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Ruth - Lebensszenen

Beim nächsten Elternsprechtag saßen wir beide uns an einem kleinen Schul­tisch gegenüber. Wir blickten uns spöttisch lächelnd an, und Ralf begann for­melhaft etwas von Alyssia vorzutragen. „Ralf, hörst du mal bitte auf, so einen Stuss zu reden!“ stoppte ich ihn. „Was sollen wir denn machen?“ fragte er hilf­los. Ich war aufgestanden, zu ihm rüber gegangen und forderte ihn auf: „Steh bitte auf, so kann man doch nicht sitzen.“ Wir standen uns direkt gegen­über, und sahen uns in die Augen. „Weißt du was der Schülerin Alyssia Stein am aller besten helfen wird, wenn du jetzt sofort und unverzüglich ihre Mutter küsst.“ erklärte ich. Er atmete tief, schaute mich mit großen Augen an, und zog mich zu sich. Obwohl ich es für mein offizielles Selbstverständnis immer abgestritten hätte, aber jetzt ging für mich ein kleiner Traum in Erfüllung. Ich presste mich an ihn, und rieb mich an sei­nem Körper. Ralf begann an meiner Bluse zu fum­meln. Ich wehrte ab. „Küs­sen, nicht ausziehen!“ erklärte ich, obwohl ich nach meinem Empfinden eigent­lich nichts dagegen, wahrscheinlich sogar nichts lieber gehabt hätte.

Beim nächsten Elternsprechtag saßen wir beide uns an einem
kleinen Schul­tisch gegenüber. Wir blickten uns spöttisch lächelnd
an, und Ralf begann for­melhaft etwas von Alyssia vorzutragen.
„Ralf, hörst du mal bitte auf, so einen Stuss zu reden!“ stoppte
ich ihn. „Was sollen wir denn machen?“ fragte er hilf­los.
Ich war aufgestanden, zu ihm rüber gegangen und forderte
ihn auf: „Steh bitte auf, so kann man doch nicht sitzen.“
Wir standen uns direkt gegen­über, und sahen uns in die Augen.
„Weißt du was der Schülerin Alyssia Stein am aller besten helfen
wird, wenn du jetzt sofort und unverzüglich ihre Mutter küsst.“
erklärte ich. Er atmete tief, schaute mich mit großen Augen an,
und zog mich zu sich. Obwohl ich es für mein offizielles
Selbstverständnis immer abgestritten hätte, aber jetzt ging
für mich ein kleiner Traum in Erfüllung. Ich presste mich an ihn,
und rieb mich an sei­nem Körper. Ralf begann an meiner Bluse
zu fum­meln. Ich wehrte ab. „Küs­sen, nicht ausziehen!“
erklärte ich, obwohl ich nach meinem Empfinden eigent­lich
nichts dagegen, wahrscheinlich sogar nichts lieber gehabt hätte.

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unverbrüchlich fest, dass sie in Frankreich französische Literatur studieren werde.<br />

Das würde sicher nicht leicht, da in Frankreich jeder Durchschnittsfranzose<br />

so belesen sei, wie hier ein Studienrat. Die Deutschen seien gegenüber den<br />

Franzosen ein Volk von Analphabeten. Schon ihre Mitschülerinnen und Mitschüler<br />

hätten viel mehr Lust daran, Fragen und Probleme zu erörtern und zu diskutieren.<br />

Sie empfinde das sehr angenehm und anregend. Sie hatte auch dann<br />

einen Mitschüler, mit dem sie sich besonders häufig und gern unterhielt, auch<br />

noch als sie schon lange wieder zurück war, aber zu etwas anderem hat es sich<br />

nicht entwickelt. Er war nur für's Reden und Diskutieren zuständig, fürs<br />

Schmusen und Bett blieb weiterhin Daniel ihr Freund.<br />

Das halbe Jahr sei wie im Flug vergangen. Alle hätten sie gebeten doch noch<br />

länger zu bleiben, und sie hätte es auch am liebsten gemacht, aber sie wolle<br />

ihr deutsches Abitur haben. Sie hatte von allen die Adressangaben und versprochen,<br />

sich aus Hamburg zu melden.<br />

Lucille Ledoux, mit der ich mittlerweile häufiger telefoniere oder skype - wir<br />

duzen uns mittlerweile auch – ist beim Psychologen gewesen, Daniel ist dort<br />

gewesen, und sie nochmal zusammen mit ihrem Mann. Schwerpunkt sei es,<br />

dafür zu sorgen, dass Daniel mehr und mehr selbstverantwortlich Aufgabenbereiche<br />

übernehmen könne, und Anerkennung und Bestätigung erfahre. Sie hätten<br />

eingesehen, was nicht optimal für ihn gelaufen sei und würden das jetzt<br />

ändern. Mein Tipp sei eine hervorragende Hilfe gewesen.<br />

Alyssia back at home<br />

Alyssia kam zurück, belegte natürlich Französisch als Wahlfach und bekam Camille<br />

als Lehrerin. Alle Bemühungen Camilles, das zu verhindern seien erfolglos<br />

geblieben. Alyssias größte Befürchtung war, dass es ihr nicht immer gelingen<br />

könne, sie Frau Durand zu nennen. Am meisten schien sich Camille zu freuen,<br />

dass Alyssia wieder zurück war. Bei der Begrüßung am Flughafen konnte sie<br />

ihre Umarmung gar nicht wieder lösen. Alyssia hielt die Arbeit in der deutschen<br />

Oberstufe für flau. Schon mal müsse man ein wenig mehr bringen, aber insgesamt<br />

hielt sie es eher für seicht. Sie meinte auch, dass die Schüler im Lycée<br />

eher als junge Erwachsene, die zu arbeiten hätten, angesehen worden seien,<br />

und nicht als etwas ältere flegelhafte Schüler wie hier. Auch die jungen Frauen<br />

seien in Frankreich ernsthafter gewesen, viele ihrer Mitschülerinnen kämen ihr<br />

dagegen jetzt, wie Tussis vor, mit denen man kein vernünftiges Gespräch führen<br />

könne. In den nächsten Jahren hatten wir viel Besuch von jungen Damen<br />

und Herren aus Valence und Umgebung. Alyssia hatte alle eingeladen, und irgendwann<br />

schaffte es dann auch jede und jeder mal. Die Situation, dass ihre<br />

Freundin jetzt ihre Französisch-Lehrerin war, erregte natürlich bei allen Erstaunen.<br />

Camilles Probleme<br />

Camille selbst erregte immer mein tiefstes Mitleid, aber wie konnte ich einer<br />

Frau, die so tief enttäuscht worden war, besser helfen, als meine Alys, die ihr<br />

<strong>Ruth</strong> - <strong>Lebensszenen</strong> – Seite 74 von 209

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