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Nova 476 Mai 2010 - Astronomische Gesellschaft Luzern

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NOVA * <strong>Mai</strong> <strong>2010</strong><br />

die bis 1659 zurückreichen, mit der Sonnenaktivität im selben Zeitraum vergli<br />

chen und statistisch ausgewertet. Als Maß für die Sonnenaktivität diente die<br />

Stärke des solaren Magnetfeldes, das bis zur Erde reicht und dort kleine<br />

Schwankungen im irdischen Magnetfeld auslöst. Da ausreichend verlässliche<br />

Messdaten zum Magnetfeld der Sonne erst seit etwa 1900 vorliegen, rekonstruierten<br />

die Forscher ältere Werte mithilfe von Computersimulationen.<br />

"Die Stärke des Magnetfeldes ist ein besseres Maß für die Aktivität der Sonne<br />

als etwa die Anzahl der Sonnenflecken", sagt Sami K. Solanki, Direktor am<br />

Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Denn zwei Aktivitätsminima,<br />

bei denen so gut wie keine Sonnenflecken das Tagesgestirn überziehen, können<br />

mit sehr unterschiedlichen Magnetfeldstärken verbunden sein. So ist die<br />

Sonne derzeit deutlich weniger aktiv als in den 90 Jahren zuvor.<br />

Der statistische Vergleich der magnetischen "Fieberkurve" der Sonne mit der<br />

Wetterdatenbank spricht eine deutliche Sprache: Nach Jahrzehnten hoher Sonnenaktivität<br />

und vergleichsweise milden Wintern sind harte Winter in Europa<br />

wieder häufiger geworden. Bei geringer Sonnenaktivität liegt die durchschnittliche<br />

Wintertemperatur in Großbritannien etwa ein halbes Grad niedriger als<br />

sonst. Die Ergebnisse der Forscher beziehen sich dabei nur auf die Winter in<br />

England und Mitteleuropa.<br />

Grund für diese sehr regionale Auswirkung der niedrigen Sonnenaktivität könnten<br />

Veränderungen der Winde in der Troposphäre, der untersten Atmosphärenschicht,<br />

sein. Heizt sich die darüber gelegene Stratosphäre nur schwach auf,<br />

reißen die milden Starkwinde vom Atlantik in der Troposphäre ab, vermuten<br />

die Wissenschaftler. Stattdessen sind Großbritannien und Mitteleuropa dann<br />

dem Einfluss kalter Winde aus dem Nordosten ausgesetzt. Der genaue Wirkmechanismus<br />

ist allerdings noch unklar.<br />

"Der Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und kalten Wintern in Europa<br />

war erst erkennbar, nachdem wir den überlagerten Trend der globalen Erwärmung<br />

heraus gerechnet hatten", erklärt Solanki. Die Studie widerspricht somit<br />

nicht der Theorie einer globalen Erwärmung, die auf den Einfluss des Menschen<br />

zurückgeht.<br />

Ganz im Gegenteil: Vieles deutet darauf hin, dass die Sonne für diesen Effekt<br />

nur zu einem kleineren Teil verantwortlich ist. Ob auch der nächste Winter in<br />

Großbritannien und Mitteleuropa ein klirrend kalter wird, können die Wissenschaftler<br />

nicht vorhersagen. Ihre Ergebnisse sind statistischer Natur und deuten<br />

lediglich auf den Trend hin, dass in Zeiten niedriger Sonnenaktivität ungewöhnlich<br />

kalte Winter häufiger auftreten. Doch auch 1685, mitten im Maunder-<br />

Minimum, belegen die britischen Wetteraufzeichnungen den wärmsten Winter<br />

seit 350 Jahren.<br />

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Quelle: Astronews.com, 16. April <strong>2010</strong>

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