Berufe Casting - Dasa
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Unterrichtskurzplanung entwickelt vom Fachseminar Sozialwissenschaften; Studienseminar DORTMUND I,<br />
Seminar GHRGe + Sekundarstufe I; Leitung: M. Schubert<br />
1.1 Thema der Reihe: „Da mach ich (nicht) mit" – Kuriositäten in der Berufswelt<br />
und im Schulumfeld, die Widerspruch provozieren und eine eigene Meinung fordern<br />
1.2 Ziele der Reihe: Die Schülerinnen und Schüler (SuS) sollen zu Besonderheiten<br />
in der Berufswelt und Schulumfeld Stellung beziehen, indem sie Impulstexte studieren,<br />
Pro- und Contra-Argumente ableiten und in einer Fishbowl-Diskussion eine<br />
Meinung vertreten.<br />
2. Didaktisch-methodische Überlegungen:<br />
Ein Chef, der vor Arbeitsbeginn die Toiletten der Mitarbeiter putzt? Das klingt unglaublich,<br />
entspricht aber der Philosophie des japanischen Multimillionärs Kagiyama.<br />
Seine Einstellung findet Nachahmer und in seiner eigenen Firma leistet ein Großteil<br />
der Mitarbeiter freiwillig soziale Dienste von zwei und mehr Stunden. Warum tun sie<br />
das? Kann die Motivation von Kagiyama ein Modell für andere Arbeits- und Lebensbereiche<br />
sein? An der japanischen Schule in Hamburg jedenfalls gehört die Sauberhaltung<br />
der Räumlichkeiten durch die Lernenden zur täglichen „Pflicht“. In Hildesheim<br />
dagegen sind die Motive für die Verpflichtung der Schüler andere, die Stadt<br />
muss sparen. (Material 1)<br />
Per <strong>Casting</strong> zur Lehrstelle? <strong>Casting</strong>-Shows sind im Privatfernsehen beliebte Publikumsmagneten.<br />
Nach der ersten Staffel DSDS hat sich dieses Format im Abendprogramm<br />
etabliert und konterkariert sich zunehmend selbst. Für die Begeisterten bedeutet<br />
ein <strong>Casting</strong> möglicherweise die Chance ihres Lebens zu erhalten. Sie können ein<br />
bisher nicht erkanntes Talent zeigen, erzielen öffentliche Aufmerksamkeit für ihre<br />
Person, eine Beachtung ihrer Leistungen oder werden zur Lachnummer. Die Suche<br />
nach einem Ausbildungsplatz wie eine Talentshow zu betrachten, erscheint mehr als<br />
fragwürdig. Telegen zu sein, ist in den meisten <strong>Berufe</strong>n keine Schlüsselqualifikation.<br />
Dieses erfuhr auch die Firma Media Markt. Nach heftiger Kritik an ihrem Azubi-<br />
<strong>Casting</strong> gestaltete sie das Auswahlverfahren um und verzichtete auf Medienpräsenz.<br />
(Material 2)<br />
Die Kampagne „Lidl sucht den Super-Azubi“ ist ein weiteres Beispiel für die Verquickung<br />
von Werbeinteressen und Ausbildungsplatzangebot. Besteht die Welt nur noch<br />
auf Superhelden? (Material 3)<br />
Die Welt ist bunt und es gibt immer wieder neue Entwicklungen und Ereignisse, die<br />
zum Nachdenken Anlass geben. Mehr noch, sie fordern eine eigene Meinung heraus.<br />
Dieser fruchtbare Moment des Bildungsprozesses soll in den hier angeregten Sequenzen<br />
für spannende Diskussionen im Klassenraum sorgen. Die Palette der Themen ist<br />
beliebig erweiterbar. Auch wesentlich einfacher gestrickte Fälle, Situationen in denen<br />
eine Entscheidung zwischen verschiedenen Positionen gefragt ist, bieten sich an. Alles,<br />
was sich im Umfeld der Schule tut und die SuS unmittelbar betrifft, ist spannend<br />
(Material 4 - 6). Das Phasierungsmodell lässt sich jederzeit übertragen. Und alles,<br />
was in Politik und Gesellschaft kontrovers ist, erfährt im Unterricht eine Entsprechung<br />
und wird kontrovers diskutiert.<br />
Seite - 1 - ©DASA/Sheppi2009
Im Rahmen der Konfrontation wird ein Fall vorgestellt. Die vorgegebene Situation<br />
wird geklärt, die zugrundeliegende Problematik benannt. Die Verallgemeinerung des<br />
Exempels kann die Dimension noch verdeutlichen. „Was wäre, wenn dieser Fall zur<br />
Regel würde?“ Die Vorbereitung der Diskussion ist kurz gehalten. Notwendige Hintergrundinformationen<br />
erhalten die SuS durch einen Text.<br />
Im Mittelpunkt des Unterrichts steht die Diskussion. Die Fish-Bowl-Methode (siehe<br />
Methodenblatt) ist einfach und schnell einsetzbar. Wie die Erfahrung zeigt, bekommt<br />
die Diskussion eine eigene Dynamik. Vorstellungen von der Zukunft, Meinungen zu<br />
Fehlentwicklungen der Gegenwart treten offen zu Tage. Die SuS erfahren den Unterricht<br />
als Möglichkeit, lebensbedeutsame Fragen kontrovers zu diskutieren. Der Streit<br />
mit Worten fordert sie heraus, auch zukünftig kritisch Position zu beziehen und nicht<br />
alles mitzumachen, was trendy ist. Diskutieren im Unterricht ist ein wichtiger Beitrag<br />
zur Emanzipation.<br />
Viel Vergnügen!<br />
3. Phasierung der Unterrichtseinheit:<br />
„Da mach ich (nicht) mit"<br />
Phase Schwerpunkt<br />
Organisation Einweisung in die Methode „Fish-Bowl-Diskussion“<br />
Konfrontation Vorstellung des Fallbeispiels<br />
optional<br />
Positionierung<br />
Durchführung eines Stimmungsbarometers<br />
Information Bearbeitung eines Sachtextes zu Hintergründen<br />
optional<br />
Vorbereitung<br />
Klärung von Argumenten und Entwicklung einer Diskussionsstrategie<br />
in Kleingruppen<br />
Disputation Durchführung der Fish-Bowl-Diskussion<br />
Reflexion<br />
optional<br />
Resolution<br />
Rückblick und Bewertung der Diskussion und des Verhaltens<br />
der Kontrahenten (Regelkonformität)<br />
Inhaltliche Nachbereitung – Gewichtung der Argumente<br />
und Durchführung einer Abstimmung<br />
Seite - 2 - ©DASA/Sheppi2009
Methodenblatt - Fishbowl Name: Datum:<br />
Was ist eine Diskussion im<br />
Fischglas?<br />
Die Fishbowl-Diskussion stellt eine einfache<br />
Alternative zur Podiumsdiskussion dar. Sie ist<br />
besonders gut geeignet für Streitfragen und offene<br />
Diskussionsprozesse in großen Gruppen<br />
(ab ca. 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern – kurz TN).<br />
Der Grundgedanke des Fishbowls –manchmal auch Blüte<br />
genannt- ist eine Stellvertreterdiskussion. Vertreter der Pround<br />
Contra-Seite sitzen einander im Innenkreis gegenüber.<br />
Das ist das Fischglas. Während sie diskutieren, schaut und<br />
hört der Rest der Gruppe zu.<br />
Der Innenkreis besteht aus 4 oder 6 Personen. Pro und Contra<br />
sitzen am besten abwechselnd, um das Gespräch gleichmäßg<br />
zu verteilen.<br />
Abb1: Grundform<br />
Häufig werden vor der Diskussion in meinungsgleichen Gruppen<br />
Argumente vorbereitet. Die Gruppen entsenden dann einen Vertreter.<br />
Welche Regeln gibt es?<br />
Die Zeit ist begrenzt. Ist die vereinbarte Zeit abgelaufen, wird wirklich Schluss<br />
gemacht.<br />
Diskutiert wird bei der Grundform nur im Innenkreis. Es kann eine Variante<br />
vereinbart werden, die Ausnahmen zulässt.<br />
Es gibt keine Moderation. Die Diskussion im Fischglas ist ein Selbstläufer.<br />
Es werden keine Reden gehalten. Es soll miteinander gestritten werden.<br />
Im Fischglas sind alle gleichberechtigt. Die Kontrahenten achten auf eine<br />
ausgewogenen Verteilung von Redeanteilen.<br />
Alle üblichen Gesprächsregeln haben volle Gültigkeit.<br />
Variante 1: Die Personen diskutieren das anstehende Thema in der Mitte des großen Kreises.<br />
Wenn eine Person aus dem Außenkreis etwas sagen will oder eine der TN<br />
in der Mitte nichts mehr sagen will, kann ein Platz in der Mitte neu besetzt werden.<br />
Variante 2: Das Doppeln: hinter jeder Person in der Mitte steht eine weitere Person und<br />
bringt Argumente oder verteidigt. Hierbei könnte man auch von Souffleuren<br />
sprechen. Den Plätzen in der Mitte wird abwechselnd Pro und Contra zugeordnet.<br />
Variante 3: Ein oder zwei Stühle stehen zusätzlich im Kreis. Wer<br />
mitreden will, setzt sich auf einen leeren Stuhl und<br />
geht wieder, wenn er/sie nichts mehr zu sagen weiß.<br />
Dieses ist eine gute Gelegenheit um wichtige Einzelpositionen<br />
einzubinden oder zu kurz gekommene<br />
Aspekte nochmals zu akzentuieren, sie hilft Redeängste<br />
abzubauen, da ein Rückzug jederzeit möglich<br />
ist.<br />
Variante 4: Zur Entscheidungsfindung kann aus dem Innenkreis<br />
ein Vermittlungsausschuss. werden. Auch die TN au-<br />
Abb2: Variante 3<br />
ßerhalb des Fischglases sitzen in kleineren Gruppen oder besser Fraktionen.<br />
Jede Fraktion hat eine Person in der Mitte. Durch Entsenden einer anderen Person<br />
können immer wieder neue Überlegungen und Positionen in die Mitte gebracht<br />
werden. Entschieden ist etwas dann, wenn eine Einigung im Vermittlungsausschuss<br />
erreicht ist.<br />
©DASA/Sheppi 2009
M1 –Chefallüren Name: Datum:<br />
Da mach ich (nicht) mit!<br />
Toiletten putzen für die innere Schönheit?<br />
Das Auslandsmagazin Kompass stellt im Dezember 2008 den japanischen<br />
Multimillionär Kagiyama vor. Er beginnt seinen Arbeitstag<br />
auf der Toilette. Zusammen mit seinen Mitarbeitern putzt er hier so<br />
gründlich, dass zusätzliches Reinigungspersonal nicht mehr gebraucht<br />
wird. Putzen am Arbeitsplatz beruhigt, das hatten ihm seine<br />
Eltern mit auf den Weg gegeben.<br />
"Ich glaube, dass Menschen in einer sauberen<br />
und schönen Umgebung auch selbst innerlich<br />
schöner werden. Um glaubwürdig zu sein,<br />
musste ich natürlich selbst mit dem Putzen<br />
anfangen", meint Shuzaburo Kagiyama.<br />
Seine Angestellten kommen zwei Stunden vor<br />
der Arbeit, umsonst und viele jeden Tag. Sie<br />
©BR - Multimillionär Kagiyama<br />
putzt eigenhändig die Toiletten in<br />
seiner Werkstatt<br />
folgen der Lebensphilosophie ihres Chefs: Durch Putzen reinigt der<br />
Mensch seine Seele, er wird bescheiden, rücksichtsvoll, aufmerksam<br />
und ausgeglichen. Der ständige Kontakt mit Schmutz und<br />
Dreck habe ihm geholfen, trotz Reichtum auf dem Teppich zu bleiben,<br />
sagt Kagiyama. Die Menschen sollten mehr an ihre Pflichten<br />
und weniger an ihre Rechte denken… Der 75-jährige Firmengründer<br />
lehrt seine Philosophie auf Vorträgen und in Werbevideos. Er preist<br />
die soziale Wirkung: In kollektiv putzenden Nachbarschaften sinke<br />
die Kriminalität, Problemklassen würden beim Putzen Motivation<br />
und vor allem Teamgeist entdecken. Das ist für Shuzaburo Kagiyama<br />
wichtig, auch für den Erfolg in der Firma. Er stammt aus ärmlichen<br />
Verhältnissen, heute hat er ein Unternehmen mit 2 600 Mitarbeitern<br />
und Filialen in ganz Japan, auch im Ausland.<br />
Sollte seine Autowerkstatt-Kette wegen der Weltwirtschaft in die<br />
Krise geraten, ist Shuzaburo Kagiyama nicht bange. Wenn andere<br />
panisch werden, bleibt er gelassen. Seine innere Ruhe findet er<br />
beim Saubermachen. Der Musterchef hat viele Bewunderer, weil er<br />
nicht nur erfolgreich sondern auch bescheiden ist.<br />
Filmautor: Mario Schmidt/NDR - 03.12.2008 für die Redaktion Kompass<br />
Quelle: http://www.br-online.de (Zugriff 21.05.2009)<br />
Aufgaben:<br />
1. Was hältst du von der Philosophie Shuzaburo Kagiyamas?<br />
2. Shuzaburo Kagiyama vertritt die Meinung, dass Problemklassen beim Putzen<br />
Motivation und vor allem Teamgeist entdecken würden. Führt eine Pro-<br />
Contra-Diskussion in Form einer Fishbowl zur Frage „Sollen Klassen ihre<br />
Klassenräume selber putzen?“ durch. (siehe Methodeblatt)<br />
©DASA/Sheppi2009
M2 –Lehrstellencasting Name: Datum:<br />
Da mach ich (nicht) mit!<br />
Per <strong>Casting</strong> zur Lehrstelle?<br />
Auf der Suche nach jungen Verkaufstalenten hat Media Markt sich etwas<br />
einfallen lassen: Ein Azubi-<strong>Casting</strong>. Nach einer umstrittenen Premiere<br />
in Bremen unter den Augen der Medien gab es nun eine zweite<br />
Veranstaltung in Köln - diesmal mit geändertem Konzept.<br />
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Wer bekommt den Ausbildungsplatz?<br />
Ein Rückblick: Am 6. November 2004 fand<br />
im Bremen zum ersten Mal ein Azubi-<br />
<strong>Casting</strong> des Konzerns Media Markt statt.<br />
50 junge Kandidaten präsentierten sich<br />
vor den Augen der Jury auf einer Bühne,<br />
Kameras verschiedener Fernsehsender<br />
zeichneten jede Bewegung auf. Der Hälfte<br />
der Jugendlichen sollte am Ende der Veranstaltung<br />
ein Ausbildungsplatz winken.<br />
Konzern-Sprecher Bernhard Taubenberger<br />
sprach gegenüber wdr.de von einem "ausgesprochen<br />
positiven Echo". Aber an Kritikern<br />
mangelte es nicht. So sprach der<br />
Bielefelder Jugendforschers Klaus Hurrelmann<br />
von einer "plumpen, grenzwertigen<br />
Werbeaktion", zu der Jugendliche und ihre<br />
Not missbraucht würden. Kommentar von<br />
Vera Lange, bei der IHK Köln für Aus- und<br />
Weiterbildung zuständig: "Die jungen Leute<br />
stehen in dieser öffentlichen Situation<br />
viel stärker unter Druck als bei einem<br />
normalen Bewerbungsverfahren."<br />
"Ähnlich wie ein Assessment Center"<br />
Bei der zweiten Auflage des <strong>Casting</strong>s in<br />
Köln wurde auf Medienpräsenz verzichtet.<br />
Die 39 geladenen Jugendlichen hatten<br />
vier Aufgaben zu absolvieren: einen<br />
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schriftlichen Test in punkto Allgemeinbildung,<br />
15 Ausrüstungsgegenstände für die<br />
Situation "Seenot" nach Wichtigkeit sortieren,<br />
eine Begründung für diese Rangfolge<br />
geben und der Jury je ein Produkt<br />
ihrer Wahl verkaufen.<br />
Media Markt-Sprecher Taubenberger äußerte<br />
sich überzeugt davon, dass die Möglichkeit,<br />
sich über mehrere Stunden hinweg<br />
zu präsentieren, den Jugendlichen<br />
eher gerecht würde als das klassische<br />
Vorgehen bei der Bewerbung um eine<br />
Lehrstelle. Dem stimmte die IHK-<br />
Mitarbeiterin Lange zu. Sie fand es zudem<br />
positiv, dass "darauf abgestellt wurde,<br />
was für den Beruf relevant ist und die<br />
Noten der jungen Bewerber bei diesem<br />
<strong>Casting</strong> außen vor blieben." Für Jugendforscher<br />
Hurrelmann klang die Aktion in<br />
der Domstadt "schon viel seriöser" als die<br />
in Bremen. Denn sie ähnele dem heute<br />
weit verbreiteten Verfahren des Assessment<br />
Centers. Viele Firmen setzen dieses<br />
Verfahren bei der Rekrutierung von Führungs-<br />
und Nachwuchskräften ein, um das<br />
Verhalten einer Gruppe von Kandidaten in<br />
konkreten Situationen auszutesten.<br />
Quelle: http://www.wdr.de/themen/wirtschaft/jobs_und_mehr/lehrstellencasting/index.jhtml (Zugriff 10.06.2009)<br />
Aufgaben:<br />
Das nebenstehende Plakat zeigt, dass Media Markt<br />
nicht das einzige Unternehmen ist, welches im Rahmen<br />
ihrer Öffentlichkeitsarbeit das <strong>Casting</strong> entdeckt<br />
hat. Für die Zielgruppe bedeutet es jedoch mehr als<br />
Werbung.<br />
1. Wie findest du die Idee mit dem <strong>Casting</strong>? <strong>Casting</strong>-<br />
Shows sind im Fernsehen ja total angesagt, ist<br />
dieses Auswahlverfahren für die Azubis-Suche geeignet?<br />
2. Lege dir Argumente für deine Position zurecht. Notiere<br />
sie auf Karteikarten.<br />
Bildquelle: www.heimrich-hannot.de<br />
©DASA/Sheppi2009
M3 –Super-Azubis Name: Datum:<br />
Da mach ich (nicht) mit!<br />
Es müssen schon Super-Azubi sein?<br />
Offensiv um Auszubildende wirbt auch die Firma Lidl. Am 24. Januar 2005 startete der deutsche<br />
Discounter eine TV-Kampagne mit dem Titel "Lidl sucht den Superazubi". Erklärtes Ziel<br />
des Konzerns: Sich sympathisch und als einen attraktiven, modernen Ausbildungsbetrieb zu<br />
präsentieren und neu geschaffene Lehrstellen zu besetzen. "Ausbildungsplätze im Einzelhandel<br />
sind nicht so sexy", sagte Sybille Wacker, Mitarbeiterin bei Lidls PR-Agentur. Flotte Fernseh-<br />
Spots kommen dagegen gut an, oder wie es Ralph Gallers von der Arbeitsagentur Köln formulierte:<br />
"Beim Wort '<strong>Casting</strong>' spitzen alle die Ohren." Das könnte dem Lidl-Konzern, dem Mitarbeiter-Schikane<br />
vorgeworfen wird, nicht ungelegen kommen.<br />
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Quelle: http://www.wdr.de/themen/wirtschaft/jobs_und_mehr/lehrstellencasting/index.jhtml (Zugriff 10.06.2009)<br />
04.02.2005 Lidl sucht<br />
den Superazubi<br />
Hamburg - Bereits<br />
seit einigen Tagen<br />
sendet Lidl drei verschiedene<br />
Spots auf<br />
RTL II, Viva und<br />
MTV. Flankiert wird die Fernsehoffensive<br />
von einem entsprechenden Internetauftritt.<br />
Mit der Kampagne will sich Lidl als Ausbildungsbetrieb<br />
darstellen. Unter dem Motto<br />
"Superazubi" lädt der Discounter Nachwuchskräfte<br />
zum "<strong>Casting</strong>" ein. Der Konzern<br />
hatte bereits Anfang Dezember angekündigt,<br />
in diesem Jahr 1600 zusätzliche<br />
Lehrstellen bereitstellen zu wollen…<br />
Lidl schickt SUPERAZUBI ON TOUR<br />
„SUPERAZUBI ON TOUR“ ist eine … Ausbildungsaktion,<br />
die das Handelsunternehmen<br />
Lidl 2006 ins Leben gerufen hat.<br />
Das Besondere: Über 450 angehende<br />
Einzelhandelskaufleute, Verkäufer und<br />
Verkäuferinnen leiten zwei Wochen lang<br />
mehr als 30 Lidl-Filialen einer Region und<br />
unterstützen die Tätigkeiten in den<br />
Auslieferungslagern und Verwaltungen der<br />
Regionalgesellschaften. Die Teams aus<br />
ganz Deutschland übernehmen eigenverantwortlich<br />
das gesamte Tagesgeschäft –<br />
von der Warenbestellung über die Perso-<br />
Aufgaben:<br />
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Einstieg in die Fernsehwerbung<br />
Mit der TV-Kampagne beschreitet der Neckarsulmer<br />
Händler neue Wege bei der<br />
Werbung. Lidl wie auch der Erzkonkurrent<br />
Aldi haben bislang keine Spots im Fernsehen<br />
geschaltet.<br />
Der aktuelle Vorstoß dürfte daher besonders<br />
in der Werbebranche mit Interesse<br />
verfolgt werden, da sich Lidl und Aldi zuletzt<br />
eine wahre Werbeschlacht lieferten.<br />
Mit einem Werbeetat von 334 Millionen<br />
Euro konnte Lidl dabei den Wettbewerber<br />
Aldi 2004 abhängen, der 245 Millionen<br />
Euro in die Reklame steckte. Dass einer<br />
der beiden Discounter nun auf Fernsehen<br />
setzt, dürfte bei den Werbern Hoffnungen<br />
auf neue Aufträge wecken.<br />
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,340359,00.html (Zugriff 10.06.2009)<br />
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25<br />
nalplanung bis zum Kassenabschluss. Dabei<br />
lernen die Azubis unter realen Bedingungen,<br />
worauf es<br />
bei der Arbeit im Einzelhandel<br />
ankommt:<br />
Verantwortungsbewusstsein,<br />
Teamgeist<br />
und Fairness.<br />
Mit „SUPERAZUBI ON<br />
TOUR“ möchte Lidl<br />
seine Auszubildenden<br />
fördern und Ihnen die Möglichkeit geben,<br />
schon früh Verantwortung zu übernehmen.<br />
Quelle: Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG - www.superazubi.de (Zugriff 10.06.2009)<br />
1. Welche Fernsehsender wählte Lidl zur Ausstrahlung der Werbespots?<br />
Warum gerade die?<br />
2. Worum geht es Lidl neben der Azubi-Werbung noch?<br />
3. Was hältst du von der Vorgehensweise? Lege dir Argumente für<br />
deine Position zurecht. Notiere sie auf Karteikarten.<br />
©DASA/Sheppi2009
M4 – Big-Brother Name: Datum:<br />
Da mach ich (nicht) mit!<br />
Big Brother im Schulbus<br />
Ein Schulbezirk in den USA hat sich ein neues Mittel im Kampf gegen Schulschwänzer<br />
einfallen lassen: Anhand von Überwachungschips sollen Eltern feststellen<br />
können, ob ihr Kind wirklich in den Schulbus gestiegen ist – oder sich<br />
lieber anderswo herumtreibt.<br />
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Ein Schulbezirk in den USA stattet Schultaschen<br />
mit RFID-Chips aus. Damit können<br />
Eltern verfolgen, ob ihre Kinder im<br />
Schulbus sitzen oder sich anderswo herumtreiben.<br />
Das Pilotprojekt startet mit 80 Schülern<br />
der Aquidneck School im US-Bundesstaat<br />
Rhode Island, meldet der Nachrichtendienst<br />
"NaturalNews". Die Identifikationsnummern<br />
der Schüler werden in die RFID-<br />
Chips programmiert. Lesegeräte kommen<br />
in zwei Schulbusse. Die Standorte der<br />
Busse werden über GPS erfasst und ebenfalls<br />
übermittelt.<br />
Eltern oder Mitarbeiter der Schule sollen<br />
anschließend auf der Web-Seite der Lehranstalt<br />
verfolgen können, ob ein bestimmtes<br />
Kind tatsächlich den Bus bestiegen<br />
hat und wo dieses sich gerade aufhält.<br />
Weil das System durch ein am Projekt<br />
beteiligtes Unternehmen kostenlos bereitgestellt<br />
wird, war nach Angabe von NaturalNews<br />
keine Zustimmung durch die Ethik-Kommission<br />
von Rhode Island erforderlich.<br />
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Die Bürgerrechtsorganisation American<br />
Civil Liberties Union kritisierte den Plan<br />
als einen Einbruch in die Privatsphäre der<br />
Kinder und als zusätzliches Sicherheitsrisiko.<br />
Der Schulbezirk ermöglichte es Eltern<br />
in der Vergangenheit bereits, Informationen<br />
über die Anwesenheit ihrer Kinder<br />
und das gewählte Mittagessen zu bekommen.(cid/bön)<br />
Kinder im Schulbus: Besorgte Eltern können im<br />
Internet kontrollieren, ob ihre Nachwuchs wirklich<br />
auf dem Weg zur Schule sind. (Foto: dpa)<br />
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/732/444470/text/ - 19.06.2008 (Zugriff 10.06.09)<br />
Aufgaben:<br />
In Deutschland scheiterten die meisten Formen von Überwachung am Einspruch<br />
von Datenschutzbeauftragten. In einer Pilotphase erprobte jedoch das<br />
Land Brandenburg Videoüberwachung in Schulbussen. Auslöser war die zunehmende<br />
Gewalt und der Vandalismus auf dem Weg zur Schule.<br />
1. Wie findest du die Idee mit den RFID-Chips im Ranzen? Wäre das Modell<br />
auch für Schulschwänzer in Deutschland sinnvoll?<br />
2. Wieso meldet sich eine Bürgerrechtsbewegung zu Wort? Was haben Datenschutzbeauftragte<br />
für Gründe, gegen jede Form von elektronischer Überwachung<br />
zu sein?<br />
3. Lege dir Argumente für deine Position zurecht. Notiere sie auf Karteikarten.<br />
©DASA/Sheppi2009
M5 – Pusten am Schultor Name: Datum:<br />
Da mach ich (nicht) mit!<br />
Pusten am Schultor?<br />
Vollrausch schon am Vormittag: In den USA testen Lehrer ihre Schüler schon<br />
vor dem Unterricht auf Alkohol. Auch eine deutsche Schule greift hart durch.<br />
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Eigentlich sind die Abschlussbälle an amerikanischen<br />
Highschools der Höhepunkt<br />
des Jahres. … Doch in letzter Zeit sind die<br />
sogenannten Proms nicht mehr besonders<br />
gutbesucht. Grund sind die systematisch<br />
durchgeführten Alkoholtests, die immer<br />
mehr Schulen an der Eingangstür der Aula<br />
durchführen. In Smoking oder dem kleinen<br />
Schwarzen muss jeder Schüler pusten.<br />
Wer Alkohol getrunken hat, der darf<br />
nicht mitfeiern.<br />
Partyfotos mit Bierflaschen<br />
Auch Schüler, die in den Tests nicht negativ<br />
auffallen, beschweren sich über dieses<br />
Vorgehen. "Es ist demütigend, an seinem<br />
eigenen Abschlussball so behandelt zu<br />
werden", zitiert die New York Times aufgebrachte<br />
Jugendliche. "Warum können<br />
uns die Lehrer nicht einfach vertrauen?"<br />
Seitdem viele Schulen noch einen Schritt<br />
weiter gehen und die Alkoholkontrollen<br />
auch vor oder im Unterricht durchführen,<br />
ist das Klima vollends vergiftet. Eltern<br />
müssen der Schule in Verträgen zusichern,<br />
dass das Zuhause ihrer Kinder auf<br />
Geburtstagen eine alkoholfreie Zone ist.<br />
Mitgliedern der Highschool-Sportmannschaften,<br />
von denen auf Internetseiten<br />
wie MySpace oder Facebook Partyfotos<br />
mit Bierflaschen kursieren, droht der Ausschluss<br />
aus den Teams….<br />
Mit Bierflasche durch die Innenstadt<br />
Auch in Deutschland wird …über strengere<br />
Gesetze diskutiert. Lehrer aller Schulformen<br />
berichten übereinstimmend, der Umgang<br />
mit Alkohol habe sich in den vergangenen<br />
Jahren stark verändert: Das<br />
Problembewusstsein sinke, die Trinker<br />
würden immer jünger. Nachmittags begegnen<br />
den Pädagogen Schüler in den<br />
Innenstädten, die mit einer Bierflasche<br />
herumlaufen. …<br />
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Promille-Tests nach amerikanischem<br />
Vorbild also auch in Deutschland?…<br />
Jugendschutz vor Freiheit<br />
Im Zweifelsfall müsse die Schule abwägen<br />
zwischen dem Eingriff in die Persönlichkeitsrechte<br />
des Schülers und dem Jugendschutz.<br />
"Schule und Elternhaus haben<br />
eine Erziehungs- und Begleitungspflicht<br />
bis ins Erwachsenenalter", erklärt<br />
Helga Ulbricht [von der staatlichen Schulberatung<br />
in Bayern]. "Vor gefährlichen<br />
Dingen wie Alkohol müssen wir die Kinder<br />
schützen. Da steht der Jugendschutz an<br />
erster Stelle und vor der persönlichen<br />
Freiheit der Kinder."<br />
Besonders hervorgetan<br />
mit rigiden<br />
Kontrollen und<br />
hartem Durchgreifen<br />
hat sich das<br />
private Internat<br />
Schloss Salem am<br />
Bodensee. Bereits<br />
seit sechs Jahren<br />
werden Schüler<br />
Schüler bei der Alkoholkontrolle<br />
(Foto: ap)<br />
bei Auffälligkeiten nicht nur auf Alkohol<br />
getestet. Stichprobenartig führen die Erzieher<br />
der Schule auch Urintests durch,<br />
um Haschisch, Kokain, oder Ecstasy entdecken<br />
zu können. Bei Auffälligkeiten<br />
senden sie die Probe an ein Labor für genauere<br />
Untersuchungen…<br />
Das Internat hat sich mit derartigen Maßnahmen<br />
bereits den Ruf einer Aufbewahrungsanstalt<br />
für die verzogenen Nachkommen<br />
der Elite erworben. Jeder Schüler<br />
wird vor Aufnahme in die Schule über<br />
diese Maßnahmen in Kenntnis gesetzt,<br />
seine Eltern müssen einen sogenannten<br />
Drogenvertrag unterschreiben, in dem sie<br />
sich mit den Tests einverstanden erklären…<br />
Quelle: Julia Bönisch für http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/644/439387/text/3/ 17.04.2008 (Zugriff 10.06.09)<br />
siehe auch Philipp Mausshardt: Lob der Freihet – Im Elite-Internat Schloss Salem am Bodensee gelten Regeln, die sich<br />
eine Elite niemals gefallen lassen würde. In taz, die tageszeitung vom 03.08.2007. Rubrik tazzwei. S.14<br />
Aufgaben:<br />
1. Ist Alkohol auch in euren Kreisen ein Problem? Was hältst du von den Maßnahmen?<br />
Wärst du bereit, einen solchen Drogenvertrag zu unterschreiben?<br />
2. Lege dir Argumente für deine Position zurecht. Notiere sie auf Karteikarten.<br />
©DASA/Sheppi2009
M5 – Pusten am Schultor (kurz) Name: Datum:<br />
Da mach ich (nicht) mit!<br />
Pusten am Schultor?<br />
Das Problembewusstsein sinkt. Die Trinker werden immer jünger.<br />
Auch Schulen in Deutschland ziehen Alkoholtests vor Unterrichtsbeginn<br />
nach dem Vorbild der USA in Erwägung.<br />
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Mit Bierflasche durch die Innenstadt<br />
In Deutschland wird …über strengere<br />
Gesetze diskutiert. Lehrer aller<br />
Schulformen berichten übereinstimmend,<br />
der Umgang mit Alkohol<br />
habe sich in den vergangenen<br />
Jahren stark verändert: Das Problembewusstsein<br />
sinke, die Trinker<br />
würden immer jünger. Nachmittags<br />
begegnen den Pädagogen<br />
Schüler in den Innenstädten, die<br />
mit einer Bierflasche herumlaufen.<br />
…<br />
Promille-Tests nach<br />
amerikanischem Vorbild<br />
auch in Deutschland?…<br />
Jugendschutz vor Freiheit<br />
Im Zweifelsfall müsse die Schule<br />
abwägen zwischen dem Eingriff in<br />
die Persönlichkeitsrechte des Schülers<br />
und dem Jugendschutz. "Schule<br />
und Elternhaus haben eine Erziehungs-<br />
und Begleitungspflicht<br />
bis ins Erwachsenenalter", erklärt<br />
Helga Ulbricht [von der staatlichen<br />
Schulberatung in Bayern]. "Vor<br />
gefährlichen Dingen wie Alkohol<br />
müssen wir die Kinder schützen.<br />
Da steht der Jugendschutz an erster<br />
Stelle und vor der persönlichen<br />
35<br />
40<br />
45<br />
50<br />
55<br />
60<br />
Freiheit der Kinder."<br />
Besonders hervorgetan mit rigiden<br />
Kontrollen und hartem Durchgreifen<br />
hat sich das private Internat<br />
Schloss Salem am Bodensee. Bereits<br />
seit sechs Jahren werden<br />
Schüler bei Auffälligkeiten nicht<br />
nur auf Alkohol getestet. Stichprobenartig<br />
führen die Erzieher der<br />
Schule auch Urintests durch, um<br />
Haschisch, Kokain, oder Ecstasy<br />
entdecken zu können. Bei Auffälligkeiten<br />
senden sie die Probe an<br />
ein Labor für genauere Untersuchungen…<br />
Das Internat hat sich mit derartigen<br />
Maßnahmen bereits den Ruf<br />
einer Aufbewahrungsanstalt<br />
für die<br />
verzogenen<br />
Nachkommen<br />
der Elite erworben.<br />
Jeder<br />
Schüler wird<br />
vor Aufnahme<br />
in die Schule<br />
Schüler bei der Alkoholkontrolle<br />
(Foto: ap)<br />
über diese Maßnahmen in Kenntnis<br />
gesetzt, seine Eltern müssen einen<br />
sogenannten Drogenvertrag unterschreiben,<br />
in dem sie sich mit den<br />
Tests einverstanden erklären…<br />
Quelle: Julia Bönisch für http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/644/439387/text/3/ 17.04.2008 (Zugriff 10.06.09)<br />
siehe auch Philipp Mausshardt: Lob der Freihet – Im Elite-Internat Schloss Salem am Bodensee gelten Regeln, die sich<br />
eine Elite niemals gefallen lassen würde. In taz, die tageszeitung vom 03.08.2007. Rubrik tazzwei. S.14<br />
Aufgaben:<br />
1. Ist Alkohol auch in euren Kreisen ein Problem? Was hältst du von den Maßnahmen?<br />
Wärst du bereit, einen solchen Drogenvertrag zu unterschreiben?<br />
2. Lege dir Argumente für deine Position zurecht. Notiere sie auf Karteikarten.<br />
©DASA/Sheppi2009
M6 – Schulschwänzer Name: Datum:<br />
Da mach ich (nicht) mit!<br />
Streichung des Kindergeldes für Schulschwänzer?<br />
Einen Stadtteil Berlins kennen viele, obwohl er nicht zu den besonderen Sehenswürdigkeiten<br />
der Stadt gehört. Der Stadtteil Berlin-Neukölln erwarb sich einen Namen<br />
durch die Berichterstattung der Medien über die „berüchtigte“ Rütli-Schule. Die Stadt<br />
pumpte viel Geld in eine Imagekampagne, Künstler und Kreative riefen Neukölln zum<br />
neuen Berliner Szeneviertel aus: Mit vereinten Kräften bemühte man sich, den Ruf als<br />
Schmuddel-Stadtteil der Nation wieder loszuwerden. Um Neukölln wurde es ruhig.<br />
Vor einem Jahr bringt die örtliche SPD den Bezirk zurück in die Schlagzeilen: Die Genossen<br />
wollen Eltern von Schulschwänzern hart bestrafen: mit Streichung des Kindergeldes<br />
und Führerscheinentzug.<br />
1<br />
5<br />
10<br />
15<br />
20<br />
25<br />
SPD-Politiker wollen rigider gegen die Eltern<br />
von Schulschwänzern vorgehen. Mit<br />
Führerscheinentzug und Streichung des<br />
Kindergeldes sollen diejenigen bestraft<br />
werden, deren Kinder wiederholt und für<br />
längere Zeit den Unterricht meiden. "Geht<br />
das Kind nicht zur Schule, dann kommt<br />
das Kindergeld nicht aufs Konto", heißt<br />
es…<br />
Mit den Parteifreunden und SPD-<br />
Schulsenator Jürgen Zöllner sind die Vorschläge<br />
noch nicht abgestimmt. "Sie<br />
könnten auf Irritationen stoßen", bekannte<br />
der Neuköllner SPD-Sprecher, Oliver<br />
Henschel... Die bildungspolitische Sprecherin<br />
der SPD im Parlament, Felicitas<br />
Tesch, ist den Vorschlägen gegenüber<br />
generell aufgeschlossen, kritisiert aber die<br />
Sanktionierung des Kindergeldes: "Das ist<br />
Blödsinn. Damit trifft man doch nur wieder<br />
die Falschen."<br />
Berlin hat vor einigen Jahren ein umfangreiches<br />
Programm gegen das Schulschwänzen<br />
entwickelt, mit Elterngesprächen<br />
über ein Bußgeld bis zur Eskorte<br />
30<br />
35<br />
40<br />
45<br />
50<br />
durch die Polizei zur<br />
Schulbank. Der Anteil<br />
der Kinder, die<br />
sich länger als 40<br />
Tage der Schulpflicht<br />
entziehen,<br />
bewegte sich vor<br />
zwei Schuljahren je nach Bezirk zwischen<br />
0 und 5 Prozent.<br />
Neukölln geht besonders drakonisch mit<br />
Schwänzern um, was nichts daran geändert<br />
hat, dass gerade die dortigen Hauptschulen<br />
besonders ungern aufgesucht<br />
werden: "Bis zu 20 Prozent der Schülerinnen<br />
und Schüler nehmen nur teilweise<br />
oder gar nicht am Unterricht teil", schreiben<br />
die Neuköllner Genossen. Wer Schule<br />
gewohnheitsmäßig schwänzt, steht in ihren<br />
Augen bereits mit einem Bein im Gefängnis:<br />
"Alle Intensivtäter Berlins haben<br />
ihre kriminelle Karriere als Schulverweigerer<br />
begonnen." Sie fordern unter anderem,<br />
auch Tugenden wie Pünktlichkeit und<br />
Pflichtbewusstsein in den Lehrplan aufnehmen…<br />
Quelle: ANNA LEHMANN. Schwänzen soll Luxus werden. In taz, die tageszeitung. 09.06.2008. RUBRIK: Berlin Aktuell;<br />
S. 21 und Julia Bönisch für http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/63/444800/text/ 10.06.2008 (Zugriff 10.06.09)<br />
Aufgaben:<br />
1. Ist Schulschwänzen auch in deinem Bekanntenkreis<br />
ein Thema? Wie stehst du dazu? Ist Schulschwänzen<br />
der erste Schritt in die Kriminalität?<br />
2. Was hältst du von den vorgeschlagenen Maßnahmen?<br />
3. Lege dir Argumente für deine Position zurecht. Notiere<br />
sie auf Karteikarten.<br />
Nachtrag: Der Antrag ist übrigens vom Landesparteitag am 11.10.2008<br />
in der Form nicht verabschiedet worden, sondern in einen SPD-<br />
Fachausschuss delegiert worden. Nur ein Kompromissvorschlag mit Teilen<br />
des Antrags wie `Einführung einer Kita-Pflicht´ und eine `Qualitätsoffensive´<br />
wurden verabschiedet.<br />
Titelseite einer Broschüre des<br />
Ministeriums für Kultus, Jugend und<br />
Sport Baden-Württemberg, Stuttgart<br />
Juli 2006<br />
©DASA/Sheppi2009
M6 – Schulschwänzer (kurz) Name: Datum:<br />
Da mach ich (nicht) mit!<br />
Streichung des Kindergeldes für Schulschwänzer?<br />
"Geht das Kind nicht zur Schule, dann kommt das Kindergeld nicht aufs Konto"<br />
1<br />
5<br />
10<br />
15<br />
20<br />
25<br />
30<br />
SPD-Politiker in Berlin-Neukölln wollen<br />
strenger gegen die Eltern von Schulschwänzern<br />
vorgehen. Dem Landesparteitag<br />
legen sie einen Antrag zur<br />
Entscheidung vor. Mit Führerscheinentzug<br />
und Streichung des Kindergeldes<br />
sollen diejenigen bestraft werden,<br />
deren Kinder wiederholt und für längere<br />
Zeit den Unterricht meiden.<br />
"Geht das Kind nicht zur Schule, dann<br />
kommt das Kindergeld nicht aufs Konto",<br />
heißt es…<br />
Mit den Parteifreunden … sind die Vorschläge<br />
noch nicht abgestimmt. "Sie<br />
könnten auf Irritationen stoßen", bekannte<br />
der Neuköllner SPD-Sprecher,<br />
Oliver Henschel... Die bildungspolitische<br />
Sprecherin der SPD im Parlament,<br />
Felicitas Tesch, ist den Vorschlägen<br />
gegenüber generell aufgeschlossen,<br />
kritisiert aber die Sanktionierung<br />
des Kindergeldes: "Das ist<br />
Blödsinn. Damit trifft man doch nur<br />
wieder die Falschen."<br />
Berlin hat vor einigen Jahren ein umfangreiches<br />
Programm gegen das<br />
Schulschwänzen entwickelt, mit Elterngesprächen<br />
über ein Bußgeld bis<br />
zur Eskorte durch die Polizei zur<br />
Schulbank. Der Anteil der Kinder, die<br />
sich länger als<br />
35<br />
40<br />
45<br />
50<br />
40 Tage der Schulpflicht entziehen,<br />
bewegte sich vor zwei Schuljahren je<br />
nach Bezirk zwischen 0 und 5 Prozent.<br />
Neukölln geht besonders drakonisch<br />
mit Schwänzern um, was nichts daran<br />
geändert hat, dass gerade die dortigen<br />
Hauptschulen besonders ungern<br />
aufgesucht werden: "Bis zu 20 Prozent<br />
der Schülerinnen und Schüler<br />
nehmen nur teilweise oder gar nicht<br />
am Unterricht teil", schreiben die<br />
Neuköllner Genossen. Wer Schule gewohnheitsmäßig<br />
schwänzt, steht in<br />
ihren Augen bereits mit einem Bein im<br />
Gefängnis: "Alle Intensivtäter Berlins<br />
haben ihre kriminelle Karriere als<br />
Schulverweigerer begonnen." Sie fordern<br />
unter anderem, auch Tugenden<br />
wie Pünktlichkeit und Pflichtbewusstsein<br />
in den Lehrplan aufnehmen…<br />
nach: ANNA LEHMANN. Schwänzen soll Luxus werden. In taz, die tageszeitung. 09.06.2008. RUBRIK: Berlin Aktuell; S.<br />
21 und Julia Bönisch für http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/63/444800/text/ 10.06.2008 (Zugriff 10.06.09)<br />
Aufgaben:<br />
1. Ist Schulschwänzen auch in deinem Bekanntenkreis<br />
ein Thema? Wie stehst du dazu? Ist Schulschwänzen<br />
der erste Schritt in die Kriminalität?<br />
2. Was hältst du von den vorgeschlagenen Maßnahmen?<br />
3. Lege dir Argumente für deine Position zurecht. Notiere<br />
sie auf Karteikarten.<br />
Nachtrag: Der Antrag ist übrigens vom Landesparteitag am 11.10.2008<br />
in der Form nicht verabschiedet worden, sondern in einen SPD-<br />
Fachausschuss delegiert worden. Nur ein Kompromissvorschlag mit Teilen<br />
des Antrags wie `Einführung einer Kita-Pflicht´ und eine `Qualitätsoffensive´<br />
wurden verabschiedet.<br />
Titelseite einer Broschüre des<br />
Ministeriums für Kultus, Jugend und<br />
Sport Baden-Württemberg, Stuttgart<br />
Juli 2006<br />
©DASA/Sheppi2009