Nova 476 Mai 2010 - Astronomische Gesellschaft Luzern
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SONNENAKTIVITÄT<br />
Kältere Winter in Europa?<br />
NOVA * <strong>Mai</strong> <strong>2010</strong><br />
Aus Wissenschaft und Forschung<br />
Trotz der globalen Klimaerwärmung war der Winter in diesem Jahr besonders<br />
kalt. Und dies könnte, so ergab eine jetzt veröffentlichte Studie,<br />
auch in den kommenden Jahren in Großbritannien und Mitteleuropa<br />
so sein. Schuld daran ist die geringe Aktivität unserer Sonne. Der<br />
Theorie von der globalen Erderwärmung widerspricht dies nicht - eher<br />
ist sogar das Gegenteil der Fall.<br />
Ein Anblick, an den wir uns<br />
möglicherweise gewöhnen<br />
müssen: Große Teile Großbritanniens<br />
und Mitteleuropas<br />
waren im vergangenen Winter<br />
von Schnee bedeckt, wie diese<br />
Satellitenaufnahme vom 7. Januar<br />
<strong>2010</strong> zeigt. Bild: NASA<br />
Trotz des Trends der globalen Erwärmung<br />
werden die Menschen in Großbritannien und<br />
Mitteleuropa in den nächsten Jahren möglicherweise<br />
häufiger kalte Winter erleben. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern<br />
der Universität von Reading,<br />
des Rutherford Appleton Laboratory im britischen<br />
Oxfordshire und vom Max-Planck-<br />
Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau.<br />
Die Forscher fanden einen<br />
Zusammenhang zwischen geringer Sonnenaktivität<br />
und ungewöhnlich niedrigen Wintertemperaturen<br />
in dieser Region.<br />
Ursache dafür könnte sein, dass in Zeiten<br />
niedriger Sonnenaktivität die milden Winde<br />
vom Atlantik im Winter Europa nicht erreichen.<br />
Einem vom Menschen erzeugten Klimawandel,<br />
der die Temperaturen auf der Erde im<br />
Mittel ansteigen lässt, widersprechen diese<br />
Ergebnisse nicht. Die Forscher berichten über<br />
ihre Untersuchung in der aktuellen Ausgabe<br />
der Environmental Research Letters.<br />
Die Sonne strahlt nicht immer gleich hell: In einem etwa elfjährigen Zyklus<br />
wechseln sich Phasen hoher Aktivität, in denen unser Zentralgestirn besonders<br />
viel Strahlung und Teilchen zur Erde sendet, mit vergleichsweise ruhigen Phasen<br />
ab. Sichtbares Zeichen dieses Zyklus sind die dunklen Sonnenflecken, die<br />
man zum Teil sogar mit bloßem Auge erkennen kann. Gibt es viele dieser Flecken,<br />
ist die Sonne magnetisch besonders aktiv und strahlt somit sehr hell.<br />
Dass sich der Sonnenzyklus auch auf die Temperaturen auf der Erde auswirkt,<br />
ist seit Längerem bekannt. So fallen besonders kalte Phasen der Erdgeschichte<br />
- etwa das sogenannte Maunder-Minimum am Ende des 17. Jahrhunderts - mit<br />
Phasen schwacher Sonnenaktivität zusammen. In ihrer neuen Studie haben die<br />
deutschen und britischen Wissenschaftler nun britische Wetteraufzeichnungen,<br />
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