SEGANTINI - Fondation Beyeler
SEGANTINI - Fondation Beyeler
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Medienmitteilung<br />
<strong>SEGANTINI</strong><br />
16. Januar bis 25. April 2010<br />
Giovanni Segantini (1858–1899) ist als grosser Maler der Berge und des naturnahen Lebens<br />
von Bauern mit ihren Tieren bekannt. Er fand mit dem Divisionismus eine moderne künstlerische<br />
Ausdrucksform, dank der die Alpen in neuem Licht und frischer Farbigkeit erstrahlen.<br />
Sein Werk weckt die Sehnsucht nach dem Erlebnis reiner Natur. Die Ausstellung feiert ihn<br />
als Wegbereiter der modernen Malerei, die er parallel zu Monet, van Gogh, Gauguin,<br />
Cézanne und Klimt erneuerte. Sie umfasst rund siebzig Ölbilder und Zeichnungen aus allen<br />
Schaffensphasen des Künstlers, der in armen Verhältnissen in Arco am Gardasee geboren,<br />
früh seine Eltern verlor und in Mailand ausgebildet wurde. Sie zeichnet seine künstlerische<br />
Entwicklung nach, die mit Szenen aus dem Stadtleben begann und sich mit Bildern der<br />
norditalienischen Seenlandschaft Brianza fortsetzte, darunter das berühmte Ave Maria a<br />
trasbordo. Mit Bice Bugatti und ihren vier gemeinsamen Kindern zog der staatenlose<br />
Segantini nach Savognin, wo er sich vertieft mit der Bauernkultur beschäftigte und seine<br />
ersten monumentalen Gemälde der Schweizer Bergwelt schuf. Segantini liess sich schliesslich<br />
mit seiner Familie im Engadiner Dorf Maloja nieder und verbrachte die harten Winter im<br />
Bergell. Seine riesigen Bildtafeln malte er in der freien Natur und stieg dabei immer höher.<br />
Den Gipfel erreichte er mit dem legendären Alpentriptychon, das er mit grossformatigen<br />
Studien vorbereitete. Die steigernde Überhöhung der Malerei führte Segantini in ein Reich, in<br />
dem ihm die Bergwelt als irdisches Paradies erschien. Seine letzten Worte waren »voglio<br />
vedere le mie montagne« (ich möchte meine Berge sehen).<br />
Herausragende Leihgaben stammen aus der Otto Fischbacher Giovanni Segantini Stiftung,<br />
dem Segantini Museum, St. Moritz, der Schweizerischen Gottfried Keller-Stiftung, dem<br />
Kunsthaus Zürich und dem Bündner Kunstmuseum, Chur, sowie anderen Museen aus<br />
Mailand und den USA sowie zahlreichen Privatsammlungen.<br />
Kuratiert wird die Ausstellung von Diana Segantini, der Urenkelin des Künstlers, Guido<br />
Magnaguagno und Ulf Küster.<br />
Der Katalog erscheint in Deutsch und Englisch im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern. Er enthält<br />
Essays von Dieter Bachmann, Pietro Bellasi, Ulf Küster, Guido Magnaguagno, Annie-Paule<br />
Quinsac, Diana Segantini, Patrick Stoffel, Beat Stutzer und eine Biografie von Fiona Hesse;<br />
176 Seiten, 136 Abbildungen, CHF 68, ISBN 978-3-905632-86-6.<br />
Die Tourismusorganisation Engadin St. Moritz engagiert sich zugunsten der Segantini-<br />
Ausstellung.<br />
Pressebilder erhältlich unter http://pressimages.fondationbeyeler.ch<br />
Kontakt/Presse<br />
Catherine Schott, Tel. + 41 (0)61 645 97 21, Fax. + 41 (0)61 645 97 39, presse@fondationbeyeler.ch<br />
Öffnungszeiten der <strong>Fondation</strong> <strong>Beyeler</strong>: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr
Medienmitteilung<br />
<strong>SEGANTINI</strong><br />
16. Januar bis 25. April 2010<br />
Giovanni Segantini (1858–1899) ist als grosser Maler der Berge und des naturnahen Lebens<br />
von Bauern mit ihren Tieren bekannt. In seinem Werk strebte der in Arco am Gardasee<br />
geborene und zeitlebens staatenlos gebliebene Künstler immer weiter hinauf in die Höhen.<br />
Ein aussergewöhnliches Leben führte ihn von Mailand und der Brianza über Savognin ins<br />
Engadin nach Maloja. Sein künstlerisches Wirken ist von der Verehrung der Bergwelt und der<br />
Natur bestimmt: »Die Kunst ist die Liebe in Schönheit gehüllt«, lautete sein Credo.<br />
Die Ausstellung in der <strong>Fondation</strong> <strong>Beyeler</strong> zeigt Segantini als Wegbereiter der Moderne. In<br />
der Nachbarschaft der Sammlungswerke van Goghs, Cézannes und Monets kann sein<br />
Œuvre mit den Augen des 21. Jahrhunderts und den Seherfahrungen der Moderne<br />
betrachtet und seine Position innerhalb der Kunst des Fin de Siècle neu verortet werden.<br />
Zu Lebzeiten ein gefeierter Malerfürst, war Segantini in allen »Secessionen« von Wien über<br />
München bis Berlin vertreten wie auch auf der Pariser Weltausstellung (1889) und der ersten<br />
Biennale in Venedig (1895). Nach einer Retrospektive im Kunsthaus Zürich (1990) und einer<br />
Präsentation zu seinem 100. Todestag in St. Gallen 1999 soll nun ein frischer Blick auf den<br />
Maler der Bergwelt geworfen und so sein wertvoller Beitrag zur Entwicklung der modernen<br />
Kunst vergegenwärtigt werden.<br />
Die Ausstellung umfasst rund 45 Gemälde und 30 Zeichnungen aus allen Schaffensphasen<br />
des Künstlers. Darunter sind viele selten oder bisher nie öffentlich gezeigte Werke. Sie<br />
berücksichtigt die Breite der Motivwelt, alle Bildgattungen und Techniken, die meisterhaften<br />
Zeichnungen ebenso wie die panoramaartigen Riesengemälde und nicht zuletzt auch eine<br />
Reihe ausdrucksstarker Selbstporträts des Künstlers.<br />
Die offenen, lichtdurchfluteten Räume des Museumsbaus von Renzo Piano mit ihren<br />
Ausblicken in die reale Landschaft gestatten zudem, Segantinis Naturverehrung Rechnung<br />
zu tragen, die in vielerlei Facetten der heutigen Sehnsucht nach reinen »Natur-Räumen«<br />
entsprechen.<br />
Die Ausstellung in der <strong>Fondation</strong> <strong>Beyeler</strong> setzt mit den beiden Werkgruppen seiner<br />
Jugendzeit ein, den während der Ausbildung an der Mailänder Kunstakademie Brera<br />
entstandenen Grossstadtszenen und Porträts. Von 1881 bis 1886 lebte Segantini mit seiner<br />
Lebensgefährtin Bice Bugatti – der Schwester seines Studienfreundes, des Möbeldesigners<br />
Carlo Bugatti – in der norditalienischen Seenlandschaft der Brianza. Hier schuf er in einem<br />
an Jean-François Millet geschulten Realismus seine ersten Meisterwerke, so das berühmte<br />
Gemälde Ave Maria a trasbordo (Ave Maria bei der Überfahrt, 1886), in dem Religiosität und<br />
ländlicher Alltag in Einklang gebracht werden.<br />
Die nächste Lebensetappe führte die Familie mit ihren gemeinsamen vier Kindern aus der<br />
Ebene in die Berge, nach Savognin (1886–1894), wo Segantini die Beschäftigung mit der<br />
Kultur des bäuerlichen Lebens weiterentwickelte. Dort entstanden auch die ersten in der
Technik des Divisionismus geschaffenen grossformatigen Gemälde der Schweizer Bergwelt.<br />
Diesen entscheidenden geografischen und künstlerischen Aufbruch belegt die Ausstellung<br />
anhand mehrerer Werke, etwa den Gemälden Ritorno dal bosco (Rückkehr aus dem Wald,<br />
1890) und Mezzogiorno sulle Alpi (Mittag in den Alpen, 1891). In Savognin findet Segantini<br />
aus einem dunkeltonigen Frühwerk zur Farbe und durch Farbzerlegung von reinen, meist<br />
horizontal geschichteten, komplementären Farbstreifen zu einer ungeheuren Lichtintensität.<br />
1894 ist er mit seiner Familie in das noch höher gelegene Dorf Maloja im Engadin weitergezogen.<br />
Fasziniert vom ungebrochenen Licht der Hochgebirgswelt und der grossartigen<br />
Landschaft, gelangt Segantini im Spätwerk zu neuen Ausdrucksformen für das Wesen der<br />
Dinge und für seine Ehrfurcht vor der Schöpfung und der Natur. Zu den bedeutenden<br />
Gemälden dieser Zeit zählt Primavera sulle Alpi (Raffigurazione della Primavera) (Frühling in<br />
den Alpen [Allegorie des Frühlings], 1897). Beim Malen seiner riesigen Leinwände (bis 235 x<br />
403 Meter) im Freien wird er oft von dem zehn Jahre jüngeren Freund und Schüler Giovanni<br />
Giacometti begleitet.<br />
Den Höhepunkt im Schaffen Segantinis bildet das berühmte Alpentriptychon (1896–1899),<br />
das mit seinen programmatischen Titeln »Werden – Sein – Vergehen« die Menschen und<br />
Tiere in den harmonischen Kreislauf der Natur eingebettet zeigt. In der Ausstellung sind<br />
spektakulär gezeichnete Versionen des Triptychons zu sehen. Gegen Ende seines Lebens<br />
wird Segantini auch durch seine symbolistischen Werke weltberühmt, darunter La Vanità<br />
(Die Eitelkeit, 1897).<br />
Immer wieder erfuhr der Maler die Bergwelt als irdisches Paradies, und seine Malerei wurde<br />
zunehmend lichterfüllter und abstrakter. Die Ausstellung zeigt das Gemälde Paesaggio<br />
alpino (Berglandschaft, 1898/99) als eindrückliches Beispiel hierfür. Segantini stirbt 41-jährig<br />
und auf dem Zenit seines Erfolges 1899 während der Arbeit am Alpentriptychon auf dem<br />
2731 Meter hohen, verschneiten Schafberg oberhalb von Pontresina im Engadin. Seine<br />
letzten Worte waren »voglio vedere le mie montagne!« (Ich möchte meine Berge sehen!).<br />
Herausragende Leihgaben stammen aus der Otto Fischbacher Giovanni Segantini Stiftung,<br />
dem Segantini Museum, St. Moritz, der Schweizerischen Gottfried Keller-Stiftung, dem<br />
Kunsthaus Zürich und dem Bündner Kunstmuseum, Chur, sowie anderen Museen aus<br />
Mailand und den USA sowie zahlreichen Privatsammlungen.<br />
Kuratiert wird die Ausstellung von Diana Segantini, der Urenkelin des Künstlers, Guido<br />
Magnaguagno und Ulf Küster.<br />
Der Katalog erscheint in Deutsch und Englisch im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern. Er enthält<br />
Essays von Dieter Bachmann, Pietro Bellasi, Ulf Küster, Guido Magnaguagno, Annie-Paule<br />
Quinsac, Diana Segantini, Patrick Stoffel, Beat Stutzer und eine Biografie von Fiona Hesse;<br />
176 Seiten, 136 Abbildungen, CHF 68, ISBN 978-3-905632-86-6.<br />
Die Tourismusorganisation Engadin St. Moritz engagiert sich zugunsten der Segantini-<br />
Ausstellung.<br />
Pressebilder erhältlich unter http://pressimages.fondationbeyeler.ch<br />
Kontakt/Presse<br />
Catherine Schott, Tel. + 41 (0)61 645 97 21, Fax. + 41 (0)61 645 97 39, presse@fondationbeyeler.ch<br />
Öffnungszeiten der <strong>Fondation</strong> <strong>Beyeler</strong>: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr
<strong>SEGANTINI</strong><br />
01. Key visual:<br />
Giovanni Segantini<br />
Mezzogiorno sulle Alpi, 1891<br />
Mittag in den Alpen<br />
Öl auf Leinwand, 77,5 x 71,5 cm<br />
Segantini Museum, St. Moritz,<br />
Dauerleihgabe der Otto Fischbacher<br />
Giovanni Segantini Stiftung<br />
© foto flury, Inh., Alfred Lochau, Pontresina<br />
05. Giovanni Segantini<br />
Vacche aggiogate, 1888<br />
Kühe an der Tränke<br />
Öl auf Leinwand, 83 x 139 cm<br />
Kunstmuseum Basel, Depositum der<br />
Gottfried Keller-Stiftung 1904<br />
Foto: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler<br />
© 2011 für die abgebildeten Werke von<br />
Martin P. Bühler bei ProLitteris, Zürich /<br />
VG Bild-Kunst, Bonn<br />
09. Giovanni Segantini<br />
Primavera sulle Alpi<br />
(Raffigurazione della Primavera), 1897<br />
Frühling in den Alpen<br />
(Allegorie des Frühlings)<br />
Öl auf Leinwand, 116 x 227 cm<br />
French & Company, New York<br />
Foto: French & Company, New York<br />
13. Giovanni Segantini<br />
Paesaggio alpino, 1898/99<br />
Berglandschaft<br />
Öl auf Leinwand, 51,3 x 90,2 cm<br />
Aargauer Kunsthaus,<br />
Aarau und Gottfried Keller-Stiftung<br />
Foto: Aargauer Kunsthaus, Aarau und<br />
Gottfried Keller-Stiftung / Jörg Müller, Aarau<br />
02. Giovanni Segantini<br />
Ave Maria a trasbordo, 1886<br />
Ave Maria bei der Überfahrt<br />
Öl auf Leinwand, 120 x 93 cm<br />
Segantini Museum, St. Moritz,<br />
Dauerleihgabe der Otto Fischbacher<br />
Giovanni Segantini Stiftung<br />
© foto flury, Inh., Alfred Lochau, Pontresina<br />
06. Giovanni Segantini<br />
Ritorno dal bosco, 1890<br />
Rückkehr vom Wald<br />
Öl auf Leinwand, 64,5 x 95,5 cm<br />
Segantini Museum, St. Moritz,<br />
Dauerleihgabe der Otto Fischbacher<br />
Giovanni Segantini Stiftung<br />
© foto flury, Inh., Alfred Lochau, Pontresina<br />
10. Giovanni Segantini<br />
Studio per La vita, 1897<br />
Studie zu Das Leben oder Werden<br />
Bleistift, Kohle und Pastell auf Papier,<br />
99 x 161,3 cm<br />
Privatsammlung, Courtesy<br />
Jean-Luc Baroni Ltd.<br />
Foto: Courtesy Jean-Luc Baroni Ltd.<br />
Pressebilder http://pressimages.fondationbeyeler.ch<br />
Das Bildmaterial darf nur zu Pressezwecken verwendet werden. Die Reproduktion ist nur für die Dauer der Ausstellung erlaubt.<br />
Bitte verwenden Sie die Bildlegenden und die dazugehörenden Copyrights. Mit freundlicher Bitte um Zusendung eines Belegexemplars.<br />
FONDATION BEYELER<br />
03. Giovanni Segantini<br />
Costume grigionese, 1887<br />
Bündnerin am Brunnen<br />
Öl auf Leinwand, 54 x 79 cm<br />
Segantini Museum, St. Moritz,<br />
Dauerleihgabe der Otto Fischbacher<br />
Giovanni Segantini Stiftung<br />
© foto flury, Inh., Alfred Lochau, Pontresina<br />
07. Giovanni Segantini<br />
Riposo all’ombra, 1892<br />
Ruhe im Schatten<br />
Öl auf Leinwand, 44 x 68 cm<br />
Privatsammlung<br />
11. Giovanni Segantini<br />
La Vanità, 1897<br />
Die Eitelkeit<br />
Öl auf Leinwand, 77 x 124 cm<br />
Kunsthaus Zürich<br />
Foto: © 2011 Kunsthaus Zürich<br />
Alle Rechte Vorbehalten<br />
14. Giovanni Segantini um 1898 15. Giovanni Segantini mit Pfarrer Camille<br />
Hoffmann beim Malen von La morte<br />
(Der Tod oder Vergehen), Maloja, um 1898 / 99<br />
Segantini Museum St. Moritz<br />
16. Januar bis 24. April 2011<br />
04. Giovanni Segantini<br />
Contrasto di luce, 1887<br />
Lichtkontrast<br />
Öl auf Leinwand, 76 x 110 cm<br />
Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique,<br />
Brüssel<br />
Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique,<br />
Brüssel / Foto: Cussac<br />
08. Giovanni Segantini<br />
Autoritratto, 1893<br />
Selbstporträt<br />
Bleistift und Conté-Stift auf Papier,<br />
34,4 x 24,2 cm<br />
Segantini Museum, St. Moritz,<br />
Dauerleihgabe der Otto Fischbacher<br />
Giovanni Segantini Stiftung<br />
Foto: Segantini Museum, St. Moritz<br />
12. Giovanni Segantini<br />
Studio per La natura, 1898<br />
Studie zu Die Natur oder Sein<br />
Bleistift, Conté-Stift, weisse Kreide und Kohle<br />
auf Papier, 80 x 136 cm<br />
Privatsammlung<br />
Foto: © Reto Rodolfo Pedrini
Chronologie<br />
Giovanni Segantini 1858 – 1899<br />
1858 Am 15. Januar 1858 wird Giovanni Battista Emanuele Maria Segatini als zweites Kind<br />
des Ehepaares Agostino Segatini und Margherita de Girardi, im damals zu Österreich<br />
gehörenden Arco (Trentino) geboren.<br />
1865 Verstirbt Margherita, die Mutter von Giovanni an den Folgen ihrer langjährigen<br />
Krankheit. Sein Vater Agostino bringt ihn darauf nach Mailand, zu seiner Tochter<br />
Irene aus erster Ehe.<br />
1866 Verstirbt Agostino Segatini. Aus widersprüchlich überlieferten Gründen veranlasst<br />
Irene die Annullierung der österreichischen Staatszugehörigkeit, ohne die italienische<br />
für Giovanni Segantini zu beantragen. Von nun an wird Giovanni zeitlebens<br />
staatenlos und ohne Papiere sein.<br />
1870 – Hunger, Einsamkeit und die emotionale Kälte bei seiner Halbschwester Irene<br />
1873 veranlassen Segantini dazu, Reissaus zu nehmen. Die Polizei greift ihn<br />
vagabundierend auf der Strasse auf und bringt ihn in die Erziehungsanstalt<br />
Marchiondi.<br />
1874 – Giovanni kehrt nach Mailand zurück, um seinen Wunsch zu verwirklichen, Maler zu<br />
1878 werden. Er arbeitet für den Dekorationsmaler Luigi Tettamanzi und besucht<br />
Abendkurse, bevor er sich ganz für das Studium der Malerei einschreibt.<br />
1879 Von allen nur »Segante« genannt, fügt er seinem Nachnamen schliesslich das »n«<br />
hinzu und heisst fortan Segantini. Er lernt den Kritiker und Kunsthändler Vittore<br />
Grubicy de Dragon (1851–1920) kennen, der mit seinem Bruder Alberto eine Galerie<br />
in Mailand führt. Schnell avanciert Grubicy auch zu seinem Kunsthändler und Berater<br />
und wird zeitlebens wichtigster Vermittler seiner Kunst und Geldgeber sein.<br />
1879 Im selben Jahr lernt er auch Luigia (»Bice«) Pierina Bugatti (1862–1938), die<br />
Schwester seines Studienfreundes Carlo Bugatti, kennen. Bice wird fortan bis zu<br />
Giovannis Tode an seiner Seite sein.<br />
1880 Er zieht mit Bice zunächst nach Pusiano in der Brianza.<br />
1882 – In den kommenden vier Jahren kommen ihre Kinder Gottardo (1882–1974),<br />
1886 Alberto (1883–1904), Mario (1885–1916) und Bianca (1886–1980) zur Welt.<br />
1886 Finanzielle Probleme, aber vor allem auch der landschaftliche Reiz der Savogniner<br />
Berge bewegen Segantini und seine Familie 1886, in das schweizerische<br />
Graubünden zu ziehen. Hier in dem beschaulichen Ort Savognin verarbeitet er Motive<br />
aus dem Dorf- und Alpleben zu grossformatigen Gemälden, die die Bewohner vor<br />
allem bei ihren bäuerlichen Tätigkeiten in den Bergen zeigen – zum Beispiel in<br />
Vacche aggiogate (Kühe an der Tränke). In Savognin entsteht auch die zweite<br />
Fassung von Ave Maria a trasbordo bei der Segantini zum ersten Mal die Technik des<br />
Divisionismus anwendet, eine Malweise, die Vittore Grubicy ihm bei einem seiner<br />
länger dauernden Besuche erläutert hat.<br />
1889 Für sein Gemälde Vacche aggiogate wird er an der Pariser Weltausstellung mit der<br />
Goldmedaille ausgezeichnet. In den folgenden zehn Jahren werden Segantini für<br />
seine Werke diverse weitere Goldmedaillen, Preise und Auszeichnungen verliehen.
1891 Segantinis Werke werden beim ersten geschlossenen Auftritt des italienischen<br />
Divisionismus auf der Prima esposizione triennale di belle arti in der Accademia di<br />
Brera gezeigt.<br />
1894 In internationalen Kunstkreisen ist Segantinis Bekanntheitsgrad gestiegen. Im Juni<br />
wird ihm im Mailänder Castello Sforzesco eine Retrospektive mit 90 Werken<br />
gewidmet<br />
1894 Steuerschulden im Kanton, weitere Geldforderungen seitens seiner Gläubiger und<br />
sein Status als Sans papier zwingen Segantini und seine Familie, erneut umzuziehen.<br />
Das auf zahlreichen Wanderungen bewunderte Maloja im Oberengadin und die es<br />
umgebende Bergwelt sollen ihm für die ihm verbleibenden Jahre zum<br />
Lebensmittelpunkt werden.<br />
1896 – Segantini plant ein überdimensionales Engadiner Panorama für die Pariser<br />
1897 Weltausstellung, dessen Ausführung jedoch an der Finanzierung scheitert. Anstelle<br />
dieses Grossprojekts fertigt Segantini für die Weltausstellung in Paris ein Triptychon<br />
der Alpen an und widmet der Ausführung jede Minute seiner Zeit. In Paris wird das<br />
Alpentriptychon nicht im Schweizer, sondern im italienischen Pavillon gezeigt.<br />
1899 Am 18. September erkrankt Segantini an einer Bauchfellentzündung infolge eines<br />
Blinddarmdurchbruchs auf dem Schafberg. Die Höhe der Hütte (2731 m ü Meer) und<br />
die Witterungen machen einen Abstieg ins Tal wie auch eine Operation unmöglich.<br />
Giovanni Segantini verstirbt am 28. September 1899 im Beisein von Familie und<br />
Freunden.
Zitate<br />
»Die Kunst ist die Liebe in Schönheit gehüllt.«<br />
(Giovanni Segantini, Briefe an den Dichter Domenico Tumiati, Maloja, 28. August 1896)<br />
»In meinen Werken sehen, ist bloss die natürliche Erforschung des Lichtes. Hier erfüllt mich<br />
eine grosse Freude, meine Augen begeisterten sich am Blau des Himmels, am zarten Grün<br />
der Weiden, ich betrachtete die stolzen Bergketten, in der Hoffnung, sie zu erobern und<br />
indem ich mit der Farbe als harmonischer Schönheit zu rechnen begann.«<br />
(Giovanni Segantini, Briefe an den Dichter Domenico Tumiati, Maloja, 29. Mai 1898)<br />
»Das Ziel [ist], die Kunst auf neue Wege zu bringen, nachdem jedoch ernste und eifrige<br />
Studien der freien Natur in ihrer Beleuchtung, ihrer lebendigen und sinnlich wahrnehmbaren<br />
Form vorhergegangen sind, und zwar so lange, bis sich in dem Kunstwerk das persönliche<br />
Empfinden und das lebendige Gefühl der Natur aussprechen. Erst wenn der Künstler in<br />
Besitze dieser Ausdrucksmittel ist, soll er versuchen zu malen.«<br />
(Giovanni Segantini, Brief an Vittore Grubicy, 21. Mai 1891)<br />
»Am meisten liebe ich die Sonne, nach der Sonne den Frühling, dann die Quellen, die in den<br />
Alpen kristallklar aus dem Felsen sprudeln, die in den Adern der Erde rieseln und fliessen.<br />
[...] – Ja ich bin ein leidenschaftlicher Liebhaber der Natur. An einem schönen sonnigen<br />
Frühlingstage in diesen mir zur Heimat gewordenen Bergen, wenn die blühenden<br />
Alpenrosen aus dem Grau der Granitfelsen oder dem weichen Grün der Triften zart<br />
hervortreten, wenn der blaue Himmelsbogen sich in den klaren Augen der Erde spiegelt, da<br />
fühle ich einen unendlichen Jubel.«<br />
(Giovanni Segantini, Tagebucheintrag, 1. Januar 1890)<br />
»Ich strebte immer weiter hinauf in die Höhen. Von den Hügeln ging ich zu den Bergen unter<br />
die Bauern, die Hirten, zu den Bewohnern des Hochgebirges. […] In jenem Lande lenkte ich<br />
kühner mein Auge auf zur Sonne, deren Strahlen ich liebte, die ich mir erobern wollte. Hier<br />
war es, wo ich am tiefsten die Natur in ihren lebendigsten Formen und in ihren leuchtendsten<br />
Farben studierte. Hier schrieb ich meine ersten Briefe über die Kunst.«<br />
(zit. n. Bianca Zehnder – Segantini (Hrsg.), Giovanni Segantinis Schriften und Briefe, Zürich u.a. 1934, S. 19 f.)<br />
»[…] ich [habe] wirklich gelebt, ohne in den Büchern zu studieren, sondern immer<br />
beobachtend und nachdenkend. Ich habe die sogenannte Welt gekannt und all ihre sozialen<br />
Schichten nicht von fernher, sondern ich lebte darin als Mitglied und erfuhr so alle ihre<br />
Leidenschaften, ihre Schmerzen, ihre Freuden und ihre Hoffnungen. […]«<br />
(Giovanni Segantini, Brief an Neera, Savognin, undatiert)<br />
»Ich werde Eure Berge malen, Engadiner, dass die ganze Welt von ihrer Schönheit spricht.«<br />
(Giovanni Segantini anlässlich der Proklamation zum Alpentriptychon am 14. Oktober 1897 in Samedan)<br />
»Seitdem sich unser Blickfeld auf die Kunst des späten 19. Jahrhunderts erweitert hat, indem<br />
die verschiedenen nationalen Schulen in einem internationalen Kontext wahrgenommen<br />
werden, spielt Segantini eine immer bedeutendere Rolle. Aus heutiger Sicht nimmt er auch<br />
unter seinen berühmtesten Zeitgenossen eine ganz zentrale Position ein.«<br />
(Robert Rosenblum, Giovanni Segantini: An International View, in: Giovanni Segantini. Luce e simbolo / Light<br />
and Symbol: 1884–1899, hrsg.von Annie-Paule Quinsac, Mailand 2000, S. 38–49, hier S. 38)<br />
»Voglio vedere le mie montagne!« (Ich möchte meine Berge sehen!)<br />
(Giovanni Segantini, 28. September, 1899 auf seinem Sterbebett)
Veranstaltungen zur Ausstellung <strong>SEGANTINI</strong><br />
Programm zur Ausstellung<br />
Segantini am Abend<br />
4. Februar, 4. März und 1. April 2011, 18 – 21 Uhr<br />
Reduzierte Eintrittspreise und Gratiseintritt für Jugendliche<br />
bis 25 Jahre, Abendführung, Art + Dinner u.a., Detailprogramm auf<br />
unserer Website verfügbar unter: www.fondationbeyeler.ch/Veranstaltungen<br />
Sonntagsmatinée:<br />
Konzert mit Solisten des kammerorchesterbasel<br />
Sonntag, 13. Februar 2011, 11.30 Uhr<br />
Programm «Des Knaben Wunderhorn»:<br />
Nuria Rial, Sopran, Ariel Zuckermann, Leitung<br />
Anton Webern: 1. Streichquartett<br />
Gustav Mahler (Bearbeitung Erwin Stein): 4. Sinfonie<br />
«Alpenblick» während der Museumsnacht<br />
Freitag, 21. Januar 2011, 18 – 2 Uhr<br />
Kurzführungen, Workshops, Lieder und Geschichten<br />
mit Linard Bardill. Detailprogramm auf unserer Website verfügbar<br />
Künstlergespräch mit dem Engadiner Künstler Not Vital<br />
Mittwoch, 2. März 2011<br />
Alle Eintrittskarten für Veranstaltungen in der <strong>Fondation</strong> <strong>Beyeler</strong> berechtigen zum<br />
Ausstellungsbesuch vor der Veranstaltung.<br />
Kunstvermittlung<br />
Öffentliche Führungen und Veranstaltungen<br />
Tägliches Programm auf www.fondationbeyeler.ch/Veranstaltungen<br />
Private Führungen für Gruppen<br />
Information und Anmeldung: Tel. +41 (0)61 645 97 20, fuehrungen@fondationbeyeler.ch<br />
Angebot für Schulen<br />
Information und Anmeldung auf www.fondationbeyeler.ch/Ausstellungen/Kunstvermittlung<br />
Online-Ticketing für Eintritte und Veranstaltungen unter www.fondationbeyeler.ch<br />
Oder Vorverkauf direkt an der Museumskasse
Medienmitteilung<br />
Beatriz Milhazes<br />
29. Januar bis 25. April 2011<br />
Die Brasilianerin Beatriz Milhazes ist eine der angesehensten Künstlerinnen der<br />
internationalen Kunstszene. Die Grundmotive ihres Œuvre bezieht Milhazes aus der Vielfalt<br />
der tropischen Natur ebenso wie aus Geschichte und Kultur ihres Heimatlandes, was sich in<br />
lebendigen Kompositionen mit Arabesken, floralen und abstrakten Ornamenten,<br />
geometrischen Formen rhythmischen Mustern in leuchtender Farbenpracht niederschlägt.<br />
Nach bedeutenden Ausstellungen, unter anderem im Museum of Modern Art in New York,<br />
der <strong>Fondation</strong> Cartier in Paris, dem Museum of Contemporary Art in Tokio und der<br />
Pinacoteca von São Paulo, widmet ihr die <strong>Fondation</strong> <strong>Beyeler</strong> nun zum ersten Mal eine<br />
Ausstellung in der Schweiz.<br />
Die <strong>Fondation</strong> <strong>Beyeler</strong> präsentiert im Souterrain eine Ausstellung mit vier neuen,<br />
monumentalen Malereien der Künstlerin, einer Auswahl ihrer eindrucksvollsten Collagen und<br />
einem Mobile. Die eigens für diese Ausstellung angefertigten Gemälde, an denen Milhazes<br />
seit zwei Jahren arbeitet, thematisieren die vier Jahreszeiten. Milhazes einzigartige<br />
Maltechnik lehnt sich an die Dekalkomanie an: Transparente Plastikfolien werden von der<br />
Künstlerin bemalt und, sobald die Farben getrocknet sind, auf die Leinwand geklebt. Die<br />
Folie wird wieder abgezogen, wobei häufig Farbbruchstücke daran haften bleiben, während<br />
der eigentliche Farbauftrag als glatte Schicht die Leinwand bedeckt. Die immer wieder<br />
verwendeten Folien beinhalten somit Spuren, die im selben oder in späteren Werken erneut<br />
auftauchen können. Wie ein Palimpsest ist so jede Malerei vom Fluss der Zeit geprägt.<br />
Mit den vier Jahreszeiten hat Milhazes das Sujet ihrer Werke zum ersten Mal vor Beginn des<br />
Malakts festgelegt. Üblicherweise wählt sie den Titel nach Fertigstellung aus einer Liste von<br />
zuvor notierten Wörtern und Sätzen, ohne dass ein objektiver Zusammenhang zwischen Titel<br />
und Werk vorhanden sein muss. Die Titel der Collagen leitet sie häufig auch aus den<br />
verwendeten Materialien ab, zum Beispiel dem Wickelpapier von Süssigkeiten. Ebenso kann<br />
ihr buntes wie auch monochromes, gemustertes wie glänzendes oder fluoreszierendes<br />
Papier als Gestaltungsmittel für die Collagen dienen.<br />
Für die Tanzgruppe (Marcia Milhazes Dance company) ihrer Schwester Marcia hat Beatriz<br />
Milhazes 2007 ein Bühnenbild realisiert. Eines der hierfür verwendeten Mobiles wird für die<br />
Ausstellung in der <strong>Fondation</strong> <strong>Beyeler</strong> von der Sambaschule (Imperatriz Leopoldinense) in<br />
Rio de Janeiro erweitert. Die Materialien setzen sich aus einfachen Dekorationselementen<br />
zusammen, wie sie im Karnevalsumzug zur Ausschmückung der Paradewagen gebraucht<br />
werden.<br />
Malerei bildet den Schwerpunkt von Milhazes künstlerischem Schaffen, zusätzlich arbeitet<br />
sie auch mit anderen Techniken wie der Collage oder der Druckgrafik. Neben der Produktion<br />
von Künstlerbüchern befasst sie sich ebenfalls mit der Gestaltung von Textilien, Fassaden,<br />
Bühnenbildern oder auch Innenräumen wie zum Beispiel in der Londoner Tate Modern. An<br />
der Art Basel Miami Beach 2010 stellte die <strong>Fondation</strong> <strong>Beyeler</strong> eine spektakuläre Bodenarbeit<br />
vor, die die gesamte Fläche des Standes mit erstmals von Milhazes entworfenen<br />
Keramikfliesen bedeckte.
Das Ausstellungsprojekt wird kuratiert von Michiko Kono, Assistenzkuratorin der <strong>Fondation</strong><br />
<strong>Beyeler</strong>.<br />
Biografie<br />
1960 in Rio de Janeiro geboren. Lebt und arbeitet in Rio de Janeiro.<br />
Einzelausstellungen<br />
Beatriz Milhazes, Ikon Gallery, Birmingham, England, 2001<br />
Mares do Sul, Centro Cultural Banco do Brasil,CCBB, Rio de Janeiro, Brasilien, 2002<br />
Coisa Linda, Artist’s Book Project, The Museum of Modern Art, New York, 2002<br />
Beatriz Milhazes, Domaine de Kerguéhennec, centre d’art contemporain, Bignan, Frankreich,<br />
2003<br />
Beatriz Milhazes, Pintura, Colagem, Estação Pinacoteca, São Paulo, 2008<br />
Beatriz Milhazes, <strong>Fondation</strong> Cartier pour l’art contemporain, Paris, 2009<br />
Gruppenausstellungen<br />
Carnegie International, Carnegie Museum of Art, Pittsburgh, USA, 1995<br />
24 a Bienal Internacional de São Paulo, Sao Paulo, 1998<br />
Versiones del Sur: F(r)icciones, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, 2000<br />
Urgent Painting, Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, Paris, Frankreich, 2002<br />
Dreams and Conflicts – The Dictatorship of the Viewer, 50. Biennale von Venedig, Venedig,<br />
2003<br />
Blumenmythos. Von Vincent van Gogh bis Jeff Koons, <strong>Fondation</strong> <strong>Beyeler</strong>, Riehen / Basel,<br />
2005<br />
Shanghai Biennale, Shanghai Art Museum, Shanghai, China, 2006<br />
What Is Painting?, The Museum of Modern Art, New York, 2007<br />
When Lives Become Form: Dialogues with the future- Brazil, Japan, MOT, Museum of<br />
Comtemporary Art, Tokyo, Japan, 2008<br />
Pressebilder erhältlich unter http://pressimages.fondationbeyeler.ch<br />
Kontakt/Presse<br />
Catherine Schott, Tel. + 41 (0)61 645 97 21, Fax. + 41 (0)61 645 97 39, presse@fondationbeyeler.ch<br />
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