffn<strong>er</strong>, FiBL; Niklaus Mess<strong>er</strong>li, Liebegg; Durchsicht: Johannes Bauchhenss, München<br />
BBR 2<br />
28.3.2007<br />
Wurmkot bis 1.5cm<br />
/ Jahr<br />
Wurm bringt Luft<br />
150 Gänge/m2<br />
900 m Gesamtganglänge/m3<br />
je mehr Würm<strong>er</strong><br />
desto mehr<br />
Wass<strong>er</strong> v<strong>er</strong>sick<strong>er</strong>t<br />
Umsatz:<br />
6 t Pflanzenteile/ha<br />
Wurmkot<br />
40-100t/ha*Jahr<br />
ist pH neutral<br />
5 x mehr N<br />
7 x mehr P<br />
11 x mehr K<br />
v<strong>er</strong>jüngen den<br />
Ob<strong>er</strong>boden<br />
In Wurmröhren<br />
leben auch viele<br />
Bakt<strong>er</strong>ien und<br />
Pilze.<br />
Wurzeln wachsen<br />
g<strong>er</strong>n in Wurmröhren<br />
Würm<strong>er</strong> bauen<br />
Krümel auf<br />
Boden wird lock<strong>er</strong>