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… da berühren sich Himmel und Erde - church-web

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<strong>…</strong> <strong>da</strong> <strong>berühren</strong> <strong>sich</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong><br />

Predigt vom 6. Februar 2011 in der EMK Tann<br />

Bibeltexte: Jesaja 65,17-25; Matthäus 13,44-46<br />

Predigttext: Matthäus 13,44<br />

Liedtext<br />

Wo Menschen <strong>sich</strong> vergessen, die Wege verlasen<br />

<strong>und</strong> neu beginnen, ganz neu<strong>…</strong><br />

Wo Menschen <strong>sich</strong> verschenken, die Liebe bedenken<br />

<strong>und</strong> neu beginnen, ganz neu<strong>…</strong><br />

Wo Menschen <strong>sich</strong> verbünden, den Hass überwinden<br />

<strong>und</strong> neu beginnen, ganz neu<strong>…</strong><br />

<strong>…</strong><strong>da</strong> <strong>berühren</strong> <strong>sich</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong>, <strong>da</strong>ss<br />

Frieden werde unter uns.<br />

Th. Laubach, 1989; GB 568<br />

I<br />

„Da <strong>berühren</strong> <strong>sich</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong><strong>…</strong>“, haben<br />

wir im Refrain vorhin gesungen. „Da <strong>berühren</strong><br />

<strong>sich</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong><strong>…</strong>“. In diesen wenigen<br />

Worten steckt <strong>da</strong>s ganze Evangelium! Mit den<br />

Worten Jesu: „Das <strong>Himmel</strong>reich ist nahe!“ (Matthäus<br />

4,17 1 ) Und an anderer Stelle: „Das Reich<br />

Gottes ist zu euch gekommen“ (12,28). Diese<br />

drei Formulierungen sagen nichts anderes, als<br />

<strong>da</strong>ss Gott seinen <strong>Himmel</strong> verlassen hat <strong>und</strong> auf<br />

die <strong>Erde</strong> herunter gestiegen ist. In Jesus ist<br />

Gott zu uns herunter gekommen, ist der <strong>Himmel</strong><br />

auf die <strong>Erde</strong> gekommen. In Jesus berührt<br />

der <strong>Himmel</strong> die <strong>Erde</strong>!<br />

Was steckt <strong>da</strong>hinter? Dahinter steckt Gottes<br />

grosse Sehnsucht nach seiner Welt, nach seinen<br />

Geschöpfen, nach uns Menschen, nach dir<br />

<strong>und</strong> mir. Dahinter steckt sein Wille, mit all seinen<br />

Geschöpfen zusammen zu sein. Dahinter<br />

steckt seine unverbrüchliche Liebe, die seine<br />

Geschöpfe niemals aufgibt, sondern ihnen in<br />

jedem Augenblick ganz nah ist. Dahinter steckt<br />

<strong>da</strong>s brennende Herzensanliegen Gottes, den<br />

Graben zwischen seiner Schöpfung <strong>und</strong> ihm,<br />

zwischen uns Menschen <strong>und</strong> ihm endlich zuzuschütten,<br />

den Abstand zwischen <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Erde</strong> zu überwinden.<br />

Darum Jesus. Und die Botschaft: ‚Der <strong>Himmel</strong><br />

ist nahe; der <strong>Himmel</strong> ist zu euch gekommen‘. In<br />

Jesus kommt Gott auf uns zu <strong>und</strong> streckt uns<br />

1 Die genannten Bibelstellen beziehen <strong>sich</strong> alle auf <strong>da</strong>s Mat-<br />

thäusevangelium.<br />

seinen <strong>Himmel</strong> entgegen mit der Einladung:<br />

Nehmt! Er ist für euch, gratis, es ist ein Geschenk!<br />

Damals hat Jesus begonnen, ihn zu<br />

verschenken, ganz handfest <strong>und</strong> spürbar – er<br />

heilte Kranke <strong>und</strong> befreite vom Bösen Gefangene.<br />

‚Wenn ich Dämonen austreibe, <strong>da</strong>nn ist<br />

doch <strong>da</strong>s Reich Gottes, der <strong>Himmel</strong> zu euch<br />

gekommen‘, erklärte er einmal. Die Geheilten<br />

<strong>und</strong> Befreiten sind im Moment, als sie geheilt<br />

<strong>und</strong> befreit wurden mit dem <strong>Himmel</strong> in Berührung<br />

gekommen. In diesem Augenblick hat für<br />

sie ein neues Leben begonnen.<br />

II<br />

In Jesus ist also die <strong>Erde</strong> mit dem <strong>Himmel</strong> in<br />

Berührung gekommen. Aber was geschieht<br />

eigentlich, wenn der <strong>Himmel</strong> die <strong>Erde</strong> berührt?<br />

Was passiert, wenn die <strong>Erde</strong> mit dem <strong>Himmel</strong><br />

in Kontakt kommt? Viele Gleichnisse, die Jesus<br />

erzählt hat, berichten <strong>da</strong>von. Einmal erzählte er<br />

<strong>da</strong>s Folgende – wir haben es in der Lesung<br />

bereits gehört:<br />

„Mit dem <strong>Himmel</strong>reich ist es wie mit einem<br />

Schatz, der in einem Acker vergraben war<br />

<strong>und</strong> von einem Mann entdeckt wurde. Der<br />

Mann freute <strong>sich</strong> so sehr, <strong>da</strong>ss er, nachdem<br />

er den Schatz wieder vergraben hatte, alles<br />

verkaufte, was er besass, <strong>und</strong> <strong>da</strong>für den<br />

Acker kaufte“ (13,44).<br />

Im Mittelpunkt dieses Gleichnisses stehen zum<br />

einen der Schatz <strong>und</strong> zum anderen die Reaktion<br />

des Mannes, der ihn entdeckt hat. Zuerst<br />

zum Schatz: Interessanterweise beschreibt<br />

Jesus nicht sein Aussehen oder seine Eigenschaften<br />

oder seine Grösse oder seinen Wert.<br />

All <strong>da</strong>s wissen wir nicht. All <strong>da</strong>s ist unwichtig.<br />

Was Jesus beschreibt, ist die Wirkung des<br />

Schatzes, <strong>da</strong>s was seine Entdeckung auslöst.<br />

Das ist <strong>da</strong>s Thema.<br />

Jesus gibt also nicht Auskunft <strong>da</strong>rüber, wie <strong>da</strong>s<br />

<strong>Himmel</strong>reich beschaffen ist, sondern <strong>da</strong>rüber,<br />

was geschieht, wenn es entdeckt wird, was<br />

geschieht, wenn der <strong>Himmel</strong> die <strong>Erde</strong> berührt.<br />

Jesus lenkt den Blick seiner HörerInnen auf die<br />

Kraft des Schatzes, auf die Dynamik, die von<br />

ihm ausgeht <strong>und</strong> auf <strong>da</strong>s, was nachher passiert.<br />

1


Nämlich, er löst im Finder eine gewaltige Freude<br />

aus, eine riesige Begeisterung <strong>und</strong> den<br />

Wunsch, diesen Schatz zu haben, koste es,<br />

was es wolle. Und so setzt der Finder alle Hebel<br />

in Bewegung <strong>und</strong> geht <strong>und</strong> verkauft alles,<br />

was er hat, <strong>und</strong> kauft den Acker mit dem<br />

Schatz. Dieser Schatz ist so wertvoll <strong>und</strong> löst<br />

eine so riesige Freude aus, <strong>da</strong>ss für ihn in diesem<br />

Moment alles andere seine Bedeutung<br />

verliert, <strong>da</strong>ss er alles andere vergisst, wie es<br />

scheint inklusive seinen Bedürfnissen nach<br />

einem Dach über dem Kopf <strong>und</strong> zu Essen, <strong>und</strong><br />

sein ganzes bisheriges Leben über den Haufen<br />

wirft – wegen diesem Schatz. Kurz <strong>und</strong> gut,<br />

dieser Schatz wird zum Zentrum seines Lebens,<br />

zur Mitte. Von jetzt an dreht <strong>sich</strong> alles<br />

andere um ihn.<br />

Wie gesagt, dieser Schatz meint <strong>da</strong>s <strong>Himmel</strong>reich.<br />

So eine Kraft, sagt Jesus, hat der <strong>Himmel</strong>.<br />

Was mit ihm in Berührung kommt, wird<br />

neu <strong>und</strong> gut! Z. B. eben werden manche Menschen<br />

geheilt <strong>und</strong> frei. Übrigens, was für andere<br />

Erfahrungen Menschen machen, die mit dem<br />

<strong>Himmel</strong> in Berührung kommen, hören wir in der<br />

Predigtreihe ab dem 27. Februar: „Am Puls<br />

Gottes – Gott erfahren“. Wo der <strong>Himmel</strong> die<br />

<strong>Erde</strong> berührt, machen wir Erfahrungen, die <strong>da</strong>s<br />

Leben auf dieser <strong>Erde</strong> gut machen, weil der<br />

<strong>Himmel</strong> Gott selber ist in seiner Güte <strong>und</strong> Liebe,<br />

die nichts anderes will, als <strong>da</strong>ss unser Leben,<br />

<strong>da</strong>s Leben aller ein Gutes ist <strong>und</strong> gelingt<br />

<strong>und</strong> zu einem guten Ziel kommt, ja, <strong>da</strong>ss die<br />

Welt als Ganze neu wird <strong>und</strong> zu einem guten<br />

Ziel kommt.<br />

III<br />

Jetzt zum Finder. Seine Reaktion ist ja unglaublich.<br />

Dieser verkauft einfach alles, was er hat.<br />

Eigentlich müssten wir doch sagen: Der ist verrückt!<br />

Das ist eine Kurzschlusshandlung. Alles<br />

verkaufen?! Aber es geht nicht <strong>da</strong>rum, ob er<br />

nach unserem Verständnis sinnvoll handelt. Es<br />

ist ja ein Gleichnis. Der entscheidende Punkt<br />

ist, <strong>da</strong>ss er diesen Schatz zu seiner Lebensmitte<br />

macht <strong>und</strong> von jetzt an alles <strong>da</strong>ran ausrichtet.<br />

Sein Leben ist gut, weil nun der <strong>Himmel</strong>, <strong>da</strong>s,<br />

was Ewigkeitswert hat, <strong>da</strong>s Zentrum ist <strong>und</strong><br />

seinem Leben Ausrichtung gibt.<br />

In diesem Gleichnis geht es um Hingabe <strong>und</strong><br />

um die Frage, woran geben wir uns hin. Wir<br />

Menschen sind auf Hingabe angelegt. Wir wollen<br />

uns an etwas hingeben. An etwas, <strong>da</strong>s<br />

grösser ist als wir selbst, an etwas, <strong>da</strong>s ausserhalb<br />

von uns ist <strong>und</strong> uns so fasziniert, so hinreisst,<br />

<strong>da</strong>ss wir uns <strong>da</strong>ran verlieren.<br />

Es gibt eine widersprüchliche Erfahrung in unserem<br />

Leben: Es wird viel über Selbstfindung<br />

diskutiert <strong>und</strong> alles Mögliche angeboten, um<br />

<strong>sich</strong> selbst zu finden. Aber – <strong>und</strong> <strong>da</strong>s ist eben<br />

<strong>da</strong>s Widersprüchliche – wir finden uns selbst<br />

immer <strong>da</strong>, wo wir uns an etwas verlieren. Wir<br />

finden uns <strong>da</strong>, wo wir uns an etwas verlieren<br />

können, <strong>da</strong>s uns zutiefst hinreisst <strong>und</strong> fasziniert.<br />

Wir finden uns in der Hingabe an etwas,<br />

was uns erfüllt.<br />

Wo wir etwas entdecken, an <strong>da</strong>s wir uns verschenken,<br />

an <strong>da</strong>s wir uns hingeben können,<br />

erfahren wir unser Leben als sinnvoll. Oder<br />

habt ihr schon einmal ein frisch verliebtes Paar<br />

gesehen, <strong>da</strong>s eng umschlungen auf einer Parkbank<br />

sitzt <strong>und</strong> klagt: ‚Oh je, es ist alles so sinnlos!‘?<br />

Liebe – die wohl grossartigste <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

waghalsigste Form der Hingabe – erfüllt<br />

unser Leben mit Sinn.<br />

Hingabe heisst, <strong>da</strong>ss ein Mensch durch etwas<br />

Faszinierendes, <strong>da</strong>s grösser ist als er selbst,<br />

<strong>da</strong>zu verlockt wird, <strong>sich</strong> loszulassen <strong>und</strong> sein<br />

Leben <strong>da</strong>ran zu verschwenden. Wenn Hingabe<br />

gelingt, wenn wir uns an etwas verloren haben,<br />

<strong>da</strong>nn stellt <strong>sich</strong> in aller Regel etwas sehr Schönes<br />

ein: grosse Freude, tiefes Glück, Lebenslust.<br />

Und <strong>da</strong>nach sehnen wir uns doch?<br />

Es gibt ein schönes Bildwort für die Hingabe<br />

unserer ganzen Person – ‚sein Herz verlieren‘.<br />

Herz meint unsere Personmitte, unser Denken,<br />

Fühlen, Wollen, Handeln. Wir möchten etwas<br />

finden, <strong>da</strong>s uns so hinreisst, <strong>da</strong>ss wir uns ganz<br />

<strong>da</strong>ran verschenken können, rückhaltlos <strong>und</strong><br />

<strong>da</strong>uerhaft. Erst wer sein Herz verliert, hat <strong>sich</strong><br />

ganz gef<strong>und</strong>en. Etwas ganz Ähnliches sagte ja<br />

einmal Jesus, nämlich ‚wer sein Leben verliert,<br />

wird es gewinnen‘. Erst wer sein Herz verliert,<br />

hat <strong>sich</strong> ganz gef<strong>und</strong>en. Wo mein Herz ist, <strong>da</strong><br />

ist nämlich auch mein Zuhause, <strong>da</strong> gehöre ich<br />

hin.<br />

Jetzt ist selbstverständlich entscheidend, woran<br />

ich mein Herz verliere. In Jesu Gleichnis ist es<br />

der Schatz. Der Finder hat sein Herz <strong>da</strong>ran<br />

verloren. Er war von diesem Schatz hin <strong>und</strong><br />

weg. Dieser Schatz hat ihn zutiefst fasziniert.<br />

Dieser Schatz hat alle seine Ge<strong>da</strong>nken erfüllt.<br />

Er hat nur noch von diesem Schatz geträumt.<br />

Er war seine ganze Triebkraft.<br />

Jesus sagt mit diesem Gleichnis: ‚Verliert euer<br />

Herz an den <strong>Himmel</strong>! Der <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> nur der<br />

<strong>Himmel</strong> soll euer ganzes Denken, Wollen, Fühlen<br />

<strong>und</strong> Handeln erfüllen. Macht es wie der<br />

Mann im Gleichnis! Macht den <strong>Himmel</strong> zu eurer<br />

Lebensmitte.‘<br />

Jetzt ist unser Herz unteilbar; es kann <strong>sich</strong> nicht<br />

gleichzeitig an verschiedene Dinge verlieren.<br />

2


Entweder oder. Darum will der <strong>Himmel</strong> unser<br />

Herz ganz. Entweder oder. Damit ist eine grosse<br />

Verheissung verb<strong>und</strong>en. Wer es aber wagt<br />

<strong>und</strong> sein Herz nicht zurück behält, sondern<br />

ganz verschenkt, <strong>sich</strong> ganz vergisst vor lauter<br />

Freude am <strong>Himmel</strong>, <strong>sich</strong> hingibt an den <strong>Himmel</strong>,<br />

wird erleben, wie <strong>sich</strong> in seinem Leben<br />

<strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong> <strong>berühren</strong>. Oder mit den Worten<br />

des Liedes: Wer <strong>sich</strong> vergisst, wer vorgespurte<br />

Wege verlässt, wer ganz neu anfängt,<br />

erlebt, wie <strong>sich</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong> <strong>berühren</strong>.<br />

Das tat der Mann, der den Schatz im Acker<br />

gef<strong>und</strong>en hat: er hat <strong>sich</strong> vergessen, vorgespurte<br />

Wege verlassen <strong>und</strong> ganz neu angefangen.<br />

Das Gleichnis lädt uns ein, es ebenso zu machen,<br />

<strong>und</strong> alles, aber auch wirklich alles auf<br />

eine Karte zu setzen, auf den <strong>Himmel</strong>.<br />

IV<br />

In Jesus streckt uns Gott den <strong>Himmel</strong> entgegen,<br />

<strong>und</strong> wer <strong>sich</strong> in seiner Freude hingibt an<br />

den <strong>Himmel</strong>, wird im eigenen Leben erfahren:<br />

Da <strong>berühren</strong> <strong>sich</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong>. Jetzt gibt<br />

es aber eine gefährliche Tendenz: Wer einmal<br />

<strong>Himmel</strong>sluft geschnuppert hat, möchte am<br />

liebsten immer <strong>Himmel</strong>sluft schnuppern – gerade<br />

auch in der Frömmigkeit, z. B. in der Anbetung,<br />

wo man die <strong>Erde</strong> mit ihren Problemen<br />

gerne ausklammert.<br />

Wir haben in uns einen Zug nach oben. Aber<br />

Gott hat einen Zug nach unten, zu denen, die<br />

im Dreck sitzen. Denn Gott ist ein „heruntergekommener“<br />

Gott. Und wer bei diesem Gott bleiben<br />

will, muss seinen Blick auf die <strong>Erde</strong> richten,<br />

sonst übersieht er ihn plötzlich. Gott ist nicht<br />

nur <strong>da</strong>, wo frische <strong>Himmel</strong>sluft die <strong>Erde</strong> durchweht<br />

<strong>und</strong> <strong>da</strong>s Atmen ring macht. Er ist <strong>da</strong>, wo<br />

<strong>da</strong>s Atmen schwer geht, weil es stinkt. Darum<br />

schickt er die, die sein <strong>Himmel</strong>sluft geatmet<br />

haben, auch in <strong>da</strong>s Stickige der Welt.<br />

Hingabe an den <strong>Himmel</strong> ist nicht nur eine Herzensangelegenheit.<br />

Hingabe ist auch eine Sache<br />

der Hände <strong>und</strong> Füsse, will konkret werden<br />

im Tun. Hingabe ist nicht nur eine Sache des<br />

Lobpreises am Sonntag, sondern heisst zupacken<br />

am Werktag. Hingabe an den <strong>Himmel</strong><br />

muss zur Hingabe an die <strong>Erde</strong> werden. Wer mit<br />

dem <strong>Himmel</strong> in Verbindung bleiben will, muss<br />

mit der <strong>Erde</strong> verb<strong>und</strong>en bleiben, weil Gott mit<br />

ihr verb<strong>und</strong>en bleibt.<br />

‚Ins <strong>Himmel</strong>reich kommt, wer den Willen meines<br />

Vaters tut‘, hat Jesus einmal gesagt, <strong>und</strong> er<br />

forderte seine NachfolgerInnen auf zu tun, was<br />

gerecht ist. Und <strong>da</strong>s ist <strong>da</strong>s, was jetzt notwendig<br />

ist, <strong>da</strong>s im Augenblick „Not-Wendende“,<br />

soweit es mir möglich ist. Nein, ich muss mir<br />

nicht <strong>da</strong>s ganze Elend der Welt aufladen. Diese<br />

Last trägt Christus. Aber er beteiligt mich <strong>da</strong>ran.<br />

Wie <strong>da</strong>s aussehen könnte, erzählt Jesus ebenfalls<br />

in einer eindrücklichen Geschichte. Dort<br />

sagt ein König zu den einen:<br />

„Kommt her, ihr seid von meinem Vater gesegnet!<br />

Nehmt <strong>da</strong>s Reich in Besitz... Denn<br />

ich war hungrig, <strong>und</strong> ihr habt mir zu essen<br />

gegeben; ich war durstig, <strong>und</strong> ihr habt mir zu<br />

trinken gegeben<strong>…</strong>“<br />

Ich war fremd, <strong>und</strong> ihr habt mich aufgenommen;<br />

ich hatte nichts anzuziehen, <strong>und</strong> ihr habt<br />

mir Kleider gegeben; ich war krank, <strong>und</strong> ihr habt<br />

euch um mich gekümmert, usw.<br />

Dann werden ihn die Gerechten fragen: ›Herr,<br />

wann haben wir dir <strong>da</strong>s alles getan? Die Antwort<br />

des Königs:<br />

„Ich sage euch: Was immer ihr für einen<br />

meiner Brüder getan habt – <strong>und</strong> wäre er<br />

noch so gering geachtet gewesen –, <strong>da</strong>s<br />

habt ihr für mich getan“ (25,34ff).<br />

Merkt ihr? Da <strong>berühren</strong> <strong>sich</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong>.<br />

Wo Menschen am eigenen Leben erfahren haben,<br />

wie <strong>sich</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong> <strong>berühren</strong>, <strong>und</strong><br />

durch ihre Worte <strong>und</strong> Taten, durch ihre Hingabe<br />

mit Herz <strong>und</strong> Händen an <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong> auf<br />

den hinweisen, in dem <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong> <strong>sich</strong><br />

<strong>berühren</strong>: Jesus Christus, <strong>da</strong> wird es immer<br />

wieder neu geschehen – ganz nach der Art, wie<br />

es unser Lied formuliert:<br />

Wo Menschen <strong>sich</strong> verschenken, die Liebe<br />

bedenken <strong>und</strong> neu beginnen, ganz neu<strong>…</strong><br />

Wo Menschen <strong>sich</strong> verbünden, den Hass<br />

überwinden <strong>und</strong> neu beginnen, ganz neu, <strong>da</strong><br />

<strong>berühren</strong> <strong>sich</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong>, <strong>da</strong>ss Frieden<br />

werde unter uns.<br />

Amen.<br />

4. Februar 2011<br />

Pfr. Stefan Zürcher<br />

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