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FHA Frauenheilkunde aktuell

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21/4/2012<br />

Betr.: Ich will nicht reden, lieber sag ich was.<br />

Mit dieser Aussage wirbt ein norddeutscher Bierhersteller für sein Produkt.<br />

Auf großformatigen Plakaten sieht man einen gutaussehenden jungen Mann, der eine Flasche<br />

Bier in der Hand hält. Darunter steht in großen Lettern: „Ich will nicht reden, lieber sag ich<br />

was.“<br />

Es geht gar nicht um die Assoziationen, die individuell durchaus unterschiedlich sein können.<br />

Der Satz stellt fest: Reden und Sagen sind etwas verschiedenes. Das war nicht immer so.<br />

In der Antike war die Rede ein Kunstform, nichts wäre peinlicher gewesen als eine nichtssagende<br />

Rede zu halten. Auch heute erwarten wir von der Rede eine Aussage. Wir haben uns<br />

aber daran gewöhnt, dass man reden kann ohne etwas zu sagen. „Zieh dich schon mal aus wir<br />

müssen reden. Mach dich schon mal frei für‘s diskutiern“, singt die Gruppe Krümel.<br />

Reden = Talk (Smalltalk). Offenbar hat sich im Sprachgefühl etabliert, dass Reden eher durch<br />

die Form, das Sagen eher durch den Gehalt geprägt ist. Oder anders ausgedrückt, das Reden<br />

ist belanglos, das Gesagte beeindruckt.<br />

Aber wenn das Gesagte Emotionen anspricht, wird es nachhaltig in Erinnerung bleiben.<br />

Cicero war der Ansicht, dass der Inhalt einer Rede schnell vergessen wird, die Form des<br />

Vortags jedoch lange in Erinnerung bleibt. Die Neuroradiologen können das mittlerweile<br />

beweisen. Die neuen Magnetresonanz­Tomografen (7 Tesla MRT) sind in der Lage mit<br />

großer Präzision neuronale Aktivitäten im Gehirn mit hoher räumlicher Auflösung darzustellen<br />

und so die ausgelösten Emotionen auch in der Erinnerung sichtbar zu machen.<br />

Sinneseindruck und Erinnerung sind stark abhängig von Emotionen. In Erkenntnis dieses<br />

Zusammenhangs zwischen Emotion und Wahrnehmung spielen vor allem die „Headliner“ der<br />

Boulevardblätter und Werbetexter grandios auf dieser Klaviatur. Sie versuchen jede Aussage<br />

so zu formulieren, dass sie Emotionen auslöst. Als der medizinischen Wissenschaft verpflichtetes<br />

Magazin muss die „<strong>Frauenheilkunde</strong> <strong>aktuell</strong>“ den Sachinhalten den Vorzug geben<br />

und dennoch schwingt in mancher Überschrift die Sehnsucht nach der emotionalen Aufmerksamkeit<br />

unserer Leserinnen und Leser mit.<br />

Die Herausgeber<br />

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Betrifft

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