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Das Intercultural Media Training - Verband Freier Radios Österreich

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<strong>Intercultural</strong> <strong>Media</strong> <strong>Training</strong><br />

ganisationen oder mit Blick auf die Durchführung zielgerichteter Maßnahmen zur Arbeitsmarkteingliederung<br />

älterer oder jüngerer Arbeitskräfte. (vgl. Ministerium für Gesundheit, Soziales Frauen<br />

und Familie des Landes NRW, 2004)<br />

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Diskriminierung und seinen Auswirkungen zieht sich wie ein<br />

roter Faden durch den Workshop, da in den meisten <strong>Radios</strong> zwar keine unmittelbare, also bewusste<br />

Form der Diskriminierung gegenüber Minderheiten ausgeübt wird, es aber durchaus zu mittelbaren<br />

Ungleichbehandlungen kommen kann. Unser Ansatz ist auch hier erfahrungs- und prozessorientiert,<br />

d.h. wir setzen bei den persönlichen Erfahrungen der TN – als Opfer und/oder TäterInnen von<br />

Ausgrenzungen und/oder Diskriminierungen – an, mit der ►Aktivität Power Flower. Grundlage ist die<br />

Annahme, dass jeder und jede schon einmal eine Außenseitererfahrung gemacht hat. Wenn sich die<br />

TN die Erfahrung und die Gefühle, die diese Situation begleitet haben, ins Gedächtnis rufen, können<br />

sie sich eher in Personen oder Gruppen hineinversetzen, die Zielscheibe von Ausgrenzung und<br />

Diskriminierung sind. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, dass nicht jede Form von Ausgrenzung<br />

und Diskriminierung gleichgesetzt wird! Eine Gleichsetzung könnte zur Folge haben, die<br />

unterschiedlichen institutionalisierten Ebenen der Ausgrenzung zu trivialisieren. Es ist eben nicht das<br />

Gleiche, ob man in einer Kneipe nicht rauchen oder diese aufgrund seiner Hautfarbe nicht betreten<br />

darf.<br />

Eine Gefahr bei der Arbeit mit dem Thema Diskriminierung ist es, Menschen, die von<br />

Diskriminierungen betroffen sind, als 'Opfer' abzustempeln und ihnen so einen Opfer-Status<br />

aufzuzwingen, aus dem sie sich nur schwer befreien können. Dies kann fatale Folgen haben:<br />

Einerseits werden Handlungsmöglichkeiten der potenziellen Opfer ignoriert (manchmal auch<br />

alternative Handlungsmöglichkeiten auf Seiten der TäterInnen) und andererseits werden die<br />

Angehörigen von Minderheitsgruppen auf ihren Opferstatus reduziert und zu Objekten von Mitleid<br />

und Sorge gemacht. Eine gleichberechtigte Kommunikation und Konfrontation zwischen Subjekten ist<br />

damit nicht mehr möglich. Stattdessen handelt der 'Gutmensch' aus Betroffenheit (stellvertretend) für<br />

das 'Objekt' der Diskriminierung. In der ►Aktivität Against discrimination – but why? [Gegen<br />

Diskriminierung – warum?] reflektieren die TN ihre eigene Rolle, Motivation und Interesse und<br />

kommentieren sie gegenseitig: „Was stört mich an Diskriminierungen? Warum möchte ich etwas<br />

dagegen tun?“<br />

1.8 Interkulturelle Öffnung<br />

Interkulturelle Öffnung bedeutet, eine offen zugängliche, einschließende (inklusive) Organisation und<br />

Struktur zu gestalten. Der erste Schritt im Workshop ist, (un)sichtbare Barrieren zu identifizieren<br />

(►Aktivität Stumbling stones [Stolpersteine]) und/oder mittels eines Rollenspiels die Zugänglichkeit<br />

der <strong>Radios</strong> zu thematisieren (►Aktivität Always accessible? [Immer zugänglich?]). Auf der Grundlage<br />

der Erfahrungen der TN werden a) Bereiche und b) Prinzipien der interkulturellen Öffnung diskutiert.<br />

a) Bereiche der interkulturellen Öffnung<br />

Die Vorbereitung des <strong>Radios</strong> auf die interkulturelle Öffnung folgt drei Schritten: die strukturelle Vorbereitung,<br />

das aktive Zugehen auf Minderheiten (outreach) und die Schaffung von Strukturen, die sie<br />

halten (retention). Sie umfasst die Gremien und Redaktionen und deren Teamarbeit,<br />

Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen, Infrastruktur und Organisationsstruktur – alles in<br />

allem: die gesamte Organisation Radio. (►Handout <strong>Intercultural</strong> opening: areas [Interkulturelle<br />

Öffnung: Bereiche])<br />

b) Prinzipien der interkulturellen Öffnung<br />

=> Barrierefreiheit/Zugänglichkeit<br />

Zugänglichkeit/Barrierefreiheit heißt, ein für alle nutzbares und einschließendes Umfeld zu schaffen.<br />

Ohne angemessene Zugänglichkeit ist ein großer Teil der Menschen unnötigen Einschränkungen<br />

hinsichtlich ihres persönlichen, sozialen und Arbeitsumfeldes ausgesetzt. Zugänglichkeit hat offenkundig<br />

auch etwas mit individuellen Voraussetzungen und Fähigkeiten zu tun. Zugänglichkeit wirkt<br />

aber ebenso effektiv über Einstellungen, Richtlinien und Abläufe in einer Organisation.<br />

Entsprechend sollte man Barrieren erkennen, um sie abschaffen zu können, selbst unsichtbare<br />

Barrieren wie Kosten und Zeit, und nicht zuletzt über Barrieren im eigenen Kopf nachdenken.<br />

=> Anerkennung von Unterschieden<br />

Ein wichtiger Aspekt bei der Anerkennung von Menschen und ihren Erfahrungen ist, ihre<br />

Unterschiedlichkeit zu akzeptieren, anstatt sie zu ignorieren oder zu leugnen. Dazu gehört auch, sich<br />

der politischen, historischen, psychologischen und sozialen Bedeutung von Unterschieden bewusst<br />

zu sein.<br />

=> Mainstreaming diversity<br />

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