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Globalisierung - Realität und Ideologie.pdf - FEN

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3. Hilfloser Staat – ohnmächtige Politik?<br />

5<br />

♦ Neoliberale <strong>Globalisierung</strong>: unter Deckmantel der „Entpolitisierung“ weltweite<br />

Durchsetzung einer Politik im Interesse des Kapitals, Herrschaft des „Weltmarkts“<br />

über die Politik der Nationalstaaten <strong>und</strong> der internationalen Beziehungen<br />

♦ Bisherige Entwicklung seit den 70er Jahren gekennzeichnet durch politische<br />

Durchsetzung des neoliberalen Regimes über nationale Politiken <strong>und</strong> internationale<br />

Vereinbarungen <strong>und</strong> Institutionen („Washington Konsens“, WTO, IWF, WB, EU): Die<br />

Politik von gestern ist der „Sachzwang“ von heute<br />

♦ Die Rolle des (National)Staates. – vom Wohlfahrts- zum Wettbewerbsstaat:<br />

Unterwerfung der staatlichen Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzpolitik unter das Diktat der<br />

Weltmarktkonkurrenz durch Schaffung von günstigen Wettbewerbsbedingungen für<br />

das nationale Kapital (Lohn- <strong>und</strong> Sozialabbau, Steuersenkungen, „Deregulierung“ der<br />

Arbeitsbeziehungen, Abbau der staatlichen Organisation der Daseinsvorsorge,<br />

Schwächung der Gewerkschaften), der Standortbedingungen für das internationale<br />

Finanzkapital <strong>und</strong> für die Geldvermögensbesitzenden (Geldwertstabilität, Realzinsen),<br />

direkt oder durch Übertragung von wirtschafts- <strong>und</strong> finanzpolitischen<br />

Souveränitätsrechten auf internationale Institutionen (EU, EZB, WTO, IWF, WB)<br />

♦ Sozial-, Gleichstellungs-, Ökologie-, Entwicklungs-, Friedens- <strong>und</strong> Abrüstungspolitik<br />

werden dem untergeordnet <strong>und</strong> sind bestenfalls Residualpolitiken<br />

♦ Dabei geht es nicht um „weniger Staat“, sondern um einen anderen Staat: Der<br />

nationale Wettbewerbsstaat kann entgegen der neoliberalen Marktrhetorik nicht auf<br />

staatliche Eingriffsmöglichkeiten verzichten:<br />

• Garantieren der „harten“ <strong>und</strong> „weichen“ Infrastruktur, der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

(Eigentum!), von „Sicherheit <strong>und</strong> Ordnung“ <strong>und</strong> Prävention kollektiver<br />

Risiken im Innern<br />

• Ausbau der Möglichkeit zur „Intervention“ nach außen (Neomerkantilismus <strong>und</strong><br />

Militarisierung).<br />

• Demokratie <strong>und</strong> Bürgerrechte immer mehr als „bürokratische Hemmnisse“<br />

♦ Alternative nationalstaatliche Handlungsspielräume <strong>und</strong> Entscheidungen fallen dem<br />

Verdikt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, der Kapitalflucht, der Lohn<strong>und</strong><br />

Steuerkonkurrenz zum Opfer – internationale Kooperation für eine alternative<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Politik wird erst gar nicht angedacht (vgl. internationaler Aufruhr<br />

gegen Lafontaine 1998/99).<br />

♦ Demgegenüber bleibt festzuhalten: Die Nationalstaaten <strong>und</strong> die Politik stehen der<br />

internationalen ökonomischen Entwicklung nicht ohnmächtig gegenüber (sonst könnten<br />

sie sie ja auch nicht im neoliberalen Sinne unterstützen <strong>und</strong> fördern!), wirtschafts<strong>und</strong><br />

finanzpolitische Handlungsspielräume haben – wie die Geschichte der<br />

neoliberalen <strong>Globalisierung</strong>spolitik zeigt - immer bestanden <strong>und</strong> bestehen auch<br />

weiterhin, erst Recht für eine alternative internationale Koordinierung <strong>und</strong> Kooperation.<br />

Die finanzpolitischen Instrumente (Steuer-, Geld- <strong>und</strong> Zinspolitik) stehen z.T. auf<br />

nationalstaatlicher oder z.B. EU-Ebene zur Verfügung, können <strong>und</strong> müssen aber<br />

durch Kooperation <strong>und</strong> Koordination „internationalisiert“ werden.<br />

Die Behauptung der nationalstaatlichen Ohnmacht (vor allem aufgr<strong>und</strong> der<br />

Internationalisierung der Finanzmärkte) gegenüber den sozialen <strong>und</strong> ökologischen Folgen<br />

der <strong>Globalisierung</strong> ist Teil des entpolitisierenden, entdemokratisierenden TINA-<br />

Konzepts, vor allem im Interesse des international agierenden Kapitals <strong>und</strong> der<br />

Geldvermögensbesitzenden.

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