Katholisches Wort in die Zeit 43. Jahr April 2012 - Der Fels
Katholisches Wort in die Zeit 43. Jahr April 2012 - Der Fels
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Raymund Fobes:<br />
Christus Salvator – unser Heiland und Erlöser<br />
Bettbrunn ist e<strong>in</strong> 200-Seelendorf,<br />
unweit vom bayerischen<br />
Ingolstadt gelegen. Zentrum<br />
des kle<strong>in</strong>en Weilers ist <strong>die</strong> überdimensionale<br />
Wallfahrtskirche, <strong>die</strong><br />
dem heiligen Salvator geweiht ist.<br />
Bettbrunn ist e<strong>in</strong>e der bedeutendsten<br />
Salvator-Wallfahrten <strong>in</strong> ganz Bayern.<br />
Viele Menschen haben hier schon<br />
Trost und Hilfe gefunden. Sogar das<br />
ehemalige bayerische Königshaus<br />
Wittelsbach pilgerte hierh<strong>in</strong>.<br />
„Salvator“ – das ist Jesus Christus,<br />
der Erlöser und Heiland. Das <strong>Wort</strong><br />
„Heiland“, das heute etwas <strong>in</strong> Vergessenheit<br />
geraten ist, kommt dem<br />
Namen „Salvator“ am nächsten, weil<br />
der Begriff mit dem late<strong>in</strong>ischen „salvare“<br />
zusammenhängt, was „heilen“<br />
bedeutet. Wenn wir von Jesus Christus<br />
als dem „Salvator“ sprechen, so<br />
drücken wir damit aus, dass er unser<br />
Heil will, also unser Bestes.<br />
Heiland und Herr<br />
Als „Salvator“ wird Jesus Christus<br />
<strong>in</strong> Bettbrunn aber auch mit den Insignien<br />
e<strong>in</strong>es Herrschers dargestellt. <strong>Der</strong><br />
Heiland ist gleichzeitig der Herr. Gerade<br />
<strong>in</strong> den heiligen <strong>Zeit</strong>en wie der<br />
Passions- und Osterzeit kann uns das<br />
wieder neu bewusst werden. Jesus ist<br />
Herr über Himmel und Erde, weil er<br />
Gottes Sohn ist. Aber er ist e<strong>in</strong> Herrscher,<br />
der sich uns zuwendet, der sogar<br />
Leiden und Tod nicht scheut, um<br />
uns zu erlösen.<br />
Wenn <strong>die</strong> Fastenzeit dazu auffordert,<br />
dass wir uns durch bewussten<br />
Verzicht auf manche Vergnügungen<br />
wieder mehr auf Christus konzentrieren,<br />
dann gibt sie uns damit auch<br />
<strong>die</strong> wertvolle Chance, dass wir uns<br />
von <strong>die</strong>sem Christus als Heiland und<br />
Erlöser wieder neu fasz<strong>in</strong>ieren lassen<br />
können. „Lass uns, o Herr, mit<br />
Geist und Leib das Werk der Buße<br />
freudig tun, dass wir den Übergang<br />
Gedanken zur Passions- und Osterzeit<br />
bestehn, zum Pascha, das ke<strong>in</strong> Ende<br />
kennt“, heißt es im Hymnus zur<br />
Vesper aus dem Stundengebet <strong>in</strong> der<br />
Fastenzeit. <strong>Der</strong> Hymnus drückt <strong>die</strong><br />
lange Erfahrung der Kirche aus. Nur<br />
wenn wir uns auf ihn und se<strong>in</strong> Leben<br />
als Mensch wirklich konzentrieren,<br />
werden wir das Heilswirken Gottes<br />
<strong>in</strong> Jesus Christus wirklich verstehen<br />
und aus ihm heraus leben. Und<br />
nur so werden wir „den Übergang<br />
bestehn“ zu dem „Pascha, das ke<strong>in</strong><br />
Ende kennt“, also dem Leben <strong>in</strong> der<br />
Geme<strong>in</strong>schaft mit Gott, jetzt und für<br />
alle <strong>Zeit</strong> bis <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ewigkeit.<br />
Vollmacht und H<strong>in</strong>gabe<br />
Die treffendste Kennzeichnung der<br />
Fasten- und Osterzeit entdecke ich<br />
immer wieder im Christushymnus<br />
aus dem Philipperbrief des heiligen<br />
Paulus, e<strong>in</strong> uraltes Bekenntnis der<br />
ersten Christen, den der Völkerapostel<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Schreiben e<strong>in</strong>geflochten<br />
hat: „Er war Gott gleich, hielt aber<br />
nicht daran fest, wie Gott zu se<strong>in</strong>,<br />
sondern er entäußerte sich und wurde<br />
wie e<strong>in</strong> Sklave und den Menschen<br />
gleich. Se<strong>in</strong> Leben war das e<strong>in</strong>es<br />
Menschen; er erniedrigte sich und<br />
war gehorsam bis zum Tod, bis zum<br />
Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott<br />
über alle erhöht und ihm den Namen<br />
verliehen, der größer ist als alle Namen,<br />
damit alle im Himmel, auf der<br />
Erde und unter der Erde / ihre Knie<br />
beugen vor dem Namen Jesu und jeder<br />
Mund bekennt: „Jesus Christus<br />
ist der Herr“ – zur Ehre Gottes, des<br />
Vaters“ (Phil 2,6-11).<br />
<strong>Der</strong> göttliche Jesus, also Gott<br />
selbst, wird Mensch, und nicht nur<br />
das, er wird zum Sklaven, zum Diener.<br />
In Gott s<strong>in</strong>d also Macht und H<strong>in</strong>gabe<br />
zugleich. Diese Bereitschaft,<br />
Macht aufzugeben und machtlos zu<br />
se<strong>in</strong>, sich den Menschen auszuliefern,<br />
hat nur e<strong>in</strong>en Grund: <strong>die</strong> Liebe<br />
zu den Menschen. Die Passion ist also<br />
<strong>die</strong> Geschichte e<strong>in</strong>er ganz großen<br />
Liebe – ja, <strong>die</strong> größte Geschichte der<br />
größten Liebe überhaupt. So tragisch<br />
<strong>die</strong>se Geschichte zunächst auszugehen<br />
sche<strong>in</strong>t, sie führt aber zu e<strong>in</strong>em<br />
unübertrefflichen „happy end“. Gott,<br />
der <strong>die</strong> größte Liebe ist, wird nicht<br />
vom Tod und Teufel besiegt. Ganz im<br />
Gegenteil: Er ist und bleibt am Ende<br />
der Sieger.<br />
Macht und Machtlosigkeit, Tod<br />
und Triumph, Selbstopfer und Sieg<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Gott also untrennbar verbun-<br />
den, und das, was alles verb<strong>in</strong>det, ist<br />
<strong>die</strong> Liebe. Das Wesen Gottes überw<strong>in</strong>det<br />
alle Gegensätze. Und vielleicht<br />
ist Gott auch deshalb für viele<br />
so schwer so begreifen – e<strong>in</strong>e Erfahrung,<br />
<strong>die</strong> bekanntlich schon Paulus<br />
gemacht hat, wenn er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Ersten<br />
Brief an <strong>die</strong> Kor<strong>in</strong>ther schreibt:<br />
„Wir … verkündigen Christus als<br />
den Gekreuzigten: für Juden e<strong>in</strong> empörendes<br />
Ärgernis, für Heiden e<strong>in</strong>e<br />
Torheit, für <strong>die</strong> Berufenen aber, Juden<br />
wie Griechen, Christus, Gottes Kraft<br />
und Gottes Weisheit.“ (1Kor1,23)<br />
100 DER FELS 4/<strong>2012</strong>