Stadtmagazin Neue Szene Augsburg 2013-06
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info immer auch unter www.neue-szene.de
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AUGSBURGS<br />
AU<br />
<br />
>> oh pfarrer<br />
p aus frau wwird<br />
zu gott<br />
gott wird zur frau aus bayern<br />
Geistreiche Blicke auf eine verkannte Stadt<br />
von Professor Dr. August Spätzle<br />
Kaum ist man auf Reisen, auf wichtigen, unaufschiebbaren<br />
Reisen im Dienst des so am Herzen<br />
liegenden Allgemeinwohls, also kaum ist man<br />
unterwegs, schon geht es in der Heimat drunter<br />
und drüber. Dabei ist es diesmal gar keine Kunst<br />
im allgemeinen Sinne, die des Professors Aufmerksamkeit<br />
erregt. Aber was heißt schon Kunst<br />
im allgemeinen Sinn? Der allgemeine Sinn ist oft<br />
tumb, ist beschränkt, ist phantasielos und doch<br />
müssen wir unser Brot im Angesicht dieses allgemeinen<br />
Sinnes erschuften. Doch darüber ein<br />
andermal mehr. Als meine Wenigkeit im heimischen<br />
A den Bahnhof verließ, sah sie ein Werk,<br />
dem man nicht gerecht wird, wenn man es als<br />
Schlagzeile abtäte.<br />
In fetten Lettern ist zu lesen:<br />
Oh Gott! Pfarrer aus Bayern wird zur Frau.<br />
Urheber des Werks ist die allseits unbeliebte, aber<br />
dennoch gelesene Bild-Zeitung. Was eine Schlagzeile<br />
zur Kunst werden lässt, sei hier kurz und<br />
eingängig erörtert. Es beginnt mit der demonstrativen<br />
Anrufung Gottes, was dem Werk gleich<br />
eine ganz andere Schwere gibt als ein Ausruf<br />
wie: „Ach du Schande!“ oder „Geil!“. Hierdurch<br />
verzichtet der Urheber des Werks zum einen auf<br />
eine allzu wertende Aussage, bemüht zugleich<br />
die höchste aller anrufbaren Instanzen: Gott! und<br />
weckt Neugier, denn wann ruft man schon zu<br />
Gott, wenn nicht bei einem himmelschreienden<br />
(ja, ein sehr treffendes Wort, ich weiß) Skandal!?<br />
Was nun unterhalb der göttlichen Schlagzeile<br />
steht, ist nicht weniger raffiniert konstruiert:<br />
„Pfarrer aus Bayern wird zur Frau.“ Würde es nur<br />
heißen: Oh Gott! Mann wird zur Frau hätte das<br />
Werk kaum Brisanz, zwar ist es noch nicht die<br />
Regel, dass Mann zur Frau wird, aber deswegen<br />
Gott anzurufen, wäre etwas übertrieben, außer<br />
Mann würde unfreiwillig, über Nacht zur Frau.<br />
Für Oh Gott! Mann aus Bayern wird zur Frau würde<br />
das Gleiche gelten, denn wieso soll denn ein<br />
bayerischer Mann nicht zur Frau werden? Erst die<br />
Tätigkeit des bayerischen Mannes, der zur Frau<br />
wird, erklärt die Anrufung Gottes und die Schlüssigkeit<br />
der Schlagzeile: ein Pfarrer!<br />
Hierin verbirgt sich ein geschickt versteckter reaktionär<br />
bayerischer Klerikalchauvinismus. Denn<br />
wieso soll gerade ein Pfarrer davor gefeit sein,<br />
zur Frau werden zu wollen? Schließlich üben sich<br />
mehr oder wenige viele Pfarrer landauf, landab<br />
seit Ewigkeiten darin, im Verborgenen gewisse<br />
allgemein gebräuchlichen sexuellen Erwartungshaltungen<br />
an Geistliche zu negieren. Oft im<br />
Verbund mit Ministranten oder Haushälterinnen;<br />
dass nun also gerade ein Pfarrer aus Bayern die<br />
Geschlechtsseite wechseln will, muss nicht wirklich<br />
schockieren. Es gäbe verstörendere Schlagzeilen,<br />
die man mit ein wenig Phantasie aus den<br />
Bestandteilen der obenstehenden zusammenschustern<br />
könnte:<br />
Oh Frau! Pfarrer aus Bayern wird zu Gott.<br />
Das wäre zumindest in punkto Selbstverständnis<br />
mancher Geistlicher eine schlüssige Schlagzeile,<br />
die allerdings kaum Neuigkeitswert hätte.<br />
Oh Gott! Frau aus Bayern wird zu Pfarrer.<br />
Hier wäre dagegen die eingangs erwähnte klerikalchauvinistische<br />
Tendenz viel klarer ersichtlich.<br />
Oh Pfarrer! Gott wird zur Frau aus Bayern.<br />
Das wäre nun wirklich die brisanteste aller<br />
Versionen des Werks, denn ein weiblicher Gott<br />
aus Bayern dürfte<br />
den wenigsten gefallen.<br />
Der Mehrheit der<br />
Deutschen aufgrund<br />
ihrer Herkunft nicht,<br />
und der Mehrheit der<br />
Pfarrer aufgrund ihres<br />
Geschlechts. Man<br />
sieht, für ein schillerndes<br />
Sittenbild braucht<br />
es nur: Gott, Bayern,<br />
Pfarrer, Frau.<br />
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