Stadtmagazin Neue Szene Augsburg 2013-06
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info immer auch unter www.neue-szene.de
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Warum hat die SPD denn mitgemacht?<br />
Das war wirklich fehlender Oppositionsgeist. Bei dieser<br />
Frage hätte die SPD dafür eintreten müssen, dass<br />
wir ein Alternativprogramm zum Selbstbedienungsladen<br />
der CSU bieten.<br />
Muss man als SPD-Kandidat momentan auch ein<br />
wenig Autist sein, um angesichts der aktuellen<br />
Umfragewerte an einen Erfolg bei der Landtagswahl<br />
im September zu glauben?<br />
Ich muss überhaupt keine Umfrageergebnisse ignorieren,<br />
ich muss nur um ihren Aussagewert wissen - und<br />
der ist sehr gering. Bei der letzten Landtagswahl<br />
haben die großen Umfrageinstitute der CSU acht Prozentpunkte<br />
zu viel gegeben...<br />
Und der SPD?<br />
Da waren sie relativ realistisch, aber der CSU gaben<br />
sie acht Prozentpunkte zu viel. Das bedeutet, dass<br />
man sich von Umfragen auf keinen Fall entmutigen<br />
lassen darf. Schon deshalb nicht, weil die meisten Bürger<br />
ihre Wahlentscheidung heute in den letzten Wochen<br />
oder Tagen vor dem Wahlsonntag treffen.<br />
Tempo-120-Forderung von Sigmar Gabriel: Fettnäpfchen<br />
oder einfach zu ehrlich im Interview gewesen?<br />
Ich glaube nicht, dass das eine wohlüberlegte und vorbereitete<br />
Aktivität von ihm war. Sigmar Gabriel hat ja<br />
selber als Umweltminister einmal erklärt, warum er<br />
sich nichts vom generellen Tempolimit auf Autobahnen<br />
verspricht. Das war jetzt überflüssig wie ein Kropf,<br />
wie der Bayer sagt. Ich vermisse da auch Argumente,<br />
die es rechtfertigen, Tempo 120 zum Diskussionsthema<br />
zu machen.<br />
Warum hat er das nur gesagt?<br />
Gute Frage, die kann aber nur er beantworten.<br />
Haben Sie ihn schon angerufen und sich für die<br />
gute Vorlage für den Landtagswahlkampf bedankt?<br />
Nein, ich glaube, die Begeisterung der SPD schlägt ihm<br />
so allseitig entgegen, dass es meines Anrufs nicht<br />
auch noch bedarf. Inzwischen haben wir ja sehr deutlich<br />
gemacht, dass das nicht geschehen wird. Ich halte<br />
überhaupt nichts davon, bundesweit ein Tempolimit<br />
aufzuzwingen. Das ist wie bei den Tempo-30-Zonen<br />
in einer Stadt, das muss in jedem Einzelfall Sinn ergeben.<br />
Nehmen wir mal an, Sie werden Ministerpräsident,<br />
in einer Koalition mit den Grünen und den Freien<br />
Wählern...<br />
Natürlich, nur so!<br />
Na, könnte doch sein, dass die Freien Wähler lieber<br />
Juniorpartner der CSU werden.<br />
Das ist ein Restrisiko, das ich nicht ausschließen kann,<br />
das ich aber für beherrschbar halte.<br />
Wie bei Atomkraftwerken. Was würden Sie als Ministerpräsident<br />
gegen den immer rasanteren Anstieg<br />
der Wohnungsmieten machen?<br />
Ich kann ganz klar sagen, dass ich dafür eintreten<br />
werde, dass bei der Wiedervermietung einer Wohnung<br />
eine gesetzliche Mietschranke gilt. Dafür setze ich<br />
mich seit zwanzig Jahren ein. Das wurde bisher von<br />
der CSU in der Bundesgesetzgebung kategorisch abgelehnt.<br />
Ich habe es jetzt im Deutschen Städtetag als<br />
Forderung durchsetzen können, auch mit den Stimmen<br />
der Unionskollegen, weil das Problem einfach unleugbar<br />
ist. Ich sehe nicht ein, dass ein Hausbesitzer<br />
bei der Wiedervermietung einer Wohnung jede beliebige<br />
Miete verlangen darf, auch wenn diese dann dreißig,<br />
vierzig oder fünfzig Prozent über der bisherigen<br />
Miete liegt. Ich bin hier für eine Begrenzung auf zehn<br />
Zoom<br />
Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete, das<br />
würde gerade jungen Leuten helfen.<br />
Was ist mit den Modernisierungskosten?<br />
Die Umlage dieser Kosten auf die Mieter will ich deutlich<br />
beschränken. Wir brauchen aber auch stärkeren<br />
sozialen Wohnungsbau, wir haben einen immer größeren<br />
Andrang auf die Ballungsräume, nicht nur München.<br />
Deswegen ist es eine nationale Aufgabe, den<br />
Bau preiswerter und sozial gebundener Wohnungen<br />
zu forcieren – doch von Schwarz-Gelb wird hier sogar<br />
noch gebremst.<br />
Konnten Sie als Oberbürgermeister da nicht mehr<br />
tun?<br />
Der Bund und die Landesebene sitzen hier an den<br />
Schalthebeln. Sie machen die Gesetze, beziehungsweise<br />
sie unternehmen nichts, um die Not zu lindern.<br />
Als Oberbürgermeister kann man da wirklich wenig<br />
tun.<br />
Noch zwei kurze Fragen: Sind Sie froh, dass Uli<br />
Hoeneß kein Sozi ist?<br />
Das war mir immer selbstverständlich, ich bin ihm ja<br />
oft begegnet. Und zurzeit nehme ich es mit großer Erleichterung<br />
zur Kenntnis.<br />
Satzvervollständigung: Wer sagt, dass Christian<br />
Ude die wirklich letzte Hoffnung der Bayern-SPD<br />
ist,...<br />
...der unterschätzt die Aussichten, die es auch ohne<br />
meine Person gibt, aber er würdigt mein jetziges Engagement<br />
in angemessener Weise.<br />
Danke.<br />
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