DER BIEBRICHER - Frank Hennig
DER BIEBRICHER - Frank Hennig
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Biebrich ist besser als Würzburg<br />
Beatrix Pfi sterer (31) fehlt nur<br />
noch wenig zum Glück. Und<br />
das, obwohl die junge Frau<br />
seit einem Autounfall vor zwölf<br />
Jahren schwerbehindert<br />
ist. Sie ist weitgehend<br />
auf den Rollstuhl<br />
angewiesen und<br />
als Folge eines<br />
Schädel-Hirn-Traumas<br />
gelingt es ihr<br />
nicht, Arbeiten in<br />
dem Tempo zu erledigen,<br />
wie es bei einem<br />
Gesunden üblich ist. Hell im<br />
Kopf und ehrgeizig ist Beatrix<br />
Pfi sterer. Und sie weiß, was sie<br />
will: keinen Arbeitsplatz auf<br />
dem zweiten, sondern einen<br />
auf dem ersten Arbeitsmarkt.<br />
„Erster Arbeitsmarkt“ ist die Bezeichnung<br />
für den „normalen“<br />
Arbeitsmarkt, auf dem Arbeits-<br />
und Beschäftigungsverhältnisse<br />
bestehen, die im Unterschied<br />
zum zweiten Arbeitsmarkt<br />
ohne Maßnahmen der aktiven<br />
Arbeitsmarktpolitik zustande<br />
gekommen sind. Um auf dem<br />
ersten Arbeitsmarkt tätig werden<br />
zu können, zog die Würzburgerin<br />
vor vier Jahren nach<br />
Wiesbaden. Denn bei dem in<br />
der Biebricher Rheingaustraße<br />
und in Raunheim ansässigen<br />
Verein A-BIS werden schwerbehinderte<br />
junge Menschen für<br />
den ersten Arbeitsmarkt ausgebildet.<br />
Im Mai wird Beatrix Pfi sterer<br />
ihre Abschlussprüfung zur<br />
Bürokauffrau ablegen. Danach<br />
will sie auf jeden Fall in Wiesbaden<br />
bleiben. „Hier geht man<br />
mit Behinderten viel toleranter<br />
um, als in Würzburg. Auch die<br />
Behinderte<br />
erhalten Chancen<br />
auf dem ersten<br />
Arbeitsmarkt<br />
22 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / MÄRZ 2009<br />
barrierefreien Busse sind klasse“,<br />
sagt sie.<br />
Während ihrer Ausbildung arbeitet<br />
Beatrix Pfi sterer im<br />
Büro von A-BIS und<br />
besucht die Berufsschule<br />
Schulze-<br />
Delitzsch. A-BIS<br />
(www.a-bis-ev.de)<br />
steht für „Arbeit<br />
– Beruf, Information<br />
und Soziales“.<br />
A-BIS e.V. hilft mit vielfältigen<br />
sozialpädagogischen<br />
Maßnahmen arbeitslosen Jugendlichen,<br />
Erwachsenen und<br />
Schwerbehinderten dabei, eine<br />
Chance auf dem Arbeitsmarkt<br />
zu erhalten. Der gemeinnützige<br />
Verein wurde 1999 gegründet<br />
und ist ein anerkannter<br />
Ausbildungsbetrieb, der unter<br />
anderem mit renommierten<br />
Unternehmen wie InfraServ<br />
Wiesbaden oder Fraport (<strong>Frank</strong>furter<br />
Flughafen) zusammenarbeitet.<br />
Initiatorin, Gründerin<br />
und Vorsitzende ist Hildegard<br />
Neiß. Zu den Ausbildungsberufen<br />
für schwerbehinderte<br />
Jugendliche zählen kaufmännische,<br />
technisch-gewerbliche<br />
und naturwissenschaftliche<br />
Berufe. Diese Ausbildungen fi nden<br />
im Biebricher Industriepark<br />
Kalle-Albert statt. Gemeinsam<br />
mit dem Evangelischen Verein<br />
Innere Mission (EVIM) wird<br />
auch eine Ausbildung in der<br />
Altenpfl ege angeboten. „Alle<br />
unsere Auszubildenden fi nden<br />
später einen Arbeitsplatz“, erklärt<br />
Hildegard Neiß, die nicht<br />
nur A-BIS leitet, sondern auch<br />
Ihr Ford Vertragspartner in Wiesbaden<br />
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„Hildes Jobbörse“. Sie vermittelt<br />
auf Radio Rheinwelle Ausbildungsplätze<br />
und Arbeit. Über<br />
das Netzwerk, das A-BIS in den<br />
vergangenen zehn Jahren zur<br />
Industrie, aber auch zu hessischen<br />
und Wiesbadener Institutionen<br />
aufbauen konnte, freut<br />
sich Neiß. Für den Verein A-BIS<br />
wünscht sie sich allerdings noch<br />
mehr Mitglieder.<br />
Bald ist es an der Zeit, eine Stelle<br />
für Beatrix Pfi sterer zu fi nden.<br />
Vor ihrem Unfall hatte sie eine<br />
Ausbildung zur Rettungsassistentin<br />
beim Bayerischen Roten<br />
Kreuz auf der Rettungswache<br />
Bad Kissingen begonnen. Ihr<br />
Traum wäre eine Stelle im Büro<br />
eines Rettungsdienstes oder eines<br />
ähnlichen Unternehmens.<br />
„Lohnabrechnungen, Krankheitsmeldungen,Terminplanung,<br />
Korrespondenz, E-Mails<br />
verschicken, das alles kann ich“,<br />
sagt sie selbstbewusst. In ihrer<br />
behindertengerechten Woh-<br />
Beatrix Pfi sterer fühlt sich in<br />
Wiesbaden wohl: „Hier geht<br />
man mit Behinderten viel<br />
toleranter um, als anderswo.“<br />
nung am Rande von Biebrich<br />
fühlt sich Beatrix Pfi sterer sehr<br />
wohl. Ihr Mann ist ihr aus Würzburg<br />
nachgezogen, so dass zu<br />
ihrem Glück nun wirklich nur<br />
noch eines fehlt: der passende<br />
Job. (sst)<br />
A-BIS e.V. hat sich die folgenden Aufgaben zum Ziel gesetzt:<br />
• Förderung der Jugendpfl ege und Jugendfürsorge, der Berufsbildung<br />
und der Fürsorge für Behinderte<br />
• Beratung und Information für Jugendliche zu Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten<br />
• Beratungsarbeit zur Vermittlung von Praktikantenstellen,<br />
Ausbildungsplätzen und Arbeitsplätzen<br />
• Ausbildung von schwerbehinderten Jugendlichen im ersten<br />
Arbeitsmarkt<br />
• Streetwork in Familien, Schulen, Jugendtreffs.<br />
Der Mitgliedsbeitrag beträgt 5,50 Euro pro Monat, 66 Euro im<br />
Jahr. Er ist im vollen Umfang als Spende abzugsfähig. Weitere<br />
Infos im Internet unter www.a-bis-ev.de oder telefonisch unter<br />
(0611) 7243725.<br />
SUSANNE STAUß