Bildungsort Familie - Université de Fribourg
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Briefing Paper 5: Betreuungsmuster und ihr<br />
Einfluss auf die kindliche Entwicklung<br />
Kaum ein Thema hat in letzter Zeit die Gemüter<br />
so erregt wie die Frage, ob eine familienergänzen<strong>de</strong><br />
Betreuung und damit die mütterliche Berufstätigkeit<br />
einem Vorschulkind scha<strong>de</strong>n. Die<br />
Diskussion war und ist dabei stark von Vorurteilen<br />
geprägt. Obwohl wir uns als pluralistische<br />
Gesellschaft rühmen, ist es offenbar kaum möglich,<br />
unterschiedliche Auffassungen vom ‚richtigen<br />
<strong>Familie</strong>nleben’ nebeneinan<strong>de</strong>r bestehen zu<br />
lassen. Nicht zuletzt verkörpern die politischen<br />
Parteien die enorme Polarität, welche dieser<br />
Frage zu Grun<strong>de</strong> liegt.<br />
Im FRANZ-Projekt hat uns die ‚Betreuungsfrage‘<br />
jedoch vor allem aus zwei Grün<strong>de</strong>n interessiert:<br />
erstens, weil wir die Gesamtsituation in <strong>de</strong>n <strong>Familie</strong>n<br />
erfassen und zweitens, weil wir in Erfahrung<br />
bringen wollten, wie sich Betreuungsmuster<br />
auf die kindliche Entwicklung auswirken. Die<br />
Betreuungsformen können in folgen<strong>de</strong> drei Kategorien<br />
unterteilt wer<strong>de</strong>n:<br />
familieninterne Betreuung<br />
institutionelle Betreuungsformen (Kin<strong>de</strong>rtagesstätten<br />
[Kitas] und Spielgruppen)<br />
nicht-institutionelle Betreuungsformen (Tagesfamilien,<br />
Nannys, Au-pairs, Babysitter,<br />
Bekannte, Nachbarinnen und Nachbarn sowie<br />
Verwandte).<br />
Alter <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
jünger als 3.5 Jahre<br />
3.5 Jahre<br />
zwischen 3.5 und 5 Jahren<br />
5 Jahre<br />
Abbildung 4: Anzahl <strong>de</strong>r besuchten Betreuungsformen<br />
Auswirkungen <strong>de</strong>r Betreuungsformen<br />
Welches sind die Auswirkungen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Betreuungsformen auf die Kin<strong>de</strong>r? Hierzu<br />
haben wir mit Hilfe von Korrelations- und Regressionsanalysen<br />
Zusammenhänge und Abhängigkeiten<br />
zwischen familienergänzen<strong>de</strong>r Betreu-<br />
<strong>Bildungsort</strong> <strong>Familie</strong><br />
Vielfalt <strong>de</strong>r Betreuungsmuster<br />
Seite 27<br />
30% <strong>de</strong>r <strong>Familie</strong>n haben ihr Kind in <strong>de</strong>n ersten<br />
drei Lebensjahren ausschliesslich selbst betreut.<br />
Dieser Anteil ist bis zum fünften Lebensjahr auf<br />
fast 50% angestiegen. Die 70% fremdbetreuten<br />
Kin<strong>de</strong>r besuchten zu etwa gleichen Teilen institutionelle<br />
und nicht-institutionelle Betreuungsformen.<br />
Zunächst waren es durchschnittlich etwas<br />
mehr als zwei Tage pro Woche. Aufgrund <strong>de</strong>s<br />
Kin<strong>de</strong>rgarteneintritts verringerte sich die Intensität<br />
auf rund eineinhalb Tage pro Woche.<br />
Erstaunlich ist dabei, dass die Kin<strong>de</strong>r oft nicht lediglich<br />
an einem familienergänzen<strong>de</strong>n Ort betreut<br />
wor<strong>de</strong>n sind, son<strong>de</strong>rn an mehreren. Abbildung<br />
4 ver<strong>de</strong>utlicht diesen Sachverhalt. Demnach<br />
sind ein Drittel <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n ersten<br />
drei Lebensjahren an mehr als zwei Orten betreut<br />
wor<strong>de</strong>n. Mit dreieinhalb Jahren waren es<br />
mehr als 50%, mit fünf Jahren jedoch wie<strong>de</strong>r nur<br />
mehr 38%. Anzunehmen ist, dass auch dieser<br />
Rückgang auf <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarteneintritt zurückzuführen<br />
ist.<br />
Die Betreuungsverhältnisse sind bei fast zwei<br />
Dritteln <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r stabil geblieben. 30% <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r wechselten einmal und nur ein kleiner<br />
Anteil (7.5%) mehr als einmal.<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
prozentuale Verteilung <strong>de</strong>r Haushalte<br />
3 o<strong>de</strong>r mehr<br />
Betreuungsformen<br />
2 Betreuungsformen<br />
1 Betreuungsform<br />
ung und verschie<strong>de</strong>nen Bereichen kindlicher<br />
Entwicklung betrachtet. Als Entwicklungsbereiche<br />
einbezogen wur<strong>de</strong>n die kognitive Entwicklung,<br />
die sprachliche Entwicklung, die mathematische<br />
Entwicklung sowie die sozial-emotionale<br />
Entwicklung. In Tabelle 1 sind diejenigen Prä