Die Zukunft des Familienunternehmens - FBN Deutsche Schweiz
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<strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>des</strong> <strong>Familienunternehmens</strong>
<strong>FBN</strong>-Trendstudie<br />
2020: <strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Familienunternehmens</strong><br />
Trendstudie<br />
Expertenmeinungen<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Herausgeber: <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong>, Dr. oec. Leonhard Fopp<br />
Autorenkollektiv: Dr. phil. Andreas Giger, Dr. Hanspeter Herger<br />
Franziska Müller Tiberini, Dr. Wolfgang Schwartzkopff<br />
Martin Zenhäusern
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................4<br />
Nikodemus Herger & Leonhard Fopp<br />
Trendstudie Familienunternehmen im 2020 .................................................................................................................................................................................................7<br />
Leonhard Fopp & Andreas Giger<br />
2020: <strong>Schweiz</strong>er sind Unternehmer – und stolz darauf..............................................................................................................................................35<br />
Leonhard Fopp<br />
2020: Vermögensmanagement mit strategischem Investmentportfolio ist Realität...............................41<br />
Hanspeter Herger<br />
2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen ...............................................................................................................................................51<br />
Wolfgang Schwartzkopff<br />
2020: Zusammenhalt in der Familie – nachhaltige Kommunikation als Trend! ................................................61<br />
Franziska Müller Tiberini<br />
2020: Führen und kommunizieren mit Herz und Hirn ....................................................................................................................................................69<br />
Martin Zenhäusern<br />
Family Business Network .......................................................................................................................................................................................................................................................................74<br />
Partner ...............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................75<br />
Impressum..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................76<br />
3
4<br />
Ein kontinuierlicher Dialog zwischen Unternehmerfamilie und<br />
Familienunternehmung ist von grundlegender Bedeutung. <strong>Die</strong><br />
gegenseitigen Abhängigkeiten und Beeinflussungen sind umfassend<br />
und benötigen einen gemeinsam sorgfältig abgestimmten Werte -<br />
kanon.<br />
<strong>Die</strong> Erfahrung zeigt, dass bewährte Wertvorstellungen in der <strong>Zukunft</strong><br />
nicht immer Bestand haben und gleichfalls an die steigenden<br />
Anforderungen und Veränderungen der Umwelt angepasst werden<br />
müssen. „Back to the roots“ ist nicht immer das zweckmässige<br />
Konzept.<br />
Zurzeit wird zunehmend die Meinung vertreten, dass Familienunternehmen<br />
im Wettbewerb mit anonymen Kapitalgesellschaften<br />
sehr viele Vorteile einbringen können. <strong>Die</strong> vorliegende Studie hat<br />
die Absicht, für Familienunternehmen mögliche relevante Trends<br />
in der kommenden Dekade aufzudecken und erste Handlungsempfehlungen<br />
aus diesen Erkenntnissen abzuleiten.<br />
Der innerfamiliäre Dialog über die prioritären Werte (menschliche,<br />
soziale, kulturelle) muss die glückliche Balance zwischen Vergangenheit<br />
(Tradition) und <strong>Zukunft</strong> finden. Zuerst gilt es, die<br />
normativen Prioritäten bezüglich familiärer Wertvorstellungen<br />
zu klären und zum Vorteil aller auch schriftlich zu fixieren, beispielsweise<br />
in einem Familienwerte-Kanon (Familienleitbild).<br />
<strong>Die</strong>se Leitgedanken sollen in der Folge helfen, den innerfamiliären<br />
Dialog und Abstimmungsprozess über die zentralen Unternehmensmaximen<br />
(Firmenleitbild) auszulösen.<br />
Vorwort 1<br />
Damit kann auch im Jahre 2020 die (Über-)Lebensfähigkeit gesichert<br />
werden, denn die normativen Festlegungen ergeben die<br />
Handlungskorridore für den Erfolg und letztlich für das nachhaltige<br />
Bestehen der Firma. Dass damit auch in der Familie eine intensive<br />
Kommunikation über verschiedene Generationen stattfindet, ist<br />
ein nennenswerter Zusatznutzen dieser Broschüre. Damit können<br />
auch die nachwachsenden Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
rechtzeitig ihre Leadership-Fähigkeiten auf- und ausbauen.<br />
ABN AMRO glaubt an Familienunternehmen und engagiert sich<br />
national wie auch international in dieser für die Volkswirtschaft<br />
wichtigen Unternehmensform. Wir hoffen, dass die vorliegende<br />
Studie und Positionen Sie unterstützen und Ihnen bei Evaluationen<br />
und Entscheidungen entsprechende Impulse vermitteln können.<br />
Wir wünschen Ihnen in den nächsten 10 Jahren weiterhin beständigen<br />
Erfolg.<br />
Dr. Nikodemus Herger<br />
Head Marketing & Communications<br />
ABN AMRO Bank (Switzerland) AG
In Zeiten <strong>des</strong> Umbruchs stehen die wahren Werte von Familienunternehmen<br />
mehr im Vordergrund. <strong>Die</strong>se Unternehmen sind<br />
dank ihrem traditionellen Ethos (der Summe ihrer Normen, Wertvorstellungen<br />
und Handlungsprinzipien) ausgezeichnet positioniert,<br />
um gegen den allgemeinen Wertezerfall einen emotionalen Halt<br />
zu bieten.<br />
Einem Familienunternehmen fallen die Vorteile nur dann zu, wenn<br />
es etwas unternimmt. Wenn die Familie vorerst bei der nachwachsenden<br />
Generation (next generation) auf Unter nehmertum<br />
setzt. Wenn die Vermögensplanung und die Wachstumsfinanzierung<br />
optimal ausgerichtet sind. Wenn die Familie innerhalb<br />
<strong>des</strong> eigenen Kreises und in der Firma aktiv kommuniziert – und<br />
gegen innen und aussen die richtigen Partner schaften pflegt.<br />
<strong>Die</strong>se Broschüre zeigt ideale <strong>Zukunft</strong>sbilder auf. <strong>Die</strong>se haben in<br />
den nächsten zehn Jahren eine hohe Chance auf Verwirklichung,<br />
wenn Unternehmer, Familien und Firmen unsere Handlungsvorschläge<br />
mit Verstand und Herz akzeptieren, miteinander intensiv<br />
diskutieren sowie konsequent einige davon in die familiäre und<br />
betriebliche Realität umsetzen.<br />
Vorwort 2<br />
Nachhaltige Unternehmensführung bedingt gelebtes Unter -<br />
nehmertum. <strong>Die</strong>s ist insbesondere in der nächsten Generation<br />
möglichst frühzeitig zu fördern.<br />
Mein Dank geht an die Bank ABN AMRO sowie an die Autoren,<br />
die alle dank ihrer grosszügigen Unterstützung mit Ideen und<br />
Franken diese Broschüre ermöglicht haben.<br />
Wir wünschen den Familienunternehmen auch übermorgen viel<br />
Erfolg, damit einige von ihnen im jeweiligen Wirtschaftsumfeld<br />
zu Leuchttürmen werden, die viel positives Licht in eine unsichere<br />
Grosswetterlage bringen.<br />
Dr. oec. Leonhard Fopp<br />
Präsident <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
5
Trendstudie Familienunternehmen<br />
im 2020<br />
Was können Familienunternehmen tun, um noch<br />
erfolgreicher zu werden?<br />
von Dr. oec. Leonhard Fopp und Dr. phil. Andreas Giger<br />
In Kürze<br />
<strong>Die</strong> Leitfragen der Online-Befragung unter schweizerischen<br />
Familienunternehmern 1 waren:<br />
• Wie sieht das Selbstbild der Familienunternehmen (FU) aus, und wie stark sind<br />
darin deren Potenziale und Chancen verankert?<br />
• Haben Familienunternehmen eine <strong>Zukunft</strong>?<br />
• Wie wirken sich unterschiedliche Szenarien, die im Jahr 2020 eingetroffen<br />
sein könnten, auf schweizerische Familienunternehmen aus?<br />
• Was kann ein Familienunternehmen heute tun, um von den Ergebnissen der<br />
Trendstudie Vorteile für die eigene Firma aufzubauen?<br />
Familienunternehmen sind für die <strong>Zukunft</strong> bestens gerüstet, wenn sie an<br />
die eigene <strong>Zukunft</strong> als Unternehmerfamilie und als Familienunternehmen<br />
glauben und wenn sie daran arbeiten.<br />
1 Der Einfachheit halber erwähnen wir nur den männlichen Begriff, meinen aber stets beide Geschlechter.<br />
7
8 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
Warum überhaupt eine Trendstudie?<br />
Ziel der <strong>FBN</strong>-Studie war es, einen Beitrag zum Selbstbild von<br />
Familienunternehmern zu leisten. Zuerst wurde das eigene Bewusst -<br />
sein als Familienunternehmen hinterfragt. Danach wurde erfasst,<br />
wie sich unterschiedliche Szenarien aus dem Jahr 2020 in fünf<br />
Bereichen auf das eigene Familienunternehmen auswirken. In<br />
diesem Bericht werden diese Szenarien zu zehn Haupttrends<br />
verdichtet.<br />
<strong>Die</strong> 5 Untersuchungsbereiche beinhalten:<br />
• Entwicklung der gesellschaftlichen Werte,<br />
• Entwicklung <strong>des</strong> wirtschaftlichen und politischen Umfel<strong>des</strong>,<br />
• Entwicklung der Märkte,<br />
• Entwicklung der Mitarbeiter-Märkte sowie<br />
• Entwicklung von Management und Unternehmens-<br />
Organisation.<br />
Angeschrieben wurden im Herbst 2009 ca.180 <strong>FBN</strong>-Mitglieder<br />
und -Freunde. Es gingen 48 vollständig und 30 teilweise ausgefüllte<br />
Online-Fragebogen ein. <strong>Die</strong> weitere Rücklaufquote beträgt<br />
somit 43 Prozent, die engere 27 Prozent.<br />
Da aufgrund langjähriger Erfahrung 50 Teilnehmende völlig ausreichen,<br />
um die Breite <strong>des</strong> Meinungsspektrums der Angesprochenen<br />
wiederzugeben, kann davon ausgegangen werden, dass die hier<br />
dargestellten Antworten die Einstellungen der Familienunternehmen<br />
verlässlich widerspiegeln sowie die Grössenverhältnisse<br />
<strong>des</strong> Meinungsspektrums der Familienunternehmen zuverlässlich<br />
wiedergeben.
Selbstbild der Familienunternehmen (FU) im Jahr 2009<br />
In der Trendanalyse fokussieren wir auf die Frage, welche Chancen<br />
und Potenziale sich für Familienunternehmen eröffnen, wenn<br />
diese absehbare Entwicklungen, vor allem aber ihre eigenen<br />
Stärken nutzen. <strong>Die</strong> Nutzung dieser Potenziale wird jedoch nur<br />
möglich sein, wenn die Familienunternehmen diese Stärken auch<br />
tatsächlich als eigene wahrnehmen.<br />
Ob dies bereits heute der Fall ist, haben wir mit einer Reihe von<br />
Fragen zum aktuellen Selbstbild von Familienunternehmen geklärt:<br />
• Was macht ein Familienunternehmen aus?<br />
• Wie schneiden Familienunternehmen im Vergleich mit<br />
anonymen Konzernen ab?<br />
• Welches Bild haben Familienunternehmen von sich selbst?<br />
• Welche Assoziationen gibt es zum eigenen Familienunternehmen?<br />
Aus dem Vergleich zwischen der später vorgestellten Trendanalyse<br />
und dem Selbstbild ergeben sich unsere Handlungsempfehlungen.<br />
9
10 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
Was macht ein Familienunternehmen aus?<br />
Getestet wurden zehn Kriterien mit der Frage, ob diese unbedingt,<br />
auch noch oder eher nicht zu einem Familienunternehmen<br />
gehören. Dabei zeigt sich, dass nach Meinung einer Mehrheit<br />
der Befragten nur zwei Kriterien für ein Familienunternehmen<br />
unabdingbar sind:<br />
• Mehrheitsbesitz einer Familie<br />
• Langfristige Zeitperspektive<br />
Neben dem formalen Kriterium der Besitzverhältnisse spielt also<br />
im Selbstbild der Familienunternehmen die Langfristigkeit der<br />
Perspektive eine zentrale Rolle. Langfristigkeit bedeutet Nachhaltigkeit.<br />
Nachhaltigkeit wiederum ist einer der von uns identifizierten<br />
Haupttrends, der Familienunternehmen grosse Chancen<br />
eröffnet. Hier decken sich somit Trendanalyse und Selbstbild<br />
weitgehend.<br />
Mehrheitsbesitz einer Familie<br />
langfristige Zeitperspektive<br />
Festlegung der Strategie durch Familie<br />
spezielle Unternehmenskultur<br />
Vertretung der Familie im Management<br />
Familien-Werte sind gleich Unternehmens-Werte<br />
keine Börsenkotierung<br />
Alleinbesitz durch Familie<br />
operative Führung durch Familienmitglieder<br />
Mehrheit der Familie im Verwaltungsrat<br />
Zwei andere Merkmale von Familienunternehmen, die gemäss<br />
Trendanalyse grosse Chancen eröffnen, werden dagegen nur von<br />
einer Minderheit der Befragten zu den unabdingbaren Kriterien<br />
gezählt:<br />
• Spezielle Unternehmenskultur<br />
• Familien-Werte sind gleich Unternehmens-Werte<br />
Wie die Trendanalyse zeigt, weist die Orientierung an (immateriellen)<br />
Werten eine deutlich steigende Tendenz auf. Entsprechend wächst<br />
die Attraktivität von werteorientierten Unternehmen, welche<br />
diese Werte auch in eine spezielle Unternehmenskultur umsetzen.<br />
<strong>Die</strong> Besinnung auf diese Stärken könnte also einen wesentlichen<br />
Beitrag zu einem stärkeren Selbstbewusstsein von Familienunter -<br />
nehmen leisten.<br />
Merkmale eines <strong>Familienunternehmens</strong> (FU)<br />
38 52<br />
38 46<br />
21 46<br />
19 60<br />
17 50<br />
6 58<br />
6 58<br />
6 52<br />
77 17<br />
60 29<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
gehört unbedingt dazu gehört auch dazu
Wie schneiden Familienunternehmen im Vergleich mit anonymen Konzernen ab?<br />
Für insgesamt 19 mögliche Eigenschaften von Unternehmen wurde<br />
gefragt, ob diese eher auf Familienunternehmen oder eher auf<br />
Unternehmen in anonymem Besitz zutreffen. Dazu stand eine<br />
sieben stufige Skala zur Verfügung, die von -3 („passt eindeutig zu<br />
anonymen Unternehmen“) über 0 („passt zu beiden genau gleich“)<br />
bis zu +3 („passt eindeutig zu Familienunternehmen“) reichte.<br />
Nur bei einer einzigen Eigenschaft ergibt sich ein leichter Überhang<br />
zugunsten der anonymen Unternehmen. Alle anderen Eigenschaften<br />
passen – immer laut der befragten Familienunternehmern –<br />
besser zur Gattung der Familienunternehmen, wenngleich in<br />
sehr unter schiedlicher Akzentuierung.<br />
Stark zugunsten der Familienunternehmen schlägt das Pendel<br />
bei diesen Eigenschaften aus:<br />
• Geografische und historische Verwurzelung<br />
• Orientierung an Werten, speziell an jenen <strong>des</strong><br />
„ehrbaren Kaufmanns“, die Werte wie verlässlich, fair,<br />
sozial und nachhaltig umfassen<br />
• Sympathische Ausstrahlung<br />
an einem Ort verwurzelt<br />
werteorientiert<br />
„ehrbarer Kaufmann“<br />
sozial<br />
sympathisch<br />
nachhaltig<br />
spannende Geschichte<br />
verlässlich<br />
fair<br />
flexibel<br />
Hier erscheinen im Selbstbild der Familienunternehmen Stärken,<br />
die wir als solche auch in der Trendanalyse identifiziert haben.<br />
Darauf kann und soll bei der Nutzung der <strong>Zukunft</strong>spotenziale<br />
von Familienunternehmen aufgebaut werden.<br />
Gewisse, wenngleich schwächere Vorteile gegenüber den anonymen<br />
Unternehmen sehen die Familienunternehmen auch bei diesen<br />
Eigenschaften:<br />
• Ganzheitlichkeit<br />
• Krisenfestigkeit<br />
• Kundenorientierung<br />
• Attraktivität als Arbeitgeber<br />
In diesen Feldern könnte das Selbstbewusstsein der Familienunter -<br />
nehmen im Sinne einer ausgeprägteren Besinnung auf durchaus<br />
vorhandene Stärken also noch wachsen.<br />
Unterschiede zwischen FU und anonymen Konzernen<br />
-3 -2 -1 0 1 2 3<br />
von -3 (passt eindeutig besser zu anonymen Unternehmen) über 0 (passt zu beiden genau gleich)<br />
bis +3 (passt eindeutig besser zu Familienunternehmen)<br />
1.2<br />
1.1<br />
1.4<br />
1.3<br />
1.6<br />
1.5<br />
1.5<br />
1.5<br />
1.7<br />
1.7<br />
11
12 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
Welches Bild haben Familienunternehmen von sich selbst?<br />
Mit 15 Aussagen wurde erfasst, welches Selbstbild Familienunter -<br />
nehmen haben, wobei in der Grafik nur die voll oder teilweise<br />
zustimmenden Stimmen erfasst sind.<br />
In einem Punkt sind sich die Befragten einig: Wenn ein Familien -<br />
unternehmen nicht in der Familie gehalten werden kann, bedeutet<br />
dies nicht, dass es gescheitert ist. Umgekehrt gibt es weitgehende<br />
Einigkeit bei den grössten Gefahren für Familienunternehmen:<br />
• Uneinigkeit in der Familie<br />
• Heikle Phase Generationenwechsel<br />
Ebenfalls grösstenteils einverstanden sind die Befragten mit den<br />
Punkten:<br />
• Familienunternehmen leisten einen zentralen Beitrag zur<br />
Volkswirtschaft<br />
• Familienunternehmen waren immer schon nachhaltig<br />
Aus diesen Elementen speist sich also schon heute ein starkes<br />
Selbstbewusstsein der Familienunternehmen.<br />
Weniger Zustimmung erfahren im Selbstbild der Familienunternehmen<br />
bisher diese potenziellen Stärken:<br />
• Eignung und Natürlichkeit <strong>des</strong> Modells Familie für die<br />
Unternehmensführung<br />
• <strong>Die</strong> Rolle der Familienunternehmen als Trendsetter<br />
• <strong>Die</strong> Kompetenz der Familienunternehmen für<br />
ganzheitliches Denken und Handeln<br />
• Der Lustfaktor („es gibt nichts Schöneres, als ein<br />
Familienunternehmen zu führen“)<br />
Werden diese Elemente im Selbstbild der Familienunternehmen<br />
gestärkt, dann könnte dies ein wesentlicher Beitrag dazu sein,<br />
dass auch die Zustimmung zu dieser Behauptung wächst:<br />
Familien unternehmen haben einzigartige Potenziale.
die grösste Gefahr für FU sind uneinige Familien<br />
die heikelsten Phasen für ein FU sind die Generationenwechsel<br />
ohne FU würde unsere Wirtschaft zusammenkrachen<br />
FU waren nachhaltig, lange ehe es den Begriff gab<br />
FU haben einzigartige Potenziale<br />
der Erfolg eines FU hängt von der Kommunikation in der Familie ab<br />
es gibt nichts Schöneres, als ein FU zu führen<br />
FU sind die natürlichste Unternehmensform<br />
FU liegen voll im Trend<br />
FU haben ein besonderes Gespür für die Bedürfnisse aller Stakeholder<br />
FU klammern sich zu oft an die Vergangenheit<br />
FU sind letztlich ganz normale Unternehmen<br />
FU sind Meister der Balance<br />
FU funktionieren, weil letztlich auch Unternehmen so etwas wie eine<br />
grosse Familie sind<br />
wenn ein FU nicht in der Familie gehalten werden kann, ist es gescheitert<br />
Das Selbstbild <strong>des</strong> FU<br />
6 35<br />
2 8<br />
31 52<br />
25 52<br />
23 50<br />
35 27<br />
21 40<br />
21 35<br />
21 35<br />
12 31<br />
42 38<br />
44<br />
54<br />
65 25<br />
63 25<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
voll und ganz einverstanden eher einverstanden<br />
13
14 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
Welche Assoziationen gibt es zum eigenen Familienunternehmen?<br />
Insgesamt zwei Dutzend mögliche Assoziationen zum eigenen<br />
Familienunternehmen wurden erfragt. Für die Auswertung<br />
beschränken wir uns auf jene 15, die von einem relevanten Teil<br />
der Befragten, nämlich min<strong>des</strong>tens zehn Prozent, ausgewählt<br />
wurden. Das Assoziationsprofil der Familienunternehmen ist also<br />
mit den ausgewählten Vorgaben weitgehend abgedeckt.<br />
Dominant sind in diesem Profil die Assoziationen Kunden,<br />
Mitarbeiter und Netzwerk. Familienunternehmen sehen sich also<br />
bereits heute primär als ein Geflecht von Beziehungen und<br />
Vernetzungen zwischen Menschen. Da Menschen und ihre<br />
Beziehungen zunehmend als zentrale Grössen auch in der<br />
Wirtschaftsführung erkannt werden, verfügen Familienunternehmen<br />
hier über einen Erfahrungsschatz, der aktiv bewirtschaftet<br />
werden kann und soll.<br />
Ebenfalls stark verankert im Assoziationsprofil von Familienunter -<br />
nehmen ist die eigene Geschichte. Da Herkunft im Zusammenhang<br />
mit dem steigenden Bedarf nach Echtheit und Authentizität<br />
immer wichtiger wird, liegt hier ebenfalls eine Stärke der Familien -<br />
unternehmen, deren sich diese bereits heute bewusst sind.<br />
zufriedene Kunden<br />
motivierte Mitarbeiter<br />
ein Netzwerk menschlicher Beziehungen<br />
die Unternehmensgeschichte<br />
ein organisches Gebilde<br />
blühender Garten<br />
Sitzungen im Familienrat<br />
bestimmte Familienmitglieder<br />
eine Fussballmanschaft<br />
grosse Familie<br />
ein Orchester<br />
eine feste Burg<br />
ein Haus mit vielen Räumen<br />
ein Uhrwerk<br />
Bilanzen<br />
Interessant sind die beiden folgenden Ränge, nämlich ein<br />
organisches Gebilde (35%) und ein blühender Garten (29%). Ein<br />
Unternehmen als organisches Gebilde zu erkennen und zu<br />
behandeln, und dabei einen blühenden Garten pflegen statt an<br />
den „richtigen“ Schrauben drehen zu wollen, sind zentrale<br />
Elemente eines neuen Verständnisses von Management und<br />
Unternehmensorganisation, das gemäss unserer Trendanalyse<br />
zweifellos <strong>Zukunft</strong> hat. Beachtliche Minderheiten unter den<br />
Familienunternehmern haben dies bereits als Stärke und Potenzial<br />
erkannt. Noch grösser dürften die Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein<br />
der Familienunternehmen werden, wenn aus dieser<br />
Minderheit eine Mehrheit wird.<br />
Assoziationen zum eigenen FU<br />
17<br />
15<br />
12<br />
12<br />
29<br />
29<br />
25<br />
23<br />
23<br />
23<br />
38<br />
52<br />
65<br />
83<br />
79<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Szenarien aus dem Jahr 2020 und ihre Auswirkungen auf<br />
Familienunternehmen<br />
Wie wirken sich unterschiedliche Szenarien, die im Jahr 2020<br />
eintreffen könnten, auf das eigene Familienunternehmen aus –<br />
und wie wahrscheinlich sind diese Szenarien? Das war die zentrale<br />
Fragestellung der vorliegenden Studie. Getestet wurden insgesamt<br />
55 Szenarien aus den Bereichen Entwicklung der gesellschaftlichen<br />
Werte, wirtschaftliches und politisches Umfeld, Entwicklung der<br />
Märkte, Entwicklung der Mitarbeiter-Märkte sowie Entwicklung<br />
von Management und Unternehmens-Organisation.<br />
Nur zehn Szenarien haben negative Auswirkungen, davon sechs<br />
im Bereich „Umfeld“. Wird dieser Bereich ausgeklammert, ergibt<br />
sich bei 42 Szenarien mit positiven Auswirkungen ein Durchschnitt<br />
von +1.0 auf der Skala von 0 bis +2.<br />
<strong>Die</strong> durchschnittliche Eintreffenswahrscheinlichkeit, gemessen<br />
am Anteil derjenigen, die nicht „trifft nicht ein“ geantwortet<br />
haben (dieser Wert wird in den Grafiken jeweils in Klammern<br />
nach dem entsprechenden Szenario präsentiert), beträgt 86<br />
Prozent.<br />
2 Der Einfachheit halber erwähnen wir nur den männlichen Begriff, meinen aber stets beide Geschlechter.<br />
<strong>Die</strong> Megatrends im Überblick<br />
• Familien-Werte stehen wieder hoch im Kurs<br />
• Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema<br />
• Lebensqualität ist zum Leit-Wert geworden<br />
• Das Umfeld ist garstiger<br />
• In den Märkten ist der Orientierungsbedarf gewachsen<br />
• Echtheit und Authentizität machen den Unterschied<br />
• Mitarbeiter 2 wollen EigenSinn<br />
• Mitarbeiter suchen Bindung<br />
• Management ist organischer geworden<br />
• Unternehmensführung heisst Vernetzung<br />
• Familienunternehmen meistern Trendbrüche<br />
15
16 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
1. Entwicklung der gesellschaftlichen Werte<br />
Selbstverständlich lässt sich ein komplexes Geschehen wie der<br />
Werte-Wandel kaum in 13 Szenarien erfassen, doch war es aufgrund<br />
der langjährigen Forschungserfahrung <strong>des</strong> Studienleiters möglich,<br />
sich auf die wichtigsten Entwicklungen zu konzentrieren.<br />
Auffällig ist, dass die meisten Szenarien als sehr wahrscheinlich<br />
gelten: Bei zehn von ihnen beträgt die Eintreffenswahrscheinlichkeit<br />
85 Prozent und mehr! Nur bei der Stimmung von Optimis -<br />
mus und <strong>Zukunft</strong>sglaube (75%), bei der verstärkten Solidarität<br />
zwischen den Generationen (69%) und vor allem beim Anbruch<br />
<strong>des</strong> Zeitalters der neuen Bescheidenheit (54%) wird das Eintreffen<br />
<strong>des</strong> Szenarios von grösseren Teilen der Befragten bezweifelt.<br />
Nur gerade ein Szenario hätte deutlich negative Auswirkungen,<br />
nämlich „vom Staat wird immer noch mehr verlangt“. Das würde<br />
den Spielraum je<strong>des</strong> Unternehmens einschränken und sich so<br />
nicht nur auf Familienunternehmen hemmend auswirken.<br />
Insgesamt werden vom gesellschaftlichen Werte-Wandel jedoch<br />
deutlich positive Auswirkungen auf das eigene Familienunter-<br />
es herrscht Stimmung von Optimismus und <strong>Zukunft</strong>sglaube (75%)<br />
Nachhaltigkeit ist zum zentralen Thema geworden (100%)<br />
das Verlangen nach Qualität ist überall gross (98%)<br />
Eigenverantwortung und Freiheit sind zentrale Werte (96%)<br />
die Werte <strong>des</strong> ehrbaren Kaufmanns stehen hoch im Kurs (88%)<br />
die Menschen verlangen verstärkt nach Sinn (96%)<br />
regionale Verwurzelung ist wichtig (85%)<br />
Traditionen werden wieder hoch geschätzt (88%)<br />
die Solidarität zwischen den Generationen hat sich verstärkt (69%)<br />
man investiert wieder mehr in die Familie (88%)<br />
das Zeitalter der neuen Bescheidenheit ist ausgebrochen (54%)<br />
Lebensstandard wird unwichtiger, Lebensqualität wichtiger (87%)<br />
vom Staat wird immer noch mehr verlangt (90%)<br />
nehmen erwartet. Nehmen wir nur die höchst wahrscheinlichen<br />
Szenarien, dann gilt dies vor allem für die gewachsene Bedeutung<br />
<strong>des</strong> Themas Nachhaltigkeit, für das gestiegene Qualitätsbewusstsein,<br />
für die gewachsene Bedeutung der Werte Freiheit und<br />
Eigenverantwortung, für den Kursgewinn der Werte <strong>des</strong> ehrbaren<br />
Kaufmanns, für die zunehmende Sinn-Orientierung, für das<br />
gewachsene Gewicht von regionaler Verwurzelung und Tradition,<br />
für die Ablösung von Lebensstandard durch Lebensqualität als<br />
Leit-Wert sowie für die gewachsene Bedeutung der Familien-Werte.<br />
Zusammengefasst zeichnen sich im Bereich <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />
Werte-Wandels drei grosse Trends ab, die sich alle als grosse<br />
Chance für Familienunternehmen entpuppen:<br />
• Familien-Werte stehen wieder hoch im Kurs<br />
• Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema<br />
• Lebensqualität ist zum Leit-Wert geworden<br />
Für FU relevante gesellschaftliche Werte<br />
-1<br />
1.5<br />
1.4<br />
1.4<br />
1.3<br />
1.2<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.8<br />
0.7<br />
-2 -1 0 1 2<br />
von -2 (stark negative Auswirkungen) bis +2 (stark positive Auswirkungen) (in Klammern beim Szenario: Eintreffens-Wahrscheinlichkeit)
Familien-Werte stehen wieder hoch im Kurs<br />
Gerade in unsicheren und unübersichtlichen Zeiten wie den<br />
unseren ist es nicht erstaunlich, dass sich die Menschen wieder<br />
vermehrt auf Bekanntes und Bewährtes besinnen – und dazu<br />
gehört die Familie nun mal ganz zentral. Wohl wandeln sich die<br />
Vorstellungen davon, was eine Familie ist, doch die mit dieser<br />
Vorstellung verbundenen Werte bleiben stabil: Es geht bei Familie<br />
um Orientierung und Geborgenheit, um Respekt, Loyalität oder<br />
Verlässlichkeit. Und natürlich auch um Verwurzelung und Tradition.<br />
Mehr und mehr wird anerkannt, dass die Familie eine hervor -<br />
ragende Denkschule ist. Sie lehrt uns, überall auf Menschen und<br />
Beziehungen zu fokussieren. Familien haben einen grossen<br />
Erfahrungsschatz im Umgang mit Individualität (bis hin zum<br />
Eigensinn) und Komplexität. Und Familien haben gelernt, flexibel<br />
und anpassungsfähig zu sein. Es gibt so etwas wie die Evolution<br />
einer Familie, im fliessenden Gleichgewicht zwischen Bewahrung<br />
von Traditionen und Wandel.<br />
All diese wertvollen Eigenschaften und Fähigkeiten von Familien<br />
werden zunehmend als wertvolle Ressourcen auch und gerade<br />
im Wirtschaftsleben erkannt: Fokussierung auf Menschen und<br />
Beziehungen. Umgang mit Individualität und Komplexität.<br />
Fähigkeit zur Evolution, zum Fliessgleichgewicht zwischen<br />
Beharrung und Entwicklung.<br />
<strong>Die</strong> Familie wird <strong>des</strong>halb zum Modell, von dem andere Organi -<br />
sa tionen lernen.<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />
• Familien-Werte hegen und pflegen – im Unternehmen wie<br />
in der Familie.<br />
• Individuen wie Unternehmen als „im Fluss der Evolution<br />
schwimmend“ sehen lernen.<br />
• <strong>Die</strong> Reifung von Menschen und Unternehmen sowie deren<br />
Konfliktfähigkeit fördern.<br />
• Generationenwechsel bewusst und offen gestalten, ohne<br />
Druck und mit sehr viel Kommunikation.<br />
• <strong>Die</strong> Familie als Kommunikationsplattform betrachten und<br />
über diverse Kommunikationswege berichten.<br />
= Das Portfolio „Erfahrungen mit dem Modell Familie“<br />
aktiv bewirtschaften!<br />
17
18 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema<br />
Auch wenn die Wirtschaftskrise das Thema vorübergehend etwas<br />
in den Hintergrund gerückt hat, so besteht doch kein Zweifel daran,<br />
dass längerfristig gesehen Nachhaltigkeit zu einem zentralen<br />
Thema wird. Der kaum noch zu stoppende Klimawandel und die<br />
zunehmend wahrgenommene Begrenztheit von Rohstoffen und<br />
anderen Ressourcen machen diese Entwicklung unumgänglich.<br />
Nachhaltigkeit bedeutet sowohl langfristiges als auch ganzheitliches<br />
Denken und Handeln. Nachhaltiges Wirtschaften verlangt<br />
<strong>des</strong>halb sowohl ökonomische als auch ökologische, soziale und<br />
kulturelle Aspekte zu berücksichtigen und dabei die langfristige<br />
Evolution <strong>des</strong> Unternehmens im Auge zu behalten.<br />
„Triple bottom line“ Realität werden lassen:<br />
Gleichzeitig Bericht erstatten über<br />
Finanzen, Ökologie und Soziales.<br />
Das schliesst eine Orientierung an kurzfristiger Gewinnmaximierung<br />
aus. Ohnehin erweist sich finanzielle Gier als zu einseitig und<br />
für die Allgemeinheit schädlich. Wirtschaft muss je länger je<br />
mehr nicht nur dem Portemonnaie, sondern auch Geist und Seele<br />
aller Beteiligten etwas bieten.<br />
Von Seiten aller Stakeholder, vorab von jener der Kunden, wächst<br />
<strong>des</strong>halb der Druck auf die Unternehmen, nachhaltig zu wirtschaften.<br />
Nachhaltiges und emotionales Wirtschaften wird zum selbstverständlichen<br />
Standard.<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />
• Sich auf die eigene Tradition besinnen und darauf aufbauen,<br />
denn FU haben schon immer nachhaltig gewirtschaftet.<br />
• „Back to the roots“ aktiv vermarkten durch ein Aufarbeiten<br />
der eigenen Familien- und Firmengeschichte.<br />
• Weiterhin langfristig denken und handeln.<br />
• Ökonomische, ökologische und sozio-kulturelle Interessen<br />
und Werte berücksichtigen (triple bottom line).<br />
• <strong>Die</strong> vorhandene emotionale Intelligenz und das aktuelle<br />
Glaubwürdigkeits-Plus nutzen.<br />
• Profit-Orientierung im Rahmen grösserer Ziele aufgehen<br />
lassen: Legitimation demonstrieren.<br />
= Mit den vorhandenen Nachhaltigkeits-Pfunden punkten<br />
und den emotionalen Mehrwert nutzen!
Lebensqualität ist zum Leit-Wert geworden<br />
Der Schlüsseltrend in der Entwicklung der gesellschaftlichen Werte<br />
lautet: Vom Lebensstandard zur Lebensqualität. Das bedeutet<br />
auch: Immaterielle Werte werden wichtiger als materielle, Qualität<br />
wird wichtiger als Quantität, Geist wird wichtiger als Geld.<br />
Dagobert Duck und mit ihm der Tanz um das goldene Kalb haben<br />
ausgedient. Weil das Streben nach immer mehr materiellen<br />
Gütern nicht glücklich macht und darüber hinaus Suchtcharakter<br />
aufweist, wird nach einem überzeugenden neuen Leit-Wert gesucht.<br />
<strong>Die</strong>ser kann nur Lebensqualität heissen.<br />
Lebensqualität ruft nach besserer<br />
Integration der Ich-, Arbeits- und Freizeit.<br />
Lebensqualität ist vielschichtig und umfasst viele einzelne Sphären.<br />
Lebenskunst besteht darin, bei der eigenen Lebensgestaltung die<br />
verschiedenen Lebensqualitäts-Sphären in Balance und Fliessgleichgewicht<br />
zu halten und dafür einen Sinn für das richtige<br />
Mass zu entwickeln. „Totaler Einsatz“ in der Arbeitswelt verträgt<br />
sich damit nicht, was vor allem die jüngere Generation begriffen<br />
hat.<br />
Menschen investieren zunehmend ihre Ressourcen (Zeit, Aufmerksamkeit,<br />
Energie, Geld) nur noch dort, wo sie einen Zuwachs<br />
auf ihrem Lebensqualitäts-Konto erwarten. Lebensqualitäts-Killer<br />
werden gemieden.<br />
<strong>Die</strong> zentrale Leitfrage der Menschen lautet: Was bringt Gewinn<br />
oder Verlust auf meinem Lebensqualitäts-Konto?<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familien unter -<br />
nehmen:<br />
• Lebensqualität zum eigenen Leit-Wert machen.<br />
• Unternehmens-Entscheide immer nach den potenziellen<br />
Auswirkungen auf das Lebensqualitäts-Konto aller Stakeholder<br />
bewerten.<br />
• Nicht mehr den Profit als betriebliche Steuergrösse einsetzen,<br />
sondern den finanziellen Wertbeitrag an alle Bezugsgruppen.<br />
• Familien-Entscheide an den Auswirkungen auf das familiäre<br />
Lebensqualitäts-Konto messen.<br />
= Lebensqualität ins Zentrum der Unternehmenskultur und<br />
auch <strong>des</strong> Generationenwechsels stellen!<br />
19
20 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
2. Entwicklung <strong>des</strong> wirtschaftlichen und politischen Umfelds<br />
Insgesamt neun abgefragte Szenarien beschäftigten sich mit der<br />
Entwicklung <strong>des</strong> wirtschaftlichen und politischen Umfelds von<br />
Familienunternehmen.<br />
Davon gelten sechs Szenarien als höchst wahrscheinlich (Eintreffenswahrscheinlichkeit<br />
80 Prozent und mehr). Dazu gehören<br />
eine verstärkte Globalisierung, massiv verschärfte Staatseingriffe,<br />
speziell in Form von Umwelt-Auflagen, aber auch ein Absinken der<br />
frei verfügbaren Kaufkraft der Bevölkerung sowie das Kollabieren<br />
der staatlichen Sozialsysteme. Nur bei der Kreditverknappung<br />
(75%), bei der massiven Erhöhung der Erbschaftssteuer (75%)<br />
sowie bei der Unmöglichkeit weiteren Wirtschaftswachstums<br />
(65%) bestehen grössere Zweifel am Eintreffen der Szenarien.<br />
Als einziger Bereich weist die Entwicklung <strong>des</strong> Umfelds eine<br />
Mehrheit an Szenarien mit negativen Auswirkungen auf: Sechs<br />
haben deutlich negative Auswirkungen, zwei neutrale und nur<br />
Wirtschaft wieder so geachtet wie vor Krise (85%)<br />
Wirtschaft ist noch globaler geworden (94%)<br />
Umwelt-Auflagen massiv verschärft (96%)<br />
Wachstum kaum noch möglich, höchstens Stabilität (65%)<br />
Kredite sind immer schwerer erhältlich (75%)<br />
frei verfügbare Kaufkraft der Bevölkerung gesunken (85%)<br />
Staatseingriffe in Wirtschaft sind massiv geworden (88%)<br />
staatliche Sozialsysteme sind am Kollabieren (81%)<br />
Erbschaftssteuern werden massiv erhöht (75%)<br />
gerade eines („<strong>Die</strong> Wirtschaft ist wieder so geachtet wie vor der<br />
Krise“) hat positive Konsequenzen für das eigene Familienunternehmen.<br />
Als besonders schlimm werden die Folgen von massiv<br />
gestiegenen Staatseingriffen in die Wirtschaft, von kollabierenden<br />
Sozialsystemen und von massiv erhöhten Erbschaftssteuern<br />
beurteilt. <strong>Die</strong>ser letzte Punkt ist allerdings der einzige, der spezifisch<br />
negative Folgen für die Familienunternehmen hätte, bei allen<br />
anderen kritisch beurteilten Szenarien wäre die gesamte Wirtschaft<br />
betroffen.<br />
Zusammengefasst lässt sich die Entwicklung <strong>des</strong> wirtschaftlichen<br />
und politischen Umfelds zu einem einzigen Haupttrend verdichten:<br />
Das Umfeld wird garstiger.<br />
Für FU relevante wirtschaftliche Werte<br />
-1.6<br />
-1.3<br />
-1.4<br />
-0.8<br />
-0.5<br />
-0.6<br />
-2 -1 0 1 2<br />
von -2 (stark negative Auswirkungen) bis +2 (stark positive Auswirkungen) (in Klammern beim Szenario: Eintreffens-Wahrscheinlichkeit)<br />
0.1<br />
0.1<br />
0.5
Das Umfeld wird garstiger<br />
<strong>Die</strong> wirtschaftlichen <strong>Zukunft</strong>saussichten sind langfristig gesehen<br />
eher düster: <strong>Die</strong> BRIC-Staaten sind auf Kosten Europas die<br />
ökonomischen Gewinner <strong>des</strong> nächsten Jahrzehnts. Generell wächst<br />
die Bedeutung Asiens.<br />
In Europa stagniert die Wirtschaft vielerorts. Wegen der Sättigung<br />
auf hohem Niveau wird sich daran auch kaum viel ändern.<br />
Angesichts von „global sourcing“ wird das Wirtschaften in der<br />
<strong>Schweiz</strong> schwieriger.<br />
<strong>Die</strong> BRIC-Staaten sind die Gewinner <strong>des</strong><br />
nächsten Jahrzehnts.<br />
Massive Staatsdefizite, hauptsächlich in den USA, führen zu<br />
weiteren Eingriffen <strong>des</strong> Staates in die Wirtschaft. Gegenüber<br />
leerer Staatskassen erhöht sich der Druck auf die Steuern massiv.<br />
Problematische staatliche Sozialsysteme und stetig steigende<br />
Gesundheitskosten reduzieren die frei verfügbare Kaufkraft der<br />
Bevölkerung.<br />
Ein raueres wirtschaftliches Klima ist zu erwarten. Asien ist<br />
als Potenzial zu sehen.<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunter -<br />
nehmen:<br />
• Das Wissen über die <strong>Zukunft</strong> systematisieren.<br />
• Förderliche gesellschaftliche Entwicklungen aufmerksam<br />
verfolgen und daraus entstehende Chancen aktiv nutzen.<br />
• In alternativen Szenarien denken und den Mut zur<br />
Veränderung aufbringen.<br />
• Noch mehr auf Eigenverantwortung setzen.<br />
• Partnerschaften und Netzwerke aufbauen: im Verkauf<br />
sowie in der Beschaffung.<br />
• Sich mit Asien intensiv auseinandersetzen.<br />
• Sich der eigenen Stärken und Potenziale bewusst werden<br />
und die eigenen Wertvorstellungen gezielt vertreten.<br />
= Das Merkmal FU bewusst als Differenzierungsstrategie<br />
einsetzen - selbstbewusster werden!<br />
21
22 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
3. Entwicklung der Märkte<br />
Auch die dreizehn getesteten Szenarien aus dem Bereich<br />
Entwicklung der Märkte können natürlich kein vollständiges<br />
Trend-Bild ergeben, umfassen aber viele wichtige Aspekte der<br />
Evolution der Märkte und <strong>des</strong> Marketings.<br />
Nur bei drei Szenarien liegt die geschätzte Eintreffenswahrscheinlichkeit<br />
leicht unter 80%. Somit können fast alle Szenarien<br />
als realistisch betrachtet werden. Zwei Szenarien, nämlich die<br />
zunehmende Innovationssucht der Kunden, vor allem aber ein<br />
(angezweifeltes) Comeback von „Geiz ist geil“, haben laut Einschätzung<br />
der Befragten negative Auswirkungen auf das eigene<br />
Familienunternehmen.<br />
Kunden wollen wissen, wer hinter Angebot steckt (92%)<br />
Nachhaltige Qualität ist zum Zauberwort geworden (94%)<br />
Eigenverantwortung und Freiheit sind zentrale Werte (96%)<br />
Kunden wollen Geschichte(n) hinter einer Marke hören (92%)<br />
starke Marken sind als Orientierungshilfe unentbehrlich (98%)<br />
in unsicheren Zeiten verlassen sich Kunden auf Bewährtes (100%)<br />
Konsum soll nicht mehr Prestige bringen, sondern Sinn (77%)<br />
Kunden wollen nur noch das Authentische und Echte (79%)<br />
strategische Kunden haben massiv zugenommen (85%)<br />
geografische Nähe zum Kunden wird Wettbewerbsfaktor (88%)<br />
Konsum ohne gutes Gewissen ist undenkbar geworden (75%)<br />
Kunden wollen immer schneller Neues (92%)<br />
auf den meisten Märkten läuft alles nur über Preis (77%)<br />
Zum Teil deutlich positiv auswirken werden sich dagegen alle<br />
anderen Entwicklungen. Es sind dies:<br />
• zunehmende Bedeutung von Marken als Orientierungshilfe<br />
• zunehmender Bedarf nach nachhaltiger Qualität, Sinn,<br />
Authentizität, Tradition, Freiheit und Eigenverantwortung<br />
sowie nach gutem Gewissen<br />
• zunehmender Bedarf nach geografischer und historischer<br />
Verwurzelung sowie nach Personalisierung von Marken<br />
• Anwachsen der strategischen Konsumenten, die mit ihrem<br />
Konsum zu einer besseren Welt beitragen wollen<br />
Zusammengefasst lassen sich die Entwicklungen in den Märkten<br />
zu zwei Haupttrends verdichten:<br />
• In den Märkten wächst der Orientierungsbedarf<br />
• Echtheit und Authentizität machen den Unterschied<br />
Für FU relevante Marktentwicklungen<br />
-1.3<br />
-0.3<br />
-2 -1 0 1 2<br />
von -2 (stark negative Auswirkungen) bis +2 (stark positive Auswirkungen) (in Klammern beim Szenario: Eintreffens-Wahrscheinlichkeit)<br />
0.6<br />
0.8<br />
0.9<br />
0.9<br />
1<br />
1<br />
1.1<br />
1.2<br />
1.3<br />
1.3<br />
1.4
In den Märkten wächst der Orientierungsbedarf<br />
Verschiedene Faktoren wie die Entstehung eines „global village“,<br />
das Internet und die enorme Mobilität haben den Wahrnehmungs -<br />
horizont erweitert. Für die jüngeren Generationen sind dies bereits<br />
Selbstverständlichkeiten. <strong>Die</strong>se Ausweitung <strong>des</strong> Spektrums und<br />
<strong>des</strong> Angebots führen zu einer Verunsicherung und Überforderung<br />
der Konsumenten. Entsprechend steigt der Bedarf nach Marken<br />
als starke Leuchttürme in dieser Unübersichtlichkeit.<br />
Menschliches wird wichtiger als Gier<br />
und Geiz.<br />
Starke Marken verkörpern Echtheit. Echtheit heisst klare Herkunft<br />
und Wandlungsfähigkeit zugleich. Entsprechend gefragt sind<br />
Geschichten und die Geschichten hinter einer Marke, Firma oder<br />
Familie. Im Zweifelsfall verlassen sich Konsumentinnen und<br />
Konsumenten ohnehin wieder auf das Bewährte.<br />
Zu einer echten Marke gehören auch die Menschen dahinter.<br />
Menschliches wird wichtiger als Gier und Geiz.<br />
Starke Marken werden zum GPS-Signal im Dschungel der<br />
Märkte.<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />
• Werte eines <strong>Familienunternehmens</strong> als Differenzierungsmerkmal<br />
herausstreichen.<br />
• Traditionen und Historie pflegen, ohne sie zu mumifizieren<br />
(„Oldies-Museum“).<br />
• Marken sind geografisch zu verwurzeln. Sie brauchen eine<br />
Herkunft.<br />
• Eigene Position im Spannungsfeld zwischen lokaler<br />
Verwurzelung und globaler Orientierung bewusst machen<br />
und aktiv kommunizieren.<br />
• Auf Personalisierung setzen (Kultpersonen aufbauen,<br />
Knorrli, Betty Bossi). Keinen Personenkult betreiben.<br />
• Geschichte(n) rund um die Marke aktiv und multimedial<br />
kommunizieren.<br />
= Marken eine Herkunft geben und sie ganzheitlich pflegen!<br />
23
24 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
Echtheit und Authentizität machen den Unterschied<br />
Bei Marken geht es uns wie bei Menschen: Individuen sind uns<br />
lieber als die stromlinienförmige Masse. Individuelle Persönlichkeiten<br />
wollen <strong>des</strong>halb starke Markenpersönlichkeiten. Und das<br />
heisst: Echte und authentische Marken. Mehr und mehr werden<br />
nur noch solche im Dschungel der neuen Unübersichtlichkeit<br />
wahrgenommen.<br />
Echtheit beinhaltet lokale Verwurzelung und zugleich Weltoffen -<br />
heit, Tradition und zugleich Wandlungsfähigkeit.<br />
Echte und authentische Marken verfügen über ein klares Profil,<br />
das durchaus auch Ecken und Kanten enthalten kann. Wer authentisch<br />
ist, ist ganz sich selbst, steht im Einklang mit sich selbst<br />
und nicht im Widerspruch – was innere Widersprüchlichkeiten<br />
einer authentischen Marken-Persönlichkeit keineswegs ausschliesst.<br />
Ein klares persönliches Profil mit Ecken<br />
und Kanten aufbauen.<br />
Echtheit und Authentizität entstehen nur bei vollständiger Transparenz<br />
und brauchen <strong>des</strong>halb viel Kommunikation.<br />
Im Zeitalter der Individualisierung haben nur echte und<br />
authentische Marken eine Chance.<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />
• Klone vermeiden, dem Preiskampf entfliehen.<br />
• Das Sortiment fokussieren auf Angebote mit Ausstrahlung<br />
(Aura).<br />
• Echtheit als Einzigartigkeit international vermarkten.<br />
• Natürlichkeit unseres Lan<strong>des</strong> nutzen.<br />
• Ecken und Kanten als Teil der eigenen Identität aktiv<br />
kommunizieren.<br />
= Sich selber und seinen Wertvorstellungen treu bleiben!<br />
Viel kommunizieren!<br />
Und: spirit.ch fördern! (mehr siehe www.spirit.ch)
4. Entwicklung der Mitarbeiter-Märkte<br />
Zehn Szenarien zur Entwicklung auf den Mitarbeiter-Märkten<br />
wurden getestet. Damit lässt sich die Dynamik der Arbeitswelt<br />
zwar nicht vollständig erfassen, doch wichtige Trends werden<br />
transparenter.<br />
Mit Ausnahme der zwei Szenarien „finanzielle Anreize werden<br />
unwichtiger, Sinn spendende wichtiger“ (79%) und „Führungskräfte<br />
wollen nicht mehr um jeden Preis nach oben“ (69%) gelten alle<br />
Szenarien als sehr wahrscheinlich. Und all diese acht sehr wahrscheinlichen<br />
Szenarien haben nach Einschätzung der Befragten<br />
deutlich bis sehr deutlich positive Auswirkungen auf das eigene<br />
Familienunternehmen.<br />
Mitarbeitende wollen sich mit ihrem Unternehmen identifizieren<br />
können und stolz darauf sein. Sie suchen spür- und fassbare<br />
Arbeit geber, solche die das Motto „Sein statt Schein“ verkörpern<br />
und eine langfristige Perspektive bieten. Sie wollen flache<br />
Hierarchien und Wertschätzung als Wissensträger. Ohne eine<br />
Mitarbeiter wollen sich mit Unternehmen identifizieren (100%)<br />
Mitarbeiter wollen stolz auf ihr Unternehmen sein können (100%)<br />
Menschen wollen spürbare und fassbare Arbeitgeber (100%)<br />
ohne humane Unternehmenskultur keine guten Mitarbeiter (94%)<br />
Mitarbeiter bevorzugen Arbeitgeber mit flachen Hierarchien (96%)<br />
Menschen suchen nach langfristiger Perspektive in Firma (98%)<br />
einzelne Mitarbeiter werden als Wissens-Träger geschätzt (92%)<br />
Menschen suchen Arbeitgeber nach "Sein statt Schein" (85%)<br />
finanzielle Anreize unwichtiger, Sinn spendende wichtiger (79%)<br />
Führungskräfte wollen nicht mehr unbedingt nach oben (69%)<br />
solche humane Unternehmenskultur werden in <strong>Zukunft</strong> keine<br />
wirklich guten Mitarbeitenden mehr gefunden und gehalten<br />
werden können.<br />
Wenn sich diese bereits heute sichtbaren Entwicklungen fortsetzen –<br />
und danach sieht es aus – hat das für Familienunternehmen<br />
ausgesprochen positive Folgen, denn sie bieten all das an, was<br />
im Trend liegt. <strong>Die</strong>se Veränderungen lassen sich zu zwei Haupttrends<br />
zusammenfassen, die nur oberflächlich betrachtet Widersprüche<br />
darstellen:<br />
• Mitarbeiter wollen „EigenSinn“<br />
• Mitarbeiter suchen Bindung<br />
Für FU relevante Mitarbeiter-Perspektiven<br />
-2 -1 0 1 2<br />
von -2 (stark negative Auswirkungen) bis +2 (stark positive Auswirkungen) (in Klammern beim Szenario: Eintreffens-Wahrscheinlichkeit)<br />
0.4<br />
0.8<br />
1.1<br />
1.1<br />
1.2<br />
1.2<br />
1.2<br />
1.3<br />
1.5<br />
1.6<br />
25
26 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
Mitarbeiter wollen „EigenSinn“<br />
Der Megatrend Individualisierung wirkt sich auch auf die Arbeitswelt<br />
aus. Mitarbeitende suchen verstärkt nach Selbstverwirklichung<br />
und eigenem Sinn. Das Wertepaar „Freiheit und Eigenverantwortung“<br />
wird auch in der Arbeitswelt immer wichtiger.<br />
Arbeit muss in <strong>Zukunft</strong> verstärkt der eigenen Lebensqualität dienen,<br />
also einen positiven Beitrag zum individuellen Lebensqualitäts-Konto<br />
leisten. Dazu gehört das Streben nach Sicherheit<br />
genau so wie jenes nach Entfaltung („no risk, no fun!“).<br />
„EigenSinn“ durch konsequentes Fordern<br />
und Fördern zur Entfaltung bringen.<br />
Mitarbeitende erleben sich verstärkt als unverzichtbare Wissensträger<br />
und als kreatives Potenzial. Sie wollen dafür entsprechend<br />
respektiert und wertgeschätzt werden. Gerade die besten Mitarbeiter<br />
beanspruchen Raum für ihren „EigenSinn“ und leisten dann<br />
ihr Bestes, wenn sie diesen bekommen.<br />
Gute Mitarbeiter wollen eine eigene „Sinn-Story“ und grosse<br />
individuelle Spiel- und Entfaltungsräume.<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunter -<br />
nehmen:<br />
• Bei Mitarbeitenden wie Familienmitgliedern Gleichmacherei<br />
vermeiden und Andersartigkeit fördern.<br />
• Individuelle persönliche Evolution unterstützen und fördern.<br />
• Selbstverwirklichung und individuelle Lebensqualität der<br />
Mitarbeitenden durch gezielte Angebote erleichtern.<br />
• Eigenwillige, ja eigensinnige Führung.<br />
• Dem eigenen Nachwuchs Gelegenheit geben, einen eigenen<br />
Fingerabdruck zu gestalten.<br />
• „Diversity“ zulassen: von der obersten Entscheidungsstufe<br />
bis zur Sachbearbeitung.<br />
= „EigenSinn“ konsequent honorieren und in die Reife der<br />
Mitarbeiter investieren!
Mitarbeiter suchen Bindung<br />
Mitarbeiter wollen sich verstärkt mit ihrem Unternehmen identifizieren<br />
und darauf stolz sein können. Der Unternehmer erwartet<br />
eine hohe Kundenorientierung und ein Leistungsprimat. Als<br />
Gegenwert sind menschlich spür- und fassbare Arbeitgeber und<br />
eine humane Unternehmenskultur gefragt. Vom Vorgesetzten<br />
werden auch Respekt und Achtung erwartet.<br />
Mitarbeitende wollen „Nestwärme“<br />
spüren.<br />
Mitarbeiter suchen Sinn in dem, was sie tun, und bei dem, für<br />
den sie es tun. Sie verlangen nach einer langfristigen Perspektive<br />
im Unternehmen, nach Raum für ihre persönliche Reifung.<br />
Gerade die besten Mitarbeitenden suchen sich ihren Arbeitgeber<br />
immer gezielter aus.<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />
• <strong>Die</strong> eigenen Stärken als Arbeitgeber (Personalisierbarkeit,<br />
humane Unternehmenskultur, langfristige Perspektive,<br />
flache Hierarchien, schnelle Entscheide) selbstbewusst<br />
kommunizieren.<br />
• Evolutions- und Reifungsprozesse der Mitarbeitenden<br />
gezielt fördern und honorieren.<br />
• Mitarbeiter und insbesondere Führungskräfte sowie<br />
CEO-Nachfolger danach auswählen, ob es eine Resonanz<br />
zwischen deren Werten und den Familien-Werten gibt.<br />
• Den Mitarbeitenden Gelegenheit geben, in- und ausserhalb<br />
<strong>des</strong> Unternehmens Gutes und Sinnvolles zu tun.<br />
= Ein Arbeitgeber sein, der die besten Mitarbeiter an sich<br />
bindet!<br />
27
28 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
5. Entwicklung von Management und Unternehmens-Organisation<br />
Als letzter Bereich wurde die Entwicklung von Management und<br />
Unternehmens-Organisation mit insgesamt ebenfalls zehn Szenarien<br />
erfasst. Hierbei gibt es bei einigen Szenarien Zweifel an deren<br />
Eintreffenswahrscheinlichkeit. <strong>Die</strong>s gilt vor allem für das Aussterben<br />
der Generalisten (62%) und für die Rückkehr <strong>des</strong> nackten Egoismus<br />
bei den Managern (65%), was nicht nur als relativ unwahrscheinlich<br />
gilt, sondern auch ausgesprochen negative Folgen hätte.<br />
Zweifel gibt es ferner am Eintreffen <strong>des</strong> Szenarios, wonach<br />
Unternehmensgrösse zum Hinderungsfaktor wird und die Kleinen<br />
die Giganten ersetzen (75%) sowie an der allgemeinen Durchsetzung<br />
<strong>des</strong> Grundsatzes „ohne Herkunft keine <strong>Zukunft</strong>“ auch<br />
bei Unternehmen (77%). Beide Szenarien hätten allerdings bei<br />
ihrem Eintreffen deutlich positive Auswirkungen auf das eigene<br />
Familienunternehmen.<br />
Beziehungsnetze wichtiger als Management-Modelle (94%)<br />
Führung gleich Gartenpflege, nicht Schraubendrehen (88%)<br />
Führung mit Intuition und gesundem Menschenverstand (83%)<br />
Vertrauen bei allen Stakeholdern gleich Wertschöpfung (88%)<br />
Grösse = Hinderungsfaktor, Kleine ersetzen Giganten (75%)<br />
emotionale Intelligenz so wichtig wie Fachkompetenz (96%)<br />
auch für Unternehmen: keine <strong>Zukunft</strong> ohne Herkunft (77%)<br />
Unternehmensführung gleich Interessenausgleich (88%)<br />
Spezialisierung ist alles, Generalisten sind ausgestorben (62%)<br />
bei Managern wieder nackter Egoismus eingekehrt (65%)<br />
Als wahrscheinlich und positiv gelten:<br />
• Persönliche Beziehungsnetze werden wieder wichtiger als<br />
ausgeklügelte Management-Modelle<br />
• Führung wird als Pflege eines Gartens verstanden, statt als<br />
Drehen von Schrauben<br />
• Führung mit Intuition und gesundem Menschenverstand<br />
ersetzt mathematische Modelle<br />
• Vertrauen bei allen Stakeholdern zu schaffen, ist die wichtigste<br />
Wertschöpfungsmethode geworden<br />
• Emotionale Intelligenz ist gleich wichtig wie Fachkompetenz<br />
• <strong>Die</strong> Kunst der Unternehmensführung wird als Ausgleich<br />
widersprüchlicher Interessen verstanden<br />
Daraus lassen sich wiederum zwei Haupttrends ableiten:<br />
• Management wird organischer<br />
• Unternehmensführung heisst Vernetzung<br />
Für FU relevante Management-Trends<br />
-1.3<br />
-2 -1 0 1 2<br />
von -2 (stark negative Auswirkungen) bis +2 (stark positive Auswirkungen) (in Klammern beim Szenario: Eintreffens-Wahrscheinlichkeit)<br />
0.3<br />
0.7<br />
0.8<br />
0.9<br />
1<br />
1.1<br />
1.1<br />
1.3<br />
1.3
Management wird organischer<br />
Konträre Werte in Familie und Firma (z. B. Zusammenhalt versus<br />
Sachlogik) bewirken Paradoxien, deren Lösung eine hohe situative<br />
Kreativität und auch Fingerspitzengefühl voraussetzen. Statische<br />
und mechanistische Ansätze führen immer weniger zum Ziel.<br />
Unternehmen sind zukünftig organische, nicht mechanische<br />
Gebilde. Im Gegensatz zu linearen Management-Modellen sind<br />
wie in der Natur Diskontinuitäten, Brüche, Widersprüche,<br />
Unvorhersehbarkeiten und Komplexität selbstverständlich.<br />
<strong>Die</strong>ses Wissen ist in Familienunternehmen tiefer verankert als<br />
sonstwo. Ebenso ist in der Kultur von Familienunternehmen diese<br />
Erfahrung besser gespeichert als bei anonymen Unternehmen.<br />
Bei Verantwortlichen Sinn für Paradoxien<br />
und Balance entwickeln.<br />
Wie in der Natur gibt es in Familienunternehmen einen hoch<br />
entwickelten Sinn für Balance und das richtige Mass. Bei<strong>des</strong><br />
wird im Wirtschaftsleben immer bedeutsamer.<br />
Intuition und gesunder Menschenverstand werden wichtiger<br />
als mathematische Management-Modelle.<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />
• Eine Führungskultur der „hegenden Pflege eines<br />
blühenden Gartens“ entwickeln.<br />
• Fliessen lassen statt panischer Suche nach den<br />
„richtigen Hebeln“.<br />
• Alternativ Anspannung und Entspannung praktizieren.<br />
• Mit Komplexität und Paradoxien umgehen lernen und die<br />
Erfahrung systematisieren.<br />
• Den Wandel lieben und an allen Fronten konsequent<br />
umsetzen.<br />
• Geduld und Gelassenheit pflegen.<br />
= Ein Selbstbewusstsein entwickeln, das Familienunter -<br />
nehmen als Trendsetter, als „Bewusstseins-Elite“ sieht!<br />
29
30 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
Unternehmensführung heisst Vernetzung<br />
Starre Organisationsformen werden abgelöst von flexiblen Vernetzungs-Strukturen,<br />
denn das Modell der „vernetzten Grossfamilie“<br />
löst die „hierarchische Armee“ als betriebliches Organisationsmodell<br />
ab.<br />
Neue Kommunikationstechnologien eröffnen neuartige Möglichkeiten<br />
der Vernetzung zwischen Unternehmen und allen Stakeholdern.<br />
In der Führung sind Vernetzung und<br />
Vertrauen massgebend.<br />
Unternehmensführung durch Vernetzung erfordert allerdings<br />
andere Fähigkeiten als die Führung durch Befehle. Emotionale<br />
Intelligenz wird zunehmend gefragt: Vertrauen, Empathie und<br />
Gespür werden entscheidend.<br />
Internet-Affinität wird durch das Heranwachsen der Internet-<br />
Generation immer selbstverständlicher. <strong>Die</strong>s bedeutet für Firmen,<br />
dass sie dem Wissens-Erwerb, dem Systematisieren <strong>des</strong> Knowhows<br />
und auch der Verteilung von Erfahrungen grosse Wichtigkeit<br />
einräumen müssen.<br />
Investitionen werden in der Gesamtheit ihrer Auswirkungen<br />
beurteilt. Es gilt, die Summe <strong>des</strong> positiven Nutzens bei allen<br />
relevanten Bezugsgruppen zu optimieren. Nur dieser Weg gibt<br />
der Firma eine nachhaltige Legitimation.<br />
Vernetzung wird matchentscheidend. Im Markt, mit Distribu -<br />
tionspartnern, im Supply Chain- und Wissens-Management.<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />
• <strong>Die</strong> eigene bewährte Vernetzungskultur pflegen und<br />
weiterentwickeln.<br />
• <strong>Die</strong> aktuellen und künftigen Vernetzungs-Kanäle aktiv<br />
nutzen und bei deren Evolution am Ball bleiben (blogs).<br />
• Persönliche Kundenpflege statt „customer relations“-<br />
Management.<br />
• Menschlich geprägten Dialog auf gleicher Augenhöhe<br />
pflegen.<br />
• Dualismus: Persönliche Kommunikation (face-to-face) und<br />
Basis-Information (online) gewährleisten.<br />
• Bei Neuanschaffungen die Folgen ausserhalb der Firma<br />
beachten und entsprechend Goodwill schaffen.<br />
= Bewährte Vernetzungs-Werte in Partnerschaften und<br />
Allianzen einbringen!
Fazit: Familienunternehmen meistern Trendbrüche<br />
<strong>Die</strong> Umwelt verlangt immer öfters und schneller nicht mehr die<br />
evolutive langsame Veränderung – sondern „Quantensprünge“<br />
und Metamorphosen. <strong>Die</strong> Orientierung an globalen Leit-Werten<br />
wird dabei matchentscheidend.<br />
Konstant ist einzig der Wandel. Es gilt: „Fliessen lassen“ und Neues<br />
zulassen.<br />
Familienunternehmen können sich sehr wohl als Trendsetter, als<br />
„Bewusstseins-Elite“ verstehen, denn sie haben (fast) alles, was<br />
es für eine gedeihliche <strong>Zukunft</strong> braucht.<br />
Familienunternehmen sind für die <strong>Zukunft</strong> bestens gerüstet.<br />
• Sich der eigenen Stärken noch bewusster werden und<br />
dadurch mehr Selbstbewusstsein entwickeln.<br />
• Bei sich selbst, in der Familie und im Unternehmen eine<br />
Grundstimmung von Optimismus und <strong>Zukunft</strong>sglauben<br />
pflegen.<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
• An den eigenen Werten festhalten, nicht aber an<br />
überkommenen Formen.<br />
• Neben dem Produkte-Portfolio neu auch „Meme-Portfolio“<br />
erstellen (Ein Mem entspricht einem Gedanken, der sich<br />
durch Kommunikation der „Mem-Träger“ vervielfältigt und<br />
so seine Existenz und Ausbreitung sichert).<br />
• Locker und zwanglos kommunizieren sowie durch persönliche<br />
„encounters“ Glaubwürdigkeit aufbauen.<br />
= An die eigene <strong>Zukunft</strong> als Unternehmerfamilie und<br />
Familien unternehmen glauben!<br />
Das tun die befragten Familienunternehmer, wie die folgende<br />
Grafik zeigt:<br />
Hoher Optimismus in FU<br />
8<br />
2<br />
13<br />
40<br />
36<br />
Familienunternehmen<br />
generell<br />
8<br />
9<br />
47<br />
36<br />
eigenes<br />
Familienunternehmen<br />
(keine Antwort)<br />
gar keine <strong>Zukunft</strong><br />
eine schwierige <strong>Zukunft</strong><br />
eine durchzogene <strong>Zukunft</strong><br />
eine mittelprächtige <strong>Zukunft</strong><br />
eine glänzende <strong>Zukunft</strong><br />
31
32 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
Zusammenfassung aller Trends<br />
• Familien-Werte stehen wieder hoch im Kurs<br />
• Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema<br />
• Lebensqualität ist zum Leit-Wert geworden<br />
• Das Umfeld ist garstiger<br />
• In den Märkten ist der Orientierungsbedarf gewachsen<br />
• Echtheit und Authentizität machen den Unterschied<br />
• Mitarbeiter wollen „EigenSinn“<br />
• Mitarbeiter suchen Bindung<br />
• Management ist organischer geworden<br />
• Unternehmensführung heisst Vernetzung<br />
• Familienunternehmen meistern Trendbrüche<br />
Zusammenfassung aller Handlungsempfehlungen<br />
1. Das Portfolio „Erfahrungen mit dem Modell Familie“ aktiv<br />
bewirtschaften!<br />
2. Mit den vorhandenen Nachhaltigkeits-Pfunden punkten<br />
und den emotionalen Mehrwert nutzen!<br />
3. Lebensqualität ins Zentrum der Unternehmenskultur und<br />
auch <strong>des</strong> Generationenwechsels stellen!<br />
4. Selbstbewusster werden!<br />
5. Marken eine Herkunft geben und sie ganzheitlich pflegen!<br />
6. Sich selber und seinen Wertvorstellungen treu bleiben!<br />
Und viel kommunizieren!<br />
7. Ein Arbeitgeber sein, der die besten Mitarbeiter<br />
an sich bindet!<br />
8. Ein Selbstbewusstsein entwickeln, das Familienunter -<br />
nehmen als Trendsetter, als „Bewusstseins-Elite“ sieht!<br />
9. Bewährte Vernetzungs-Werte in Partnerschaften und<br />
Allianzen einbringen!<br />
10. An die eigene <strong>Zukunft</strong> als Unternehmerfamilie und<br />
Familienunternehmen glauben!
Statistische Struktur der Antwortenden<br />
Ausgewertete Fragebogen (vollständig ausgefüllt): 48.<br />
Davon:<br />
Branche<br />
Produktion Konsumgüter 10<br />
Produktion Investitionsgüter 2<br />
Handel 5<br />
Energie 1<br />
Finanzen/Versicherung 5<br />
übrige <strong>Die</strong>nstleistungen 18<br />
andere Bereiche 4<br />
keine Antwort 3<br />
Anzahl Mitarbeiter<br />
1 bis 49 13<br />
50 bis 249 16<br />
250 bis 999 5<br />
1000 bis 4999 7<br />
5000 und mehr 1<br />
keine Antwort 6<br />
Umsatz<br />
unter 10 Mio 12<br />
10 bis 99 Mio 17<br />
100 bis 499 Mio 10<br />
500 bis 999 Mio 4<br />
mehr als 1 Mia 1<br />
keine Antwort 4<br />
Unternehmensform<br />
AG ohne Börsenkotierung 38<br />
AG mit Börsenkotierung 2<br />
einfache Gesellschaft 2<br />
anderes 1<br />
keine Antwort 5<br />
Unternehmensanteile im Besitz<br />
der Familie<br />
75.1 bis 100 Prozent 35<br />
50.1 bis 75 Prozent 8<br />
weniger als 50 Prozent 1<br />
keine Antwort 4<br />
Anteile der Sitze im VR in den<br />
Händen der Familie<br />
bis 25 Prozent 4<br />
25.1 bis 50 Prozent 18<br />
50.1 bis 75 Prozent 9<br />
75.1 bis 100 Prozent 12<br />
keine Antwort 5<br />
Anteile der Sitze in der obersten<br />
Geschäftsleitung in Familienhand<br />
bis 25 Prozent 15<br />
25.1 bis 50 Prozent 13<br />
50.1 bis 75 Prozent 2<br />
75.1 bis 100 Prozent 14<br />
keine Antwort 4<br />
Seit wie vielen Generationen<br />
ist das Unternehmen in<br />
Familienbesitz?<br />
eine 14<br />
zwei 8<br />
drei 5<br />
vier 6<br />
fünf und mehr 11<br />
keine Antwort 4<br />
Klar unterscheidbare Zweige<br />
innerhalb der Familie, die am<br />
Unternehmen beteiligt ist<br />
einer 17<br />
zwei 11<br />
drei 7<br />
vier 3<br />
fünf und mehr 2<br />
keine Antwort 8<br />
Geschlecht der Antwortenden<br />
weiblich 9<br />
männlich 36<br />
keine Antwort 3<br />
Alter der Antwortenden<br />
bis 34 Jahre 0<br />
35 bis 49 Jahre 13<br />
50 bis 64 Jahre 22<br />
65 Jahre und mehr 10<br />
keine Antwort 3<br />
Persönliche Position der<br />
Antwortenden im Unternehmen<br />
Alleininhaber 13<br />
Mitinhaber 24<br />
GL-Mitglied 6<br />
Bereichsleitung 0<br />
anderes 1<br />
keine Antwort 4<br />
33
34 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />
Der Autor<br />
Dr. Andreas Giger, Jahrgang 1951, lebt und arbeitet als<br />
freier und unabhängiger <strong>Zukunft</strong>s-Philosoph, Autor und<br />
Photograph in Wald im schweizerischen Appenzellerland.<br />
Giger studierte in Zürich Sozialwissenschaften und<br />
arbeitete, immer selbständig, in verschiedensten Feldern<br />
wie Sozialwissenschaften, Politik, Publizistik, Unter -<br />
nehmensberatung, Ghostwriting, Marketing und <strong>Zukunft</strong>s -<br />
forschung.<br />
1996 gründete er „SensoNet" (www.sensonet.org), ein<br />
Netz von <strong>Zukunft</strong>s-LiebhaberInnen aus dem ganzen<br />
deutschsprachigen Raum, welche regelmässig zu ihren<br />
<strong>Zukunft</strong>sbildern befragt wurden, wobei der Schwerpunkt<br />
bei Werte- und Bewusstseinswandel lag. <strong>Die</strong>ser Ansatz<br />
wurde 2009 in die neue Internet-Plattform spirit.ch: Für<br />
Nachhaltige LebensQualität (www.spirit.ch) integriert. Mit<br />
Hilfe innovativer Sozialforschung wird auf dieser Plattform<br />
Lebensqualitäts-Wissen generiert und verbreitet.<br />
Giger ist Autor zahlreicher Studien und Bücher. Mehr<br />
darüber und über Andreas Giger: www.gigerheimat.ch<br />
Das Autoren-Portrait von Dr. oec. Leonhard Fopp finden Sie am<br />
Ende <strong>des</strong> nächsten Kapitels.
2020: <strong>Schweiz</strong>er sind Unternehmer –<br />
und stolz darauf<br />
von Dr. oec. Leonhard Fopp<br />
In Kürze<br />
Unser Szenario für 2020 lautet: Unternehmertum ist Kult und Inhaltskern von<br />
Swiss Spirit. Unternehmertum wird in jeder Lebensphase einer Person gezielt<br />
unterstützt und von Familie, Privaten und Politik massiv gefördert. Dabei<br />
fokussieren alle Bezugsgruppen auf konkrete Programme, die schweizweit<br />
realisiert werden. Unternehmertum geniesst in der <strong>Schweiz</strong> breite öffentliche<br />
Anerkennung. <strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong> ist „Unternehmens-Weltmeister“.<br />
35
36 2020: <strong>Schweiz</strong>er sind Unternehmer – und stolz darauf<br />
Unternehmertum – Motor und Erfolgsgarant<br />
Unternehmertum bedeutet, Chancen erkennen, anpacken und<br />
umsetzen. Menschen mit Unternehmensgeist wollen Verantwortung<br />
übernehmen und etwas Bleiben<strong>des</strong> schaffen, das für alle Beteiligten<br />
Mehrwert generiert. Der Unternehmer ist also eine Persönlichkeit,<br />
die vorausschaut und Pioniergeist hat, die sich und andere<br />
begeistert und Leidenschaft zeigt für das, was sie tut; die sich in<br />
andere hineinfühlen kann und fähig ist, starke Teams zu bilden;<br />
die sich durch Energie und enorme Arbeitskraft auszeichnet,<br />
emotional stabil und ausdauernd ist. Wenn wir vom Unternehmer<br />
sprechen, meinen wir immer auch die Unternehmerin.<br />
Wenn Unternehmer mit allen Mitteln gefördert werden, dann<br />
sind sie nicht mehr Ausnahmetalente, sondern Motoren und<br />
Erfolgsgaranten für eine positive Entwicklung in Unternehmen<br />
und Volkswirtschaften.<br />
Unternehmertum ist Geisteshaltung<br />
Entrepreneurship entspricht einem positiven Kult und wird von<br />
überall aktiv gefördert. Private und öffentliche Initiativen sind wie<br />
Pilze aus dem Boden geschossen und haben einen „Klimawechsel“<br />
bewirkt. Ein neues Denk- und Handlungsparadigma hat sich<br />
etabliert. In der Öffentlichkeit stehen unternehmerisches Denken<br />
und Engagement hoch im Kurs.<br />
Von der Wiege bis zur Bahre –<br />
unternehmerisches Engagement ist<br />
das einzig Wahre.<br />
Privaten, Schulen, Stiftungen, politischen Behörden, neuen Medien,<br />
Unternehmen sowie Finanzierungspartnern ist eines gemeinsam:<br />
Sie stützen die Übernahme von unternehmerischer Verantwortung<br />
<strong>Die</strong> Szenario-Technik ist eine Methode, die auf der Entwicklung<br />
und Analyse möglicher Entwicklungen der <strong>Zukunft</strong> beruht. <strong>Die</strong><br />
Szenario-Technik verfolgt etwa die Analyse von Wunschszenarien<br />
(“best case“). Nachfolgend wird ein <strong>Zukunft</strong>sszenario beschrieben,<br />
wie Unternehmertum im Jahre 2020 aussehen wird. <strong>Die</strong>s entspricht<br />
einem Idealbild, welches mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit<br />
in zehn Jahren Wirklichkeit wird.<br />
durch verbesserte volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen,<br />
attraktive Ausbildungsmodelle, institutionalisierten Erfahrungsaustausch,<br />
Förderinitiativen und persönlichen generationenübergreifenden<br />
Dialog.<br />
„Swiss made“ und „Swiss finish“, ja generell „Swissness“ stehen<br />
für Qualität, Bodenhaftung sowie zugleich Innovation und<br />
bedarfs gerechte Angebote mit starker Markenidentität.<br />
Besonders ist es den Familienunternehmen gelungen, gute Kaufmannspraxis<br />
mit emotionaler Intelligenz zu verknüpfen. <strong>Die</strong>s<br />
führt zu einer Symbiose der besten familiären und unternehmeri -<br />
schen Werte, welche den exzellenten Ruf von <strong>Schweiz</strong>er Unternehmen<br />
im In- und Ausland begründen. In Familienunternehmen<br />
finden die Mitarbeitenden Zusammenhalt und Nestwärme wie<br />
nirgendwo sonst.
In jeder Lebensphase, von der Wiege bis zum Rückzug aus dem<br />
Arbeitsleben, wird Unternehmergeist gefördert. Bereits das Kleinkind<br />
erfährt Unterstützung und Anerkennung, wenn es Neues wagt<br />
und Verantwortung übernimmt. Initiative wird lebenslang mit<br />
Beifall honoriert. <strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong> hat das Beste von den Traditionen<br />
anderer Kulturen übernommen. So wie beispielsweise in Indien<br />
ein Neugeborenes bildlich gesprochen „in Unternehmertum getauft“<br />
wird, so pflanzen wir auch in der <strong>Schweiz</strong> dem Kleinkind „den<br />
Eignervirus“ ein.<br />
Schulkinder und Jugendliche dürfen „unternehmen“<br />
<strong>Die</strong> Unternehmerschule beginnt 2020 schon in der Primarschule.<br />
Auf dem Lernplan sind Lektionen über unternehmerische Einstellungen<br />
Pflichtfach. Pro Quartal wird zudem eine Firma aus<br />
der Region besucht und jeweils vor Ort in deren Räumlichkeiten<br />
ein Dialog mit den Unternehmern veranstaltet. Firmeninhaber<br />
sind zum Anfassen nahe. <strong>Die</strong> Stiftung Pro Juventute zeigt Kindern,<br />
wie mit Geld, Zeit und Ideen vernünftig und sinnvoll umzugehen<br />
ist. Entsprechende Programme werden in der ersten Primarklasse<br />
in allen <strong>Schweiz</strong>er Gemeinden umgesetzt.<br />
Eltern ermöglichen den Kindern „Erlebniswelten“, wo Führung<br />
hautnah erlebt werden kann, wie dies früher bei den Pfadfindern<br />
oder in der Wirtschaftswoche möglich war. Jetzt gibt es überall<br />
Erstunternehmerzirkel, wo Mikrokredite für Untersechzehnjährige<br />
vergeben werden, maximal CHF 500.–. So können Schüler in<br />
ihrer Freizeit ihre unternehmerischen Fähigkeiten ausleben und<br />
ihr Sackgeld markant verbessern.<br />
75% der Studenten finanzieren ihre Lernzeit ganz oder teilweise<br />
selbst durch unternehmerische Initiativen, sei dies als Unternehmer<br />
oder in Netzwerken mit Gleichgesinnten. An der Universität<br />
<strong>Schweiz</strong>er Unternehmerfamilien 3 haben auf diese Mentalität<br />
umgeschwenkt und nutzen jede Gelegenheit, um das Kind gleichsam<br />
an der Hand durch das Unternehmen zu führen. Es soll riechen,<br />
hören, erleben sowie mit anpacken. Und dadurch lernen, was ein<br />
Familienunternehmen ausmacht.<br />
Entrepreneur sein ist in.<br />
St. Gallen hat sich das im 2008 gegründete Center for Entrepreneurial<br />
Excellence zur Förderung <strong>des</strong> nachhaltigen Unternehmer -<br />
tums etabliert. Dort lernen je<strong>des</strong> Jahr über 500 Studenten in eigenen<br />
Praxisprojekten was es heisst, unternehmerische Verantwortung<br />
zu tragen.<br />
<strong>Die</strong> am besten besuchten Curriculums sind jeweils der Bachelor<br />
und der Master of Entrepreneurship. Hier ist die HSG europäischer<br />
Trendsetter und seit 4 Jahren mit der Harvard – und der Shanghai<br />
Business School vernetzt. In der Westschweiz (am IMD) sowie<br />
an der Universität Tessin gibt es ähnliche Kompetenzzentren.<br />
<strong>Die</strong> drei Kompetenzzentren haben eine gemeinsame Führungsstruktur<br />
und werden zu 80 % aus der Privatwirtschaft finanziert.<br />
3 Aus dem St. Galler Rheintal ist bekannt, dass 10 von 11 Kindern einer Metzgerfamilie die Unternehmerkarriere gestartet haben und u. a. die Firmen Hilti, Hilcona,<br />
Hiltibau etc. gegründet haben.<br />
37
38 2020: <strong>Schweiz</strong>er sind Unternehmer – und stolz darauf<br />
Professionelle Start-ups nach der Ausbildung<br />
Nach der Ausbildung entscheiden sich die besten Absolventen<br />
je<strong>des</strong> Jahrganges für eine Unternehmerkarriere. Ein etwaiges<br />
Scheitern beim ersten Anlauf wird als Erfahrung abgebucht,<br />
nicht mehr als gesellschaftliche Ächtung wahrgenommen.<br />
Venture Clubs für Jungunternehmer (unter 30 Jahren) haben<br />
grossen Zulauf. Jede grössere Stadt tritt als Schirmherrin solcher<br />
Vereinigungen auf. Spezielle Vereinigungen für den Unternehmer -<br />
Etablierte Firmen fokussieren richtig<br />
Familienunternehmen ist es gelungen, dank weiser Voraussicht,<br />
emotionaler Intelligenz und harter Arbeit in ihrem Wirtschaftszweig<br />
zu Referenzunternehmen zu werden. Dank dem konsequenten<br />
Fokus auf den Kunden und seine individuellen Anforderungen<br />
und die ständige Innovation auf der ganzen Wertschöpfungskette<br />
sind <strong>Schweiz</strong>er Firmen sehr geschätzt. Sie erzielen überdurchschnitt -<br />
liche Wertsteigerungen (economic value added).<br />
Der kleine Heimmarkt bildet für die meisten Mittelständler eine<br />
ideale Startrampe, um sich auch auf fremden Märkten durchsetzen<br />
zu können. Wie in der Vergangenheit kann dabei der <strong>Schweiz</strong>er<br />
Unternehmer seine Mehrsprachigkeit und seine kulturelle Vielfalt<br />
gekonnt zum eigenen Nutzen einsetzen.<br />
nachwuchs („next generation“) sind beliebte Treffpunkte und<br />
Austauschbörsen. Hier hat sich das privat organisierte <strong>FBN</strong> als<br />
die am breitesten abgestützte Organisation etabliert.<br />
Pensionskassen sind gesetzlich seit zwei Jahren verpflichtet, 3%<br />
der gesamten Vorsorgegelder in Neugründungen zu investieren.<br />
Damit hat sich ein grosser Boom an Jungunternehmen ergeben.<br />
<strong>Die</strong> internationale und oft auch globale Multiplikation <strong>des</strong> natio nalen<br />
Erfolgsmodells wird erleichtert durch die ausgezeichnete Arbeit<br />
der OSEC. Sie unterstützt Firmen auf Selbstkostenbasis im Aufbau<br />
von wirkungsvollen Distributionspartnerschaften.<br />
F × M × K = <strong>Die</strong> Erfolgsformel<br />
(Fokus × Multiplikation × Kompetenz)
Einfache, wirkungsvolle Veränderungsansätze<br />
Als Veränderungsinstrument dienten einfache aber wirkungsvolle<br />
Forderungen an die beteiligten Bezugsgruppen wie Eltern, Grundschulen,<br />
Weiterbildungsstätten, Unternehmen, Medien, Regierungs -<br />
stellen, öffentliche Verwaltungen, Pensionskassen und Denk fabriken.<br />
<strong>Die</strong> Anfang 2010 breit publizierten nachfolgenden Veränderungsinitiativen<br />
haben seither den Weg in den schweizerischen Betriebs -<br />
alltag gefunden.<br />
Eltern lassen Experimente zu<br />
und fördern damit unternehmerischen Geist und engagierte<br />
Einstellungen ihrer Kinder, die den Umgang mit Geld und Verant -<br />
wortung spielerisch erlernen.<br />
Grundschulen fördern Unternehmerspiele<br />
und sorgen für die individuelle Förderung eines jeden Kin<strong>des</strong> –<br />
die „Gleichmacherei“ in den unteren Schulstufen ist Geschichte!<br />
Speziell begabte Kinder werden aktiv gefördert und unternehmerisch<br />
gefordert. In Primar-, Bezirks-, Sekundar- und Berufsschulen lernen<br />
Jugendliche die Grundlagen <strong>des</strong> Wirtschaftens (Wirtschaftswoche).<br />
Bildungsstätten betreiben „Unternehmerschulen“<br />
Sie haben sich Unternehmergeist und Entrepreneurship auf die<br />
Fahne geschrieben. Ob Anwalt oder Arzt, ob Architekt oder Chemiker,<br />
alle lernen schon an der Hochschule/Universität, wie Unternehmen<br />
konkret funktionieren und welche Anforderungen an die Mitarbeiterführung<br />
gestellt werden. Am beliebtesten sind Wochen-<br />
Workshops mit Praxisreferenten. In den Weiterbildungsprogrammen<br />
und eidgenössischen Meisterprüfungen beanspruchen betriebswirtschaftliche<br />
Module mehr als ein Drittel aller Stunden.<br />
Unternehmer fördern „Spin-offs“ und “Venture Labs“<br />
Unternehmen jeder Grösse optimieren ihr Portfolio an Geschäftsfeldern<br />
und setzen gezielt auf neue Geschäftspotentiale. Deren Leitung wird<br />
vorzugsweise jungen Führungskräften anvertraut, damit diese gezielt<br />
im kleineren Umfeld Gesamtleitungserfahrungen sammeln können.<br />
„Passion for excellence“<br />
Das SECO hat 2012 erstmals über ein nationales Coaching-Projekt<br />
mehr als 400 KMU animiert, sich diesbezüglich zertifizieren zu<br />
lassen. In den Folgejahren waren es bereits über 700 Firmen, die<br />
eine entsprechende Auszeichnung erhalten haben.<br />
Finanzierungspartner stehen bereit<br />
KMU mit Finanzbedarf finden zu attraktiven Konditionen die<br />
not wendigen Finanzierungsmittel, sei es für Gründungs- oder<br />
Wachstumsinvestitionen, oder für die Gestaltung der Unternehmer-Nachfolge.<br />
Ein „Management buy-in“ kann über die Pensions -<br />
kassen-Fonds finanziert werden. Gute Ideen finden immer einen<br />
attraktiven Investor.<br />
Politische Exekutiven optimieren die<br />
Rahmenbedingungen<br />
Auf Ebene Gemeinde, Bezirk, Kanton und Bund haben Exekutive<br />
und Legislative erkannt, dass die Erfolgsgeschichte <strong>Schweiz</strong> auch<br />
ihren individuellen Beitrag fordert. Das erlebte Durchstarten von<br />
KMU wurde erleichtert durch ein radikales Umdenken in Politik<br />
und Verwaltung. So hat der Bun<strong>des</strong>rat noch im Jahre 2011 die<br />
unternehmerische Besteuerung völlig umgekrempelt, auf eine<br />
Dividendenversteuerung ganz verzichtet und die KTI-Innovations -<br />
förderung verzehnfacht. Zwischenzeitlich haben Firmen auch<br />
billigeren Zugang zu Wasser und Strom, nachdem der Gesetzgeber<br />
die Märkte per Dekret schnell liberalisiert hat. Auch haben fast<br />
alle Kantone einen „Formalismus-Stop“ eingelegt, indem viele<br />
administrative Hürden (insbesondere für KMU) abgeschafft wurden.<br />
Ob Baugesuche, ob Bewilligungen für<br />
ausländische Arbeitskräfte oder<br />
Eintragungen ins Handelsregister:<br />
überall ist die Kundenorientierung total.<br />
39
40 2020: <strong>Schweiz</strong>er sind Unternehmer – und stolz darauf<br />
Von der <strong>Zukunft</strong>smusik zur Realität<br />
Erfolg für Unternehmertum bedingt ein professionelles Marketing,<br />
mit einer klaren Marke, einer leicht einprägsamen Botschaft und<br />
einer überzeugenden multimedialen Kommunikationsplattform.<br />
Was 2010 noch als wenig realistische <strong>Zukunft</strong>smusik belächelt<br />
werden mochte, ist heute – 2020 – weitgehend Realität. <strong>Die</strong><br />
hier genannten Ideen und Denkanstösse sind längst zum Allgemeingut<br />
geworden. <strong>Die</strong> breite Diskussion seit 2010 hat das Image<br />
<strong>des</strong> Unternehmers markant verbessert. Heute können und wollen<br />
die fähigsten Persönlichkeiten ihren Unternehmergeist ausleben<br />
und wissen, dass sie dabei optimal unterstützt werden – an allen<br />
Fronten.<br />
Der Autor<br />
Dr. oec. Leonhard Fopp stammt aus einer Unternehmer -<br />
familie. Seit 1. Januar 2003 ist er Inhaber der CONTINUUM<br />
AG. <strong>Die</strong>se Firma ist Spezialistin für Familienunternehmen.<br />
Er begleitet Familien und grössere Firmen bei Veränderungsprogrammen,<br />
sei dies eine strategische Neuausrichtung,<br />
eine Umstrukturierung, eine neue Family oder Corporate<br />
Governance oder eine betriebliche Performance-Steigerung<br />
(mehr Gewinn), sowie die Regelung der Unternehmer-<br />
Nachfolge und die Förderung der nächsten Generation.<br />
Das Studium an der Universität St. Gallen schloss Leonhard<br />
Fopp mit dem Doktorat in Betriebswirtschaftslehre (1975)<br />
ab. Danach hat er die SCG St. Gallen Consulting Group<br />
mitge gründet, aufgebaut und im Jahre 2000 erfolgreich<br />
verkauft.<br />
Dr. Fopp ist Präsident <strong>des</strong> <strong>FBN</strong> (Family Business Network)<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong>, Präsident der Jury <strong>des</strong> ASCO-Awards,<br />
Past Präsident der ASCO und seit Jahren Stiftungsrat der<br />
Pro Juventute, wo er den Turnaround eingeleitet hat. Er<br />
hat verschiedene Bücher und weit mehr als 100 Artikel<br />
publiziert.
2020: Vermögensmanagement mit<br />
strategischem Investmentportfolio ist<br />
Realität<br />
von Dr. Hanspeter Herger<br />
In Kürze<br />
Erfolgreiche Familienunternehmer haben erkannt und umgesetzt, dass es zur<br />
langfristig nachhaltigen Erhaltung und Vermehrung ihrer Vermögenswerte ein<br />
hochprofessionelles und ganzheitliches Vermögensmanagement braucht.<br />
<strong>Schweiz</strong>er Unternehmerfamilien investieren ihr erwirtschaftetes freies Vermögen<br />
nicht nur einseitig in „bankable assets“, sondern diversifizieren auf der Basis<br />
einer langfristigen Familien-Vision und einer ganzheitlichen Investitions-Strategie<br />
auch gezielt in andere Vermögenswerte. Neben langfristigen Investitionen ins<br />
eigene Unternehmen stehen dabei insbesondere auch Investitionen in Rendite-<br />
Immobilien sowie direkte und indirekte Beteiligungen an interessanten Unternehmungen<br />
im Vordergrund. Sämtliche Investitionen werden ganzheitlich<br />
gesteuert und überwacht. Rechtliche wie auch steuerliche Strukturen sind so<br />
ausgestaltet, dass die Vermögenswerte der Unternehmerfamilie auch über<br />
mehrere Generationen gesichert bleiben. Mit philanthropischen und karitativen<br />
Investitionen leistet die erfolgreiche Unternehmerfamilie auch einen bedeutenden<br />
Beitrag an die Gesellschaft.<br />
Das höchst anforderungsreiche strategische Vermögensmanagement wird im<br />
2020 vorzugsweise im Auftrag der Unternehmerfamilie von einem spezialisierten<br />
Family Office ausgeführt. Erfolgreiche Unternehmer haben erkannt, dass sie<br />
von den unabhängigen <strong>Die</strong>nstleistungen, dem immensen Wissen sowie der attraktiven<br />
Kostenstruktur eines Multi-Family Office profitieren wollen.<br />
41
42 2020: Vermögensmanagement mit strategischem Investmentportfolio ist Realität<br />
Ganzheitliches strategisches Denken – langfristige Sicherung der Familienwerte<br />
Erfolgreiche Unternehmer haben gelernt, sich effizient und effektiv<br />
in einem unsicheren und sich rasch änderndem gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Umfeld zu bewegen und positionieren. Sie<br />
setzen alles daran sich abzeichnende Veränderungen frühzeitig<br />
zu erkennen, Chancen und Risiken sorgfältig abzuwägen und<br />
Opportunitäten unternehmerisch und konsequent zu ergreifen<br />
Eindimensionalität der klassischen Vermögensverwaltung verlassen<br />
Unternehmerzitat: „Ich fühle mich durch meine Bank und meinen<br />
Vermögensverwalter ,eindimensional’ beraten… primär geht es<br />
ihnen ja nur darum, möglichst ihre Finanzprodukte zu verkaufen.<br />
Ich möchte neben Finanzprodukten auch in Immobilien und als<br />
Unternehmer auch direkt in andere interessante Unternehmungen<br />
investieren können.“<br />
Vielfach ist ein Grossteil <strong>des</strong> erwirtschafteten Vermögens von<br />
Unternehmerfamilien in der eigenen Unternehmung gebunden.<br />
Im Rahmen von Nachfolgelösungen, durch Dividendenauszahlungen<br />
oder Teilverkäufe wächst das private Vermögen von Unternehmern.<br />
Je nach Höhe <strong>des</strong> privaten Vermögens bieten sich verschiedene<br />
Ansätze für das Vermögensmanagement an. Kleinere Vermögen<br />
werden selbst oder über klassische Vermögensverwaltungsmandate<br />
verwaltet. Solche Lösungen sind in der Regel relativ eindimensional<br />
auf „bankable assets“ ausgerichtet. In erster Linie wird aufgrund<br />
von interessensorientierten Kaufempfehlungen von Banken oder<br />
Vermögensverwaltern in Aktien, Obligationen und Strukturierte<br />
Produkte investiert. Oft bieten solche Lösungen nur ungenügenden<br />
Diversifikationsschutz und sind relativ stark den Volatilitäten der<br />
4 Vgl. dazu James E. Hughes Jr., Family Wealth – Keeping It in the Family, New York 2004<br />
und umzusetzen. Ihr primäres Ziel ist dabei die Werterhaltung<br />
und -vermehrung der eigenen Unternehmung sowie der privaten<br />
Vermögenswerte. Eine gesunde, erfolgreiche Familienunternehmung<br />
richtet sich auf die langfristige, über mehrere Generationen ausgerichtete<br />
Sicherung der Familienwerte aus. 4<br />
Aktien- und Obligationenmärkte ausgesetzt. Zudem erschwert<br />
das zunehmende Tempo von Finanzproduktentwicklungen die<br />
Übersicht für den Anleger. Insgesamt führt dies oftmals zu suboptimalen<br />
Vermögensallokationen.
Bedarf für Ganzheitliches Vermögensmanagement wahrnehmen<br />
Unternehmerzitat: „Ich bin erfolgreicher Unternehmer. Ein Grossteil<br />
meines Vermögens ist noch in meiner Firma gebunden. Durch<br />
den Verkauf meiner Unternehmung werde ich in den kommenden<br />
Jahren zu substantiellen liquiden Mitteln kommen. <strong>Die</strong>se möchte<br />
ich möglichst sinnvoll investieren.“<br />
<strong>Die</strong> rechtlichen, steuerlichen, finanziellen und persönlichen<br />
Angelegenheiten einer Unternehmerfamilie sind oftmals komplex<br />
und müssen koordiniert geregelt werden 5 . Herkömmliche klassische<br />
Anlagelösungen und Strukturen können die anstehenden<br />
Bedürfnisse nur ungenügend abdecken.<br />
Unternehmerzitat: „Ich möchte mein Vermögen für meine Kinder<br />
nachhaltig erhalten und vermehren.“<br />
Das aus dem angelsächsischen Raum stammende Konzept <strong>des</strong><br />
„Family Office“ beruht auf dem Ansatz <strong>des</strong> Ganzheitlichen Vermögensmanagements.<br />
Basierend auf den konkreten Bedürfnissen<br />
der entsprechenden Unternehmerfamilie stellt das Family Office<br />
die langfristige Erhaltung und Mehrung der Familienwerte ganzheitlich<br />
sicher. Ein Family Office unterscheidet sich damit deutlich<br />
vom Ansatz der klassischen Vermögensverwaltung.<br />
Das Vermögensmanagement für erfolgreiche Unternehmer richtet<br />
sich nach einer langfristigen, strategisch ausgewogenen und unab -<br />
hängigen Investitionsplanung. Dabei stehen weniger kurzfristige<br />
Renditeziele, sondern vielmehr die Erhaltung und Vermehrung<br />
der Kaufkraft <strong>des</strong> Kapitals nach Steuern und Inflation über<br />
mehrere Generationen im Mittelpunkt.<br />
Das Family Office – Garant für ein erfolgreiches strategisches Vermögensmanagement<br />
5 dazu den Beitrag von Wolfgang Schwartzkopff „2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen“<br />
Der langfristige und nachhaltige Erfolg eines strategischen Vermögensmanagements<br />
beruht auf folgenden Komponenten:<br />
• Werte, Visionen und strategische Ziele<br />
• Familienorganisation und Governance<br />
• Investment Profil / Risikoprofil<br />
• Investment-Philosophie und -Strategie<br />
• Investment Portfolio<br />
• Investment Controlling<br />
• Spezialistenwissen<br />
• Philanthropie und übrige Vermögenswerte<br />
43
44 2020: Vermögensmanagement mit strategischem Investmentportfolio ist Realität<br />
Werte, Visionen und strategische Ziele einer Unternehmerfamilie<br />
<strong>Die</strong> Grundlage für ein nachhaltig erfolgreiches ganzheitliches<br />
Vermögensmanagement über Generationen bildet das gemeinsame<br />
Verständnis über wichtige Familienwerte. 6 Gut funktionierende<br />
und erfolgreiche Unternehmerfamilien setzen sich regelmässig<br />
in einem offenen, bewussten und vertrauensvollen Prozess mit<br />
den gelebten Werten ihrer Familie auseinander. Gesunde Familienstrukturen<br />
sind geprägt durch gegenseitigen Respekt, Vertrauen,<br />
Ehrlichkeit, Offenheit, Treue, Loyalität und Authentizität.<br />
Genauso wie für ihre Unternehmungen definieren Unternehmer<br />
auch für ihre Familie gezielt <strong>Zukunft</strong>sbilder. <strong>Die</strong> Vision zeigt auf,<br />
welches die langfristigen Ziele der Familie sind. Neben rein<br />
finanziellen Zielen können beispielsweise auch ethische und<br />
karitative Zielsetzungen definiert werden.<br />
Familienorganisation und Governance<br />
Entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Family Offices<br />
sind eine klar definierte Familienorganisation sowie die Einigung<br />
auf Spielregeln <strong>des</strong> Zusammenlebens und Zusammenarbeitens<br />
(Family-Governance 7 ). <strong>Die</strong> jeweiligen Strukturen müssen spezifisch<br />
auf die jeweiligen Familienverhältnisse angepasst und regelmässig<br />
überprüft werden. Nachfolgend ein Beispiel für eine mögliche<br />
Familienorganisation.<br />
<strong>Die</strong> strategischen Familienziele definieren, welche Zielsetzungen<br />
innerhalb einer Generation darstellen. Bei Erreichen dieser<br />
strategischen Zielsetzungen sind die Voraussetzungen für den<br />
erfolgreichen Übergang auf die nächste Generation erfüllt.<br />
<strong>Die</strong> Organisation einer Familie<br />
Externe Steuer- und<br />
Rechtsberater<br />
Versicherungen<br />
Familie<br />
Familienausschuss / Familienrat<br />
– Visionen und Strategische Ziele<br />
– Investment Profile und Risikoprofil<br />
– Anlageausschuss<br />
Family Office Management<br />
– Leitung Family Office / Sekretariat<br />
– Management der Investments<br />
– Investment Controlling<br />
Vermögensverwalter Immobilien Beteiligungen Stiftungen<br />
6 Vgl. James E. Hughes Jr., Family – The Compact among Generations, New York 2007<br />
7 Vgl. hierzu den Governance Leitfaden für Familienunternehmen von Leonhard Fopp und Tis Prager, zu bestellen bei www.continuum.ch.
Investment Profil / Risikoprofil<br />
<strong>Die</strong> Grundlage für die Bestimmung <strong>des</strong> Investment Profils<br />
respektive <strong>des</strong> Risikoprofils bilden die Werte, Visionen und<br />
strategischen Ziele der Unternehmerfamilie. Strategische<br />
Investment-Philosophie und Strategie<br />
Es hat sich gezeigt, dass ein Family Office nur dann langfristig<br />
erfolgreich ist, wenn die Unternehmerfamilie auch klare Vorgaben<br />
in Bezug auf die Investment-Philosophie und Strategie macht.<br />
Falls dies nicht erfolgt, kann es zu Frustrationen, Enttäuschungen<br />
oder gar dem Bruch zwischen Unternehmerfamilie und ihrem<br />
Family Office Management kommen.<br />
Eine langfristig orientierte Unternehmerfamilie stellt die Erhaltung<br />
ihres Vermögens in den Vordergrund 8 . Das Familienvermögen soll<br />
in erster Linie erfolgreich an die nächste Generation weitergegeben<br />
werden können. <strong>Die</strong> Mehrung <strong>des</strong> Vermögens ist daher auf langfristige<br />
Ziele und nicht auf kurzfristige Renditemaximierung ausgerichtet<br />
und stellt daher für die Familie eine strategische Frage<br />
dar.<br />
Das Family Office stellt auf der Basis der strategischen Vorgaben<br />
die professionelle und effiziente Kontrolle und Überwachung<br />
sämtlicher Vermögenswerte sicher. Es analysiert die globalen<br />
Wirtschafts- und Finanzmärkte und passt die taktische Anlagepolitik<br />
den wechselnden Rahmenbedingungen an.<br />
Entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Family Office ist<br />
der vertrauensvolle und enge Kontakt mit der Familie.<br />
Renditeziele und die Risikotoleranz müssen mit den vereinbarten<br />
Werten und Visionen stimmig sein.<br />
Unternehmerzitat: „Ich wünsche mir eine absolute Vertrauensperson,<br />
die mich in sämtlichen privaten und finanziellen Belangen<br />
berät und mich zeitlich substantiell entlastet.“<br />
Eine professionelle konsolidierte Berichterstattung sowie der<br />
regel mässige Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit der<br />
Unternehmerfamilie sind daher unabdingbare Erfolgsgaranten.<br />
8 Vgl. dazu Christian v. Bechtolsheim und Andreas Rhein, Management komplexer Familienvermögen, Wiesbaden 2007. <strong>Die</strong> Autoren nennen diese strategische<br />
Aufgabe der Familie „Unternehmen Privatvermögen“<br />
45
46 2020: Vermögensmanagement mit strategischem Investmentportfolio ist Realität<br />
Neu: Das Strategische Investment Portfolio<br />
Aufbauend auf dem Investment Profil und Risikoprofil definiert<br />
die Unternehmerfamilie ihr spezifisches strategisches Investmentportfolio<br />
9 . Es bestimmt die strategische Allokation der Vermögenswerte<br />
auf die verschiedenen Investmentkategorien. Im<br />
Weiteren werden die Ziele für jede einzelne Investmentkategorie<br />
inkl. strategische Liquiditätsplanung definiert.<br />
Das Strategische Investment Portfolio 10 beinhaltet ein breites<br />
Spektrum von Investitionsformen:<br />
• Liquidität<br />
• Wertschriften<br />
• Finanzprodukte<br />
• Bestan<strong>des</strong>immobilien<br />
• Direktinvestitionen<br />
• Beteiligungsgesellschaften<br />
• Kunst und andere Vermögenswerte<br />
Investment Controlling / <strong>Die</strong>nstleistungen <strong>des</strong> Family Offices<br />
Ein effizientes und effektives Investment Controlling stellt sicher,<br />
dass die definierten Investment-Ziele im gesamten Investment-<br />
Portfolio konsequent verfolgt und erreicht werden.<br />
Das Family Office unterstützt die Unternehmerfamilie mit folgenden<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen:<br />
• Selektionsprozess für Netzwerkpartner:<br />
Strukturierter Auswahlprozess für Banken, Immobilien -<br />
spezialisten, Private Equity Spezialisten, Rechts- und Steuerberater<br />
sowie betriebswirtschaftliche Berater.<br />
So wird ein langfristig optimales Risk-Return-Profil erzielt. Der<br />
jeweilige Investitionsmix hängt von den Werten, Visionen und<br />
strategischen Zielen der Unternehmerfamilie ab 11 .<br />
• Überprüfung der Vermögensverwaltungsmandate:<br />
<strong>Die</strong> im Auftrag der Unternehmerfamilie vergebenen Vermögensverwaltungsmandate<br />
an Banken werden hinsichtlich der<br />
Einhaltung der vorgegebenen Anlagekriterien, der vereinbarten<br />
Gebühren und <strong>Die</strong>nstleistungen regelmässig überprüft.<br />
Periodisch wird die Performance der ausgewählten Banken<br />
analysiert und mit den definierten Benchmarks verglichen.<br />
• Immobilienprojekte:<br />
In Zusammenarbeit mit professionellen Immobilienpromotoren<br />
werden geeignete Immobilienprojekte und Bestan<strong>des</strong>immobi lien<br />
beurteilt. Geeignete Projekte werden dem Anlageausschuss<br />
zum Entscheid vorgelegt.<br />
9 Vgl. dazu den Beitrag von Wolfgang Schwartzkopff „2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen“.<br />
10 Auf die Bedeutung der Strategischen Asset Allocation hat bereits Harry M. Markowitz, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 1990, hingewiesen:<br />
“Ein gutes Portfolio ist mehr als eine lange Liste von Wertpapieren. Es ist eine ausbalancierte Einheit, die dem Investor gleichermassen Chance und Absicherung<br />
unter einer Vielzahl von möglichen zukünftigen Entwicklungen bietet. Der Anleger sollte daher auf ein integriertes Portfolio hinarbeiten, das seinen individuellen<br />
Erfordernissen Rechnung trägt.”<br />
11 Vgl. dazu auch die Definition der Family Asset Allocation im Beitrag von Wolfgang Schwartzkopff „2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen“.
• Direktinvestitionen:<br />
Gemäss den Investitionskriterien der Unternehmerfamilie<br />
werden im Markt systematisch Private Equity Investitionsmöglichkeiten<br />
gesucht und analysiert. Bei interessanten<br />
Möglichkeiten wird eine detaillierte Due Diligence durch -<br />
geführt und ein entsprechender Investitionsantrag an den<br />
Anlageausschuss vorbereitet.<br />
• Interessensvertretung:<br />
Das Family Office nimmt aktiv Einfluss auf die Entwicklung<br />
der getätigten Direktinvestitionen und vertritt die Interessen<br />
der Familie in den Verwaltungsräten der entsprechenden<br />
Unternehmungen. So ist gewährleistet, dass jederzeit auf den<br />
Erfolg <strong>des</strong> Investments Einfluss genommen werden kann.<br />
Spezialistenwissen integrieren<br />
Sowohl die steuerlichen als auch die rechtlichen Anforderungen<br />
an ein strategisches Vermögensmanagement über Generationen<br />
sind äusserst anspruchsvoll. Nur mit höchster fachlicher Professio -<br />
nalität können die geeigneten Strukturen bereitgestellt werden.<br />
Auch in diesem Bereich arbeitet die Unternehmerfamilie mit den<br />
bestqualifizierten Experten zusammen. Basierend auf den Vorgaben<br />
aus der Vision und den strategischen Zielen werden nachhaltige<br />
Lösungen geschaffen, beispielsweise für optimale rechtliche und<br />
gesellschaftliche Strukturen, Familienvermögens gesell schaften,<br />
Beteiligungsgesellschaften oder Stiftungen.<br />
12 Vgl. dazu Leonhard Fopp, Herausforderung Unternehmer-Nachfolge, Zürich: Orell Füssli 2004<br />
• Konsolidierung und Reporting:<br />
Das Family Office konsolidiert die Wertentwicklung der verschiedenen<br />
Investitionen in einem Gesamtvermögensreport.<br />
Das Reporting ermöglicht der Unternehmerfamilie jederzeit<br />
einen ganzheitlichen Überblick über die aktuelle Vermögensentwicklung<br />
sowie die Einhaltung der langfristigen strategischen<br />
Zielsetzungen.<br />
<strong>Die</strong> Unternehmerfamilie beschäftigt sich auch frühzeitig und<br />
unter Einbezug entsprechender Experten mit den Nachfolge -<br />
planungen. 12 Gerade bei der Sicherstellung und Umsetzung<br />
geeigneter Nachfolgelösungen übernimmt das Family Office<br />
wichtige vertrauensvolle Aufgaben.<br />
47
48 2020: Vermögensmanagement mit strategischem Investmentportfolio ist Realität<br />
Philanthropie und andere Vermögenswerte<br />
Stiften und Fördern tritt mehr denn je in das Bewusstsein vermögender<br />
Unternehmerfamilien. Mit karitativem Handeln der<br />
Gesellschaft etwas Wert- und Sinnvolles zurückzugeben, kann<br />
die Bedeutung eines Lebenswerkes nachhaltig und generationen -<br />
übergreifend erhöhen. Oftmals scheint der Weg von der Idee bis<br />
zum Ziel steinig und mit vielen Hindernissen versehen. Zusammen<br />
mit geeigneten Netzwerkpartnern werden zweckmässige Strukturen<br />
wie beispielsweise Stiftungen definiert und implementiert. Im<br />
Auftrag der Unternehmerfamilie übernimmt das Family Office<br />
Stiftungsratsmandate und führt in ihrem Sinne die Geschäfte<br />
der Stiftung.<br />
Unternehmerzitat: „Ein eigenes Family Office rechnet sich für<br />
mich nicht. <strong>Die</strong> Kosten für ein Family Office bei einer Bank sind<br />
mir zu hoch. Im Übrigen möchte ich eine unabhängige Beratung.“<br />
Ein Family Office befasst sich umfassend und vertieft mit den<br />
komplexen Anforderungen einer dynamischen und erfolgreichen<br />
Unternehmerfamilie. Nur unter Einbezug höchster Professionalität<br />
können nachhaltig die gewünschten Ergebnisse erzielt werden<br />
und damit die erfolgreiche Werterhaltung und -vermehrung über<br />
Generationen sichergestellt werden. Ein erfolgreiches Family<br />
Office arbeitet daher prioritär in einem Netzwerk von Experten.<br />
Der Aufbau und der Unterhalt eines Family Offices sind daher<br />
mit grossem Aufwand verbunden. Neben effizienten Über wachungsund<br />
Reportinginstrumenten braucht es in erster Linie auch<br />
geeignete, vertrauenswürdige, unternehmerisch denkende und<br />
handelnde personelle Ressourcen mit dem notwendigen Flair für<br />
das ganzheitliche Vermögensmanagement.<br />
Das Family Office unterstützt die Mitglieder der Unternehmerfamilie<br />
auch in zahlreichen weiteren Bereichen. So kann beispiels -<br />
weise das Management einer Kunst-, Oldtimersammlung oder<br />
die Verwaltung von Feriendomizilen vertrauensvoll in die Hände<br />
eines Family Office gelegt werden.<br />
<strong>Die</strong>nstleister aus einer Hand – Strategisches Vermögensmanagement für Unternehmer<br />
Erfahrungsgemäss lohnt sich der Aufbau eines eigenen „Single-<br />
Family Office“ erst ab einem Gesamtvermögen von etwa CHF 200<br />
Millionen. Alternativ steht interessierten Unternehmerfamilien<br />
die Möglichkeit offen, die gesuchten Family Office-<strong>Die</strong>nstleistun -<br />
gen bei einer Grossbank, einer Privatbank oder einem spezialisierten<br />
Vermögensverwalter einzukaufen. Vielfach handelt es sich allerdings<br />
bei diesen Plattformen teilweise um abhängige Institutionen<br />
mit limitierten Kenntnissen und Kapazitäten für Immobilienund<br />
Direktinvestitionen.<br />
Das Multi-Family Office bietet die geeignete Lösung für Unternehmer<br />
mit einem Gesamtvermögen von CHF 30–200 Millionen. In einem<br />
Multi-Family Office schliessen sich unternehmerisch denkende<br />
Familien mit ähnlichen Interessen zusammen. Sie profitieren in<br />
einem kleinen exklusiven Kreis von den <strong>Die</strong>nstleistungen und<br />
den Erfahrungen einer gemeinsamen, ganzheitlichen Vermögensmanagement-Plattform.
<strong>Die</strong> Struktur eines Multi-Family Office<br />
Multi-Family Office<br />
Familie A Familie B Familie C Familie D<br />
Family Management Gesellschaft Der Autor<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen werden von der jeweiligen Familienholding<br />
bedarfsgerecht von einer gemeinsamen Management-Gesellschaft<br />
eingekauft. Wissen, Erfahrung und Verhandlungsmacht kann so<br />
geschickt „gepoolt“ und zum Vorteil aller beteiligten Unternehmer -<br />
familien eingesetzt werden. Das Management der eigenen Vermögenswerte<br />
erfolgt jedoch diskret und vollständig unabhängig<br />
voneinander. <strong>Die</strong> Betreuung bleibt individuell und dauerhaft<br />
durch eine Vertrauensperson. <strong>Die</strong> Kosten der professionellen<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen können so auf ein tragbares, vernünftiges Niveau<br />
reduziert werden.<br />
Unternehmerfamilien profitieren mit dem Multi-Family Office<br />
von einem ganzheitlichen, gut diversifizierten und hochprofessio -<br />
nellen strategischen Vermögensmanagement und sichern damit<br />
den Wohlstand ihrer Familien über Generationen.<br />
Dr. Hanspeter Herger ist Aktionär und Partner eines in<br />
Zürich domizilierten Multi-Family Offices. Er unterstützt<br />
erfolgreiche Unternehmerfamilien in ihrem Strategischen<br />
Vermögensmanagement. Das Multi-Family Office bietet<br />
einer exklusiven Anzahl von unternehmerischen Familien<br />
umfassende und unabhängige <strong>Die</strong>nstleistungen.<br />
Der besondere Akzent liegt dabei im Bereich von aktiven<br />
Beteiligungen bzw. Direktinvestitionen sowie in der<br />
Erarbeitung von generationenübergreifenden Vermögensplänen.<br />
Das Studium an der Universität St. Gallen (HSG) schloss er<br />
1989 mit dem Doktorat in Staatswissenschaften ab.<br />
Danach war er in verschiedenen Führungsfunktionen bei<br />
der UBS, der Credit Suisse, der Basler Kantonalbank sowie<br />
der Thurgauer Kantonalbank tätig. In sämtlichen Finanzinstituten<br />
war er stets an der Schnittstelle zwischen Bank<br />
und Unternehmern aktiv und befasste sich mit Themen der<br />
kommerziellen und strukturierten Finanzierung, Private<br />
Equity, Immobilienfinanzierung sowie institutionellen und<br />
privaten Vermögensverwaltung.<br />
49
2020: Finanzierungsansätze für<br />
Familienunternehmen<br />
von Dr. Wolfgang Schwartzkopff<br />
In Kürze<br />
Zuerst die Asset Allocation, dann die Finanzierung der Unternehmerfamilie und<br />
der Familienunternehmen. Gemäss dieser Denkhaltung wird der Familienunternehmer<br />
zusehends zum Asset und Liability Manager aller Teile <strong>des</strong> Familien -<br />
vermögens. Er wird zuerst familienspezifisch und zukunftsgerichtet die Asset<br />
Allocation planen und bei Bedarf dies mit den gängigen Finanzierungsformen<br />
abstimmen, um eine optimale Gesamtfinanzierung aller Vermögensteile zu<br />
gewährleisten.<br />
Klassische Bankfinanzierungen treten in den Hintergrund, individuelle (Club)-<br />
Lösungen und transparente Finanzierungsbörsen gewinnen an Bedeutung.<br />
Für die Unternehmensfinanzierung gilt insbesondere, dass – mittel- und<br />
längerfristig – nur risikoadäquat finanziertes (profitables) Wachstum eine<br />
überproportionale Wertsteigerung zulässt.<br />
51
52 2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen<br />
Neu: <strong>Die</strong> Asset Allocation einer Familie bestimmt die Finanzierung(en)<br />
<strong>Die</strong> Frage der Finanzierungen von Unternehmerfamilien und<br />
Familienunternehmungen („FU“) ist eine Frage der Asset Allocation,<br />
d.h. der Verteilung <strong>des</strong> Gesamtvermögens einer Familie, inklusive<br />
<strong>des</strong> i.d.R. gewichtigen Anteiles der Familienunternehmung(en)<br />
selbst und der Fristigkeit von relevanten Finanzierungsentscheiden.<br />
Zwei Arten der Asset Allocation<br />
Traditionell ist das FU ein Teil <strong>des</strong> Familienvermögens, „alles Andere“<br />
der andere Teil. Alles Andere kann grob in „Liqui<strong>des</strong> Vermögen“<br />
(Aktien- und Obligationen-Portfolios und so genannte Alternative<br />
Anlagen) und „Weitere Beteiligungen“ unterteilt werden. Beide<br />
werden relativ unabhängig von der Familienunternehmung<br />
gemanagt. Erstere werden meist Banken und Vermögensverwaltern<br />
anvertraut; wenn Immobilien/Schiffe/Flugzeuge etc. vorhanden<br />
sind so werden diese, je nach Umfang, wiederum separat gemanagt.<br />
Interessant ist, dass alle drei Kategorien nach völlig unterschiedlichen,<br />
i.d.R. unkorrelierten Kriterien gesteuert werden.<br />
Finanzierungen, seien dies interne Quellen (z.B. operativer Cash-<br />
Flow, Verkäufe von Unternehmensteilen, Gesellschafterfinanzierungen,<br />
etc.) oder externe Anbieter (Fremd- und/oder Eigenkapital -<br />
finanzierer), werden für Familienunternehmungen nicht wesentlich<br />
anders beurteilt als nicht von Familie(n) kontrollierte Unternehmen.<br />
Auf die gängigen Finanzierungsquellen wird später eingegangen.<br />
Vorab muss die heutige Richtung, wie Familien unternehmer über<br />
Finanzierungen nachdenken, hinterfragt werden.<br />
In <strong>Zukunft</strong> werden Finanzierungsentscheide immer mehr aus<br />
einer einheitlichen Perspektive gefällt werden und die oben genannten<br />
drei Assetklassen (FU, „Liqui<strong>des</strong> Vermögen“ sowie andere<br />
Beteiligungen) werden in Sachen Fristigkeit von Finanzierungsüberlegungen<br />
zusammenspielen. Der Aspekt der Liquidität und<br />
Fungibilität aller drei Kategorien wird in den Vordergrund treten 13 .<br />
13 Eine in grösseren Familien zunehmende Investitionsrichtung, die philanthropischen Engagements, wird hier nicht separat behandelt. Systematisch würde sie der<br />
Kategorie Liqui<strong>des</strong> Vermögen - mit individuellem Renditeprofil - zugeordnet.
Vermögen und Finanzierung koppeln<br />
Familienunternehmer werden zunehmend die Performance <strong>des</strong><br />
gesamten Vermögens im Auge haben, wenn wichtige Finanzierungs -<br />
entscheide innerhalb oder ausserhalb <strong>des</strong> FUs anstehen. Sie werden<br />
damit zum Investor bzw. Asset- und Liability Manager und bedienten<br />
sich zunehmend der entsprechenden Risiko/Renditeüberlegungen.<br />
Das heisst nicht, dass sie einen klassischen „Shareholder-Value<br />
Ansatz“, welcher die finanziellen Renditen maximiert, verfolgten.<br />
Vielmehr werden für die verschiedenen Vermögensteile individuelle,<br />
aber regelmässig aufeinander abgestimmte Renditeziele und<br />
Anlagehorizonte definiert, bei denen – es sei denn diese sind<br />
explizit so gewollt – es keine heiligen Kühe gibt.<br />
Welche Player bestimmen die Auswahl der Finanzierungen?<br />
Wenn Familien im Jahr 2020 die aktuelle und vorausschauende<br />
Family Asset Allocation analysieren, werden nach wie vor externe<br />
Finanzierungsmöglichkeiten berücksichtigt werden.<br />
So spielen auch dann Banken und bankenähnliche Finanzierer<br />
eine gewichtige Rolle zur operativen Finanzierung der FU. Darüber<br />
hinaus ist es wahrscheinlich, dass einige Banken wieder zur Idee<br />
eines Merchant Bankers 14 zurückkehren und somit neben der<br />
klassischen Kreditfinanzierung auch wichtige andere Familienprojekte<br />
(mit)finanzieren. <strong>Die</strong>s u.A. <strong>des</strong>halb, weil die Kanäle, sich<br />
reine, operative Kreditfinanzierungen zu beschaffen, durch die<br />
modernen Medien viel transparenter und damit zugänglicher<br />
geworden sind. Ein weiterer Grund ist das graduelle Verschwinden<br />
von Private Equity Fonds, welche durch Finanzierungsspezialisten<br />
substituiert werden, die spezifische Eigenkapital- und/oder<br />
So wird auch die Fungibilität <strong>des</strong> FUs selber gefördert, d.h. es<br />
wird so aufgestellt, dass eine gezielte Verwertung/Beleihung von<br />
(Teilen) der FU zur Finanzierung von anderen Zielen der Family<br />
Asset Allocation herangezogen werden kann. Ein klassisches<br />
Beispiel wäre eine nicht betriebsnotwendige Aufnahme von Kapital<br />
innerhalb der Unternehmensstruktur zwecks Auszahlung von<br />
Familienmitgliedern. Umgekehrt ist es denkbar, operative Gewinne<br />
der FU gezielt in den Aufbau bzw. zur Finanzierung von anderen<br />
Familienzielen, seien dies weitere unternehmerische Engagements<br />
oder philanthropische Aktivitäten, fliessen zu lassen.<br />
Mezzanine-Finanzierungsprojekte als „Club-Deals“ Investoren<br />
als Teil deren Asset Allocation anbieten werden. So würde eine<br />
Merchant Bank ein Finanzierungsprojekt einer Familienunternehmung,<br />
welches externe Eigenkapitalzufuhr braucht, anderen<br />
Familien (und Kunden der Bank) vorstellen, die gerade Investitions -<br />
objekte suchen und eine solche Transaktion dann als „Club Deal“<br />
strukturieren.<br />
So aufgestellte Banken oder bankenähnliche Finanzierer werden<br />
somit neben der Kreditfinanzierung <strong>des</strong> FU eine wichtige Rolle<br />
im Rahmen der oben erwähnten Asset Allocation von Familien<br />
wahrnehmen, die weit über die heutige Vermögensverwaltung<br />
hinausgeht.<br />
14 Historisch war eine Merchant Bank ein Zwischenhändler im Getreidehandel Nord-Italiens, der auf eigenes Risiko Getreidelieferungen zwischenfinanziert/versichert<br />
hat. Später wurden daraus Bankhäuser wie Rothschilds, Warburgs und Schroeders, welche z.B. Fremdfinanzierungen ihrer Kunden mit eigenem Kapital gezeichnet<br />
oder internationale Handelsfinanzierungen für ihre Kunden vermittelt haben. Wichtig ist hier die Positionierung als Vermittler, welcher auch bereit ist, zu einem<br />
gewissen Teil selber ins Risiko zu gehen.<br />
53
54 2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen<br />
Neue soziale Netzwerke als Finanzierungsform<br />
<strong>Die</strong> Rolle von sozialen Netzwerken – gemäss unserer Studie eine<br />
Stärke von FU – kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.<br />
Somit ist das „Netzwerk eines Familienunternehmers“ eine wichtige<br />
Informationsquelle und sicher auch Ansatz für Finanzierungs -<br />
lösungen der Familienunternehmung. Wichtige Netzwerke für<br />
international orientierte Familienunternehmer sind zunehmend<br />
auch Vereinigungen wie das <strong>FBN</strong>.<br />
Als neue soziale Netzwerke versteht man die sogenannten<br />
„Communities“, welche u.a. über das Internet miteinander kommuni -<br />
zieren. Hier werden oft auf entsprechenden Business-Plattformen<br />
Finanzforen organisiert und thematisiert 15 . <strong>Die</strong> Akzeptanz, sich<br />
in solchen Foren auszutauschen ist – insbesondere bei der nach-<br />
Finanzspezialisten als Katalysatoren<br />
Eine familienspezifische Asset Allocation muss erarbeitet werden.<br />
Wenn dies nicht von einem finanzierungserfahrenen Familienmit -<br />
glied gemacht wird, welches z.B. durch eine Bank im Sinne der<br />
oben beschriebenen Merchant Bank begleitet wird, stellt sich<br />
die Frage, wie dies zu organisieren und zu institutionalisieren ist.<br />
Folgende Themenkreise sind abzudecken:<br />
1. Aus den Familienzielen und der Familienkonstellation der<br />
Familie werden die grundsätzlichen Finanzierungsecksteine<br />
abgeleitet. Hier werden Fragen wie beispielsweise „Wie sieht<br />
die finanzielle Situation der Familienunternehmung aus? Wie<br />
viele Anteilseigner sind am FU beteiligt? Wer scheidet wann<br />
aus und welche Finanzimpli kationen sind damit verbunden?“<br />
berücksichtigt und beantwortet.<br />
folgenden Familiengeneration – stark gewachsen und sie sind<br />
als Informationsbeschaffung und Austausch genereller Finanzfragen<br />
ein effizienter erster Schritt für viele Finanzierungsüberlegungen<br />
und den dazugehörigen Kosten verschiedener gängiger<br />
Finanzierungsinstrumente.<br />
Finanzierungsentscheide werden aber – neben der Vertraulichkeit<br />
ist auch die individuelle Ausgangssituation i.d.R. zu komplex,<br />
um diese in solchen Foren oder BLOGS darzustellen – nicht in<br />
den neuen sozialen Netzwerken diskutiert bzw. gelöst. Hier sind<br />
die Familie und – wo sinnvoll – Finanzierungsspezialisten hinzu -<br />
zuziehen, um für die Gremien der Familie oder der FU die Entscheide<br />
entsprechend vorzubereiten und/oder durchzuführen.<br />
2. <strong>Die</strong>se Ecksteine führen zu einer groben Asset Allocation,<br />
welche dann die oben vorgestellten Kategorien „Liqui<strong>des</strong> Vermögen“<br />
und „Andere Beteiligungen“ mit einbezieht. Hier wird<br />
im Sinne einer familienorientierten „Mittelflussrechnung“ aufgeführt,<br />
mit welchen Finanzströmen und -abflüssen in den<br />
nächsten Jahren gerechnet wird.<br />
3. In einem dritten Schritt wird dann eine Situationsanalyse<br />
abgeleitet, welche die zentrale Frage beantworten soll:<br />
Welche der Familien-Ziele sind durch das Familienvermögen<br />
finanzierbar und welche bedürfen externer Finanzierung? 16<br />
4. Idealerweise würden dann die Projekte definiert und mit Priori -<br />
täten versehen. Das Resultat wird „Family Asset Allocation“<br />
genannt.<br />
15 Als Beispiele spezialisierter Foren in Communities seien bei Linked-In.com die Finanzierungs-Foren erwähnt oder auf Small-world.com verwiesen, wo ein nachgewiesenes<br />
Min<strong>des</strong>tvermögen Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist und so eine gewisse Affinität zu gemeinsamen Finanzierungsfragen suggeriert wird.<br />
16 Obwohl Einzelprojekte der FU sicher auch einem Familienziel Weiterführung der FU dienen, würden in diesem Gremium nur die strategischen Projekte der FU<br />
berücksichtigt.
Der Prozess der Festlegung einer Family Asset Allocation sollte<br />
in regelmässigen Abständen durchlaufen werden. Wenn aufgrund<br />
der Grösse der FU und/oder <strong>des</strong> Familienvermögens diese grundsätzlichen<br />
Fragestellungen nicht alleine im Familienkreis bewältigt<br />
werden können bzw. dies nicht gewollt wird, oder aber die Grösse<br />
und/oder Komplexität <strong>des</strong> Familien-Vermögens ein effizientes<br />
Management dieses Prozesses nicht erlaubt, sollte ernsthaft über<br />
den Aufbau eines eigenen Family-Offices (Single Family Office)<br />
oder den Beitritt in ein bestehen<strong>des</strong> Multi-Family Office nachgedacht<br />
werden. 17<br />
Finanzierung als Commodity?<br />
<strong>Die</strong> nachstehende Übersicht zeigt die klassischen Kategorien der<br />
eigentlichen Unternehmensfinanzierung auf, welche traditionell<br />
auf der Passivseite der Unternehmensbilanz stehen. Darüber hinaus<br />
gewinnen die Finanzierungsinstrumente der Aktiva (Factoring<br />
und/oder Sale & Lease Back Produkte) immer mehr an Bedeutung,<br />
da sie eine weitere Steuerung der benötigten Liquidität einer<br />
Unternehmung ermöglichen. Zudem können kurz- und mittelfristig,<br />
durch Eingehen von Eventualverbindlichkeiten (z.B. Garantien<br />
etc.), operativ weitere Liquidität beschafft oder Liquiditätsabflüsse<br />
verzögert werden.<br />
Wichtig ist, dass klare Stossrichtungen definiert werden, welche,<br />
aus Sicht notwendiger Finanzierungen, Prioritäten und Zeithorizonte<br />
enthält. Der Prozessablauf diktiert auch die Rolle der Finanzierungsspezialisten<br />
für die Familienunternehmung bzw. für die Familie.<br />
Stehen grosse Projekte oder eine Neu-Orientierung <strong>des</strong> FUs an,<br />
so werden Corporate Finance Spezialisten Lösungen mitgestalten<br />
und allenfalls auch durchführen. Geht es um Verwaltung von<br />
freiem Cash-Flow aus der Unternehmung für eine bestimmte<br />
Zeit, so sollten Vermögensverwalter die Fristigkeit und das Risiko -<br />
profil der Anlagen mit diesen Unternehmensbedürfnissen genau<br />
abstimmen.<br />
Finanzierungsformen und Finanzprodukte<br />
Aktive Passive<br />
Umlaufvermögen<br />
Factoring<br />
et al.<br />
Anlagevermögen<br />
Sale & Lease Back<br />
Struckturen<br />
et al.<br />
Lieferantenkredite<br />
Bankkredite<br />
Genussschein<br />
Gesellschafterdarlehen<br />
Partiarisches Darlehen<br />
Direkte Beteiligung<br />
Stille Beteiligung<br />
Fremdkapital<br />
Mezzanine/<br />
Quasi-<br />
Eigenkapital<br />
Eigenkapital<br />
17 Ausführungen zu den verschiedenen <strong>Die</strong>nstleistungen und den Unterschieden/Vorteilen von Single-Family Offices zu Multi-Family-Offices werden im Artikel von<br />
Hanspeter Berger in dieser Broschüre eingehend erläutert.<br />
55
56 2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen<br />
Finanzprodukte 2020 – 3 Trends<br />
I n Finanzierungsfragen wird die <strong>Zukunft</strong> ganz anders als die<br />
Gegenwart:<br />
TREND 1:<br />
In <strong>Zukunft</strong> wird der Zusammenhang zwischen Risiko und Fristigkeit<br />
einer Finanzierung und ihrem Pricing noch enger. Deshalb sind<br />
gewisse Finanzierungsformen (Genussscheine und Partiarische<br />
Darlehen) wahrscheinlich die Ausnahme, während die Kategorie<br />
der Mezzanine-Darlehen zunehmend durch professionelle Anbieter<br />
bereitgestellt wird.<br />
Stille Beteiligungen werden, auch wenn sie Vertraulichkeitsklauseln<br />
unterliegen, durchaus stringente Klauseln 18 enthalten, die ihr,<br />
wenn bestimmte Ereignisse eintreten, klare Mitspracherechte<br />
und/oder sogar Bevorzugungen bei der Rückzahlung einräumen.<br />
TREND 2:<br />
Gängige Finanzierungsinstrumente und deren grundsätzliches<br />
Pricing werden auf Plattformen zur Verfügung stehen, wo „Börsen“<br />
als Inhaber solcher Marktplätze für Transparenz sorgen werden.<br />
TREND 3:<br />
Öffentliche Rating-Agenturen ermöglichen flexiblere und indivi -<br />
duelle Pricing-Modelle bei Finanzierungen.<br />
<strong>Die</strong> auf Seite 55 beschriebenen Finanzierungsquellen werden<br />
auch im Jahr 2020 Bestand haben. Was sich ändern wird, ist die<br />
strikte Trennung zwischen den einzelnen Kategorien. <strong>Die</strong> Produkte<br />
werden je nach erwarteter Rendite variieren und auch mehrere,<br />
individuellere Charakteristiken kombinieren. Gleichzeitig werden<br />
Rating-Agenturen gezwungen sein, ihre Resultate öffentlich<br />
zugänglich zu machen und ähnlich wie die heutigen Börsendaten<br />
zu veröffentlichen 19 .<br />
So wird ein klassischer Bankkredit durch öffentlich zugängige<br />
Ratingsysteme für den Fall, dass sich die Bonität verschlechtert,<br />
automatisch höhere Zinsen veranschlagen. Ein weiteres „Pricing-<br />
Kriterium“ wird die Fristigkeit sein, welche eine zusätzliche<br />
Illiquiditätsprämie dann verlangen wird, wenn keine liquiden, regu -<br />
lier ten Märkte bestehen, welche diese Kredite „gerne“ finanzieren.<br />
So kann es kurzfristig vorkommen, dass ein 3-jähriger Euro-Kredit<br />
eine höhere Risikoprämie zahlen muss als ein ansonsten vergleich -<br />
bares 5 Jahres Darlehen, weil viele Kreditgeber solche Geschäfte<br />
im 3 Jahres-Bereich konjunkturell und/oder währungstechnisch<br />
als risikoreicher ansehen.<br />
<strong>Die</strong>sem Gedanken liegt die Überzeugung zugrunde, dass die<br />
Märkte durch schnelleren Informationsfluss auch an Transparenz<br />
gewinnen und somit die Liquidität in den Teil märkten Eigen -<br />
kapital-, Mezzanineprodukte bis hin zum klassischen Bankkredit<br />
massgeblich für das relative Pricing verantwortlich sein wird.<br />
Zusammenfassend heisst das, dass die grössere Transparenz zu<br />
individuelleren Finanzierungskosten führt.<br />
18 Man spricht hier auch von „Kick-in“-Klauseln.<br />
19 Damit ist denkbar, dass die heutigen Börsen auch Besitzer der Rating-Agenturen werden und somit die Marktgängigkeit dieser wichtigen Pricing-Informationen<br />
gewährleisten.
Folgerungen Finanzmanagement für die Family Asset Allocation<br />
Für Familienunternehmungen wird es <strong>des</strong>halb darauf ankommen,<br />
grössere Finanzierungsvorhaben im Voraus zu planen und diese<br />
auch mit der Family Asset Allocation abzustimmen. <strong>Die</strong> individuelleren<br />
Finanzierungskosten werden nämlich immer mehr in<br />
einem Gesamtkontext beurteilt und veranschlagt. Ein strategisches<br />
Projekt der Familienunternehmung, welches nicht klar durch Cash-<br />
Flows der FU und die Projektcashflows selber zurückgezahlt werden<br />
kann, wird nur finanziert werden, wenn die Asset Allocation der<br />
Im Gegensatz zu börsenkotierten Unternehmen haben insbesondere<br />
Familienunternehmen den Vorteil, dass sie auch längerfristig<br />
nachhaltige Unternehmensstrategien verfolgen können, ohne<br />
dafür andauernd hinterfragt zu werden.<br />
Zum Erreichen von nachhaltigem Wachstum 20 und entsprechender<br />
Wertsteigerung eines FU stehen Umsatzsteigerung, Wertzuwachs,<br />
operative Exzellenz und die Finanzierung <strong>des</strong> Wachstums in<br />
enger Verbindung zueinander.<br />
<strong>Die</strong> Finanzierung <strong>des</strong> Wachstums ist also klar an den Wachstumszielen<br />
auszurichten und die Finanzierungsinstrumente sind<br />
entsprechend zu gestalten. Investitionen neuer Grossprojekte<br />
sollten nicht über eine Kontokorrentlimite finanziert werden,<br />
auch wenn diese zur Verfügung steht. Unternehmer werden<br />
bereit sein, die Wertsteigerung <strong>des</strong> Wachstums mit ihren Finanzierungspartnern<br />
risikoadäquat zu teilen, d.h. dass höhere Risiken<br />
auch entsprechend verzinst oder sogar mit Anteilen am Projekt<br />
oder der Unternehmung vergütet werden würden.<br />
Familie ein solches Projekt stützt. Es dürfen also einerseits keine<br />
neuen Auszahlungen von Gesellschaftern oder erhöhte Dividendenzahlungen<br />
beschlossen werden. Ansonsten würde eine finan -<br />
zierende Bank Zusatzsicherheiten verlangen und/oder die Risiko -<br />
prämien werden entsprechend angepasst. Möglicherweise würden<br />
dann aus Bankkreditkonditionen evtl. Mezzaninekredit-Bedingungen,<br />
was das Projekt unattraktiv machen könnte.<br />
Folgerungen Finanzmanagement für die Unternehmensfinanzierung<br />
20 Für Definition und Ausgestaltung von Nachhaltigem Wachstum siehe auch<br />
Sattler (2008); Schwenker/Bötzel (2006); Raisch/Probst/Gomez (2007)<br />
21 Vgl. Raisch/Probst/Gomez (2007), S.5<br />
22 Vgl. Raisch/Probst/Gomez (2007)<br />
Dass sich das (auch finanziell) lohnt, zeigt eine mehrjährige Untersuchung<br />
von Raisch/Probst/Gomez für börsenkotierte Unternehmen,<br />
die auf langfristig orientierte, private Unternehmungen<br />
angewendet werden kann 21 .<br />
Wachstum und Aktienrenditen<br />
Umsatzwachstum<br />
Über 15% 6.9% 22.6%<br />
10–15% 15.7%<br />
5–10% 13.2%<br />
Unter 5% 6.7% 9.2%<br />
Unter 5% 5–10% 10–15% Über 15%<br />
Quelle: Fortune Global 500 Unternehmen 22<br />
Gewinnwachstum<br />
Das Ergebnis der Studie belegt, dass Wachstum alleine nicht zu<br />
nachhaltiger Wertsteigerung führt, sondern vielmehr nur risikoadäquat<br />
finanziertes (profitables) Wachstum eine überproportionale<br />
Wertsteigerung herbeiführen kann.<br />
57
58 2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen<br />
Schlusswort – 3 Thesen<br />
Der Familienunternehmer wird zum Investor, der die drei grundsätzlichen<br />
Asset-Klassen (FU, „Liqui<strong>des</strong> Vermögen“ sowie andere<br />
Beteiligungen) nach abgestimmten Kriterien und Zielen einer<br />
Family Asset Allocation beurteilt:<br />
• Finanzierungsinstrumente sind verfügbar, allerdings wird ihr<br />
Pricing transparenter und auch individueller.<br />
• Finanzierungen folgen Familienzielen, nicht umgekehrt.<br />
• Eine Family Asset Allocation folgt den Kriterien Fristigkeit,<br />
Liquidität und nachhaltigem Wachstum der FU.<br />
<strong>Die</strong>se oft neue Mentalität für Unternehmerfamilien und Familienunternehmen<br />
ist eine Herausforderung, die es zu meistern gilt,<br />
wo sinnvoll im Dialog mit Spezialisten und durch entsprechende<br />
(Weiter-)Bildung.<br />
<strong>Die</strong>se drei Thesen unterstreichen, dass ein FU dann am meisten<br />
zur Wertsteigerung der Family Asset Allocation beitragen kann,<br />
wenn die strategischen Projekte auch entsprechend und fristengerecht<br />
finanziert werden und somit genügende Finanzressourcen<br />
zur Verfügung gestellt werden; evtl. sogar unter Berücksichtigung<br />
von neuen Anteilseignern ausserhalb der Familie.
Quellenverzeichnis<br />
v. Bechtolsheim I, C.; Rhein, A. (Hrsg.) (2008)<br />
Management komplexer Familienvermögen: Organisation,<br />
Strategie, Umsetzung<br />
Wiesbaden: Gabler<br />
Raisch, S.; Probst, G. & Gomez, P. (2007)<br />
Wege zum Wachstum:<br />
Wie sie nachhaltigen Unternehmens erfolg erzielen;<br />
Wiesbaden: Gabler<br />
Sattler, A. (2008)<br />
Wege und Strategien zu nachhaltig profitablem Wachstum am<br />
Beispiel der Meyer Burger AG<br />
Master-Thesis, Hochschule Liechtenstein<br />
Schwenker, B. & Bötzel, S. (2006)<br />
Auf Wachstumskurs:<br />
Erfolg durch Expansion und Effizienz steigerung<br />
Berlin, Heidelberg: Springer<br />
Der Autor<br />
Wolfgang Schwartzkopff wurde 1964 in eine Familien -<br />
unternehmung geboren, die Anfang der 80er Jahre aus<br />
finanziellen Gründen – in der fünften Generation –<br />
geschlossen wurde.<br />
Seine Laufbahn begann er – nach Banklehre in Deutschland,<br />
Studium und Promotion im Finanzbereich an der Universität<br />
St.Gallen (HSG) – bei der UBS, unter anderem als Verantwortlicher<br />
für strukturierte Finanzierungen und Leveraged<br />
Buy-Out Kredite. 1997 wechselte er zu Apax Partners /<br />
Altium Capital als Corporate Finance Director.<br />
Dr. Schwartzkopff hat zahlreiche M&A und Kapitalmarkttransaktionen<br />
geführt und die Fund-Raising Aktivitäten<br />
der Altium Gruppe aufgebaut.<br />
Bevor er im Januar 2008 Schwartzkopff Partners gründete,<br />
war er Mitgründer der <strong>Schweiz</strong>er Niederlassung der<br />
Investmentbank „equinet“ und deren Geschäftsführer für<br />
vier Jahre. Er verfügt über profunde Kenntnisse im Bereich<br />
Familienunternehmen sowie KMUs und nimmt dort in<br />
ausgewählten Verwaltungsräten Einsitz. Er ist regelmässiger<br />
Sprecher bei M&A-Konferenzen und hält Corporate<br />
Finance Vorlesungen an der Hochschule Liechtenstein.<br />
Als langjähriges Mitglied ist er 2003 in den Vorstand <strong>des</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>er Family Business Network (F.B.N.) gewählt worden.<br />
59
2020: Zusammenhalt in der Familie –<br />
Nachhaltige Kommunikation als Trend!<br />
von Franziska Müller Tiberini<br />
In Kürze<br />
Eine Familie, zu der ein Greis gehört, besitzt einen Schatz.<br />
Chinesisches Sprichwort<br />
Familie: Hort der Prinzipien und Traditionen, der Tragödien und <strong>des</strong> Glücks<br />
Der Umgang miteinander bestimmt die innere Familienstruktur<br />
<strong>Die</strong> Familie befriedigt die Urbedürfnisse der Menschen nach Schutz, Sicherheit,<br />
Vertrauen, Zuneigung, Respekt und Liebe. Obwohl das Wort „Familie“ bereits<br />
heute für die unterschiedlichsten Lebensformen steht, umfasst es gewisser -<br />
massen das Gefühl der Zusammengehörigkeit.<br />
61
62 2020: Zusammenhalt in der Familie – Nachhaltige Kommunikation als Trend!<br />
<strong>Die</strong> Familie der <strong>Zukunft</strong> ist die Wahlfamilie<br />
Vermehrt wandelt sich die Kern- oder Kleinfamilie zur Wahlfamilie,<br />
ergänzt durch die Aufnahme von Freunden, Verwandten, Arbeits -<br />
partnern, etc.; sie ist die Konstellation, die wir nach unseren<br />
Bedürfnissen selber wählen. So erfährt zum Beispiel der Drei -<br />
generationen-Haushalt eine Neubelebung, indem die einzelnen<br />
Mitglieder der Wahlfamilie klare Funktionen übernehmen. <strong>Die</strong><br />
Rolle der Grosseltern, wie sie früher in den Bauernfamilien erfüllt<br />
wurde, übernehmen in der Wahlfamilie nicht unbedingt die biologischen<br />
Grosseltern, sondern vielleicht eine Tante oder ein allein -<br />
stehender Freund. Derweil vergnügen sich die „richtigen“ Gross-<br />
Kinder und Karriere in der Unternehmerfamilie<br />
Auch in <strong>Zukunft</strong> wird die Kern- und Wahlfamilie Sprungbrett<br />
sein für die gesunde Entwicklung der Kinder. Hier lernen sie die<br />
Familienwerte kennen, zunächst die Grundlagen respektvollen<br />
Umgangs miteinander und die Verantwortung für Aufgaben, die in<br />
der Familie und im Unternehmen übernommen werden müssen.<br />
Eltern die ein Familienunternehmen besitzen, wissen im Jahr 2020<br />
die Zusammenhänge von Familie und Unternehmen geschickt<br />
zu nutzen. Dank grosser Flexibilität am Arbeitsplatz profitieren<br />
Unternehmerfamilien. Das Co-Management auf Geschäftsleitungsebene<br />
und im Verwaltungsrat ist verbreitet und wird unter den<br />
Ehepartnern nach Fähigkeiten und Machbarkeit aufgeteilt. Von<br />
Fall zu Fall können sie sich auf die Bedürfnisse ihrer Kinder<br />
einstellen, dosieren die An- und Abwesenheiten von Zuhause sowie<br />
die Auslandaufenthalte, die beispielsweise für ein erfolgreich<br />
exportieren<strong>des</strong> Familienunternehmen unumgänglich sind.<br />
eltern womöglich in der Südsee auf einem Segeltörn, entfliehen<br />
dem Winter nach Griechenland und wandern im Sommer in den<br />
Bergen, sind also meist weit weg von ihren Enkelkindern. <strong>Die</strong><br />
Wahlfamilie zeigt sich aber bedingungslos verantwortungsvoll<br />
gegenüber den Eltern/Grosseltern, wenn diese krankheitsbedingt<br />
ihre Rolle nicht mehr wahrnehmen können.<br />
Zu diesen Wahlfamilien gehören auch Patchworkfamilien, die<br />
flexibel und nach Lebensphasen veränderbar sein können.<br />
Selbstverständlich ist 2020 die Gleichbehandlung von Töchtern<br />
und Söhnen kein Thema mehr. <strong>Die</strong> Ausbildung der Kinder wird<br />
durch Familienworkshops ergänzt, Feriencamps für Kinder aus<br />
Unternehmerfamilien werden zu verschiedenen Themen angeboten.<br />
Banken und Verbände konkurrieren mit interessanten Angeboten<br />
für Kunden und Mitglieder. 2020 wird „das Unternehmen“ Pflichtfach<br />
in den Schulen für alle Altersstufen, um den Jugendlichen, bzw.<br />
künftigen UnternehmerInnen, die Anreize einer selbständigen<br />
Unternehmensführung schmackhaft zu machen.<br />
Das Familienunternehmen steht weder mit Karrierechancen noch<br />
gesellschaftlich hinter denen eines Grossunternehmens, im<br />
Gegenteil, die eigene Firma erlaubt Freiheiten in der Realisierung<br />
eigener Berufswünsche. Sie bedarf aber auch der Verantwortung<br />
gegenüber traditionellen Werten, wie diese Vertrauen und Knowhow<br />
sein können.
Klare Schnittstellen und langfristige Planung im Familienunternehmen 2020<br />
Der Schlüssel zum langfristigen Überleben <strong>des</strong> <strong>Familienunternehmens</strong><br />
ist die Planung und Gestaltung in allen Bereichen:<br />
Produkte-, <strong>Die</strong>nstleistungs- und Marktstrategien, Bedürfnisse,<br />
Interessen und Fähigkeiten der Familienmitglieder, Definition<br />
einer Finanzstrategie: gemeinsame oder getrennte <strong>Zukunft</strong>,<br />
Immobilienbesitz, Steuerfragen, etc.<br />
Gerechtigkeit anno 2020! Ein Thema aus der Bibel?<br />
Beteiligte in Familiengesellschaften müssen ihre Entscheide auf<br />
unterschiedlichste Ansprüche, Interessen und Bedürfnisse abstützen.<br />
Auch im Jahre 2020 wird es kaum möglich sein, allen gleich ent -<br />
gegen zu kommen, um die fairste Lösung zu finden. Das Bewusst -<br />
sein <strong>des</strong> Zusammenwirkens eventueller Widersprüche ist daher<br />
hilfreich. <strong>Die</strong> häufigste Paradoxie (G. Thorsten in „Familien -<br />
unternehmen verstehen“, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 2008,<br />
Seite 36-38) ist die zwischen Gerechtigkeit im Unternehmen<br />
und Gleichheitserwartung in der Familie. Das bedeutet zum Beispiel,<br />
dass mehrere Kinder gleich viele Aktien oder vergleichbare<br />
Führungspositionen im Unternehmen beanspruchen, die Logik<br />
<strong>des</strong> Unternehmens aber unterschiedliche Ausbildungen und<br />
Kompetenzen verlangt. <strong>Die</strong> Lösung solcher Paradoxa entscheidet,<br />
ob ein Familienunternehmen in der Lage ist, seinen eigenen Weg<br />
auch nach 2020 fortzusetzen.<br />
Der Begriff „Gerechtigkeit“ muss immer wieder hinterfragt,<br />
diskutiert, vereinbart und festgehalten werden. <strong>Die</strong> richtige Dosis<br />
Gleichbehandlung in der Familie und Gerechtigkeit im Unternehmen<br />
ist subjektiv. Auch 2020 ist Kompromissbereitschaft angesagt,<br />
soll nicht ein ewiges Seilziehen stattfinden.<br />
2020 haben die Familien erkannt, dass klare Governance Strukturen<br />
und Regeln das langfristige Zusammenleben in der Familie<br />
und im Unternehmen sichern.<br />
Ein erfolgreicher Generationenwechsel im Familienunternehmen<br />
beruht auf dem Konsens zwischen Familie, Unternehmen und<br />
Besitz, bzw. Vermögen.<br />
Zur Family Governance gehört ein gut funktionierender Verwaltungsrat.<br />
2020 setzt sich dieser aus hellen Köpfen zusammen,<br />
die Eigenschaften wie fachliche Kompetenz, unternehmerisches<br />
Denken, Weitsichtigkeit, Objektivität, Loyalität und Verfügbarkeit<br />
in einer guten Durchmischung vereint.<br />
Klare Profile und Stellenbeschreibungen für Verwaltungsrat und<br />
Geschäftleitung, keine Bevorzugung und Kompromisse bei<br />
Familienangehörigen, das sind Voraussetzungen für Familien -<br />
unternehmen, die über mehrere Generationen mehrheitlich von<br />
einer Familie geführt werden.<br />
2020 werden sich die Mitglieder <strong>des</strong> Verwaltungsrates weder zu<br />
nahe stehen, noch zu fremd oder sich gar feindselig gesinnt sein.<br />
Ein Mittelweg muss gefunden werden, der sowohl Kritik als auch<br />
gegenseitiges Vertrauen ermöglicht. Fingerspitzengefühl ist nötig,<br />
wenn die Quote mehrerer Familienstämme zu berücksichtigen<br />
ist. Klar definierte Regeln und Kriterien über die Mischung im<br />
Verwaltungsrat sind hier unerlässlich, ebenso die Amtsdauer -<br />
beschränkung (z.B. 3 Jahre) und die Altersklausel. 2020 ist die<br />
jährliche Evaluierung <strong>des</strong> Gesamtverwaltungsrats eingeführt; sie<br />
gibt den Mandatsträgern und -trägerinnen die Chance, ihre<br />
Arbeit selber zu evaluieren und im Gremium sicherzustellen, dass<br />
die Anforderungen erfüllt werden. Unfähige Verwaltungsräte<br />
sind 2020 seltener, die Sesselkleber sterben aus!<br />
63
64 2020: Zusammenhalt in der Familie – Nachhaltige Kommunikation als Trend!<br />
<strong>Die</strong> Familie kommuniziert aktiv miteinander<br />
Eine wichtige Rolle auf dem Weg zum Erfolg in der Familie und<br />
im Unternehmen spielt 2020 die interne sowie externe Kommuni -<br />
kation. Familienintern nimmt man sich Zeit für einander. Vielleicht<br />
wird eine Sprachregelung festgelegt, die gewaltfreie Kom -<br />
munikation (nach Marshall Rosenberg) garantiert; durch empathische<br />
Der Familienrat als Gestaltungsplattform<br />
<strong>Die</strong> Familie beeinflusst das Unternehmen stark, formell wie informell.<br />
Der Familienrat ist ein ideales Instrument, um Family Governance<br />
erfolgreich umzusetzen. <strong>Die</strong> Schnittstelle Familie/Unternehmen<br />
ist dann klarer definiert.<br />
Der Familienrat ist eine Plattform <strong>des</strong> Informationsaustausches<br />
und der Meinungsbildung. Der Familienrat unterstützt und ergänzt<br />
den Verwaltungsrat. Hier werden Strategien erarbeitet und<br />
gemeinsame Weiterbildung betrieben. Er passt sich der Grösse<br />
der Familie, der Firma und dem Umfang <strong>des</strong> gemeinsamen<br />
Besitztums an. Seine Aufgabe besteht von den anfänglich formellen<br />
Informationsgesprächen über die Firma, bis hin zur Wahl eines<br />
Familienmitglie<strong>des</strong> in den Verwaltungsrat. Emotionsgeladene<br />
Familienbelange werden im Familienrat verhandelt und müssen<br />
nicht in die Verwaltungsratsitzungen getragen werden. Wichtige<br />
Informationen und die Wertehaltung der Familie gegenüber dem<br />
Verwaltungsrat müssen aber zu jeder Zeit verbürgt sein.<br />
Der Familienrat tagt periodisch und in formellem Rahmen. Quasi<br />
auf neutralem Boden sollen alle Beteiligten gleichberechtigt zu<br />
Wort kommen. Der Familienrat ist daher eine ideale Integrationshilfe<br />
für neu gewählte Familienmitglieder. Der Familienrat hebt sich<br />
deutlich ab von informellen Begegnungen, wie Familienfeiern,<br />
an denen sich der Gesprächsstoff eigentlich nicht um geschäftliche<br />
Dinge drehen sollte.<br />
Kommunikation in der Familie werden Problemlösungen gefunden,<br />
die die Bedürfnisse aller mit einbeziehen und Win-Win-Situationen<br />
hervorbringen.<br />
Eine gute Kommunikation in der Familie fängt mit der Geburt,<br />
bzw. Erziehung der Kinder an!<br />
Familienrat in 3 Phasen<br />
1. Einführung formeller Treffen, zwei bis drei Mal jährlich.<br />
Protokollführung.<br />
2. <strong>Die</strong> Familie formuliert Ziele und definiert gemeinsame<br />
Werte.<br />
Gemeinsame Weiterbildung zu Themen wie<br />
Kommunikation, Finanzen, etc.<br />
3. <strong>Die</strong> Familie gründet einen Familienrat.<br />
Erarbeiten von Familienstrategien, Verhaltenscodex,<br />
Visionen, Charta.<br />
Familien, in denen gut kommuniziert wird, können die Phasen 1<br />
und eventuell 2 selber an die Hand nehmen. Für Phase 2 empfiehlt<br />
sich eine unabhängige Moderation und für Phase 3 ist eine<br />
Moderation von Anfang an zwingend.
Family Coaching als Herausforderung<br />
Neben der Kommunikation ist die Vereinbarung über das Wie<br />
und Was von Information, die gegenüber Dritten gewährt werden<br />
soll, massgebend. Verbindliche Governance Systeme definieren<br />
Schnittstellen, Kompetenzen, Verantwortung und benennen<br />
Begleit personen, die sich in allen Systemen auskennen und<br />
entsprechend effiziente Arbeitsteams bilden können.<br />
Wie beim erfolgreichen Fussballteam braucht es einen Coach,<br />
motivierte Spieler, Selbstverantwortung, Fitness, „Fairplay“ und<br />
Kommunikation!<br />
Talente richtig einsetzen! Glück?<br />
Wohlhabende Familien fördern das Bewusstsein gegenüber Reichtum<br />
und Verantwortung! Ein grosses Vermögen zu besitzen heisst<br />
nicht einfach „Glück“ haben, sondern erfordert ein gesteigertes<br />
Verantwortungsbewusstsein. Reich sein, neben dem finanziellen<br />
Wohlstand, drückt sich auch in Stolz aus, in Freude und der<br />
Selbst verständlichkeit Gutes zu tun, weniger glückliche Menschen<br />
zu unterstützen.<br />
Glück bedeutet auch eine gute Ausbildung geniessen und einen<br />
Beruf wählen zu dürfen, der Zufriedenheit gibt, Berufung und<br />
Leidenschaft sein kann. Daher ist es sinnvoll, Kinder ihren Berufs -<br />
wunsch frei entscheiden zu lassen. Bewusste Lebensgestaltung<br />
schliesst nicht nur den ganzen Menschen ein, sondern auch die<br />
persönliche Umgebung, menschliche Bindungen, das soziale Gefüge<br />
und die Natur.<br />
Das gemeinsame Projekt „Wir sind eine gut kommunizierende<br />
Familie mit einem erfolgreichen Familienunternehmen!“ entsteht<br />
nicht an einem Tag. Es ist Knochenarbeit und erfordert Zeit,<br />
Aus- und Weiterbildung.<br />
Selbst wenn ihre Begabungen nicht direkt im Kerngeschäft <strong>des</strong><br />
<strong>Familienunternehmens</strong> eingesetzt werden können, bestehen<br />
immer Möglichkeiten, dem Familienunternehmen zu dienen und<br />
Verantwortung zu übernehmen. Ausserhalb der operativen Geschäfts -<br />
leitung braucht es u.a. Aktionäre und Verwaltungsräte mit unter -<br />
nehmerischem Verständnis; aber auch kreative, künstlerisch<br />
Schaffende können gestaltend in die Geschicke der Firma eingreifen,<br />
ihr vielleicht zu mehr Ausstrahlung, einem neuen Gesicht,<br />
verhelfen.<br />
65
66 2020: Zusammenhalt in der Familie – Nachhaltige Kommunikation als Trend!<br />
Familien gehen souverän mit Konflikten um! 2020 eine Utopie?<br />
Konflikte kommen immer wieder vor. Sie sind Ausdruck unterschiedlicher<br />
Sichtweisen, Bedürfnisse und Interessen. <strong>Die</strong> Bereitschaft<br />
und Fähigkeit zum Verhandeln, der Umgang mit Mitmenschen<br />
und offene Kommunikation werden auch im Jahre 2020 die<br />
Hauptmerkmale eines erfolgreichen <strong>Familienunternehmens</strong> sein.<br />
Mediation = Kosten und Energie sparen?<br />
<strong>Die</strong> Methode der Mediation hat sich als nachhaltiges Verfahren<br />
bei der Nachfolgeplanung, bei einem Generationenwechsel und<br />
in Erbgemeinschaften bewährt. 2020 ist es üblich, sich als Familie<br />
durch Mediatoren bei Veränderungsprozessen begleiten und<br />
unterstützen zu lassen. Dank dieser Methode finden zahlreiche<br />
Keine Angst vor Streit, er bedeutet Reibung – ohne Reibung<br />
keine Wärme! Einen gemeinsamen Weg zu finden, offen die<br />
unterschiedlichen Sichtweisen der Familienmitglieder zu verstehen<br />
und Lösungen gemeinsam zu finden, bedeutet „Fairplay“.<br />
Familien wieder zueinander und sparen letztlich enorme (Anwalts-)<br />
Kosten, Zeit und Energie ein.<br />
Streithähne allerdings werden auch 2020 nicht ausgestorben sein.<br />
Familiencredo: Authentisch sein und die Werte leben, die verbinden!<br />
Erfolgreich sind Familien, die für ihre gemeinsamen Werte gerade<br />
stehen und dafür Zeit und Geld investieren. Erfolgreich sind<br />
Familien mit einer offenen, empathischen Kommunikationskultur<br />
und Familien, die diese Kommunikationsform auch in ihrem<br />
Unternehmen anwenden.<br />
Diversity – Familienunternehmen leben sie und werden zu Vorbildern<br />
für Grossunternehmen. Diversity bezeichnet den Umgang<br />
mit der wissensbezogenen, geschlechtlichen und sozialen Vielfalt<br />
und deren Wertschätzung und spiegelt sich im Erfolg; an der<br />
Börse ist sie Teil vom Rating, sie greift über auf die Gesellschaft<br />
und die Arbeitgeber. Diversity beeinflusst den Wert der Firma.
Familiengrundsätze 2020<br />
Im Idealfall könnten diese Handlungsmaximen wie folgt aussehen:<br />
1. <strong>Die</strong> persönliche Beziehung der einzelnen Familienmitglieder<br />
untereinander hat Priorität.<br />
Wir hören einander zu und haben Verständnis für<br />
unterschiedliche Bedürfnisse und Sichtweisen.<br />
2. Wir wachsen miteinander und bilden uns auf allen Ebenen<br />
weiter.<br />
3. Konflikte sind Indikatoren. Ja, wir sind verhandlungsbereit!<br />
4. Veränderungen und Angleichungen packen wir gemeinsam an.<br />
Transparenz und Offenheit helfen Herausforderungen<br />
bewältigen.<br />
5. Der Pflege aller Vermögenswerte kommt professionelle<br />
Aufmerksamkeit zu.<br />
6. Erfolg definieren wir zusammen, und er gehört uns allen.<br />
7. Vertrauen, Respekt und Sicherheit sind unser Fundament.<br />
Sie sind Voraussetzung für unsere Lebensqualität.<br />
8. Wir gehen verantwortungsvoll mit Natur und Umwelt um,<br />
heute und in der <strong>Zukunft</strong>.<br />
Nachhaltigkeit ist unsere Grundhaltung für gelebte Qualität.<br />
Zum Schluss weise ich nachdrücklich darauf hin, wie zentral in<br />
<strong>Zukunft</strong> die Mitwirkung von Frauen auf allen Stufen <strong>des</strong> Unternehmens<br />
sein wird. Gemischte Teams mit Frauen und Männern<br />
sind ein massgebender Erfolgsfaktor von Unternehmen mit <strong>Zukunft</strong>.<br />
<strong>Die</strong> Autorin<br />
Franziska Müller Tiberini ist Inhaberin der Firma Familienunternehmen.ch<br />
AG (www.familienunternehmen.ch).<br />
Sie begleitet erfolgreich Unternehmerfamilien sowie<br />
Familienunternehmen – vom Handwerkerbetrieb bis zum<br />
global tätigen Grossfamilienunternehmen. Sie zielt mit<br />
ihrer Methode auf einen „fairen Prozess“ der Planung<br />
(Nachfolge, Organisation, Familienrat, Koordination mit<br />
Treuhändern und Anwälten, etc.), unter Einbezug aller<br />
Betroffenen.<br />
Ihre Stärke sind ihre Kenntnisse und ihre langjährige<br />
Erfahrung in der Kommunikation innerhalb der Familie und<br />
zwischen der Familie und ihren Unternehmungen. Nebst<br />
Fachartikeln hat sie zwei Bücher verfasst: 2001, „Wenn<br />
Familie den Laden schmeisst“, sowie im 2008, “ERBEN in<br />
Familienunternehmen. <strong>Die</strong> Unternehmensnachfolge<br />
konfliktfrei regeln“, beide im Orell Füssli Verlag.<br />
Sie ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt in<br />
Zürich.<br />
67
2020: Führen und kommunizieren<br />
mit Herz und Hirn<br />
von Martin Zenhäusern, MA<br />
In Kürze<br />
„<strong>Die</strong> Familie erlebt ein Revival. Davon profitiert auch das Familienunternehmen.<br />
Leistungsträger werden zu arbeitenden Aktionären. Sie fühlen sich der Familie<br />
zugehörig und verbunden, nicht durch das Blut, sondern durch Sinn und Zweck<br />
der gemeinsamen Aufgabe.<br />
<strong>Die</strong> Website ist die zentrale Drehscheibe der Kommunikation. <strong>Die</strong> Kommunikation<br />
zwischen Unternehmen und Kunden ist direkt und intensiv. Familienunternehmen<br />
sind fester Bestandteil und Andockstation in temporären und sich laufend<br />
verändernden Netzwerken. <strong>Die</strong> Anzahl der freien Mitarbeitenden steigt stetig an.<br />
Der Patron ist das Gesicht <strong>des</strong> Unternehmens nach innen und aussen. Er sorgt<br />
für Menschlichkeit im Unternehmen und flache Hierarchien. Er führt und<br />
kommuniziert mit Herz und Hirn.“<br />
69
70 2020: Führen und kommunizieren mit Herz und Hirn<br />
<strong>Die</strong> Familie ist tot – es lebe die Familie<br />
<strong>Die</strong> klassische Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern,<br />
ist tot. In dieser Form gibt es sie heute häufig nicht mehr. Auch<br />
im Jahr 2020 haben wir Familien, die jedoch „liberaler“ betrachtet<br />
werden sollten, als wir dies heute tun. <strong>Die</strong> Definition der modernen<br />
Familie im Jahr 2020 könnte so lauten: „Blutsverwandte und<br />
mit der Familie eng verbundene Menschen fühlen sich derselben<br />
Familie zugehörig. <strong>Die</strong>s gilt besonders im Unternehmen, wo<br />
Leistungsträger sich als Teil der Familie betrachten, weil alle in<br />
dieser Gemeinschaft an denselben Zielen arbeiten, dadurch eine<br />
sinnstiftende Aufgabe wahrnehmen und darin letztlich den Sinn<br />
<strong>des</strong> Lebens finden.“ <strong>Die</strong> Familie wird vermehrt zum Leuchtturm,<br />
der Orientierung gibt und gleichzeitig ein Gefühl von Zugehörigkeit<br />
und Heimat vermittelt.<br />
Was hat dies alles mit Führung und Kommunikation zu tun? Sehr<br />
viel. Im Folgenden möchte ich einige Thesen zur Diskussion<br />
stellen, wie die Kommunikation <strong>des</strong> <strong>Familienunternehmens</strong> im<br />
Jahr 2020 mit seinen Mitarbeitenden, dem Markt, primär dem<br />
Kunden und mit der Öffentlichkeit erfolgen wird. Dabei werde<br />
ich auch darlegen, wer welche Rolle in welcher Form wahrnehmen<br />
wird. Vieles, was für die Kommunikation mit der Aussenwelt<br />
gültig ist, gilt auch für die familien-interne Kommunikation, auf<br />
die ich nur am Rande eingehe.<br />
„Leistungsträger werden zu arbeitenden Aktionären.<br />
Sie fühlen sich der Familie zugehörig und verbunden, nicht<br />
durch das Blut, sondern durch Sinn und Zweck der<br />
gemeinsamen Aufgabe.“<br />
Wenn wir die kommende Generation betrachten – geboren zwischen<br />
1977 und 1999 und als Net-Generation bezeichnet – dann stellen<br />
wir fest, dass diese weltweit über zwei Milliarden Menschen in<br />
vielen Bereichen völlig anders funktionieren als ihre Vorgänger,<br />
die Boom-Generation. In der Diskussion über die junge Generation<br />
wird häufig nicht wahrgenommen, dass diese Generation einen<br />
anderen Hintergrund hat, als wir ihn noch hatten. Weil das nahe<br />
und direkte Umfeld für die Net-Generation das Netz ist: Menschen,<br />
denen man nicht real begegnet. Deshalb nehmen sie ihre Umwelt<br />
anders wahr als wir, die wir durch die Menschen in unserem<br />
direkten Umfeld geprägt wurden, Menschen also, denen wir real<br />
begegnet sind. <strong>Die</strong>s manifestiert sich in einer anderen Grundhaltung:<br />
<strong>Die</strong> Net-Generation ist offener, gleichrangiger orientiert;<br />
sie macht keinen Unterschied, ob jemand schwarz, gelb, rot oder<br />
weiss oder ob er Mann oder Frau oder jünger oder älter ist.<br />
Auf die Arbeitswelt bezogen, hat dies zur Folge, dass die neue<br />
Generation, auch innerhalb der Familie, Aufgabe und Sinn in der<br />
Arbeit finden will. <strong>Die</strong>sen Sinn findet sie vielmehr in überschaubaren<br />
und vernetzten Strukturen, wie Familienunternehmen dies bieten,<br />
und weniger in anonymen und kaum kontrollierbaren und<br />
beeinflussbaren Grosskonzernen. Deshalb wollen sie auch für die<br />
Leistung, die sie erbringen, und ihren Beitrag zum Ganzen entsprechend<br />
honoriert werden. <strong>Die</strong>s wird nicht mehr über die letztlich<br />
eher primitiv und unausgereift ausgestalteten Boni geschehen,<br />
die wir heute noch haben, sondern darin, dass sie zu arbeitenden<br />
Aktionären werden, die eine langfristige Bindung eingehen wollen,<br />
weil sie den Sinn in dieser Aufgabe sehen. Das kluge Familienunternehmen<br />
kann also in <strong>Zukunft</strong> gerade mit diesen nicht blutsverwandten<br />
Mitarbeitenden wachsen, wenn es ihnen ein familiäres,<br />
sprich auf Vertrauen basieren<strong>des</strong> Umfeld bietet.<br />
„<strong>Die</strong> Website ist die zentrale Drehscheibe der<br />
Kommunikation. <strong>Die</strong> Kommunikation zwischen Unter -<br />
nehmen und Kunden ist direkt und intensiv.“<br />
<strong>Die</strong> klassischen Medien verlieren zunehmend an Bedeutung. Viele<br />
sind austauschbar geworden. <strong>Die</strong> Inhalte sind gleichförmig. Häufig<br />
fehlt ihnen die Tiefe oder die gut recherchierte Verlässlichkeit.
Der Aufwand, seine Botschaft zu platzieren, wird dadurch immer<br />
aufwendiger, bei zunehmend grösserem Streuverlust. Wie also<br />
wird das Familienunternehmen im Jahr 2020 kommunizieren?<br />
Es erreicht seine Kunden über die Website, die zur zentralen<br />
Drehscheibe der Kommunikation geworden ist. Wir werden in<br />
zehn Jahren die heutigen Websites als ziemlich rudimentäre Vorläufer<br />
der neuen, modernen Kommunikationszentrale betrachten.<br />
<strong>Die</strong> Website ist interaktiv. Mitarbeitende tauschen sich darauf<br />
ebenso aus wie Kunden, die in enger Zusammenarbeit mit dem<br />
Unternehmen an neuen Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen arbeiten.<br />
<strong>Die</strong> Website ist lebendig und einem ständigen Wandel und einer<br />
permanenten Anpassung unterworfen. Dadurch wird sie auch zu<br />
einer Plattform, auf der Erfahrungen und Wissen ausgetauscht<br />
werden. Selbstverständlich verfügt die Website in gewissen<br />
Bereichen über Zugangsco<strong>des</strong>, so dass nur ein ausgewählter Kreis<br />
Zugang zu Schlüsselinformationen hat. Damit zur nächsten These.<br />
„Familienunternehmen sind fester Bestandteil und<br />
Andockstation in temporären und sich laufend<br />
verändernden Netzwerken. Sie beschäftigen zunehmend<br />
mehr freie Mitarbeitende.“<br />
Vieles, was heute noch im stillen Kämmerlein der eigenen Forschung<br />
und Entwicklung besprochen wird, findet sich künftig auf dem<br />
Netz, wo sich freie Mitarbeitende und externe Spezialisten<br />
bewerben können, um an der Lösung der gestellten Aufgabe<br />
mitarbeiten zu können. Das Familienunternehmen repräsentiert<br />
in beinahe perfekter Art und Weise die Ansprüche und Wünsche,<br />
welche die Net-Generation an ihre Arbeit stellt: Ein überschaubares<br />
Umfeld sowie eine offene Zusammenarbeit unter Gleichberechtigten<br />
und Gleichrangigen. <strong>Die</strong>se Art der Zusammenarbeit erlaubt<br />
es, dass der Einzelne das tun und leisten kann, wofür er am besten<br />
geeignet ist. <strong>Die</strong>s wiederum hat den Vorteil, dass er für diese<br />
Aufgabe gerne die Verantwortung übernimmt, gleichzeitig jedoch<br />
nicht gezwungen wird, zusätzlich Verantwortung für Bereiche,<br />
in denen er sich nicht kompetent fühlt, übernehmen zu müssen,<br />
wie dies in klassischen Hierarchien häufig geschieht, wo mitunter<br />
der entscheidet, der von der Sache am wenigsten versteht.<br />
Das Familienunternehmen profitiert also in zweifacher Hinsicht:<br />
Einerseits, weil es bereits die perfekte Grösse und überschaubare<br />
Strukturen bietet, um ohne Reibungsverluste gute Leistungen<br />
erbringen zu können. Andererseits, weil es ein willkommener<br />
Hafen ist für all diejenigen, die gerne in Netzen werken, ohne<br />
sich fest binden zu wollen.<br />
„Der Patron ist das Gesicht <strong>des</strong> Unternehmens nach innen<br />
und aussen. Er sorgt für Menschlichkeit im Unternehmen<br />
und flache Hierarchien. Er führt und kommuniziert mit Herz<br />
und Hirn.“<br />
Das Familienunternehmen der <strong>Zukunft</strong> zeigt Gesicht. Der Patron<br />
ist das Gesicht <strong>des</strong> Unternehmens. Damit schafft er Identifikation<br />
mit der Familie, mit seinen Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen. <strong>Die</strong>s<br />
bedeutet gleichzeitig, dass er einen beträchtlichen Teil seiner<br />
Arbeitszeit in Führung und Kommunikation investieren wird. Er<br />
weiss: Führung ist ohne Kommunikation unmöglich. Dasselbe<br />
gilt umgekehrt. Deshalb hält er geschickt die Balance zwischen<br />
direkter und indirekter Kommunikation.<br />
<strong>Die</strong> direkte Kommunikation von Angesicht zu Angesicht wird<br />
immer wichtiger. <strong>Die</strong> indirekte Kommunikation, die auf moderner<br />
Technologie basiert, unterstützt die direkte Kommunikation,<br />
ersetzt sie jedoch nicht. In der Art seiner Kommunikation zeigt<br />
sich auch seine Wertehaltung: Er ist offen und präsent. Er nimmt<br />
Rücksicht auf die inneren Bedürfnisse der Menschen, weshalb er<br />
mit Kopf und Bauch, mit Herz und Hirn führt und kommuniziert.<br />
Da er wenig Wert auf Hierarchien und viel Wert auf ein leistungs -<br />
fördern<strong>des</strong> Umfeld legt, zieht er Mitarbeitende an, die sich in<br />
diesem familiären Umfeld entwickeln und entfalten können.<br />
Damit werden diese Mitarbeitenden gleichzeitig zu Botschaftern<br />
<strong>des</strong> Unternehmens, weshalb die Ausstrahlung <strong>des</strong> Unternehmens<br />
in der Innen- und Aussendarstellung multipliziert wird.<br />
71
72 2020: Führen und kommunizieren mit Herz und Hirn<br />
Ein Unternehmen kann auf Dauer nicht besser sein als die Führungs -<br />
kräfte an seiner Spitze. Und <strong>des</strong>halb hat es auf Dauer auch die<br />
Mit arbeitenden, die es verdient. Wenn die Geisteshaltung stimmt –<br />
wenn also der Kopf der Familie die richtigen Werte vorlebt und<br />
unterstützt – dann entsteht eine perfekte Symbiose aus Anspruch<br />
und Wirklichkeit. Dann entsteht das Unternehmen der <strong>Zukunft</strong>,<br />
in dem es um den Menschen geht und nicht um Systeme.<br />
Familienunternehmen verfügen über alle notwendigen Voraussetzungen,<br />
dies einzulösen: Sie haben die richtige Grösse, um<br />
Vertrauen entstehen und wachsen zu lassen. Sie haben kurze<br />
Entscheidungswege, um Kompetenzen und Verantwortung den<br />
dafür am besten Geeigneten zu übertragen. Sie haben die Beweg -<br />
lich keit, um vorauszugehen und schnell zu handeln. Und sie<br />
verfügen über eine Wertehaltung, die auf Langfristigkeit und<br />
das Wohl aller Beteiligten ausgerichtet ist. Wer also gleichzeitig<br />
Freude und Sinn in seiner Arbeit finden will, macht sich selbstständig,<br />
arbeitet in ihm vertrauten Netzwerken – oder in Familienunternehmen.<br />
In <strong>Zukunft</strong> noch viel mehr als heute.<br />
Der Autor<br />
Martin Zenhäusern ist<br />
seit über zwanzig Jahren<br />
Ratgeber für Führungskräfte.<br />
Nach seinem Studium<br />
an der Universität<br />
Freiburg und langjähriger<br />
journalistischer und beratender<br />
Tätigkeit hat er<br />
sich 1995 selbstständig<br />
gemacht. Er ist Gründer<br />
und Inhaber der<br />
Zenhäusern & Partner AG sowie der Zenhäusern Akademie<br />
AG, beide in Zürich. In der Akademie sind weit über<br />
1500 Führungskräfte in Rhetorik, Führung und Krisen-<br />
Management ausgebildet worden. Zenhäusern war u.a.<br />
Krisenmanager beim Attentat in Luxor, Berater bei zwei<br />
erfolgreichen Bun<strong>des</strong>ratswahlen sowie beim grössten<br />
Börsengang in der <strong>Schweiz</strong>. Zu seinen Kunden zählen<br />
sowohl internationale Firmen als auch KMU und Familienunternehmen.<br />
Er ist Autor diverser Publikationen, die bei Orell Füssli<br />
erschienen sind, u.a. „Warum tote Pferde reiten? Wie uns<br />
die Net-Generation zwingt umzusatteln“ (erschienen im<br />
Herbst 2009); „Chef aus Passion – Als Mensch und<br />
Führungskraft Spitze werden“ (2008); „Der erfolgreiche<br />
Unternehmer – Wie man Siege nutzt und aus Niederlagen<br />
lernt“ (mit Dr. Leonhard Fopp, 2008), „Joseph Deiss und<br />
die <strong>Schweiz</strong>“ (mit Beat Kappeler, 2006) usw.<br />
„Als Berater von Entscheidungsträgern aus Wirtschaft,<br />
Politik, Gesellschaft und Kultur hat er ein feines Gespür für<br />
Veränderungen entwickelt, die zuerst nur hinter vorge -<br />
haltener Hand besprochen werden, bevor sie plötzlich und<br />
wie selbstverständlich zum breit diskutierten öffentlichen<br />
Thema werden“ (Orell Füssli über den Autor).
74<br />
<strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong> ist die Vereinigung von führenden Familien -<br />
unternehmen in der <strong>Schweiz</strong>. Unser Ziel ist es, den Unternehmer -<br />
familien eine Plattform zu geben für:<br />
• exklusiven Erfahrungsaustausch<br />
• hochklassige Aus- und Weiterbildung zum Thema<br />
Familienunternehmen<br />
• Festlegung und Durchsetzung politischer Anliegen<br />
• gemeinsame Aktivitäten<br />
• Internet<br />
Family Business Network<br />
Das Family Business Network <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong> ist 1994 von<br />
Franziska Tschudi (erste Präsidentin), Stefan Bichsel, Christoph<br />
Ackeret und Dr. Peter Walti gegründet worden.<br />
Wir sind heute ein eigenständiger Verein aus der Erkenntnis, dass<br />
schweizerische Familienunternehmen mit ihrer lokalen Verwurzelung<br />
eine eigene Plattform suchen.<br />
Im Zentrum unserer Aktivitäten steht der intensive Erfahrungsaustausch<br />
zwischen den Mitgliedern führender Unternehmer -<br />
familien auf nationaler und internationaler Ebene.<br />
Zu diesem Zweck führt <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong> je<strong>des</strong> Jahr exklusive<br />
Veranstaltungen durch, bei denen Familienunternehmer und Kenner<br />
<strong>des</strong> <strong>Familienunternehmens</strong> Einblicke in ihre Firmen geben oder<br />
zusätzliche Fragestellungen rund um das Thema Familienunternehmen<br />
miteinander diskutieren.<br />
Durch die enge Verbindung mit <strong>FBN</strong> International stehen unseren<br />
internationalen Mitgliedern darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten<br />
zum Erfahrungsaustausch auf globaler Ebene offen. <strong>Die</strong>s gilt für<br />
alle Veranstaltungen <strong>des</strong> <strong>FBN</strong> International sowie der anderen<br />
nationalen <strong>FBN</strong> Chapter.
Partner<br />
ABN AMRO Private Banking in der <strong>Schweiz</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong> ist der weltweit führende Private-Banking-Standort<br />
und wird für ihre Stabilität und die vorherrschenden Prinzipien<br />
wie Professionalität, Qualität und Diskretion geschätzt. <strong>Die</strong><br />
stabilen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen<br />
der <strong>Schweiz</strong>, die solide Politik der Notenbank sowie die strenge<br />
Regulierung aller Finanzinstitutionen gewährleisten einen optimalen<br />
Rahmen für die professionelle Vermögensverwaltung.<br />
ABN AMRO Private Banking ist Teil <strong>des</strong> weltweiten ABN AMRO<br />
Netzwerks finanzieller Expertise und Innovation. In der <strong>Schweiz</strong><br />
bieten wir vermögenden Privatkunden seit über 50 Jahren<br />
modernste Produkte, <strong>Die</strong>nstleistungen und Finanzlösungen. Zurzeit<br />
zählen wir zu den besten 20 Privatbanken in der <strong>Schweiz</strong>, und<br />
wir unterhalten enge, langfristige Geschäftsbeziehungen zu<br />
Privatkunden in über 100 Ländern.<br />
ABN AMRO Private Banking bietet viele verschiedene Vermögens -<br />
beratungsdienstleistungen, darunter Anlageberatung, Portfoliomanagement<br />
und Treasury-Lösungen, internationale Nachlassplanung<br />
zur Wahrung <strong>des</strong> Vermögens und <strong>des</strong>sen unkomplizierte<br />
Übertragung an zukünftige Generationen, Bankprodukte und<br />
-dienstleistungen (z.B. Online Banking) sowie Finanzierungs -<br />
lösungen.<br />
Regionale Teams für Asien, Osteuropa, Lateinamerika und den<br />
Nahen Osten verfügen über spezifische Fach- und Lokalkenntnisse,<br />
das Verständnis für die Kultur und kennen Geschäftschancen<br />
der jeweiligen Region. Unsere Privatkunden schätzen vor allem<br />
die Kohärenz und Transparenz unserer Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
sowie unsere persönliche, umfassende Beratung.<br />
75
76<br />
Impressum<br />
Herausgegeben durch das <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Stampfenbachstrasse 153, CH-8006 Zürich<br />
Tel. +41 43 343 10 41, Fax. +41 43 343 10 42<br />
www.fbn.ch, info@fbn.ch<br />
Texte:<br />
Leonhard Fopp, Hanspeter Herger, Andreas Giger,<br />
Franziska Müller Tiberini, Wolfgang Schwartzkopff,<br />
Martin Zenhäusern<br />
Copyright © 2010 <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Umschlagbilder: © <strong>FBN</strong>-I, Marcel & Bianca<br />
Konzept, Design und Produktion:<br />
visual Roschi, Zürich<br />
Druck<br />
Effingerhof AG, Brugg<br />
<strong>Die</strong>ses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Dadurch begründete Rechte,<br />
insbesondere der Übersetzung, <strong>des</strong> Nachdrucks, <strong>des</strong> Vortrags, der Entnahme<br />
von Abbildungen und Tabellen, oder der Vervielfältigung und der<br />
Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben vorbehalten.<br />
Vervielfältigungen <strong>des</strong> Werkes oder von Teilen <strong>des</strong> Werkes sind nicht<br />
zulässig.<br />
<strong>Die</strong> hier geäusserten Meinungen sind diejenigen der Autoren und nicht<br />
<strong>des</strong> <strong>FBN</strong>. <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong> kann keine Verantwortung akzeptieren<br />
für mögliche Fehler oder Unterlassungen in Teilen oder im ganzen Werk.