„O wer einmal jemand Anders sein könnte!“ Das ... - Burgtheater

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vorkämpfer Postskriptum Wer bin ich? Woher komme ich? Ich bin Antonin Artaud, und wenn ich es sage, wie ich es sagen kann, werden sie auf der Stelle meinen jetzigen Körper zersplittern und sich unter zehntausend notorischen Aspekten einen neuen Körper zusammenraffen sehen, in dem sie mich nie mehr vergessen können. JOACHIM SCHLÖMER Geboren 1962 in Monheim bei Köln. Studium des klassischen und modernen Tanzes sowie Kompositionstechnik. 1990 erste eigene Company: Josch. 1991 Ballettdirektor am Ulmer Theater, 1994 bis 1996 Leiter des Tanztheaters am Deutschen Nationaltheater Weimar. Ab 1993 Choreographien für Michail Baryschnikows White Oak Dance Project. Seit 1996 künstlerischer Leiter des TanzTheaters Basel. Ich, Antonin Artaud, ich bin mein Sohn, mein Vater, meine Mutter, und ich selbst? Alles muß haargenau in eine tobende Ordnung gebracht werden. DIE NERVENWAAGE Ein Projekt zu Antonin Artaud Regie: Joachim Schlömer Text: Stephan Müller und Joachim Schlömer Bühne und Kostüme: Jens Kilian Mit: Johanna Eiworth, Sabine Haupt, Simona Sbaffi; Adrian Furrer, Daniel Jesch, Michael Masula, Hanspeter Müller, Edmund Telgenkämper Premiere am 12. Mai im Kasino am Schwarzenbergplatz 12 Das Theater ist ein leidenschaftliches Überströmen eine entsetzliche Übertragung von Kräften vom Körper zum Körper. Antonin Artaud ANTONIN ARTAUD Geboren angeblich am 4. September 1896 in Marseille - Schauspieler, Dichter, Theoretiker, Regisseur, Alchimist - Gestorben am 4. März 1948 in Ivry-sur-Seine, angeblich mit einem Schuh in der Hand.
vor fälle Nie mehr, nie mehr ins Theater! A„Als Bayer kommt man an Karl Valentin nicht vorbei. Schon als Kind habe ich immer Karl Valentins Schallplatten gehört.“ So Burgschauspieler Robert Meyer, übrigens ein gebürtiger Bayer, dem die Volksfiguren eines Nestroy oder Karl Valentin schon seit Jahrzehnten sehr am Herzen liegen. Jetzt inszeniert er mit Stefanie Dvorak, Regina Fritsch, Branko Samarovski und sich selbst einen Karl- Valentin-Abend, allerdings nicht auf bayrisch, nicht mit österreichischen Schauspielern eingewienert, sondern in einer Art „süddeutscher Hochsprache“ (R. Meyer). So gibt es jetzt - von einem Solo- Abend Robert Meyers einmal abgesehen - erstmals seit ziemlich genau 40 Jahren wieder eine Karl-Valentin-Inszenierung am Burgtheater. Damals, im Frühjahr des Jahres 1961 hatte Axel von Ambesser zum ersten Mal Karl-Valentin-Texte auf einer Profibühne inszeniert. Er kombinierte Valentins „Firmling“ mit Herzmanovsky-Orlandos „Zerbinettas Befreiung“. Karl Valentins Biographie führte ihn direkt von den Brettl-Bühnen der Jahrhundertwende über Dadaismus und Surrealismus in die Nähe Brechts - der seltene Fall ,wo, ähnlich wie bei Chaplin, Buster Keaton oder anderen großen Komikern, die meist strikt voneinander getrennten Bereiche von Volkstümlichkeit und sogenannter Hochkultur ineinanderfließen, Grenzen ins Wanken geraten und überschritten werden. Mit 14 beschloß er Komiker zu werden, mit 16 schrieb der junge Schreinerlehrling seine ersten Couplets und trat bald als Vereinshumorist auf. Nicht die großen Säle, sondern die Vorstadt-Brettl, Singspielhallen und kleinen Hotels begründeten seinen Erfolg. Szenen von Karl Valentin Hier machte er sich - nachdem er als Musical- Clown in Berlin gescheitert war - einen Namen, der sogar bei der Münchner Polizeidirektion aktenkundig wurde: „Fey Karl, genannt Karl Valentin, auch ‘Blödsinnskönig’, ledig, Heimatort, von hier.“ Das Lokale, nicht das Internationale, das Provinziell-Kleinstädtische, nicht das Urbane, das Kleinbürgertum und nicht die Bourgeoisie oder das Proletariat waren sein Metier - ähnlich wie bei Nestroy, einem seiner Ahnherrn. Wo immer Karl Valentin und Liesl Karlstadt, seine Partnerin, auftraten, garantierten sie volle Häuser: ob im literarisch-intellektuellen Schwabing bei Papa Benz, im Serenissimus bei der Akademie der bildenden Künste, im Ring-Cafe am Sendlinger-Tor-Platz oder in Valentins eigener Ritterspelunke. Sein Humor, in dem sich Volkstümlichkeit und eine seltsame Phantastik miteinander verbanden, führte dazu, daß sich auch die Vertreter der sogenannten Hochkultur, von Tucholsky bis Roda-Roda, von Otto von Falckenberg bis zu Bertolt Brecht für ihn interessierten. Brecht über Valentin (1922): „Dieser Mensch ist ein durchaus komplizierter, blutiger Witz. Er ist von einer ganz trockenen, innerlichen Komik, bei der man rauchen und trinken kann und unaufhörlich von einem inneren Gelächter geschüttelt wird, das nichts besonders Gutartiges hat. Denn es handelt sich um die Trägheit der Materie und um die feinsten Genüsse, die durchaus zu holen sind. Hier wird gezeigt die Unzulänglichkeit aller Dinge, einschließlich uns selber. Wenn dieser Mensch, eine der eindringlichsten geistigen Figuren der Zeit, den Einfältigen die Zusammenhänge zwischen Am 20. Mai um 11 Uhr im Burgtheater – Freier Eintritt! D 13 Gelassenheit, Dummheit und Lebensgenuß leibhaftig vor Augen führt, lachen die Gäule und merken es tief innen.“ In einer Zeit, in der Perfektion und Gelingen immer wichtiger wurden, zeigte er das Scheitern und die Herrschaft der Tücke des Objekts über den vergeblich planenden Menschen. Indem er immer die nächst mögliche Verwicklung suchte, dachte er die Dinge bis an den Rand zum Abgrund, wo Sinn in Unsinn und Irrsinn umkippt, wo man über einen sinnlosen Streit, über die Vernarrtheit in ein störendes Requisit oder über kaskadenartige Sprachverwicklungen das eigentliche Ziel aus den Augen verliert und als durchschnittlicher Narr äußerst gewöhnlich und entwürdigt in der Gegend herumsteht. Karl Valentin entdeckte das Absurde, Jahrzehnte bevor es den Begriff als literarische Gattung gab. Bei ihm ist Komik nie virtuoser Slapstick, sondern die lächerliche Form des Traurigen. Während des Zweiten Weltkriegs saß er, fast vergessen und zunehmend verarmt, zu Hause und wartete auf ein Engagement. Er starb wie nur ein Komiker sterben kann: am Rosenmontag des Jahres 1948. Begraben wurde er am Aschermittwoch. NIE MEHR, NIE MEHR INS THEATER! Szenen von Karl Valentin LEITUNG: Robert Meyer BÜHNE und KOSTÜME: Christoff Wiesinger MIT: Stefanie Dvorak, Regina Fritsch; Robert Meyer, Branko Samarovski Premiere am 6. April im Akademietheater Matinee zum 75. Geburtstag von Peter Zadek Es gratulieren Künstler und Freunde Die Außenseiter haben es Peter Zadek besonders angetan. Von den Anfängen seiner künstlerischen Laufbahn in England Ende der vierziger Jahre bis zu „Rosmersholm" hat Zadek Außenseiter-Welten erforscht. Für diese szenischenErkundungen, die die engen Grenzen der Konventionen sprengen, ist Zadek mit vielen Epitheta belegt worden. Von Günther Rühle wurde er als der ‘Störer’ bezeichnet. Ivan Nagel hat in seiner Laudatio zur Verleihung des Kortner-Preises 1988 ihn als ‘Verderber’ gesehen. Peter Zadek hat die Erstarrung dort zur Zadek an der Burg: Der Kaufmann von Venedig, Ivanov Urs Hefti, Eva Mattes, Gert Voss, Therese Affolter Martin Schwab, Urs Hefti, Pavel Landovsky, Anne Bennent, Ensemble Explosion gebracht, wo sie am schmerzlichsten zu spüren ist: in den Fragen der Liebe. Wenn ein Trümmerfeld entsteht, hat man auch die erleichternde Empfindung, freier atmen zu können. Bei diesen Befreiungsschlägen, die von einer anarchischen Energie leben, will Zadek nichts beweisen. Zadek räumt einfach alles zur Seite, was in Regeln und Riten erstarrt ist. Peter Zadek geht in seinem Theater den schwierigsten Weg vom Selbst zum Anderen: den Weg zu den Außenseitern. (Klaus Dermutz) Klaus Dermutz ist der Autor des ersten Bandes der Edition Burgtheater (Residenz Verlag), der Peter Zadek gewidmet ist. Eva Mattes, Angela Winkler, Ulrich Wildgruber, Josef Bierbichler Stefanie Dvorak, Robert Meyer, Branko Samarovski Der Kirschgarten, Rosmersholm Angela Winkler, Gert Voss
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