Wasserstadt Frauenfeld
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ABSCHIED AUS DEM STADTRAT<br />
«<strong>Frauenfeld</strong> hat sich bestens entwickelt»<br />
Stadtrat Alfred Pernet zieht Bilanz nach 16 Jahren in der Exekutive<br />
Bahnhof 2000, Paketpostzentrum und Umsetzung des Verkehrsrichtplans<br />
1991 bezeichnet Stadtrat Alfred Pernet als politische Meilensteine in seiner<br />
Amtszeit: «Ich erlebte in den vergangenen 16 Jahren die intensive Stadt -<br />
entwicklung von <strong>Frauenfeld</strong> hautnah mit. Die Veränderung des Stadtbildes<br />
mitzugestalten, war eine spannende und bereichernde Aufgabe», lautet seine<br />
positive Bilanz.<br />
FREDI MARTY<br />
Stadtrat Alfred Pernet, Vor -<br />
ste her der Abteilungen<br />
Hoch- und Tiefbau, verlässt<br />
den Stadtrat am 31. Mai<br />
2003 «mit einem lachenden und<br />
einem weinenden Auge». Der<br />
64-Jährige wird endlich mehr<br />
Zeit für seine Familie haben,<br />
Freundschaften pflegen und<br />
«Gesundheits sport» treiben.<br />
Andererseits hätte er das Pro -<br />
jekt F 21 «Ver kehrs ent las tung<br />
Innenstadt» gerne bis zur<br />
Volksabstimmung betreut.<br />
«Aber ich muss mir kein Denk -<br />
mal setzen», räumt er ein. Viel<br />
wichtiger sei, dass die F 21 die<br />
innerstädtischen Ver kehrs pro b -<br />
leme auf Jahrzehnte hinaus<br />
lösen werde, wie es der Ver -<br />
kehrsrichtplan aus dem Jahr<br />
1991 verlange.<br />
Schöne und strenge Jahre<br />
Als Alfred Pernet am 1. Juni<br />
1987 die Nachfolge seines freisinnigen<br />
Parteikollegen Peter<br />
FREDI MARTY<br />
Wenn Stadträtin Margrit<br />
Camenzind am 31.<br />
Mai 2003 in den Ru he -<br />
stand tritt, wird sie eine erfreuliche<br />
Bilanz ziehen können: «Ich<br />
konnte dazu beitragen, dass das<br />
Alters- und Pflegeheim der<br />
Stadt <strong>Frauenfeld</strong> für die<br />
Betagten ein schönes Zuhause<br />
ist.»<br />
Ihre ersten beiden Jahre im<br />
Stadt rat standen im Zeichen des<br />
Erweiterungsbaus der Pflege ab -<br />
teilung: Das Haus Ergaten<br />
wurde im Herbst 1993 fertig<br />
erstellt und im Frühling 1994<br />
offiziell eingeweiht. «Zusam -<br />
men mit Heimleiter Felix Wirth<br />
führte ich neue Betriebs struk -<br />
turen ein, die es dem Pflege -<br />
personal ermöglichen, die<br />
Bewoh nerinnen und Bewohner<br />
des Heims optimal zu betreuen»,<br />
betont Margrit Camenzind.<br />
Die Erwartungen an «die erste<br />
Frau im Stadtrat» seien hoch<br />
gewesen, doch das habe sie<br />
nicht beunruhigt: «1986 gelang<br />
Kramer antrat, stand er den<br />
Abteilungen Tiefbau und Kata -<br />
strophenhilfe (heute: Öffentliche<br />
Sicherheit) vor. «Es war ein<br />
Sprung ins kalte Wasser», erin -<br />
nert er sich an seine ersten Jahre<br />
im Stadtrat, die er als «die<br />
streng sten und schönsten» be -<br />
zeich net: «Die Kameradschaft<br />
hatte einen sehr hohen Stel len -<br />
wert. Auch wenn Beschlüsse<br />
erst nach harten sachpolitischen<br />
Auseinandersetzungen gefasst<br />
wurden, sassen wir nach der<br />
Stadt ratssitzung oftmals in<br />
gesel liger Runde beisammen.<br />
Der gute Teamgeist machte die<br />
grosse berufliche Belastung –<br />
Archi tekt, Stadtrat und später<br />
auch Kantonsrat – erträglicher.»<br />
An den Abstimmungskampf für<br />
den Bahnhof 2000 hat Alfred<br />
Per net die besten Erinnerungen.<br />
Zusammen mit Stadtammann<br />
Hans Bachofner war er an vielen<br />
Wochenenden «als Wander -<br />
pre di ger unterwegs» und opfer-<br />
mir als erste Frau im Thurgau<br />
der Sprung in den Nationalrat»,<br />
blickt die engagierte CVP-Frau<br />
auf ihre Politkarriere zurück.<br />
Ihre parlamentarischen Erfah -<br />
run gen, auch als Kantonsrätin,<br />
habe sie in der städtischen Exe -<br />
kutive einbringen können. Sie<br />
sei 1991 von ihren Kollegen gut<br />
aufgenommen worden und<br />
habe sich gefreut, als mit<br />
Christa Thorner im Sommer<br />
2001 eine zweite Frau in den<br />
Stadtrat einzog. «Frauen pflegen<br />
einen Führungsstil, der<br />
weni ger auf Hierachie ausgerichtet<br />
ist. Das tut einer Kol le gi -<br />
al behörde gut», findet Margrit<br />
Camenzind. Als Frau Vize -<br />
ammann ist sie seit dem 1. Juli<br />
2001 die offizielle Stellver tre -<br />
terin von Stadtammann Hans<br />
Bachofner.<br />
Im Spitex-Vorstand<br />
Die Entstehungsgeschichte des<br />
Vereins Spitexdienste Frauen -<br />
feld wird ihr als «schwerer<br />
te im Argumentenstreit gegen<br />
eine hartnäckige Gegnerschaft<br />
manch erholsame Stunde<br />
Schlaf. «Der Einsatz für dieses<br />
Jahrhundertprojekt hat sich<br />
gelohnt», ist er überzeugt: «Die<br />
Stadtentwicklung machte einen<br />
rasanten Sprung vorwärts.»<br />
Dank an Mitarbeiter<br />
Ein weiteres erfolgreiches Kapi -<br />
tel Stadtgeschichte schreibt<br />
Pernet dem Paketpostzentrum<br />
Brocken» in Erinnerung bleiben:<br />
«Der Zusammenschluss der<br />
Krankenpflege, Haushilfe und<br />
Hauspflege zu einem Verein<br />
gestaltete sich zäh und langwierig.<br />
Seit dem 1. Januar 1995 ist<br />
der Verein Spitexdienste tätig –<br />
eine gute Sache, die jedoch in<br />
personeller, finanzieller und<br />
organisatorischer Hinsicht<br />
immer wieder überarbeitet und<br />
optimiert werden musste.» Als<br />
Delegierte des Stadtrates ist<br />
Margrit Camenzind im Spitexvorstand<br />
mitverantwortlich,<br />
dass die spitalexterne Kranken-<br />
zu: «Dass wir diese rund 500<br />
Arbeitsplätze in die Kantons -<br />
hauptstadt holten, ist einem beispielhaften<br />
Teamwork zwischen<br />
den städtischen und kantonalen<br />
Ämtern zu verdanken.<br />
Rück blickend stelle ich fest,<br />
dass ich mich als Stadtrat stets<br />
auf gute Amtschefs und loyale<br />
Mitar beiter verlassen konnte.<br />
Ihnen möchte ich herzlich danken.»<br />
Auf Harmonie und Ausgleich<br />
und Gesundheitspflege in Frau -<br />
enfeld gut funktioniert.<br />
Griffiges Alterskonzept<br />
Dass sich das Betreute Wohnen<br />
an der Gerlikonerstrasse 4 als<br />
neue Wohnform bewährt hat,<br />
freut Margrit Camenzind be -<br />
sonders. Ihr liegt am Herzen,<br />
dass die betagten Menschen<br />
ihren Lebensabend möglichst<br />
selbstständig gestalten können.<br />
Dieses Anliegen ist auch in<br />
einem Alterskonzept enthalten,<br />
das sie dem Stadtrat im April<br />
vorlegen wird. «Gute Rahmen -<br />
bedacht, erreichte Pernet seine<br />
politischen Ziele vielleicht nicht<br />
immer auf dem direktesten<br />
Weg. «Ich versuche es lieber mit<br />
Diplomatie und Geduld. Den<br />
politischen Gegner niederzuwalzen,<br />
entspricht mir nicht, in<br />
Sachfragen bin ich jedoch hart<br />
und konsequent», charakterisiert<br />
er sich selbst.<br />
Niederlagen und<br />
Situationskomik<br />
Die grösste politische Nieder -<br />
lage sei für ihn die verlorene<br />
Abstimmung über die Ver län -<br />
gerung der Breitenstrasse im<br />
Jahr 1997 gewesen. Pernet<br />
selbstkritisch: «Im Tiefbauamt<br />
haben wir die emotionale Be -<br />
deu tung des Buebewäldlis<br />
unterschätzt.» Heute noch<br />
schmerzt ihn, dass die Ver -<br />
kehrsentlastung Ost nicht realisiert<br />
werden konnte. Gegner<br />
hätten ihm damals bescheinigt,<br />
dass er die Niederlage mit Fas -<br />
sung trage. Fassung und Humor<br />
bewahrte er auch, als er wegen<br />
einer fasnachtsreifen Klär -<br />
schlammaffäre vor Bezirks ge -<br />
richt stand oder dem Fehlalarm<br />
eines vermeintlichen Heiss luft -<br />
ballon-Absturzes aufsass. «Als<br />
Stadtrat gerät man zuweilen in<br />
komische Situationen», meint<br />
Pernet schmunzelnd.<br />
«Die Betagten fühlen sich wohl bei uns»<br />
Margrit Camenzind nahm am 1. Juni 1991 als erste Frau Einsitz im Stadtrat. Sie steht<br />
seit 12 Jahren der Abteilung Gesundheit vor; von 1995 bis 1999 führte sie zusätzlich<br />
die Abteilung Öffentliche Sicherheit. «Ich fing an mit dem Spatenstich für das Haus<br />
Ergaten des Alters- und Pflegeheims», erinnert sich Margrit Camenzind und fügt an:<br />
«Bevor ich aufhöre, lege ich dem Stadtrat ein zukunftsgerichtetes Alterskonzept vor.»<br />
ARMIN MENZI<br />
Stadtrat Alfred Pernet (rechts, zusammen mit Tiefbauamt-Chef Knud Hviid,<br />
vor dem Modell der F 21): «Das Amt war eine Lebensschule.»<br />
Stadträtin Margrit Camenzind zieht Bilanz nach 12 Jahren in der Exekutive<br />
Margrit Camenzind, als Frau Vizeammann Stellvertreterin von Stadt -<br />
ammann Hans Bachofner: «Ich denke, dass ich als Frau im Stadtrat<br />
ein paar Türen öffnen konnte.»<br />
FREDI MARTY<br />
bedingungen für Senioren in<br />
<strong>Frauenfeld</strong>», fasst sie Mass -<br />
nahmen und Empfehlungen<br />
zusammen. Die Gründung eines<br />
Seniorenrates gehört ebenso<br />
dazu wie die Schaffung einer<br />
Stelle für Altersfragen und bessere<br />
Informationen für Betagte.<br />
«Ausserdem werden wir in der<br />
zukünftigen Altersbetreuung<br />
vermehrt auf Freiwillige angewiesen<br />
sein», ergänzt sie.<br />
Sehr gute Zusamenarbeit<br />
Die Legislatur als Vorsteherin<br />
der Abteilung Öffentliche Si -<br />
cher heit empfand Margrit Ca -<br />
men zind als Bereicherung. Als<br />
Frau habe sie sich zuerst den<br />
Respekt in dieser «Männer do -<br />
mäne» erarbeiten müssen. Die<br />
Anschaffung einer Auto dreh -<br />
leiter für die Feuerwehr und die<br />
Schafrettungsaktion an der<br />
Hoch wasser führenden Thur<br />
sowie die sehr gute Zusam men -<br />
arbeit mit Feuerwehr, Zivil -<br />
schutz und Polizei bezeichnet<br />
sie als «Highlights» ihrer Amts -<br />
zeit. – Ab 1. Juni beginnt für<br />
Margrit Camenzind der offizielle<br />
Ruhestand: «Alles hat seine<br />
Zeit», meint sie gelassen. «Ich<br />
freue mich auf Theaterbesuche<br />
mit meinem Mann und unseren<br />
Zweitwohnsitz in Luzern.»