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Die Zukunft des Familienunternehmens - FBN Deutsche Schweiz

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<strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>des</strong> <strong>Familienunternehmens</strong>


<strong>FBN</strong>-Trendstudie<br />

2020: <strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Familienunternehmens</strong><br />

Trendstudie<br />

Expertenmeinungen<br />

Handlungsempfehlungen<br />

Herausgeber: <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong>, Dr. oec. Leonhard Fopp<br />

Autorenkollektiv: Dr. phil. Andreas Giger, Dr. Hanspeter Herger<br />

Franziska Müller Tiberini, Dr. Wolfgang Schwartzkopff<br />

Martin Zenhäusern


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................4<br />

Nikodemus Herger & Leonhard Fopp<br />

Trendstudie Familienunternehmen im 2020 .................................................................................................................................................................................................7<br />

Leonhard Fopp & Andreas Giger<br />

2020: <strong>Schweiz</strong>er sind Unternehmer – und stolz darauf..............................................................................................................................................35<br />

Leonhard Fopp<br />

2020: Vermögensmanagement mit strategischem Investmentportfolio ist Realität...............................41<br />

Hanspeter Herger<br />

2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen ...............................................................................................................................................51<br />

Wolfgang Schwartzkopff<br />

2020: Zusammenhalt in der Familie – nachhaltige Kommunikation als Trend! ................................................61<br />

Franziska Müller Tiberini<br />

2020: Führen und kommunizieren mit Herz und Hirn ....................................................................................................................................................69<br />

Martin Zenhäusern<br />

Family Business Network .......................................................................................................................................................................................................................................................................74<br />

Partner ...............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................75<br />

Impressum..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................76<br />

3


4<br />

Ein kontinuierlicher Dialog zwischen Unternehmerfamilie und<br />

Familienunternehmung ist von grundlegender Bedeutung. <strong>Die</strong><br />

gegenseitigen Abhängigkeiten und Beeinflussungen sind umfassend<br />

und benötigen einen gemeinsam sorgfältig abgestimmten Werte -<br />

kanon.<br />

<strong>Die</strong> Erfahrung zeigt, dass bewährte Wertvorstellungen in der <strong>Zukunft</strong><br />

nicht immer Bestand haben und gleichfalls an die steigenden<br />

Anforderungen und Veränderungen der Umwelt angepasst werden<br />

müssen. „Back to the roots“ ist nicht immer das zweckmässige<br />

Konzept.<br />

Zurzeit wird zunehmend die Meinung vertreten, dass Familienunternehmen<br />

im Wettbewerb mit anonymen Kapitalgesellschaften<br />

sehr viele Vorteile einbringen können. <strong>Die</strong> vorliegende Studie hat<br />

die Absicht, für Familienunternehmen mögliche relevante Trends<br />

in der kommenden Dekade aufzudecken und erste Handlungsempfehlungen<br />

aus diesen Erkenntnissen abzuleiten.<br />

Der innerfamiliäre Dialog über die prioritären Werte (menschliche,<br />

soziale, kulturelle) muss die glückliche Balance zwischen Vergangenheit<br />

(Tradition) und <strong>Zukunft</strong> finden. Zuerst gilt es, die<br />

normativen Prioritäten bezüglich familiärer Wertvorstellungen<br />

zu klären und zum Vorteil aller auch schriftlich zu fixieren, beispielsweise<br />

in einem Familienwerte-Kanon (Familienleitbild).<br />

<strong>Die</strong>se Leitgedanken sollen in der Folge helfen, den innerfamiliären<br />

Dialog und Abstimmungsprozess über die zentralen Unternehmensmaximen<br />

(Firmenleitbild) auszulösen.<br />

Vorwort 1<br />

Damit kann auch im Jahre 2020 die (Über-)Lebensfähigkeit gesichert<br />

werden, denn die normativen Festlegungen ergeben die<br />

Handlungskorridore für den Erfolg und letztlich für das nachhaltige<br />

Bestehen der Firma. Dass damit auch in der Familie eine intensive<br />

Kommunikation über verschiedene Generationen stattfindet, ist<br />

ein nennenswerter Zusatznutzen dieser Broschüre. Damit können<br />

auch die nachwachsenden Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

rechtzeitig ihre Leadership-Fähigkeiten auf- und ausbauen.<br />

ABN AMRO glaubt an Familienunternehmen und engagiert sich<br />

national wie auch international in dieser für die Volkswirtschaft<br />

wichtigen Unternehmensform. Wir hoffen, dass die vorliegende<br />

Studie und Positionen Sie unterstützen und Ihnen bei Evaluationen<br />

und Entscheidungen entsprechende Impulse vermitteln können.<br />

Wir wünschen Ihnen in den nächsten 10 Jahren weiterhin beständigen<br />

Erfolg.<br />

Dr. Nikodemus Herger<br />

Head Marketing & Communications<br />

ABN AMRO Bank (Switzerland) AG


In Zeiten <strong>des</strong> Umbruchs stehen die wahren Werte von Familienunternehmen<br />

mehr im Vordergrund. <strong>Die</strong>se Unternehmen sind<br />

dank ihrem traditionellen Ethos (der Summe ihrer Normen, Wertvorstellungen<br />

und Handlungsprinzipien) ausgezeichnet positioniert,<br />

um gegen den allgemeinen Wertezerfall einen emotionalen Halt<br />

zu bieten.<br />

Einem Familienunternehmen fallen die Vorteile nur dann zu, wenn<br />

es etwas unternimmt. Wenn die Familie vorerst bei der nachwachsenden<br />

Generation (next generation) auf Unter nehmertum<br />

setzt. Wenn die Vermögensplanung und die Wachstumsfinanzierung<br />

optimal ausgerichtet sind. Wenn die Familie innerhalb<br />

<strong>des</strong> eigenen Kreises und in der Firma aktiv kommuniziert – und<br />

gegen innen und aussen die richtigen Partner schaften pflegt.<br />

<strong>Die</strong>se Broschüre zeigt ideale <strong>Zukunft</strong>sbilder auf. <strong>Die</strong>se haben in<br />

den nächsten zehn Jahren eine hohe Chance auf Verwirklichung,<br />

wenn Unternehmer, Familien und Firmen unsere Handlungsvorschläge<br />

mit Verstand und Herz akzeptieren, miteinander intensiv<br />

diskutieren sowie konsequent einige davon in die familiäre und<br />

betriebliche Realität umsetzen.<br />

Vorwort 2<br />

Nachhaltige Unternehmensführung bedingt gelebtes Unter -<br />

nehmertum. <strong>Die</strong>s ist insbesondere in der nächsten Generation<br />

möglichst frühzeitig zu fördern.<br />

Mein Dank geht an die Bank ABN AMRO sowie an die Autoren,<br />

die alle dank ihrer grosszügigen Unterstützung mit Ideen und<br />

Franken diese Broschüre ermöglicht haben.<br />

Wir wünschen den Familienunternehmen auch übermorgen viel<br />

Erfolg, damit einige von ihnen im jeweiligen Wirtschaftsumfeld<br />

zu Leuchttürmen werden, die viel positives Licht in eine unsichere<br />

Grosswetterlage bringen.<br />

Dr. oec. Leonhard Fopp<br />

Präsident <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

5


Trendstudie Familienunternehmen<br />

im 2020<br />

Was können Familienunternehmen tun, um noch<br />

erfolgreicher zu werden?<br />

von Dr. oec. Leonhard Fopp und Dr. phil. Andreas Giger<br />

In Kürze<br />

<strong>Die</strong> Leitfragen der Online-Befragung unter schweizerischen<br />

Familienunternehmern 1 waren:<br />

• Wie sieht das Selbstbild der Familienunternehmen (FU) aus, und wie stark sind<br />

darin deren Potenziale und Chancen verankert?<br />

• Haben Familienunternehmen eine <strong>Zukunft</strong>?<br />

• Wie wirken sich unterschiedliche Szenarien, die im Jahr 2020 eingetroffen<br />

sein könnten, auf schweizerische Familienunternehmen aus?<br />

• Was kann ein Familienunternehmen heute tun, um von den Ergebnissen der<br />

Trendstudie Vorteile für die eigene Firma aufzubauen?<br />

Familienunternehmen sind für die <strong>Zukunft</strong> bestens gerüstet, wenn sie an<br />

die eigene <strong>Zukunft</strong> als Unternehmerfamilie und als Familienunternehmen<br />

glauben und wenn sie daran arbeiten.<br />

1 Der Einfachheit halber erwähnen wir nur den männlichen Begriff, meinen aber stets beide Geschlechter.<br />

7


8 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

Warum überhaupt eine Trendstudie?<br />

Ziel der <strong>FBN</strong>-Studie war es, einen Beitrag zum Selbstbild von<br />

Familienunternehmern zu leisten. Zuerst wurde das eigene Bewusst -<br />

sein als Familienunternehmen hinterfragt. Danach wurde erfasst,<br />

wie sich unterschiedliche Szenarien aus dem Jahr 2020 in fünf<br />

Bereichen auf das eigene Familienunternehmen auswirken. In<br />

diesem Bericht werden diese Szenarien zu zehn Haupttrends<br />

verdichtet.<br />

<strong>Die</strong> 5 Untersuchungsbereiche beinhalten:<br />

• Entwicklung der gesellschaftlichen Werte,<br />

• Entwicklung <strong>des</strong> wirtschaftlichen und politischen Umfel<strong>des</strong>,<br />

• Entwicklung der Märkte,<br />

• Entwicklung der Mitarbeiter-Märkte sowie<br />

• Entwicklung von Management und Unternehmens-<br />

Organisation.<br />

Angeschrieben wurden im Herbst 2009 ca.180 <strong>FBN</strong>-Mitglieder<br />

und -Freunde. Es gingen 48 vollständig und 30 teilweise ausgefüllte<br />

Online-Fragebogen ein. <strong>Die</strong> weitere Rücklaufquote beträgt<br />

somit 43 Prozent, die engere 27 Prozent.<br />

Da aufgrund langjähriger Erfahrung 50 Teilnehmende völlig ausreichen,<br />

um die Breite <strong>des</strong> Meinungsspektrums der Angesprochenen<br />

wiederzugeben, kann davon ausgegangen werden, dass die hier<br />

dargestellten Antworten die Einstellungen der Familienunternehmen<br />

verlässlich widerspiegeln sowie die Grössenverhältnisse<br />

<strong>des</strong> Meinungsspektrums der Familienunternehmen zuverlässlich<br />

wiedergeben.


Selbstbild der Familienunternehmen (FU) im Jahr 2009<br />

In der Trendanalyse fokussieren wir auf die Frage, welche Chancen<br />

und Potenziale sich für Familienunternehmen eröffnen, wenn<br />

diese absehbare Entwicklungen, vor allem aber ihre eigenen<br />

Stärken nutzen. <strong>Die</strong> Nutzung dieser Potenziale wird jedoch nur<br />

möglich sein, wenn die Familienunternehmen diese Stärken auch<br />

tatsächlich als eigene wahrnehmen.<br />

Ob dies bereits heute der Fall ist, haben wir mit einer Reihe von<br />

Fragen zum aktuellen Selbstbild von Familienunternehmen geklärt:<br />

• Was macht ein Familienunternehmen aus?<br />

• Wie schneiden Familienunternehmen im Vergleich mit<br />

anonymen Konzernen ab?<br />

• Welches Bild haben Familienunternehmen von sich selbst?<br />

• Welche Assoziationen gibt es zum eigenen Familienunternehmen?<br />

Aus dem Vergleich zwischen der später vorgestellten Trendanalyse<br />

und dem Selbstbild ergeben sich unsere Handlungsempfehlungen.<br />

9


10 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

Was macht ein Familienunternehmen aus?<br />

Getestet wurden zehn Kriterien mit der Frage, ob diese unbedingt,<br />

auch noch oder eher nicht zu einem Familienunternehmen<br />

gehören. Dabei zeigt sich, dass nach Meinung einer Mehrheit<br />

der Befragten nur zwei Kriterien für ein Familienunternehmen<br />

unabdingbar sind:<br />

• Mehrheitsbesitz einer Familie<br />

• Langfristige Zeitperspektive<br />

Neben dem formalen Kriterium der Besitzverhältnisse spielt also<br />

im Selbstbild der Familienunternehmen die Langfristigkeit der<br />

Perspektive eine zentrale Rolle. Langfristigkeit bedeutet Nachhaltigkeit.<br />

Nachhaltigkeit wiederum ist einer der von uns identifizierten<br />

Haupttrends, der Familienunternehmen grosse Chancen<br />

eröffnet. Hier decken sich somit Trendanalyse und Selbstbild<br />

weitgehend.<br />

Mehrheitsbesitz einer Familie<br />

langfristige Zeitperspektive<br />

Festlegung der Strategie durch Familie<br />

spezielle Unternehmenskultur<br />

Vertretung der Familie im Management<br />

Familien-Werte sind gleich Unternehmens-Werte<br />

keine Börsenkotierung<br />

Alleinbesitz durch Familie<br />

operative Führung durch Familienmitglieder<br />

Mehrheit der Familie im Verwaltungsrat<br />

Zwei andere Merkmale von Familienunternehmen, die gemäss<br />

Trendanalyse grosse Chancen eröffnen, werden dagegen nur von<br />

einer Minderheit der Befragten zu den unabdingbaren Kriterien<br />

gezählt:<br />

• Spezielle Unternehmenskultur<br />

• Familien-Werte sind gleich Unternehmens-Werte<br />

Wie die Trendanalyse zeigt, weist die Orientierung an (immateriellen)<br />

Werten eine deutlich steigende Tendenz auf. Entsprechend wächst<br />

die Attraktivität von werteorientierten Unternehmen, welche<br />

diese Werte auch in eine spezielle Unternehmenskultur umsetzen.<br />

<strong>Die</strong> Besinnung auf diese Stärken könnte also einen wesentlichen<br />

Beitrag zu einem stärkeren Selbstbewusstsein von Familienunter -<br />

nehmen leisten.<br />

Merkmale eines <strong>Familienunternehmens</strong> (FU)<br />

38 52<br />

38 46<br />

21 46<br />

19 60<br />

17 50<br />

6 58<br />

6 58<br />

6 52<br />

77 17<br />

60 29<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

gehört unbedingt dazu gehört auch dazu


Wie schneiden Familienunternehmen im Vergleich mit anonymen Konzernen ab?<br />

Für insgesamt 19 mögliche Eigenschaften von Unternehmen wurde<br />

gefragt, ob diese eher auf Familienunternehmen oder eher auf<br />

Unternehmen in anonymem Besitz zutreffen. Dazu stand eine<br />

sieben stufige Skala zur Verfügung, die von -3 („passt eindeutig zu<br />

anonymen Unternehmen“) über 0 („passt zu beiden genau gleich“)<br />

bis zu +3 („passt eindeutig zu Familienunternehmen“) reichte.<br />

Nur bei einer einzigen Eigenschaft ergibt sich ein leichter Überhang<br />

zugunsten der anonymen Unternehmen. Alle anderen Eigenschaften<br />

passen – immer laut der befragten Familienunternehmern –<br />

besser zur Gattung der Familienunternehmen, wenngleich in<br />

sehr unter schiedlicher Akzentuierung.<br />

Stark zugunsten der Familienunternehmen schlägt das Pendel<br />

bei diesen Eigenschaften aus:<br />

• Geografische und historische Verwurzelung<br />

• Orientierung an Werten, speziell an jenen <strong>des</strong><br />

„ehrbaren Kaufmanns“, die Werte wie verlässlich, fair,<br />

sozial und nachhaltig umfassen<br />

• Sympathische Ausstrahlung<br />

an einem Ort verwurzelt<br />

werteorientiert<br />

„ehrbarer Kaufmann“<br />

sozial<br />

sympathisch<br />

nachhaltig<br />

spannende Geschichte<br />

verlässlich<br />

fair<br />

flexibel<br />

Hier erscheinen im Selbstbild der Familienunternehmen Stärken,<br />

die wir als solche auch in der Trendanalyse identifiziert haben.<br />

Darauf kann und soll bei der Nutzung der <strong>Zukunft</strong>spotenziale<br />

von Familienunternehmen aufgebaut werden.<br />

Gewisse, wenngleich schwächere Vorteile gegenüber den anonymen<br />

Unternehmen sehen die Familienunternehmen auch bei diesen<br />

Eigenschaften:<br />

• Ganzheitlichkeit<br />

• Krisenfestigkeit<br />

• Kundenorientierung<br />

• Attraktivität als Arbeitgeber<br />

In diesen Feldern könnte das Selbstbewusstsein der Familienunter -<br />

nehmen im Sinne einer ausgeprägteren Besinnung auf durchaus<br />

vorhandene Stärken also noch wachsen.<br />

Unterschiede zwischen FU und anonymen Konzernen<br />

-3 -2 -1 0 1 2 3<br />

von -3 (passt eindeutig besser zu anonymen Unternehmen) über 0 (passt zu beiden genau gleich)<br />

bis +3 (passt eindeutig besser zu Familienunternehmen)<br />

1.2<br />

1.1<br />

1.4<br />

1.3<br />

1.6<br />

1.5<br />

1.5<br />

1.5<br />

1.7<br />

1.7<br />

11


12 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

Welches Bild haben Familienunternehmen von sich selbst?<br />

Mit 15 Aussagen wurde erfasst, welches Selbstbild Familienunter -<br />

nehmen haben, wobei in der Grafik nur die voll oder teilweise<br />

zustimmenden Stimmen erfasst sind.<br />

In einem Punkt sind sich die Befragten einig: Wenn ein Familien -<br />

unternehmen nicht in der Familie gehalten werden kann, bedeutet<br />

dies nicht, dass es gescheitert ist. Umgekehrt gibt es weitgehende<br />

Einigkeit bei den grössten Gefahren für Familienunternehmen:<br />

• Uneinigkeit in der Familie<br />

• Heikle Phase Generationenwechsel<br />

Ebenfalls grösstenteils einverstanden sind die Befragten mit den<br />

Punkten:<br />

• Familienunternehmen leisten einen zentralen Beitrag zur<br />

Volkswirtschaft<br />

• Familienunternehmen waren immer schon nachhaltig<br />

Aus diesen Elementen speist sich also schon heute ein starkes<br />

Selbstbewusstsein der Familienunternehmen.<br />

Weniger Zustimmung erfahren im Selbstbild der Familienunternehmen<br />

bisher diese potenziellen Stärken:<br />

• Eignung und Natürlichkeit <strong>des</strong> Modells Familie für die<br />

Unternehmensführung<br />

• <strong>Die</strong> Rolle der Familienunternehmen als Trendsetter<br />

• <strong>Die</strong> Kompetenz der Familienunternehmen für<br />

ganzheitliches Denken und Handeln<br />

• Der Lustfaktor („es gibt nichts Schöneres, als ein<br />

Familienunternehmen zu führen“)<br />

Werden diese Elemente im Selbstbild der Familienunternehmen<br />

gestärkt, dann könnte dies ein wesentlicher Beitrag dazu sein,<br />

dass auch die Zustimmung zu dieser Behauptung wächst:<br />

Familien unternehmen haben einzigartige Potenziale.


die grösste Gefahr für FU sind uneinige Familien<br />

die heikelsten Phasen für ein FU sind die Generationenwechsel<br />

ohne FU würde unsere Wirtschaft zusammenkrachen<br />

FU waren nachhaltig, lange ehe es den Begriff gab<br />

FU haben einzigartige Potenziale<br />

der Erfolg eines FU hängt von der Kommunikation in der Familie ab<br />

es gibt nichts Schöneres, als ein FU zu führen<br />

FU sind die natürlichste Unternehmensform<br />

FU liegen voll im Trend<br />

FU haben ein besonderes Gespür für die Bedürfnisse aller Stakeholder<br />

FU klammern sich zu oft an die Vergangenheit<br />

FU sind letztlich ganz normale Unternehmen<br />

FU sind Meister der Balance<br />

FU funktionieren, weil letztlich auch Unternehmen so etwas wie eine<br />

grosse Familie sind<br />

wenn ein FU nicht in der Familie gehalten werden kann, ist es gescheitert<br />

Das Selbstbild <strong>des</strong> FU<br />

6 35<br />

2 8<br />

31 52<br />

25 52<br />

23 50<br />

35 27<br />

21 40<br />

21 35<br />

21 35<br />

12 31<br />

42 38<br />

44<br />

54<br />

65 25<br />

63 25<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

voll und ganz einverstanden eher einverstanden<br />

13


14 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

Welche Assoziationen gibt es zum eigenen Familienunternehmen?<br />

Insgesamt zwei Dutzend mögliche Assoziationen zum eigenen<br />

Familienunternehmen wurden erfragt. Für die Auswertung<br />

beschränken wir uns auf jene 15, die von einem relevanten Teil<br />

der Befragten, nämlich min<strong>des</strong>tens zehn Prozent, ausgewählt<br />

wurden. Das Assoziationsprofil der Familienunternehmen ist also<br />

mit den ausgewählten Vorgaben weitgehend abgedeckt.<br />

Dominant sind in diesem Profil die Assoziationen Kunden,<br />

Mitarbeiter und Netzwerk. Familienunternehmen sehen sich also<br />

bereits heute primär als ein Geflecht von Beziehungen und<br />

Vernetzungen zwischen Menschen. Da Menschen und ihre<br />

Beziehungen zunehmend als zentrale Grössen auch in der<br />

Wirtschaftsführung erkannt werden, verfügen Familienunternehmen<br />

hier über einen Erfahrungsschatz, der aktiv bewirtschaftet<br />

werden kann und soll.<br />

Ebenfalls stark verankert im Assoziationsprofil von Familienunter -<br />

nehmen ist die eigene Geschichte. Da Herkunft im Zusammenhang<br />

mit dem steigenden Bedarf nach Echtheit und Authentizität<br />

immer wichtiger wird, liegt hier ebenfalls eine Stärke der Familien -<br />

unternehmen, deren sich diese bereits heute bewusst sind.<br />

zufriedene Kunden<br />

motivierte Mitarbeiter<br />

ein Netzwerk menschlicher Beziehungen<br />

die Unternehmensgeschichte<br />

ein organisches Gebilde<br />

blühender Garten<br />

Sitzungen im Familienrat<br />

bestimmte Familienmitglieder<br />

eine Fussballmanschaft<br />

grosse Familie<br />

ein Orchester<br />

eine feste Burg<br />

ein Haus mit vielen Räumen<br />

ein Uhrwerk<br />

Bilanzen<br />

Interessant sind die beiden folgenden Ränge, nämlich ein<br />

organisches Gebilde (35%) und ein blühender Garten (29%). Ein<br />

Unternehmen als organisches Gebilde zu erkennen und zu<br />

behandeln, und dabei einen blühenden Garten pflegen statt an<br />

den „richtigen“ Schrauben drehen zu wollen, sind zentrale<br />

Elemente eines neuen Verständnisses von Management und<br />

Unternehmensorganisation, das gemäss unserer Trendanalyse<br />

zweifellos <strong>Zukunft</strong> hat. Beachtliche Minderheiten unter den<br />

Familienunternehmern haben dies bereits als Stärke und Potenzial<br />

erkannt. Noch grösser dürften die Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein<br />

der Familienunternehmen werden, wenn aus dieser<br />

Minderheit eine Mehrheit wird.<br />

Assoziationen zum eigenen FU<br />

17<br />

15<br />

12<br />

12<br />

29<br />

29<br />

25<br />

23<br />

23<br />

23<br />

38<br />

52<br />

65<br />

83<br />

79<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100


Szenarien aus dem Jahr 2020 und ihre Auswirkungen auf<br />

Familienunternehmen<br />

Wie wirken sich unterschiedliche Szenarien, die im Jahr 2020<br />

eintreffen könnten, auf das eigene Familienunternehmen aus –<br />

und wie wahrscheinlich sind diese Szenarien? Das war die zentrale<br />

Fragestellung der vorliegenden Studie. Getestet wurden insgesamt<br />

55 Szenarien aus den Bereichen Entwicklung der gesellschaftlichen<br />

Werte, wirtschaftliches und politisches Umfeld, Entwicklung der<br />

Märkte, Entwicklung der Mitarbeiter-Märkte sowie Entwicklung<br />

von Management und Unternehmens-Organisation.<br />

Nur zehn Szenarien haben negative Auswirkungen, davon sechs<br />

im Bereich „Umfeld“. Wird dieser Bereich ausgeklammert, ergibt<br />

sich bei 42 Szenarien mit positiven Auswirkungen ein Durchschnitt<br />

von +1.0 auf der Skala von 0 bis +2.<br />

<strong>Die</strong> durchschnittliche Eintreffenswahrscheinlichkeit, gemessen<br />

am Anteil derjenigen, die nicht „trifft nicht ein“ geantwortet<br />

haben (dieser Wert wird in den Grafiken jeweils in Klammern<br />

nach dem entsprechenden Szenario präsentiert), beträgt 86<br />

Prozent.<br />

2 Der Einfachheit halber erwähnen wir nur den männlichen Begriff, meinen aber stets beide Geschlechter.<br />

<strong>Die</strong> Megatrends im Überblick<br />

• Familien-Werte stehen wieder hoch im Kurs<br />

• Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema<br />

• Lebensqualität ist zum Leit-Wert geworden<br />

• Das Umfeld ist garstiger<br />

• In den Märkten ist der Orientierungsbedarf gewachsen<br />

• Echtheit und Authentizität machen den Unterschied<br />

• Mitarbeiter 2 wollen EigenSinn<br />

• Mitarbeiter suchen Bindung<br />

• Management ist organischer geworden<br />

• Unternehmensführung heisst Vernetzung<br />

• Familienunternehmen meistern Trendbrüche<br />

15


16 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

1. Entwicklung der gesellschaftlichen Werte<br />

Selbstverständlich lässt sich ein komplexes Geschehen wie der<br />

Werte-Wandel kaum in 13 Szenarien erfassen, doch war es aufgrund<br />

der langjährigen Forschungserfahrung <strong>des</strong> Studienleiters möglich,<br />

sich auf die wichtigsten Entwicklungen zu konzentrieren.<br />

Auffällig ist, dass die meisten Szenarien als sehr wahrscheinlich<br />

gelten: Bei zehn von ihnen beträgt die Eintreffenswahrscheinlichkeit<br />

85 Prozent und mehr! Nur bei der Stimmung von Optimis -<br />

mus und <strong>Zukunft</strong>sglaube (75%), bei der verstärkten Solidarität<br />

zwischen den Generationen (69%) und vor allem beim Anbruch<br />

<strong>des</strong> Zeitalters der neuen Bescheidenheit (54%) wird das Eintreffen<br />

<strong>des</strong> Szenarios von grösseren Teilen der Befragten bezweifelt.<br />

Nur gerade ein Szenario hätte deutlich negative Auswirkungen,<br />

nämlich „vom Staat wird immer noch mehr verlangt“. Das würde<br />

den Spielraum je<strong>des</strong> Unternehmens einschränken und sich so<br />

nicht nur auf Familienunternehmen hemmend auswirken.<br />

Insgesamt werden vom gesellschaftlichen Werte-Wandel jedoch<br />

deutlich positive Auswirkungen auf das eigene Familienunter-<br />

es herrscht Stimmung von Optimismus und <strong>Zukunft</strong>sglaube (75%)<br />

Nachhaltigkeit ist zum zentralen Thema geworden (100%)<br />

das Verlangen nach Qualität ist überall gross (98%)<br />

Eigenverantwortung und Freiheit sind zentrale Werte (96%)<br />

die Werte <strong>des</strong> ehrbaren Kaufmanns stehen hoch im Kurs (88%)<br />

die Menschen verlangen verstärkt nach Sinn (96%)<br />

regionale Verwurzelung ist wichtig (85%)<br />

Traditionen werden wieder hoch geschätzt (88%)<br />

die Solidarität zwischen den Generationen hat sich verstärkt (69%)<br />

man investiert wieder mehr in die Familie (88%)<br />

das Zeitalter der neuen Bescheidenheit ist ausgebrochen (54%)<br />

Lebensstandard wird unwichtiger, Lebensqualität wichtiger (87%)<br />

vom Staat wird immer noch mehr verlangt (90%)<br />

nehmen erwartet. Nehmen wir nur die höchst wahrscheinlichen<br />

Szenarien, dann gilt dies vor allem für die gewachsene Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Themas Nachhaltigkeit, für das gestiegene Qualitätsbewusstsein,<br />

für die gewachsene Bedeutung der Werte Freiheit und<br />

Eigenverantwortung, für den Kursgewinn der Werte <strong>des</strong> ehrbaren<br />

Kaufmanns, für die zunehmende Sinn-Orientierung, für das<br />

gewachsene Gewicht von regionaler Verwurzelung und Tradition,<br />

für die Ablösung von Lebensstandard durch Lebensqualität als<br />

Leit-Wert sowie für die gewachsene Bedeutung der Familien-Werte.<br />

Zusammengefasst zeichnen sich im Bereich <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />

Werte-Wandels drei grosse Trends ab, die sich alle als grosse<br />

Chance für Familienunternehmen entpuppen:<br />

• Familien-Werte stehen wieder hoch im Kurs<br />

• Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema<br />

• Lebensqualität ist zum Leit-Wert geworden<br />

Für FU relevante gesellschaftliche Werte<br />

-1<br />

1.5<br />

1.4<br />

1.4<br />

1.3<br />

1.2<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.8<br />

0.7<br />

-2 -1 0 1 2<br />

von -2 (stark negative Auswirkungen) bis +2 (stark positive Auswirkungen) (in Klammern beim Szenario: Eintreffens-Wahrscheinlichkeit)


Familien-Werte stehen wieder hoch im Kurs<br />

Gerade in unsicheren und unübersichtlichen Zeiten wie den<br />

unseren ist es nicht erstaunlich, dass sich die Menschen wieder<br />

vermehrt auf Bekanntes und Bewährtes besinnen – und dazu<br />

gehört die Familie nun mal ganz zentral. Wohl wandeln sich die<br />

Vorstellungen davon, was eine Familie ist, doch die mit dieser<br />

Vorstellung verbundenen Werte bleiben stabil: Es geht bei Familie<br />

um Orientierung und Geborgenheit, um Respekt, Loyalität oder<br />

Verlässlichkeit. Und natürlich auch um Verwurzelung und Tradition.<br />

Mehr und mehr wird anerkannt, dass die Familie eine hervor -<br />

ragende Denkschule ist. Sie lehrt uns, überall auf Menschen und<br />

Beziehungen zu fokussieren. Familien haben einen grossen<br />

Erfahrungsschatz im Umgang mit Individualität (bis hin zum<br />

Eigensinn) und Komplexität. Und Familien haben gelernt, flexibel<br />

und anpassungsfähig zu sein. Es gibt so etwas wie die Evolution<br />

einer Familie, im fliessenden Gleichgewicht zwischen Bewahrung<br />

von Traditionen und Wandel.<br />

All diese wertvollen Eigenschaften und Fähigkeiten von Familien<br />

werden zunehmend als wertvolle Ressourcen auch und gerade<br />

im Wirtschaftsleben erkannt: Fokussierung auf Menschen und<br />

Beziehungen. Umgang mit Individualität und Komplexität.<br />

Fähigkeit zur Evolution, zum Fliessgleichgewicht zwischen<br />

Beharrung und Entwicklung.<br />

<strong>Die</strong> Familie wird <strong>des</strong>halb zum Modell, von dem andere Organi -<br />

sa tionen lernen.<br />

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />

• Familien-Werte hegen und pflegen – im Unternehmen wie<br />

in der Familie.<br />

• Individuen wie Unternehmen als „im Fluss der Evolution<br />

schwimmend“ sehen lernen.<br />

• <strong>Die</strong> Reifung von Menschen und Unternehmen sowie deren<br />

Konfliktfähigkeit fördern.<br />

• Generationenwechsel bewusst und offen gestalten, ohne<br />

Druck und mit sehr viel Kommunikation.<br />

• <strong>Die</strong> Familie als Kommunikationsplattform betrachten und<br />

über diverse Kommunikationswege berichten.<br />

= Das Portfolio „Erfahrungen mit dem Modell Familie“<br />

aktiv bewirtschaften!<br />

17


18 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema<br />

Auch wenn die Wirtschaftskrise das Thema vorübergehend etwas<br />

in den Hintergrund gerückt hat, so besteht doch kein Zweifel daran,<br />

dass längerfristig gesehen Nachhaltigkeit zu einem zentralen<br />

Thema wird. Der kaum noch zu stoppende Klimawandel und die<br />

zunehmend wahrgenommene Begrenztheit von Rohstoffen und<br />

anderen Ressourcen machen diese Entwicklung unumgänglich.<br />

Nachhaltigkeit bedeutet sowohl langfristiges als auch ganzheitliches<br />

Denken und Handeln. Nachhaltiges Wirtschaften verlangt<br />

<strong>des</strong>halb sowohl ökonomische als auch ökologische, soziale und<br />

kulturelle Aspekte zu berücksichtigen und dabei die langfristige<br />

Evolution <strong>des</strong> Unternehmens im Auge zu behalten.<br />

„Triple bottom line“ Realität werden lassen:<br />

Gleichzeitig Bericht erstatten über<br />

Finanzen, Ökologie und Soziales.<br />

Das schliesst eine Orientierung an kurzfristiger Gewinnmaximierung<br />

aus. Ohnehin erweist sich finanzielle Gier als zu einseitig und<br />

für die Allgemeinheit schädlich. Wirtschaft muss je länger je<br />

mehr nicht nur dem Portemonnaie, sondern auch Geist und Seele<br />

aller Beteiligten etwas bieten.<br />

Von Seiten aller Stakeholder, vorab von jener der Kunden, wächst<br />

<strong>des</strong>halb der Druck auf die Unternehmen, nachhaltig zu wirtschaften.<br />

Nachhaltiges und emotionales Wirtschaften wird zum selbstverständlichen<br />

Standard.<br />

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />

• Sich auf die eigene Tradition besinnen und darauf aufbauen,<br />

denn FU haben schon immer nachhaltig gewirtschaftet.<br />

• „Back to the roots“ aktiv vermarkten durch ein Aufarbeiten<br />

der eigenen Familien- und Firmengeschichte.<br />

• Weiterhin langfristig denken und handeln.<br />

• Ökonomische, ökologische und sozio-kulturelle Interessen<br />

und Werte berücksichtigen (triple bottom line).<br />

• <strong>Die</strong> vorhandene emotionale Intelligenz und das aktuelle<br />

Glaubwürdigkeits-Plus nutzen.<br />

• Profit-Orientierung im Rahmen grösserer Ziele aufgehen<br />

lassen: Legitimation demonstrieren.<br />

= Mit den vorhandenen Nachhaltigkeits-Pfunden punkten<br />

und den emotionalen Mehrwert nutzen!


Lebensqualität ist zum Leit-Wert geworden<br />

Der Schlüsseltrend in der Entwicklung der gesellschaftlichen Werte<br />

lautet: Vom Lebensstandard zur Lebensqualität. Das bedeutet<br />

auch: Immaterielle Werte werden wichtiger als materielle, Qualität<br />

wird wichtiger als Quantität, Geist wird wichtiger als Geld.<br />

Dagobert Duck und mit ihm der Tanz um das goldene Kalb haben<br />

ausgedient. Weil das Streben nach immer mehr materiellen<br />

Gütern nicht glücklich macht und darüber hinaus Suchtcharakter<br />

aufweist, wird nach einem überzeugenden neuen Leit-Wert gesucht.<br />

<strong>Die</strong>ser kann nur Lebensqualität heissen.<br />

Lebensqualität ruft nach besserer<br />

Integration der Ich-, Arbeits- und Freizeit.<br />

Lebensqualität ist vielschichtig und umfasst viele einzelne Sphären.<br />

Lebenskunst besteht darin, bei der eigenen Lebensgestaltung die<br />

verschiedenen Lebensqualitäts-Sphären in Balance und Fliessgleichgewicht<br />

zu halten und dafür einen Sinn für das richtige<br />

Mass zu entwickeln. „Totaler Einsatz“ in der Arbeitswelt verträgt<br />

sich damit nicht, was vor allem die jüngere Generation begriffen<br />

hat.<br />

Menschen investieren zunehmend ihre Ressourcen (Zeit, Aufmerksamkeit,<br />

Energie, Geld) nur noch dort, wo sie einen Zuwachs<br />

auf ihrem Lebensqualitäts-Konto erwarten. Lebensqualitäts-Killer<br />

werden gemieden.<br />

<strong>Die</strong> zentrale Leitfrage der Menschen lautet: Was bringt Gewinn<br />

oder Verlust auf meinem Lebensqualitäts-Konto?<br />

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familien unter -<br />

nehmen:<br />

• Lebensqualität zum eigenen Leit-Wert machen.<br />

• Unternehmens-Entscheide immer nach den potenziellen<br />

Auswirkungen auf das Lebensqualitäts-Konto aller Stakeholder<br />

bewerten.<br />

• Nicht mehr den Profit als betriebliche Steuergrösse einsetzen,<br />

sondern den finanziellen Wertbeitrag an alle Bezugsgruppen.<br />

• Familien-Entscheide an den Auswirkungen auf das familiäre<br />

Lebensqualitäts-Konto messen.<br />

= Lebensqualität ins Zentrum der Unternehmenskultur und<br />

auch <strong>des</strong> Generationenwechsels stellen!<br />

19


20 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

2. Entwicklung <strong>des</strong> wirtschaftlichen und politischen Umfelds<br />

Insgesamt neun abgefragte Szenarien beschäftigten sich mit der<br />

Entwicklung <strong>des</strong> wirtschaftlichen und politischen Umfelds von<br />

Familienunternehmen.<br />

Davon gelten sechs Szenarien als höchst wahrscheinlich (Eintreffenswahrscheinlichkeit<br />

80 Prozent und mehr). Dazu gehören<br />

eine verstärkte Globalisierung, massiv verschärfte Staatseingriffe,<br />

speziell in Form von Umwelt-Auflagen, aber auch ein Absinken der<br />

frei verfügbaren Kaufkraft der Bevölkerung sowie das Kollabieren<br />

der staatlichen Sozialsysteme. Nur bei der Kreditverknappung<br />

(75%), bei der massiven Erhöhung der Erbschaftssteuer (75%)<br />

sowie bei der Unmöglichkeit weiteren Wirtschaftswachstums<br />

(65%) bestehen grössere Zweifel am Eintreffen der Szenarien.<br />

Als einziger Bereich weist die Entwicklung <strong>des</strong> Umfelds eine<br />

Mehrheit an Szenarien mit negativen Auswirkungen auf: Sechs<br />

haben deutlich negative Auswirkungen, zwei neutrale und nur<br />

Wirtschaft wieder so geachtet wie vor Krise (85%)<br />

Wirtschaft ist noch globaler geworden (94%)<br />

Umwelt-Auflagen massiv verschärft (96%)<br />

Wachstum kaum noch möglich, höchstens Stabilität (65%)<br />

Kredite sind immer schwerer erhältlich (75%)<br />

frei verfügbare Kaufkraft der Bevölkerung gesunken (85%)<br />

Staatseingriffe in Wirtschaft sind massiv geworden (88%)<br />

staatliche Sozialsysteme sind am Kollabieren (81%)<br />

Erbschaftssteuern werden massiv erhöht (75%)<br />

gerade eines („<strong>Die</strong> Wirtschaft ist wieder so geachtet wie vor der<br />

Krise“) hat positive Konsequenzen für das eigene Familienunternehmen.<br />

Als besonders schlimm werden die Folgen von massiv<br />

gestiegenen Staatseingriffen in die Wirtschaft, von kollabierenden<br />

Sozialsystemen und von massiv erhöhten Erbschaftssteuern<br />

beurteilt. <strong>Die</strong>ser letzte Punkt ist allerdings der einzige, der spezifisch<br />

negative Folgen für die Familienunternehmen hätte, bei allen<br />

anderen kritisch beurteilten Szenarien wäre die gesamte Wirtschaft<br />

betroffen.<br />

Zusammengefasst lässt sich die Entwicklung <strong>des</strong> wirtschaftlichen<br />

und politischen Umfelds zu einem einzigen Haupttrend verdichten:<br />

Das Umfeld wird garstiger.<br />

Für FU relevante wirtschaftliche Werte<br />

-1.6<br />

-1.3<br />

-1.4<br />

-0.8<br />

-0.5<br />

-0.6<br />

-2 -1 0 1 2<br />

von -2 (stark negative Auswirkungen) bis +2 (stark positive Auswirkungen) (in Klammern beim Szenario: Eintreffens-Wahrscheinlichkeit)<br />

0.1<br />

0.1<br />

0.5


Das Umfeld wird garstiger<br />

<strong>Die</strong> wirtschaftlichen <strong>Zukunft</strong>saussichten sind langfristig gesehen<br />

eher düster: <strong>Die</strong> BRIC-Staaten sind auf Kosten Europas die<br />

ökonomischen Gewinner <strong>des</strong> nächsten Jahrzehnts. Generell wächst<br />

die Bedeutung Asiens.<br />

In Europa stagniert die Wirtschaft vielerorts. Wegen der Sättigung<br />

auf hohem Niveau wird sich daran auch kaum viel ändern.<br />

Angesichts von „global sourcing“ wird das Wirtschaften in der<br />

<strong>Schweiz</strong> schwieriger.<br />

<strong>Die</strong> BRIC-Staaten sind die Gewinner <strong>des</strong><br />

nächsten Jahrzehnts.<br />

Massive Staatsdefizite, hauptsächlich in den USA, führen zu<br />

weiteren Eingriffen <strong>des</strong> Staates in die Wirtschaft. Gegenüber<br />

leerer Staatskassen erhöht sich der Druck auf die Steuern massiv.<br />

Problematische staatliche Sozialsysteme und stetig steigende<br />

Gesundheitskosten reduzieren die frei verfügbare Kaufkraft der<br />

Bevölkerung.<br />

Ein raueres wirtschaftliches Klima ist zu erwarten. Asien ist<br />

als Potenzial zu sehen.<br />

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunter -<br />

nehmen:<br />

• Das Wissen über die <strong>Zukunft</strong> systematisieren.<br />

• Förderliche gesellschaftliche Entwicklungen aufmerksam<br />

verfolgen und daraus entstehende Chancen aktiv nutzen.<br />

• In alternativen Szenarien denken und den Mut zur<br />

Veränderung aufbringen.<br />

• Noch mehr auf Eigenverantwortung setzen.<br />

• Partnerschaften und Netzwerke aufbauen: im Verkauf<br />

sowie in der Beschaffung.<br />

• Sich mit Asien intensiv auseinandersetzen.<br />

• Sich der eigenen Stärken und Potenziale bewusst werden<br />

und die eigenen Wertvorstellungen gezielt vertreten.<br />

= Das Merkmal FU bewusst als Differenzierungsstrategie<br />

einsetzen - selbstbewusster werden!<br />

21


22 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

3. Entwicklung der Märkte<br />

Auch die dreizehn getesteten Szenarien aus dem Bereich<br />

Entwicklung der Märkte können natürlich kein vollständiges<br />

Trend-Bild ergeben, umfassen aber viele wichtige Aspekte der<br />

Evolution der Märkte und <strong>des</strong> Marketings.<br />

Nur bei drei Szenarien liegt die geschätzte Eintreffenswahrscheinlichkeit<br />

leicht unter 80%. Somit können fast alle Szenarien<br />

als realistisch betrachtet werden. Zwei Szenarien, nämlich die<br />

zunehmende Innovationssucht der Kunden, vor allem aber ein<br />

(angezweifeltes) Comeback von „Geiz ist geil“, haben laut Einschätzung<br />

der Befragten negative Auswirkungen auf das eigene<br />

Familienunternehmen.<br />

Kunden wollen wissen, wer hinter Angebot steckt (92%)<br />

Nachhaltige Qualität ist zum Zauberwort geworden (94%)<br />

Eigenverantwortung und Freiheit sind zentrale Werte (96%)<br />

Kunden wollen Geschichte(n) hinter einer Marke hören (92%)<br />

starke Marken sind als Orientierungshilfe unentbehrlich (98%)<br />

in unsicheren Zeiten verlassen sich Kunden auf Bewährtes (100%)<br />

Konsum soll nicht mehr Prestige bringen, sondern Sinn (77%)<br />

Kunden wollen nur noch das Authentische und Echte (79%)<br />

strategische Kunden haben massiv zugenommen (85%)<br />

geografische Nähe zum Kunden wird Wettbewerbsfaktor (88%)<br />

Konsum ohne gutes Gewissen ist undenkbar geworden (75%)<br />

Kunden wollen immer schneller Neues (92%)<br />

auf den meisten Märkten läuft alles nur über Preis (77%)<br />

Zum Teil deutlich positiv auswirken werden sich dagegen alle<br />

anderen Entwicklungen. Es sind dies:<br />

• zunehmende Bedeutung von Marken als Orientierungshilfe<br />

• zunehmender Bedarf nach nachhaltiger Qualität, Sinn,<br />

Authentizität, Tradition, Freiheit und Eigenverantwortung<br />

sowie nach gutem Gewissen<br />

• zunehmender Bedarf nach geografischer und historischer<br />

Verwurzelung sowie nach Personalisierung von Marken<br />

• Anwachsen der strategischen Konsumenten, die mit ihrem<br />

Konsum zu einer besseren Welt beitragen wollen<br />

Zusammengefasst lassen sich die Entwicklungen in den Märkten<br />

zu zwei Haupttrends verdichten:<br />

• In den Märkten wächst der Orientierungsbedarf<br />

• Echtheit und Authentizität machen den Unterschied<br />

Für FU relevante Marktentwicklungen<br />

-1.3<br />

-0.3<br />

-2 -1 0 1 2<br />

von -2 (stark negative Auswirkungen) bis +2 (stark positive Auswirkungen) (in Klammern beim Szenario: Eintreffens-Wahrscheinlichkeit)<br />

0.6<br />

0.8<br />

0.9<br />

0.9<br />

1<br />

1<br />

1.1<br />

1.2<br />

1.3<br />

1.3<br />

1.4


In den Märkten wächst der Orientierungsbedarf<br />

Verschiedene Faktoren wie die Entstehung eines „global village“,<br />

das Internet und die enorme Mobilität haben den Wahrnehmungs -<br />

horizont erweitert. Für die jüngeren Generationen sind dies bereits<br />

Selbstverständlichkeiten. <strong>Die</strong>se Ausweitung <strong>des</strong> Spektrums und<br />

<strong>des</strong> Angebots führen zu einer Verunsicherung und Überforderung<br />

der Konsumenten. Entsprechend steigt der Bedarf nach Marken<br />

als starke Leuchttürme in dieser Unübersichtlichkeit.<br />

Menschliches wird wichtiger als Gier<br />

und Geiz.<br />

Starke Marken verkörpern Echtheit. Echtheit heisst klare Herkunft<br />

und Wandlungsfähigkeit zugleich. Entsprechend gefragt sind<br />

Geschichten und die Geschichten hinter einer Marke, Firma oder<br />

Familie. Im Zweifelsfall verlassen sich Konsumentinnen und<br />

Konsumenten ohnehin wieder auf das Bewährte.<br />

Zu einer echten Marke gehören auch die Menschen dahinter.<br />

Menschliches wird wichtiger als Gier und Geiz.<br />

Starke Marken werden zum GPS-Signal im Dschungel der<br />

Märkte.<br />

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />

• Werte eines <strong>Familienunternehmens</strong> als Differenzierungsmerkmal<br />

herausstreichen.<br />

• Traditionen und Historie pflegen, ohne sie zu mumifizieren<br />

(„Oldies-Museum“).<br />

• Marken sind geografisch zu verwurzeln. Sie brauchen eine<br />

Herkunft.<br />

• Eigene Position im Spannungsfeld zwischen lokaler<br />

Verwurzelung und globaler Orientierung bewusst machen<br />

und aktiv kommunizieren.<br />

• Auf Personalisierung setzen (Kultpersonen aufbauen,<br />

Knorrli, Betty Bossi). Keinen Personenkult betreiben.<br />

• Geschichte(n) rund um die Marke aktiv und multimedial<br />

kommunizieren.<br />

= Marken eine Herkunft geben und sie ganzheitlich pflegen!<br />

23


24 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

Echtheit und Authentizität machen den Unterschied<br />

Bei Marken geht es uns wie bei Menschen: Individuen sind uns<br />

lieber als die stromlinienförmige Masse. Individuelle Persönlichkeiten<br />

wollen <strong>des</strong>halb starke Markenpersönlichkeiten. Und das<br />

heisst: Echte und authentische Marken. Mehr und mehr werden<br />

nur noch solche im Dschungel der neuen Unübersichtlichkeit<br />

wahrgenommen.<br />

Echtheit beinhaltet lokale Verwurzelung und zugleich Weltoffen -<br />

heit, Tradition und zugleich Wandlungsfähigkeit.<br />

Echte und authentische Marken verfügen über ein klares Profil,<br />

das durchaus auch Ecken und Kanten enthalten kann. Wer authentisch<br />

ist, ist ganz sich selbst, steht im Einklang mit sich selbst<br />

und nicht im Widerspruch – was innere Widersprüchlichkeiten<br />

einer authentischen Marken-Persönlichkeit keineswegs ausschliesst.<br />

Ein klares persönliches Profil mit Ecken<br />

und Kanten aufbauen.<br />

Echtheit und Authentizität entstehen nur bei vollständiger Transparenz<br />

und brauchen <strong>des</strong>halb viel Kommunikation.<br />

Im Zeitalter der Individualisierung haben nur echte und<br />

authentische Marken eine Chance.<br />

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />

• Klone vermeiden, dem Preiskampf entfliehen.<br />

• Das Sortiment fokussieren auf Angebote mit Ausstrahlung<br />

(Aura).<br />

• Echtheit als Einzigartigkeit international vermarkten.<br />

• Natürlichkeit unseres Lan<strong>des</strong> nutzen.<br />

• Ecken und Kanten als Teil der eigenen Identität aktiv<br />

kommunizieren.<br />

= Sich selber und seinen Wertvorstellungen treu bleiben!<br />

Viel kommunizieren!<br />

Und: spirit.ch fördern! (mehr siehe www.spirit.ch)


4. Entwicklung der Mitarbeiter-Märkte<br />

Zehn Szenarien zur Entwicklung auf den Mitarbeiter-Märkten<br />

wurden getestet. Damit lässt sich die Dynamik der Arbeitswelt<br />

zwar nicht vollständig erfassen, doch wichtige Trends werden<br />

transparenter.<br />

Mit Ausnahme der zwei Szenarien „finanzielle Anreize werden<br />

unwichtiger, Sinn spendende wichtiger“ (79%) und „Führungskräfte<br />

wollen nicht mehr um jeden Preis nach oben“ (69%) gelten alle<br />

Szenarien als sehr wahrscheinlich. Und all diese acht sehr wahrscheinlichen<br />

Szenarien haben nach Einschätzung der Befragten<br />

deutlich bis sehr deutlich positive Auswirkungen auf das eigene<br />

Familienunternehmen.<br />

Mitarbeitende wollen sich mit ihrem Unternehmen identifizieren<br />

können und stolz darauf sein. Sie suchen spür- und fassbare<br />

Arbeit geber, solche die das Motto „Sein statt Schein“ verkörpern<br />

und eine langfristige Perspektive bieten. Sie wollen flache<br />

Hierarchien und Wertschätzung als Wissensträger. Ohne eine<br />

Mitarbeiter wollen sich mit Unternehmen identifizieren (100%)<br />

Mitarbeiter wollen stolz auf ihr Unternehmen sein können (100%)<br />

Menschen wollen spürbare und fassbare Arbeitgeber (100%)<br />

ohne humane Unternehmenskultur keine guten Mitarbeiter (94%)<br />

Mitarbeiter bevorzugen Arbeitgeber mit flachen Hierarchien (96%)<br />

Menschen suchen nach langfristiger Perspektive in Firma (98%)<br />

einzelne Mitarbeiter werden als Wissens-Träger geschätzt (92%)<br />

Menschen suchen Arbeitgeber nach "Sein statt Schein" (85%)<br />

finanzielle Anreize unwichtiger, Sinn spendende wichtiger (79%)<br />

Führungskräfte wollen nicht mehr unbedingt nach oben (69%)<br />

solche humane Unternehmenskultur werden in <strong>Zukunft</strong> keine<br />

wirklich guten Mitarbeitenden mehr gefunden und gehalten<br />

werden können.<br />

Wenn sich diese bereits heute sichtbaren Entwicklungen fortsetzen –<br />

und danach sieht es aus – hat das für Familienunternehmen<br />

ausgesprochen positive Folgen, denn sie bieten all das an, was<br />

im Trend liegt. <strong>Die</strong>se Veränderungen lassen sich zu zwei Haupttrends<br />

zusammenfassen, die nur oberflächlich betrachtet Widersprüche<br />

darstellen:<br />

• Mitarbeiter wollen „EigenSinn“<br />

• Mitarbeiter suchen Bindung<br />

Für FU relevante Mitarbeiter-Perspektiven<br />

-2 -1 0 1 2<br />

von -2 (stark negative Auswirkungen) bis +2 (stark positive Auswirkungen) (in Klammern beim Szenario: Eintreffens-Wahrscheinlichkeit)<br />

0.4<br />

0.8<br />

1.1<br />

1.1<br />

1.2<br />

1.2<br />

1.2<br />

1.3<br />

1.5<br />

1.6<br />

25


26 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

Mitarbeiter wollen „EigenSinn“<br />

Der Megatrend Individualisierung wirkt sich auch auf die Arbeitswelt<br />

aus. Mitarbeitende suchen verstärkt nach Selbstverwirklichung<br />

und eigenem Sinn. Das Wertepaar „Freiheit und Eigenverantwortung“<br />

wird auch in der Arbeitswelt immer wichtiger.<br />

Arbeit muss in <strong>Zukunft</strong> verstärkt der eigenen Lebensqualität dienen,<br />

also einen positiven Beitrag zum individuellen Lebensqualitäts-Konto<br />

leisten. Dazu gehört das Streben nach Sicherheit<br />

genau so wie jenes nach Entfaltung („no risk, no fun!“).<br />

„EigenSinn“ durch konsequentes Fordern<br />

und Fördern zur Entfaltung bringen.<br />

Mitarbeitende erleben sich verstärkt als unverzichtbare Wissensträger<br />

und als kreatives Potenzial. Sie wollen dafür entsprechend<br />

respektiert und wertgeschätzt werden. Gerade die besten Mitarbeiter<br />

beanspruchen Raum für ihren „EigenSinn“ und leisten dann<br />

ihr Bestes, wenn sie diesen bekommen.<br />

Gute Mitarbeiter wollen eine eigene „Sinn-Story“ und grosse<br />

individuelle Spiel- und Entfaltungsräume.<br />

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunter -<br />

nehmen:<br />

• Bei Mitarbeitenden wie Familienmitgliedern Gleichmacherei<br />

vermeiden und Andersartigkeit fördern.<br />

• Individuelle persönliche Evolution unterstützen und fördern.<br />

• Selbstverwirklichung und individuelle Lebensqualität der<br />

Mitarbeitenden durch gezielte Angebote erleichtern.<br />

• Eigenwillige, ja eigensinnige Führung.<br />

• Dem eigenen Nachwuchs Gelegenheit geben, einen eigenen<br />

Fingerabdruck zu gestalten.<br />

• „Diversity“ zulassen: von der obersten Entscheidungsstufe<br />

bis zur Sachbearbeitung.<br />

= „EigenSinn“ konsequent honorieren und in die Reife der<br />

Mitarbeiter investieren!


Mitarbeiter suchen Bindung<br />

Mitarbeiter wollen sich verstärkt mit ihrem Unternehmen identifizieren<br />

und darauf stolz sein können. Der Unternehmer erwartet<br />

eine hohe Kundenorientierung und ein Leistungsprimat. Als<br />

Gegenwert sind menschlich spür- und fassbare Arbeitgeber und<br />

eine humane Unternehmenskultur gefragt. Vom Vorgesetzten<br />

werden auch Respekt und Achtung erwartet.<br />

Mitarbeitende wollen „Nestwärme“<br />

spüren.<br />

Mitarbeiter suchen Sinn in dem, was sie tun, und bei dem, für<br />

den sie es tun. Sie verlangen nach einer langfristigen Perspektive<br />

im Unternehmen, nach Raum für ihre persönliche Reifung.<br />

Gerade die besten Mitarbeitenden suchen sich ihren Arbeitgeber<br />

immer gezielter aus.<br />

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />

• <strong>Die</strong> eigenen Stärken als Arbeitgeber (Personalisierbarkeit,<br />

humane Unternehmenskultur, langfristige Perspektive,<br />

flache Hierarchien, schnelle Entscheide) selbstbewusst<br />

kommunizieren.<br />

• Evolutions- und Reifungsprozesse der Mitarbeitenden<br />

gezielt fördern und honorieren.<br />

• Mitarbeiter und insbesondere Führungskräfte sowie<br />

CEO-Nachfolger danach auswählen, ob es eine Resonanz<br />

zwischen deren Werten und den Familien-Werten gibt.<br />

• Den Mitarbeitenden Gelegenheit geben, in- und ausserhalb<br />

<strong>des</strong> Unternehmens Gutes und Sinnvolles zu tun.<br />

= Ein Arbeitgeber sein, der die besten Mitarbeiter an sich<br />

bindet!<br />

27


28 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

5. Entwicklung von Management und Unternehmens-Organisation<br />

Als letzter Bereich wurde die Entwicklung von Management und<br />

Unternehmens-Organisation mit insgesamt ebenfalls zehn Szenarien<br />

erfasst. Hierbei gibt es bei einigen Szenarien Zweifel an deren<br />

Eintreffenswahrscheinlichkeit. <strong>Die</strong>s gilt vor allem für das Aussterben<br />

der Generalisten (62%) und für die Rückkehr <strong>des</strong> nackten Egoismus<br />

bei den Managern (65%), was nicht nur als relativ unwahrscheinlich<br />

gilt, sondern auch ausgesprochen negative Folgen hätte.<br />

Zweifel gibt es ferner am Eintreffen <strong>des</strong> Szenarios, wonach<br />

Unternehmensgrösse zum Hinderungsfaktor wird und die Kleinen<br />

die Giganten ersetzen (75%) sowie an der allgemeinen Durchsetzung<br />

<strong>des</strong> Grundsatzes „ohne Herkunft keine <strong>Zukunft</strong>“ auch<br />

bei Unternehmen (77%). Beide Szenarien hätten allerdings bei<br />

ihrem Eintreffen deutlich positive Auswirkungen auf das eigene<br />

Familienunternehmen.<br />

Beziehungsnetze wichtiger als Management-Modelle (94%)<br />

Führung gleich Gartenpflege, nicht Schraubendrehen (88%)<br />

Führung mit Intuition und gesundem Menschenverstand (83%)<br />

Vertrauen bei allen Stakeholdern gleich Wertschöpfung (88%)<br />

Grösse = Hinderungsfaktor, Kleine ersetzen Giganten (75%)<br />

emotionale Intelligenz so wichtig wie Fachkompetenz (96%)<br />

auch für Unternehmen: keine <strong>Zukunft</strong> ohne Herkunft (77%)<br />

Unternehmensführung gleich Interessenausgleich (88%)<br />

Spezialisierung ist alles, Generalisten sind ausgestorben (62%)<br />

bei Managern wieder nackter Egoismus eingekehrt (65%)<br />

Als wahrscheinlich und positiv gelten:<br />

• Persönliche Beziehungsnetze werden wieder wichtiger als<br />

ausgeklügelte Management-Modelle<br />

• Führung wird als Pflege eines Gartens verstanden, statt als<br />

Drehen von Schrauben<br />

• Führung mit Intuition und gesundem Menschenverstand<br />

ersetzt mathematische Modelle<br />

• Vertrauen bei allen Stakeholdern zu schaffen, ist die wichtigste<br />

Wertschöpfungsmethode geworden<br />

• Emotionale Intelligenz ist gleich wichtig wie Fachkompetenz<br />

• <strong>Die</strong> Kunst der Unternehmensführung wird als Ausgleich<br />

widersprüchlicher Interessen verstanden<br />

Daraus lassen sich wiederum zwei Haupttrends ableiten:<br />

• Management wird organischer<br />

• Unternehmensführung heisst Vernetzung<br />

Für FU relevante Management-Trends<br />

-1.3<br />

-2 -1 0 1 2<br />

von -2 (stark negative Auswirkungen) bis +2 (stark positive Auswirkungen) (in Klammern beim Szenario: Eintreffens-Wahrscheinlichkeit)<br />

0.3<br />

0.7<br />

0.8<br />

0.9<br />

1<br />

1.1<br />

1.1<br />

1.3<br />

1.3


Management wird organischer<br />

Konträre Werte in Familie und Firma (z. B. Zusammenhalt versus<br />

Sachlogik) bewirken Paradoxien, deren Lösung eine hohe situative<br />

Kreativität und auch Fingerspitzengefühl voraussetzen. Statische<br />

und mechanistische Ansätze führen immer weniger zum Ziel.<br />

Unternehmen sind zukünftig organische, nicht mechanische<br />

Gebilde. Im Gegensatz zu linearen Management-Modellen sind<br />

wie in der Natur Diskontinuitäten, Brüche, Widersprüche,<br />

Unvorhersehbarkeiten und Komplexität selbstverständlich.<br />

<strong>Die</strong>ses Wissen ist in Familienunternehmen tiefer verankert als<br />

sonstwo. Ebenso ist in der Kultur von Familienunternehmen diese<br />

Erfahrung besser gespeichert als bei anonymen Unternehmen.<br />

Bei Verantwortlichen Sinn für Paradoxien<br />

und Balance entwickeln.<br />

Wie in der Natur gibt es in Familienunternehmen einen hoch<br />

entwickelten Sinn für Balance und das richtige Mass. Bei<strong>des</strong><br />

wird im Wirtschaftsleben immer bedeutsamer.<br />

Intuition und gesunder Menschenverstand werden wichtiger<br />

als mathematische Management-Modelle.<br />

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />

• Eine Führungskultur der „hegenden Pflege eines<br />

blühenden Gartens“ entwickeln.<br />

• Fliessen lassen statt panischer Suche nach den<br />

„richtigen Hebeln“.<br />

• Alternativ Anspannung und Entspannung praktizieren.<br />

• Mit Komplexität und Paradoxien umgehen lernen und die<br />

Erfahrung systematisieren.<br />

• Den Wandel lieben und an allen Fronten konsequent<br />

umsetzen.<br />

• Geduld und Gelassenheit pflegen.<br />

= Ein Selbstbewusstsein entwickeln, das Familienunter -<br />

nehmen als Trendsetter, als „Bewusstseins-Elite“ sieht!<br />

29


30 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

Unternehmensführung heisst Vernetzung<br />

Starre Organisationsformen werden abgelöst von flexiblen Vernetzungs-Strukturen,<br />

denn das Modell der „vernetzten Grossfamilie“<br />

löst die „hierarchische Armee“ als betriebliches Organisationsmodell<br />

ab.<br />

Neue Kommunikationstechnologien eröffnen neuartige Möglichkeiten<br />

der Vernetzung zwischen Unternehmen und allen Stakeholdern.<br />

In der Führung sind Vernetzung und<br />

Vertrauen massgebend.<br />

Unternehmensführung durch Vernetzung erfordert allerdings<br />

andere Fähigkeiten als die Führung durch Befehle. Emotionale<br />

Intelligenz wird zunehmend gefragt: Vertrauen, Empathie und<br />

Gespür werden entscheidend.<br />

Internet-Affinität wird durch das Heranwachsen der Internet-<br />

Generation immer selbstverständlicher. <strong>Die</strong>s bedeutet für Firmen,<br />

dass sie dem Wissens-Erwerb, dem Systematisieren <strong>des</strong> Knowhows<br />

und auch der Verteilung von Erfahrungen grosse Wichtigkeit<br />

einräumen müssen.<br />

Investitionen werden in der Gesamtheit ihrer Auswirkungen<br />

beurteilt. Es gilt, die Summe <strong>des</strong> positiven Nutzens bei allen<br />

relevanten Bezugsgruppen zu optimieren. Nur dieser Weg gibt<br />

der Firma eine nachhaltige Legitimation.<br />

Vernetzung wird matchentscheidend. Im Markt, mit Distribu -<br />

tionspartnern, im Supply Chain- und Wissens-Management.<br />

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:<br />

• <strong>Die</strong> eigene bewährte Vernetzungskultur pflegen und<br />

weiterentwickeln.<br />

• <strong>Die</strong> aktuellen und künftigen Vernetzungs-Kanäle aktiv<br />

nutzen und bei deren Evolution am Ball bleiben (blogs).<br />

• Persönliche Kundenpflege statt „customer relations“-<br />

Management.<br />

• Menschlich geprägten Dialog auf gleicher Augenhöhe<br />

pflegen.<br />

• Dualismus: Persönliche Kommunikation (face-to-face) und<br />

Basis-Information (online) gewährleisten.<br />

• Bei Neuanschaffungen die Folgen ausserhalb der Firma<br />

beachten und entsprechend Goodwill schaffen.<br />

= Bewährte Vernetzungs-Werte in Partnerschaften und<br />

Allianzen einbringen!


Fazit: Familienunternehmen meistern Trendbrüche<br />

<strong>Die</strong> Umwelt verlangt immer öfters und schneller nicht mehr die<br />

evolutive langsame Veränderung – sondern „Quantensprünge“<br />

und Metamorphosen. <strong>Die</strong> Orientierung an globalen Leit-Werten<br />

wird dabei matchentscheidend.<br />

Konstant ist einzig der Wandel. Es gilt: „Fliessen lassen“ und Neues<br />

zulassen.<br />

Familienunternehmen können sich sehr wohl als Trendsetter, als<br />

„Bewusstseins-Elite“ verstehen, denn sie haben (fast) alles, was<br />

es für eine gedeihliche <strong>Zukunft</strong> braucht.<br />

Familienunternehmen sind für die <strong>Zukunft</strong> bestens gerüstet.<br />

• Sich der eigenen Stärken noch bewusster werden und<br />

dadurch mehr Selbstbewusstsein entwickeln.<br />

• Bei sich selbst, in der Familie und im Unternehmen eine<br />

Grundstimmung von Optimismus und <strong>Zukunft</strong>sglauben<br />

pflegen.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

• An den eigenen Werten festhalten, nicht aber an<br />

überkommenen Formen.<br />

• Neben dem Produkte-Portfolio neu auch „Meme-Portfolio“<br />

erstellen (Ein Mem entspricht einem Gedanken, der sich<br />

durch Kommunikation der „Mem-Träger“ vervielfältigt und<br />

so seine Existenz und Ausbreitung sichert).<br />

• Locker und zwanglos kommunizieren sowie durch persönliche<br />

„encounters“ Glaubwürdigkeit aufbauen.<br />

= An die eigene <strong>Zukunft</strong> als Unternehmerfamilie und<br />

Familien unternehmen glauben!<br />

Das tun die befragten Familienunternehmer, wie die folgende<br />

Grafik zeigt:<br />

Hoher Optimismus in FU<br />

8<br />

2<br />

13<br />

40<br />

36<br />

Familienunternehmen<br />

generell<br />

8<br />

9<br />

47<br />

36<br />

eigenes<br />

Familienunternehmen<br />

(keine Antwort)<br />

gar keine <strong>Zukunft</strong><br />

eine schwierige <strong>Zukunft</strong><br />

eine durchzogene <strong>Zukunft</strong><br />

eine mittelprächtige <strong>Zukunft</strong><br />

eine glänzende <strong>Zukunft</strong><br />

31


32 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

Zusammenfassung aller Trends<br />

• Familien-Werte stehen wieder hoch im Kurs<br />

• Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema<br />

• Lebensqualität ist zum Leit-Wert geworden<br />

• Das Umfeld ist garstiger<br />

• In den Märkten ist der Orientierungsbedarf gewachsen<br />

• Echtheit und Authentizität machen den Unterschied<br />

• Mitarbeiter wollen „EigenSinn“<br />

• Mitarbeiter suchen Bindung<br />

• Management ist organischer geworden<br />

• Unternehmensführung heisst Vernetzung<br />

• Familienunternehmen meistern Trendbrüche<br />

Zusammenfassung aller Handlungsempfehlungen<br />

1. Das Portfolio „Erfahrungen mit dem Modell Familie“ aktiv<br />

bewirtschaften!<br />

2. Mit den vorhandenen Nachhaltigkeits-Pfunden punkten<br />

und den emotionalen Mehrwert nutzen!<br />

3. Lebensqualität ins Zentrum der Unternehmenskultur und<br />

auch <strong>des</strong> Generationenwechsels stellen!<br />

4. Selbstbewusster werden!<br />

5. Marken eine Herkunft geben und sie ganzheitlich pflegen!<br />

6. Sich selber und seinen Wertvorstellungen treu bleiben!<br />

Und viel kommunizieren!<br />

7. Ein Arbeitgeber sein, der die besten Mitarbeiter<br />

an sich bindet!<br />

8. Ein Selbstbewusstsein entwickeln, das Familienunter -<br />

nehmen als Trendsetter, als „Bewusstseins-Elite“ sieht!<br />

9. Bewährte Vernetzungs-Werte in Partnerschaften und<br />

Allianzen einbringen!<br />

10. An die eigene <strong>Zukunft</strong> als Unternehmerfamilie und<br />

Familienunternehmen glauben!


Statistische Struktur der Antwortenden<br />

Ausgewertete Fragebogen (vollständig ausgefüllt): 48.<br />

Davon:<br />

Branche<br />

Produktion Konsumgüter 10<br />

Produktion Investitionsgüter 2<br />

Handel 5<br />

Energie 1<br />

Finanzen/Versicherung 5<br />

übrige <strong>Die</strong>nstleistungen 18<br />

andere Bereiche 4<br />

keine Antwort 3<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

1 bis 49 13<br />

50 bis 249 16<br />

250 bis 999 5<br />

1000 bis 4999 7<br />

5000 und mehr 1<br />

keine Antwort 6<br />

Umsatz<br />

unter 10 Mio 12<br />

10 bis 99 Mio 17<br />

100 bis 499 Mio 10<br />

500 bis 999 Mio 4<br />

mehr als 1 Mia 1<br />

keine Antwort 4<br />

Unternehmensform<br />

AG ohne Börsenkotierung 38<br />

AG mit Börsenkotierung 2<br />

einfache Gesellschaft 2<br />

anderes 1<br />

keine Antwort 5<br />

Unternehmensanteile im Besitz<br />

der Familie<br />

75.1 bis 100 Prozent 35<br />

50.1 bis 75 Prozent 8<br />

weniger als 50 Prozent 1<br />

keine Antwort 4<br />

Anteile der Sitze im VR in den<br />

Händen der Familie<br />

bis 25 Prozent 4<br />

25.1 bis 50 Prozent 18<br />

50.1 bis 75 Prozent 9<br />

75.1 bis 100 Prozent 12<br />

keine Antwort 5<br />

Anteile der Sitze in der obersten<br />

Geschäftsleitung in Familienhand<br />

bis 25 Prozent 15<br />

25.1 bis 50 Prozent 13<br />

50.1 bis 75 Prozent 2<br />

75.1 bis 100 Prozent 14<br />

keine Antwort 4<br />

Seit wie vielen Generationen<br />

ist das Unternehmen in<br />

Familienbesitz?<br />

eine 14<br />

zwei 8<br />

drei 5<br />

vier 6<br />

fünf und mehr 11<br />

keine Antwort 4<br />

Klar unterscheidbare Zweige<br />

innerhalb der Familie, die am<br />

Unternehmen beteiligt ist<br />

einer 17<br />

zwei 11<br />

drei 7<br />

vier 3<br />

fünf und mehr 2<br />

keine Antwort 8<br />

Geschlecht der Antwortenden<br />

weiblich 9<br />

männlich 36<br />

keine Antwort 3<br />

Alter der Antwortenden<br />

bis 34 Jahre 0<br />

35 bis 49 Jahre 13<br />

50 bis 64 Jahre 22<br />

65 Jahre und mehr 10<br />

keine Antwort 3<br />

Persönliche Position der<br />

Antwortenden im Unternehmen<br />

Alleininhaber 13<br />

Mitinhaber 24<br />

GL-Mitglied 6<br />

Bereichsleitung 0<br />

anderes 1<br />

keine Antwort 4<br />

33


34 Trendstudie Familienunternehmen im 2020<br />

Der Autor<br />

Dr. Andreas Giger, Jahrgang 1951, lebt und arbeitet als<br />

freier und unabhängiger <strong>Zukunft</strong>s-Philosoph, Autor und<br />

Photograph in Wald im schweizerischen Appenzellerland.<br />

Giger studierte in Zürich Sozialwissenschaften und<br />

arbeitete, immer selbständig, in verschiedensten Feldern<br />

wie Sozialwissenschaften, Politik, Publizistik, Unter -<br />

nehmensberatung, Ghostwriting, Marketing und <strong>Zukunft</strong>s -<br />

forschung.<br />

1996 gründete er „SensoNet" (www.sensonet.org), ein<br />

Netz von <strong>Zukunft</strong>s-LiebhaberInnen aus dem ganzen<br />

deutschsprachigen Raum, welche regelmässig zu ihren<br />

<strong>Zukunft</strong>sbildern befragt wurden, wobei der Schwerpunkt<br />

bei Werte- und Bewusstseinswandel lag. <strong>Die</strong>ser Ansatz<br />

wurde 2009 in die neue Internet-Plattform spirit.ch: Für<br />

Nachhaltige LebensQualität (www.spirit.ch) integriert. Mit<br />

Hilfe innovativer Sozialforschung wird auf dieser Plattform<br />

Lebensqualitäts-Wissen generiert und verbreitet.<br />

Giger ist Autor zahlreicher Studien und Bücher. Mehr<br />

darüber und über Andreas Giger: www.gigerheimat.ch<br />

Das Autoren-Portrait von Dr. oec. Leonhard Fopp finden Sie am<br />

Ende <strong>des</strong> nächsten Kapitels.


2020: <strong>Schweiz</strong>er sind Unternehmer –<br />

und stolz darauf<br />

von Dr. oec. Leonhard Fopp<br />

In Kürze<br />

Unser Szenario für 2020 lautet: Unternehmertum ist Kult und Inhaltskern von<br />

Swiss Spirit. Unternehmertum wird in jeder Lebensphase einer Person gezielt<br />

unterstützt und von Familie, Privaten und Politik massiv gefördert. Dabei<br />

fokussieren alle Bezugsgruppen auf konkrete Programme, die schweizweit<br />

realisiert werden. Unternehmertum geniesst in der <strong>Schweiz</strong> breite öffentliche<br />

Anerkennung. <strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong> ist „Unternehmens-Weltmeister“.<br />

35


36 2020: <strong>Schweiz</strong>er sind Unternehmer – und stolz darauf<br />

Unternehmertum – Motor und Erfolgsgarant<br />

Unternehmertum bedeutet, Chancen erkennen, anpacken und<br />

umsetzen. Menschen mit Unternehmensgeist wollen Verantwortung<br />

übernehmen und etwas Bleiben<strong>des</strong> schaffen, das für alle Beteiligten<br />

Mehrwert generiert. Der Unternehmer ist also eine Persönlichkeit,<br />

die vorausschaut und Pioniergeist hat, die sich und andere<br />

begeistert und Leidenschaft zeigt für das, was sie tut; die sich in<br />

andere hineinfühlen kann und fähig ist, starke Teams zu bilden;<br />

die sich durch Energie und enorme Arbeitskraft auszeichnet,<br />

emotional stabil und ausdauernd ist. Wenn wir vom Unternehmer<br />

sprechen, meinen wir immer auch die Unternehmerin.<br />

Wenn Unternehmer mit allen Mitteln gefördert werden, dann<br />

sind sie nicht mehr Ausnahmetalente, sondern Motoren und<br />

Erfolgsgaranten für eine positive Entwicklung in Unternehmen<br />

und Volkswirtschaften.<br />

Unternehmertum ist Geisteshaltung<br />

Entrepreneurship entspricht einem positiven Kult und wird von<br />

überall aktiv gefördert. Private und öffentliche Initiativen sind wie<br />

Pilze aus dem Boden geschossen und haben einen „Klimawechsel“<br />

bewirkt. Ein neues Denk- und Handlungsparadigma hat sich<br />

etabliert. In der Öffentlichkeit stehen unternehmerisches Denken<br />

und Engagement hoch im Kurs.<br />

Von der Wiege bis zur Bahre –<br />

unternehmerisches Engagement ist<br />

das einzig Wahre.<br />

Privaten, Schulen, Stiftungen, politischen Behörden, neuen Medien,<br />

Unternehmen sowie Finanzierungspartnern ist eines gemeinsam:<br />

Sie stützen die Übernahme von unternehmerischer Verantwortung<br />

<strong>Die</strong> Szenario-Technik ist eine Methode, die auf der Entwicklung<br />

und Analyse möglicher Entwicklungen der <strong>Zukunft</strong> beruht. <strong>Die</strong><br />

Szenario-Technik verfolgt etwa die Analyse von Wunschszenarien<br />

(“best case“). Nachfolgend wird ein <strong>Zukunft</strong>sszenario beschrieben,<br />

wie Unternehmertum im Jahre 2020 aussehen wird. <strong>Die</strong>s entspricht<br />

einem Idealbild, welches mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit<br />

in zehn Jahren Wirklichkeit wird.<br />

durch verbesserte volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen,<br />

attraktive Ausbildungsmodelle, institutionalisierten Erfahrungsaustausch,<br />

Förderinitiativen und persönlichen generationenübergreifenden<br />

Dialog.<br />

„Swiss made“ und „Swiss finish“, ja generell „Swissness“ stehen<br />

für Qualität, Bodenhaftung sowie zugleich Innovation und<br />

bedarfs gerechte Angebote mit starker Markenidentität.<br />

Besonders ist es den Familienunternehmen gelungen, gute Kaufmannspraxis<br />

mit emotionaler Intelligenz zu verknüpfen. <strong>Die</strong>s<br />

führt zu einer Symbiose der besten familiären und unternehmeri -<br />

schen Werte, welche den exzellenten Ruf von <strong>Schweiz</strong>er Unternehmen<br />

im In- und Ausland begründen. In Familienunternehmen<br />

finden die Mitarbeitenden Zusammenhalt und Nestwärme wie<br />

nirgendwo sonst.


In jeder Lebensphase, von der Wiege bis zum Rückzug aus dem<br />

Arbeitsleben, wird Unternehmergeist gefördert. Bereits das Kleinkind<br />

erfährt Unterstützung und Anerkennung, wenn es Neues wagt<br />

und Verantwortung übernimmt. Initiative wird lebenslang mit<br />

Beifall honoriert. <strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong> hat das Beste von den Traditionen<br />

anderer Kulturen übernommen. So wie beispielsweise in Indien<br />

ein Neugeborenes bildlich gesprochen „in Unternehmertum getauft“<br />

wird, so pflanzen wir auch in der <strong>Schweiz</strong> dem Kleinkind „den<br />

Eignervirus“ ein.<br />

Schulkinder und Jugendliche dürfen „unternehmen“<br />

<strong>Die</strong> Unternehmerschule beginnt 2020 schon in der Primarschule.<br />

Auf dem Lernplan sind Lektionen über unternehmerische Einstellungen<br />

Pflichtfach. Pro Quartal wird zudem eine Firma aus<br />

der Region besucht und jeweils vor Ort in deren Räumlichkeiten<br />

ein Dialog mit den Unternehmern veranstaltet. Firmeninhaber<br />

sind zum Anfassen nahe. <strong>Die</strong> Stiftung Pro Juventute zeigt Kindern,<br />

wie mit Geld, Zeit und Ideen vernünftig und sinnvoll umzugehen<br />

ist. Entsprechende Programme werden in der ersten Primarklasse<br />

in allen <strong>Schweiz</strong>er Gemeinden umgesetzt.<br />

Eltern ermöglichen den Kindern „Erlebniswelten“, wo Führung<br />

hautnah erlebt werden kann, wie dies früher bei den Pfadfindern<br />

oder in der Wirtschaftswoche möglich war. Jetzt gibt es überall<br />

Erstunternehmerzirkel, wo Mikrokredite für Untersechzehnjährige<br />

vergeben werden, maximal CHF 500.–. So können Schüler in<br />

ihrer Freizeit ihre unternehmerischen Fähigkeiten ausleben und<br />

ihr Sackgeld markant verbessern.<br />

75% der Studenten finanzieren ihre Lernzeit ganz oder teilweise<br />

selbst durch unternehmerische Initiativen, sei dies als Unternehmer<br />

oder in Netzwerken mit Gleichgesinnten. An der Universität<br />

<strong>Schweiz</strong>er Unternehmerfamilien 3 haben auf diese Mentalität<br />

umgeschwenkt und nutzen jede Gelegenheit, um das Kind gleichsam<br />

an der Hand durch das Unternehmen zu führen. Es soll riechen,<br />

hören, erleben sowie mit anpacken. Und dadurch lernen, was ein<br />

Familienunternehmen ausmacht.<br />

Entrepreneur sein ist in.<br />

St. Gallen hat sich das im 2008 gegründete Center for Entrepreneurial<br />

Excellence zur Förderung <strong>des</strong> nachhaltigen Unternehmer -<br />

tums etabliert. Dort lernen je<strong>des</strong> Jahr über 500 Studenten in eigenen<br />

Praxisprojekten was es heisst, unternehmerische Verantwortung<br />

zu tragen.<br />

<strong>Die</strong> am besten besuchten Curriculums sind jeweils der Bachelor<br />

und der Master of Entrepreneurship. Hier ist die HSG europäischer<br />

Trendsetter und seit 4 Jahren mit der Harvard – und der Shanghai<br />

Business School vernetzt. In der Westschweiz (am IMD) sowie<br />

an der Universität Tessin gibt es ähnliche Kompetenzzentren.<br />

<strong>Die</strong> drei Kompetenzzentren haben eine gemeinsame Führungsstruktur<br />

und werden zu 80 % aus der Privatwirtschaft finanziert.<br />

3 Aus dem St. Galler Rheintal ist bekannt, dass 10 von 11 Kindern einer Metzgerfamilie die Unternehmerkarriere gestartet haben und u. a. die Firmen Hilti, Hilcona,<br />

Hiltibau etc. gegründet haben.<br />

37


38 2020: <strong>Schweiz</strong>er sind Unternehmer – und stolz darauf<br />

Professionelle Start-ups nach der Ausbildung<br />

Nach der Ausbildung entscheiden sich die besten Absolventen<br />

je<strong>des</strong> Jahrganges für eine Unternehmerkarriere. Ein etwaiges<br />

Scheitern beim ersten Anlauf wird als Erfahrung abgebucht,<br />

nicht mehr als gesellschaftliche Ächtung wahrgenommen.<br />

Venture Clubs für Jungunternehmer (unter 30 Jahren) haben<br />

grossen Zulauf. Jede grössere Stadt tritt als Schirmherrin solcher<br />

Vereinigungen auf. Spezielle Vereinigungen für den Unternehmer -<br />

Etablierte Firmen fokussieren richtig<br />

Familienunternehmen ist es gelungen, dank weiser Voraussicht,<br />

emotionaler Intelligenz und harter Arbeit in ihrem Wirtschaftszweig<br />

zu Referenzunternehmen zu werden. Dank dem konsequenten<br />

Fokus auf den Kunden und seine individuellen Anforderungen<br />

und die ständige Innovation auf der ganzen Wertschöpfungskette<br />

sind <strong>Schweiz</strong>er Firmen sehr geschätzt. Sie erzielen überdurchschnitt -<br />

liche Wertsteigerungen (economic value added).<br />

Der kleine Heimmarkt bildet für die meisten Mittelständler eine<br />

ideale Startrampe, um sich auch auf fremden Märkten durchsetzen<br />

zu können. Wie in der Vergangenheit kann dabei der <strong>Schweiz</strong>er<br />

Unternehmer seine Mehrsprachigkeit und seine kulturelle Vielfalt<br />

gekonnt zum eigenen Nutzen einsetzen.<br />

nachwuchs („next generation“) sind beliebte Treffpunkte und<br />

Austauschbörsen. Hier hat sich das privat organisierte <strong>FBN</strong> als<br />

die am breitesten abgestützte Organisation etabliert.<br />

Pensionskassen sind gesetzlich seit zwei Jahren verpflichtet, 3%<br />

der gesamten Vorsorgegelder in Neugründungen zu investieren.<br />

Damit hat sich ein grosser Boom an Jungunternehmen ergeben.<br />

<strong>Die</strong> internationale und oft auch globale Multiplikation <strong>des</strong> natio nalen<br />

Erfolgsmodells wird erleichtert durch die ausgezeichnete Arbeit<br />

der OSEC. Sie unterstützt Firmen auf Selbstkostenbasis im Aufbau<br />

von wirkungsvollen Distributionspartnerschaften.<br />

F × M × K = <strong>Die</strong> Erfolgsformel<br />

(Fokus × Multiplikation × Kompetenz)


Einfache, wirkungsvolle Veränderungsansätze<br />

Als Veränderungsinstrument dienten einfache aber wirkungsvolle<br />

Forderungen an die beteiligten Bezugsgruppen wie Eltern, Grundschulen,<br />

Weiterbildungsstätten, Unternehmen, Medien, Regierungs -<br />

stellen, öffentliche Verwaltungen, Pensionskassen und Denk fabriken.<br />

<strong>Die</strong> Anfang 2010 breit publizierten nachfolgenden Veränderungsinitiativen<br />

haben seither den Weg in den schweizerischen Betriebs -<br />

alltag gefunden.<br />

Eltern lassen Experimente zu<br />

und fördern damit unternehmerischen Geist und engagierte<br />

Einstellungen ihrer Kinder, die den Umgang mit Geld und Verant -<br />

wortung spielerisch erlernen.<br />

Grundschulen fördern Unternehmerspiele<br />

und sorgen für die individuelle Förderung eines jeden Kin<strong>des</strong> –<br />

die „Gleichmacherei“ in den unteren Schulstufen ist Geschichte!<br />

Speziell begabte Kinder werden aktiv gefördert und unternehmerisch<br />

gefordert. In Primar-, Bezirks-, Sekundar- und Berufsschulen lernen<br />

Jugendliche die Grundlagen <strong>des</strong> Wirtschaftens (Wirtschaftswoche).<br />

Bildungsstätten betreiben „Unternehmerschulen“<br />

Sie haben sich Unternehmergeist und Entrepreneurship auf die<br />

Fahne geschrieben. Ob Anwalt oder Arzt, ob Architekt oder Chemiker,<br />

alle lernen schon an der Hochschule/Universität, wie Unternehmen<br />

konkret funktionieren und welche Anforderungen an die Mitarbeiterführung<br />

gestellt werden. Am beliebtesten sind Wochen-<br />

Workshops mit Praxisreferenten. In den Weiterbildungsprogrammen<br />

und eidgenössischen Meisterprüfungen beanspruchen betriebswirtschaftliche<br />

Module mehr als ein Drittel aller Stunden.<br />

Unternehmer fördern „Spin-offs“ und “Venture Labs“<br />

Unternehmen jeder Grösse optimieren ihr Portfolio an Geschäftsfeldern<br />

und setzen gezielt auf neue Geschäftspotentiale. Deren Leitung wird<br />

vorzugsweise jungen Führungskräften anvertraut, damit diese gezielt<br />

im kleineren Umfeld Gesamtleitungserfahrungen sammeln können.<br />

„Passion for excellence“<br />

Das SECO hat 2012 erstmals über ein nationales Coaching-Projekt<br />

mehr als 400 KMU animiert, sich diesbezüglich zertifizieren zu<br />

lassen. In den Folgejahren waren es bereits über 700 Firmen, die<br />

eine entsprechende Auszeichnung erhalten haben.<br />

Finanzierungspartner stehen bereit<br />

KMU mit Finanzbedarf finden zu attraktiven Konditionen die<br />

not wendigen Finanzierungsmittel, sei es für Gründungs- oder<br />

Wachstumsinvestitionen, oder für die Gestaltung der Unternehmer-Nachfolge.<br />

Ein „Management buy-in“ kann über die Pensions -<br />

kassen-Fonds finanziert werden. Gute Ideen finden immer einen<br />

attraktiven Investor.<br />

Politische Exekutiven optimieren die<br />

Rahmenbedingungen<br />

Auf Ebene Gemeinde, Bezirk, Kanton und Bund haben Exekutive<br />

und Legislative erkannt, dass die Erfolgsgeschichte <strong>Schweiz</strong> auch<br />

ihren individuellen Beitrag fordert. Das erlebte Durchstarten von<br />

KMU wurde erleichtert durch ein radikales Umdenken in Politik<br />

und Verwaltung. So hat der Bun<strong>des</strong>rat noch im Jahre 2011 die<br />

unternehmerische Besteuerung völlig umgekrempelt, auf eine<br />

Dividendenversteuerung ganz verzichtet und die KTI-Innovations -<br />

förderung verzehnfacht. Zwischenzeitlich haben Firmen auch<br />

billigeren Zugang zu Wasser und Strom, nachdem der Gesetzgeber<br />

die Märkte per Dekret schnell liberalisiert hat. Auch haben fast<br />

alle Kantone einen „Formalismus-Stop“ eingelegt, indem viele<br />

administrative Hürden (insbesondere für KMU) abgeschafft wurden.<br />

Ob Baugesuche, ob Bewilligungen für<br />

ausländische Arbeitskräfte oder<br />

Eintragungen ins Handelsregister:<br />

überall ist die Kundenorientierung total.<br />

39


40 2020: <strong>Schweiz</strong>er sind Unternehmer – und stolz darauf<br />

Von der <strong>Zukunft</strong>smusik zur Realität<br />

Erfolg für Unternehmertum bedingt ein professionelles Marketing,<br />

mit einer klaren Marke, einer leicht einprägsamen Botschaft und<br />

einer überzeugenden multimedialen Kommunikationsplattform.<br />

Was 2010 noch als wenig realistische <strong>Zukunft</strong>smusik belächelt<br />

werden mochte, ist heute – 2020 – weitgehend Realität. <strong>Die</strong><br />

hier genannten Ideen und Denkanstösse sind längst zum Allgemeingut<br />

geworden. <strong>Die</strong> breite Diskussion seit 2010 hat das Image<br />

<strong>des</strong> Unternehmers markant verbessert. Heute können und wollen<br />

die fähigsten Persönlichkeiten ihren Unternehmergeist ausleben<br />

und wissen, dass sie dabei optimal unterstützt werden – an allen<br />

Fronten.<br />

Der Autor<br />

Dr. oec. Leonhard Fopp stammt aus einer Unternehmer -<br />

familie. Seit 1. Januar 2003 ist er Inhaber der CONTINUUM<br />

AG. <strong>Die</strong>se Firma ist Spezialistin für Familienunternehmen.<br />

Er begleitet Familien und grössere Firmen bei Veränderungsprogrammen,<br />

sei dies eine strategische Neuausrichtung,<br />

eine Umstrukturierung, eine neue Family oder Corporate<br />

Governance oder eine betriebliche Performance-Steigerung<br />

(mehr Gewinn), sowie die Regelung der Unternehmer-<br />

Nachfolge und die Förderung der nächsten Generation.<br />

Das Studium an der Universität St. Gallen schloss Leonhard<br />

Fopp mit dem Doktorat in Betriebswirtschaftslehre (1975)<br />

ab. Danach hat er die SCG St. Gallen Consulting Group<br />

mitge gründet, aufgebaut und im Jahre 2000 erfolgreich<br />

verkauft.<br />

Dr. Fopp ist Präsident <strong>des</strong> <strong>FBN</strong> (Family Business Network)<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong>, Präsident der Jury <strong>des</strong> ASCO-Awards,<br />

Past Präsident der ASCO und seit Jahren Stiftungsrat der<br />

Pro Juventute, wo er den Turnaround eingeleitet hat. Er<br />

hat verschiedene Bücher und weit mehr als 100 Artikel<br />

publiziert.


2020: Vermögensmanagement mit<br />

strategischem Investmentportfolio ist<br />

Realität<br />

von Dr. Hanspeter Herger<br />

In Kürze<br />

Erfolgreiche Familienunternehmer haben erkannt und umgesetzt, dass es zur<br />

langfristig nachhaltigen Erhaltung und Vermehrung ihrer Vermögenswerte ein<br />

hochprofessionelles und ganzheitliches Vermögensmanagement braucht.<br />

<strong>Schweiz</strong>er Unternehmerfamilien investieren ihr erwirtschaftetes freies Vermögen<br />

nicht nur einseitig in „bankable assets“, sondern diversifizieren auf der Basis<br />

einer langfristigen Familien-Vision und einer ganzheitlichen Investitions-Strategie<br />

auch gezielt in andere Vermögenswerte. Neben langfristigen Investitionen ins<br />

eigene Unternehmen stehen dabei insbesondere auch Investitionen in Rendite-<br />

Immobilien sowie direkte und indirekte Beteiligungen an interessanten Unternehmungen<br />

im Vordergrund. Sämtliche Investitionen werden ganzheitlich<br />

gesteuert und überwacht. Rechtliche wie auch steuerliche Strukturen sind so<br />

ausgestaltet, dass die Vermögenswerte der Unternehmerfamilie auch über<br />

mehrere Generationen gesichert bleiben. Mit philanthropischen und karitativen<br />

Investitionen leistet die erfolgreiche Unternehmerfamilie auch einen bedeutenden<br />

Beitrag an die Gesellschaft.<br />

Das höchst anforderungsreiche strategische Vermögensmanagement wird im<br />

2020 vorzugsweise im Auftrag der Unternehmerfamilie von einem spezialisierten<br />

Family Office ausgeführt. Erfolgreiche Unternehmer haben erkannt, dass sie<br />

von den unabhängigen <strong>Die</strong>nstleistungen, dem immensen Wissen sowie der attraktiven<br />

Kostenstruktur eines Multi-Family Office profitieren wollen.<br />

41


42 2020: Vermögensmanagement mit strategischem Investmentportfolio ist Realität<br />

Ganzheitliches strategisches Denken – langfristige Sicherung der Familienwerte<br />

Erfolgreiche Unternehmer haben gelernt, sich effizient und effektiv<br />

in einem unsicheren und sich rasch änderndem gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Umfeld zu bewegen und positionieren. Sie<br />

setzen alles daran sich abzeichnende Veränderungen frühzeitig<br />

zu erkennen, Chancen und Risiken sorgfältig abzuwägen und<br />

Opportunitäten unternehmerisch und konsequent zu ergreifen<br />

Eindimensionalität der klassischen Vermögensverwaltung verlassen<br />

Unternehmerzitat: „Ich fühle mich durch meine Bank und meinen<br />

Vermögensverwalter ,eindimensional’ beraten… primär geht es<br />

ihnen ja nur darum, möglichst ihre Finanzprodukte zu verkaufen.<br />

Ich möchte neben Finanzprodukten auch in Immobilien und als<br />

Unternehmer auch direkt in andere interessante Unternehmungen<br />

investieren können.“<br />

Vielfach ist ein Grossteil <strong>des</strong> erwirtschafteten Vermögens von<br />

Unternehmerfamilien in der eigenen Unternehmung gebunden.<br />

Im Rahmen von Nachfolgelösungen, durch Dividendenauszahlungen<br />

oder Teilverkäufe wächst das private Vermögen von Unternehmern.<br />

Je nach Höhe <strong>des</strong> privaten Vermögens bieten sich verschiedene<br />

Ansätze für das Vermögensmanagement an. Kleinere Vermögen<br />

werden selbst oder über klassische Vermögensverwaltungsmandate<br />

verwaltet. Solche Lösungen sind in der Regel relativ eindimensional<br />

auf „bankable assets“ ausgerichtet. In erster Linie wird aufgrund<br />

von interessensorientierten Kaufempfehlungen von Banken oder<br />

Vermögensverwaltern in Aktien, Obligationen und Strukturierte<br />

Produkte investiert. Oft bieten solche Lösungen nur ungenügenden<br />

Diversifikationsschutz und sind relativ stark den Volatilitäten der<br />

4 Vgl. dazu James E. Hughes Jr., Family Wealth – Keeping It in the Family, New York 2004<br />

und umzusetzen. Ihr primäres Ziel ist dabei die Werterhaltung<br />

und -vermehrung der eigenen Unternehmung sowie der privaten<br />

Vermögenswerte. Eine gesunde, erfolgreiche Familienunternehmung<br />

richtet sich auf die langfristige, über mehrere Generationen ausgerichtete<br />

Sicherung der Familienwerte aus. 4<br />

Aktien- und Obligationenmärkte ausgesetzt. Zudem erschwert<br />

das zunehmende Tempo von Finanzproduktentwicklungen die<br />

Übersicht für den Anleger. Insgesamt führt dies oftmals zu suboptimalen<br />

Vermögensallokationen.


Bedarf für Ganzheitliches Vermögensmanagement wahrnehmen<br />

Unternehmerzitat: „Ich bin erfolgreicher Unternehmer. Ein Grossteil<br />

meines Vermögens ist noch in meiner Firma gebunden. Durch<br />

den Verkauf meiner Unternehmung werde ich in den kommenden<br />

Jahren zu substantiellen liquiden Mitteln kommen. <strong>Die</strong>se möchte<br />

ich möglichst sinnvoll investieren.“<br />

<strong>Die</strong> rechtlichen, steuerlichen, finanziellen und persönlichen<br />

Angelegenheiten einer Unternehmerfamilie sind oftmals komplex<br />

und müssen koordiniert geregelt werden 5 . Herkömmliche klassische<br />

Anlagelösungen und Strukturen können die anstehenden<br />

Bedürfnisse nur ungenügend abdecken.<br />

Unternehmerzitat: „Ich möchte mein Vermögen für meine Kinder<br />

nachhaltig erhalten und vermehren.“<br />

Das aus dem angelsächsischen Raum stammende Konzept <strong>des</strong><br />

„Family Office“ beruht auf dem Ansatz <strong>des</strong> Ganzheitlichen Vermögensmanagements.<br />

Basierend auf den konkreten Bedürfnissen<br />

der entsprechenden Unternehmerfamilie stellt das Family Office<br />

die langfristige Erhaltung und Mehrung der Familienwerte ganzheitlich<br />

sicher. Ein Family Office unterscheidet sich damit deutlich<br />

vom Ansatz der klassischen Vermögensverwaltung.<br />

Das Vermögensmanagement für erfolgreiche Unternehmer richtet<br />

sich nach einer langfristigen, strategisch ausgewogenen und unab -<br />

hängigen Investitionsplanung. Dabei stehen weniger kurzfristige<br />

Renditeziele, sondern vielmehr die Erhaltung und Vermehrung<br />

der Kaufkraft <strong>des</strong> Kapitals nach Steuern und Inflation über<br />

mehrere Generationen im Mittelpunkt.<br />

Das Family Office – Garant für ein erfolgreiches strategisches Vermögensmanagement<br />

5 dazu den Beitrag von Wolfgang Schwartzkopff „2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen“<br />

Der langfristige und nachhaltige Erfolg eines strategischen Vermögensmanagements<br />

beruht auf folgenden Komponenten:<br />

• Werte, Visionen und strategische Ziele<br />

• Familienorganisation und Governance<br />

• Investment Profil / Risikoprofil<br />

• Investment-Philosophie und -Strategie<br />

• Investment Portfolio<br />

• Investment Controlling<br />

• Spezialistenwissen<br />

• Philanthropie und übrige Vermögenswerte<br />

43


44 2020: Vermögensmanagement mit strategischem Investmentportfolio ist Realität<br />

Werte, Visionen und strategische Ziele einer Unternehmerfamilie<br />

<strong>Die</strong> Grundlage für ein nachhaltig erfolgreiches ganzheitliches<br />

Vermögensmanagement über Generationen bildet das gemeinsame<br />

Verständnis über wichtige Familienwerte. 6 Gut funktionierende<br />

und erfolgreiche Unternehmerfamilien setzen sich regelmässig<br />

in einem offenen, bewussten und vertrauensvollen Prozess mit<br />

den gelebten Werten ihrer Familie auseinander. Gesunde Familienstrukturen<br />

sind geprägt durch gegenseitigen Respekt, Vertrauen,<br />

Ehrlichkeit, Offenheit, Treue, Loyalität und Authentizität.<br />

Genauso wie für ihre Unternehmungen definieren Unternehmer<br />

auch für ihre Familie gezielt <strong>Zukunft</strong>sbilder. <strong>Die</strong> Vision zeigt auf,<br />

welches die langfristigen Ziele der Familie sind. Neben rein<br />

finanziellen Zielen können beispielsweise auch ethische und<br />

karitative Zielsetzungen definiert werden.<br />

Familienorganisation und Governance<br />

Entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Family Offices<br />

sind eine klar definierte Familienorganisation sowie die Einigung<br />

auf Spielregeln <strong>des</strong> Zusammenlebens und Zusammenarbeitens<br />

(Family-Governance 7 ). <strong>Die</strong> jeweiligen Strukturen müssen spezifisch<br />

auf die jeweiligen Familienverhältnisse angepasst und regelmässig<br />

überprüft werden. Nachfolgend ein Beispiel für eine mögliche<br />

Familienorganisation.<br />

<strong>Die</strong> strategischen Familienziele definieren, welche Zielsetzungen<br />

innerhalb einer Generation darstellen. Bei Erreichen dieser<br />

strategischen Zielsetzungen sind die Voraussetzungen für den<br />

erfolgreichen Übergang auf die nächste Generation erfüllt.<br />

<strong>Die</strong> Organisation einer Familie<br />

Externe Steuer- und<br />

Rechtsberater<br />

Versicherungen<br />

Familie<br />

Familienausschuss / Familienrat<br />

– Visionen und Strategische Ziele<br />

– Investment Profile und Risikoprofil<br />

– Anlageausschuss<br />

Family Office Management<br />

– Leitung Family Office / Sekretariat<br />

– Management der Investments<br />

– Investment Controlling<br />

Vermögensverwalter Immobilien Beteiligungen Stiftungen<br />

6 Vgl. James E. Hughes Jr., Family – The Compact among Generations, New York 2007<br />

7 Vgl. hierzu den Governance Leitfaden für Familienunternehmen von Leonhard Fopp und Tis Prager, zu bestellen bei www.continuum.ch.


Investment Profil / Risikoprofil<br />

<strong>Die</strong> Grundlage für die Bestimmung <strong>des</strong> Investment Profils<br />

respektive <strong>des</strong> Risikoprofils bilden die Werte, Visionen und<br />

strategischen Ziele der Unternehmerfamilie. Strategische<br />

Investment-Philosophie und Strategie<br />

Es hat sich gezeigt, dass ein Family Office nur dann langfristig<br />

erfolgreich ist, wenn die Unternehmerfamilie auch klare Vorgaben<br />

in Bezug auf die Investment-Philosophie und Strategie macht.<br />

Falls dies nicht erfolgt, kann es zu Frustrationen, Enttäuschungen<br />

oder gar dem Bruch zwischen Unternehmerfamilie und ihrem<br />

Family Office Management kommen.<br />

Eine langfristig orientierte Unternehmerfamilie stellt die Erhaltung<br />

ihres Vermögens in den Vordergrund 8 . Das Familienvermögen soll<br />

in erster Linie erfolgreich an die nächste Generation weitergegeben<br />

werden können. <strong>Die</strong> Mehrung <strong>des</strong> Vermögens ist daher auf langfristige<br />

Ziele und nicht auf kurzfristige Renditemaximierung ausgerichtet<br />

und stellt daher für die Familie eine strategische Frage<br />

dar.<br />

Das Family Office stellt auf der Basis der strategischen Vorgaben<br />

die professionelle und effiziente Kontrolle und Überwachung<br />

sämtlicher Vermögenswerte sicher. Es analysiert die globalen<br />

Wirtschafts- und Finanzmärkte und passt die taktische Anlagepolitik<br />

den wechselnden Rahmenbedingungen an.<br />

Entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Family Office ist<br />

der vertrauensvolle und enge Kontakt mit der Familie.<br />

Renditeziele und die Risikotoleranz müssen mit den vereinbarten<br />

Werten und Visionen stimmig sein.<br />

Unternehmerzitat: „Ich wünsche mir eine absolute Vertrauensperson,<br />

die mich in sämtlichen privaten und finanziellen Belangen<br />

berät und mich zeitlich substantiell entlastet.“<br />

Eine professionelle konsolidierte Berichterstattung sowie der<br />

regel mässige Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit der<br />

Unternehmerfamilie sind daher unabdingbare Erfolgsgaranten.<br />

8 Vgl. dazu Christian v. Bechtolsheim und Andreas Rhein, Management komplexer Familienvermögen, Wiesbaden 2007. <strong>Die</strong> Autoren nennen diese strategische<br />

Aufgabe der Familie „Unternehmen Privatvermögen“<br />

45


46 2020: Vermögensmanagement mit strategischem Investmentportfolio ist Realität<br />

Neu: Das Strategische Investment Portfolio<br />

Aufbauend auf dem Investment Profil und Risikoprofil definiert<br />

die Unternehmerfamilie ihr spezifisches strategisches Investmentportfolio<br />

9 . Es bestimmt die strategische Allokation der Vermögenswerte<br />

auf die verschiedenen Investmentkategorien. Im<br />

Weiteren werden die Ziele für jede einzelne Investmentkategorie<br />

inkl. strategische Liquiditätsplanung definiert.<br />

Das Strategische Investment Portfolio 10 beinhaltet ein breites<br />

Spektrum von Investitionsformen:<br />

• Liquidität<br />

• Wertschriften<br />

• Finanzprodukte<br />

• Bestan<strong>des</strong>immobilien<br />

• Direktinvestitionen<br />

• Beteiligungsgesellschaften<br />

• Kunst und andere Vermögenswerte<br />

Investment Controlling / <strong>Die</strong>nstleistungen <strong>des</strong> Family Offices<br />

Ein effizientes und effektives Investment Controlling stellt sicher,<br />

dass die definierten Investment-Ziele im gesamten Investment-<br />

Portfolio konsequent verfolgt und erreicht werden.<br />

Das Family Office unterstützt die Unternehmerfamilie mit folgenden<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen:<br />

• Selektionsprozess für Netzwerkpartner:<br />

Strukturierter Auswahlprozess für Banken, Immobilien -<br />

spezialisten, Private Equity Spezialisten, Rechts- und Steuerberater<br />

sowie betriebswirtschaftliche Berater.<br />

So wird ein langfristig optimales Risk-Return-Profil erzielt. Der<br />

jeweilige Investitionsmix hängt von den Werten, Visionen und<br />

strategischen Zielen der Unternehmerfamilie ab 11 .<br />

• Überprüfung der Vermögensverwaltungsmandate:<br />

<strong>Die</strong> im Auftrag der Unternehmerfamilie vergebenen Vermögensverwaltungsmandate<br />

an Banken werden hinsichtlich der<br />

Einhaltung der vorgegebenen Anlagekriterien, der vereinbarten<br />

Gebühren und <strong>Die</strong>nstleistungen regelmässig überprüft.<br />

Periodisch wird die Performance der ausgewählten Banken<br />

analysiert und mit den definierten Benchmarks verglichen.<br />

• Immobilienprojekte:<br />

In Zusammenarbeit mit professionellen Immobilienpromotoren<br />

werden geeignete Immobilienprojekte und Bestan<strong>des</strong>immobi lien<br />

beurteilt. Geeignete Projekte werden dem Anlageausschuss<br />

zum Entscheid vorgelegt.<br />

9 Vgl. dazu den Beitrag von Wolfgang Schwartzkopff „2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen“.<br />

10 Auf die Bedeutung der Strategischen Asset Allocation hat bereits Harry M. Markowitz, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 1990, hingewiesen:<br />

“Ein gutes Portfolio ist mehr als eine lange Liste von Wertpapieren. Es ist eine ausbalancierte Einheit, die dem Investor gleichermassen Chance und Absicherung<br />

unter einer Vielzahl von möglichen zukünftigen Entwicklungen bietet. Der Anleger sollte daher auf ein integriertes Portfolio hinarbeiten, das seinen individuellen<br />

Erfordernissen Rechnung trägt.”<br />

11 Vgl. dazu auch die Definition der Family Asset Allocation im Beitrag von Wolfgang Schwartzkopff „2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen“.


• Direktinvestitionen:<br />

Gemäss den Investitionskriterien der Unternehmerfamilie<br />

werden im Markt systematisch Private Equity Investitionsmöglichkeiten<br />

gesucht und analysiert. Bei interessanten<br />

Möglichkeiten wird eine detaillierte Due Diligence durch -<br />

geführt und ein entsprechender Investitionsantrag an den<br />

Anlageausschuss vorbereitet.<br />

• Interessensvertretung:<br />

Das Family Office nimmt aktiv Einfluss auf die Entwicklung<br />

der getätigten Direktinvestitionen und vertritt die Interessen<br />

der Familie in den Verwaltungsräten der entsprechenden<br />

Unternehmungen. So ist gewährleistet, dass jederzeit auf den<br />

Erfolg <strong>des</strong> Investments Einfluss genommen werden kann.<br />

Spezialistenwissen integrieren<br />

Sowohl die steuerlichen als auch die rechtlichen Anforderungen<br />

an ein strategisches Vermögensmanagement über Generationen<br />

sind äusserst anspruchsvoll. Nur mit höchster fachlicher Professio -<br />

nalität können die geeigneten Strukturen bereitgestellt werden.<br />

Auch in diesem Bereich arbeitet die Unternehmerfamilie mit den<br />

bestqualifizierten Experten zusammen. Basierend auf den Vorgaben<br />

aus der Vision und den strategischen Zielen werden nachhaltige<br />

Lösungen geschaffen, beispielsweise für optimale rechtliche und<br />

gesellschaftliche Strukturen, Familienvermögens gesell schaften,<br />

Beteiligungsgesellschaften oder Stiftungen.<br />

12 Vgl. dazu Leonhard Fopp, Herausforderung Unternehmer-Nachfolge, Zürich: Orell Füssli 2004<br />

• Konsolidierung und Reporting:<br />

Das Family Office konsolidiert die Wertentwicklung der verschiedenen<br />

Investitionen in einem Gesamtvermögensreport.<br />

Das Reporting ermöglicht der Unternehmerfamilie jederzeit<br />

einen ganzheitlichen Überblick über die aktuelle Vermögensentwicklung<br />

sowie die Einhaltung der langfristigen strategischen<br />

Zielsetzungen.<br />

<strong>Die</strong> Unternehmerfamilie beschäftigt sich auch frühzeitig und<br />

unter Einbezug entsprechender Experten mit den Nachfolge -<br />

planungen. 12 Gerade bei der Sicherstellung und Umsetzung<br />

geeigneter Nachfolgelösungen übernimmt das Family Office<br />

wichtige vertrauensvolle Aufgaben.<br />

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48 2020: Vermögensmanagement mit strategischem Investmentportfolio ist Realität<br />

Philanthropie und andere Vermögenswerte<br />

Stiften und Fördern tritt mehr denn je in das Bewusstsein vermögender<br />

Unternehmerfamilien. Mit karitativem Handeln der<br />

Gesellschaft etwas Wert- und Sinnvolles zurückzugeben, kann<br />

die Bedeutung eines Lebenswerkes nachhaltig und generationen -<br />

übergreifend erhöhen. Oftmals scheint der Weg von der Idee bis<br />

zum Ziel steinig und mit vielen Hindernissen versehen. Zusammen<br />

mit geeigneten Netzwerkpartnern werden zweckmässige Strukturen<br />

wie beispielsweise Stiftungen definiert und implementiert. Im<br />

Auftrag der Unternehmerfamilie übernimmt das Family Office<br />

Stiftungsratsmandate und führt in ihrem Sinne die Geschäfte<br />

der Stiftung.<br />

Unternehmerzitat: „Ein eigenes Family Office rechnet sich für<br />

mich nicht. <strong>Die</strong> Kosten für ein Family Office bei einer Bank sind<br />

mir zu hoch. Im Übrigen möchte ich eine unabhängige Beratung.“<br />

Ein Family Office befasst sich umfassend und vertieft mit den<br />

komplexen Anforderungen einer dynamischen und erfolgreichen<br />

Unternehmerfamilie. Nur unter Einbezug höchster Professionalität<br />

können nachhaltig die gewünschten Ergebnisse erzielt werden<br />

und damit die erfolgreiche Werterhaltung und -vermehrung über<br />

Generationen sichergestellt werden. Ein erfolgreiches Family<br />

Office arbeitet daher prioritär in einem Netzwerk von Experten.<br />

Der Aufbau und der Unterhalt eines Family Offices sind daher<br />

mit grossem Aufwand verbunden. Neben effizienten Über wachungsund<br />

Reportinginstrumenten braucht es in erster Linie auch<br />

geeignete, vertrauenswürdige, unternehmerisch denkende und<br />

handelnde personelle Ressourcen mit dem notwendigen Flair für<br />

das ganzheitliche Vermögensmanagement.<br />

Das Family Office unterstützt die Mitglieder der Unternehmerfamilie<br />

auch in zahlreichen weiteren Bereichen. So kann beispiels -<br />

weise das Management einer Kunst-, Oldtimersammlung oder<br />

die Verwaltung von Feriendomizilen vertrauensvoll in die Hände<br />

eines Family Office gelegt werden.<br />

<strong>Die</strong>nstleister aus einer Hand – Strategisches Vermögensmanagement für Unternehmer<br />

Erfahrungsgemäss lohnt sich der Aufbau eines eigenen „Single-<br />

Family Office“ erst ab einem Gesamtvermögen von etwa CHF 200<br />

Millionen. Alternativ steht interessierten Unternehmerfamilien<br />

die Möglichkeit offen, die gesuchten Family Office-<strong>Die</strong>nstleistun -<br />

gen bei einer Grossbank, einer Privatbank oder einem spezialisierten<br />

Vermögensverwalter einzukaufen. Vielfach handelt es sich allerdings<br />

bei diesen Plattformen teilweise um abhängige Institutionen<br />

mit limitierten Kenntnissen und Kapazitäten für Immobilienund<br />

Direktinvestitionen.<br />

Das Multi-Family Office bietet die geeignete Lösung für Unternehmer<br />

mit einem Gesamtvermögen von CHF 30–200 Millionen. In einem<br />

Multi-Family Office schliessen sich unternehmerisch denkende<br />

Familien mit ähnlichen Interessen zusammen. Sie profitieren in<br />

einem kleinen exklusiven Kreis von den <strong>Die</strong>nstleistungen und<br />

den Erfahrungen einer gemeinsamen, ganzheitlichen Vermögensmanagement-Plattform.


<strong>Die</strong> Struktur eines Multi-Family Office<br />

Multi-Family Office<br />

Familie A Familie B Familie C Familie D<br />

Family Management Gesellschaft Der Autor<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen werden von der jeweiligen Familienholding<br />

bedarfsgerecht von einer gemeinsamen Management-Gesellschaft<br />

eingekauft. Wissen, Erfahrung und Verhandlungsmacht kann so<br />

geschickt „gepoolt“ und zum Vorteil aller beteiligten Unternehmer -<br />

familien eingesetzt werden. Das Management der eigenen Vermögenswerte<br />

erfolgt jedoch diskret und vollständig unabhängig<br />

voneinander. <strong>Die</strong> Betreuung bleibt individuell und dauerhaft<br />

durch eine Vertrauensperson. <strong>Die</strong> Kosten der professionellen<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen können so auf ein tragbares, vernünftiges Niveau<br />

reduziert werden.<br />

Unternehmerfamilien profitieren mit dem Multi-Family Office<br />

von einem ganzheitlichen, gut diversifizierten und hochprofessio -<br />

nellen strategischen Vermögensmanagement und sichern damit<br />

den Wohlstand ihrer Familien über Generationen.<br />

Dr. Hanspeter Herger ist Aktionär und Partner eines in<br />

Zürich domizilierten Multi-Family Offices. Er unterstützt<br />

erfolgreiche Unternehmerfamilien in ihrem Strategischen<br />

Vermögensmanagement. Das Multi-Family Office bietet<br />

einer exklusiven Anzahl von unternehmerischen Familien<br />

umfassende und unabhängige <strong>Die</strong>nstleistungen.<br />

Der besondere Akzent liegt dabei im Bereich von aktiven<br />

Beteiligungen bzw. Direktinvestitionen sowie in der<br />

Erarbeitung von generationenübergreifenden Vermögensplänen.<br />

Das Studium an der Universität St. Gallen (HSG) schloss er<br />

1989 mit dem Doktorat in Staatswissenschaften ab.<br />

Danach war er in verschiedenen Führungsfunktionen bei<br />

der UBS, der Credit Suisse, der Basler Kantonalbank sowie<br />

der Thurgauer Kantonalbank tätig. In sämtlichen Finanzinstituten<br />

war er stets an der Schnittstelle zwischen Bank<br />

und Unternehmern aktiv und befasste sich mit Themen der<br />

kommerziellen und strukturierten Finanzierung, Private<br />

Equity, Immobilienfinanzierung sowie institutionellen und<br />

privaten Vermögensverwaltung.<br />

49


2020: Finanzierungsansätze für<br />

Familienunternehmen<br />

von Dr. Wolfgang Schwartzkopff<br />

In Kürze<br />

Zuerst die Asset Allocation, dann die Finanzierung der Unternehmerfamilie und<br />

der Familienunternehmen. Gemäss dieser Denkhaltung wird der Familienunternehmer<br />

zusehends zum Asset und Liability Manager aller Teile <strong>des</strong> Familien -<br />

vermögens. Er wird zuerst familienspezifisch und zukunftsgerichtet die Asset<br />

Allocation planen und bei Bedarf dies mit den gängigen Finanzierungsformen<br />

abstimmen, um eine optimale Gesamtfinanzierung aller Vermögensteile zu<br />

gewährleisten.<br />

Klassische Bankfinanzierungen treten in den Hintergrund, individuelle (Club)-<br />

Lösungen und transparente Finanzierungsbörsen gewinnen an Bedeutung.<br />

Für die Unternehmensfinanzierung gilt insbesondere, dass – mittel- und<br />

längerfristig – nur risikoadäquat finanziertes (profitables) Wachstum eine<br />

überproportionale Wertsteigerung zulässt.<br />

51


52 2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen<br />

Neu: <strong>Die</strong> Asset Allocation einer Familie bestimmt die Finanzierung(en)<br />

<strong>Die</strong> Frage der Finanzierungen von Unternehmerfamilien und<br />

Familienunternehmungen („FU“) ist eine Frage der Asset Allocation,<br />

d.h. der Verteilung <strong>des</strong> Gesamtvermögens einer Familie, inklusive<br />

<strong>des</strong> i.d.R. gewichtigen Anteiles der Familienunternehmung(en)<br />

selbst und der Fristigkeit von relevanten Finanzierungsentscheiden.<br />

Zwei Arten der Asset Allocation<br />

Traditionell ist das FU ein Teil <strong>des</strong> Familienvermögens, „alles Andere“<br />

der andere Teil. Alles Andere kann grob in „Liqui<strong>des</strong> Vermögen“<br />

(Aktien- und Obligationen-Portfolios und so genannte Alternative<br />

Anlagen) und „Weitere Beteiligungen“ unterteilt werden. Beide<br />

werden relativ unabhängig von der Familienunternehmung<br />

gemanagt. Erstere werden meist Banken und Vermögensverwaltern<br />

anvertraut; wenn Immobilien/Schiffe/Flugzeuge etc. vorhanden<br />

sind so werden diese, je nach Umfang, wiederum separat gemanagt.<br />

Interessant ist, dass alle drei Kategorien nach völlig unterschiedlichen,<br />

i.d.R. unkorrelierten Kriterien gesteuert werden.<br />

Finanzierungen, seien dies interne Quellen (z.B. operativer Cash-<br />

Flow, Verkäufe von Unternehmensteilen, Gesellschafterfinanzierungen,<br />

etc.) oder externe Anbieter (Fremd- und/oder Eigenkapital -<br />

finanzierer), werden für Familienunternehmungen nicht wesentlich<br />

anders beurteilt als nicht von Familie(n) kontrollierte Unternehmen.<br />

Auf die gängigen Finanzierungsquellen wird später eingegangen.<br />

Vorab muss die heutige Richtung, wie Familien unternehmer über<br />

Finanzierungen nachdenken, hinterfragt werden.<br />

In <strong>Zukunft</strong> werden Finanzierungsentscheide immer mehr aus<br />

einer einheitlichen Perspektive gefällt werden und die oben genannten<br />

drei Assetklassen (FU, „Liqui<strong>des</strong> Vermögen“ sowie andere<br />

Beteiligungen) werden in Sachen Fristigkeit von Finanzierungsüberlegungen<br />

zusammenspielen. Der Aspekt der Liquidität und<br />

Fungibilität aller drei Kategorien wird in den Vordergrund treten 13 .<br />

13 Eine in grösseren Familien zunehmende Investitionsrichtung, die philanthropischen Engagements, wird hier nicht separat behandelt. Systematisch würde sie der<br />

Kategorie Liqui<strong>des</strong> Vermögen - mit individuellem Renditeprofil - zugeordnet.


Vermögen und Finanzierung koppeln<br />

Familienunternehmer werden zunehmend die Performance <strong>des</strong><br />

gesamten Vermögens im Auge haben, wenn wichtige Finanzierungs -<br />

entscheide innerhalb oder ausserhalb <strong>des</strong> FUs anstehen. Sie werden<br />

damit zum Investor bzw. Asset- und Liability Manager und bedienten<br />

sich zunehmend der entsprechenden Risiko/Renditeüberlegungen.<br />

Das heisst nicht, dass sie einen klassischen „Shareholder-Value<br />

Ansatz“, welcher die finanziellen Renditen maximiert, verfolgten.<br />

Vielmehr werden für die verschiedenen Vermögensteile individuelle,<br />

aber regelmässig aufeinander abgestimmte Renditeziele und<br />

Anlagehorizonte definiert, bei denen – es sei denn diese sind<br />

explizit so gewollt – es keine heiligen Kühe gibt.<br />

Welche Player bestimmen die Auswahl der Finanzierungen?<br />

Wenn Familien im Jahr 2020 die aktuelle und vorausschauende<br />

Family Asset Allocation analysieren, werden nach wie vor externe<br />

Finanzierungsmöglichkeiten berücksichtigt werden.<br />

So spielen auch dann Banken und bankenähnliche Finanzierer<br />

eine gewichtige Rolle zur operativen Finanzierung der FU. Darüber<br />

hinaus ist es wahrscheinlich, dass einige Banken wieder zur Idee<br />

eines Merchant Bankers 14 zurückkehren und somit neben der<br />

klassischen Kreditfinanzierung auch wichtige andere Familienprojekte<br />

(mit)finanzieren. <strong>Die</strong>s u.A. <strong>des</strong>halb, weil die Kanäle, sich<br />

reine, operative Kreditfinanzierungen zu beschaffen, durch die<br />

modernen Medien viel transparenter und damit zugänglicher<br />

geworden sind. Ein weiterer Grund ist das graduelle Verschwinden<br />

von Private Equity Fonds, welche durch Finanzierungsspezialisten<br />

substituiert werden, die spezifische Eigenkapital- und/oder<br />

So wird auch die Fungibilität <strong>des</strong> FUs selber gefördert, d.h. es<br />

wird so aufgestellt, dass eine gezielte Verwertung/Beleihung von<br />

(Teilen) der FU zur Finanzierung von anderen Zielen der Family<br />

Asset Allocation herangezogen werden kann. Ein klassisches<br />

Beispiel wäre eine nicht betriebsnotwendige Aufnahme von Kapital<br />

innerhalb der Unternehmensstruktur zwecks Auszahlung von<br />

Familienmitgliedern. Umgekehrt ist es denkbar, operative Gewinne<br />

der FU gezielt in den Aufbau bzw. zur Finanzierung von anderen<br />

Familienzielen, seien dies weitere unternehmerische Engagements<br />

oder philanthropische Aktivitäten, fliessen zu lassen.<br />

Mezzanine-Finanzierungsprojekte als „Club-Deals“ Investoren<br />

als Teil deren Asset Allocation anbieten werden. So würde eine<br />

Merchant Bank ein Finanzierungsprojekt einer Familienunternehmung,<br />

welches externe Eigenkapitalzufuhr braucht, anderen<br />

Familien (und Kunden der Bank) vorstellen, die gerade Investitions -<br />

objekte suchen und eine solche Transaktion dann als „Club Deal“<br />

strukturieren.<br />

So aufgestellte Banken oder bankenähnliche Finanzierer werden<br />

somit neben der Kreditfinanzierung <strong>des</strong> FU eine wichtige Rolle<br />

im Rahmen der oben erwähnten Asset Allocation von Familien<br />

wahrnehmen, die weit über die heutige Vermögensverwaltung<br />

hinausgeht.<br />

14 Historisch war eine Merchant Bank ein Zwischenhändler im Getreidehandel Nord-Italiens, der auf eigenes Risiko Getreidelieferungen zwischenfinanziert/versichert<br />

hat. Später wurden daraus Bankhäuser wie Rothschilds, Warburgs und Schroeders, welche z.B. Fremdfinanzierungen ihrer Kunden mit eigenem Kapital gezeichnet<br />

oder internationale Handelsfinanzierungen für ihre Kunden vermittelt haben. Wichtig ist hier die Positionierung als Vermittler, welcher auch bereit ist, zu einem<br />

gewissen Teil selber ins Risiko zu gehen.<br />

53


54 2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen<br />

Neue soziale Netzwerke als Finanzierungsform<br />

<strong>Die</strong> Rolle von sozialen Netzwerken – gemäss unserer Studie eine<br />

Stärke von FU – kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.<br />

Somit ist das „Netzwerk eines Familienunternehmers“ eine wichtige<br />

Informationsquelle und sicher auch Ansatz für Finanzierungs -<br />

lösungen der Familienunternehmung. Wichtige Netzwerke für<br />

international orientierte Familienunternehmer sind zunehmend<br />

auch Vereinigungen wie das <strong>FBN</strong>.<br />

Als neue soziale Netzwerke versteht man die sogenannten<br />

„Communities“, welche u.a. über das Internet miteinander kommuni -<br />

zieren. Hier werden oft auf entsprechenden Business-Plattformen<br />

Finanzforen organisiert und thematisiert 15 . <strong>Die</strong> Akzeptanz, sich<br />

in solchen Foren auszutauschen ist – insbesondere bei der nach-<br />

Finanzspezialisten als Katalysatoren<br />

Eine familienspezifische Asset Allocation muss erarbeitet werden.<br />

Wenn dies nicht von einem finanzierungserfahrenen Familienmit -<br />

glied gemacht wird, welches z.B. durch eine Bank im Sinne der<br />

oben beschriebenen Merchant Bank begleitet wird, stellt sich<br />

die Frage, wie dies zu organisieren und zu institutionalisieren ist.<br />

Folgende Themenkreise sind abzudecken:<br />

1. Aus den Familienzielen und der Familienkonstellation der<br />

Familie werden die grundsätzlichen Finanzierungsecksteine<br />

abgeleitet. Hier werden Fragen wie beispielsweise „Wie sieht<br />

die finanzielle Situation der Familienunternehmung aus? Wie<br />

viele Anteilseigner sind am FU beteiligt? Wer scheidet wann<br />

aus und welche Finanzimpli kationen sind damit verbunden?“<br />

berücksichtigt und beantwortet.<br />

folgenden Familiengeneration – stark gewachsen und sie sind<br />

als Informationsbeschaffung und Austausch genereller Finanzfragen<br />

ein effizienter erster Schritt für viele Finanzierungsüberlegungen<br />

und den dazugehörigen Kosten verschiedener gängiger<br />

Finanzierungsinstrumente.<br />

Finanzierungsentscheide werden aber – neben der Vertraulichkeit<br />

ist auch die individuelle Ausgangssituation i.d.R. zu komplex,<br />

um diese in solchen Foren oder BLOGS darzustellen – nicht in<br />

den neuen sozialen Netzwerken diskutiert bzw. gelöst. Hier sind<br />

die Familie und – wo sinnvoll – Finanzierungsspezialisten hinzu -<br />

zuziehen, um für die Gremien der Familie oder der FU die Entscheide<br />

entsprechend vorzubereiten und/oder durchzuführen.<br />

2. <strong>Die</strong>se Ecksteine führen zu einer groben Asset Allocation,<br />

welche dann die oben vorgestellten Kategorien „Liqui<strong>des</strong> Vermögen“<br />

und „Andere Beteiligungen“ mit einbezieht. Hier wird<br />

im Sinne einer familienorientierten „Mittelflussrechnung“ aufgeführt,<br />

mit welchen Finanzströmen und -abflüssen in den<br />

nächsten Jahren gerechnet wird.<br />

3. In einem dritten Schritt wird dann eine Situationsanalyse<br />

abgeleitet, welche die zentrale Frage beantworten soll:<br />

Welche der Familien-Ziele sind durch das Familienvermögen<br />

finanzierbar und welche bedürfen externer Finanzierung? 16<br />

4. Idealerweise würden dann die Projekte definiert und mit Priori -<br />

täten versehen. Das Resultat wird „Family Asset Allocation“<br />

genannt.<br />

15 Als Beispiele spezialisierter Foren in Communities seien bei Linked-In.com die Finanzierungs-Foren erwähnt oder auf Small-world.com verwiesen, wo ein nachgewiesenes<br />

Min<strong>des</strong>tvermögen Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist und so eine gewisse Affinität zu gemeinsamen Finanzierungsfragen suggeriert wird.<br />

16 Obwohl Einzelprojekte der FU sicher auch einem Familienziel Weiterführung der FU dienen, würden in diesem Gremium nur die strategischen Projekte der FU<br />

berücksichtigt.


Der Prozess der Festlegung einer Family Asset Allocation sollte<br />

in regelmässigen Abständen durchlaufen werden. Wenn aufgrund<br />

der Grösse der FU und/oder <strong>des</strong> Familienvermögens diese grundsätzlichen<br />

Fragestellungen nicht alleine im Familienkreis bewältigt<br />

werden können bzw. dies nicht gewollt wird, oder aber die Grösse<br />

und/oder Komplexität <strong>des</strong> Familien-Vermögens ein effizientes<br />

Management dieses Prozesses nicht erlaubt, sollte ernsthaft über<br />

den Aufbau eines eigenen Family-Offices (Single Family Office)<br />

oder den Beitritt in ein bestehen<strong>des</strong> Multi-Family Office nachgedacht<br />

werden. 17<br />

Finanzierung als Commodity?<br />

<strong>Die</strong> nachstehende Übersicht zeigt die klassischen Kategorien der<br />

eigentlichen Unternehmensfinanzierung auf, welche traditionell<br />

auf der Passivseite der Unternehmensbilanz stehen. Darüber hinaus<br />

gewinnen die Finanzierungsinstrumente der Aktiva (Factoring<br />

und/oder Sale & Lease Back Produkte) immer mehr an Bedeutung,<br />

da sie eine weitere Steuerung der benötigten Liquidität einer<br />

Unternehmung ermöglichen. Zudem können kurz- und mittelfristig,<br />

durch Eingehen von Eventualverbindlichkeiten (z.B. Garantien<br />

etc.), operativ weitere Liquidität beschafft oder Liquiditätsabflüsse<br />

verzögert werden.<br />

Wichtig ist, dass klare Stossrichtungen definiert werden, welche,<br />

aus Sicht notwendiger Finanzierungen, Prioritäten und Zeithorizonte<br />

enthält. Der Prozessablauf diktiert auch die Rolle der Finanzierungsspezialisten<br />

für die Familienunternehmung bzw. für die Familie.<br />

Stehen grosse Projekte oder eine Neu-Orientierung <strong>des</strong> FUs an,<br />

so werden Corporate Finance Spezialisten Lösungen mitgestalten<br />

und allenfalls auch durchführen. Geht es um Verwaltung von<br />

freiem Cash-Flow aus der Unternehmung für eine bestimmte<br />

Zeit, so sollten Vermögensverwalter die Fristigkeit und das Risiko -<br />

profil der Anlagen mit diesen Unternehmensbedürfnissen genau<br />

abstimmen.<br />

Finanzierungsformen und Finanzprodukte<br />

Aktive Passive<br />

Umlaufvermögen<br />

Factoring<br />

et al.<br />

Anlagevermögen<br />

Sale & Lease Back<br />

Struckturen<br />

et al.<br />

Lieferantenkredite<br />

Bankkredite<br />

Genussschein<br />

Gesellschafterdarlehen<br />

Partiarisches Darlehen<br />

Direkte Beteiligung<br />

Stille Beteiligung<br />

Fremdkapital<br />

Mezzanine/<br />

Quasi-<br />

Eigenkapital<br />

Eigenkapital<br />

17 Ausführungen zu den verschiedenen <strong>Die</strong>nstleistungen und den Unterschieden/Vorteilen von Single-Family Offices zu Multi-Family-Offices werden im Artikel von<br />

Hanspeter Berger in dieser Broschüre eingehend erläutert.<br />

55


56 2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen<br />

Finanzprodukte 2020 – 3 Trends<br />

I n Finanzierungsfragen wird die <strong>Zukunft</strong> ganz anders als die<br />

Gegenwart:<br />

TREND 1:<br />

In <strong>Zukunft</strong> wird der Zusammenhang zwischen Risiko und Fristigkeit<br />

einer Finanzierung und ihrem Pricing noch enger. Deshalb sind<br />

gewisse Finanzierungsformen (Genussscheine und Partiarische<br />

Darlehen) wahrscheinlich die Ausnahme, während die Kategorie<br />

der Mezzanine-Darlehen zunehmend durch professionelle Anbieter<br />

bereitgestellt wird.<br />

Stille Beteiligungen werden, auch wenn sie Vertraulichkeitsklauseln<br />

unterliegen, durchaus stringente Klauseln 18 enthalten, die ihr,<br />

wenn bestimmte Ereignisse eintreten, klare Mitspracherechte<br />

und/oder sogar Bevorzugungen bei der Rückzahlung einräumen.<br />

TREND 2:<br />

Gängige Finanzierungsinstrumente und deren grundsätzliches<br />

Pricing werden auf Plattformen zur Verfügung stehen, wo „Börsen“<br />

als Inhaber solcher Marktplätze für Transparenz sorgen werden.<br />

TREND 3:<br />

Öffentliche Rating-Agenturen ermöglichen flexiblere und indivi -<br />

duelle Pricing-Modelle bei Finanzierungen.<br />

<strong>Die</strong> auf Seite 55 beschriebenen Finanzierungsquellen werden<br />

auch im Jahr 2020 Bestand haben. Was sich ändern wird, ist die<br />

strikte Trennung zwischen den einzelnen Kategorien. <strong>Die</strong> Produkte<br />

werden je nach erwarteter Rendite variieren und auch mehrere,<br />

individuellere Charakteristiken kombinieren. Gleichzeitig werden<br />

Rating-Agenturen gezwungen sein, ihre Resultate öffentlich<br />

zugänglich zu machen und ähnlich wie die heutigen Börsendaten<br />

zu veröffentlichen 19 .<br />

So wird ein klassischer Bankkredit durch öffentlich zugängige<br />

Ratingsysteme für den Fall, dass sich die Bonität verschlechtert,<br />

automatisch höhere Zinsen veranschlagen. Ein weiteres „Pricing-<br />

Kriterium“ wird die Fristigkeit sein, welche eine zusätzliche<br />

Illiquiditätsprämie dann verlangen wird, wenn keine liquiden, regu -<br />

lier ten Märkte bestehen, welche diese Kredite „gerne“ finanzieren.<br />

So kann es kurzfristig vorkommen, dass ein 3-jähriger Euro-Kredit<br />

eine höhere Risikoprämie zahlen muss als ein ansonsten vergleich -<br />

bares 5 Jahres Darlehen, weil viele Kreditgeber solche Geschäfte<br />

im 3 Jahres-Bereich konjunkturell und/oder währungstechnisch<br />

als risikoreicher ansehen.<br />

<strong>Die</strong>sem Gedanken liegt die Überzeugung zugrunde, dass die<br />

Märkte durch schnelleren Informationsfluss auch an Transparenz<br />

gewinnen und somit die Liquidität in den Teil märkten Eigen -<br />

kapital-, Mezzanineprodukte bis hin zum klassischen Bankkredit<br />

massgeblich für das relative Pricing verantwortlich sein wird.<br />

Zusammenfassend heisst das, dass die grössere Transparenz zu<br />

individuelleren Finanzierungskosten führt.<br />

18 Man spricht hier auch von „Kick-in“-Klauseln.<br />

19 Damit ist denkbar, dass die heutigen Börsen auch Besitzer der Rating-Agenturen werden und somit die Marktgängigkeit dieser wichtigen Pricing-Informationen<br />

gewährleisten.


Folgerungen Finanzmanagement für die Family Asset Allocation<br />

Für Familienunternehmungen wird es <strong>des</strong>halb darauf ankommen,<br />

grössere Finanzierungsvorhaben im Voraus zu planen und diese<br />

auch mit der Family Asset Allocation abzustimmen. <strong>Die</strong> individuelleren<br />

Finanzierungskosten werden nämlich immer mehr in<br />

einem Gesamtkontext beurteilt und veranschlagt. Ein strategisches<br />

Projekt der Familienunternehmung, welches nicht klar durch Cash-<br />

Flows der FU und die Projektcashflows selber zurückgezahlt werden<br />

kann, wird nur finanziert werden, wenn die Asset Allocation der<br />

Im Gegensatz zu börsenkotierten Unternehmen haben insbesondere<br />

Familienunternehmen den Vorteil, dass sie auch längerfristig<br />

nachhaltige Unternehmensstrategien verfolgen können, ohne<br />

dafür andauernd hinterfragt zu werden.<br />

Zum Erreichen von nachhaltigem Wachstum 20 und entsprechender<br />

Wertsteigerung eines FU stehen Umsatzsteigerung, Wertzuwachs,<br />

operative Exzellenz und die Finanzierung <strong>des</strong> Wachstums in<br />

enger Verbindung zueinander.<br />

<strong>Die</strong> Finanzierung <strong>des</strong> Wachstums ist also klar an den Wachstumszielen<br />

auszurichten und die Finanzierungsinstrumente sind<br />

entsprechend zu gestalten. Investitionen neuer Grossprojekte<br />

sollten nicht über eine Kontokorrentlimite finanziert werden,<br />

auch wenn diese zur Verfügung steht. Unternehmer werden<br />

bereit sein, die Wertsteigerung <strong>des</strong> Wachstums mit ihren Finanzierungspartnern<br />

risikoadäquat zu teilen, d.h. dass höhere Risiken<br />

auch entsprechend verzinst oder sogar mit Anteilen am Projekt<br />

oder der Unternehmung vergütet werden würden.<br />

Familie ein solches Projekt stützt. Es dürfen also einerseits keine<br />

neuen Auszahlungen von Gesellschaftern oder erhöhte Dividendenzahlungen<br />

beschlossen werden. Ansonsten würde eine finan -<br />

zierende Bank Zusatzsicherheiten verlangen und/oder die Risiko -<br />

prämien werden entsprechend angepasst. Möglicherweise würden<br />

dann aus Bankkreditkonditionen evtl. Mezzaninekredit-Bedingungen,<br />

was das Projekt unattraktiv machen könnte.<br />

Folgerungen Finanzmanagement für die Unternehmensfinanzierung<br />

20 Für Definition und Ausgestaltung von Nachhaltigem Wachstum siehe auch<br />

Sattler (2008); Schwenker/Bötzel (2006); Raisch/Probst/Gomez (2007)<br />

21 Vgl. Raisch/Probst/Gomez (2007), S.5<br />

22 Vgl. Raisch/Probst/Gomez (2007)<br />

Dass sich das (auch finanziell) lohnt, zeigt eine mehrjährige Untersuchung<br />

von Raisch/Probst/Gomez für börsenkotierte Unternehmen,<br />

die auf langfristig orientierte, private Unternehmungen<br />

angewendet werden kann 21 .<br />

Wachstum und Aktienrenditen<br />

Umsatzwachstum<br />

Über 15% 6.9% 22.6%<br />

10–15% 15.7%<br />

5–10% 13.2%<br />

Unter 5% 6.7% 9.2%<br />

Unter 5% 5–10% 10–15% Über 15%<br />

Quelle: Fortune Global 500 Unternehmen 22<br />

Gewinnwachstum<br />

Das Ergebnis der Studie belegt, dass Wachstum alleine nicht zu<br />

nachhaltiger Wertsteigerung führt, sondern vielmehr nur risikoadäquat<br />

finanziertes (profitables) Wachstum eine überproportionale<br />

Wertsteigerung herbeiführen kann.<br />

57


58 2020: Finanzierungsansätze für Familienunternehmen<br />

Schlusswort – 3 Thesen<br />

Der Familienunternehmer wird zum Investor, der die drei grundsätzlichen<br />

Asset-Klassen (FU, „Liqui<strong>des</strong> Vermögen“ sowie andere<br />

Beteiligungen) nach abgestimmten Kriterien und Zielen einer<br />

Family Asset Allocation beurteilt:<br />

• Finanzierungsinstrumente sind verfügbar, allerdings wird ihr<br />

Pricing transparenter und auch individueller.<br />

• Finanzierungen folgen Familienzielen, nicht umgekehrt.<br />

• Eine Family Asset Allocation folgt den Kriterien Fristigkeit,<br />

Liquidität und nachhaltigem Wachstum der FU.<br />

<strong>Die</strong>se oft neue Mentalität für Unternehmerfamilien und Familienunternehmen<br />

ist eine Herausforderung, die es zu meistern gilt,<br />

wo sinnvoll im Dialog mit Spezialisten und durch entsprechende<br />

(Weiter-)Bildung.<br />

<strong>Die</strong>se drei Thesen unterstreichen, dass ein FU dann am meisten<br />

zur Wertsteigerung der Family Asset Allocation beitragen kann,<br />

wenn die strategischen Projekte auch entsprechend und fristengerecht<br />

finanziert werden und somit genügende Finanzressourcen<br />

zur Verfügung gestellt werden; evtl. sogar unter Berücksichtigung<br />

von neuen Anteilseignern ausserhalb der Familie.


Quellenverzeichnis<br />

v. Bechtolsheim I, C.; Rhein, A. (Hrsg.) (2008)<br />

Management komplexer Familienvermögen: Organisation,<br />

Strategie, Umsetzung<br />

Wiesbaden: Gabler<br />

Raisch, S.; Probst, G. & Gomez, P. (2007)<br />

Wege zum Wachstum:<br />

Wie sie nachhaltigen Unternehmens erfolg erzielen;<br />

Wiesbaden: Gabler<br />

Sattler, A. (2008)<br />

Wege und Strategien zu nachhaltig profitablem Wachstum am<br />

Beispiel der Meyer Burger AG<br />

Master-Thesis, Hochschule Liechtenstein<br />

Schwenker, B. & Bötzel, S. (2006)<br />

Auf Wachstumskurs:<br />

Erfolg durch Expansion und Effizienz steigerung<br />

Berlin, Heidelberg: Springer<br />

Der Autor<br />

Wolfgang Schwartzkopff wurde 1964 in eine Familien -<br />

unternehmung geboren, die Anfang der 80er Jahre aus<br />

finanziellen Gründen – in der fünften Generation –<br />

geschlossen wurde.<br />

Seine Laufbahn begann er – nach Banklehre in Deutschland,<br />

Studium und Promotion im Finanzbereich an der Universität<br />

St.Gallen (HSG) – bei der UBS, unter anderem als Verantwortlicher<br />

für strukturierte Finanzierungen und Leveraged<br />

Buy-Out Kredite. 1997 wechselte er zu Apax Partners /<br />

Altium Capital als Corporate Finance Director.<br />

Dr. Schwartzkopff hat zahlreiche M&A und Kapitalmarkttransaktionen<br />

geführt und die Fund-Raising Aktivitäten<br />

der Altium Gruppe aufgebaut.<br />

Bevor er im Januar 2008 Schwartzkopff Partners gründete,<br />

war er Mitgründer der <strong>Schweiz</strong>er Niederlassung der<br />

Investmentbank „equinet“ und deren Geschäftsführer für<br />

vier Jahre. Er verfügt über profunde Kenntnisse im Bereich<br />

Familienunternehmen sowie KMUs und nimmt dort in<br />

ausgewählten Verwaltungsräten Einsitz. Er ist regelmässiger<br />

Sprecher bei M&A-Konferenzen und hält Corporate<br />

Finance Vorlesungen an der Hochschule Liechtenstein.<br />

Als langjähriges Mitglied ist er 2003 in den Vorstand <strong>des</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>er Family Business Network (F.B.N.) gewählt worden.<br />

59


2020: Zusammenhalt in der Familie –<br />

Nachhaltige Kommunikation als Trend!<br />

von Franziska Müller Tiberini<br />

In Kürze<br />

Eine Familie, zu der ein Greis gehört, besitzt einen Schatz.<br />

Chinesisches Sprichwort<br />

Familie: Hort der Prinzipien und Traditionen, der Tragödien und <strong>des</strong> Glücks<br />

Der Umgang miteinander bestimmt die innere Familienstruktur<br />

<strong>Die</strong> Familie befriedigt die Urbedürfnisse der Menschen nach Schutz, Sicherheit,<br />

Vertrauen, Zuneigung, Respekt und Liebe. Obwohl das Wort „Familie“ bereits<br />

heute für die unterschiedlichsten Lebensformen steht, umfasst es gewisser -<br />

massen das Gefühl der Zusammengehörigkeit.<br />

61


62 2020: Zusammenhalt in der Familie – Nachhaltige Kommunikation als Trend!<br />

<strong>Die</strong> Familie der <strong>Zukunft</strong> ist die Wahlfamilie<br />

Vermehrt wandelt sich die Kern- oder Kleinfamilie zur Wahlfamilie,<br />

ergänzt durch die Aufnahme von Freunden, Verwandten, Arbeits -<br />

partnern, etc.; sie ist die Konstellation, die wir nach unseren<br />

Bedürfnissen selber wählen. So erfährt zum Beispiel der Drei -<br />

generationen-Haushalt eine Neubelebung, indem die einzelnen<br />

Mitglieder der Wahlfamilie klare Funktionen übernehmen. <strong>Die</strong><br />

Rolle der Grosseltern, wie sie früher in den Bauernfamilien erfüllt<br />

wurde, übernehmen in der Wahlfamilie nicht unbedingt die biologischen<br />

Grosseltern, sondern vielleicht eine Tante oder ein allein -<br />

stehender Freund. Derweil vergnügen sich die „richtigen“ Gross-<br />

Kinder und Karriere in der Unternehmerfamilie<br />

Auch in <strong>Zukunft</strong> wird die Kern- und Wahlfamilie Sprungbrett<br />

sein für die gesunde Entwicklung der Kinder. Hier lernen sie die<br />

Familienwerte kennen, zunächst die Grundlagen respektvollen<br />

Umgangs miteinander und die Verantwortung für Aufgaben, die in<br />

der Familie und im Unternehmen übernommen werden müssen.<br />

Eltern die ein Familienunternehmen besitzen, wissen im Jahr 2020<br />

die Zusammenhänge von Familie und Unternehmen geschickt<br />

zu nutzen. Dank grosser Flexibilität am Arbeitsplatz profitieren<br />

Unternehmerfamilien. Das Co-Management auf Geschäftsleitungsebene<br />

und im Verwaltungsrat ist verbreitet und wird unter den<br />

Ehepartnern nach Fähigkeiten und Machbarkeit aufgeteilt. Von<br />

Fall zu Fall können sie sich auf die Bedürfnisse ihrer Kinder<br />

einstellen, dosieren die An- und Abwesenheiten von Zuhause sowie<br />

die Auslandaufenthalte, die beispielsweise für ein erfolgreich<br />

exportieren<strong>des</strong> Familienunternehmen unumgänglich sind.<br />

eltern womöglich in der Südsee auf einem Segeltörn, entfliehen<br />

dem Winter nach Griechenland und wandern im Sommer in den<br />

Bergen, sind also meist weit weg von ihren Enkelkindern. <strong>Die</strong><br />

Wahlfamilie zeigt sich aber bedingungslos verantwortungsvoll<br />

gegenüber den Eltern/Grosseltern, wenn diese krankheitsbedingt<br />

ihre Rolle nicht mehr wahrnehmen können.<br />

Zu diesen Wahlfamilien gehören auch Patchworkfamilien, die<br />

flexibel und nach Lebensphasen veränderbar sein können.<br />

Selbstverständlich ist 2020 die Gleichbehandlung von Töchtern<br />

und Söhnen kein Thema mehr. <strong>Die</strong> Ausbildung der Kinder wird<br />

durch Familienworkshops ergänzt, Feriencamps für Kinder aus<br />

Unternehmerfamilien werden zu verschiedenen Themen angeboten.<br />

Banken und Verbände konkurrieren mit interessanten Angeboten<br />

für Kunden und Mitglieder. 2020 wird „das Unternehmen“ Pflichtfach<br />

in den Schulen für alle Altersstufen, um den Jugendlichen, bzw.<br />

künftigen UnternehmerInnen, die Anreize einer selbständigen<br />

Unternehmensführung schmackhaft zu machen.<br />

Das Familienunternehmen steht weder mit Karrierechancen noch<br />

gesellschaftlich hinter denen eines Grossunternehmens, im<br />

Gegenteil, die eigene Firma erlaubt Freiheiten in der Realisierung<br />

eigener Berufswünsche. Sie bedarf aber auch der Verantwortung<br />

gegenüber traditionellen Werten, wie diese Vertrauen und Knowhow<br />

sein können.


Klare Schnittstellen und langfristige Planung im Familienunternehmen 2020<br />

Der Schlüssel zum langfristigen Überleben <strong>des</strong> <strong>Familienunternehmens</strong><br />

ist die Planung und Gestaltung in allen Bereichen:<br />

Produkte-, <strong>Die</strong>nstleistungs- und Marktstrategien, Bedürfnisse,<br />

Interessen und Fähigkeiten der Familienmitglieder, Definition<br />

einer Finanzstrategie: gemeinsame oder getrennte <strong>Zukunft</strong>,<br />

Immobilienbesitz, Steuerfragen, etc.<br />

Gerechtigkeit anno 2020! Ein Thema aus der Bibel?<br />

Beteiligte in Familiengesellschaften müssen ihre Entscheide auf<br />

unterschiedlichste Ansprüche, Interessen und Bedürfnisse abstützen.<br />

Auch im Jahre 2020 wird es kaum möglich sein, allen gleich ent -<br />

gegen zu kommen, um die fairste Lösung zu finden. Das Bewusst -<br />

sein <strong>des</strong> Zusammenwirkens eventueller Widersprüche ist daher<br />

hilfreich. <strong>Die</strong> häufigste Paradoxie (G. Thorsten in „Familien -<br />

unternehmen verstehen“, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 2008,<br />

Seite 36-38) ist die zwischen Gerechtigkeit im Unternehmen<br />

und Gleichheitserwartung in der Familie. Das bedeutet zum Beispiel,<br />

dass mehrere Kinder gleich viele Aktien oder vergleichbare<br />

Führungspositionen im Unternehmen beanspruchen, die Logik<br />

<strong>des</strong> Unternehmens aber unterschiedliche Ausbildungen und<br />

Kompetenzen verlangt. <strong>Die</strong> Lösung solcher Paradoxa entscheidet,<br />

ob ein Familienunternehmen in der Lage ist, seinen eigenen Weg<br />

auch nach 2020 fortzusetzen.<br />

Der Begriff „Gerechtigkeit“ muss immer wieder hinterfragt,<br />

diskutiert, vereinbart und festgehalten werden. <strong>Die</strong> richtige Dosis<br />

Gleichbehandlung in der Familie und Gerechtigkeit im Unternehmen<br />

ist subjektiv. Auch 2020 ist Kompromissbereitschaft angesagt,<br />

soll nicht ein ewiges Seilziehen stattfinden.<br />

2020 haben die Familien erkannt, dass klare Governance Strukturen<br />

und Regeln das langfristige Zusammenleben in der Familie<br />

und im Unternehmen sichern.<br />

Ein erfolgreicher Generationenwechsel im Familienunternehmen<br />

beruht auf dem Konsens zwischen Familie, Unternehmen und<br />

Besitz, bzw. Vermögen.<br />

Zur Family Governance gehört ein gut funktionierender Verwaltungsrat.<br />

2020 setzt sich dieser aus hellen Köpfen zusammen,<br />

die Eigenschaften wie fachliche Kompetenz, unternehmerisches<br />

Denken, Weitsichtigkeit, Objektivität, Loyalität und Verfügbarkeit<br />

in einer guten Durchmischung vereint.<br />

Klare Profile und Stellenbeschreibungen für Verwaltungsrat und<br />

Geschäftleitung, keine Bevorzugung und Kompromisse bei<br />

Familienangehörigen, das sind Voraussetzungen für Familien -<br />

unternehmen, die über mehrere Generationen mehrheitlich von<br />

einer Familie geführt werden.<br />

2020 werden sich die Mitglieder <strong>des</strong> Verwaltungsrates weder zu<br />

nahe stehen, noch zu fremd oder sich gar feindselig gesinnt sein.<br />

Ein Mittelweg muss gefunden werden, der sowohl Kritik als auch<br />

gegenseitiges Vertrauen ermöglicht. Fingerspitzengefühl ist nötig,<br />

wenn die Quote mehrerer Familienstämme zu berücksichtigen<br />

ist. Klar definierte Regeln und Kriterien über die Mischung im<br />

Verwaltungsrat sind hier unerlässlich, ebenso die Amtsdauer -<br />

beschränkung (z.B. 3 Jahre) und die Altersklausel. 2020 ist die<br />

jährliche Evaluierung <strong>des</strong> Gesamtverwaltungsrats eingeführt; sie<br />

gibt den Mandatsträgern und -trägerinnen die Chance, ihre<br />

Arbeit selber zu evaluieren und im Gremium sicherzustellen, dass<br />

die Anforderungen erfüllt werden. Unfähige Verwaltungsräte<br />

sind 2020 seltener, die Sesselkleber sterben aus!<br />

63


64 2020: Zusammenhalt in der Familie – Nachhaltige Kommunikation als Trend!<br />

<strong>Die</strong> Familie kommuniziert aktiv miteinander<br />

Eine wichtige Rolle auf dem Weg zum Erfolg in der Familie und<br />

im Unternehmen spielt 2020 die interne sowie externe Kommuni -<br />

kation. Familienintern nimmt man sich Zeit für einander. Vielleicht<br />

wird eine Sprachregelung festgelegt, die gewaltfreie Kom -<br />

munikation (nach Marshall Rosenberg) garantiert; durch empathische<br />

Der Familienrat als Gestaltungsplattform<br />

<strong>Die</strong> Familie beeinflusst das Unternehmen stark, formell wie informell.<br />

Der Familienrat ist ein ideales Instrument, um Family Governance<br />

erfolgreich umzusetzen. <strong>Die</strong> Schnittstelle Familie/Unternehmen<br />

ist dann klarer definiert.<br />

Der Familienrat ist eine Plattform <strong>des</strong> Informationsaustausches<br />

und der Meinungsbildung. Der Familienrat unterstützt und ergänzt<br />

den Verwaltungsrat. Hier werden Strategien erarbeitet und<br />

gemeinsame Weiterbildung betrieben. Er passt sich der Grösse<br />

der Familie, der Firma und dem Umfang <strong>des</strong> gemeinsamen<br />

Besitztums an. Seine Aufgabe besteht von den anfänglich formellen<br />

Informationsgesprächen über die Firma, bis hin zur Wahl eines<br />

Familienmitglie<strong>des</strong> in den Verwaltungsrat. Emotionsgeladene<br />

Familienbelange werden im Familienrat verhandelt und müssen<br />

nicht in die Verwaltungsratsitzungen getragen werden. Wichtige<br />

Informationen und die Wertehaltung der Familie gegenüber dem<br />

Verwaltungsrat müssen aber zu jeder Zeit verbürgt sein.<br />

Der Familienrat tagt periodisch und in formellem Rahmen. Quasi<br />

auf neutralem Boden sollen alle Beteiligten gleichberechtigt zu<br />

Wort kommen. Der Familienrat ist daher eine ideale Integrationshilfe<br />

für neu gewählte Familienmitglieder. Der Familienrat hebt sich<br />

deutlich ab von informellen Begegnungen, wie Familienfeiern,<br />

an denen sich der Gesprächsstoff eigentlich nicht um geschäftliche<br />

Dinge drehen sollte.<br />

Kommunikation in der Familie werden Problemlösungen gefunden,<br />

die die Bedürfnisse aller mit einbeziehen und Win-Win-Situationen<br />

hervorbringen.<br />

Eine gute Kommunikation in der Familie fängt mit der Geburt,<br />

bzw. Erziehung der Kinder an!<br />

Familienrat in 3 Phasen<br />

1. Einführung formeller Treffen, zwei bis drei Mal jährlich.<br />

Protokollführung.<br />

2. <strong>Die</strong> Familie formuliert Ziele und definiert gemeinsame<br />

Werte.<br />

Gemeinsame Weiterbildung zu Themen wie<br />

Kommunikation, Finanzen, etc.<br />

3. <strong>Die</strong> Familie gründet einen Familienrat.<br />

Erarbeiten von Familienstrategien, Verhaltenscodex,<br />

Visionen, Charta.<br />

Familien, in denen gut kommuniziert wird, können die Phasen 1<br />

und eventuell 2 selber an die Hand nehmen. Für Phase 2 empfiehlt<br />

sich eine unabhängige Moderation und für Phase 3 ist eine<br />

Moderation von Anfang an zwingend.


Family Coaching als Herausforderung<br />

Neben der Kommunikation ist die Vereinbarung über das Wie<br />

und Was von Information, die gegenüber Dritten gewährt werden<br />

soll, massgebend. Verbindliche Governance Systeme definieren<br />

Schnittstellen, Kompetenzen, Verantwortung und benennen<br />

Begleit personen, die sich in allen Systemen auskennen und<br />

entsprechend effiziente Arbeitsteams bilden können.<br />

Wie beim erfolgreichen Fussballteam braucht es einen Coach,<br />

motivierte Spieler, Selbstverantwortung, Fitness, „Fairplay“ und<br />

Kommunikation!<br />

Talente richtig einsetzen! Glück?<br />

Wohlhabende Familien fördern das Bewusstsein gegenüber Reichtum<br />

und Verantwortung! Ein grosses Vermögen zu besitzen heisst<br />

nicht einfach „Glück“ haben, sondern erfordert ein gesteigertes<br />

Verantwortungsbewusstsein. Reich sein, neben dem finanziellen<br />

Wohlstand, drückt sich auch in Stolz aus, in Freude und der<br />

Selbst verständlichkeit Gutes zu tun, weniger glückliche Menschen<br />

zu unterstützen.<br />

Glück bedeutet auch eine gute Ausbildung geniessen und einen<br />

Beruf wählen zu dürfen, der Zufriedenheit gibt, Berufung und<br />

Leidenschaft sein kann. Daher ist es sinnvoll, Kinder ihren Berufs -<br />

wunsch frei entscheiden zu lassen. Bewusste Lebensgestaltung<br />

schliesst nicht nur den ganzen Menschen ein, sondern auch die<br />

persönliche Umgebung, menschliche Bindungen, das soziale Gefüge<br />

und die Natur.<br />

Das gemeinsame Projekt „Wir sind eine gut kommunizierende<br />

Familie mit einem erfolgreichen Familienunternehmen!“ entsteht<br />

nicht an einem Tag. Es ist Knochenarbeit und erfordert Zeit,<br />

Aus- und Weiterbildung.<br />

Selbst wenn ihre Begabungen nicht direkt im Kerngeschäft <strong>des</strong><br />

<strong>Familienunternehmens</strong> eingesetzt werden können, bestehen<br />

immer Möglichkeiten, dem Familienunternehmen zu dienen und<br />

Verantwortung zu übernehmen. Ausserhalb der operativen Geschäfts -<br />

leitung braucht es u.a. Aktionäre und Verwaltungsräte mit unter -<br />

nehmerischem Verständnis; aber auch kreative, künstlerisch<br />

Schaffende können gestaltend in die Geschicke der Firma eingreifen,<br />

ihr vielleicht zu mehr Ausstrahlung, einem neuen Gesicht,<br />

verhelfen.<br />

65


66 2020: Zusammenhalt in der Familie – Nachhaltige Kommunikation als Trend!<br />

Familien gehen souverän mit Konflikten um! 2020 eine Utopie?<br />

Konflikte kommen immer wieder vor. Sie sind Ausdruck unterschiedlicher<br />

Sichtweisen, Bedürfnisse und Interessen. <strong>Die</strong> Bereitschaft<br />

und Fähigkeit zum Verhandeln, der Umgang mit Mitmenschen<br />

und offene Kommunikation werden auch im Jahre 2020 die<br />

Hauptmerkmale eines erfolgreichen <strong>Familienunternehmens</strong> sein.<br />

Mediation = Kosten und Energie sparen?<br />

<strong>Die</strong> Methode der Mediation hat sich als nachhaltiges Verfahren<br />

bei der Nachfolgeplanung, bei einem Generationenwechsel und<br />

in Erbgemeinschaften bewährt. 2020 ist es üblich, sich als Familie<br />

durch Mediatoren bei Veränderungsprozessen begleiten und<br />

unterstützen zu lassen. Dank dieser Methode finden zahlreiche<br />

Keine Angst vor Streit, er bedeutet Reibung – ohne Reibung<br />

keine Wärme! Einen gemeinsamen Weg zu finden, offen die<br />

unterschiedlichen Sichtweisen der Familienmitglieder zu verstehen<br />

und Lösungen gemeinsam zu finden, bedeutet „Fairplay“.<br />

Familien wieder zueinander und sparen letztlich enorme (Anwalts-)<br />

Kosten, Zeit und Energie ein.<br />

Streithähne allerdings werden auch 2020 nicht ausgestorben sein.<br />

Familiencredo: Authentisch sein und die Werte leben, die verbinden!<br />

Erfolgreich sind Familien, die für ihre gemeinsamen Werte gerade<br />

stehen und dafür Zeit und Geld investieren. Erfolgreich sind<br />

Familien mit einer offenen, empathischen Kommunikationskultur<br />

und Familien, die diese Kommunikationsform auch in ihrem<br />

Unternehmen anwenden.<br />

Diversity – Familienunternehmen leben sie und werden zu Vorbildern<br />

für Grossunternehmen. Diversity bezeichnet den Umgang<br />

mit der wissensbezogenen, geschlechtlichen und sozialen Vielfalt<br />

und deren Wertschätzung und spiegelt sich im Erfolg; an der<br />

Börse ist sie Teil vom Rating, sie greift über auf die Gesellschaft<br />

und die Arbeitgeber. Diversity beeinflusst den Wert der Firma.


Familiengrundsätze 2020<br />

Im Idealfall könnten diese Handlungsmaximen wie folgt aussehen:<br />

1. <strong>Die</strong> persönliche Beziehung der einzelnen Familienmitglieder<br />

untereinander hat Priorität.<br />

Wir hören einander zu und haben Verständnis für<br />

unterschiedliche Bedürfnisse und Sichtweisen.<br />

2. Wir wachsen miteinander und bilden uns auf allen Ebenen<br />

weiter.<br />

3. Konflikte sind Indikatoren. Ja, wir sind verhandlungsbereit!<br />

4. Veränderungen und Angleichungen packen wir gemeinsam an.<br />

Transparenz und Offenheit helfen Herausforderungen<br />

bewältigen.<br />

5. Der Pflege aller Vermögenswerte kommt professionelle<br />

Aufmerksamkeit zu.<br />

6. Erfolg definieren wir zusammen, und er gehört uns allen.<br />

7. Vertrauen, Respekt und Sicherheit sind unser Fundament.<br />

Sie sind Voraussetzung für unsere Lebensqualität.<br />

8. Wir gehen verantwortungsvoll mit Natur und Umwelt um,<br />

heute und in der <strong>Zukunft</strong>.<br />

Nachhaltigkeit ist unsere Grundhaltung für gelebte Qualität.<br />

Zum Schluss weise ich nachdrücklich darauf hin, wie zentral in<br />

<strong>Zukunft</strong> die Mitwirkung von Frauen auf allen Stufen <strong>des</strong> Unternehmens<br />

sein wird. Gemischte Teams mit Frauen und Männern<br />

sind ein massgebender Erfolgsfaktor von Unternehmen mit <strong>Zukunft</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Autorin<br />

Franziska Müller Tiberini ist Inhaberin der Firma Familienunternehmen.ch<br />

AG (www.familienunternehmen.ch).<br />

Sie begleitet erfolgreich Unternehmerfamilien sowie<br />

Familienunternehmen – vom Handwerkerbetrieb bis zum<br />

global tätigen Grossfamilienunternehmen. Sie zielt mit<br />

ihrer Methode auf einen „fairen Prozess“ der Planung<br />

(Nachfolge, Organisation, Familienrat, Koordination mit<br />

Treuhändern und Anwälten, etc.), unter Einbezug aller<br />

Betroffenen.<br />

Ihre Stärke sind ihre Kenntnisse und ihre langjährige<br />

Erfahrung in der Kommunikation innerhalb der Familie und<br />

zwischen der Familie und ihren Unternehmungen. Nebst<br />

Fachartikeln hat sie zwei Bücher verfasst: 2001, „Wenn<br />

Familie den Laden schmeisst“, sowie im 2008, “ERBEN in<br />

Familienunternehmen. <strong>Die</strong> Unternehmensnachfolge<br />

konfliktfrei regeln“, beide im Orell Füssli Verlag.<br />

Sie ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt in<br />

Zürich.<br />

67


2020: Führen und kommunizieren<br />

mit Herz und Hirn<br />

von Martin Zenhäusern, MA<br />

In Kürze<br />

„<strong>Die</strong> Familie erlebt ein Revival. Davon profitiert auch das Familienunternehmen.<br />

Leistungsträger werden zu arbeitenden Aktionären. Sie fühlen sich der Familie<br />

zugehörig und verbunden, nicht durch das Blut, sondern durch Sinn und Zweck<br />

der gemeinsamen Aufgabe.<br />

<strong>Die</strong> Website ist die zentrale Drehscheibe der Kommunikation. <strong>Die</strong> Kommunikation<br />

zwischen Unternehmen und Kunden ist direkt und intensiv. Familienunternehmen<br />

sind fester Bestandteil und Andockstation in temporären und sich laufend<br />

verändernden Netzwerken. <strong>Die</strong> Anzahl der freien Mitarbeitenden steigt stetig an.<br />

Der Patron ist das Gesicht <strong>des</strong> Unternehmens nach innen und aussen. Er sorgt<br />

für Menschlichkeit im Unternehmen und flache Hierarchien. Er führt und<br />

kommuniziert mit Herz und Hirn.“<br />

69


70 2020: Führen und kommunizieren mit Herz und Hirn<br />

<strong>Die</strong> Familie ist tot – es lebe die Familie<br />

<strong>Die</strong> klassische Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern,<br />

ist tot. In dieser Form gibt es sie heute häufig nicht mehr. Auch<br />

im Jahr 2020 haben wir Familien, die jedoch „liberaler“ betrachtet<br />

werden sollten, als wir dies heute tun. <strong>Die</strong> Definition der modernen<br />

Familie im Jahr 2020 könnte so lauten: „Blutsverwandte und<br />

mit der Familie eng verbundene Menschen fühlen sich derselben<br />

Familie zugehörig. <strong>Die</strong>s gilt besonders im Unternehmen, wo<br />

Leistungsträger sich als Teil der Familie betrachten, weil alle in<br />

dieser Gemeinschaft an denselben Zielen arbeiten, dadurch eine<br />

sinnstiftende Aufgabe wahrnehmen und darin letztlich den Sinn<br />

<strong>des</strong> Lebens finden.“ <strong>Die</strong> Familie wird vermehrt zum Leuchtturm,<br />

der Orientierung gibt und gleichzeitig ein Gefühl von Zugehörigkeit<br />

und Heimat vermittelt.<br />

Was hat dies alles mit Führung und Kommunikation zu tun? Sehr<br />

viel. Im Folgenden möchte ich einige Thesen zur Diskussion<br />

stellen, wie die Kommunikation <strong>des</strong> <strong>Familienunternehmens</strong> im<br />

Jahr 2020 mit seinen Mitarbeitenden, dem Markt, primär dem<br />

Kunden und mit der Öffentlichkeit erfolgen wird. Dabei werde<br />

ich auch darlegen, wer welche Rolle in welcher Form wahrnehmen<br />

wird. Vieles, was für die Kommunikation mit der Aussenwelt<br />

gültig ist, gilt auch für die familien-interne Kommunikation, auf<br />

die ich nur am Rande eingehe.<br />

„Leistungsträger werden zu arbeitenden Aktionären.<br />

Sie fühlen sich der Familie zugehörig und verbunden, nicht<br />

durch das Blut, sondern durch Sinn und Zweck der<br />

gemeinsamen Aufgabe.“<br />

Wenn wir die kommende Generation betrachten – geboren zwischen<br />

1977 und 1999 und als Net-Generation bezeichnet – dann stellen<br />

wir fest, dass diese weltweit über zwei Milliarden Menschen in<br />

vielen Bereichen völlig anders funktionieren als ihre Vorgänger,<br />

die Boom-Generation. In der Diskussion über die junge Generation<br />

wird häufig nicht wahrgenommen, dass diese Generation einen<br />

anderen Hintergrund hat, als wir ihn noch hatten. Weil das nahe<br />

und direkte Umfeld für die Net-Generation das Netz ist: Menschen,<br />

denen man nicht real begegnet. Deshalb nehmen sie ihre Umwelt<br />

anders wahr als wir, die wir durch die Menschen in unserem<br />

direkten Umfeld geprägt wurden, Menschen also, denen wir real<br />

begegnet sind. <strong>Die</strong>s manifestiert sich in einer anderen Grundhaltung:<br />

<strong>Die</strong> Net-Generation ist offener, gleichrangiger orientiert;<br />

sie macht keinen Unterschied, ob jemand schwarz, gelb, rot oder<br />

weiss oder ob er Mann oder Frau oder jünger oder älter ist.<br />

Auf die Arbeitswelt bezogen, hat dies zur Folge, dass die neue<br />

Generation, auch innerhalb der Familie, Aufgabe und Sinn in der<br />

Arbeit finden will. <strong>Die</strong>sen Sinn findet sie vielmehr in überschaubaren<br />

und vernetzten Strukturen, wie Familienunternehmen dies bieten,<br />

und weniger in anonymen und kaum kontrollierbaren und<br />

beeinflussbaren Grosskonzernen. Deshalb wollen sie auch für die<br />

Leistung, die sie erbringen, und ihren Beitrag zum Ganzen entsprechend<br />

honoriert werden. <strong>Die</strong>s wird nicht mehr über die letztlich<br />

eher primitiv und unausgereift ausgestalteten Boni geschehen,<br />

die wir heute noch haben, sondern darin, dass sie zu arbeitenden<br />

Aktionären werden, die eine langfristige Bindung eingehen wollen,<br />

weil sie den Sinn in dieser Aufgabe sehen. Das kluge Familienunternehmen<br />

kann also in <strong>Zukunft</strong> gerade mit diesen nicht blutsverwandten<br />

Mitarbeitenden wachsen, wenn es ihnen ein familiäres,<br />

sprich auf Vertrauen basieren<strong>des</strong> Umfeld bietet.<br />

„<strong>Die</strong> Website ist die zentrale Drehscheibe der<br />

Kommunikation. <strong>Die</strong> Kommunikation zwischen Unter -<br />

nehmen und Kunden ist direkt und intensiv.“<br />

<strong>Die</strong> klassischen Medien verlieren zunehmend an Bedeutung. Viele<br />

sind austauschbar geworden. <strong>Die</strong> Inhalte sind gleichförmig. Häufig<br />

fehlt ihnen die Tiefe oder die gut recherchierte Verlässlichkeit.


Der Aufwand, seine Botschaft zu platzieren, wird dadurch immer<br />

aufwendiger, bei zunehmend grösserem Streuverlust. Wie also<br />

wird das Familienunternehmen im Jahr 2020 kommunizieren?<br />

Es erreicht seine Kunden über die Website, die zur zentralen<br />

Drehscheibe der Kommunikation geworden ist. Wir werden in<br />

zehn Jahren die heutigen Websites als ziemlich rudimentäre Vorläufer<br />

der neuen, modernen Kommunikationszentrale betrachten.<br />

<strong>Die</strong> Website ist interaktiv. Mitarbeitende tauschen sich darauf<br />

ebenso aus wie Kunden, die in enger Zusammenarbeit mit dem<br />

Unternehmen an neuen Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen arbeiten.<br />

<strong>Die</strong> Website ist lebendig und einem ständigen Wandel und einer<br />

permanenten Anpassung unterworfen. Dadurch wird sie auch zu<br />

einer Plattform, auf der Erfahrungen und Wissen ausgetauscht<br />

werden. Selbstverständlich verfügt die Website in gewissen<br />

Bereichen über Zugangsco<strong>des</strong>, so dass nur ein ausgewählter Kreis<br />

Zugang zu Schlüsselinformationen hat. Damit zur nächsten These.<br />

„Familienunternehmen sind fester Bestandteil und<br />

Andockstation in temporären und sich laufend<br />

verändernden Netzwerken. Sie beschäftigen zunehmend<br />

mehr freie Mitarbeitende.“<br />

Vieles, was heute noch im stillen Kämmerlein der eigenen Forschung<br />

und Entwicklung besprochen wird, findet sich künftig auf dem<br />

Netz, wo sich freie Mitarbeitende und externe Spezialisten<br />

bewerben können, um an der Lösung der gestellten Aufgabe<br />

mitarbeiten zu können. Das Familienunternehmen repräsentiert<br />

in beinahe perfekter Art und Weise die Ansprüche und Wünsche,<br />

welche die Net-Generation an ihre Arbeit stellt: Ein überschaubares<br />

Umfeld sowie eine offene Zusammenarbeit unter Gleichberechtigten<br />

und Gleichrangigen. <strong>Die</strong>se Art der Zusammenarbeit erlaubt<br />

es, dass der Einzelne das tun und leisten kann, wofür er am besten<br />

geeignet ist. <strong>Die</strong>s wiederum hat den Vorteil, dass er für diese<br />

Aufgabe gerne die Verantwortung übernimmt, gleichzeitig jedoch<br />

nicht gezwungen wird, zusätzlich Verantwortung für Bereiche,<br />

in denen er sich nicht kompetent fühlt, übernehmen zu müssen,<br />

wie dies in klassischen Hierarchien häufig geschieht, wo mitunter<br />

der entscheidet, der von der Sache am wenigsten versteht.<br />

Das Familienunternehmen profitiert also in zweifacher Hinsicht:<br />

Einerseits, weil es bereits die perfekte Grösse und überschaubare<br />

Strukturen bietet, um ohne Reibungsverluste gute Leistungen<br />

erbringen zu können. Andererseits, weil es ein willkommener<br />

Hafen ist für all diejenigen, die gerne in Netzen werken, ohne<br />

sich fest binden zu wollen.<br />

„Der Patron ist das Gesicht <strong>des</strong> Unternehmens nach innen<br />

und aussen. Er sorgt für Menschlichkeit im Unternehmen<br />

und flache Hierarchien. Er führt und kommuniziert mit Herz<br />

und Hirn.“<br />

Das Familienunternehmen der <strong>Zukunft</strong> zeigt Gesicht. Der Patron<br />

ist das Gesicht <strong>des</strong> Unternehmens. Damit schafft er Identifikation<br />

mit der Familie, mit seinen Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen. <strong>Die</strong>s<br />

bedeutet gleichzeitig, dass er einen beträchtlichen Teil seiner<br />

Arbeitszeit in Führung und Kommunikation investieren wird. Er<br />

weiss: Führung ist ohne Kommunikation unmöglich. Dasselbe<br />

gilt umgekehrt. Deshalb hält er geschickt die Balance zwischen<br />

direkter und indirekter Kommunikation.<br />

<strong>Die</strong> direkte Kommunikation von Angesicht zu Angesicht wird<br />

immer wichtiger. <strong>Die</strong> indirekte Kommunikation, die auf moderner<br />

Technologie basiert, unterstützt die direkte Kommunikation,<br />

ersetzt sie jedoch nicht. In der Art seiner Kommunikation zeigt<br />

sich auch seine Wertehaltung: Er ist offen und präsent. Er nimmt<br />

Rücksicht auf die inneren Bedürfnisse der Menschen, weshalb er<br />

mit Kopf und Bauch, mit Herz und Hirn führt und kommuniziert.<br />

Da er wenig Wert auf Hierarchien und viel Wert auf ein leistungs -<br />

fördern<strong>des</strong> Umfeld legt, zieht er Mitarbeitende an, die sich in<br />

diesem familiären Umfeld entwickeln und entfalten können.<br />

Damit werden diese Mitarbeitenden gleichzeitig zu Botschaftern<br />

<strong>des</strong> Unternehmens, weshalb die Ausstrahlung <strong>des</strong> Unternehmens<br />

in der Innen- und Aussendarstellung multipliziert wird.<br />

71


72 2020: Führen und kommunizieren mit Herz und Hirn<br />

Ein Unternehmen kann auf Dauer nicht besser sein als die Führungs -<br />

kräfte an seiner Spitze. Und <strong>des</strong>halb hat es auf Dauer auch die<br />

Mit arbeitenden, die es verdient. Wenn die Geisteshaltung stimmt –<br />

wenn also der Kopf der Familie die richtigen Werte vorlebt und<br />

unterstützt – dann entsteht eine perfekte Symbiose aus Anspruch<br />

und Wirklichkeit. Dann entsteht das Unternehmen der <strong>Zukunft</strong>,<br />

in dem es um den Menschen geht und nicht um Systeme.<br />

Familienunternehmen verfügen über alle notwendigen Voraussetzungen,<br />

dies einzulösen: Sie haben die richtige Grösse, um<br />

Vertrauen entstehen und wachsen zu lassen. Sie haben kurze<br />

Entscheidungswege, um Kompetenzen und Verantwortung den<br />

dafür am besten Geeigneten zu übertragen. Sie haben die Beweg -<br />

lich keit, um vorauszugehen und schnell zu handeln. Und sie<br />

verfügen über eine Wertehaltung, die auf Langfristigkeit und<br />

das Wohl aller Beteiligten ausgerichtet ist. Wer also gleichzeitig<br />

Freude und Sinn in seiner Arbeit finden will, macht sich selbstständig,<br />

arbeitet in ihm vertrauten Netzwerken – oder in Familienunternehmen.<br />

In <strong>Zukunft</strong> noch viel mehr als heute.<br />

Der Autor<br />

Martin Zenhäusern ist<br />

seit über zwanzig Jahren<br />

Ratgeber für Führungskräfte.<br />

Nach seinem Studium<br />

an der Universität<br />

Freiburg und langjähriger<br />

journalistischer und beratender<br />

Tätigkeit hat er<br />

sich 1995 selbstständig<br />

gemacht. Er ist Gründer<br />

und Inhaber der<br />

Zenhäusern & Partner AG sowie der Zenhäusern Akademie<br />

AG, beide in Zürich. In der Akademie sind weit über<br />

1500 Führungskräfte in Rhetorik, Führung und Krisen-<br />

Management ausgebildet worden. Zenhäusern war u.a.<br />

Krisenmanager beim Attentat in Luxor, Berater bei zwei<br />

erfolgreichen Bun<strong>des</strong>ratswahlen sowie beim grössten<br />

Börsengang in der <strong>Schweiz</strong>. Zu seinen Kunden zählen<br />

sowohl internationale Firmen als auch KMU und Familienunternehmen.<br />

Er ist Autor diverser Publikationen, die bei Orell Füssli<br />

erschienen sind, u.a. „Warum tote Pferde reiten? Wie uns<br />

die Net-Generation zwingt umzusatteln“ (erschienen im<br />

Herbst 2009); „Chef aus Passion – Als Mensch und<br />

Führungskraft Spitze werden“ (2008); „Der erfolgreiche<br />

Unternehmer – Wie man Siege nutzt und aus Niederlagen<br />

lernt“ (mit Dr. Leonhard Fopp, 2008), „Joseph Deiss und<br />

die <strong>Schweiz</strong>“ (mit Beat Kappeler, 2006) usw.<br />

„Als Berater von Entscheidungsträgern aus Wirtschaft,<br />

Politik, Gesellschaft und Kultur hat er ein feines Gespür für<br />

Veränderungen entwickelt, die zuerst nur hinter vorge -<br />

haltener Hand besprochen werden, bevor sie plötzlich und<br />

wie selbstverständlich zum breit diskutierten öffentlichen<br />

Thema werden“ (Orell Füssli über den Autor).


74<br />

<strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong> ist die Vereinigung von führenden Familien -<br />

unternehmen in der <strong>Schweiz</strong>. Unser Ziel ist es, den Unternehmer -<br />

familien eine Plattform zu geben für:<br />

• exklusiven Erfahrungsaustausch<br />

• hochklassige Aus- und Weiterbildung zum Thema<br />

Familienunternehmen<br />

• Festlegung und Durchsetzung politischer Anliegen<br />

• gemeinsame Aktivitäten<br />

• Internet<br />

Family Business Network<br />

Das Family Business Network <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong> ist 1994 von<br />

Franziska Tschudi (erste Präsidentin), Stefan Bichsel, Christoph<br />

Ackeret und Dr. Peter Walti gegründet worden.<br />

Wir sind heute ein eigenständiger Verein aus der Erkenntnis, dass<br />

schweizerische Familienunternehmen mit ihrer lokalen Verwurzelung<br />

eine eigene Plattform suchen.<br />

Im Zentrum unserer Aktivitäten steht der intensive Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den Mitgliedern führender Unternehmer -<br />

familien auf nationaler und internationaler Ebene.<br />

Zu diesem Zweck führt <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong> je<strong>des</strong> Jahr exklusive<br />

Veranstaltungen durch, bei denen Familienunternehmer und Kenner<br />

<strong>des</strong> <strong>Familienunternehmens</strong> Einblicke in ihre Firmen geben oder<br />

zusätzliche Fragestellungen rund um das Thema Familienunternehmen<br />

miteinander diskutieren.<br />

Durch die enge Verbindung mit <strong>FBN</strong> International stehen unseren<br />

internationalen Mitgliedern darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten<br />

zum Erfahrungsaustausch auf globaler Ebene offen. <strong>Die</strong>s gilt für<br />

alle Veranstaltungen <strong>des</strong> <strong>FBN</strong> International sowie der anderen<br />

nationalen <strong>FBN</strong> Chapter.


Partner<br />

ABN AMRO Private Banking in der <strong>Schweiz</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong> ist der weltweit führende Private-Banking-Standort<br />

und wird für ihre Stabilität und die vorherrschenden Prinzipien<br />

wie Professionalität, Qualität und Diskretion geschätzt. <strong>Die</strong><br />

stabilen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen<br />

der <strong>Schweiz</strong>, die solide Politik der Notenbank sowie die strenge<br />

Regulierung aller Finanzinstitutionen gewährleisten einen optimalen<br />

Rahmen für die professionelle Vermögensverwaltung.<br />

ABN AMRO Private Banking ist Teil <strong>des</strong> weltweiten ABN AMRO<br />

Netzwerks finanzieller Expertise und Innovation. In der <strong>Schweiz</strong><br />

bieten wir vermögenden Privatkunden seit über 50 Jahren<br />

modernste Produkte, <strong>Die</strong>nstleistungen und Finanzlösungen. Zurzeit<br />

zählen wir zu den besten 20 Privatbanken in der <strong>Schweiz</strong>, und<br />

wir unterhalten enge, langfristige Geschäftsbeziehungen zu<br />

Privatkunden in über 100 Ländern.<br />

ABN AMRO Private Banking bietet viele verschiedene Vermögens -<br />

beratungsdienstleistungen, darunter Anlageberatung, Portfoliomanagement<br />

und Treasury-Lösungen, internationale Nachlassplanung<br />

zur Wahrung <strong>des</strong> Vermögens und <strong>des</strong>sen unkomplizierte<br />

Übertragung an zukünftige Generationen, Bankprodukte und<br />

-dienstleistungen (z.B. Online Banking) sowie Finanzierungs -<br />

lösungen.<br />

Regionale Teams für Asien, Osteuropa, Lateinamerika und den<br />

Nahen Osten verfügen über spezifische Fach- und Lokalkenntnisse,<br />

das Verständnis für die Kultur und kennen Geschäftschancen<br />

der jeweiligen Region. Unsere Privatkunden schätzen vor allem<br />

die Kohärenz und Transparenz unserer Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

sowie unsere persönliche, umfassende Beratung.<br />

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76<br />

Impressum<br />

Herausgegeben durch das <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Stampfenbachstrasse 153, CH-8006 Zürich<br />

Tel. +41 43 343 10 41, Fax. +41 43 343 10 42<br />

www.fbn.ch, info@fbn.ch<br />

Texte:<br />

Leonhard Fopp, Hanspeter Herger, Andreas Giger,<br />

Franziska Müller Tiberini, Wolfgang Schwartzkopff,<br />

Martin Zenhäusern<br />

Copyright © 2010 <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Umschlagbilder: © <strong>FBN</strong>-I, Marcel & Bianca<br />

Konzept, Design und Produktion:<br />

visual Roschi, Zürich<br />

Druck<br />

Effingerhof AG, Brugg<br />

<strong>Die</strong>ses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Dadurch begründete Rechte,<br />

insbesondere der Übersetzung, <strong>des</strong> Nachdrucks, <strong>des</strong> Vortrags, der Entnahme<br />

von Abbildungen und Tabellen, oder der Vervielfältigung und der<br />

Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben vorbehalten.<br />

Vervielfältigungen <strong>des</strong> Werkes oder von Teilen <strong>des</strong> Werkes sind nicht<br />

zulässig.<br />

<strong>Die</strong> hier geäusserten Meinungen sind diejenigen der Autoren und nicht<br />

<strong>des</strong> <strong>FBN</strong>. <strong>FBN</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Schweiz</strong> kann keine Verantwortung akzeptieren<br />

für mögliche Fehler oder Unterlassungen in Teilen oder im ganzen Werk.

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