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WÖDSCHEIBM<br />
Es war im August 1982 als Nena Kerner mit der<br />
nach ihr benannten Band "Nena" in der Sendung<br />
"Musikladen" erstmals ihren Song "Nur geträumt"<br />
live präsentierte und in Deutschland eine Welle<br />
der Begeisterung auslöste. Nach einer erfolglosen<br />
Zeit bei der Gruppe "The Stripes" hatte die am 24.<br />
März 1960 geborene Sängerin mit ihrem damaligen<br />
Freund Rolf Brendel (Schlagzeug), Carlo<br />
Karges (Gitarre), Uwe Fahrenkrog-Petersen<br />
(Keyboards) und Jürgen Dehmel (Bass) kurz vor<br />
diesem Event die neue Formation "Nena" gegründet.<br />
1983 folgte mit<br />
"Nena" das erste Album<br />
der Gruppe. Das<br />
Echo auf diese Scheibe<br />
war gewaltig. Die<br />
Single-Auskopplung<br />
"99 Luftballons" war<br />
in Deutschland 23<br />
Wochen lang die<br />
Nummer 1 und kletterte<br />
auch in den US-<br />
Charts bis zur Toplatzierung.<br />
"Nena"<br />
waren beinahe über<br />
Nacht zum internationalen<br />
Star geworden.<br />
Ganz im Stil englischsprachigerPopgrößen<br />
wusste man die<br />
Bekanntheit Nena<br />
Kerners bald auch in<br />
dem Kinofilm "Gib<br />
Gas ich will Spaß" zu<br />
vermarkten. "Nena" schwammen ab nun ganz<br />
oben auf der "Neuen deutschen Welle".<br />
Ihr grandioses und musikalisch nie wieder erreichtes<br />
Erstlingswerk ist meine diesmalige "Wödscheibm".<br />
Die erfrischende Stimme Nena Kerners<br />
mit klaren, knappen Texten und die insbesondere<br />
aus der Feder von Uwe Fahrenkrog-Petersen und<br />
Carlo Karges stammenden einprägsamen Melodien<br />
machen für mich die Einmaligkeit dieser<br />
Platte aus.<br />
Die besungenen Gefühle wirken nicht aufgesetzt,<br />
klingen nach Aufrichtigkeit und Spontaneität. Von<br />
den Instrumenten her betrachtet, gefällt mir vor<br />
allem der raffinierte Einsatz des Keyboards.<br />
Nena: "Nena"<br />
14 <strong>Hugo</strong><br />
Die Inhalte der Songs waren damals nicht wirklich<br />
neu für die Jugend: Liebe und "das erste Mal",<br />
Zweisamkeit und Glück, Frieden und Pazifismus.<br />
Neu aber war, dass "Nena" den deutschsprachigen<br />
Teenagern erstmals die Möglichkeit gaben,<br />
von diesen Dingen zeitgemäß in ihrer eigenen<br />
Sprache zu Träumen und ein eigenes, musikalisches<br />
Sprachrohr für ihre Gefühle zu haben.<br />
"Kino" eröffnet die zwölf Lieder umfassende Zusammenstellung<br />
und bringt die Passion für das<br />
Filmtheater gekonnt zum Ausdruck. Das einfach<br />
gestrickte, vielleicht<br />
sogar naive "Indianer"<br />
folgt. Dies tut<br />
der Qualität des Liedes<br />
aber keinen Abbruch,<br />
denn Naivität<br />
ist ja oft nur ein<br />
Wort, welches Zyniker<br />
anstelle von Ehrlichkeit<br />
verwenden.<br />
"Noch einmal" ermuntert<br />
uns, trotz<br />
Fehlschlägen und<br />
Niederlagen es<br />
immer wieder zu<br />
probieren - wieder<br />
zu vertrauen, sich<br />
erneut zu verlieben,<br />
seine Träume zu<br />
leben und seine<br />
Ideen versuchen zu<br />
realisieren.<br />
"99 Luftballons" war<br />
der Tophit des Albums. Luftballone, die von<br />
Aggressoren zum Anlass weltweiter Zerstörung<br />
genommen werden, dienen als Symbole des verletzlichen<br />
Friedens. Das Lied ist ein berührendes<br />
Plädoyer für Gewaltlosigkeit. Angesichts bestehender<br />
internationaler Konflikte und den drohenden<br />
kriegerischen Auseinandersetzungen im<br />
Nahen Osten hat das Werk leider nichts an<br />
Zeitgemäßheit verloren. "99 Luftballons" wurde<br />
gecovert (vgl. Goldfinger "99 Red Ballons") und<br />
diente übrigens auch als melodische Inspiration<br />
für das von uns gern gesungene Lied "Sommer,<br />
Sonne".<br />
Zur Gruppe der gesellschaftskritischen Songs<br />
gehören auch "Tanz auf dem Vulkan" und