Patientenberatung in Essen - Frauenportal Essen
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<strong>Patientenberatung</strong> <strong>in</strong> <strong>Essen</strong><br />
Herausgeber:<br />
Gesundheitsamt <strong>Essen</strong><br />
Redaktion:<br />
Büro Gesunde Stadt<br />
des Gesundheitsamts <strong>Essen</strong><br />
Horst He<strong>in</strong>emann<br />
Lisa Schwermer<br />
Varnhorststraße 17<br />
45127 <strong>Essen</strong><br />
Fax: 0201 – 88 53 135<br />
E-Mail:<br />
horst.he<strong>in</strong>emann@gesundheitsamt.essen.de<br />
lisa.schwermer@gesundheitsamt.essen.de<br />
Januar 2003<br />
IX. <strong>Essen</strong>er Gesundheitsbericht
Inhalt<br />
<strong>Patientenberatung</strong>, Patientenrechte.<br />
E<strong>in</strong>e neue Kraft im Gesundheitswesen 5<br />
Bürger<strong>in</strong>formationssysteme (AG 1) 9<br />
Patientenrechte (AG 2) 13<br />
Barrierefreiheit für Beh<strong>in</strong>derte (AG 3) 19<br />
Ambulante Krebsberatung (AG 4) 21<br />
<strong>Patientenberatung</strong> zu psychosozialen und<br />
psychotherapeutischen Hilfen (AG 5) 27<br />
Anhang 43<br />
2<br />
<strong>Patientenberatung</strong> <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> – Übersicht zu den<br />
Handlungsempfehlungen 45<br />
Modellprojekt „Bürgerorientierung des Gesundheitswesens“ 47
<strong>Patientenberatung</strong>, Patientenrechte<br />
E<strong>in</strong>e neue Kraft im Gesundheitswesen<br />
„Patientenrechte <strong>in</strong> Deutschland heute“ ist der Titel des Beschlusses der 72. Gesundheitsm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />
vom Juni 1999. In diesem Dokument geht es um Patientenrechte auf sorgfältige Information,<br />
um Patientenrechte <strong>in</strong> der Behandlung, um das Recht auf selbstbestimmtes Sterben und<br />
um Rechte im Schadensfall. E<strong>in</strong> sehr grundsätzliches Papier, wie die Präambel zeigt:<br />
„Niemand darf bei der mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung wegen Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache,<br />
Heimat und Herkunft, se<strong>in</strong>es Glaubens, se<strong>in</strong>er religiösen, politischen und sonstigen Anschauungen,<br />
se<strong>in</strong>es Alters, se<strong>in</strong>er Lebensumstände oder se<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung diskrim<strong>in</strong>iert werden. Behandlung<br />
und Pflege haben die Würde und Integrität des Patienten zu achten, se<strong>in</strong> Selbstbestimmungsrecht<br />
und se<strong>in</strong> Recht auf Privatheit zu respektieren und das Gebot der Humanität zu<br />
beachten. Respekt, Vertrauen und die e<strong>in</strong>verständliche Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegepersonal<br />
und Patienten s<strong>in</strong>d unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzungen für den gewünschten Erfolg e<strong>in</strong>er Behandlung.“<br />
Stärker mit (kritischem) Blick auf Details des deutschen Gesundheitswesens g<strong>in</strong>g der Sachverständigenrat<br />
für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen zu Werke, als er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gutachten<br />
2000/2001 dafür e<strong>in</strong>trat, die Patientenrechte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenständigen Patientenrechte-Gesetz zusammen<br />
zu fassen:<br />
E<strong>in</strong>e eigenständige gesetzliche Regelung sei erforderlich, um die derzeit komplexe rechtliche<br />
Situation im Gesundheitswesen für die Patienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Weise identifizierbar zu machen,<br />
heißt es <strong>in</strong> diesem Gutachten. Dabei sollte die Rechtsangleichung an europäisches Recht berücksichtigt<br />
werden. Die Sachverständigen betonen, die Rolle der Patienten sei im Wandel begriffen.<br />
In der Vergangenheit seien die Patienten vor allem <strong>in</strong> der Rolle gewesen, sich auf die Fürsorge, die<br />
Bedarfsgerechtigkeit und die Qualität der Entscheidungen anderer verlassen zu wollen oder zu<br />
müssen; zukünftig könnten sie e<strong>in</strong>e Rolle als eigenständige Kraft im Gesundheitswesen übernehmen.<br />
Davon gehe e<strong>in</strong> wachsender E<strong>in</strong>fluss auf die Zielorientierung, die Prozesse und die Strukturen<br />
des Versorgungssystems aus. Für das Gesundheitswesen werde die Frage, <strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>e aktive<br />
mitgestaltende Rolle von Bürgern, Versicherten und Patienten verwirklicht sei, an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.<br />
Bislang sei die Rolle des Konsumenten kaum angemessen gestärkt worden.<br />
Der Sachverständigenrat kommt außerdem zu dem Schluss, das deutsche Gesundheitswesen leide<br />
an e<strong>in</strong>er mangelnden Orientierung im H<strong>in</strong>blick auf explizite gesundheitliche Ziele. Fast zwangsläufig<br />
werde <strong>in</strong> der Diskussion die Ausgabenebene überbetont. Die e<strong>in</strong>seitige Orientierung an den<br />
Ressourcen komme auch dadurch zum Ausdruck, dass die Beitragssatzstabilität als Sollvorschrift <strong>in</strong><br />
das Gesetzbuch aufgenommen worden sei. Auf Grund dieser Herangehensweise reduzierten sich<br />
die meisten "Gesundheitsreformen" auf re<strong>in</strong>e Kostendämpfungsmaßnahmen. Diesem Umstand<br />
müsse mit e<strong>in</strong>er öffentlichen Zieldiskussion begegnet werden.<br />
Noch weniger global, mith<strong>in</strong> auch für <strong>Essen</strong> gültig und auf <strong>Essen</strong> anwendbar, ist das Ergebnis des<br />
nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Modellprojekts zur Bürgerorientierung im Gesundheitswesen und e<strong>in</strong>er <strong>in</strong><br />
diesem Zusammenhang vorgenommenen repräsentativen Umfrage. Danach wünschen sich rund<br />
80 Prozent der Befragten e<strong>in</strong>e verstärkte Zusammenarbeit der Anbieter im Gesundheitswesen und<br />
mehr Informationen über Therapie und Diagnostik. Weit über die Hälfte der Befragten vertrat die<br />
Auffassung, dass die Interessen von Patient<strong>in</strong>nen und Patienten im Gesundheitswesen nur „ausreichend“<br />
(rund 42 Prozent) oder gar „schlecht“ (rund 16 Prozent) berücksichtigt werden.<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens Gesundheitsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Birgit Fischer hat dazu erklärt: “Wir wollen e<strong>in</strong>e bessere<br />
Zusammenarbeit aller Beteiligten im Gesundheitswesen ... und wir wollen die Stellung der Patient<strong>in</strong>nen<br />
und Patienten stärken“.<br />
3
Am Modellprojekt des Landes beteiligten sich die Ärztekammern Nordrhe<strong>in</strong> und Westfalen-Lippe,<br />
die Barmer Ersatzkasse, die Verbraucherzentrale NRW, der Gesundheitsladen Bielefeld und das<br />
Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises. Die Ärztekammern und die am Projekt beteiligte<br />
Kasse bereiteten Daten und Informationen verständlich auf, so dass die Kammern besser über geeignete<br />
Fachärzte und Krankenhäuser <strong>in</strong>formieren können. Die BEK versetzte ihre Geschäftsstellen<br />
an Modellstandorten <strong>in</strong> die Lage, Fragen der Versicherten zum Beispiel zum Leistungsrecht und zu<br />
Behandlungsmethoden direkt zu beantworten. Verbraucherzentrale und Oberbergischer Kreis<br />
erstellten Informationsmaterial unter anderem zu Krankenkassentarifen und den Kosten e<strong>in</strong>er Zahnbehandlung.<br />
Der „Gesundheitsladen Bielefeld“ weitete se<strong>in</strong> Beratungsangebot auf vermutete<br />
Behandlungsfehler und rechtliche Fragen aus.<br />
Dieses Modellprojekt wurde von Professor Dr. Norbert Wohlfahrt (Bochum) wissenschaftlich begleitet.<br />
E<strong>in</strong>e Übersicht der von Wohlfahrt der Gesundheitskonferenz vorgetragenen Ergebnisse des<br />
Modellprojekts bietet der Anhang dieses Bandes.<br />
4<br />
*<br />
Die Gesundheitskonferenz <strong>Essen</strong> hat mehrfach das Thema <strong>Patientenberatung</strong> diskutiert, auch die<br />
Frage, ob es zum Schwerpunktthema der Gesundheitskonferenz werden solle. Dabei wurden Unsicherheiten<br />
und Unterschiede bei E<strong>in</strong>schätzungen offenkundig. - Beispiele: Ist die Unabhängigkeit<br />
der <strong>Patientenberatung</strong> durch die bestehenden Stellen gewährleistet oder vertreten diese nicht<br />
auch Interessen Ihrer Träger? Oder: Schöpfen Krankenkassen die Möglichkeiten und gesetzlichen<br />
Verpflichtungen zur Gänze aus, wenn sie Call-Centers mit <strong>Patientenberatung</strong> beauftragen?<br />
Trotz unbeantworteter Fragen wurde vorgeschlagen, Anstöße zum Thema zu bündeln und um<br />
weitere Aspekte zu ergänzen. Das heißt: Das Thema wurde für die <strong>Essen</strong>er Situation genauer bestimmt,<br />
e<strong>in</strong>gegrenzt, Teilprojekte wurden festgelegt. Ziel war es, auf dieser Grundlage Arbeitsgruppen<br />
zu beauftragen, e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme vorzulegen, fachliche Standards und geeignete<br />
Organisationsformen zu diskutieren und vor allem Handlungsempfehlungen zu entwickeln.<br />
Weil das Thema der <strong>Patientenberatung</strong> und der Bürgerorientierung im Gesundheitswesen hohe<br />
Aktualität hat und durch Modellprojekte und neue Förderungsmöglichkeiten Unterstützung f<strong>in</strong>den<br />
könnte, erschien es wichtig, aus verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln die Schwerpunkte und Realisierungschancen<br />
auf die <strong>Essen</strong>er Situation h<strong>in</strong> auszuloten.<br />
Zentrale Punkte – global und auf <strong>Essen</strong> bezogen – dieser Diskussion waren:<br />
Bürgerorientierung des Gesundheitssystems<br />
Stärkung der Position und der Informationslage der Patienten<br />
Defizite der Information und wie sie behoben werden können<br />
Umsetzungschancen der aus der Diskussion entstehenden Vorhaben<br />
Über die Aktualität des Themas „Bürger- und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“ bestand<br />
E<strong>in</strong>igkeit:<br />
Es geht um die Bürgerbeteiligung im Gesundheitswesen, um die Verbesserung von Information,<br />
Transparenz, Qualität und Sicherheit. Dabei soll vor allem geprüft werden, wie Bürger, Patienten<br />
und Versicherte befähigt werden können, das bestehende Dienstleistungsangebot stärker und<br />
<strong>in</strong>telligenter zu nutzen, E<strong>in</strong>fluss nehmen zu können auf das Angebot gesundheitlicher Dienstleistungen.<br />
Die vorhandenen Angebote müssen besser bekannt, mehr vernetzt und deutlicher an<br />
Bedarfen ausgerichtet werden.
Die Ergebnisse der auf dieser Grundlage von der Gesundheitskonferenz beauftragten fünf Arbeitsgruppen<br />
1 Bürger<strong>in</strong>formationsysteme<br />
2 Patientenrechte<br />
3 Barrierefreiheit für Beh<strong>in</strong>derte<br />
4 Ambulante Krebsberatung<br />
5 <strong>Patientenberatung</strong> zu psychosozialen und psychotherapeutischen Hilfen<br />
liegen nun vor.<br />
Die von den Arbeitsgruppen formulierten Handlungsempfehlungen werden auf dem Weg zu ihrer<br />
Realisierung weiter verfolgt, beobachtet, betreut - im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Evaluation der Arbeitsergebnisse<br />
durch die Gesundheitskonferenz, durch die zuständigen Arbeitsgruppen und durch damit betraute<br />
Fache<strong>in</strong>richtungen.<br />
Die Ergebnisse – Erfolge wie Misserfolge, Fortschritte wie Stagnation – sollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren<br />
Gesundheitsbericht dokumentiert werden.<br />
Horst He<strong>in</strong>emann<br />
5
6<br />
Arbeitsgruppe 1: Bürger<strong>in</strong>formationssysteme<br />
Bericht und Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe<br />
Die Arbeitsgruppe<br />
Die Arbeitsgruppe 1 befasste sich mit Bestand, Aufgaben, Zielen und Perspektiven,<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Sie bestand aus:<br />
Dr. Karl Deiritz, WIESE e. V.<br />
Horst He<strong>in</strong>emann, Gesundheitsamt <strong>Essen</strong><br />
Dr. Mechthild Keller, Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung<br />
Eleonore Schnoor, Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten<br />
Helmut Kiedrowicz, AOK Rhe<strong>in</strong>land<br />
Ulrich Vogel, BKK Krupp, Thyssen und Partner (unterdessen im Ruhestand; e<strong>in</strong> Nachfolger wurde<br />
nicht benannt)<br />
Bestand<br />
Zur Zeit gibt es drei übergreifende Systeme:<br />
1. „Gesundheitstelefon“<br />
2. Portal „<strong>Essen</strong> forscht und heilt.de“<br />
3. Portal „Gesundheit“ unter essen.de<br />
Das „Gesundheitstelefon“ entstand auf Initiative des Gesundheitsamts und (bei der Software)<br />
<strong>in</strong> Kooperation mit dem „Landes<strong>in</strong>stitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst NRW“ (loegd);<br />
auf Vermittlung der <strong>Essen</strong>er Wirtschaftsförderungs Gesellschaft (EMG) entstand 1999 e<strong>in</strong>e<br />
vertraglich festgelegte Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsamt und dem <strong>Essen</strong>er Betreiber<br />
e<strong>in</strong>es Call-Centers, der Firma Connect Market<strong>in</strong>g Service (CMS), heute CMS 24. Auf Grund von<br />
Beschwerdenüber die Qualität der Auskünfte hat das Gesundheitsamt im Oktober 2002<br />
Vere<strong>in</strong>barungen zur Verbesserung mit CMS 24 getroffen.<br />
Das Portal „EFUH“ wurde auf Initiative des „Grevenbroicher Kreises“ e<strong>in</strong>gerichtet. In der Praxis<br />
zeigten sich Mängel vor allem bei der Aktualisierung. Deshalb soll dieses Portal mit dem unter<br />
essen.de e<strong>in</strong>zurichtenden Portal „Gesundheit“ (siehe unten) verbunden werden. Neben<br />
Adressen des Gesundheitswesens <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> (zum Teil L<strong>in</strong>ks auf Homepages) enthält es auch<br />
überregional wichtige und <strong>in</strong>teressierende H<strong>in</strong>weise auf die ökonomische Bedeutung der<br />
Gesundheitswirtschaft <strong>in</strong> <strong>Essen</strong>, außerdem aktuelle Meldungen und Term<strong>in</strong>-Ankündigungen<br />
Das Portal „Gesundheit“ entstand auf Initiative von Gesundheitsamt und WIESE e. V.; grafisch<br />
und technisch wurde es von e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe der Universität <strong>Essen</strong> (Prof. Dr. Dorloff)<br />
entwickelt und betreut. Es soll unter essen.de aufrufbar se<strong>in</strong> und neben den auch <strong>in</strong> „EFUH“<br />
enthaltenen Adressen und aktuellen Meldungen und Term<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weise auf<br />
Kontaktmöglichkeiten von Beratungsstellen und Projekten enthalten; h<strong>in</strong>zu kommen L<strong>in</strong>ks zu<br />
lokalen, regionalen und überregionalen Informationsmöglichkeiten. Das Portal ist derzeit<br />
(Januar 2003) noch nicht öffentlich zugänglich, kann jedoch freigeschaltet werden, sobald die<br />
Art der E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> essen.de verb<strong>in</strong>dlich geklärt ist.
Die enge Verzahnung der beiden Portale ist gewährleistet. Die Verb<strong>in</strong>dung (Austausch, Abgleich)<br />
der Datensätze aller drei Systeme (also auch des „Gesundheitstelefon“) muss schnell geschehen.<br />
Weitere Informationsquellen<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es spezialisierte Informationspools, die von Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern<br />
telefonisch oder persönlich abgerufen werden können:<br />
bei den Krankenkassen<br />
bei der Koord<strong>in</strong>ationsstelle für Psychotherapie der KV<br />
bei TransVer e. V.<br />
bei der Selbsthilfeberatungsstelle WIESE<br />
Gedruckte Informationsquellen:<br />
Der Bürgerservice der Gelben Seiten<br />
Die Weißen Seiten / Das Gesundheits- und mediz<strong>in</strong>ische Branchenbuch<br />
der <strong>Essen</strong>er Wegweiser für Beh<strong>in</strong>derte<br />
Der Selbsthilfewegweiser der WIESE<br />
Das Psychosoziale Adressbuch<br />
Der <strong>Essen</strong>er Krebswegweiser<br />
Die Inhalte dieser Angebote müssen über die drei übergreifenden Systeme erreichbar se<strong>in</strong>.<br />
Aufgaben, Ziele, Perspektiven<br />
Gesundheits<strong>in</strong>formationssysteme sollen<br />
Überschaubare, leicht und schnell erreichbare Informationen zu gesundheitlichen Themen und<br />
Anbietern im Gesundheitsbereich ermöglichen<br />
Im gleichen S<strong>in</strong>ne Informationen für das professionelle System bereit stellen<br />
Dem Anspruch dieser Systeme s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs Grenzen gesetzt:<br />
Betreiben, Pflege und Ausbau der Systeme ist nach Ansicht der Arbeitsgruppe e<strong>in</strong> ständiger Prozess<br />
ohne absehbares Ende, auch ohne die realistische Aussicht auf Perfektion und auf Übernahme<br />
der Eigen<strong>in</strong>itiative und -verantwortung der Informationen Suchenden durch die Betreiber<br />
und Organisatoren. Es handelt sich um Systeme, die zu e<strong>in</strong>er kompetenten Beratung oder Therapie<br />
h<strong>in</strong>führen, wobei für die Qualität der Beratung, der Untersuchung, der Therapie etc. ausdrücklich<br />
ke<strong>in</strong>e Garantie übernehmen werden kann. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wirkung der Organisatoren und<br />
Anbieter auf die Qualität der <strong>in</strong> den Systemen aufgeführten Angebote ist realistischerweise nicht<br />
möglich. Möglich – wenngleich ohne den Anspruch umfassender Zuverlässigkeit und Objektivität –<br />
ist e<strong>in</strong>e Filterung von theoretisch zur Verfügung stehenden Angeboten vor der Aufnahme von<br />
H<strong>in</strong>weisen darauf - zum Beispiel durch Verzicht auf kommerzielle oder unseriös ersche<strong>in</strong>ende Angebote<br />
(die Verwendung des unklaren Begriffes „unseriös“ verweist auf die Schwierigkeit, e<strong>in</strong>deutige<br />
Kriterien für die Auswahl festzulegen).<br />
E<strong>in</strong> beredtes Beispiel für die Probleme (großer Aufwand, nur ausschnittsweise Beurteilung möglich)<br />
bei der Beurteilung der Qualität von Angeboten hat die Zeitschrift „TEST“ der Stiftung Warentest <strong>in</strong><br />
ihrer Ausgabe 8/2002 geliefert (siehe Anlage1). Und zu gesundheitsbezogenen Internetseiten hat<br />
die Zeitschrift „Blickpunkt öffentliche Gesundheit“ der Akademie für öffentliches Gesundheits-<br />
7
wesen <strong>in</strong> Düsseldorf <strong>in</strong> Ihrer Ausgabe 3/2002 unter der Überschrift „Bei Gesundheitsthemen ist<br />
Vorsicht geboten“ über die Ergebnisse deutsch-englischer Studien berichtet (siehe Anlage 2).<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Die beiden Internet-Portale und das „Gesundheitstelefon“ müssen funktionstüchtig(er)<br />
gemacht werden (ihre Datensätze mite<strong>in</strong>ander abgleichen und verknüpfen). Das muss <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit von Gesundheitsamt, Onl<strong>in</strong>e-Redaktion der Stadt <strong>Essen</strong>, EWG und dem<br />
„Gesundheitstelefon“-Betreiber geschehen<br />
Beim Ausbau der Internet-Portale und des „Gesundheitstelefons“ müssen alle <strong>in</strong>formierenden<br />
und beratenden Stellen mit H<strong>in</strong>weisen (oder, wo möglich) mit L<strong>in</strong>ks berücksichtigt werden.<br />
Auch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der gedruckt vorliegenden Informationsquellen, zum<strong>in</strong>dest durch<br />
H<strong>in</strong>weise auf ihre Existenz, ihre Inhalte und die Bezugsquelle, ist wichtig<br />
Die Systeme <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> bekannt machen (beim „Gesundheitstelefon“ sollte geprüft werden, ob<br />
e<strong>in</strong>e neue e<strong>in</strong>prägsame Telefonnummer zur Verfügung gestellt werden kann). Diese Aufgabe<br />
soll vom Gesundheitsamt <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit EWG und EMG gelöst werden<br />
Die Träger des lokalen Gesundheitssystems müssen dazu bewegt werden, durch Vorschläge,<br />
Kritik und eigene Angebote den Informationsgehalt und die Aktualität der Systeme zu sichern.<br />
Diese Motivationsarbeit kann vom Gesundheitsamt geleistet, zum<strong>in</strong>dest koord<strong>in</strong>iert werden<br />
So weit wie möglich (siehe oben) Qualitätskriterien für Gesundheits<strong>in</strong>formationen erarbeiten<br />
und anzuwenden – e<strong>in</strong>e Aufgabe für die Arbeitsgruppe<br />
Die Arbeitsgruppe muss die Informationssysteme ständig kritisch und konstruktiv begleiten und<br />
beobachten, Ergänzungen und Verbesserungen empfehlen und auf deren Realisierung<br />
dr<strong>in</strong>gen. Damit hat die Arbeitsgruppe die Vertreter der WIESE und des Gesundheitsamts<br />
beauftragt<br />
Es muss nach Möglichkeiten gesucht werden, e<strong>in</strong>e grundsätzlich wünschenswerte<br />
„Lotsenfunktion“ <strong>in</strong>nerhalb der Informationssysteme organisatorisch, personell und f<strong>in</strong>anziell zu<br />
ermöglichen<br />
Anlage 1<br />
8<br />
*<br />
Unter dem Titel „Wissenslücken“ wurde über e<strong>in</strong>en Test von Krankenkassen-Hotl<strong>in</strong>es berichtet:<br />
„Zum Thema Mediz<strong>in</strong> haben Kranke, aber auch Gesunde Fragen über Fragen. Die Krankenversicherer<br />
geben Antworten am Telefon. Doch wie ist es um deren Qualität bestellt? Wir haben<br />
16 Mediz<strong>in</strong>-Hotl<strong>in</strong>es getestet“.<br />
Das waren die Testfragen an die nach Aussage der Redaktion größten Anbieter:<br />
1. Worauf müssen Angehörige von Diabetikern achten?<br />
2. Welche Risiken birgt e<strong>in</strong>e Laseroperation zur Behandlung von Kurzsichtigkeit?<br />
3. Wer hilft bei Depressionen?<br />
4. Welche Impfungen s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e Reise nach Kenia notwendig? Was kosten sie? Wer impft?<br />
5. Was kostet e<strong>in</strong> HIV-Test? Bezahlt ihn die Krankenkasse?<br />
6. Was kostet e<strong>in</strong> Gehwagen (Rollator)?<br />
7. Gibt es e<strong>in</strong>en Zahnarzt, der mit Laser oder Chemikalien „bohrt“?
Die mediz<strong>in</strong>ische Auskunft bekam im Test nur bei zwei Krankenkassen die Note „gut“. Nach der<br />
wohl ironisch geme<strong>in</strong>ten Zwischenüberschrift „Ke<strong>in</strong>e gesundheitsgefährdenden Antworten“ heißt<br />
es im Bericht:<br />
„Die mediz<strong>in</strong>ische Kompetenz der meisten Hotl<strong>in</strong>es im Test war ´befriedigend`... Wirklich überragende<br />
Ergebnisse erzielte aber ke<strong>in</strong>e Hotl<strong>in</strong>e. Dazu schwankte die Qualität der Auskünfte zu<br />
mediz<strong>in</strong>ischen Fragen, Kosten und Adressen zu stark. Doch immerh<strong>in</strong>: Auch wenn die mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Informationen nicht immer vollständig waren, zum<strong>in</strong>dest haben wir ke<strong>in</strong>e falschen oder<br />
gesundheitsgefährdenden Antworten bekommen. Wie gut e<strong>in</strong>e Auskunft ist, hängt auch von den<br />
jeweiligen Gesprächspartnern im Callcenter ab. In E<strong>in</strong>zelfällen <strong>in</strong>formierten sie unsere Testanrufer<br />
hervor-ragend. Teilweise wurden sehr ausführliche Gespräche geführt, die e<strong>in</strong>e halbe Stunde<br />
dauerten. In anderen Fällen waren die Informationen eher dürftig und die Testpersonen wurden<br />
kurz abgespeist...Am besten schnitten die Hotl<strong>in</strong>es bei der Frage nach den für Kenia notwendigen<br />
Reiseimpfungen ab... Alle Kassen erklärten, dass e<strong>in</strong>e Malaria-Prophylaxe notwendig ist, und immerh<strong>in</strong><br />
14 erläuterten die Bedeutung von Tetanus, Diphtherie, Polio, Hepatitis A und B sowie Gelbfieber,<br />
womit zum<strong>in</strong>dest die wichtigsten Impfungen abgedeckt s<strong>in</strong>d...Worauf die Angehörigen von<br />
Diabetikern achten müssen, konnten dagegen erstaunlich wenige Hotl<strong>in</strong>es vermitteln. Nur sieben<br />
verwiesen auf die Bedeutung der Ernährung, nur fünf machten darauf aufmerksam, dass Diabetiker<br />
immer e<strong>in</strong> Stück Traubenzucker bei sich haben sollten, zwei konnten gar ke<strong>in</strong>e konkreten Tipps<br />
geben...“<br />
Als „Fazit“ nennt die Zeitschrift:<br />
„Die Mitglieder der Krankenversicherungen sollten die Patienten-Hotl<strong>in</strong>es nutzen, auch wenn sie<br />
dort immer mal wieder auf Wissenslücken stoßen. In den meisten Fällen bemühen sich die Mitarbeiter,<br />
die gewünschten Informationen zu beschaffen, und rufen die Versicherten auch häufig<br />
zurück. Patienten können mit e<strong>in</strong>er gut erreichbaren und freundlichen Callcenter rechnen. Ärgerlich<br />
s<strong>in</strong>d aber die Schwächen bei den Adress- und Kostenauskünften“.<br />
Anlage 2<br />
„Beim Thema Gesundheit wird man/frau im Internet fündig. Tausende Internetseiten <strong>in</strong>formieren.<br />
Aber - s<strong>in</strong>d die angebotenen Informationen verlässlich? Werden wir gut <strong>in</strong>formiert? Untersuchungen<br />
zu dieser Frage gibt es bereits viele. E<strong>in</strong> deutsch-englisches Wissenschaftlerteam hat jetzt<br />
79 entsprechende empirische Studien systematisch durchgesehen. 7270 Internetseiten (websites<br />
und webpages) wurden <strong>in</strong> diesen Studien evaluiert. Immerh<strong>in</strong> 55 Studien kommen zu dem<br />
Ergebnis, dass die Qualität der im Web angebotenen Gesundheits<strong>in</strong>formationen e<strong>in</strong>iges zu wünschen<br />
übrig lässt: ´quality is a problem on the web`. 22 Studien urteilen neutral. Lediglich 7 Studien<br />
besche<strong>in</strong>igen den Informationen e<strong>in</strong>e gute Qualität, wobei <strong>in</strong> diesen Studien deutlich weichere<br />
Kriterien verwendet wurden.<br />
Das Resümee der Wissenschaftler: die Ergebnisse der Studien lassen sich nur schwer zusammenführen,<br />
zu groß s<strong>in</strong>d die methodischen Unterschiede. So machten sie alle<strong>in</strong> 86 unterschiedliche<br />
Qualitätskriterien zur Bewertung der Internetseiten aus. Es bedürfe hier - so die Wissenschaftler<br />
– dr<strong>in</strong>gend standardisierter Kriterien. („Empirical Studies Assess<strong>in</strong>g the Quality of Health Information<br />
for Consumers on the World Wide Web. A Systematic Review, <strong>in</strong>: Journal of the American Medical<br />
Association, Vol. 287, No. 20, p. 2691).<br />
Das Resümee für uns ´user`: Bei Informationen zum Thema Gesundheit ist auf jeden Fall Vorsicht<br />
geboten.“<br />
9
Die Arbeitsgruppe<br />
10<br />
Arbeitsgruppe 2: Patientenrechte<br />
Bericht und Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe<br />
Die Arbeitsgruppe 2 beschäftigte sich mit dem Stand der Beratung zu Patientenrechten <strong>in</strong> <strong>Essen</strong><br />
und erarbeitete Handlungsempfehlungen.<br />
Sie bestand aus<br />
• Frau Böttcher Gesundheitsamt/Handlungsprogramm Schwule und Lesben<br />
• Herr Fredrich Verband Pflegemanagement, Pflegedienstleiter des Lutherhauses<br />
• Frau Gitter Innungskrankenkasse, sozialer Dienst<br />
• Frau Dr. Kloppenburg Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung, niedergelassene Ärzt<strong>in</strong><br />
• Herr Löhr Krankenhausverband, Geschäftsführer der Kl<strong>in</strong>iken <strong>Essen</strong>-Süd<br />
• Herr Werntges Notgeme<strong>in</strong>schaft der Mediz<strong>in</strong>geschädigten NRW<br />
• Frau Schwermer Gesundheitsamt/Geschäftsstelle Gesundheitskonferenz<br />
Ausgangssituation, Bedarf und Ziele<br />
Selbstverständnis und Rolle von Patient<strong>in</strong>nen und Patienten bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em deutlichen Wandel. Mehr und mehr stellt sich das Gesundheitssystem auf <strong>in</strong>formierte,<br />
Entscheidungen mit tragende Nutzer und Nutzer<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> und erprobt sich mit zunehmendem<br />
Erfolg <strong>in</strong> „Kommunikation auf Augenhöhe“. Nicht überall fällt der Abschied von paternalistischen<br />
Strukturen <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> leicht und häufig lassen sich unterschiedliche Rollenerwartungen, Verantwortlichkeiten<br />
und Ansprüche nicht ohne Konflikte lösen. Es ist für Patienten und Patient<strong>in</strong>nen<br />
und fachliche Stellen schwierig, sich e<strong>in</strong>en Überblick über die rechtlichen Regelungen zu verschaffen,<br />
da diese bisher <strong>in</strong> unterschiedlichen Gesetzestexten verstreut s<strong>in</strong>d und das angekündigte<br />
Patientenrechtegesetz noch nicht <strong>in</strong> Sicht ist.<br />
Der Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen empfiehlt, Patientenkompetenz<br />
und -partizipation als Schlüsselqualitäten zukünftig besser zu nutzen, da sie e<strong>in</strong>en<br />
wesentlichen E<strong>in</strong>fluss auf die Qualität der Leistungen und auf die Wirtschaftlichkeit des gesamten<br />
Systems haben. Dabei sollte bei der sozialen und <strong>in</strong>stitutionellen Unterstützung, bei den edukativen<br />
Faktoren und den rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen angesetzt werden ( Sachverständigenrat für<br />
die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen, Band 1, Seite 40).<br />
Aktuell lassen sich sowohl Gründungen von unabhängigen <strong>Patientenberatung</strong>sstellen als auch<br />
starke Bemühungen um e<strong>in</strong>e klare Nutzerorientierung <strong>in</strong> nahezu allen Bereichen des Gesundheitssystems<br />
verzeichnen. So hielten bei e<strong>in</strong>er Telefonumfrage des Landes<strong>in</strong>stituts für den öffentlichen<br />
Gesundheitsdienst 48% der Befragten unabhängige Beratungsstellen für wichtig oder sehr wichtig,<br />
41% möchten stärker über Patientenrechte aufgeklärt werden und 20% wussten nicht, an wen sie<br />
sich bei Beschwerden wenden könnten. Auch auf der professionellen Ebene ist die Diskussion um<br />
die Balance von Unabhängigkeit und Fachlichkeit längst nicht abgeschlossen, auch wenn die<br />
Förderung von Modellen der <strong>Patientenberatung</strong> zur gesetzlichen Aufgabe der Krankenkassen<br />
geworden s<strong>in</strong>d. ( siehe §65b SGB V)<br />
Vermutlich wird sich die Situation <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> <strong>in</strong> bezug auf die Beratungsmöglichkeiten zu Patientenrechten<br />
nicht wesentlich von der <strong>in</strong> anderen Städten unterscheiden. Trotzdem können von e<strong>in</strong>er<br />
genauen Bestandsaufnahme der <strong>Essen</strong>er Situation <strong>in</strong> diesem Bereich wichtige H<strong>in</strong>weise erwartet<br />
werden, <strong>in</strong> welchen Punkten und mit welchen geeigneten Maßnahmen Kompetenz und<br />
Beteiligung von Nutzern und Nutzer<strong>in</strong>nen gesundheitlicher Leistungen <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> weiter unterstützt<br />
werden sollten.
Speziell zum Thema Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten war im Vorfeld der Arbeitsgruppe<br />
Klärungsbedarf benannt worden, da durch die Vielzahl und Verschiedenartigkeit der<br />
im Umlauf bef<strong>in</strong>dlichen Formulare Verunsicherungen und auch Zweifel an deren rechtlicher<br />
Wirksamkeit und Angemessenheit für unterschiedliche Lebenssituation (z. B. gleichgeschlechtliche<br />
Paare) bestehen.<br />
Der Bestand<br />
Die Arbeitsgruppe erstellte nach gründlicher Recherche folgende Übersicht über die Stellen, an<br />
die sich Patienten und Patient<strong>in</strong>nen zur Information und Klärung ihrer Rechte wenden können.<br />
Krankenkassen<br />
• jeweils zuständige Stellen bei den e<strong>in</strong>zelnen Krankenkassen<br />
• Widerspruchsausschüsse der Krankenkassen<br />
• E<strong>in</strong>ige Krankenkassen: onl<strong>in</strong>e – Informationsdienste<br />
Niedergelassene Ärzte und Ärzt<strong>in</strong>nen<br />
• Kreisstelle <strong>Essen</strong> der Ärztekammer Nordrhe<strong>in</strong><br />
• <strong>Patientenberatung</strong> und Clear<strong>in</strong>gstelle der Ärztekammer Nordrhe<strong>in</strong>, Düsseldorf<br />
auch Vermittlung zur Gutachterkommission bei entstandenem Schaden und dr<strong>in</strong>gendem Verdacht auf<br />
ärztliche Behandlungsfehler<br />
• Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung Nordrhe<strong>in</strong>, Bezirksstelle <strong>Essen</strong>/Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Psychotherapie<br />
• Bezirksstelle <strong>Essen</strong> der Zahnärztekammer Nordrhe<strong>in</strong><br />
• <strong>Patientenberatung</strong> der Zahnärztekammer Nordrhe<strong>in</strong><br />
Heilpraktiker<br />
Das Gesundheitsamt ist für die Erlaubniserteilung und Aufsicht über die niedergelassenen Heilpraktiker<br />
zuständig.<br />
Gesundheitsfachberufe<br />
Das Gesundheitsamt erteilt Erlaubnisse und führt die Aufsicht über die niedergelassenen<br />
Gesundheitsfachberufe z. B. Physiotherapeuten (Krankengymnasten/Masseure) und Logopäden.<br />
Krankenhäuser<br />
• Verwaltungsleitung, ärztliche Leitung und die Pflegedienstleitung<br />
• Patientenfürsprecher <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Krankenhäusern<br />
• Rechtsaufsicht nach Krankenhausgesetz des Landes NRW beim Gesundheitsamt<br />
Apotheken<br />
Arzneimittelüberwachung des Gesundheitsamtes<br />
11
Ambulante Pflege<br />
• Beratungsstelle Pflege der AWO, Kreisverband <strong>Essen</strong> e. V.<br />
• Beratungsstelle Pflege des Caritasverbandes für die Stadt <strong>Essen</strong> e. V.<br />
• Beratungsstelle Pflege des Diakoniewerkes <strong>Essen</strong> e. V.<br />
• Beratungsstelle Pflege des DRK, Kreisverband <strong>Essen</strong> e. V.<br />
• Beratungsstelle Pflege des PARITÄTISCHEN und se<strong>in</strong>er Mitgliedsorganisationen<br />
• Beratungsstelle Pflege des Pflegeverbundes <strong>Essen</strong> im AfK e. V.<br />
• Beratungsstelle Pflege der Stadt <strong>Essen</strong><br />
Stationäre Pflege<br />
Heimaufsicht des Gesundheitsamtes für Alten- und Pflegeheime sowie Heime für erwachsene Menschen mit<br />
Beh<strong>in</strong>derungen. Schutz der Interessen und Bedürfnisse der Heimbewohner/<strong>in</strong>nen. Beratung <strong>in</strong><br />
Heimangelegenheiten, Überprüfung von Beschwerden.<br />
Hygienefragen/Fragen zum Infektionsschutzgesetz<br />
Gesundheitsamt<br />
Patientenschutz<br />
• Verbraucherzentrale NRW, Beratungsstelle <strong>Essen</strong>, telefonische Hotl<strong>in</strong>e zu Rechtsfragen<br />
• Anwälte mit Erfahrung im Patientenrecht<br />
Weitere beratende Stellen, die unter anderem zu Patientenrechten <strong>in</strong>formieren<br />
• Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten e.V., Heppenheim<br />
• Notgeme<strong>in</strong>schaft der Mediz<strong>in</strong>geschädigten, Dormagen<br />
• WIESE e.V. Kontaktstelle für Selbsthilfe<br />
• TransVer e.V. Information und Beratung zu psychosozialen und psychotherapeutischen Angeboten<br />
• Seniorenbeirat<br />
• Zentrale Beratung beh<strong>in</strong>derter Bürger der Stadt <strong>Essen</strong><br />
• Beratungsstelle des Gesundheitsamtes für Beh<strong>in</strong>derte /Sozialpädiatrisches Zentrum<br />
• Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Selbsthilfe Beh<strong>in</strong>derter<br />
• Sozialpsychiatrischer Dienst des Gesundheitsamtes<br />
• Betreuungsstelle für gesetzliche Betreuungen<br />
• AIDS-Hilfe <strong>Essen</strong><br />
• und andere<br />
Bewertung des Bestandes<br />
Beratung zu Patientenrechten f<strong>in</strong>det täglich <strong>in</strong> Arztpraxen, Krankenhäusern, Pflegee<strong>in</strong>richtungen,<br />
Beratungsstellen und im öffentlichen Gesundheitsdienst statt und ist Teil der täglichen Arbeit der<br />
Professionellen. Auch im Rahmen von Leitungsfunktionen <strong>in</strong> Gesundheitse<strong>in</strong>richtungen oder bei<br />
berufsständischen Organisationen und den Krankenkassen ist diese Aufgabe Teil des Selbst- und<br />
12
Aufgabenverständnisses. E<strong>in</strong> gezieltes Beschwerdemanagement ist allerd<strong>in</strong>gs noch selten vorhanden<br />
oder gerade erst im Aufbau.<br />
Die meisten der <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> vorhandenen Ansprechstellen für Patienten und Patient<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>nerhalb<br />
der oben genannten Organisationen als mehr oder weniger spezialisierte Stellen angesiedelt.<br />
(Beispiele: Patientenfürsprecher <strong>in</strong> Krankenhäusern, Clear<strong>in</strong>gstelle der Ärztekammer Nordrhe<strong>in</strong>.)<br />
Damit s<strong>in</strong>d sie eng an die Fachlichkeit der jeweiligen Institution angebunden, werden aber von<br />
Patienten und Patient<strong>in</strong>nen auch <strong>in</strong> deren Abhängigkeit gesehen, was <strong>in</strong> Konfliktfällen wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
die Zugänglichkeit und unbefangene Nutzung erschwert.<br />
In Ausbildung und Fortbildung werden Sensibilität <strong>in</strong> dieser Frage, aktuelle rechtliche Informationen<br />
und ausreichende kommunikative Fähigkeiten als wesentliche Voraussetzungen nur unzureichend<br />
vermittelt. Diese Situation begünstigt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Zeitknappheit und mangelnden personellen<br />
Ressourcen Verhaltensunsicherheiten und Vorbehalte.<br />
Der öffentliche Gesundheitsdienst nimmt <strong>in</strong> vielen Bereichen Aufsichtsfunktionen wahr. In e<strong>in</strong>em<br />
neuen Verständnis se<strong>in</strong>er Aufgaben trägt er damit zur Qualitätssicherung im Gesundheitsbereich<br />
bei. Se<strong>in</strong>e gleichzeitige Dienstleisterfunktion für ratsuchende Bürger und Bürger<strong>in</strong>nen ist noch zu<br />
wenig nach <strong>in</strong>nen und außen profiliert.<br />
Für Ratsuchende bestehen zu wenig Übersicht und teilweise zu hochschwellige Zugangswege zu<br />
den vorhandenen Ansprechstellen. Nach E<strong>in</strong>schätzung der Mitglieder der Arbeitsgruppe „verirren“<br />
sich die Patienten und Patient<strong>in</strong>nen zu häufig <strong>in</strong> diesem System oder werden auf der Suche nach<br />
der richtigen Stelle mutlos. Daher hält die Arbeitsgruppe e<strong>in</strong>e „Portalstelle mit Lotsenfunktion“ <strong>in</strong><br />
<strong>Essen</strong> für erforderlich. Das Gesundheitstelefon, das diese Funktion grundsätzlich wahrnehmen<br />
könnte, ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er bestehenden Form dazu nicht <strong>in</strong> der Lage.<br />
Im ambulanten Pflegebereich gibt es e<strong>in</strong>e deutlich verbesserte Situation durch den Aufbau von<br />
sieben Pflegeberatungsstellen <strong>in</strong> verschiedener Trägerschaft. Auch die Verbraucherberatung hat<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren ihre Angebote im Bereich der gesundheitsbezogenen Beratung verstärkt.<br />
Informationen zu Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten werden zu sehr auf die Ebene<br />
der Formulare reduziert und zu spät, d.h. erst bei E<strong>in</strong>treten schwerer Erkrankungen oder im Alter<br />
zum Thema gemacht. Zudem bestehen weiterh<strong>in</strong> auf Seiten der Ärzte und Ärzt<strong>in</strong>nen Zweifel am<br />
Nutzen und der Rechtsverb<strong>in</strong>dlichkeit solcher Regelungen und auf Seiten der Patienten an deren<br />
Wirksamkeit.<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Herausgabe e<strong>in</strong>es <strong>Essen</strong>er Patientenratgebers<br />
Der <strong>in</strong> der Arbeitsgruppe bearbeitete Text der NRW-Broschüre „Patientenrechte <strong>in</strong> Deutschland“<br />
soll als <strong>Essen</strong>er Patientenratgeber mit e<strong>in</strong>em auf <strong>Essen</strong> bezogenen Adressteil veröffentlicht und <strong>in</strong><br />
<strong>Essen</strong> weit verbreitet werden.<br />
Stärkere Berücksichtigung des Themas „Umgang mit Patientenrechten“ <strong>in</strong> Aus- und Fortbildung<br />
Das Thema „Umgang mit Patientenrechten“ soll stärker <strong>in</strong> die Aus- und Fortbildung von Fachkräften<br />
im Gesundheitswesen e<strong>in</strong>bezogen werden, damit e<strong>in</strong>e bessere Umsetzung <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Arbeitsgebieten gel<strong>in</strong>gt (Selbstverpflichtung der Schulen und Fortbildungsträger). Dabei<br />
soll berücksichtigt werden, dass der Umgang mit dem Selbstbestimmungsrecht der Patienten<br />
und Patient<strong>in</strong>nen auch mit <strong>in</strong>neren und äußeren Konflikten e<strong>in</strong>hergehen kann.<br />
Lotsenqualität <strong>in</strong> den <strong>Essen</strong>er Gesundheits<strong>in</strong>formationssystemen <strong>in</strong>stallieren<br />
Über die im <strong>Essen</strong>er Patientenratgeber enthaltene Auflistung von Adressen h<strong>in</strong>aus soll Rat suchenden<br />
Patienten und Patient<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e Stelle mit Lotsenfunktion zur Verfügung stehen. Die Arbeitsgruppe<br />
„Patienten<strong>in</strong>formationssysteme“ sollte die vorhandenen Informationsmedien auf ihre<br />
13
Lotsenqualität h<strong>in</strong> überprüfen und Ressourcen von Scout 24 (Informationsdienst von Krankenkassen)<br />
und der Verbraucherberatung <strong>in</strong> die Bewertung e<strong>in</strong>beziehen.<br />
Informationen über Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten verbessern<br />
Die von der Arbeitsgruppe empfohlenen Informationen und Formulare zu Patientenverfügungen<br />
und Vorsorgevollmachten sollten <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> für Interessierte frühzeitig und auf e<strong>in</strong>fachem Weg zur<br />
Verfügung stehen. Günstig ersche<strong>in</strong>t die E<strong>in</strong>igung auf e<strong>in</strong> Formular, das allen behandelnden<br />
Stellen bekannt ist und im <strong>Essen</strong>er Gesundheitswesen e<strong>in</strong>e ausreichende Akzeptanz hat.<br />
14
Arbeitsgruppe 3: Barrierefreiheit für Beh<strong>in</strong>derte<br />
Bericht und Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe<br />
Die Arbeitsgruppe<br />
Die Arbeitsgruppe 3 konzentrierte sich auf e<strong>in</strong>e Erhebung zur Situation von Rollstuhlfahrern und<br />
Hörgeschädigten <strong>in</strong> Krankenhäusern. In e<strong>in</strong>em aufwändigen Verfahren wurden die Häuser befragt<br />
und die ausgefüllten Fragebögen ausgewertet. Bei der Auswertung zeigte sich, dass es im Falle<br />
des Universitäts-Kl<strong>in</strong>ikums angesichts der Vielzahl und des unterschiedlichen Alters der Gebäude<br />
nicht möglich ist, e<strong>in</strong>e Auswertung vorzunehmen.<br />
Die Arbeitsgruppe bestand aus:<br />
• Horst He<strong>in</strong>emann, Büro Gesunde Stadt des Gesundheitsamts <strong>Essen</strong><br />
• Prof. Dr. Nikolaus Konietzko, Ruhrlandkl<strong>in</strong>ik<br />
• Re<strong>in</strong>hard Osterfeld, AG Selbsthilfe Beh<strong>in</strong>derter e. V.<br />
• Ingelore Stephan, Paargruppe <strong>Essen</strong> (Gesprächskreis für Hörgeschädigte mit guthörenden<br />
Partnern)<br />
• Jürgen W<strong>in</strong>ter, Lutherhaus<br />
Bewertung des Bestands<br />
Kl<strong>in</strong>iken und Krankenhäuser s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel barrierefrei. Bestehende Gebäudesubstanz<br />
(Altbauten) können nur mit erheblichem Aufwand umgebaut werden. Kle<strong>in</strong>ere Hilfsmassnahmen<br />
schaffen bereits Erleichterung. Erfahrungen mit Hilfestellungen durch das Personal der<br />
Krankenhäuser und Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> s<strong>in</strong>d positiv.<br />
Handlungsempfehlungen<br />
• Bei Umbau- und Neubaumassnahmen sollten die Barrierefreiheit berücksichtigt und die<br />
betroffenen Personenkreise rechtzeitig mit e<strong>in</strong>bezogen werden<br />
• An Hand des Fragebogens der Arbeitsgruppe sollte die Sensibilität der technischen Dienste für<br />
die Barrierefreiheit geschärft werden werden<br />
• Handlungsbedarf besteht für die Hörbeh<strong>in</strong>derten <strong>in</strong> <strong>Essen</strong>. Empfohlene Maßnahmen:<br />
o Anschaffung von mobilen Verstärker- und Übertragungsanlagen (Kosten ca. 400 €)<br />
o Schulungen während der Ausbildung von Ärzten, Krankenpflegern und Schwestern ( 3 -<br />
4 Stunden)<br />
o Inanspruchnahme von Gebärdendolmetschern (LBG und DGS)<br />
o E<strong>in</strong>en Raum mit Induktionsschleifen ausstatten<br />
Die Vertreter der AG Selbsthilfe Beh<strong>in</strong>derter e. V. und des Gesundheitsamts <strong>in</strong> der Arbeitsgruppe<br />
werden die Realisierung der Empfehlungen beobachten.<br />
15
16<br />
Arbeitsgruppe 4: Ambulante Krebsberatung<br />
Bericht und Empfehlungen der Arbeitsgruppe<br />
Die Arbeitsgruppe<br />
Die Arbeitsgruppe 4 beschäftigte sich mit dem Stand der ambulanten Beratung bei Krebs <strong>in</strong> <strong>Essen</strong><br />
und erarbeitete e<strong>in</strong>e Handlungsempfehlung.<br />
Die Gruppe bestand aus:<br />
Mitglieder der Gesundheitskonferenz:<br />
• Frau Becker Wiese e.V., Onkologisches Netzwerk,<br />
• Herr Prof. Dr. Betzler Alfried-Krupp-Krankenhaus, Onkologischer Kl<strong>in</strong>ikverbund<br />
• Frau Kilz Paritätischer Wohlfahrtverband, Onkologisches. Netzwerk<br />
• Frau Neumann Bündnis 90/Die Grünen<br />
• Herr Vogel AG der BKK, BKK Krupp, Thyssen+Partner<br />
• Frau Schwermer Geschäftsstelle der Gesundheitskonferenz<br />
Die Arbeitsgruppe wurde um folgende Experten zum Thema Krebs erweitert:<br />
• Herr Fischer Selbsthilfegruppe Kehlkopflose<br />
• Frau Friedrich Pflegebüro des Paritätischen Wohlfahrtverbandes,<br />
Onkologisches Netzwerk<br />
• Herr Korb Onkologisches Netzwerk, Kl<strong>in</strong>ikum <strong>Essen</strong>, Krebsberatung<br />
• Herr Löhr Krankenhausverband/Kl<strong>in</strong>iken <strong>Essen</strong>-Süd<br />
• Herr Dr. Rudolph Onkologisches Netzwerk, niedergelassener Onkologe<br />
• Herr Prof. Dr. Seegenschmiedt Alfried-Krupp-Krankenhaus<br />
• Herr Prof. Dr. Strasser Alfried-Krupp-Krankenhaus, Netzwerk Palliativmediz<strong>in</strong>,<br />
AG Hospizgruppen <strong>Essen</strong><br />
Die Ausgangssituation<br />
In Deutschland werden jährlich mehr als 330.000 Krebserkrankungen (164.900 Männer, 173.400<br />
Frauen) neu diagnostiziert. 1740 der Neuerkrankungen entfallen auf K<strong>in</strong>der unter 15 Jahren, mehr<br />
als die Hälfte auf Frauen und Männer nach dem 75. Lebensjahr. Die Zahl der <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> mit se<strong>in</strong>em<br />
zentralen E<strong>in</strong>zugsbereich behandelten Neuerkrankungen wird auf 3000 - 5000 geschätzt, davon<br />
s<strong>in</strong>d etwa 2000 <strong>Essen</strong>er/<strong>in</strong>nen.<br />
Als lebensbedrohliche Krankheit und zweithäufigste Todesursache löst Krebs bei den Betroffenen<br />
e<strong>in</strong> hohes Angstpotential aus. Psychosoziale Beratung ist e<strong>in</strong>e zentrale Notwendigkeit, um Krankheitsbewältigung<br />
und Heilung bei Krebs zu ermöglichen und zu unterstützen.<br />
Zahlreiche Studien belegen die psychische Belastung e<strong>in</strong>er Krebserkrankung. So zeigte e<strong>in</strong>e Studie<br />
der Universität Köln, dass mehr als 50% der Krebspatienten und -patient<strong>in</strong>nen dauerhaft unter<br />
psychischen Belastungen leiden. Es wird geschätzt, dass bis zu 25% der an Krebs erkrankten Menschen<br />
und zum Teil deren Angehörige psycho-soziale und psycho-onkologische Beratung<br />
benötigen. Auch der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen hat
nach e<strong>in</strong>er umfangreichen Befragung e<strong>in</strong>e erhebliche Unterversorgung <strong>in</strong> diesem Bereich<br />
festgestellt.<br />
In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Diagnose und Behandlung vieler Krebsarten erhebliche Erfolge erzielt<br />
worden und die mediz<strong>in</strong>ische Versorgung krebskranker Menschen hat <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> e<strong>in</strong> hohes Niveau<br />
erreicht.<br />
Das Fehlen ausreichender Angebote im psychosozialen und psychoonkologischen Bereich begrenzt<br />
die Möglichkeiten e<strong>in</strong>es umfassenden Versorgungskonzepts <strong>in</strong> <strong>Essen</strong>. Nach e<strong>in</strong>er Analyse<br />
des Onkologischen Netzwerks (Herausgeber des <strong>Essen</strong>er Wegweisers bei Krebs) fehlt e<strong>in</strong>e unabhängige<br />
Beratungsstelle, die zu psychosozialen und mediz<strong>in</strong>ischen Fragestellungen berät und die<br />
für Betroffene e<strong>in</strong>e Wegweiserfunktion im H<strong>in</strong>blick auf die vorhandenen Versorgungsstrukturen<br />
übernimmt. E<strong>in</strong>e solche Stelle sollte sowohl mit den mediz<strong>in</strong>ischen Behandlungsstrukturen wie auch<br />
mit den Angeboten der Selbsthilfe beständig verknüpft se<strong>in</strong>. Ihr Aufgabenfeld sollte sich auf die<br />
Primärprävention, die Begleitung während der Diagnose- und Therapiephase und auf die Nachsorge<br />
und Integration von Betroffenen beziehen, um im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er umfassenden Lebensberatung<br />
bei Krebs für Betroffene, Angehörige und die Öffentlichkeit Hilfen anzubieten oder auf vorhandene<br />
Hilfen zu verweisen.<br />
In <strong>Essen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren verschiedene Initiativen unternommen worden, um die Situation<br />
<strong>in</strong> der psychosozialen Beratung bei Krebs zu verbessern. Hier ist vor allem das umfangreiche Projekt<br />
des Onkologischen Schwerpunktes Ruhr Mitte der 90erJahre zu nennen. Diese Initiativen haben<br />
bisher trotz zunehmend besserer Vernetzungsstrukturen <strong>in</strong> der Krebsbehandlung und -beratung<br />
nicht zur E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Krebsberatungsstelle <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> geführt.<br />
Der Bestand: Psychosoziale Hilfen bei Krebs <strong>in</strong> <strong>Essen</strong><br />
Die folgende Bestandsübersicht fußt auf dem vom Onkologischen Netzwerk (als Zusammenschluss<br />
beratender Stellen zu Krebs) herausgegebenen „<strong>Essen</strong>er Wegweiser bei Krebs“.<br />
Stationärer Bereich<br />
In sechs <strong>Essen</strong>er Krankenhäusern wird e<strong>in</strong>e spezielle Krebsberatung als E<strong>in</strong>zel- und/oder<br />
Gruppenberatung angeboten.<br />
Universitätskl<strong>in</strong>ikum <strong>Essen</strong><br />
Abteilung für Hämatologie<br />
Abteilung für Allgeme<strong>in</strong>- und Transplantationschirurgie<br />
Zentrum für Tumorforschung und Tumortherapie<br />
Abteilung Strahlenkl<strong>in</strong>ik<br />
Zentrum für K<strong>in</strong>derheilkunde<br />
Kl<strong>in</strong>iken <strong>Essen</strong> Süd, Evangelisches Krankenhaus <strong>Essen</strong>-Werden<br />
Kl<strong>in</strong>iken <strong>Essen</strong>-Mitte, Hyssensstift<br />
Alfried Krupp Krankenhaus, Kl<strong>in</strong>ik für Radioonkologie, Strahlentherapie und Nuklearmediz<strong>in</strong><br />
angeleitete Gruppen und Gesprächskreise für Krebskranke und Angehörige<br />
Kl<strong>in</strong>ikum: Gesprächskreis für Patienten und Angehörige<br />
Kl<strong>in</strong>ikum: Gesprächskreis für Knochenmarktransplantierte Patienten und Angehörige<br />
Lutherhaus: Bochumer Gesundheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Bethesda-Krankenhaus: Bochumer Gesundheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Alfried Krupp Krankenhaus: Kunsttherapie/Gestaltungstherapie für Patienten und Angehörige<br />
17
Ambulanter Bereich<br />
Außerhalb des stationären Bereichs bietet die Kontakt- und Beratungsstelle nach Krebs des DPWV<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktem Umfang Sozialberatung an und unterstützt und vermittelt <strong>in</strong> drei Selbsthilfegruppen.<br />
Die Stelle wird von der Pflegeberatung des Trägers unterstützt und erhält e<strong>in</strong>e begrenzte<br />
kommunale Förderung.<br />
Selbsthilfe<br />
Die Selbsthilfekontaktstelle Wiese e.V. berät und unterstützt Selbsthilfegruppen und Interessierte.<br />
Zur Zeit bestehen <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> neun Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige zu<br />
verschiedenen Krebserkrankungen.<br />
Bundesverband der Kehlkopflosen Ortsvere<strong>in</strong> <strong>Essen</strong> e.V.<br />
Deutsche ILCO e.V. Gruppe <strong>Essen</strong><br />
<strong>Essen</strong>er Eltern<strong>in</strong>itiative zur Unterstützung krebskranker K<strong>in</strong>der<br />
Junge Leute mit Krebs<br />
Selbsthilfegruppe: Prostata<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs, Gruppe <strong>Essen</strong><br />
Initiative Diagnose Brustkrebs<br />
Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V., Ortsverband <strong>Essen</strong><br />
Krebsselbsthilfe Werden (Leukämie, Plasmozytom, Lymphome und andere Bluterkrankungen)<br />
Psychoonkologie/Psychotherapie<br />
Psychoonkologische und psychotherapeutische Behandlung werden im ambulanten Bereich<br />
überwiegend durch psychologische und ärztliche Psychotherapeuten angeboten. In diesem<br />
Bereich muss mit Wartezeiten gerechnet werden.<br />
Informations- und Vermittlungsmöglichkeiten über:<br />
Koord<strong>in</strong>ationsstelle für Psychotherapie der Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> <strong>Essen</strong><br />
TransVer <strong>Essen</strong> e.V. (Vere<strong>in</strong> zur Vernetzung psychosozialer/psychotherapeutischer Angebote <strong>in</strong> <strong>Essen</strong>)<br />
Trauer und Sterben<br />
Sechs ambulante und stationäre Hospizdienste, zwei stationäre Hospize und vier Gesprächsgruppen/Beratungsstellen<br />
s<strong>in</strong>d im Bereich Sterbe- und Trauerbegleitung tätig.<br />
Hospizdienste<br />
Hospiz Steele e.V.<br />
Hospizdienst am Alfried Krupp Krankenhaus<br />
Fördervere<strong>in</strong> Cosmas und Damian Hospiz e.V. (Träger der ambulanten Sterbebegleitung, Förderer des stationären<br />
Hospizes)<br />
Ökumenischer Arbeitskreis „Sitzwachen“ Kettwig<br />
Ambulante ökumenische Hospizgruppe Werden<br />
18
Stationäre Hospize<br />
Hospiz <strong>Essen</strong>-Steele e.V.<br />
Hospiz Cosmas und Damian<br />
Gesprächsgruppen/Beratungsstellen<br />
Trauergruppe Hospiz <strong>Essen</strong>-Steele<br />
Hospizvere<strong>in</strong> „Sterben ist Leben“ e.V. <strong>Essen</strong><br />
Cafe Trauerweide<br />
TABU<br />
Gesprächskreis: „Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase – Trauerbewältigung“, Alfried Krupp Krankenhaus <strong>Essen</strong>, Prof.<br />
Strasser<br />
Sozialrechtliche Beratung und f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung<br />
Sozialrechtliche Beratung und f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung leisten <strong>in</strong> <strong>Essen</strong>: Sozialdienste <strong>in</strong> Krankenhäusern,<br />
Krankenkassen/Pflegekassen, Rentenversicherungsträger, Versorgungsamt, Hauptfürsorgestelle,<br />
Arbeitsamt, Gesundheitsamt, Sozialamt, Bürgerberatung/Beh<strong>in</strong>dertenberatung der Stadt<br />
<strong>Essen</strong>, Schwerbeh<strong>in</strong>dertenbeauftragte <strong>in</strong> Betrieben.<br />
Sport<br />
Fünf Vere<strong>in</strong>e und Organisationen haben spezielle Sportangebote für Krebserkrankte entwickelt.<br />
Vere<strong>in</strong> für Gesundheitssport und Sporttherapie an der Universität <strong>Essen</strong><br />
ESPO<br />
DJK Heis<strong>in</strong>gen<br />
DJK VFB Frohnhausen<br />
Beh<strong>in</strong>dertensportgeme<strong>in</strong>schaft<br />
Bewertung des Bestandes an psychosozialen Hilfen <strong>in</strong> <strong>Essen</strong><br />
In <strong>Essen</strong> bestehen verschiedene psychosoziale Hilfen für Krebserkrankte und ihre Angehörigen. Sie<br />
s<strong>in</strong>d erstmals im <strong>Essen</strong>er Wegweiser bei Krebs als Übersicht veröffentlicht worden und umfassen<br />
e<strong>in</strong>e Bandbreite von sportlichen Angeboten über Selbsthilfegruppen bis zu Angeboten psychosozialer<br />
Beratung und Therapie.<br />
Schwergewichte liegen auf der Beratung im stationären Bereich und <strong>in</strong> der Förderung von Selbsthilfegruppen.<br />
Aber auch im stationären Bereich bieten nicht alle Krankenhäuser e<strong>in</strong>e spezielle<br />
psychosoziale Krebsberatung an und im Selbsthilfebereich gibt es e<strong>in</strong>en Mangel an Selbsthilfegruppen<br />
bei Krebserkrankungen von Männern.<br />
Deutliche Defizite bestehen <strong>in</strong> vier Bereichen: <strong>in</strong> der ambulanten Krebsberatung, <strong>in</strong> der Versorgung<br />
mit psychotherapeutischen/psychoonkologischen Angeboten, <strong>in</strong> der Primärprävention und<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tragfähigen und zielgerichteten Vernetzung der Bereiche mediz<strong>in</strong>ische Behandlung,<br />
Selbsthilfe und psychosoziale Beratung.<br />
Im Rahmen der stationären Krebsberatung, der Pflegeberatung und der Kontaktstelle für Selbsthilfe<br />
werden Beratungsbedarfe deutlich, die aber <strong>in</strong> diesen Bereichen schnell an Grenzen stoßen.<br />
Diese Bereiche können den Mangel an ambulanter psychosozialer Beratung durch ihre Angebote<br />
19
nicht ausgleichen. Häufig muss daher auf Krebsberatungsstellen der Nachbarstädte (Bochum,<br />
Münster, Aachen) verwiesen werden.<br />
Der Paritätische Wohlfahrtsverband unterhält e<strong>in</strong>e Kontaktstelle- und Beratungsstelle zu Krebs mit<br />
begrenzten Beratungskapazitäten. Der Träger ist grundsätzlich bereit, das Beratungsangebot <strong>in</strong><br />
Richtung e<strong>in</strong>er umfassenden Krebsberatungsstelle zu erweitern und hat Anfang des Jahres mit Hilfe<br />
von Mitteln des Arbeitsamtes e<strong>in</strong>e ABM-Stelle e<strong>in</strong>richten können. Die Weiterentwicklung ist von<br />
den F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>er solchen Stelle abhängig.<br />
Fazit: Die vorhandenen Strukturen <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> sollten durch e<strong>in</strong>e ausreichend ausgestattete und mit<br />
allen krebsbezogenen Angeboten und Stellen <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> vernetzte ambulante Krebsberatungsstelle<br />
unterstützt und besser vernetzt und die defizitären Bereiche aufgegriffen werden. E<strong>in</strong>e solche Stelle<br />
hätte nicht die Funktion e<strong>in</strong>es zusätzlichen Serviceangebots, sondern ist als zw<strong>in</strong>gend notwendiger<br />
Bestandteil e<strong>in</strong>es umfassenden Versorgungskonzepts zu Krebs <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> zu entwickeln.<br />
Durch die vorhandenen Vernetzungsbereiche wie den Onkologischen Kl<strong>in</strong>ikverbund, das Netzwerk<br />
Palliativmediz<strong>in</strong>, das Onkologische Netzwerk und die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>Essen</strong>er Hospizgruppen<br />
s<strong>in</strong>d hierzu bereits e<strong>in</strong>e gute Ausgangsbasis für die notwendige Unterstützungsstruktur<br />
gegeben.<br />
Handlungsempfehlung: Schaffung e<strong>in</strong>er ambulanten Krebsberatungsstelle<br />
Ziele/Aufgaben<br />
20<br />
1. Information, Beratung und Begleitung erkrankter Menschen und ihrer Angehörigen<br />
2. Hilfen zur psychischen und sozialen Stabilisierung und zur Förderung der sozialen Kompetenz<br />
3. Aktivierung von Selbsthilfepotentialen, Förderung von Selbsthilfe<br />
4. Kooperation und Vernetzung der eigenen Angebote mit bestehenden mediz<strong>in</strong>ischen und<br />
psychosozialen Versorgungsstrukturen, den Hospizdiensten und den Selbsthilfee<strong>in</strong>richtungen<br />
und -strukturen<br />
Bauste<strong>in</strong>e/Arbeitsfelder<br />
1. Klärung der persönlichen Situation der Ratsuchenden (psycho-soziale Diagnostik)<br />
2. Lotsenfunktion zu allen Angeboten zu Krebs <strong>in</strong> <strong>Essen</strong><br />
Orientierungs- und Klärungshilfe und Vermittlung<br />
3. Zugang zu mediz<strong>in</strong>ischen Informationen/Vermittlung zu mediz<strong>in</strong>ischen Zweitme<strong>in</strong>ungen<br />
4. Förderung der Selbsthilfe und Vermittlung <strong>in</strong> Selbsthilfegruppen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der<br />
Kontaktstelle für Selbsthilfe „Wiese e.V.“<br />
5. Angebote praktischer Lebenshilfe und Gesundheitsförderung<br />
Prävention und Rehabilitation<br />
6. Sozialrechtliche Beratung, Pflegeberatung und Beratung zu Patientenrechten, Beratung<br />
und Vermittlung zu Sterbebegleitung<br />
7. Psychotherapeutische Angebote mit Schwerpunkten Krisen<strong>in</strong>tervention und<br />
Krankheitsbewältigung, auch kunsttherapeutisch/gestaltungstherapeutische Angebote<br />
8. Vernetzungs-, Koord<strong>in</strong>ations- und Fortbildungsstelle für die beteiligten Dienste und<br />
Berufsgruppen<br />
9. Öffentlichkeitsarbeit und Angebote der Primärprävention
Kosten, F<strong>in</strong>anzierung<br />
Die bestehenden 20 ambulanten Krebsberatungsstellen <strong>in</strong> NRW (siehe NRW-Broschüre: Krebs bekämpfen)<br />
haben sehr unterschiedliche Leistungs- und Qualitätsstandards. Auch die Höhe der personellen<br />
und sachlichen Ausstattung variiert stark. In den meisten Fällen handelt es sich um e<strong>in</strong>e<br />
nicht langfristig abgesicherte Mischf<strong>in</strong>anzierung aus mehreren Quellen: kommunale Mittel, Spenden/Sponsoren,<br />
Stiftungsmittel, Mittel von Krankenhäusern, Landesmittel u.a.. Die Bemühungen<br />
unterschiedlicher Stellen auf Landesebene, e<strong>in</strong> Regelf<strong>in</strong>anzierungsmodell für Krebsberatungsstellen<br />
abzustimmen, waren bisher noch nicht erfolgreich.<br />
Beratungsstellen, die die neun für <strong>Essen</strong> für notwendig gehaltenen Bauste<strong>in</strong>e vorhalten (z. B. Bochum,<br />
Münster, Aachen), verfügen über 2,5 – 3 Stellen. Die Krebsgesellschaft NRW hat e<strong>in</strong>e Konzeption<br />
für ambulante psychosoziale Krebsberatungsstellen <strong>in</strong> NRW entwickelt, <strong>in</strong> der sie für e<strong>in</strong>e<br />
Großstadt mit 1 Million E<strong>in</strong>wohnern e<strong>in</strong>e Beratungsstelle mit 3,75 Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen (3 Berater/<strong>in</strong>nen,<br />
0,75 Verwaltungskraft) empfiehlt.<br />
Für <strong>Essen</strong> bedeutet das etwa 2,5 Stellen. Dies würde e<strong>in</strong>en Kostenrahmen von etwa 150.000 € jährlich<br />
für Personal- und Sachkosten erfordern. Die Sicherung e<strong>in</strong>es Modellzeitraums von m<strong>in</strong>destens<br />
drei Jahren wird als Voraussetzung für e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen Arbeitsansatz gesehen.<br />
Trägerschaft<br />
Die Akzeptanz e<strong>in</strong>er ambulanten Krebsberatungsstelle hängt wesentlich davon ab, dass sie e<strong>in</strong>e<br />
fachlich fundierte Beratung anbietet oder vermittelt, sich ausreichend vernetzt und gleichzeitig<br />
unabhängig ist von den Interessen e<strong>in</strong>zelner Anbieter gesundheitlicher Leistungen.<br />
Die Trägerschaft sollte diesem Anliegen Rechnung tragen und die Verknüpfung zwischen den drei<br />
Feldern, mediz<strong>in</strong>ische Behandlung, psychosoziale Beratung und Selbsthilfe <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> gewährleisten<br />
können.<br />
Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat sich bereit erklärt, die Trägerschaft e<strong>in</strong>er Krebsberatungsstelle<br />
zu übernehmen, wenn e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeit gefunden wird.<br />
Der Bericht und die Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe wurden von der Gesundheitskonferenz<br />
<strong>in</strong> ihrer Sitzung am 6.3.2002 beschlossen. E<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe wurde beauftragt, e<strong>in</strong><br />
Realisierungskonzept für e<strong>in</strong>e dreijährige Modellphase der Krebsberatungsstelle zu erarbeiten.<br />
21
Arbeitsgruppe<br />
22<br />
Arbeitsgruppe 5:<br />
<strong>Patientenberatung</strong> zu psychosozialen und<br />
psychotherapeutischen Hilfen<br />
Bericht und Handlungsempfehlung der Arbeitsgruppe<br />
Die Arbeitsgruppe 5 beschäftigte sich mit dem Stand der Information, Beratung und Vermittlung<br />
zu psychosozialen und psychotherapeutischen Hilfen <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> und erarbeitete e<strong>in</strong>e Handlungsempfehlung.<br />
Sie bestand aus:<br />
• Frau Albrecht Kl<strong>in</strong>iken <strong>Essen</strong>-Süd, Pflegedienstleitung<br />
• Frau Becker Wiese e.V.<br />
• Herr Bendisch Lutherhaus, psychosozialer Dienst<br />
• Frau Emmrich Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung, Koord<strong>in</strong>ationsstelle Psychotherapie<br />
• Frau Florkewicz TransVer e.V.<br />
• Frau Herrmann TransVer e.V.<br />
• Herr Korsten Telefonseelsorge<br />
• Herr Müller Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung<br />
• Frau Freitag-Rütten Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung<br />
• Herr Ziemons VdAK<br />
• Frau Schwermer Geschäftsstelle der Gesundheitskonferenz<br />
Ausgangssituation, Bedarf und Ziele bei Information, Beratung und Vermittlung zu<br />
psychosozialen und psychotherapeutischen Angeboten<br />
Das <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> vorhandene Hilfsangebot zu psychischen und sozialen Problemen ist sehr vielfältig<br />
und ausdifferenziert, ist dadurch aber für Nutzer/<strong>in</strong>nen häufig sehr unübersichtlich. Für Ratsuchende<br />
ist es <strong>in</strong> vielen Fällen schwierig, die für sie geeignete Hilfe zu f<strong>in</strong>den. Dies hat unterschiedliche<br />
Gründe:<br />
1. Psychosoziale Probleme wie Armut, Sucht, Schulden und psychische Erkrankungen unterliegen<br />
nach wie vor e<strong>in</strong>er starken Tabuisierung. Daher lassen sich Informationen über Hilfen nur schwer<br />
im direkten Alltagsumfeld (Familie, Freunde, Nachbarn, Kollegen) erschließen.<br />
2. Ratsuchende bef<strong>in</strong>den sich meistens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktuell belastenden Situation und erleben die<br />
mangelnde Durchsichtigkeit der möglichen Angebote und die Schwierigkeiten <strong>in</strong> der<br />
Zugänglichkeit als unüberw<strong>in</strong>dliche Hürde.<br />
3. Ratsuchende können ihr "Problem“ benennen, haben aber ke<strong>in</strong> genaues Bild von den im<br />
professionellen Bereich üblichen Unterscheidungen und Aufteilungen <strong>in</strong> verschiedene<br />
Hilfearten und –sys-teme. Ohne die Kenntnis solcher Kategorien ist es schwierig, geeignete<br />
Hilfen und Stellen heraus zu f<strong>in</strong>den.<br />
4. Psychosoziale und psychotherapeutische Hilfen s<strong>in</strong>d häufig unzulänglich mit mediz<strong>in</strong>ischen,<br />
sozialen und pädagogischen Arbeitsbereichen verknüpft, so dass auch Mittler <strong>in</strong> diesen
Bereichen wie Hausärzte/<strong>in</strong>nen, Berater/<strong>in</strong>nen, Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagesstätten und<br />
Heimen nur mit teils hohem Aufwand die geeigneten Hilfen herausf<strong>in</strong>den können.<br />
Beratungsbedarfe und –angebote im Hilfeprozess<br />
Durch diese Situation kommt es bei den Ratsuchenden nicht nur hohen psychischen Belastungen<br />
und dauern Problemlagen mit ihren sozialen Folgen länger als notwendig an, sondern es entstehen<br />
auch vermeidbare Kosten für mediz<strong>in</strong>ische Behandlungen. Verschiedene Studien und<br />
Sachverständigengutachten weisen darauf h<strong>in</strong>, dass der Zugang zu adäquaten Hilfen bei<br />
psychischen Problemen häufig mehrere Jahre dauert, so dass „die vorhandenen Möglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>er frühzeitigen und sachgerechten Behandlung nicht ausreichend wahrgenommen“ werden.<br />
(Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen 2001)<br />
Dies hat mehrere Gründe: Es besteht bei Betroffenen e<strong>in</strong>e hohe zum Teil schützende Abwehr. Mit<br />
dieser wird oft lange vermieden – z.B. unter Annahme e<strong>in</strong>er körperlichen Störung – schließlich zu<br />
akzeptieren, e<strong>in</strong>e psychische Störung zu haben. Die Schwelle Rat zu suchen oder Hilfe zu erbitten,<br />
liegt für psychische Probleme wesentlich höher als für körperliche Krankheiten.<br />
Der statistisch beobachtete lange Zeitraum von mehreren Jahren schließt daher diesen <strong>in</strong>dividuellen<br />
Entscheidungsprozess mit e<strong>in</strong>, bis Betroffene überhaupt erst e<strong>in</strong>mal zu Ratsuchenden werden<br />
und Kontakt mit entsprechenden Institutionen aufnehmen. Das heißt: Die beschriebene Zeitverzögerung<br />
geht zum Teil auf Schwierigkeiten des Zugangs zu Hilfen, zum Teil auf <strong>in</strong>dividuelles<br />
Zögern und Nicht-Wahrhaben-Wollen zurück.<br />
In <strong>Essen</strong> nehmen die Telefonseelsorge, Wiese e.V (Kontaktstelle für Selbsthilfe), TransVer e.V.<br />
(Vere<strong>in</strong> zur Förderung der Transparenz und Vernetzung psychosozialer und psychotherapeutischer<br />
Angebote <strong>in</strong> <strong>Essen</strong>) und die Koord<strong>in</strong>ationsstelle Psychotherapie der Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung<br />
als spezialisierte Stellen mit unterschiedlichen Schwerpunkten wichtige <strong>in</strong>formierende, beratende<br />
und/oder vermittelnde Funktionen <strong>in</strong> diesem Bereich wahr. Daneben <strong>in</strong>formieren, beraten und<br />
vermitteln weitere Berater/<strong>in</strong>nen wie soziale Dienste, Ärzt/<strong>in</strong>nen, Psychotherapeut/<strong>in</strong>nen und<br />
23
Rechtsanwält/<strong>in</strong>nen, Seelsorger/<strong>in</strong>nen und ehrenamtliche Helfer/<strong>in</strong>nen im Rahmen ihres jeweiligen<br />
Arbeitsfeldes auch zu psychosozialen und psychotherapeutischen Angeboten.<br />
Information, Beratung und Vermittlung zu psychosozialen/ psychotherapeutischen Angeboten <strong>in</strong><br />
<strong>Essen</strong><br />
Die Arbeitsgruppe formulierte folgende Ziele für die Information, Beratung und Vermittlung zu<br />
psychosozialen und psychotherapeutischen Angeboten <strong>in</strong> <strong>Essen</strong>:<br />
Oberziel<br />
Ratsuchende bekommen möglichst früh und möglichst ohne Umwege die passende<br />
psychosoziale und/oder psychotherapeutische Hilfe vermittelt.<br />
Teil-Ziele<br />
1. Alle <strong>in</strong> der psychosozialen, psychotherapeutischen und mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung Tätigen und<br />
relevante Multiplikator/<strong>in</strong>nen ( u.a. soziale Dienste, Seelsorger/<strong>in</strong>nen, Erzieher/<strong>in</strong>nen,<br />
Lehrer<strong>in</strong>nen) kennen die vier Informations-, Beratungs- und Vermittlungs<strong>in</strong>stitutionen und ihr<br />
jeweiliges Leistungsspektrum.<br />
2. Alle Ratsuchenden erhalten die für sie s<strong>in</strong>nvolle Klärungs- und Vermittlungshilfe, sobald sie<br />
selbst direkt oder über Multiplikator/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e der vier Institutionen kontaktieren.<br />
Für die Qualität der Vermittlung s<strong>in</strong>d erforderlich:<br />
optimale abgestimmte Vernetzung der <strong>in</strong>formierenden und orientierenden Stellen<br />
• gute Verknüpfung mit Berater/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> sozialen, pädagogischen und mediz<strong>in</strong>ischen Bereichen<br />
• <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen<br />
24
• effektiver Zugang zu vorhandenen Hilfen durch Bündelung von Kompetenzen und Kapazitäten<br />
bei den vermittelnden Stellen<br />
• hoher Bekanntheitsgrad der vermittelnden Stellen<br />
Der Bestand<br />
Telefonseelsorge<br />
Die beiden Telefonseelsorgestellen <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> bestehen seit ca. 40 Jahren (Kath. TS 1961; Ev. TS 1966).<br />
Ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter stehen den Ratsuchenden rund um<br />
die Uhr und an allen Tagen des Jahres zur Verfügung. Das Angebot richtet sich an alle Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger des E<strong>in</strong>zugsbereiches und schränkt weder nach Herkunft, Konfession oder<br />
Anrufanlass e<strong>in</strong>.<br />
Das bedeutet, Anrufende müssen nicht vorher geklärt haben, was der Grund ihres Anrufes ist. Es<br />
reicht, wenn sie fühlen, dass sie e<strong>in</strong>en Gesprächspartner oder e<strong>in</strong>e Gesprächspartner<strong>in</strong> brauchen.<br />
In vielen Fällen kann <strong>in</strong> den Gesprächen geklärt werden, woher das diffuse Gefühl des Unwohlse<strong>in</strong>s<br />
oder der Verstimmung kommt. Häufig s<strong>in</strong>d diese Klärungen dann Ausgangspunkt, um<br />
mit den Anrufenden zu besprechen, ob e<strong>in</strong>e weiterführende Hilfe s<strong>in</strong>nvoll oder notwendig ist.<br />
Wichtig ist, dass Bereitschaft und Widerstand gegen e<strong>in</strong>e weiterführende Hilfe zur Sprache kommen<br />
können und <strong>in</strong> ihrem Gewicht gewürdigt werden. E<strong>in</strong>e umfangreiche Hilfeleistungskartei ermöglicht<br />
den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern, Anrufende auf vertiefende Hilfe (Selbsthilfegruppen,<br />
psychotherapeutische Hilfen, psychosoziale Hilfen wie Schuldnerberatung, Unterstützung<br />
durch Sozialstationen usw.) aufmerksam zu machen.<br />
Die beiden Telefonseelsorgestellen <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> werden jährlich ca. 45.000 Mal angerufen, woraus sich<br />
ca. 36.000 Gespräche, d.h. 3000 monatlich ergeben. Es wird statistisch nicht erhoben, <strong>in</strong> wie vielen<br />
Fällen über weiterführende Hilfe gesprochen bzw. e<strong>in</strong>e weiterführende Hilfe empfohlen wurde.<br />
(siehe Anlage Statistik der Telefonseelsorge)<br />
WIESE e.V. - Beratungsstelle für <strong>Essen</strong>er Selbsthilfegruppen und Interessierte<br />
Die Kontaktstelle berät Selbsthilfegruppen und Interessierte <strong>in</strong> allen Fragen der Selbsthilfe. Sie<br />
erhält etwa 2500 Nachfragen jährlich, d.h. etwa 200 monatlich. Mehr als die Hälfte der Anfragen<br />
betreffen psychosoziale Themen (vor allem Angst, Ess-Störungen, Mobb<strong>in</strong>g, Alzheimer, Krebs,<br />
Alkohol, Depressionen). Die Anzahl der Anfragen zu psychischen und psychosomatischen Erkrankungen,<br />
bei Suchterkrankungen und bei psychosozialen Themen wie sexueller Missbrauch und<br />
Mobb<strong>in</strong>g steigt. Dem gegenüber ist nur e<strong>in</strong> Viertel aller Selbsthilfegruppen <strong>in</strong> diesem Bereich<br />
angesiedelt. Zudem hat sich gezeigt, dass Gruppengründungen und die Begleitung neuer Gruppen<br />
erheblich mehr Zeit als bei anderen Gruppen erfordern. Dabei müssen Gruppen häufig vor<br />
überfordernden Erwartungen E<strong>in</strong>zelner geschützt werden. Möglicherweise s<strong>in</strong>d die zunehmenden<br />
Selbsthilfeanfragen auch e<strong>in</strong>e Reaktion auf die begrenzten Kapazitäten <strong>in</strong> der psychotherapeutischen<br />
Versorgung (Wartezeiten).<br />
Bei e<strong>in</strong>em Fünftel der Anfragen werden auch Informationen zum Profisystem nachgefragt. WIESE<br />
und auch die Selbsthilfegruppen werden damit zunehmend als <strong>Patientenberatung</strong> bei psychischen<br />
und sozialen Problemen <strong>in</strong> Anspruch genommen.<br />
(siehe Anlage)<br />
25
Koord<strong>in</strong>ationsstelle Psychotherapie der Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung Nordrhe<strong>in</strong>, Bezirksstelle Ruhr<br />
Seit Bestehen der Stelle (September 1997) bis Juli 2001 wurden 10.000 Anfragen an die Stelle gerichtet,<br />
das s<strong>in</strong>d mehr als 200 Anfragen monatlich. Die Anfragen beziehen sich auf die Richtl<strong>in</strong>ien-<br />
Psychotherapie, das heißt, auf die von Krankenkassen bezahlten drei Therapieverfahren, die von<br />
ärztlichen und psychologischen Psychotherapeut/<strong>in</strong>nen und K<strong>in</strong>der- und Jugendlichenpsychotherapeut/<strong>in</strong>nen<br />
angeboten werden. Überwiegend fragen die Betroffenen selbst bei der Stelle<br />
nach. Den H<strong>in</strong>weis auf die Koord<strong>in</strong>ationsstelle erhalten sie allerd<strong>in</strong>gs häufig durch ihre Krankenkasse,<br />
aber auch durch Hausärzte, Neurologen u.a.. 92% der 145 niedergelassenen ärztlichen und<br />
psychologischen Psychotherapeuten sowie K<strong>in</strong>der- und Jugendlichenpsychotherapeuten mit<br />
Kassenzulassung <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> bef<strong>in</strong>den sich im Datenpool. Die Daten werden vierteljährlich aktualisiert.<br />
Knapp 20% der Anfragen beziehen sich auf diagnostische Erstgespräche, die nach Möglichkeit<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Zeitraums von vier Wochen stattf<strong>in</strong>den sollen. In 95% der Anfragen konnten<br />
Adressen von Psychotherapeuten vermittelt werden. Dabei s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs zunehmend Wartezeiten<br />
e<strong>in</strong>geschlossen, die die Vermittlungsmöglichkeiten belasten. In 5% der Anfragen konnte<br />
ke<strong>in</strong> Angebot gemacht werden.<br />
(siehe Anlage)<br />
TransVer – Vere<strong>in</strong> zur Förderung der Transparenz und Vernetzung psychosozialer und<br />
psychotherapeutischer Angebote <strong>Essen</strong> e.V<br />
Seit Eröffnung der Stelle im August 2000 bis Ende März 2002 haben 1056 Ratsuchende Informationen<br />
und Hilfen nachgefragt, d.h. etwa 50 im Monat. In zwei Drittel aller Anfragen wenden sich<br />
Ratsuchende selbst an die Stelle. Das weitere Drittel umfasst Anfragen von nahen Angehörigen<br />
und betreuenden Profis aus unterschiedlichen Institutionen. Die Anfragenden suchen Beratung zu<br />
Zugangswegen zum Hilfeangebot ( wie suche ich mir e<strong>in</strong>e/n Therapeuten/-<strong>in</strong>?, wie wende ich<br />
mich an e<strong>in</strong>e Beratungsstelle?) zu ihrem speziellen Problem (gibt es unterschiedliche Angebote?<br />
Psychotherapie/ Beratung <strong>in</strong> spezialisierten Beratungsstellen wie Essstörungen, Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit,<br />
sexueller Missbrauch, sexuelle Störungen), holen Informationen zu Verfahren<br />
und Methoden, Zulassungen und Kosten e<strong>in</strong> und suchen Rat bei Irritationen während e<strong>in</strong>es<br />
Hilfeprozesses.<br />
Im Datenpool bef<strong>in</strong>den sich Behandler/<strong>in</strong>nen mit Kassenzulassung (33,7%), Behandler/<strong>in</strong>nen ohne<br />
Kassenzulassung (24,5%), Beratungsstellen (22,1%) und Andere (19,7%). Im Vordergrund steht bei<br />
TransVer die Unterstützung der Selbstklärung der Ratsuchenden. Die Stelle spricht ke<strong>in</strong>e Empfehlungen<br />
aus, sondern macht die <strong>in</strong> ihrem Datenpool vorhandenen Angaben der Anbieter/<strong>in</strong>nen im<br />
Bereich Psychotherapie, Beratung und soziale Hilfen anhand von Kriterien, die im Beratungsgespräch<br />
mit den Ratsuchenden erarbeitet wurden, verfügbar. Die personelle Kapazität ist auf<br />
e<strong>in</strong>e halbe Stelle begrenzt und z. Z. nur bis Juli 2002 abgesichert.<br />
Auch hier belasten die Wartezeiten bei Therapie- und Beratungsangeboten die Vermittlungsmöglichkeiten<br />
erheblich.<br />
(siehe Anlage)<br />
Bewertung des Bestandes<br />
In <strong>Essen</strong> wenden sich monatlich etwa 3500 Ratsuchende (möglicherweise Mehrfachnennung bzw.<br />
parallele Anfragen), an die vier auf Information, Beratung und Vermittlung ausgerichteten Institutionen.<br />
Diese Stellen decken zusammen die Bandbreite des Bereichs psychosozialer und psychotherapeutischer<br />
Hilfen mit je spezifischen Ausschnitten und Arbeitsformen (siehe Grafik:<br />
Information, Beratung und Vermittlung zu psychosozialen und psychotherapeutischen Angeboten<br />
<strong>in</strong> <strong>Essen</strong>) ab. Die Kooperation zwischen den Stellen ist gut und hat sich durch die Arbeit <strong>in</strong> der<br />
26
Arbeitsgruppe weiter verbessert. Bei Fragen, die nicht <strong>in</strong> das eigene Kompetenzfeld fallen, wird an<br />
die anderen Stellen entsprechend deren Spezialisierung weiter verwiesen.<br />
Die Schwerpunkte und Arbeitsformen der Stellen unterscheiden sich je nach Selbstverständnis und<br />
Aufgabenstellung: Die Telefonseelsorge weckt Motivation, gibt grundlegende Informationen und<br />
fördert die Bereitschaft, weiterführende Hilfen <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen. Bei Wiese, TransVer und<br />
zum Teil auch bei der Telefonseelsorge werden Klärungshilfe und Vermittlung zusammengefasst.<br />
Die Koord<strong>in</strong>ationsstelle der Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung vermittelt Therapieplätze im Rahmen der<br />
Richtl<strong>in</strong>ien-Psychotherapie und diagnostische Erstgespräche. Die Stelle selbst - zur Neutralität verpflichtet<br />
- führt ke<strong>in</strong>e Beratung oder Klärungshilfe durch. In den vorausgegangenen oder folgenden<br />
Erstgesprächen und ggf. <strong>in</strong> weiterführenden probatorischen psychotherapeutischen Sitzungen<br />
bei e<strong>in</strong>em Psychotherapeuten erfolgt e<strong>in</strong>e Klärungshilfe für die Betroffenen. Zusätzlich wird<br />
hier e<strong>in</strong>e weitergehende Diagnostik erbracht und die Indikation, Eignung und Motivation zu e<strong>in</strong>er<br />
unter Umständen auch länger andauernden Psychotherapie geprüft.<br />
Diese unterschiedlichen Herangehensweisen haben Konsequenzen: Liegen Klärungshilfe und Vermittlung<br />
auf e<strong>in</strong>er Ebene bzw. bei der gleichen Stelle, ersche<strong>in</strong>t dies auf den ersten Blick weniger<br />
aufwändig und schneller zum Ziel führend. Da psychische Störungen allerd<strong>in</strong>gs doch <strong>in</strong> vielen<br />
Fällen sehr komplex s<strong>in</strong>d und die Betroffenen sich erst nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiveren , vertrauensvollen<br />
Begegnung öffnen, s<strong>in</strong>d letztlich doch ausführliche Erstgespräche oder probatorische Sitzungen<br />
für e<strong>in</strong>e erfolgversprechende Weichenstellung notwendig. Diese b<strong>in</strong>den dann allerd<strong>in</strong>gs auch<br />
wieder therapeutische Kapazität.<br />
F<strong>in</strong>det Klärungshilfe bzw. Beratung bereits auf der ersten Vermittlungsebene statt, setzt dies ausgesprochen<br />
hohe Beratungskompetenz voraus. Die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen von Wiese und TransVer verfügen<br />
über entsprechende Weiterbildungen, die ehrenamtlichen Helfer/<strong>in</strong>nen der Telefonseelsorge<br />
werden ebenfalls <strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong> der Beratung geschult.<br />
Die Existenz der vier Stellen hat <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> <strong>in</strong> den letzten Jahren zu e<strong>in</strong>er deutlich besseren Zugänglichkeit<br />
und gezielteren Vermittlung geführt. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Profile der e<strong>in</strong>zelnen Stellen für<br />
Nutzer/<strong>in</strong>nen und Berater/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> sozialen und mediz<strong>in</strong>ischen Feldern bisher nicht deutlich genug<br />
geworden (vor allem KV-Stelle - TransVer). Dies führt wahrsche<strong>in</strong>lich zu vermeidbaren Doppelanfragen.<br />
Die Außendarstellung dieser vier Stellen als Hilfeverbund für Ratsuchende und e<strong>in</strong>e<br />
verbesserte Kooperation zwischen den spezialisierten Vermittlern und Multiplikatoren/ Mittlern<br />
könnte die Effizienz der Vermittlung erhöhen.<br />
Der spürbare Engpass (Wartezeiten) bei psychosozialen und psychotherapeutischen Angeboten<br />
führt teilweise zur Nutzung nicht ausreichend geeigneter Angebote und erschwert die Vermittlungsbemühungen<br />
der Stellen.<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Zugänglichkeit für die Nutzer/<strong>in</strong>nen erleichtern<br />
Information über die vier <strong>in</strong>formierenden und vermittelnden Stellen im Gesamtspektrum Selbsthilfe-<br />
Beratung-Psychotherapie <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> sollte durch e<strong>in</strong> geeignetes und bekanntes Portal gewährleistet<br />
werden. Dafür sollte im Zusammenhang mit der AG 1: „<strong>Essen</strong>er Gesundheits<strong>in</strong>formationssysteme“<br />
durch e<strong>in</strong> verbessertes Gesundheitstelefon und e<strong>in</strong> Internetportal „Gesundheit <strong>in</strong> <strong>Essen</strong>“ e<strong>in</strong>e<br />
Lösung gefunden werden.<br />
Konkretes Vorgehen und Ressourcen: wird <strong>in</strong> der AG 1 geklärt.<br />
Kooperation mit weiteren beratenden und vermittelnden Stellen entwickeln<br />
Das Wissen über die Bandbreite der Hilfen im Bereich Selbsthilfe-Beratung-Psychotherapie und die<br />
Information über Leistungen und Arbeitsweisen der Vermittlungsstellen sollte bei den allgeme<strong>in</strong>en<br />
27
Beratern (Ärzt<strong>in</strong>nen, Psychotherapeut/<strong>in</strong>nen, Seelsorger/<strong>in</strong>nen, Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Kitas, Schulen<br />
und Sozialen Diensten und ehrenamtliche Helfer/<strong>in</strong>nen) durch gezielte Kooperation verbessert<br />
werden.<br />
Konkretes Vorgehen: systematische Kontakte mit Multiplikatoren<br />
Existenz und Qualität der Kooperation der vermittelnden Stellen sichern<br />
Ziel der Qualitätssicherung ist die gezielte Vermittlung ohne Umwege <strong>in</strong>nerhalb des Gesamtspektrums<br />
von Selbsthilfe, Beratung und Psychotherapie <strong>in</strong> <strong>Essen</strong>.<br />
Konkretes Vorgehen und notwendige Ressourcen:<br />
Bestandssicherung der Beratungsstelle von TransVer e.V. über den derzeitigen Förderzeitraum bis<br />
Juli 2002 h<strong>in</strong>aus. (Ressourcen für die jetzt vorhandene halbe Stelle s<strong>in</strong>d ab August 2002 nicht<br />
gesichert, Förderanträge s<strong>in</strong>d gestellt.)<br />
Für regelmäßige Arbeitsgespräche der vermittelnden Stellen s<strong>in</strong>d die Ressourcen vorhanden.<br />
Schlussbemerkung<br />
Auch e<strong>in</strong>e gezielte und effektive Vermittlung kann die Versorgungssituation nicht entscheidend<br />
verändern. Versorgungsengpässe (Wartezeiten bei ambulanter Psychotherapie und zunehmend<br />
auch bei den Beratungsstellen, Zunahme von Überbrückungsangeboten bis zu e<strong>in</strong>er Therapie<br />
oder Beratung) belasten die Vermittlung und schränken deren Möglichkeiten e<strong>in</strong>.<br />
In der Arbeitsgruppe bestand Übere<strong>in</strong>stimmung dar<strong>in</strong>, dass die Wartezeiten e<strong>in</strong>en deutlichen<br />
Mangel an Versorgungsangeboten aufzeigen. Demgegenüber geht die offizielle Bedarfsplanung<br />
für <strong>Essen</strong> von e<strong>in</strong>er Überversorgung <strong>in</strong> diesem Gebiet aus. Die Versorgungsengpässe lassen sich<br />
sche<strong>in</strong>bar unter den gegebenen Umständen nicht ausreichend mit harten Daten dokumentieren.<br />
Außerdem würde e<strong>in</strong> festgestellter Mangel ke<strong>in</strong>e kurzfristigen Handlungsmöglichkeiten auf der<br />
kommunalen Ebene eröffnen. Ansätze wie der der Psychosozialen Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Aachen,<br />
die regelmäßig dem - vom Zentral<strong>in</strong>stitut für die kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung errechneten – M<strong>in</strong>imalbedarf<br />
von psychotherapeutisch behandlungsbedürftigen K<strong>in</strong>dern und Erwachsenen <strong>in</strong> Höhe<br />
von 0,6% der Bevölkerung die Anzahl der versorgten Patienten und Patient<strong>in</strong>nen gegenüberstellt,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Arbeitsgruppe noch nicht ausreichend diskutiert worden. Zunächst müsste geklärt werden,<br />
ob auf diesem Weg valide Daten gewonnen und aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden<br />
können. E<strong>in</strong> solcher Ansatz könnte als Grundlage für e<strong>in</strong>e gesundheitspolitische Diskussion dienen,<br />
deren Notwendigkeit <strong>in</strong> der Arbeitsgruppe unterschiedlich bewertet wurde.<br />
Fazit: Die vorhandenen beratenden und vermittelnden Stellen <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> müssen <strong>in</strong> dieser Situation<br />
(leider) den dargestellten Mangel möglichst gut verwalten.<br />
28
Grafiken zur Telefonseelsorge<br />
29
Wiese e.V.<br />
Statistische Daten zur Entwicklung der Selbsthilfe <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> 2001<br />
Entwicklung des Interesses an der Selbsthilfe<br />
2618 Personen haben im vergangenen Jahr Selbsthilfe-Anliegen bei der WIESE e.V. geäußert. Das s<strong>in</strong>d 104 Anfragen mehr als im<br />
vergangenen Jahr. Im E<strong>in</strong>zelnen lassen sich diese folgendermaßen differenzieren:<br />
Selbsthilfe zu Krankheitsbildern:<br />
Akute und chronische Erkrankungen 947<br />
psychische und psychosomatische Erkrankungen 562<br />
Suchterkrankungen 459<br />
Beh<strong>in</strong>derungen 79<br />
Insgesamt (78%) 2047<br />
Selbsthilfe zu sozialen Themen:<br />
psychosoziale Probleme 436<br />
soziale Probleme 123<br />
soziokulturelle Probleme 12<br />
Insgesamt (22%) 571<br />
Nachfragen <strong>in</strong>sgesamt: (100%) 2618<br />
Der Vergleich zum Jahr 2000 ergibt <strong>in</strong> absoluten Zahlen für die e<strong>in</strong>zelnen Sparten folgendes Bild:<br />
• bei akuten und chronischen Erkrankungen e<strong>in</strong>en Rückgang von 69 Anfragen<br />
• bei Beh<strong>in</strong>derungen e<strong>in</strong>en Zuwachs von 6 Anfragen,<br />
• bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen e<strong>in</strong>en Zuwachs von 52<br />
• bei Suchterkrankungen e<strong>in</strong>en Zuwachs von 20<br />
• bei psychosozialen Problemen e<strong>in</strong>en Zuwachs von 60<br />
• bei sozialen Problemen e<strong>in</strong>en Zuwachs von 45 Anfragen.<br />
Die häufigsten Nachfragen <strong>in</strong> der Übersicht<br />
2001 2000<br />
1. Eßstörung 189 170<br />
2. Angst 177 206<br />
3. Mobb<strong>in</strong>g 127 118<br />
4. Alzheimer und Demenz 117 106<br />
5. Depression 111 91<br />
6. Krebs 102 97<br />
7. Alkohol 82 91<br />
8. Trennung 68 45<br />
9. Trauer 56 37<br />
10. Prostata 53 7<br />
11. Beziehungssucht 51 57<br />
12. Borderl<strong>in</strong>e 50 31<br />
Vermittlung <strong>in</strong>s Selbsthilfesystem / Profisystem<br />
Vermittlung <strong>in</strong><br />
SHG<br />
Informationen von<br />
SHG<br />
Fragen zur Gründung Infos über Profis<br />
Alter 12 0 0 5<br />
Ausländer 10 1 0 6<br />
Beh<strong>in</strong>derung 58 13 2 17<br />
31
Familie 21 4 0 10<br />
Frauen 44 6 4 27<br />
Gesundheitsförderung 28 7 0 19<br />
K<strong>in</strong>der 15 10 0 7<br />
Krankheit 551 307 34 126<br />
Kultur/Freizeit 6 0 0 2<br />
Männer 14 0 0 5<br />
Psychisches 420 36 23 98<br />
Psychosoziales 137 36 2 102<br />
Sexualität 53 6 1 27<br />
Soziales 26 10 1 25<br />
Sucht, stoffgebunden 234 30 11 93<br />
Sucht, stoffungebunden 128 14 4 34<br />
Trauer/Trennung 91 20 3 44<br />
Insgesamt 3080 1848 500 85 647<br />
32<br />
100% 60% 16% 3% 21%<br />
Bezogen auf e<strong>in</strong>zelne Krankheitsbilder ergibt sich folgenden Bild:<br />
• Von allen Nennungen beim Krankheitsbild Sucht (548) wollen 31,2 % Informationen über professionelle Beratung bzw.<br />
Informationen von den Selbsthilfegruppen.<br />
• Von allen Nennungen bei akuten und chronischen Erkrankungen (1018) wollen 42,5% von allen Informationen über Profis bzw.<br />
Informationen von den Selbsthilfegruppen.<br />
• Von allen Nennungen bei psychischen Erkrankungen (854) und psychosozialen Problemen s<strong>in</strong>d es immerh<strong>in</strong> noch 31,8%.<br />
Verhältnis der Nachfragen von Frauen und Männern im Vergleich der Jahre 2001 zu 2000<br />
:<br />
Das Interesse an Selbsthilfegruppen bei Männern ist um 24,8 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen, bei Frauen <strong>in</strong> etwa gleich<br />
geblieben (m<strong>in</strong>us 1,7 %).<br />
Das Verhältnis Frauen / Männer ist im Vergleich zu 2000 <strong>in</strong> etwa gleich geblieben:<br />
2001: 73% Frauen / 27% Männer 2000: 76% Frauen / 24% Männer.
Koord<strong>in</strong>ationsstelle Psychotherapie<br />
der Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung Nordrhe<strong>in</strong>,<br />
Bezirksstelle Ruhr<br />
Anfrage- und Anbieterstatistik September 1997 – Juli<br />
2001<br />
Anfragestatistik<br />
10.000 Anfragen gesamt<br />
davon<br />
3.505 Anfragen durch Patienten<br />
5.255 Anfragen durch Krankenkassen, bzw. Patienten vermittelt durch Krankenkassen<br />
1.240 Anfragen durch Angehörige, Ärzte, Psychologen...<br />
Kontaktanlass/Suche nach<br />
6.425 Psychotherapien für Erwachsene<br />
davon<br />
3.020 Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapien<br />
3.110 Verhaltenstherapien<br />
295 Analytische Psychotherapien<br />
480 K<strong>in</strong>der- und Jugendlichenpsychotherapien<br />
1.920 Diagnostikterm<strong>in</strong>e<br />
1.175 Sonstiges (spezielle Therapieverfahren, Kostenerklärung, Listen)<br />
In 485 konnte ke<strong>in</strong> zumutbarer Therapieplatz angeboten werden, wegen:<br />
– zu lange Wartezeiten<br />
– ke<strong>in</strong> regionales Angebot<br />
– ke<strong>in</strong> geeigneter Therapieplatz<br />
33
Anfragestatistik der Koord<strong>in</strong>ationsstelle Psychotherapie der Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung, Bezirksstelle<br />
Ruhr<br />
34<br />
53%<br />
19%<br />
5%<br />
12%<br />
3%<br />
Anfragen<br />
35%<br />
Kontaktanlass<br />
12% TPT Erw.30 %<br />
31%<br />
Patienten 35 %<br />
Krankenkassen<br />
53 %(auch Pat.<br />
vermittelt durch<br />
KK)<br />
Sonstige 12 %<br />
30%<br />
VT Erw.31 %<br />
AT Erw.3 %<br />
KJPT 5 %<br />
Diagnostik 19 %<br />
Sonstiges 12 %
Anbieterstatistik:<br />
Niedergelassene ärztliche- und psychologische Psychotherapeuten<br />
der Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung, Bezirksstelle Ruhr<br />
Fachgruppe<br />
Ärzte/Ärzt<strong>in</strong>nen<br />
<strong>Essen</strong> Mülheim Oberhausen Gesamt<br />
Gynäkologen 3 3 1 7<br />
Internisten 4 2 6<br />
K<strong>in</strong>derärzte 3 3<br />
Neurologen, Psychiater 29 5 6 40<br />
Psychotherapeutische Mediz<strong>in</strong> 25 5 4 34<br />
Allgeme<strong>in</strong>ärzte<br />
Psycholog/en/<strong>in</strong>nen<br />
9 2 11<br />
Verhaltenstherapie 43 12 17 72<br />
Tiefenpsychologische Therapie 27 10 4 41<br />
K<strong>in</strong>der/Jugendpsychotherapie 2 3 5<br />
Gesamt 145 37 37 219<br />
An der Koord<strong>in</strong>ationsstelle Psychotherapie der Bezirksstelle Ruhr nehmen ca. 92 % der niedergelassenen<br />
ärztlichen- und psychologischen Psychotherapeuten teil.<br />
Die Koord<strong>in</strong>ationsstelle der Bezirksstelle Ruhr aktualisiert die Daten vierteljährlich, jedoch wird dies nicht<br />
von allen teilnehmenden Psychotherapeuten genutzt.<br />
35
TransVer e.V.<br />
Anfragen im Zeitraum 10.08.00 – 31.03.02<br />
36<br />
Zeitraum <strong>in</strong>sgesamt Therapie- Anfragen nach<br />
Anfragen krankenkassenf<strong>in</strong>anzierten<br />
Therapien<br />
August 00 42 36 30<br />
September 00 52 49 38<br />
Oktober 00 37 32 26<br />
November 00 33 19 18<br />
Dezember 00 33 27 26<br />
Januar 01 38 31 30<br />
Februar 01 50 44 36<br />
März 01 64 53 47<br />
April 01 39 30 26<br />
Mai 01 78 63 56<br />
Juni 01 65 54 47<br />
Juli 01 26 21 21<br />
August 01 89 75 67<br />
September 01 54 38 37<br />
Oktober 01 55 44 40<br />
November 01 54 45 39<br />
Dezember 01 37 32 30<br />
Januar 02 70 56 47<br />
Februar 02 67 50 43<br />
März 02 71 55 48<br />
Gesamt 1056 854 752<br />
80,9% aller Anfragen s<strong>in</strong>d Therapieanfragen, davon fragen 71,2% nach kassenf<strong>in</strong>anzierte Plätze,<br />
11,9% nach privat zu bezahlenden Plätzen.
TransVer e.V<br />
AnbieterInnenpool Stand: 29.04.02<br />
Prozent<br />
Insgesamt: 163 100<br />
BehandlerInnen mit Kassenzulassung 55 33,7<br />
BehandlerInnen ohne Kassenzulassung 40 24,5<br />
Beratungsstellen 36 22,1<br />
KrankengymnastInnen, LogopädInnen,<br />
ErgotherapeutInnen, Atemtherapeut<strong>in</strong>nen u.a.<br />
11 6,8<br />
K<strong>in</strong>dere<strong>in</strong>richtungen 7 4,3<br />
Kl<strong>in</strong>iken 6 3,7<br />
SupervisorInnen 3 1,8<br />
MediatorInnen 2 1,2<br />
HeilpädagogInnen 1 0,6<br />
Sozialer Dienst 1 0,6<br />
Internetchat für Borderl<strong>in</strong>e 1 0,6<br />
73 Zulassungen von Ärzt/<strong>in</strong>nen für psychotherapeutische Behandlungen<br />
72 Zulassungen von psychologischen Psychotherapeuten/<strong>in</strong>nen und K<strong>in</strong>der- und Jugendlichen –<br />
Psychotherapeuten/<strong>in</strong>nen<br />
Von den BehandlerInnen mit Kassenzulassung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 37,9% im TransVer-Pool vertreten.<br />
37
38<br />
Anhang
<strong>Patientenberatung</strong> <strong>in</strong> <strong>Essen</strong><br />
Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der <strong>Patientenberatung</strong> <strong>in</strong> <strong>Essen</strong><br />
Arbeitsgruppe 1: Bürger<strong>in</strong>formationssysteme<br />
1. Die beiden bestehenden Internetportale und das Gesundheitstelefon funktionstüchtg(er)<br />
machen<br />
2. E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung aller <strong>in</strong>formierenden und beratenden Stellen und Infomaterialien <strong>in</strong> <strong>Essen</strong><br />
3. Die Systeme <strong>in</strong> <strong>Essen</strong> bekannt machen<br />
4. Aktualität der Systeme sichern<br />
5. Qualitätskriterien für Gesundheits<strong>in</strong>formationen erarbeiten und anwenden<br />
6. Informationssysteme ständig kritisch und konstruktiv begleiten<br />
7. Lotsenfunktion personell und f<strong>in</strong>anziell ermöglichen<br />
Arbeitsgruppe 2: Patientenrechte<br />
1 . Herausgabe e<strong>in</strong>es <strong>Essen</strong>er Patientenratgebers<br />
2. Stärkere Berücksichtigung des Themas: "Umgang mit Patientenrechten" <strong>in</strong> der Aus- und<br />
Fortbildung von Ärzten und Pflegepersonal<br />
3. Lotsenqualität <strong>in</strong> den <strong>Essen</strong>er Gesundheits<strong>in</strong>formationssystemen <strong>in</strong>stallieren<br />
4. Informationen über Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten verbessern<br />
Arbeitsgruppe 3: Barrierefreiheit für Beh<strong>in</strong>derte<br />
1. Betroffene bei der Planung von Umbau- und Neubaumaßnahmen rechtzeitig e<strong>in</strong>beziehen<br />
2. Berücksichtigung des Themas <strong>in</strong> der Ausbildung von Ärzten und Krankenpflegepersonal<br />
3. Inanspruchnahme von Gebärdendolmetschern<br />
4. Ausstattung e<strong>in</strong>es Raums im Krankenhaus mit Induktionsschleifen oder Anschaffung e<strong>in</strong>es<br />
mobilen Verstärkers<br />
Arbeitsgruppe 4: Ambulante Krebsberatung<br />
1. Schaffung e<strong>in</strong>er ambulanten Krebsberatungsstelle<br />
Arbeitsgruppe 5: <strong>Patientenberatung</strong> zu psychosozialen Hilfen und Psychotherapie<br />
1. Zugänglichkeit für die Nutzer/<strong>in</strong>nen über verbesserte Informationssysteme erleichtern<br />
2. Kooperation mit weiteren beratenden und vermittelnden Stellen entwickeln<br />
3. Qualität der vermittelnden Stellen sichern<br />
39
40<br />
Modellprojekt<br />
„Bürgerorientierung des Gesundheitswesens“<br />
Ergebnisse der Nutzeranalyse (Thesen)<br />
Im Zentrum der Informationsbedarfe stehen aus Sicht der Befragten<br />
ärztliche Leistungen<br />
Der Arztwechsel ist e<strong>in</strong> Indiz mangelnder Patientenzufriedenheit<br />
F<strong>in</strong>anzierung ärztlicher Leistungen führt aus Sicht der Befragten zu<br />
Qualitätsverlusten<br />
Die Bewertung der Berücksichtigung von Patienten<strong>in</strong>teressen im<br />
Gesundheitswesen fällt <strong>in</strong> der Tendenz negativ aus<br />
Die verbesserte Zusammenarbeit im Gesundheitswesen hat für die<br />
Befragten oberste Priorität bei der Bürgerorientierung