PDF-Ausgabe - Berliner Mieterverein e.V.
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Foto: Daniel Sebastian Schaub<br />
Panorama<br />
Betreuung für die<br />
Kleinen, Aus bildung<br />
für die Großen:<br />
das preisgekrönte<br />
Alleinerziehungsprojekt<br />
„Jule“<br />
L Bei Jule sind<br />
derzeit noch drei<br />
Wohnungen für<br />
Alleinerziehende<br />
frei. Kontakt:<br />
S 93 77 20 52<br />
E-Mail: julemarzahn@web.deBewerbungsformular<br />
unter<br />
www.degewo.de<br />
Soziale StaDt<br />
Preise für soziales Miteinander<br />
Beim diesjährigen Preis „Soziale<br />
Stadt“ wurden unter 171 einge reichten<br />
Beiträgen aus ganz Deutschland<br />
auch zwei <strong>Berliner</strong> Projekte ausgezeichnet.<br />
Beide wollen das soziale<br />
Miteinander in den Großsiedlungen<br />
von Marzahn-Hellersdorf verbessern<br />
– mit ganz unterschiedlichen<br />
Herangehensweisen.<br />
Beim bundesweit einmaligen Wohnprojekt<br />
„Jule – Junges Leben“ werden<br />
junge Alleinerziehende dabei unterstützt,<br />
ihr Leben in den Griff zu be-<br />
kommen. Initiator ist die Wohnungsbaugesellschaft<br />
Degewo. Sie will<br />
da mit den Teufelskreis vieler junger<br />
Mütter in Marzahn durchbrechen:<br />
Ohne Schulabschluss und Ausbildung<br />
würden sie ihr Leben lang auf Transferleistungen<br />
angewiesen sein. Die<br />
Degewo stellte in der Golliner Straße<br />
15 Drei- bis Fünfzimmerwohnungen<br />
zu günstigen Konditionen zur Verfügung.<br />
Es gibt einen 200 Quadratmeter<br />
großen Gemeinschaftsbereich, wo<br />
Eltern-Coaching, Beratungen oder<br />
Kochkurse stattfinden. Ein Vor-Ort-<br />
Team vom „Kinderring e.V.“ unterstützt<br />
die jungen Mütter – ein Vater<br />
ist auch dabei – in allen Belangen.<br />
Dafür müssen sich die Bewohner<br />
verpflichten, entweder den Schulabschluss<br />
nachzuholen oder eine<br />
Ausbildung zu machen. Obwohl der<br />
Projektstart erst im August 2012<br />
war, zeigen sich bereits erste Erfolge,<br />
berichtet Projektleiterin Marina<br />
Bikádi: „Alle Erwachsenen sind in<br />
schulischen oder berufsvorbereitenden<br />
Maßnahmen, und alle Kinder<br />
haben einen Kitaplatz.“ Dass es ein<br />
breites Netzwerk von Unterstützern<br />
gibt, darunter das Jobcenter und der<br />
Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis,<br />
mache viele Wege einfacher.<br />
Um die Aufwertung von Hellersdorf<br />
geht es im zweiten prämierten Projekt.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft „Wohn -<br />
theke“ ist ein Zusammenschluss verschiedener<br />
Wohnungsunternehmen,<br />
die durch die Unterstützung von Festen,<br />
Turnieren, Kulturveranstaltungen<br />
und ähnlichen Aktionen das Zu -<br />
sammenleben der Bewohner stärken<br />
will. Doch Hauptaufgabe ist die Ver -<br />
marktung des Wohnstandorts Hellersdorf,<br />
wie die Arbeitsgemeinschaft<br />
unumwunden einräumt.<br />
Ein drittes Projekt erhielt zwar keinen<br />
Preis, aber eine lobende Anerkennung:<br />
die „Zukunftswerkstatt<br />
Mehringplatz“. Ein breites Bündnis<br />
aus Mietern, Gewerbetreibenden,<br />
L www.murksnein-danke.de<br />
der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag,<br />
Quartiersmanagement und<br />
vielen weiteren Akteuren im Quartier<br />
will den Mehringplatz in Kreuzberg<br />
„wieder zu einem der schönsten<br />
Plätze Berlins“ machen. Zu den<br />
bereits angestoßenen Maßnahmen<br />
gehören die Ansiedlung unterschiedlicher<br />
Gewerbe, das Bepflanzen des<br />
Platzes mit rund 45 000 Blumen sowie<br />
die Einstellung eines Platzgärtners.<br />
Außerdem wurde eine nachbarschaftliche<br />
Begegnungsstätte eröffnet,<br />
und man organisierte Kiezfeste<br />
für die rund 5400 Anwohner.<br />
Der Preis Soziale Stadt wird alle zwei<br />
Jahre vergeben. Auslober sind unter<br />
anderem der Deutsche Städtetag,<br />
der Bundesverband deutscher Wohnungs-<br />
und Immobilienunternehmen<br />
(GdW) sowie erstmals auch der Deutsche<br />
Mieterbund.<br />
Birgit Leiß<br />
Der WeBtiPP<br />
Kampagne gegen Schrott-Geräte<br />
Technische Geräte haben heutzutage selten eine lange<br />
Lebensdauer. Nicht nur, weil der technische Fortschritt<br />
sie in kürzester Zeit überholt, sondern auch, weil viele<br />
Geräte eine eingebaute Sollbruchstelle haben. So gibt es<br />
Drucker, die nach einer vorherbestimmten Anzahl gedruckter<br />
Seiten nur noch eine ominöse Fehlermeldung<br />
von sich geben, Mobiltelefone, deren Akkus man nicht<br />
austauschen kann, Waschmaschinen, für die es<br />
schon nach wenigen Jahren keine Ersatzteile<br />
mehr gibt, und Fernsehgeräte, die man wegwerfen<br />
muss, nur weil die Tasten der Fernbedienung<br />
irreparabel ausgeleiert sind. Über solche<br />
„geplante Obsoleszenzen“ hat sich der<br />
<strong>Berliner</strong> Betriebswirt Stefan Schridde ge ärgert<br />
und vor einem Jahr die Aktion für nachhaltige<br />
Produktqualität „Murks? Nein danke!“ gestartet.<br />
Auf einer Internetsei te kann man melden, wenn ein<br />
Gerät wundersamerwei se kurz nach Ablauf der Garantie<br />
den Geist aufgibt. Ziel ist es, Druck auf die Politik<br />
auszuüben, damit die Geldschneiderei und Ressourcenverschwendung<br />
unterbunden wird. Geplant sind unter<br />
anderem eine Kampagne zur Bundestagswahl und ein<br />
„Murkseum“, in dem früh verschrottete Geräte vorgeführt<br />
werden. Der Nachhal tigkeitsrat der Bundesregierung<br />
hat „Murks? Nein Dan ke!“ 2013 mit dem Qualitätssiegel<br />
„Werkstatt N“ ausgezeichnet. js<br />
10 MieterMagazin 3/2013