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Untersuchung an Zylinderprojektionen und die Berechnung des ...

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Vorwort<br />

„Das Schälen einer Or<strong>an</strong>ge“ – auch <strong>die</strong>sen Titel hätte ich meiner Maturaarbeit geben können.<br />

Die Or<strong>an</strong>ge demonstriert nämlich das Problem, mit welchem ich mich zwischen März 2008<br />

<strong>und</strong> J<strong>an</strong>uar 2009 befasst habe, vorzüglich. Haben Sie auch schon versucht, <strong>die</strong> Schale einer<br />

Or<strong>an</strong>ge oder einer M<strong>an</strong>darine nach dem genüsslichen Verzehr <strong>des</strong> Fruchtfleisches flach auf<br />

einen Tisch zu drücken? Wenn ja, d<strong>an</strong>n haben Sie sicherlich festgestellt, dass <strong>die</strong>s ein unmög-<br />

liches Vorhaben ist. Genau dasselbe Problem tritt auf, wenn ein Geograph eine Karte der Er-<br />

de erstellen möchte.<br />

In den Geographielektionen <strong>an</strong> der K<strong>an</strong>tonsschule Sarg<strong>an</strong>s erfuhr ich in stark vereinfachter<br />

Form, welche Möglichkeiten bestehen um <strong>die</strong>ses Problem zu lösen. Da ein wesentlicher An-<br />

teil der Problemlösung aus Anwendungen der Vektorgeometrie, welche mir aus dem Schwer-<br />

punktfach Mathematik bek<strong>an</strong>nt waren, besteht, entschied ich mich im Februar 2008, meine<br />

Maturaarbeit über <strong>die</strong>ses Thema zu schreiben. Nun, elf Monate <strong>und</strong> viele faszinierende Mo-<br />

mente später, darf ich Ihnen, lieber Leser, <strong>die</strong> Resultate meiner geografisch-mathematischen<br />

<strong>Untersuchung</strong>en präsentieren.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Zusammenfassung ............................................................................ 5<br />

2 Zielsetzung........................................................................................6<br />

3 Gr<strong>und</strong>lagen der Kartographie ........................................................... 7<br />

3.1 Kurzer Rückblick in <strong>die</strong> Geschichte der Kartographie............................................... 7<br />

3.2 Die Wahl der Bezugsfläche......................................................................................... 8<br />

3.2.1 Die Bezugs- oder Ersatzfläche ...............................................................................................8<br />

3.2.2 Das Geoid.................................................................................................................................8<br />

3.2.3 Das Erdellipsoid......................................................................................................................9<br />

3.2.4 Die Kugel ............................................................................................................................... 10<br />

3.2.5 Fazit: Die Wahl der Bezugsfläche........................................................................................ 10<br />

3.2.6 Von der Erdoberfläche auf <strong>die</strong> Bezugsfläche.......................................................................11<br />

3.3 Koordinatensysteme ................................................................................................. 11<br />

3.3.1 Das kartesische Koordinatensystem ....................................................................................11<br />

3.3.2 Das geographische Koordinatensystem ..............................................................................11<br />

3.4 Die Umw<strong>an</strong>dlung von Kugelkoordinaten in kartesische Koordinaten .....................12<br />

3.5 Abbildungsverzerrungen.......................................................................................... 14<br />

3.6 Die Orthodrome <strong>und</strong> <strong>die</strong> Loxodrome........................................................................15<br />

4 Arbeitsgr<strong>und</strong>lagen .......................................................................... 16<br />

4.1 Die Statistik-Software „R“........................................................................................ 16<br />

4.2 Die Form der Datensätze ......................................................................................... 16<br />

4.3 Drehmatrizen ............................................................................................................17<br />

5 Kartographische Abbildungen......................................................... 19<br />

5.1 Azimutaler Kartennetzentwurf ................................................................................ 19<br />

5.1.1 Der Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der polaren, der tr<strong>an</strong>sversalen <strong>und</strong> der allgemeinen<br />

Lage <strong>des</strong> azimutalen Kartennetzentwurfs........................................................................................20<br />

5.1.2 Orthographische Azimutalprojektion .................................................................................22<br />

5.1.3 Gnomonische Azimutalprojektion .......................................................................................24<br />

5.1.4 Stereographische Projektion................................................................................................26<br />

5.1.5 Eigenschaften der drei vorgestellten Azimutalprojektionen.............................................30<br />

5.1.6 Fazit „Kartographische Abbildungen“ Teil 1: Azimutale Kartennetzentwürfe................ 31<br />

5.2 Zylinderentwurf ....................................................................................................... 32<br />

5.2.1 Das Aufrollen <strong>des</strong> Zylinders.................................................................................................33<br />

5.2.2 Orthogonale Zylinderprojektion .........................................................................................34<br />

5.2.3 Zylinderprojektion mit dem Erdmittelpunkt als Projektionszentrum .............................36<br />

5.2.4 <strong>Zylinderprojektionen</strong> mit Schnittzylinder ..........................................................................38<br />

5.2.5 Mercator-Projektion.............................................................................................................40<br />

Seite 3 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

5.2.6 Das Universale Tr<strong>an</strong>sversale Mercator System ................................................................ 41<br />

5.2.7 Fazit „Kartographische Abbildungen“ Teil 2: Zylinderentwürfe......................................42<br />

5.3 Kegelentwurf ............................................................................................................ 43<br />

5.3.1 Zentrale Kegelprojektion vom Erdmittelpunkt aus ...........................................................43<br />

5.3.2 Fazit „Kartographische Abbildungen“ Teil 3: Kegelentwürfe...........................................50<br />

5.4 Fazit „Kartographische Abbildungen“ ......................................................................51<br />

6 Die <strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Schwerpunktes eines L<strong>an</strong><strong>des</strong>........................... 52<br />

6.1 Der Flächenschwerpunkt ......................................................................................... 52<br />

6.1.1 Der Flächenschwerpunkt eines Dreiecks ............................................................................52<br />

6.1.2 Der Flächenschwerpunkt eines Polygons ...........................................................................52<br />

6.1.3 Die <strong>Berechnung</strong> einer Polygonfläche mit dem Vektorprodukt .........................................53<br />

6.1.4 Die <strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Flächenschwerpunkts einer Polygonfläche......................................56<br />

6.1.5 Die <strong>Berechnung</strong> weiterer Schwerpunkte eines L<strong>an</strong><strong>des</strong>...................................................... 57<br />

6.2 Fazit „Schwerpunktsberechnungen“........................................................................ 59<br />

7 Quellenverzeichnisse ......................................................................60<br />

7.1 Literatur ...................................................................................................................60<br />

7.2 Internet.....................................................................................................................60<br />

7.3 Datensätze................................................................................................................60<br />

7.4 Programme............................................................................................................... 61<br />

7.5 Abbildungen ............................................................................................................. 61<br />

7.6 Tabellen.................................................................................................................... 61<br />

8 D<strong>an</strong>k ............................................................................................... 62<br />

9 Deklaration der Eigenständigkeit.................................................... 62<br />

Seite 4 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

1 Zusammenfassung<br />

Das Prinzip von kartographischen Abbildungen besteht darin, einen Kegel um <strong>die</strong><br />

Erde zu legen. Besitzt <strong>die</strong>ser Kegel einen Öffnungswinkel von 0°, so ist <strong>die</strong>s eine Zy-<br />

linderprojektion, ein Öffnungswinkel von 180° entspricht einer Azimutalprojektion.<br />

Ich untersuchte insgesamt drei Azimutalprojektionen. Die orthographische Azimu-<br />

talprojektion zeichnet sich durch längentreue Abbildung der Breitenkreise aus. Zu-<br />

dem ist ihr Abbildungsmech<strong>an</strong>ismus sehr einfach. Deshalb ist <strong>die</strong>se Projektion in po-<br />

larer Lage für Abbildungen um den Pol bis etwa zum 60. Breitengrad zu empfehlen.<br />

Die gnomonische Azimutalprojektion ist gr<strong>und</strong>sätzlich als Kartenprojektion ungeeig-<br />

net, da sehr grosse Verzerrungen auftreten. Einziger Vorteil ist <strong>die</strong> Abbildung der Or-<br />

thodromen auf eine Gerade. Die stereographische Azimutalprojektion ist eine winkel-<br />

treue Projektion.<br />

Bei den Zylinderentwürfen wird <strong>die</strong> Erde zuerst auf einen Zylinderm<strong>an</strong>tel projiziert,<br />

den m<strong>an</strong> <strong>an</strong>schliessend aufrollt. Für <strong>die</strong> Abbildung der gesamten Welt bietet sich<br />

nach meiner Meinung <strong>die</strong> orthogonale Zylinderprojektion <strong>an</strong>, da <strong>die</strong> Kartenfläche<br />

hier beschränkt ist. Zudem ist <strong>die</strong> Form der Karte wie bei allen <strong>an</strong>deren Zylinderpro-<br />

jektionen ein Rechteck.<br />

Die Zylinderprojektion mit dem Projektionszentrum im Erdmittelpunkt ist nur für<br />

Gebiete um den Berührungskreis Zylinder-Kugel sinnvoll. Da entl<strong>an</strong>g <strong>des</strong> Berüh-<br />

rungskreises <strong>die</strong> Verzerrungen am geringsten sind, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>die</strong>se Eigenschaft aus-<br />

nutzen, in dem m<strong>an</strong> den Zylinderradius gegenüber dem Erdradius verkleinert, womit<br />

der fast verzerrungsfreie Korridor erheblich vergrössert wird.<br />

Eine neuartige Projektion, der <strong>die</strong> Erde fast verzerrungsfrei abbildet, ist <strong>die</strong> UTM-<br />

Projektion, <strong>die</strong> aus sechzig Schnittzylinderprojektionen konstruiert werden k<strong>an</strong>n. Die<br />

Gr<strong>und</strong>lage der UTM-Projektion ist <strong>die</strong> winkeltreue tr<strong>an</strong>sversale Mercator-Projektion.<br />

Die Kegelprojektion mit allgemeinem Öffnungswinkel eignet sich insbesondere, wenn<br />

m<strong>an</strong> eine g<strong>an</strong>ze Hemisphäre abbilden möchte.<br />

Den Schwerpunkt der Schweiz konnte ich mit grossem Erfolg berechnen. Dabei be-<br />

trachtete ich <strong>die</strong> Schweiz als ebenes Polygon. Von je zwei nebenein<strong>an</strong>der liegenden<br />

Eckpunkten bildete ich zusammen mit dem Ursprung ein Dreieck, von dem ich <strong>die</strong><br />

Fläche <strong>und</strong> den Schwerpunkt bestimmte. Damit konnte ich mit der allgemeinen For-<br />

mel für Schwerpunktsberechnungen den Mittelpunkt der Schweiz bestimmen.<br />

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.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

2 Zielsetzung<br />

Meine <strong>Untersuchung</strong>en habe ich in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil eignete ich mir <strong>die</strong> für<br />

das Verständnis der Kartographie nötigen Gr<strong>und</strong>kenntnisse <strong>an</strong>. Neben einem kurzen Rück-<br />

blick in <strong>die</strong> Geschichte der Kartographie <strong>und</strong> einer Repetition der elementaren Vorgänge der<br />

Vektorgeometrie befasste ich mich insbesondere mit der Frage, welche Form <strong>die</strong> Erde besitzt.<br />

Dabei betrachtete ich das Geoid, das Erdellipsoid <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kugel als mögliche Bezugsflächen.<br />

Im Anschluss <strong>an</strong> <strong>die</strong>se Einführung ging ich zum zweiten Teil über. Hier wollte ich mir zuerst<br />

einen Überblick über <strong>die</strong> geläufigsten Projektionsarten machen <strong>und</strong> wählte davon schliesslich<br />

neun Vertreter aus (drei Azimutalprojektionen, fünf <strong>Zylinderprojektionen</strong> <strong>und</strong> eine Kegelpro-<br />

jektion). Von <strong>die</strong>sen leitete ich jeweils nicht nur <strong>die</strong> Abbildungsgleichung her, sondern unter-<br />

suchte sie auch auf Eigenschaften wie Flächen-, Winkel- oder Geradentreue. Dieser Teil be-<br />

inhaltete zudem <strong>die</strong> Erstellung einzelner Karten. Bei den <strong>Zylinderprojektionen</strong> wollte ich<br />

zudem noch den Fall betrachten, wo der Zylinderradius kleiner als der Erdradius ist (ergibt<br />

einen Schnittzylinder).<br />

Der dritte <strong>und</strong> letzte Teil beschäftigte sich sehr stark mit Vektorgeometrie. Das Ziel war es,<br />

den Flächen- sowie den Bevölkerungsschwerpunkt der Schweiz zu berechnen.<br />

Als Arbeitsgr<strong>und</strong>lage verwendete ich jeweils <strong>die</strong> Statistik-Software „R“.<br />

Seite 6 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

3 Gr<strong>und</strong>lagen der Kartographie<br />

3.1 Kurzer Rückblick in <strong>die</strong> Geschichte der Kartographie<br />

Bereits in der Altsteinzeit versuchten Höhlenmenschen ihren Lebensraum durch Höhlenma-<br />

lereien wiederzugeben. Diese Skizzen, <strong>die</strong> sich oft nur auf Symbole beschränkten, können als<br />

erste L<strong>an</strong>dkarten verst<strong>an</strong>den werden, welche bereits damals als Orientierungsstütze in der<br />

Wildnis geschätzt wurden. Selbstverständlich h<strong>an</strong>delte es sich dabei natürlich nur um sehr<br />

kleine Gebiete; der Anspruch, <strong>die</strong> gesamte Erde zu beschreiben, kam erst in der Antike ab<br />

circa 500 v. Chr. auf.<br />

Bereits den <strong>an</strong>tiken Griechen war bek<strong>an</strong>nt, dass es sich bei der<br />

Form der Erde um eine Kugelgestalt h<strong>an</strong>delt. Als einer der<br />

ersten Wissenschaftler konnte der Mathematiker Eudoxos<br />

<strong>die</strong>ses neuartige Weltbild, welches <strong>die</strong> Vorstellung der Erde als<br />

Scheibe ablöste, mittels astronomischen Beobachtungen be-<br />

weisen. Damit wurde es nun aber auch nötig, ein Verfahren für<br />

<strong>die</strong> Abbildung einer Kugel auf ein Blatt Papier zu entwickeln.<br />

Ein erster geeigneter Abbildungsmech<strong>an</strong>ismus konnte um 150<br />

n. Chr. Claudius Ptolemäus von Alex<strong>an</strong>drien präsentieren.<br />

Sein Lösungs<strong>an</strong>satz war eine flächentreue Kegelprojektion,<br />

d<strong>an</strong>k dem er als eigentlicher Begründer der Kartenprojektions-<br />

lehre gilt.<br />

Mit dem Zerfall <strong>des</strong> Römischen Reiches gerieten <strong>die</strong> Erkenntnisse aus den verschiedenen<br />

Wissenschaften in Vergessenheit <strong>und</strong> wurden nicht weiter verfolgt; <strong>die</strong> Erde wird nun gemäss<br />

den kirchlichen Vorschriften sogar wieder als Scheibe betrachtet.<br />

Erst mit den grossen Entdeckungsfahrten von Magell<strong>an</strong> <strong>und</strong> Kolumbus wurde <strong>die</strong> Kartogra-<br />

phie wieder entdeckt. D<strong>an</strong>k neuartigen Hilfsmitteln wie Kompass <strong>und</strong> Astrolabium 1 entst<strong>an</strong>-<br />

den immer genauere Karten. So entwickelte der Nürnberger Martin Behaim bereits 1492 den<br />

„Erdapfel“ <strong>und</strong> damit den ersten Globus. Bis heute einer der grössten Kartographen ist der<br />

Deutsche Gerhard Kremer, besser bek<strong>an</strong>nt unter dem lateinischen Decknamen Gerhard Mer-<br />

cator, der Mitte <strong>des</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>die</strong> nach ihm ben<strong>an</strong>nte „Mercator-Projektion“ entwi-<br />

ckelte. Dabei h<strong>an</strong>delt es sich um eine winkeltreue Projektion, <strong>die</strong> vor allem für <strong>die</strong> Seefahrt<br />

sehr bedeutungsvoll ist.<br />

1 Astronomisches Winkelmessgerät.<br />

Abb. 1: Gilt als Begründer<br />

der Kartographie:<br />

Claudius Ptolemäus.<br />

Seite 7 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Die Gr<strong>und</strong>idee der Kartographie – <strong>die</strong> Projizierung der Kugeloberfläche auf einen geometri-<br />

schen Körper – ist bis heute <strong>die</strong> gleiche geblieben. Einzig verändert haben sich <strong>die</strong> Vermes-<br />

sungsmethoden, <strong>die</strong> es heute erlauben, <strong>die</strong> Erdoberfläche äusserst exakt im Zweidimensiona-<br />

len zu dokumentieren.<br />

3.2 Die Wahl der Bezugsfläche<br />

3.2.1 Die Bezugs- oder Ersatzfläche<br />

Die Erde ist leider nicht einfach eine Kugel, sondern ist mit ihren Bergketten <strong>und</strong> Tälern ein<br />

unregelmässig geformtes Objekt, welches zudem wegen äusseren Einflüssen wie Wind <strong>und</strong><br />

Regen auch eine sich ständig veränderbare Oberfläche besitzt. Für ein kartographisches Ab-<br />

bildungsverfahren ist es nun aber wünschenswert, <strong>die</strong> Erde als geometrischen Körper be-<br />

trachten zu können, da von <strong>die</strong>sem <strong>die</strong> Abbildungseigenschaften bek<strong>an</strong>nt sind. Gesucht ist<br />

nun also eine Ersatz- oder Bezugsfläche für <strong>die</strong> Form der Erde. In den folgenden Unterkapi-<br />

teln sollen <strong>des</strong>halb verschiedene Bezugsflächen kurz beschrieben werden.<br />

3.2.2 Das Geoid<br />

Als beste Annäherung für <strong>die</strong> Form der Erde gilt<br />

zurzeit das Geoid. Die meisten topographischen<br />

Institute verwenden es heute als Bezugssystem<br />

für <strong>die</strong> Erstellung ihrer L<strong>an</strong>dkarten. Das Geoid ist<br />

Abb.3: Circa 15’000-fach<br />

überhöhtes 3D-Modell <strong>des</strong><br />

WGS84-Geoids.<br />

eine komplizierte<br />

Näherung der<br />

Erdoberfläche,<br />

wo <strong>die</strong> grossen<br />

Gebirge (Alpen, Himalaja, …) gestaucht <strong>und</strong> <strong>die</strong> tiefen Grä-<br />

ben der Oze<strong>an</strong>e aufgefüllt werden. Dadurch entsteht ein Ob-<br />

jekt, das der Form eines Ellipsoids zwar gleicht, von <strong>die</strong>sem<br />

aber um maximal 110 m abweicht 2 . Aufgr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ser geringen<br />

Abweichung vom Ellipsoid (alle Halbachsen besitzen einen<br />

Wert von über 6'300 km) soll <strong>die</strong>ses als neue Bezugsfläche<br />

geprüft werden.<br />

2 Kohlstock, Peter: Kartographie. Eine Einführung. Seite 21.<br />

Geoid<br />

Erdoberfläche<br />

Abb. 2: Das Geoid: Unebenheiten der<br />

Erdoberfläche werden geglättet, aber<br />

nicht vernachlässigt.<br />

Seite 8 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

3.2.3 Das Erdellipsoid<br />

Das <strong>die</strong> Erde beschreibende Ellipsoid (Erdellipsoid) hat eine g<strong>an</strong>z spezielle Form: Zwei der<br />

drei Halbachsen, <strong>die</strong> zur Definition <strong>des</strong> Ellipsoids notwendig sind, haben <strong>die</strong> gleiche Länge.<br />

Die dritte Halbachse ist<br />

kürzer als <strong>die</strong> <strong>an</strong>deren bei-<br />

den. Ein solches Ellipsoid<br />

entsteht immer d<strong>an</strong>n, wenn<br />

eine Kugel um <strong>die</strong> eigene<br />

Achse rotiert. Durch <strong>die</strong>se<br />

Tätigkeit wird eine Abplat-<br />

tung <strong>an</strong> den Polen bezie-<br />

hungsweise eine Ausdeh-<br />

nung <strong>des</strong> Äquatorradius<br />

hervorgerufen. Ein durch <strong>die</strong>sen Vorg<strong>an</strong>g entst<strong>an</strong>denes Ellipsoid nennt sich Rotationsel-<br />

lipsoid. Es wird meistens durch eine Halbachse, oft dem Äquatorradius a, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Abplattung<br />

f definiert. Für <strong>die</strong> Abplattung f gilt 3 :<br />

a − b<br />

f = , a: Äquatorradius, b: Polradius.<br />

b<br />

Natürlich k<strong>an</strong>n das Rotationsellipsoid auch durch den Äquatorradius a <strong>und</strong> den Polradius b<br />

definiert werden.<br />

Heute existieren sehr viele verschiedene Rotationsellipsoide, weil ein Rotationsellipsoid je-<br />

weils nur für einen bestimmten Teil der Erde besonders gut passt (vergleiche <strong>die</strong> Abweichung<br />

<strong>des</strong> Geoids vom Ellipsoid). Deshalb hat vielfach je<strong>des</strong> L<strong>an</strong>d sein eigenes Erdellipsoid. Zwei<br />

besonders oft verwendete Bezugssysteme sind das Bessel-Ellipsoid aus dem Jahre 1841, auf<br />

dem unter <strong>an</strong>derem auch das Schweiz Kartenbezugssystem basiert, <strong>und</strong> das Erd-Ellipsoid<br />

WGS 84.<br />

Ellipsoid a b 1/f<br />

Bessel-Ellipsoid 1841 6'377'397.155 m 6'356'078.963 m 299.15281<br />

WGS 84 6'378'137.000 m 6'356'752.314 m 298.25722<br />

Tabelle 1: Daten zu ausgewählten Rotationsellipsoiden.<br />

r<br />

r<br />

Abb. 4: Die Entstehung eines Rotationsellipsoids aus einer Kugel. Es<br />

gilt: a > r > b.<br />

3 http://www.kowoma.de/gps/geo/mapdatum.htm; 7. Dezember 2008; Abschnitt Referenzellipsoide.<br />

r<br />

Seite 9 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

a<br />

b<br />

a<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

3.2.4 Die Kugel<br />

Vergleicht m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Länge der Halb-<br />

achse b mit derjenigen der Halbach-<br />

se a, so stellt m<strong>an</strong> fest, dass sie sich<br />

um nur 21'318 m (Bessel-Ellipsoid<br />

1841) unterscheidet. Dieser Wert<br />

entspricht gerade mal 0.34% der<br />

gesamten Länge von b. Angesichts<br />

<strong>die</strong>ser geringen Abweichung können<br />

für Abbildungen grosser Erdteile <strong>die</strong><br />

beiden Halbachsen als gleich l<strong>an</strong>g<br />

betrachtet werden. Damit wurde <strong>die</strong><br />

für Erdabbildungen wohl einfachste<br />

Bezugsfläche gef<strong>und</strong>en: eine Kugel<br />

mit Radius rE=6371 km (mittlerer<br />

Erdradius).<br />

3.2.5 Fazit: Die Wahl der Bezugsfläche<br />

Die für Kartenprojektionen geläufigsten Bezugsflächen lauten also Geoid, Erdellipsoid <strong>und</strong><br />

Kugel. Doch welche Bezugsfläche soll nun verwendet werden? Gr<strong>und</strong>sätzlich k<strong>an</strong>n gesagt<br />

werden: Je kleiner <strong>und</strong> damit detaillierter das abzubildende Gebiet, <strong>des</strong>to genauer soll auch<br />

das Bezugssystem gewählt werden. Der Kartograph Peter Kohlstock präzisiert zudem in sei-<br />

nem Buch „Kartographie“ 4 :<br />

„Für Kartenabbildungen im Massstab M < 1:1 Mill. findet eine […] Kugel mit ei-<br />

nem Radius von R=6371km Anwendung als Bezugsfläche.“<br />

Dabei gibt der Massstab M das Verkleinerungsverhältnis zwischen Bild <strong>und</strong> Urbild <strong>an</strong>. In der<br />

Kartographie entspricht <strong>die</strong>s also dem Verhältnis zwischen Kartenstrecke sK <strong>und</strong> Naturstre-<br />

cke sN 5 .<br />

s<br />

M =<br />

K<br />

s<br />

N<br />

6371 km<br />

Wegen der eben gen<strong>an</strong>nten Faustregel werde ich für <strong>die</strong> Erstellung nachfolgender Karten <strong>die</strong><br />

oben beschriebene Kugel als Bezugsfläche verwenden.<br />

4 Kohlstock, Peter: Kartographie. Eine Einführung. Seite 22.<br />

5 Kohlstock, Peter: Kartographie. Eine Einführung. Seite 15.<br />

6356 km<br />

6377 km<br />

Kugel<br />

Erdellipsoid<br />

Geoid<br />

15 km<br />

0.11 km<br />

Abb. 5: Ein Vergleich zwischen den drei Bezugsflächen<br />

Kugel (Radius rE = 6371 km), Erdellipsoid (Halbachsen<br />

a = 6377 km <strong>und</strong> b = 6356 km) <strong>und</strong> Geoid. Die Skizze<br />

ist nicht proportionalitätsgetreu.<br />

Seite 10 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

3.2.6 Von der Erdoberfläche auf <strong>die</strong> Bezugsfläche<br />

Im vorherigen Abschnitt ist <strong>die</strong> Kugel als Bezugsfläche gef<strong>und</strong>en worden. Nun muss <strong>die</strong> Erd-<br />

oberfläche aber noch auf <strong>die</strong> Kugeloberfläche projiziert werden. Dazu bietet sich eine Ortho-<br />

gonalprojektion mit dem Kugelmittelpunkt als Projektionszentrum <strong>an</strong>.<br />

P<br />

Q’<br />

P’<br />

Q<br />

3.3 Koordinatensysteme<br />

Z<br />

Kugel<br />

Erdoberfläche<br />

3.3.1 Das kartesische Koordinatensystem<br />

Für <strong>die</strong> Beschreibung von Datenpunkten wird ein Koordi-<br />

x<br />

z<br />

P(x/y/z)<br />

Abb. 7: Das kartesische Koordinatensystem.<br />

y<br />

natensystem benötigt. Das wahrscheinlich bek<strong>an</strong>nteste Ko-<br />

ordinatensystem ist das kartesische Koordinatensystem. Es<br />

besteht aus den drei Achsen x, y <strong>und</strong> z. Damit k<strong>an</strong>n jeder<br />

Punkt durch <strong>die</strong> Angabe der x-, der y- <strong>und</strong> der z-Koordinate<br />

beschrieben werden.<br />

Abb. 6: Funktionsweise der Orthogonalprojektion:<br />

Die Erdoberfläche<br />

wird auf <strong>die</strong>jenige der Kugel projiziert.<br />

3.3.2 Das geographische Koordinatensystem<br />

Weil das Bezugssystem nun aber eine Kugel ist, sind kartesische Koordinaten zur Angabe der<br />

Erdoberfläche ungeeignet. Der Gr<strong>und</strong> liegt darin, dass <strong>die</strong> Punkte auf der Erde mit dem kar-<br />

tesischen Koordinatensystem nicht sofort abgelesen werden können, sondern zuerst noch<br />

berechnet werden müssen. Das Resultat sind d<strong>an</strong>n oft unh<strong>an</strong>dliche Dezimalzahlen. Als Alter-<br />

Seite 11 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

native bietet sich <strong>die</strong> Angabe der Punkte durch Winkel <strong>an</strong>. Diese sind sehr einfach <strong>an</strong>-<br />

zugeben, da sich eine Kugel sehr leicht in Breiten- oder Parallelkreise (Kreise parallel zum<br />

Äquator) <strong>und</strong> in Meridi<strong>an</strong>e beziehungsweise Längenkreise (Verbindung <strong>des</strong> Nords- mit dem<br />

Südpol) aufteilen lässt. Diese Art <strong>des</strong> Koordinaten-<br />

systems nennt sich geographisches Koordinatensys-<br />

tem. Die einzelnen Daten werden in den so gen<strong>an</strong>n-<br />

ten Kugelkoordinaten <strong>an</strong>gegeben. Ein Punkt k<strong>an</strong>n<br />

so mit zwei Winkeln beschrieben werden. Typi-<br />

scherweise sind <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Winkel λ <strong>und</strong> φ. Die geo-<br />

graphische Länge λ beschreibt den Winkel zwischen<br />

dem 0°-Meridi<strong>an</strong> (Greenwich-Meridi<strong>an</strong>) <strong>und</strong> dem<br />

Längenkreis <strong>des</strong> Punktes, der Winkel φ derjenige<br />

zwischen der Äquatorebene <strong>und</strong> <strong>des</strong> Breitenkreises.<br />

Aus der Skizze wird ersichtlich, dass λ <strong>und</strong> φ fol-<br />

gende Werte <strong>an</strong>nehmen können:<br />

• λ: 0° - 180° östliche Länge von Greenwich (w. L. v. Gr.)<br />

0° - 180° westliche Länge von Greenwich (ö. L. v. Gr.)<br />

• φ: 0° - 90° nördliche Breite (n. B.)<br />

0° - 90° südliche Breite (s. B.)<br />

Bei einer Kugel als Ersatzfläche muss zusätzlich zu den zwei Winkeln noch der Kugelradius r<br />

<strong>an</strong>gegeben werden. Wäre ein Rotationsellipsoid <strong>die</strong> Bezugsfläche, so könnten <strong>die</strong> Punkte<br />

auch hier mit zwei Winkeln <strong>an</strong>gegeben werden, zusätzlich müssen aber noch <strong>an</strong>statt dem<br />

Kugelradius <strong>die</strong> beiden Ellipsoid-Halbachsen a <strong>und</strong> b bek<strong>an</strong>nt sein.<br />

3.4 Die Umw<strong>an</strong>dlung von Kugelkoordinaten in kartesische Koordinaten<br />

Zur Erstellung von Karten muss der Datensatzvektor (vergleiche Kapitel 4.2) in kartesische<br />

Koordinaten umgew<strong>an</strong>delt werden. Dazu benötigt m<strong>an</strong> eine Tr<strong>an</strong>sformationsgleichung, <strong>die</strong><br />

bei gegebenen Winkeln sowie dem Kugelradius <strong>die</strong> x-, <strong>die</strong> y- <strong>und</strong> <strong>die</strong> z-Koordinate wieder-<br />

gibt. Diese soll nun hergeleitet werden. Die Abbildung 8 soll als Ged<strong>an</strong>kenstütze <strong>die</strong>nen. Die<br />

Winkel werden im Bogenmass <strong>an</strong>gegeben. Zudem werden in der Herleitung Drehmatrizen<br />

verwendet. Diese sind im Abschnitt 4.3 näher beschrieben.<br />

1. Ausg<strong>an</strong>gslage: Eine Kugel habe den Radius r=1. Daraus lassen sich <strong>die</strong> Koordinaten<br />

von Nordpol <strong>und</strong> Erdmittelpunkt ablesen.<br />

X<br />

0°−Meridi<strong>an</strong><br />

Abb. 8: Das kartesische <strong>und</strong> das<br />

geographische Koordinatensystem.<br />

Seite 12 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

Z<br />

M<br />

ϕ<br />

λ<br />

y<br />

Äquator<br />

z<br />

P<br />

x<br />

Nordpol<br />

Y<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Nordpol: N(0/0/1)<br />

Erdmittelpunkt: O(0/0/0)<br />

π<br />

2. Idee: Zwei Drehungen, zuerst eine um <strong>die</strong> y-Achse mit dem Winkel ϑ = − ϕ <strong>und</strong><br />

2<br />

d<strong>an</strong>n eine um <strong>die</strong> z-Achse mit dem Winkel λ , führen den Punkt N(0/0/1) in den<br />

Punkt P(x/y/z) über.<br />

π<br />

3. Drehung um <strong>die</strong> y-Achse: N(0/0/1) wird mit dem Winkel ϑ = − ϕ um <strong>die</strong> y-<br />

2<br />

Achse gedreht.<br />

⎛ cos<br />

⎜<br />

⎜ 0<br />

⎜<br />

⎝−<br />

sin<br />

( ϑ)<br />

0 sin(<br />

ϑ)<br />

1<br />

0<br />

( ϑ)<br />

0 cos(<br />

ϑ)<br />

⎞ ⎛0⎞<br />

⎛ sin<br />

⎟ ⎜ ⎟ ⎜<br />

⎟ ⋅ ⎜0⎟<br />

= ⎜ 0<br />

⎟ ⎜ ⎟ ⎜<br />

⎠ ⎝ 1 ⎠ ⎝cos<br />

( ϑ)<br />

⎞<br />

( ) ⎟⎟⎟<br />

ϑ<br />

⎠<br />

4. Drehung um <strong>die</strong> z-Achse: M<strong>an</strong> dreht den in [3.] gef<strong>und</strong>enen Punkt mit dem Win-<br />

kel ϕ um <strong>die</strong> z-Achse.<br />

⎛cos<br />

⎜<br />

⎜ sin<br />

⎜<br />

⎝ 0<br />

( ϕ)<br />

− sin(<br />

ϕ)<br />

( ϕ)<br />

cos(<br />

ϕ)<br />

0<br />

0⎞<br />

⎛ sin<br />

⎟ ⎜<br />

0⎟<br />

⋅ ⎜ 0<br />

1<br />

⎟ ⎜<br />

⎠ ⎝cos<br />

( ϑ)<br />

( ϑ)<br />

⎞ ⎛sin<br />

⎟ ⎜<br />

⎟ = ⎜ sin<br />

⎟ ⎜<br />

⎠ ⎝<br />

( ϑ)<br />

⋅ cos(<br />

ϕ)<br />

( ϑ)<br />

⋅ sin(<br />

ϕ)<br />

cos(<br />

ϑ)<br />

5. Streckung: Abschliessend streckt m<strong>an</strong> den in [4.] gef<strong>und</strong>ene Vektor um den Faktor<br />

r , damit <strong>die</strong> Tr<strong>an</strong>sformationsgleichung für jede beliebige Kugel gilt.<br />

⎛sin<br />

⎜<br />

r ⋅⎜<br />

sin<br />

⎜<br />

⎝<br />

( ϑ)<br />

⋅ cos(<br />

λ)<br />

( ϑ)<br />

⋅ sin(<br />

λ)<br />

cos(<br />

ϑ)<br />

⎞ ⎛r<br />

⋅ sin<br />

⎟ ⎜<br />

⎟ = ⎜ r ⋅ sin<br />

⎟ ⎜<br />

⎠ ⎝ r ⋅<br />

( ϑ)<br />

⋅ cos(<br />

λ)<br />

( ϑ)<br />

⋅ sin(<br />

λ)<br />

cos(<br />

ϑ)<br />

Damit ist <strong>die</strong> Tr<strong>an</strong>sformationsgleichung gef<strong>und</strong>en. Sie lautet folgendermassen:<br />

⎛ ⎛ π ⎞<br />

⎜r<br />

⋅sin⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⋅cos<br />

⎛ x ⎞ ⎜ ⎝ 2 ⎠<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎛ π ⎞<br />

⎜ y⎟<br />

⇔ ⎜ r ⋅sin⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⋅sin<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎝ 2 ⎠<br />

⎝ z ⎠ ⎜ ⎛ π ⎞<br />

⎜ r ⋅cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎝ ⎝ 2 ⎠<br />

( λ)<br />

( λ)<br />

Die Gleichungen für <strong>die</strong> Rücktr<strong>an</strong>sformation erhält m<strong>an</strong> durch Umformen.<br />

⎧ ⎛ ⎞<br />

⎪ ⎜ x<br />

arccos<br />

⎟<br />

⎪ ⎜ 2 2 ⎟<br />

⎪ ⎝ x + y<br />

λ =<br />

⎠<br />

⎨<br />

⎪<br />

⎛<br />

⎜ x<br />

⎪2⋅<br />

π − arccos<br />

⎜ 2<br />

⎪⎩<br />

⎝ x + y<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟ .<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

für y<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟ für y<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟ ⎟⎟<br />

⎠<br />

≥ 0<br />

< 0<br />

⎞<br />

⎟ ⎟⎟<br />

⎠<br />

Seite 13 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

ϕ =<br />

⎛<br />

arct<strong>an</strong><br />

⎜<br />

⎜<br />

⎝<br />

x<br />

2<br />

z<br />

+ y<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

3.5 Abbildungsverzerrungen<br />

Beim Erstellen einer Abbildung spricht m<strong>an</strong> von Bild <strong>und</strong> Urbild, wobei das Bild jeweils <strong>die</strong><br />

Projektion <strong>des</strong> Urbilds darstellt. Das Bild besitzt spezielle geometrische Eigenschaften ge-<br />

genüber ihrem Urbild. Diese sind:<br />

• Längentreue: Die Länge einer Strecke im Urbild entspricht derjenigen im Bild.<br />

• Flächentreue: Die Fläche eines Gebietes im Urbild entspricht derjenigen im Bild.<br />

• Winkeltreue: Alle Winkel im Urbild entsprechen jenen im Bild.<br />

Treffen alle drei Eigenschaften auf eine Abbildung zu, so sind Bild <strong>und</strong> Urbild kongruent.<br />

Unterscheiden sich Bild <strong>und</strong> Urbild nur in ihrem Verhältnis (Vergrösserung bzw. Verkleine-<br />

rung), so sind sie ähnlich.<br />

Im Beispiel <strong>des</strong> Vorworts habe ich erläutert, dass es unmöglich ist, eine Or<strong>an</strong>genschale ohne<br />

Deformation flach auf einen Tisch drücken zu können. Dies bedeutet aber gleichzeitig, dass<br />

sich <strong>die</strong> Erde als Kugel nicht verzerrungsfrei auf einer Ebene darstellen lässt. Die einzige ähn-<br />

liche Abbildung der Erde ist somit einzig der Globus, Karten haben dagegen immer eine Ver-<br />

zerrung.<br />

Zur Beurteilung von Verzerrungen habe ich ein Kartennetz, bestehend aus 24 Meridi<strong>an</strong>en<br />

(von -180° bis 180° alle 15°) <strong>und</strong> elf Breitenkreisen (von -75° bis 75° ebenfalls alle 15°), ver-<br />

wendet, mit dem <strong>die</strong> charakteristischen Eigenschaften <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> sehr gut zum Tragen kom-<br />

men.<br />

Seite 14 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

3.6 Die Orthodrome <strong>und</strong> <strong>die</strong> Loxodrome<br />

Zwei g<strong>an</strong>z spezielle Linien sind <strong>die</strong> Orthodrome<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Loxodrome. Hat m<strong>an</strong> zwei Punkte A <strong>und</strong> B<br />

auf der Erdoberfläche, so beschreibt <strong>die</strong> Orthodro-<br />

me oder geradlaufende Linie <strong>die</strong> kürzeste Verbin-<br />

dung zwischen A <strong>und</strong> B auf der Kugel. Die Berech-<br />

nung der Orthodrome ist allerdings nicht g<strong>an</strong>z ein-<br />

fach, da sie <strong>die</strong> Meridi<strong>an</strong>e ständig neu schneidet<br />

<strong>und</strong> damit immer wieder neu berechnet werden<br />

muss. Die Orthodrome besitzt <strong>die</strong> Eigenschaft, dass<br />

sie zusammen mit dem Kugelmittelpunkt in einer<br />

Ebene liegt.<br />

Anders ist <strong>die</strong>s bei der Loxodromen oder schief<br />

laufenden Linie: Sie schneidet <strong>die</strong> Meridi<strong>an</strong>e stets<br />

mit demselben Winkel, ist dadurch aber auch länger als <strong>die</strong> Orthodrome. Als Ausnahme<br />

müssen hier zwei Situationen noch aufgeführt werden, wo <strong>die</strong> Orthodrome gerade gleich der<br />

Loxodrome ist. Dies ist bei folgenden zwei Situationen der Fall:<br />

• Die Punkte A <strong>und</strong> B liegen beide auf dem Äquator.<br />

• Die Punkte A <strong>und</strong> B liegen beide auf demselben Meridi<strong>an</strong>.<br />

Bei einem winkeltreuen Kartennetzentwurf wird <strong>die</strong> Loxodrome jeweils als Gerade abgebil-<br />

det.<br />

Orthodrome<br />

A<br />

α<br />

α<br />

Loxodrome<br />

Seite 15 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

α<br />

Abb. 9: Darstellung der Orthodromen<br />

<strong>und</strong> der Loxodromen.<br />

B<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

4 Arbeitsgr<strong>und</strong>lagen<br />

4.1 Die Statistik-Software „R“<br />

Die <strong>Berechnung</strong>en <strong>und</strong><br />

Karten habe ich mit der<br />

Statistik-Software „R“<br />

durchgeführt beziehungs-<br />

weise erstellt. „R“ ist kos-<br />

tenlos <strong>und</strong> k<strong>an</strong>n unter <strong>an</strong>-<br />

derem über <strong>die</strong> Seite der<br />

ETH Zürich herunter gela-<br />

den werden 6 . Das „R“ ist<br />

primär als grosser Ta-<br />

schenrechner zu verstehen,<br />

der zudem auch fähig ist,<br />

Graphiken zu erzeugen.<br />

Weiter ist es mit seinem<br />

einfachen Aufbau der Befehle sehr benutzerfre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> bei Problemen gibt es eine sehr<br />

ausführliche Hilfe. Diese Eigenschaften sind Ursache dafür, dass das „R“ vor allem für <strong>die</strong><br />

Auswertung von Statistiken sehr geschätzt wird.<br />

4.2 Die Form der Datensätze<br />

Im Kapitel 3.3 habe ich mich entschieden, <strong>die</strong> Daten in Kugelkoordinaten <strong>an</strong>zugeben. Damit<br />

ist ein Punkt durch <strong>die</strong> Winkel λ <strong>und</strong> φ gegeben. Alle Punkte fasse ich in einer Matrix zu-<br />

sammen, <strong>und</strong> zwar in nachfolgender Form:<br />

⎛ λ<br />

⎜<br />

⎜ λ<br />

⎜<br />

λ<br />

⎜<br />

⎜ M<br />

⎜<br />

⎜<br />

λ<br />

⎜<br />

⎝ λ<br />

1<br />

2<br />

3<br />

ϕ<br />

ϕ<br />

ϕ<br />

ϕ<br />

n−1 n−1<br />

n<br />

M<br />

ϕ<br />

1<br />

2<br />

3<br />

n<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟ .<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

Für <strong>die</strong> Daten <strong>des</strong> Umrisses der Schweiz wäre <strong>die</strong>se Matrix beispielsweise 1'341 Zeilen l<strong>an</strong>g.<br />

6 http://stat.ethz.ch/CRAN/; 2. März 2008.<br />

Abb. 10: Die Benutzeroberfläche von „R“.<br />

Seite 16 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

⎛8.<br />

693100°<br />

⎜<br />

⎜ 8.<br />

721282°<br />

⎜<br />

M<br />

⎜<br />

⎜ 7.<br />

794233°<br />

⎜<br />

⎜ M<br />

⎜<br />

⎝ 8.<br />

721282°<br />

47.<br />

702969°<br />

⎞<br />

⎟<br />

47.<br />

693481°<br />

⎟<br />

M<br />

⎟<br />

⎟<br />

45.<br />

929951°<br />

⎟<br />

⎟<br />

M ⎟<br />

47.<br />

693481°<br />

⎟<br />

⎠<br />

Diese „Datensatz-Matrizen“ stellen das Ausg<strong>an</strong>gsmaterial für <strong>die</strong> <strong>Berechnung</strong>en der karto-<br />

graphischen Abbildungen dar. Es bleibt allerdings noch darauf hinzuweisen, dass das „R“<br />

nicht im Winkel- sondern im Bogenmass rechnet. Deshalb müssen <strong>die</strong> Werte der Matrix zu-<br />

erst unbedingt noch umgerechnet werden:<br />

⎛ λ<br />

⎜<br />

⎜ λ<br />

⎜<br />

λ<br />

⎜<br />

⎜ M<br />

⎜<br />

⎜<br />

λ<br />

⎜<br />

⎝ λ<br />

1<br />

2<br />

3<br />

ϕ<br />

ϕ<br />

ϕ<br />

ϕ<br />

ϕ<br />

⎞ ⎛ Μ 1 Γ1<br />

⎞<br />

⎟ ⎜<br />

⎟<br />

⎟ ⎜ Μ 2 Γ2<br />

⎟<br />

⎟ ⎜<br />

Μ Γ<br />

⎟<br />

⎟<br />

π<br />

⎜ 3 3<br />

⋅ =<br />

⎟ .<br />

⎟ 180° ⎜ M M ⎟<br />

⎟ ⎜<br />

⎟<br />

⎟ ⎜<br />

Μ n−1<br />

Γn−<br />

⎟<br />

⎟ ⎜<br />

⎟<br />

⎠ ⎝ Μ n Γn<br />

⎠<br />

n−1 n−1<br />

1<br />

n<br />

M<br />

1<br />

2<br />

3<br />

n<br />

4.3 Drehmatrizen<br />

In der Kartenherstellung muss m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Erde oft drehen, damit sie gut in einen geometri-<br />

schen Hilfskörper, zum Beispiel einen Zylinder, hineinpasst. Der Gr<strong>und</strong> dafür liegt auf der<br />

H<strong>an</strong>d: Die Erde k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sehr einfach drehen, da <strong>die</strong> Punkte bek<strong>an</strong>nt sind. Beim geometri-<br />

schen Hilfskörper würde sich <strong>die</strong>ser Vorg<strong>an</strong>g um einiges schwieriger gestalten, da m<strong>an</strong> ja<br />

noch nicht weiss, wo auf dem Hilfskörper <strong>die</strong> projizierten Punkte liegen werden.<br />

Ein Punkt, gegeben durch den Ortsvektor<br />

Winkel α gedreht werden:<br />

⎛ x ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎜ y⎟<br />

, k<strong>an</strong>n durch folgende Drehmatrizen mit dem<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ z ⎠<br />

• Drehung <strong>des</strong> Punktes um <strong>die</strong> x-Achse: ( ) ( )<br />

( ) ( ) ⎟⎟⎟<br />

⎜0<br />

cos α − sin α<br />

⎜<br />

0 sin α cos α<br />

• Drehung <strong>des</strong> Punktes um <strong>die</strong> y-Achse:<br />

⎛ 1<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎛ cos<br />

⎜<br />

⎜ 0<br />

⎜<br />

⎝−<br />

sin<br />

0<br />

⎞<br />

.<br />

Seite 17 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

0<br />

( α)<br />

0 sin(<br />

α)<br />

1<br />

0<br />

⎠<br />

⎞<br />

.<br />

( ) ( ) ⎟⎟⎟<br />

α 0 cos α<br />

⎠<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

• Drehung <strong>des</strong> Punktes um <strong>die</strong> z-Achse:<br />

⎛cos<br />

⎜<br />

⎜ sin<br />

⎜<br />

⎝ 0<br />

( α)<br />

− sin(<br />

α)<br />

( α)<br />

cos(<br />

α)<br />

Eine Drehmatrix A besitzt immer <strong>die</strong> Determin<strong>an</strong>te det ( A ) = 1 . Die Determin<strong>an</strong>te einer Mat-<br />

rix in der Form von<br />

0<br />

0⎞<br />

⎟<br />

0⎟<br />

.<br />

1<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎛ a1<br />

b1<br />

c1<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎟<br />

A = ⎜a2<br />

b2<br />

c2<br />

⎟ lässt sich folgendermassen berechnen:<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝a<br />

3 b3<br />

c3<br />

⎠<br />

( A) a1<br />

⋅ b2<br />

⋅ c3<br />

+ a2<br />

⋅b3<br />

⋅ c1<br />

+ a3<br />

⋅ b1<br />

⋅ c2<br />

− a3<br />

⋅b2<br />

⋅ c1<br />

− a1<br />

⋅ b3<br />

⋅ c2<br />

− a2<br />

⋅b1<br />

⋅ 3<br />

det = c .<br />

Eine Kontrolle zeigt, dass <strong>die</strong> oben <strong>an</strong>gegeben Drehmatrizen alle <strong>die</strong> Determin<strong>an</strong>te 1 besitzen.<br />

Seite 18 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

5 Kartographische Abbildungen<br />

Das Prinzip von kartographischen Abbildungen ist immer gleich: Die Kugel projiziert m<strong>an</strong><br />

auf eine geometrische Abbildungsfläche, <strong>die</strong> d<strong>an</strong>n ohne weitere Verzerrungen auf <strong>die</strong> Ebene<br />

abgewickelt werden k<strong>an</strong>n. Als Abbildungsfläche bietet sich der Kegel <strong>an</strong>, wobei <strong>die</strong>ser durch<br />

einen Öffnungswinkel α charakterisiert ist. Dadurch sind drei verschiedene Situationen<br />

denkbar.<br />

α = 0° 0° < α < 180° α = 180°<br />

Zylinderentwurf Kegelentwurf Azimutaler Entwurf<br />

Ein Zylinder als Abbildungsfläche.<br />

α<br />

Äquator<br />

Äquator projiziert<br />

Ein Kegel als Abbildungsfläche.<br />

Abb. 11 - 13: Die drei kegeligen Kartennetzentwürfe in der Übersicht.<br />

Äquator<br />

Eine Ebene als Abbildungsfläche.<br />

Um <strong>die</strong> im Kapitel 2 formulierten Ziele zu erreichen, habe ich <strong>die</strong> Abbildungsgleichungen von<br />

einer Auswahl kegeliger Abbildungen hergeleitet. Daraus konnte ich mit dem „R“ Karten<br />

erstellen, mit denen ich <strong>die</strong> Abbildungseigenschaften der einzelnen Projektionen untersucht<br />

habe.<br />

5.1 Azimutaler Kartennetzentwurf<br />

Der azimutale Kartennetzentwurf ist <strong>die</strong> einfachste Entwurfsart. Als Abbildungsfläche <strong>die</strong>nt<br />

nämlich eine Ebene, womit das mühsame Aufklappen, wie <strong>die</strong>s bei einem Kegel oder Zylinder<br />

der Fall wäre, entfällt. Der azimutale Kartennetzentwurf zählt ebenfalls zu den Kegelentwür-<br />

fen, da <strong>die</strong> Ebene gewissermassen ein Kegel mit Öffnungswinkel α = 180°<br />

ist.<br />

Es gibt drei Fälle, wo <strong>die</strong> Ebene <strong>die</strong> Kugel berühren k<strong>an</strong>n:<br />

• Polare Lage: Die Ebene berührt <strong>die</strong> Kugel <strong>an</strong> einem der beiden Pole, normalerweise<br />

am Nordpol.<br />

Seite 19 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

• Tr<strong>an</strong>sversale Lage: Die Ebene berührt <strong>die</strong> Kugel <strong>an</strong> einem Punkt auf dem Äquator.<br />

• Allgemeine Lage: Berührt <strong>die</strong> Ebene <strong>die</strong> Kugel <strong>an</strong> keinem der oben gen<strong>an</strong>nten<br />

Punkte, so spricht m<strong>an</strong> von der allgemeinen Lage.<br />

Zudem ist noch entscheidend, wo das Projektions-<br />

zentrum Z liegt. Von den wichtigsten azimutalen Kar-<br />

tennetzentwürfen werde ich nachfolgen vorstellen:<br />

• Orthographische Projektion: Das Projek-<br />

tionszentrum Z liegt im Unendlichen.<br />

• Gnomonische Projektion (orthodromi-<br />

sche Projektion): Das Projektionszentrum<br />

Z liegt im Kugelmittelpunkt.<br />

• Stereographische Projektion: Das Pro-<br />

jektionszentrum Z liegt auf der Kugeloberflä-<br />

che, <strong>und</strong> zwar im Gegenpunkt <strong>des</strong> Berührungspunktes Kugel–Ebene (das heisst der<br />

Abst<strong>an</strong>d zwischen dem Berührungspunkt Kugel–Ebene <strong>und</strong> dem Projektionszentrum<br />

beträgt zweimal den Erdradius (2 rE)).<br />

5.1.1 Der Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der polaren, der tr<strong>an</strong>sversalen <strong>und</strong> der<br />

allgemeinen Lage <strong>des</strong> azimutalen Kartennetzentwurfs<br />

Jeder Azimutalentwurf besitzt genau einen<br />

X<br />

0°−Meridi<strong>an</strong><br />

B’<br />

N<br />

Z<br />

ϕ<br />

M<br />

ϕ<br />

λ<br />

Äquator<br />

Kugel–Ebene auch hier wieder am Nordpol liegt.<br />

B<br />

Nordpol<br />

Berührungspunkt<br />

Abb. 15: Der Berührungspunkt wird zuerst um<br />

<strong>die</strong> z-Achse, <strong>an</strong>schliessend um <strong>die</strong> y-Achse<br />

gedreht.<br />

Y<br />

Abb. 14: Azimutalprojektion.<br />

Berührungspunkt Kugel–Ebene. Beim pola-<br />

ren Kartennetzentwurf ist <strong>die</strong>s gerade der<br />

Nordpol. Dieser besitzt <strong>die</strong> kartesischen Ko-<br />

ordinaten N(0/0/6371) beziehungsweise <strong>die</strong><br />

geografischen N(0°/90°), wobei der Erdra-<br />

dius 6371 km beträgt. Da der polare azimuta-<br />

le Kartennetzentwurf der wichtigste Entwurf<br />

<strong>die</strong>ser Art ist <strong>und</strong> zudem <strong>die</strong> Abbildungsebe-<br />

ne in <strong>die</strong>ser Situation parallel zur x- <strong>und</strong> y-<br />

Achse ist (sehr günstige Situation, wie sich<br />

später zeigen wird), definiere ich <strong>die</strong>se Lage<br />

als „Ausg<strong>an</strong>gslage“. Alle <strong>an</strong>deren Entwürfe<br />

muss m<strong>an</strong> <strong>des</strong>halb vor der Projektion zuerst<br />

noch drehen, damit der Berührungspunkt<br />

Seite 20 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Sei der Berührungspunkt B(λB/φB) in geografischen Koordinaten gegeben. So muss <strong>die</strong>ser<br />

Punkt nun so gedreht werden, dass er schlussendlich mit dem Nordpol zusammenfällt. Dies<br />

k<strong>an</strong>n in nur zwei Drehungen geschafft werden.<br />

1. Drehung um <strong>die</strong> z-Achse mit dem Winkel B λ − . Damit entsteht ein Punkt B’, der<br />

auf dem 0°-Meridi<strong>an</strong> liegt.<br />

2. Drehung um <strong>die</strong> y-Achse mit dem Winkel B ϕ −<br />

π<br />

. Der Punkt B’ fällt nun mit dem<br />

2<br />

Nordpol N zusammen.<br />

Nun müssen, wie vorher der Berührungspunkt, auch alle <strong>an</strong>deren abzubildenden Punkte zu-<br />

erst mit dem Winkel λB um <strong>die</strong> z-Achse <strong>und</strong> <strong>an</strong>schliessend mit dem Winkel φB um <strong>die</strong> y-Achse<br />

gedreht werden. Allgemein lässt sich <strong>die</strong>ser Vorg<strong>an</strong>g folgendermassen darstellen:<br />

1. Ausg<strong>an</strong>gslage: Alle Punkte P(x/y/z) sind in kartesische Koordinaten umgew<strong>an</strong>delt<br />

worden (Umw<strong>an</strong>dlung vergleiche Abschnitt 3.4). Zudem ist ein Berührungspunkt<br />

B(λB/φB) gegeben.<br />

2. Drehung um <strong>die</strong> z-Achse: P(x/y/z) dreht m<strong>an</strong> mit dem Winkel B λ − um <strong>die</strong> z-<br />

Achse.<br />

⎛ x'⎞<br />

⎛cos<br />

⎜ ⎟ ⎜<br />

⎜ y'⎟<br />

= ⎜ sin<br />

⎜ ⎟ ⎜<br />

⎝ z'<br />

⎠ ⎝ 0<br />

( − λ B ) − sin(<br />

− λ B )<br />

( − λ ) cos(<br />

− λ )<br />

B<br />

0<br />

B<br />

0⎞<br />

⎛ x ⎞<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

0⎟<br />

⋅ ⎜ y⎟<br />

1<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

⎠ ⎝ z ⎠<br />

3. Drehung um <strong>die</strong> y-Achse: P’(x’/y’/z’) dreht m<strong>an</strong> mit dem Winkel B ϕ −<br />

π<br />

um <strong>die</strong> z-<br />

2<br />

Achse.<br />

⎛ ⎛ π<br />

⎜<br />

⎛ x''<br />

⎞<br />

cos⎜<br />

− ϕ<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎝ 2<br />

⎜ y''⎟<br />

= ⎜ 0<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎛ π<br />

⎝ z''<br />

⎠<br />

⎜<br />

⎜−<br />

sin⎜<br />

− ϕ<br />

⎝ ⎝ 2<br />

B<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

B<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

0<br />

1<br />

0<br />

⎛ π<br />

sin⎜<br />

− ϕ<br />

⎝ 2<br />

0<br />

⎛ π<br />

cos⎜<br />

− ϕ<br />

⎝ 2<br />

B<br />

B<br />

⎞ ⎞<br />

⎟ ⎟<br />

⎠ ⎟<br />

⎛ x'⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎟ ⋅ ⎜ y'⎟<br />

⎞⎟<br />

⎜ ⎟<br />

⎟ ⎝ ⎠<br />

⎟ z'<br />

⎠⎠<br />

Zusammenfassend lassen sich also <strong>die</strong> Punkte P(x/y/z) bei gegebenem Berührungspunkt<br />

B(λB/φB) mit folgender Formel in <strong>die</strong> „Ausg<strong>an</strong>gslage“ für Azimutalprojektionen, <strong>an</strong>gegeben in<br />

P’’(x’’/y’’/z’’), bugsieren:<br />

( λ B ) ⋅ sin(<br />

ϕ B ) sin(<br />

λ B ) ⋅ sin(<br />

ϕ B ) cos(<br />

ϕ B )<br />

− sin(<br />

λ ) cos(<br />

λ ) 0<br />

( ) ( ) ( ) ( ) ( ) ⎟ ⎟⎟<br />

⎛ x''<br />

⎞ ⎛ cos<br />

⎞ ⎛ x ⎞<br />

⎜ ⎟ ⎜<br />

⎟ ⎜<br />

⎜ y''⎟<br />

= ⎜<br />

B<br />

B<br />

⎟ ⋅ ⎜ y .<br />

⎜ ⎟ ⎜<br />

⎟ ⎜<br />

⎝ z''<br />

⎠ ⎝−<br />

cos λ B ⋅ cos ϕ B − sin λ B ⋅ cos ϕ B sin ϕ B ⎠ ⎝ z ⎠<br />

Seite 21 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

5.1.2 Orthographische Azimutalprojektion<br />

Die orthographische Azimutalprojektion ist <strong>die</strong> einfachste<br />

tet bei gegebenem Berührungspunkt B(λB/φB):<br />

kartographische Projektion überhaupt. Das Projektions-<br />

zentrum der orthographischen Projektion liegt nämlich<br />

im Unendlichen. Dies bedeutet, dass <strong>die</strong> Projektionsstrah-<br />

len parallel zur z-Achse einfallen. Die Abbildungsebene<br />

liegt zudem parallel zur x-y-Ebene. Deshalb erweist sich<br />

<strong>die</strong> Projektion als sehr einfach: Die gedrehten Punkte<br />

P’’(x’’/y’’/z’’) haben nach der Projektion auf <strong>die</strong> Ebene <strong>die</strong><br />

Koordinaten P’’’(x’’’/y’’’/6371). Damit ist <strong>die</strong> z-Koordinate<br />

konst<strong>an</strong>t, womit <strong>die</strong> Erde also in den zweidimensionalen<br />

Raum abgebildet worden ist.<br />

Die Abbildungsgleichung für <strong>die</strong> Pojektion der abzubil-<br />

denden Punkte Pn(xn/yn/zn) auf <strong>die</strong> Kartenebene, <strong>die</strong> neu<br />

per Definition durch <strong>die</strong> x- <strong>und</strong> <strong>die</strong> y-Achse gegeben ist,<br />

unter Anwendung einer orthographischen Projektion lau-<br />

( λ B ) ⋅ sin(<br />

ϕ B ) sin(<br />

λ B ) ⋅ sin(<br />

ϕ B ) cos(<br />

ϕB<br />

)<br />

− sin(<br />

λ ) cos(<br />

λ ) 0<br />

( ) ( ) ( ) ( ) ( ) ⎟ ⎟⎟<br />

⎛ x n '⎞<br />

⎛ cos<br />

⎞ ⎛ x n ⎞ ⎛0⎞<br />

⎜ ⎟ ⎜<br />

⎟ ⎜ ⎟ ⎜<br />

⎜ yn<br />

'⎟<br />

= ⎜<br />

B<br />

B<br />

⎟ ⋅ ⎜ yn<br />

⎟ − ⎜0<br />

.<br />

⎜ ⎟ ⎜<br />

⎟ ⎜ ⎟ ⎜<br />

⎝ zn<br />

'⎠<br />

⎝−<br />

cos λ B ⋅ cos ϕB<br />

− sin λ B ⋅ cos ϕB<br />

sin ϕ B ⎠ ⎝ zn<br />

⎠ ⎝ r ⎠<br />

Zusammenfassung:<br />

n<br />

y<br />

( λ )<br />

P ϕ<br />

n<br />

n<br />

z<br />

Projektionszentrum<br />

Ebene<br />

Abb. 16: Die Funktion der orthographischenAzimutalprojektion.<br />

Abbildung<br />

x<br />

⎛ π ⎞<br />

x n ' = rE<br />

⋅ sin⎜<br />

− ϕn<br />

⎟ ⋅ cos λ<br />

⎝ 2 ⎠<br />

( )<br />

⎛ π ⎞<br />

yn ' = rE<br />

⋅ sin⎜<br />

− ϕn<br />

⎟ ⋅ sin λ<br />

⎝ 2 ⎠<br />

Abbildungsgleichung für Kartennetzentwurf in polarer Lage.<br />

Seite 22 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

n<br />

( )<br />

n<br />

.


Kartenabbildungen:<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Zur Illustration der Verzerrungen habe ich für <strong>die</strong>se <strong>und</strong> alle nachfolgenden Projektionen das<br />

Kartennetz der Erde abgebildet. Dabei ist <strong>die</strong> Kugel innen hohl. Dies hat den Vorteil, dass der<br />

Betrachter den Verlauf der Meridi<strong>an</strong>e beziehungsweise der Breitenkreise besser <strong>an</strong>alysieren<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Breitenkreise:<br />

Meridi<strong>an</strong>e:<br />

Polare Lage. Tr<strong>an</strong>sversale Lage.<br />

konzentrische<br />

Kreise um den Pol<br />

Geradenbündel<br />

durch den Pol<br />

Breitenkreise: parallele Geraden<br />

Abb. 17 - 19<br />

Abb. 20: Die Schweiz in allgemeiner Azimutalprojektion. Als Berührungspunkt<br />

wurde Bern gewählt.<br />

Allgemeine Lage.<br />

Berührungspunkt B(45°/45°)<br />

Seite 23 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

5.1.3 Gnomonische Azimutalprojektion<br />

Das Projektionszentrum Z liegt bei der gnomonischen Pro-<br />

y<br />

Z<br />

Die Abbildung 22 zeigt, dass<br />

der Ortsvektor<br />

⎛ x''<br />

⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎜ y''⎟<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ z''<br />

⎠<br />

<strong>des</strong><br />

jektion, <strong>die</strong> auch unter dem Namen orthodromische Projek-<br />

tion bek<strong>an</strong>nt ist, im Kugelmittelpunkt. Damit hat das Pro-<br />

jektionszentrum <strong>die</strong> kartesische Koordinate Z(0/0/0).<br />

Für <strong>die</strong> Abbildungsgleichung <strong>die</strong>nen wie bei der orthogra-<br />

phischen Projektion <strong>die</strong> gedrehten Punkte P’’(x’’/y’’/z’’) als<br />

Ausg<strong>an</strong>gslage (Drehung ableitbar vom Berührungspunkt<br />

B(λB/φB)). Zudem muss vom Punkt P’’ auch der Winkel φ’’<br />

berechnet werden.<br />

Punktes P’’ um einen Faktor t multipliziert den<br />

⎛ x'<br />

''⎞<br />

⎜ ⎟<br />

Vektor ⎜ y''<br />

'⎟<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ z'<br />

''<br />

⎠<br />

z<br />

Ebene<br />

Abb. 21: Die gnomonische Azimutalprojektion<br />

mit ihrem<br />

Projektionszentrum Z.<br />

<strong>des</strong> Punktes P’’’ ergibt. Als Ansatz zur<br />

Herleitung der Abbildungsgleichung wird <strong>des</strong>halb folgender Term gewählt:<br />

⎛ x''<br />

'⎞<br />

⎛ x''<br />

⎞<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎜ y''<br />

'⎟<br />

= t ⋅ ⎜ y''⎟<br />

.<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎝ z''<br />

'⎠<br />

⎝ z''<br />

⎠<br />

x<br />

Abb. 22<br />

(rechts): Herleitung<br />

der Abbildungsgleichung<br />

der gnomonischenAzimutalprojektion.<br />

Für <strong>die</strong> <strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Wertes t betrachte m<strong>an</strong> nun das rechtwinklige Dreieck ∆AZP’’’ in der<br />

Skizze. Mit Hilfe <strong>des</strong> Satzes von Pythagoras lässt sich einen Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen dem<br />

Winkel ϕ , der Strecke E r AP = ' ' ' <strong>und</strong> der Strecke ' ' ' ' ' ZP t ZP = ⋅ aufstellen:<br />

AP'<br />

''<br />

rE<br />

rE<br />

rE<br />

1<br />

sin ( ϕ ) = = = = = .<br />

ZP'<br />

''<br />

t ⋅ ZP'<br />

' ⎛ x''<br />

⎞ t ⋅rE<br />

t<br />

⎜ ⎟<br />

t ⋅ ⎜ y''⎟<br />

⎜<br />

z'<br />

'<br />

⎟<br />

⎝ ⎠<br />

y<br />

A<br />

P’’’<br />

Ebene<br />

Seite 24 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

λ<br />

P’’<br />

ϕ<br />

Z<br />

z<br />

x<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Nun löst m<strong>an</strong> nach t auf. Zudem drückt m<strong>an</strong> den Winkel φ durch <strong>die</strong> gegebenen Koordinaten<br />

x’’, y’’ <strong>und</strong> z’’ aus.<br />

t =<br />

1<br />

sin<br />

1<br />

=<br />

=<br />

⎛<br />

z''<br />

⎞<br />

⎜<br />

sin arct<strong>an</strong><br />

⎜<br />

⎟⎟<br />

⎜ ⎜ 2 2 ⎟<br />

x'<br />

' y''<br />

⎟<br />

⎝ ⎝ + ⎠⎠<br />

( ϕ)<br />

⎛<br />

⎞ z''<br />

z''<br />

z''<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

x''<br />

+ y''<br />

+ z''<br />

Seite 25 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

=<br />

2<br />

2<br />

x'<br />

' + y''<br />

+ z'<br />

' r<br />

=<br />

Der projizierte Punkt lässt sich also bei gegebenem Punkt P’’(x’’/y’’/z’’) folgendermassen be-<br />

rechnen:<br />

⎛ x'<br />

''⎞<br />

⎛ x'<br />

'⎞<br />

⎜ ⎟ r ⎜ ⎟<br />

E<br />

⎜ y''<br />

'⎟<br />

= ⋅⎜<br />

y''⎟<br />

⎜ ⎟ z'<br />

' ⎜ ⎟<br />

⎝ z'<br />

''<br />

⎠ ⎝ z''<br />

⎠<br />

Für <strong>die</strong> Koordinate z’’’ lässt sich wie bei der orthographischen Situation wieder <strong>die</strong> Konst<strong>an</strong>te<br />

rE, den Erdradius, berechnen:<br />

r<br />

' rE<br />

.<br />

z''<br />

E<br />

z ''<br />

= ⋅ z'<br />

'=<br />

Zusammenfassend k<strong>an</strong>n als Abbildungsgleichung für <strong>die</strong> Projektion der abzubildenden Punk-<br />

te Pn(xn/yn/zn) (Pn ist noch nicht in <strong>die</strong> Ausg<strong>an</strong>gssituation gedreht worden) auf <strong>die</strong> Karten-<br />

ebene, <strong>die</strong> wiederum durch <strong>die</strong> x-y-Ebene gegeben ist, unter Anwendung einer gnomonischen<br />

Projektion bei gegebenem Berührungspunkt B(λB/φB) folgender Term <strong>an</strong>gegeben werden:<br />

⎛ x n '⎞<br />

⎜ ⎟ rE<br />

⎜ yn<br />

'⎟<br />

=<br />

⎜ zn<br />

z<br />

⎟<br />

⎝ n '⎠<br />

z * = − cos<br />

Zusammenfassung:<br />

n<br />

( λ )<br />

P ϕ<br />

n<br />

n<br />

n<br />

⎛ cos(<br />

λ B ) ⋅ sin(<br />

ϕB<br />

) sin(<br />

λ B ) ⋅ sin(<br />

ϕ B ) cos(<br />

ϕ B ) ⎞<br />

⎜<br />

⎟<br />

⋅ ⎜ − sin(<br />

λ B ) cos(<br />

λ B ) 0 ⎟<br />

* ⎜ ( B ) ( B ) ( B ) ( B ) ( B ) ⎟<br />

⎝−<br />

cos λ ⋅ cos ϕ − sin λ ⋅ cos ϕ sin ϕ ⎠<br />

( λ B ) ⋅ cos(<br />

ϕ B ) ⋅ x n − sin(<br />

λ B ) ⋅ cos(<br />

ϕB<br />

) ⋅ yn<br />

+ sin(<br />

ϕB<br />

) ⋅ z n<br />

Abbildung<br />

⎛ π ⎞<br />

x n ' = rE<br />

⋅ t<strong>an</strong>⎜<br />

− ϕn<br />

⎟⋅<br />

cos λ<br />

⎝ 2 ⎠<br />

⎛ π ⎞<br />

yn ' = rE<br />

⋅ t<strong>an</strong>⎜<br />

− ϕn<br />

⎟⋅<br />

sin λ<br />

⎝ 2 ⎠<br />

Abbildungsgleichung für Kartennetzentwurf in polarer Lage.<br />

( )<br />

n<br />

( )<br />

n<br />

⎛ x<br />

⎜<br />

⋅ ⎜ y<br />

⎜<br />

⎝ z<br />

n<br />

n<br />

n<br />

2<br />

⎞ ⎛0⎞<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

⎟ − ⎜0⎟,<br />

⎟ ⎜<br />

r<br />

⎟ .<br />

⎠ ⎝ ⎠<br />

E<br />

.


Kartenabbildungen:<br />

Polare Lage.<br />

Berührungspunkt B(0°/90°)<br />

Breitenkreise:<br />

Längenkreise:<br />

konzentrische<br />

Kreise<br />

Geradenbündel<br />

durch den Pol<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Tr<strong>an</strong>sversale Lage.<br />

Berührungspunkt B(0°/0°)<br />

Allgemeine Lage.<br />

Berührungspunkt B(50°/50°)<br />

Breitenkreise: Hyperbeln Breitenkreise: Kegelschnitte<br />

Längenkreise: parallele Geraden Längenkreise:<br />

Bemerkung: Die Geraden durch<br />

den Ursprung sind Darstellungsfehler<br />

<strong>des</strong> R.<br />

Abb. 23 - 25<br />

5.1.4 Stereographische Projektion<br />

Bei der stereographischen Projektion liegt das Projektionszentrum<br />

im Gegenpunkt <strong>des</strong> Berührungspunktes Kugel-Ebene. Der Abst<strong>an</strong>d<br />

Projektionszentrum-Berührungspunkt beträgt somit E r ⋅ 2 .<br />

y<br />

Z<br />

Abb. 26: Die stereographische<br />

Azimutalprojektion.<br />

z<br />

Ebene<br />

x<br />

y<br />

P’’’<br />

P’’<br />

ϕ<br />

λ<br />

Abb. 27: Die Situation.<br />

z<br />

M<br />

Z<br />

Ebene<br />

x<br />

Geradenbündel<br />

durch den Pol<br />

Bemerkung: Die Geraden im<br />

unteren Bildr<strong>an</strong>d sind Darstellungsfehler<br />

<strong>des</strong> R.<br />

P’’’(x’’’/y’’’/r)<br />

Abb. 28: Das Schema:<br />

M ist der Kugelmittelpunkt,<br />

Z das Projektionszentrum,<br />

P’’<br />

der abzubildende<br />

Punkt <strong>und</strong> P’’’ der<br />

projizierte Punkt.<br />

Seite 26 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

r<br />

r<br />

A’’’ A’’<br />

P’’(x’’/y’’/z’’)<br />

r<br />

ϕ<br />

M(0/0/0)<br />

Z(0/0/−r)<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Aus der Abbildung 26 ist <strong>die</strong> Koordinate <strong>des</strong> Projektionszentrums Z ersichtlich: Z(0/0/-rE).<br />

Wie schon bei den vorherigen Azimutalprojektionen möchte ich auch hier eine Abbildungs-<br />

gleichung für <strong>die</strong> Punkte P’’(x’’/y’’/z’’) herleiten.<br />

Als Ansatz wähle ich<br />

⎛ x''<br />

'⎞<br />

⎛ x'<br />

'<br />

⎜ ⎟<br />

⎜<br />

⎜ y''<br />

'⎟<br />

= t ⋅ ZP = t ⋅ ⎜ y''<br />

⎜ ⎟<br />

⎜<br />

⎝ z''<br />

'⎠<br />

⎝ z''+<br />

r<br />

E<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟ .<br />

⎟<br />

⎠<br />

Zu bestimmen gilt es nun den Faktor t. Dazu betrachte ich das Schema in Abbildung 28, wo-<br />

bei im Besonderen <strong>die</strong> Dreiecke ∆P’’’A’’’Z <strong>und</strong> ∆P’’A’’Z zu beachten sind. Dabei h<strong>an</strong>delt es sich<br />

nämlich um ähnliche Dreiecke. Deshalb k<strong>an</strong>n der Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen <strong>die</strong>sen beiden<br />

Dreiecken mit dem Strahlensatz beschrieben werden.<br />

A''<br />

'<br />

P<br />

''<br />

'<br />

A''<br />

P'<br />

'<br />

ZP'<br />

''<br />

=<br />

ZP'<br />

'<br />

Drei der vier Strecken sind bereits bek<strong>an</strong>nt:<br />

A' ''<br />

P'<br />

''<br />

= 2⋅<br />

r<br />

E<br />

A'' P'<br />

' rE<br />

z'<br />

' + =<br />

2 2<br />

⎛ x'<br />

' ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

ZP '' = ⎜ y''<br />

⎟ = x'<br />

' + y''<br />

+ + E<br />

⎜<br />

z'<br />

' r<br />

⎟<br />

⎝ + E ⎠<br />

Damit gilt für <strong>die</strong> Strecke ZP ''<br />

' :<br />

t lautet somit:<br />

A''<br />

' P'<br />

''<br />

⋅ ZP'<br />

' 2⋅<br />

rE<br />

⋅<br />

ZP'<br />

''<br />

=<br />

=<br />

A''<br />

P'<br />

'<br />

2⋅<br />

r<br />

=<br />

E<br />

⋅<br />

r<br />

2<br />

E<br />

r<br />

E<br />

+ 2⋅<br />

r z''+<br />

r<br />

+ z''<br />

2<br />

E<br />

2<br />

2<br />

E<br />

2<br />

( ) 2<br />

z''<br />

r<br />

2<br />

2<br />

2<br />

x'<br />

' + y''<br />

+ z''<br />

+ 2⋅<br />

r z''+<br />

r<br />

2<br />

r<br />

E<br />

+ z'<br />

'<br />

2⋅<br />

rE<br />

⋅ x'<br />

' + y''<br />

+ z'<br />

' + 2⋅<br />

rE<br />

z''+<br />

rE<br />

1<br />

2⋅<br />

rE<br />

t = ⋅<br />

= .<br />

r + z'<br />

'<br />

E<br />

E<br />

2<br />

E<br />

2 2 2<br />

2<br />

( x''<br />

+ y''<br />

+ z''<br />

+ 2⋅<br />

r z''+<br />

r ) rE<br />

+ z''<br />

Seite 27 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.<br />

E<br />

E<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

⎛ x'<br />

'⎞<br />

⎜ ⎟<br />

Ein projizierter Punkt lässt sich also bei gegebenem Ortsvektor von P’’, ⎜ y''⎟<br />

, folgendermas-<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ z'<br />

'⎠<br />

sen berechnen:<br />

⎛ x''<br />

'⎞<br />

⎛ x''<br />

⎜ ⎟ 2 ⋅ r ⎜ E<br />

⎜ y''<br />

'⎟<br />

= ⋅ ⎜ y''<br />

⎜ ⎟ rE<br />

+ z''<br />

⎜<br />

⎝ z''<br />

'⎠<br />

⎝ z''+<br />

rE<br />

⎞ ⎛ 0 ⎞<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

⎟ − ⎜ 0 ⎟ .<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

⎠ ⎝rE<br />

⎠<br />

Für <strong>die</strong> Koordinate z’’’ lässt sich wie bei allen <strong>an</strong>deren Azimutalprojektionen <strong>die</strong> Konst<strong>an</strong>te rE<br />

berechnen:<br />

2 ⋅ r<br />

' ( z'<br />

+ rE<br />

) − rE<br />

rE<br />

.<br />

r + z''<br />

E<br />

z ''<br />

= ⋅ ' =<br />

E<br />

Zusammenfassend k<strong>an</strong>n als Abbildungsgleichung für <strong>die</strong> Projektion der abzubildenden Punk-<br />

te Pn(xn/yn/zn) (Pn ist noch nicht in <strong>die</strong> Ausg<strong>an</strong>gssituation gedreht worden) auf <strong>die</strong> Karten-<br />

ebene, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> x-y-Ebene gegeben ist, unter Anwendung einer gnomonischen Projekti-<br />

on bei gegebenem Berührungspunkt B(λB/φB) folgender Term <strong>an</strong>gegeben werden:<br />

⎛ x n '⎞<br />

⎜ ⎟ 2<br />

⎜ yn<br />

'⎟<br />

=<br />

⎜ rE<br />

z<br />

⎟<br />

⎝ n '⎠<br />

z<br />

n<br />

* = − cos<br />

⎡⎛<br />

cos(<br />

λ B ) ⋅ sin(<br />

ϕ B ) sin(<br />

λ B ) ⋅ sin(<br />

ϕ B ) cos(<br />

ϕ B )<br />

⋅ rE<br />

⎢⎜<br />

⋅<br />

( B ) ( B )<br />

z<br />

⎢⎜<br />

− sin λ<br />

cos λ<br />

0<br />

+ n *<br />

⎢⎜<br />

⎣⎝−<br />

cos(<br />

λ B ) ⋅ cos(<br />

ϕ B ) − sin(<br />

λ B ) ⋅ cos(<br />

ϕB<br />

) sin(<br />

ϕ B )<br />

( λ B ) ⋅ cos(<br />

ϕB<br />

) ⋅ xn<br />

− sin(<br />

λ B ) ⋅ cos(<br />

ϕB<br />

) ⋅ yn<br />

+ sin(<br />

ϕ B ) ⋅ zn<br />

Zusammenfassung:<br />

n<br />

( λ )<br />

P ϕ<br />

n<br />

n<br />

Abbildung<br />

⎞ ⎛ x ⎞ ⎛ 0 ⎞⎤<br />

⎛ 0 ⎞<br />

⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟⎥<br />

⎜ ⎟<br />

⎟ ⋅ ⎜ y⎟<br />

+ ⎜ 0 ⎟⎥<br />

− ⎜ 0 ⎟,<br />

⎟ ⎜<br />

z<br />

⎟ ⎜<br />

r<br />

⎟⎥<br />

⎜<br />

E r<br />

⎟ .<br />

⎠ ⎝ ⎠ ⎝ ⎠⎦<br />

⎝ E ⎠<br />

2<br />

⎛ π ⎞<br />

xn '= ⋅ rE<br />

⋅ sin⎜<br />

−ϕ<br />

n ⎟ ⋅ cos λn<br />

⎛ π ⎞ 2<br />

1+<br />

cos ϕ<br />

⎝ ⎠<br />

⎜ − n ⎟<br />

⎝ 2 ⎠<br />

( )<br />

2<br />

⎛ π ⎞<br />

yn '= ⋅ rE<br />

⋅sin⎜<br />

−ϕ<br />

n ⎟ ⋅sin<br />

λn<br />

⎛ π ⎞ 2<br />

1+<br />

cos ϕ<br />

⎝ ⎠<br />

⎜ − n ⎟<br />

⎝ 2 ⎠<br />

Abbildungsgleichung für Kartennetzentwurf in polarer Lage.<br />

( )<br />

Seite 28 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Kartenabbildungen:<br />

Polare Lage.<br />

Berührungspunkt B(0°/90°)<br />

Breitenkreise:<br />

Längenkreise:<br />

konzentrische<br />

Kreise um den Pol<br />

Geradenbündel<br />

durch den Pol<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Tr<strong>an</strong>sversale Lage.<br />

Berührungspunkt B(0°/0°)<br />

Abb. 29 - 31<br />

Abb. 32: Die Schweiz in polarer stereographischer Azimutalprojektion.<br />

Allgemeine Lage.<br />

Berührungspunkt B(50°/50°)<br />

Seite 29 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

5.1.5 Eigenschaften der drei vorgestellten Azimutalprojektionen<br />

Abschliessend <strong>des</strong> Kapitels „Azimutaler Kartennetzentwurf“ möchte ich <strong>die</strong> Unterschiede der<br />

drei Azimutalprojektionen mit den Tabellen 2 -5 aufzeigen. Dabei ist zu erwähnen, dass <strong>die</strong><br />

Angaben nur gelten, sofern als Bezugsfläche <strong>die</strong> Kugel verwendet wurde.<br />

Übersicht<br />

Orthographische Projektion<br />

Gnomonische Projektion<br />

Projektionszentrum liegt im Unendlichen liegt im Kugelmittelpunkt<br />

Längentreu Breitenkreise nein nein<br />

Flächentreu nein nein<br />

Winkeltreu nein nein ja<br />

Stereographische<br />

Projektion<br />

Orthodrome 7 - Gerade 8 gekrümmt<br />

Spezielles -<br />

Anwendung Mondkarten<br />

sehr starke Verzerrungen<br />

vom Berührungspunkt<br />

weg<br />

Navigationskarte in der<br />

Luft- <strong>und</strong> Seefahrt<br />

liegt im Gegenpunkt <strong>des</strong><br />

Berührungspunktes<br />

nein, nimmt vom Berührungspunkt<br />

weg stark zu<br />

Seite 30 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

-<br />

Sternkarten<br />

Tabelle 2: Übersicht über <strong>die</strong> Eigenschaften der orthographischen, der gnomonischen <strong>und</strong><br />

der stereographischen Projektion.<br />

Orthographische Projektion<br />

Längenkreise<br />

Breitenkreise<br />

Nicht abbildbare Gebiete<br />

Polare Lage Tr<strong>an</strong>sversale Lage Allgemeine Lage<br />

Geradenbündel durch den<br />

Pol<br />

konzentrische Kreise um<br />

den Pol<br />

keine<br />

- -<br />

parallele Geraden -<br />

Tabelle 3: Eigenschaften der Längen- <strong>und</strong> Breitenkreis bei der orthographischen Projektion<br />

in verschiedenen Lagen.<br />

7 Zur Orthodrome vergleiche Abschnitt 3.6.<br />

8 Begründung: Die (krumme) Linie der Orthodromen liegt in der gleichen Ebene wie der Kugelmittelpunkt<br />

<strong>und</strong> damit dem Projektionszentrum.<br />

.


Gnomonische Projektion<br />

Längenkreise<br />

Breitenkreise<br />

Nicht abbildbare Gebiete<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Polare Lage Tr<strong>an</strong>sversale Lage Allgemeine Lage<br />

Geradenbündel durch den<br />

Pol<br />

konzentrische Kreise um<br />

den Pol<br />

Äquator<br />

parallele Geraden<br />

Geradenbündel durch den<br />

Pol<br />

Hyperbel Kegelschnitte<br />

Tabelle 4: Eigenschaften der Längen- <strong>und</strong> Breitenkreis bei der gnomonischen Projektion in<br />

verschiedenen Lagen.<br />

Stereographische<br />

Projektion<br />

Längenkreise<br />

Breitenkreise<br />

Nicht abbildbare Gebiete<br />

Polare Lage Tr<strong>an</strong>sversale Lage Allgemeine Lage<br />

Geradenbündel durch den<br />

Nordpol<br />

konzentrische Kreise um<br />

den Pol<br />

Projektionszentrum<br />

- -<br />

- -<br />

Tabelle 5: Eigenschaften der Längen- <strong>und</strong> Breitenkreis bei der stereographischen Projektion<br />

in verschiedenen Lagen.<br />

5.1.6 Fazit „Kartographische Abbildungen“ Teil 1: Azimutale Kartennetzentwürfe<br />

Jede der drei vorgestellten Azimutalprojektionen hat ihre Vor- <strong>und</strong> Nachteile. So ist <strong>die</strong> ste-<br />

reographische Projektion beispielsweise winkeltreu <strong>und</strong> weist damit eine sehr spezielle Ei-<br />

genschaft auf. Zw<strong>an</strong>gsläufig werden dafür <strong>die</strong> Längen- <strong>und</strong> Breitenkreise in komplizierten<br />

Kurven abgebildet, <strong>die</strong> von H<strong>an</strong>d mit Zirkel <strong>und</strong> Lineal nur schwer zu konstruieren wären.<br />

Als Vorteil zu deklarieren ist allerdings, dass sich mit Ausnahme <strong>des</strong> Projektionszentrums <strong>die</strong><br />

gesamte Erdoberfläche abbilden lässt.<br />

Die gnomonische Azimutalprojektion bildet <strong>die</strong> Orthogonale als Gerade ab, weshalb sie in der<br />

Luft- <strong>und</strong> Schifffahrt Verwendung findet. Ihr grosser Nachteil ist <strong>die</strong> enorme Flächenverzer-<br />

rung, <strong>die</strong> mit zunehmender Dist<strong>an</strong>z zum Berührungspunkt enorm zunimmt. Die Breitenkrei-<br />

se weisen zudem in tr<strong>an</strong>sversaler <strong>und</strong> allgemeiner Lage spezielle mathematische Charakter-<br />

eigenschaften auf: Sie können im Zweidimensionalen als Hyperbeln beziehungsweise Kegel-<br />

schnitte wahrgenommen werden.<br />

Seite 31 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Die orthographische Azimutalprojektion zeichnet sich durch Geradentreue zumin<strong>des</strong>t ent-<br />

l<strong>an</strong>g der Breitenkreise aus. Da <strong>die</strong>se Projektion relativ einfach zu konstruieren ist <strong>und</strong> sich<br />

<strong>die</strong> Flächenverzerrung bei der Projektion in polarer Lage mit dem Berührungspunkt am<br />

Nordpol in Grenzen hält, wird <strong>die</strong>se Projektion zur Abbildung <strong>des</strong> Nordpols sehr geschätzt.<br />

Aus der Literatur habe ich eine qualitative Angabe über <strong>die</strong> Grösse <strong>des</strong> abzubilden Gebiets<br />

r<strong>und</strong> um den Nordpol gef<strong>und</strong>en:<br />

In polarer Lage „sind Azimutalabbildungen wegen der vom Pol aus rasch zu-<br />

nehmenden Verzerrungen nur für <strong>die</strong> Polgebiete bis etwa 60° nördlicher bzw.<br />

südlicher Breite geeignet.“ 9<br />

5.2 Zylinderentwurf<br />

Unter einer Zylinderabbildung versteht m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Abbildung<br />

der Erdoberfläche oder zumin<strong>des</strong>t eines Teils davon in <strong>die</strong><br />

Ebene mit Hilfe eines Zylinders, auf <strong>des</strong>sen M<strong>an</strong>tel m<strong>an</strong><br />

<strong>die</strong> Erdoberfläche projiziert. Charakteristischerweise k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> Zylinderentwürfe in zwei Schritten erstellen:<br />

1. Abbildung der Erdoberfläche auf einen Zylinder.<br />

2. Aufklappen <strong>des</strong> Zylinders in eine Ebene (erfolgt<br />

verzerrungsfrei).<br />

Der Zylinder k<strong>an</strong>n entweder den gleichen Radius wie <strong>die</strong><br />

Erde haben (6'371 km) oder aber einen kleineren. Im zwei-<br />

ten Fall schneidet der Zylinder <strong>die</strong> Erde, im ersten berührt<br />

<strong>die</strong> Erde den Zylinder entl<strong>an</strong>g eines Kreises.<br />

Zuerst betrachte ich den Fall, wo der Zylinder den gleichen<br />

Radius wie <strong>die</strong> Erde hat. Dabei berührt der Zylinder <strong>die</strong><br />

Kugel entl<strong>an</strong>g eines Kreises. Wie beim azimutalen Karten-<br />

netzentwurf k<strong>an</strong>n sich <strong>die</strong> Erde auch hier in polarer, tr<strong>an</strong>s-<br />

versaler oder allgemeiner Lage befinden. In der polaren<br />

Lage fällt <strong>die</strong> Zylinderachse mit der Erdeachse (Verbin-<br />

dung Nordpol-Südpol) zusammen <strong>und</strong> der Berührungs-<br />

kreis ist gerade der Äquator, in der tr<strong>an</strong>sversalen Lage schneiden sich <strong>die</strong> beiden Achsen mit<br />

90° <strong>und</strong> der Berührungskreis ist ein Meridi<strong>an</strong>. In der allgemeinen Lage schneiden sich <strong>die</strong><br />

beiden Achsen mit einem beliebigen Winkel.<br />

9 Kohlstock, Peter: Kartographie. Eine Einführung. Seite 31.<br />

Abb. 33: Eine polare Zylinderprojektion:<br />

Der Zylinder<br />

hat den gleichen Radius wie<br />

<strong>die</strong> Erde <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zylinderachse<br />

fällt mit der Erdachse<br />

zusammen.<br />

Seite 32 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

In den <strong>Berechnung</strong>en ist jeweils <strong>die</strong> Abbildungsgleichung für den Kartennetzentwurf in pola-<br />

rer Lage <strong>an</strong>gegeben. Es muss allerdings erwähnt werden, dass jede beliebige Lage durch Dre-<br />

hung der Kugel erreicht werden k<strong>an</strong>n (verlgeiche Kapitel 5.1.1).<br />

5.2.1 Das Aufrollen <strong>des</strong> Zylinders<br />

Egal mit welcher Projektion ein Punkt P(x/y/z) von der Erdoberfläche auf den Zylinderm<strong>an</strong>-<br />

tel projiziert wird (<strong>die</strong>ser Vorg<strong>an</strong>g ergibt P’), der Zylinder muss <strong>an</strong>schliessend immer noch<br />

aufgerollt werden. Der Zylinder wird, wie in Abbildung 34 gezeigt, so aufgeklappt, dass <strong>die</strong><br />

Kartenebene parallel zur y-z-Ebene liegt <strong>und</strong> von der besagten Ebene einen Abst<strong>an</strong>d zur y-<br />

Achse aufweist, der dem Zylinderradius rz entspricht. Da <strong>die</strong> Zylinderachse parallel zur z-<br />

Achse ist, verändert sich der Wert der z’-Koordinate nicht. Für x’’ <strong>und</strong> z’’ gelten damit<br />

x ' = r <strong>und</strong> z '' = z'<br />

.<br />

Z<br />

Der Wert von y’’ ist davon abhängig, wie weit P’ von der Berührungsgeraden b, <strong>die</strong> zugleich<br />

auf der Ebene wie auf dem Zylinder liegt, entfernt ist.<br />

−πr<br />

z<br />

λ<br />

Pb = y'<br />

'=<br />

2 ⋅ π ⋅ rZ<br />

⋅ = rZ<br />

2 ⋅ π<br />

Zylinderumf<strong>an</strong>g<br />

−0.5π<br />

rz<br />

(0/−r/z’)<br />

P’’(x’’/y’’/z’’)<br />

Abb. 34: Vorg<strong>an</strong>g <strong>des</strong> Aufklappens vom Zylinders; der Beobachtungspunkt<br />

liegt auf der z-Achse.<br />

r<br />

⋅ λ<br />

z<br />

λ<br />

z<br />

x<br />

P’(x’/y’/z’)<br />

b<br />

(−r/0/z’)<br />

y<br />

Zylinderm<strong>an</strong>tel<br />

Ebene<br />

Seite 33 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Zusammenfassung:<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Zylinder Ebene<br />

x '<br />

Z r x = ' '<br />

'<br />

r y ⋅ λ = ' ' '<br />

Aufklappen<br />

y Z<br />

z '<br />

z '' = z'<br />

5.2.2 Orthogonale Zylinderprojektion<br />

Die Orthogonale Zylinderprojektion ist <strong>die</strong> einfachste Zylinderprojektion: Die Erdoberfläche<br />

wird senkrecht zur Zylinderachse auf den Zylinderm<strong>an</strong>tel projiziert, den m<strong>an</strong> <strong>an</strong>schliessend<br />

aufklappt. Gegeben sei ein Punkt P(λ/φ) in Kugelkoordinaten, gesucht das Abbild P’’(y’’/z’’)<br />

auf der zweidimensionalen Kartenebene.<br />

<strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Wertes von y’’:<br />

Aus dem Punkt P’(λ’/φ’), der auf dem Zylinderm<strong>an</strong>tel liegt, lässt sich auf y’’ schliessen:<br />

y' '=<br />

λ'⋅r<br />

.<br />

Z<br />

Die einzige Unbek<strong>an</strong>nte in <strong>die</strong>ser Gleichung ist also λ’. Aus den Abbildungen 35 <strong>und</strong> 36 k<strong>an</strong>n<br />

herausgelesen werden, dass<br />

λ '= λ''<br />

gilt, da PP ' <strong>und</strong> MP in<br />

der gleichen Ebene EMPP’<br />

liegen. Damit k<strong>an</strong>n von<br />

P(λ/φ) auf y’’ geschlossen<br />

werden:<br />

y' '=<br />

λ ⋅ r .<br />

Z<br />

P’<br />

P<br />

ϕ<br />

λ<br />

Zylinderachse<br />

A<br />

M<br />

Q Q’<br />

P’<br />

Seite 34 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

P<br />

λ<br />

Die Funktionsweise der orthogonalenZylinderprojektion.<br />

Abb. 35 (links): Illustration<br />

der Situation aus frontaler<br />

Sicht.<br />

Abb. 36 (oben): Sicht von<br />

oben her.<br />

.


<strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Wertes von z’’:<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Da <strong>die</strong> Projektionsstrahlen parallel zur x-y-Ebene verlaufen <strong>und</strong> sich auch beim Aufklappen<br />

<strong>die</strong> z-Koordinate nicht ändert, gilt für <strong>die</strong> <strong>Berechnung</strong> von z’’:<br />

⎛ π ⎞<br />

'' = = E ⋅ cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎝ 2 ⎠<br />

r z z .<br />

Zusammenfassung:<br />

n<br />

( λ )<br />

P ϕ<br />

n<br />

n<br />

y ' ' = λ ⋅r<br />

z<br />

n<br />

n<br />

n<br />

Z<br />

⎛ π<br />

⋅ cos⎜<br />

− ϕ<br />

⎝ 2<br />

= rE<br />

n<br />

Abbildungsgleichung für Kartennetzentwurf in polarer Lage.<br />

Kartenabbildungen:<br />

Abbildung<br />

Polare Lage. Tr<strong>an</strong>sversale Lage.<br />

Breitenkreise: parellele Geraden<br />

Längenkreise: parallele Geraden<br />

' '<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Allgemeine Lage.<br />

Drehung mit λ=-45° <strong>und</strong> φ=45°<br />

Bemerkung: Die (zahlreichen)<br />

waagrechten Geraden im Bild sind<br />

Darstellungsfehler <strong>des</strong> R.<br />

Eigenschaften: Die orthogonale Zylinderprojektion ist nicht flächen-, geraden- <strong>und</strong> auch nicht winkeltreu.<br />

Abb. 37 - 39<br />

Seite 35 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

5.2.3 Zylinderprojektion mit dem Erdmittelpunkt als Projektionszentrum<br />

In <strong>die</strong>ser Art von Zylinderprojektion gibt es ein punktförmiges Projektionszentrum, das im<br />

Erdmittelpunkt M(0/0/0) lokalisiert ist, von wo <strong>die</strong> Erd-<br />

oberfläche auf einen Zylinderm<strong>an</strong>tel projiziert wird. Die-<br />

ser wird <strong>an</strong>schliessend, wie bei allen Zylinderprojektio-<br />

nen, in eine Ebene aufgerollt.<br />

Gegeben sei wiederum ein Punkt P(λ/φ) auf der Erdober-<br />

fläche, gesucht das Abbild von P, P’’(y’’/z’’), auf der Kar-<br />

tenebene.<br />

<strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Wertes von y’’:<br />

Für den Wert von y’’ gilt <strong>die</strong> gleiche Formel wie bei der<br />

orthogonalen Zylinderprojektion, da P auf der Geraden<br />

MP ' liegt.<br />

y' '=<br />

λ ⋅<br />

rZ<br />

<strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Wertes von z’’:<br />

Zur <strong>Berechnung</strong> von z’ (auf der Zylinderoberfläche) be-<br />

trachte m<strong>an</strong> das Dreieck ∆AMP’ in Abbildung 41. Daraus<br />

lässt sich mit Hilfe der Trigonometrie im rechtwinkligen Dreieck folgende Formel für AP '<br />

herauslesen:<br />

( ) ( ) Z r<br />

MA ϕ = ⋅ ϕ<br />

AP z ⋅<br />

= = t<strong>an</strong><br />

t<strong>an</strong> ' '<br />

Da das Aufrollen <strong>des</strong> Zylinders so festgelegt ist, dass sich <strong>die</strong> z-Koordinate nicht mehr ändert,<br />

gilt:<br />

( ) Z r ϕ<br />

z = t<strong>an</strong> ⋅ ' '<br />

P’<br />

A<br />

P<br />

Zylinderachse<br />

Abb. 40: Die Abbildung der<br />

Erdoberfläche auf den Zylinder<br />

mit dem Erdmittelpunkt<br />

als Projektionszentrum.<br />

Seite 36 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

ϕ<br />

λ<br />

M<br />

Q<br />

Q’<br />

.


P’<br />

A<br />

P<br />

ϕ<br />

Abb. 41: Frontal<strong>an</strong>sicht<br />

der Ebene EAMP’.<br />

Zylinderachse<br />

M<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Zusammenfassung:<br />

n<br />

( λ )<br />

P ϕ<br />

n<br />

n<br />

Abbildung<br />

x ' '=<br />

λ ⋅r<br />

Seite 37 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

n<br />

n<br />

Z<br />

n<br />

Z<br />

( )<br />

z ' ' = r ⋅ t<strong>an</strong> ϕ<br />

Abbildungsgleichung für Kartennetzentwurf in polarer Lage.<br />

Abb. 42: Die Schweiz in polarer zentraler Zylinderprojektion.<br />

n<br />

.


Kartenabbildungen:<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Polare Lage. Tr<strong>an</strong>sversale Lage.<br />

Breitenkreise: parellele Geraden<br />

Längenkreise: parallele Geraden<br />

Allgemeine Lage.<br />

Drehung mit λ=-45° <strong>und</strong> φ=45°<br />

Kritik: Die waagrechten Geraden<br />

im Bild sind Darstellungsfehler <strong>des</strong><br />

R.<br />

Eigenschaften: Die Zylinderprojektion mit dem Projektionzenrtum im Erdmittelpunkt ist nicht flächen-, geraden-<br />

<strong>und</strong> auch nicht winkeltreu.<br />

Abb. 43 - 45<br />

5.2.4 <strong>Zylinderprojektionen</strong> mit Schnittzylinder<br />

Beide vorgestellten <strong>Zylinderprojektionen</strong> weisen sehr grosse<br />

(Flächen-)Verzerrungen in den Bereichen der Pole auf, insbe-<br />

sondere <strong>die</strong> als zweites vorgestellte Zylinderprojektion (mit dem<br />

Projektionszentrum im Erdmittelpunkt). Es fällt aber auch auf,<br />

dass bei beiden Projektionen <strong>die</strong> Verzerrungen entl<strong>an</strong>g <strong>des</strong> Be-<br />

rührungskreises am geringsten sind, da <strong>die</strong>ser geradentreu ab-<br />

gebildet wird. Deshalb greift m<strong>an</strong> nun zu einem Trick: Der Zy-<br />

linderradius wird gegenüber demjenigen der Erde verkleinert, so<br />

dass der Zylinder <strong>die</strong> Erde nun in zwei Kreisen schneidet. Damit<br />

wird der Gebietskorridor mit geringen Verzerrungen vergrössert.<br />

Der Zylinderradius sollte aber gegenüber dem Erdradius nicht<br />

zu stark verkleinert werden, denn je grösser <strong>die</strong> Abweichung <strong>des</strong><br />

Zylinderradius vom Erdradius, <strong>des</strong>to grösser werden auch <strong>die</strong><br />

Verzerrungen am Äquator.<br />

Abb. 46: Zylinderprojektion<br />

mit Schnittkegel.<br />

Seite 38 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

In der Folge werden sechs tr<strong>an</strong>sversale Abbildungen der Längen- <strong>und</strong> Breitenkreise gezeigt,<br />

welche mit jener Zylinderprojektion produziert wurden, wo das Projektionszentrum im Erd-<br />

mittelpunkt lokalisiert ist. Die Zylinderra<strong>die</strong>n haben unterschiedliche Längen.<br />

Einfluss <strong>des</strong> Schnittzylinders<br />

Abb. 47 -51 (oberste Zeile <strong>und</strong> linke Spalte): Tr<strong>an</strong>sversale Zylinderprojektion mit dem<br />

Erdmittelpunkt als Projektionszentrum. Zylinderra<strong>die</strong>n: 6371 km; 5371 km; 4371 km;<br />

3371 km; 2371 km.<br />

Abb. 52 (rechts unten): Tr<strong>an</strong>sversale orthogonale Zylinderprojektion mit Zylinderradius<br />

6371 km (linke Kartenhälfte) bzw. 3185 km (rechte Kartenhälfte). Die eingefärbten Me-<br />

ridi<strong>an</strong>e <strong>und</strong> Breitenkreise demonstrieren <strong>die</strong> Verzerrungsänderungen. Die Abbildung ist<br />

entl<strong>an</strong>g der z-Achse gestaucht.<br />

Seite 39 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

5.2.5 Mercator-Projektion<br />

Als dritte Zylinderprojektion werde ich <strong>die</strong> äusserst bek<strong>an</strong>nte Mercator-Projektion vorstellen,<br />

da sie einerseits vom B<strong>und</strong>esamt für L<strong>an</strong><strong>des</strong>topographie für <strong>die</strong> Erstellung der Schweizer<br />

L<strong>an</strong><strong>des</strong>karte verwendet wird <strong>und</strong> <strong>an</strong>dererseits <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>des</strong> Universalen Tr<strong>an</strong>sversalen<br />

Mercatorentwurfs ist.<br />

Das Projektionszentrum der Mercator-Projektion liegt im Erdmittelpunkt; von dort wird <strong>die</strong><br />

Erdoberfläche auf einen Zylinder projiziert (wie in der bereits im Abschnitt 5.2.3 vorgestell-<br />

ten Zylinderprojektion). Der Zylinderradius ist in der Projektion nach Mercator gleich gross<br />

wie derjenige der Erde. Die bisher betrachteten <strong>Zylinderprojektionen</strong> erfüllten keine der<br />

wünschenswerten Eigenschaften wie Winkel-, Flächen- oder Geradentreue. Deshalb wird bei<br />

der Mercator-Projektion der Zylinder vor dem Aufrollen noch so gestaucht, dass <strong>die</strong> zweidi-<br />

mensionale Karte nach dem Aufrollen winkeltreu ist. Der Stauchungsfaktor ist nicht einfach<br />

herzuleiten, da dazu <strong>die</strong> Kenntnis der so gen<strong>an</strong>nten Verzerrungstheorie notwendig ist. Diese<br />

ist <strong>die</strong> mathematische Theorie zur <strong>Berechnung</strong> von Verzerrungen, welche bei der Abbildung<br />

eines Ellipsoids bzw. einer Kugel in <strong>die</strong> Ebene auftreten 10 . Da <strong>die</strong> Aneignung <strong>die</strong>ser Theorie<br />

den Umf<strong>an</strong>g <strong>die</strong>ser Arbeit sprengen würde, entnimmt m<strong>an</strong> den Zerrungsfaktor aus dem Le-<br />

xikon der Kartographie <strong>und</strong> Geomatik 11 <strong>und</strong> stellt damit <strong>die</strong> Abbildungsgleichung auf.<br />

Zusammenfassung:<br />

n<br />

( λ )<br />

P ϕ<br />

n<br />

n<br />

Abbildung<br />

x ' '=<br />

r ⋅λ<br />

n<br />

Z<br />

n<br />

⎡ ⎛ 1 π ⎞⎤<br />

y n '' = rZ<br />

⋅ ln⎢t<strong>an</strong>⎜<br />

⋅ ϕn<br />

+ ⎟⎥<br />

⎣ ⎝ 2 4 ⎠⎦<br />

Abbildungsgleichung für Kartennetzentwurf in polarer Lage.<br />

10 Lexikon der Kartographie <strong>und</strong> Geomatik:<br />

http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/karto/5163; 5. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

11 Lexikon der Kartographie <strong>und</strong> Geomatik:<br />

http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/karto/5439; 21. November 2008.<br />

Seite 40 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Kartenabbildungen:<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Polare Lage. Tr<strong>an</strong>sversale Lage.<br />

Breitenkreise: parellele Geraden<br />

Längenkreise: parallele Geraden<br />

Eigenschaft: Die Mercatorprojektion ist winkeltreu.<br />

Abb. 53 - 55<br />

5.2.6 Das Universale Tr<strong>an</strong>sversale Mercator System<br />

Das UTM 12 -System ist eine erweiterte Form<br />

der Mercatorprojektion. Es wird heute sehr<br />

oft von kartographischen Instituten <strong>an</strong>ge-<br />

wendet. Der Projektionszylinder liegt bei<br />

<strong>die</strong>ser Projektion, im Gegensatz zur ur-<br />

sprünglichen Mercator-Projektion, quer<br />

(tr<strong>an</strong>sversal) zur Erdachse <strong>und</strong> zudem<br />

schneidet er <strong>die</strong> Erde. Der Zylinderradius<br />

beträgt nach der Bayerischen Vermessungs-<br />

verwaltung 13<br />

r = 0.<br />

9996⋅r<br />

Z<br />

E<br />

Allgemeine Lage.<br />

Drehung mit λ=-45° <strong>und</strong> φ=45°<br />

Bemerkung: Die waagrechten<br />

Geraden im Bild sind Darstellungsfehler<br />

<strong>des</strong> R.<br />

12 UTM: Abkürzung für Universal Tr<strong>an</strong>sverse Mercator<br />

13 PDF-File zur UTM-Abbildung:<br />

http://www.geodaten.bayern.de/bvv_web/downloads/UTM-Abbildungen<strong>und</strong>Koordinaten.pdf<br />

6°<br />

Abb. 56: Ver<strong>an</strong>schaulichung <strong>des</strong> UTM-<br />

Systems.<br />

Seite 41 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Die Abbildung funktioniert nach folgendem Schema:<br />

1. Die Erde wird in sechzig Meridi<strong>an</strong>streifen (Zonen) mit einer Grösse von Δλ = 6 ° auf-<br />

geteilt. Jeder <strong>die</strong>ser Meridi<strong>an</strong>streifen besitzt einen Mittelmeridi<strong>an</strong>. Die erste Zone be-<br />

sitzt den Mittelmeridi<strong>an</strong> λ1 = 177°<br />

, der sechzigste den Mittelmeridi<strong>an</strong> λ 60 = −177°<br />

. Al-<br />

le sechzig Meridi<strong>an</strong>streifen werden einzeln in <strong>die</strong> Ebene abgebildet.<br />

2. Der Zylinder wird nun so durch <strong>die</strong> Erde gelegt, dass <strong>die</strong> beiden Schnittkreise parallel<br />

zum Mittelmeridi<strong>an</strong> liegen.<br />

3. Der betreffende Meridi<strong>an</strong>streifen wird auf den Zylinder mit der Abbildungsgleichung<br />

der tr<strong>an</strong>sversalen Mercatorprojektion in <strong>die</strong> Ebene abgebildet.<br />

4. Anschliessend wird der Zylinder mit 6° um <strong>die</strong> Erdachse gedreht <strong>und</strong> der nächste Me-<br />

ridi<strong>an</strong>streifen wird nach bewährtem Schema abgebildet.<br />

Das UTM-System hat mit der Drehung <strong>des</strong> Zylinders ein neues Element, mit dem m<strong>an</strong> <strong>die</strong><br />

Problematik der Verzerrungen umgehen k<strong>an</strong>n: Durch das Drehen k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Erdoberflä-<br />

che immer in den beinahe verzerrungsfreien Zylinderdurchstosskreise abbilden. Der grosse<br />

Nachteil liegt dagegen darin, dass m<strong>an</strong> den Zylinder nicht nur sechzig Mal drehen muss, son-<br />

dern <strong>die</strong> sechzig Zonen <strong>an</strong>schliessend auch wieder zu einer Karte zusammensetzen muss. Aus<br />

<strong>die</strong>sen Gründen verzichte ich auf <strong>die</strong> Erstellung einer Karte in UTM-Projektion.<br />

5.2.7 Fazit „Kartographische Abbildungen“ Teil 2: Zylinderentwürfe<br />

Der orthogonale Zylinderentwurf ist von den restlichen Zylinderentwürfen abzugrenzen, da<br />

<strong>die</strong>ser eine Parallelprojektion ist. Dadurch ist <strong>die</strong> Kartenfläche begrenzt; sie beträgt immer<br />

r A ⋅ ⋅ π ⋅ = 4 . Die polnahen Gebiete sind sehr stark gestaucht.<br />

Z E r<br />

Bei allen <strong>an</strong>deren <strong>Zylinderprojektionen</strong>, welche vorgestellt wurden, h<strong>an</strong>delt es sich um eine<br />

Form der Zentralprojektion. Eigenschaften wie Flächen-, Winkel- oder Geradentreue können<br />

nur durch Anwendung der Verzerrungstheorie erreicht werden, mit welcher m<strong>an</strong> einen Stau-<br />

chungsfaktor errechnen k<strong>an</strong>n. Ohne Stauchung sind <strong>Zylinderprojektionen</strong> nicht flächen,<br />

winkel- oder geradentreu (mit Ausnahme <strong>des</strong> Berührungskreises).<br />

Bei einer Zylinderprojektion mit r E = rZ<br />

sind <strong>die</strong> Verzerrungen entl<strong>an</strong>g <strong>des</strong> Berührkreises<br />

sehr gering, nehmen aber mit zunehmender Dist<strong>an</strong>z vom Berührkreis sehr stark zu, bis <strong>die</strong><br />

polnahen Gebiete schlussendlich nicht mehr abgebildet werden können (Projektion vom Ku-<br />

gelmittelpunkt aus). Beim Fall r E > rZ<br />

entstehen zwei Berührkreise, womit das Gebiet mit<br />

geringen Verzerrungen vergrössert wird. Um wie viel m<strong>an</strong> den Zylinderradius verkleinern<br />

darf ist davon abhängig, welche Gebiete m<strong>an</strong> abbilden möchte. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist von sehr<br />

kleinen Zylinderra<strong>die</strong>n abzuraten, da <strong>an</strong>sonsten <strong>die</strong> Verzerrungen am Äquator zu stark zu-<br />

Seite 42 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

nähmen. Im Falle der orthogonalen Zylinderprojektion macht eine Verkeinerung <strong>des</strong> Zylin-<br />

ders für mich keinen Sinn.<br />

Mit der UTM-Projektion k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Erde mit nur sehr geringen Verzerrungen abbilden,<br />

ist dafür aber auch dementsprechend kompliziert in der Herstellung.<br />

Meine <strong>Untersuchung</strong>en haben gezeigt, dass sich Zylinderentwürfe für <strong>die</strong> Abbildung aller<br />

Erdteile bis circa 50° nördlicher beziehungsweise südlicher Breite sehr gut eignen. Ein weite-<br />

rer Vorteil aller <strong>Zylinderprojektionen</strong> ist zudem, dass <strong>die</strong> Erde als Rechteck wiedergegeben<br />

wird.<br />

5.3 Kegelentwurf<br />

Der Vollständigkeit halber stelle ich in <strong>die</strong>sem Abschnitt <strong>die</strong> dritte keglige Entwurfsart, der<br />

eigentliche Kegelentwurf, vor. Bei <strong>die</strong>sem Abbildungsmech<strong>an</strong>ismus legt m<strong>an</strong> um <strong>die</strong> Erde<br />

einen Kegel, welcher <strong>die</strong>se entl<strong>an</strong>g eines Berührkreises berührt (theoretisch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> den<br />

Kegel auch mit der Erde schneiden, <strong>die</strong>s ist aber nicht mehr Best<strong>an</strong>dteil meiner Arbeit). Der<br />

Kegel ist durch den Öffnungswinkel α definiert.<br />

5.3.1 Zentrale Kegelprojektion vom Erdmittelpunkt aus<br />

Auch hier bildet m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Erdoberfläche zuerst auf einen Kegel ab, der d<strong>an</strong>n verzerrungsfrei<br />

aufgeklappt werden k<strong>an</strong>n.<br />

A<br />

γ<br />

r<br />

P’ P<br />

Abb. 57: Kegelquerschnitt.<br />

ε<br />

ϕ<br />

S<br />

α<br />

B<br />

M(0/0/0)<br />

γ<br />

r<br />

A<br />

Abb. 58: Kegel.<br />

S<br />

α<br />

M(0/0/0)<br />

Seite 43 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


1. Eigenschaften <strong>des</strong> Kegels<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Der Kegel wird so um <strong>die</strong> Erde gelegt, dass er <strong>die</strong>se entl<strong>an</strong>g eines Kreises berührt, aber nicht schnei-<br />

det. Er ist durch den Öffnungswinkel α definiert <strong>und</strong> in ihm gelten folgende Zusammenhänge:<br />

Höhe <strong>des</strong> Kegels:<br />

Radius <strong>des</strong> Kegels:<br />

rE<br />

MS = hKegel<br />

= .<br />

⎛ α ⎞<br />

sin⎜<br />

⎟<br />

⎝ 2 ⎠<br />

⎛ α ⎞ rE<br />

rE<br />

MA = rKegel<br />

= t<strong>an</strong>⎜<br />

⎟ ⋅ = .<br />

⎝ 2 ⎠ ⎛ α ⎞ ⎛ α ⎞<br />

sin⎜<br />

⎟ cos⎜<br />

⎟<br />

⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎠<br />

2 rE<br />

SA Kegel<br />

=<br />

.<br />

⎛ α ⎞ ⎛ α ⎞<br />

sin⎜<br />

⎟ ⋅ cos⎜<br />

⎟<br />

⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎠<br />

2<br />

M<strong>an</strong>tellänge <strong>des</strong> Kegels: = s = ( MS)<br />

+ ( MA)<br />

2. Abbildung der Erdoberfläche auf den Kegelm<strong>an</strong>tel<br />

Ein Punkt P(x/y/z) soll durch Zentralprojektion mit dem Projektionszentrum im Erdmittel-<br />

punkt M(0/0/0) auf den Kegelm<strong>an</strong>tel projiziert werden. Dazu verwende m<strong>an</strong> den Ansatz<br />

⎛ x'⎞<br />

⎛ x ⎞<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

MP'<br />

= ⎜ y'⎟<br />

= t ⋅⎜<br />

y⎟<br />

.<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎝ z'⎠<br />

⎝ z ⎠<br />

Die Länge von MP ' lässt sich mittels Anwendung <strong>des</strong> Sinussatzes im Δ AMP'<br />

berechnen.<br />

MP'<br />

sin<br />

=<br />

rKegel<br />

( γ) sin(<br />

π − ϕ − γ)<br />

MP'<br />

= sin<br />

( γ)<br />

r<br />

⋅<br />

sin<br />

Kegel<br />

( π − ϕ − γ)<br />

rE<br />

⎛ α ⎞<br />

cos⎜<br />

⎟<br />

⎛ π α ⎞ ⎝ 2 ⎠<br />

= sin⎜<br />

− ⎟ ⋅<br />

⎝ 2 2 ⎠ ⎛ ⎛ π α ⎞ ⎞<br />

sin ⎜<br />

⎜π<br />

− ⎜ − ⎟ − ϕ ⎟<br />

⎝ ⎝ 2 2 ⎠ ⎠<br />

rE<br />

=<br />

⎛ α ⎞<br />

cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎝ 2 ⎠<br />

Seite 44 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Den Wert von t erhält m<strong>an</strong> durch Umformen <strong>des</strong> Ansatzes. Für <strong>die</strong> Vektoren sind <strong>des</strong>sen Be-<br />

träge zu verwenden.<br />

MP'<br />

rE<br />

1 1<br />

t = =<br />

⋅ =<br />

.<br />

⎛ x ⎞ ⎛ α ⎞ rE<br />

⎛ α ⎞<br />

⎜ ⎟ cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎜ y⎟<br />

⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎠<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ z ⎠<br />

Ein Punkt auf der Erdoberfläche lässt sich somit durch Anwendung folgender Gleichung auf<br />

einen Kegelm<strong>an</strong>tel abbilden:<br />

⎛ x'⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎜ y'⎟<br />

=<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ z'⎠<br />

⎛ x ⎞<br />

1 ⎜ ⎟<br />

⋅ ⎜ y⎟<br />

⎛ α ⎞<br />

cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ z ⎠<br />

⎝ 2 ⎠<br />

π α π<br />

sofern − + < ϕ ≤ .<br />

2 2 2<br />

Hinweis: Erfüllt ϕ oben gen<strong>an</strong>nte Bedingung nicht, k<strong>an</strong>n der Punkt nicht abgebildet werden.<br />

3. Aufklappen <strong>des</strong> Kegelm<strong>an</strong>tels<br />

Der Kegelm<strong>an</strong>tel wird so aufgeklappt, dass der g<strong>an</strong>ze M<strong>an</strong>tel schlussendlich <strong>die</strong> gleiche Höhe<br />

wie <strong>die</strong> Spitze S <strong>des</strong> Kegels hat. Der M<strong>an</strong>tel ist somit parallel zur x-y-Ebene.<br />

Da der M<strong>an</strong>tel nur ein Kreissegment ist (nur im Fall α=180° entspricht <strong>die</strong> M<strong>an</strong>telfläche ei-<br />

nem vollen Kreis), ist es sehr kompliziert, den Kegelm<strong>an</strong>tel aufzuklappen. Als Idee soll fol-<br />

gendermassen vorgeg<strong>an</strong>gen werden: Der M<strong>an</strong>tel wird zuerst fiktiv so weit hinaufgezogen,<br />

dass alle Punkte P’ <strong>die</strong> Höhe der Spitze S haben. Die dabei entstehenden Verzerrungen wer-<br />

den nachher in einem zweiten Schritt wieder ausgeglichen. 14<br />

3. a) Hinaufziehen <strong>des</strong> Ke-<br />

gelm<strong>an</strong>tels<br />

Abbildung 59 demonstriert den<br />

Aufziehmech<strong>an</strong>ismus: P’ wird so<br />

auf <strong>die</strong> Höhe der Kegelspitze S<br />

gehoben, dass folgende zwei Be-<br />

dingungen stimmen:<br />

1. SP ' = SP * .<br />

2. P* liegt in der Ebene ESMP’.<br />

A*<br />

Abb. 59: Das Aufziehen <strong>des</strong> Kegels.<br />

14 Hinweis: Die Terme sind jeweils mit Hilfe <strong>des</strong> TI-89 gekürzt um l<strong>an</strong>ge Rechnungstherme zu verhindern.<br />

A<br />

P*<br />

λ<br />

P’<br />

S<br />

α<br />

Β<br />

M(0/0/0)<br />

λ<br />

Seite 45 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

P* wird m<strong>an</strong> schlussendlich in der Form P*(x*/y*) <strong>an</strong>geben können, da <strong>die</strong> z*-Koordinate<br />

konst<strong>an</strong>t ist. Für <strong>die</strong> Werte von x* <strong>und</strong> y* berechne m<strong>an</strong> als erstes <strong>die</strong> Strecke BP ' .<br />

BP ' =<br />

x'<br />

+ y'<br />

=<br />

1<br />

⋅<br />

⎛ α ⎞<br />

cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎝ 2 ⎠<br />

+ y<br />

=<br />

cos<br />

( ϕ)<br />

⋅r<br />

2 2<br />

2 2<br />

E<br />

x<br />

⎛ α ⎞<br />

cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎝ 2 ⎠<br />

Nun interessiert m<strong>an</strong> sich für den Radius SP * <strong>des</strong> fiktiven Kreises mit dem Mittelpunkt S ,<br />

einem R<strong>an</strong>d, der durch P*(x*/y*/z*) hindurchführt <strong>und</strong> der zudem parallel zur x-y-Ebene<br />

steht. Der Radius <strong>die</strong>ses Kreises berechnet m<strong>an</strong> durch Betrachtung der beiden ähnlichen<br />

Dreiecke ∆AMS <strong>und</strong> ∆P’BS.<br />

SP '<br />

=<br />

BP'<br />

SA<br />

MA<br />

SP'<br />

= SP * =<br />

( ϕ)<br />

⋅r<br />

⎛ α ⎞ ⎛ α ⎞<br />

sin⎜<br />

⎟⋅<br />

cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎠<br />

( ϕ)<br />

SA ⋅ BP'<br />

⎛ ⎛ α ⎞⎞<br />

cos<br />

SP'<br />

= SP * = = sign ⎜<br />

⎜cos⎜<br />

⎟ ⎟<br />

⎟⋅<br />

⋅rE<br />

MA ⎝ ⎝ 2 ⎠⎠<br />

⎛ α ⎞ ⎛ α ⎞<br />

sin⎜<br />

⎟⋅<br />

cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎠<br />

cos<br />

E<br />

Da neben der Länge von SP * auch der Winkel λ , der SP * mit der x-Achse einschliesst,<br />

bek<strong>an</strong>nt ist, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> damit den Punkt P*(x*/y*) <strong>an</strong>geben.<br />

( λ)<br />

( λ)<br />

( ) ( )<br />

( ) ⎟⎟<br />

ϕ ⋅r<br />

⎛cos<br />

λ ⎞<br />

⋅ ⎜<br />

⎛ α ⎞ sin λ<br />

⎛ x * ⎞ ⎛cos<br />

⎞ cos E<br />

⎜<br />

⎟ = SP'⋅<br />

⎜<br />

⎟ =<br />

⎝ y * ⎠ ⎝ sin ⎠ ⎛ α ⎞<br />

sin⎜<br />

⎟⋅<br />

cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎠<br />

3. b) Die Umw<strong>an</strong>dlung in ein Kreissegment<br />

Um ein unverzerrtes Aufklappen <strong>des</strong> Kegelm<strong>an</strong>tels zu erreichen, muss der in 3 a) gef<strong>und</strong>ene<br />

Kreis in ein Kreissegment „geschoben“ werden, das <strong>die</strong> gleiche Fläche hat wie der Kegelm<strong>an</strong>-<br />

tel <strong>des</strong> geraden Kegels mit der Kreisfläche um B <strong>und</strong> Radius BP ' sowie der Spitze S.<br />

Als erstes sucht m<strong>an</strong> den Winkel β, indem m<strong>an</strong> das Verhältnis zwischen dem Umf<strong>an</strong>g U* <strong>des</strong><br />

grünen Kreises <strong>und</strong> dem Umf<strong>an</strong>g U’ <strong>des</strong> blauen Kreissegments (ohne Ra<strong>die</strong>n) berechnet.<br />

⎝<br />

⎠<br />

Seite 46 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

( ϕ)<br />

cos ⋅rE<br />

U ' = 2⋅<br />

π⋅<br />

BP'<br />

= 2⋅<br />

π⋅<br />

⎛ α ⎞<br />

cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎝ 2 ⎠<br />

( ϕ)<br />

cos ⋅rE<br />

U * = 2⋅<br />

π⋅<br />

SP * = 2⋅<br />

π⋅<br />

⎛ α ⎞ ⎛ α ⎞<br />

sin⎜<br />

⎟⋅<br />

cos⎜<br />

− ϕ⎟<br />

⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎠<br />

β berechnet sich mittels folgendem Verhältnis:<br />

β 2 ⋅ π<br />

=<br />

U'<br />

U *<br />

U'<br />

⎛ α ⎞<br />

β = 2 ⋅ π ⋅ = 2 ⋅ π ⋅ sin⎜<br />

⎟<br />

U * ⎝ 2 ⎠<br />

3. c) Die Überführung von P* nach P’’<br />

Bereits in Abbildung 60 wurde <strong>an</strong>getönt, wie sich der Punkt P*(x*/y*/z*) nach P’’(x’’/y’’/z’’)<br />

(wobei z’’ konst<strong>an</strong>t ist) überführen lässt: Durch eine Drehung um S mit dem Winkel δ. Dieser<br />

berechnet sich auf folgende Weise.<br />

δ = −<br />

⎛ α ⎞<br />

2 ⋅ π − 2 ⋅ π ⋅ sin⎜<br />

⎟<br />

2 ⋅ π − β ⎛⎧<br />

λ für λ ≥0<br />

⎞<br />

⎝ 2 ⎠ ⎛⎧<br />

λ für λ ≥0<br />

⎞<br />

⋅⎜<br />

⎟ = −<br />

⋅ ⎜<br />

⎟<br />

⎜⎨<br />

⎟<br />

⎜⎨<br />

2 ⋅ π<br />

⋅ π<br />

⎟<br />

⎝⎩2<br />

⋅ π + λ für λ < 0⎠<br />

2 ⎝⎩2<br />

⋅ π + λ für λ < 0⎠<br />

⎛ ⎞ ⎛⎧<br />

λ λ ≥ ⎞<br />

⎜<br />

⎛ α ⎞<br />

für 0<br />

δ =<br />

⎟ ⎜<br />

⎟<br />

⎜<br />

sin⎜<br />

⎟ − 1<br />

⎟<br />

⋅<br />

⎜⎨<br />

⎟<br />

⎝ ⎝ 2 ⎠ ⎠ ⎝⎩2<br />

⋅ π + λ für λ < 0⎠<br />

Für <strong>die</strong> Überführung wendet m<strong>an</strong> eine Drehmatrix <strong>an</strong>.<br />

( δ)<br />

− sin(<br />

δ)<br />

( ) ( ) ⎟ ⎛ x''<br />

⎞ ⎛cos<br />

⎞ ⎛ x * ⎞<br />

⎜<br />

⎟ = ⎜<br />

⎟ ⋅ ⎜<br />

⎝ y''⎠<br />

⎝ sin δ cos δ ⎠ ⎝ y * ⎠<br />

Damit konnte <strong>die</strong> Abbildungsgleichung der Kegelprojektion mit dem Projektionszentrum im<br />

Erdmittelpunkt gef<strong>und</strong>en werden.<br />

P*<br />

Abb. 60: Der Vergleich<br />

zwischen dem Kreissegment<br />

<strong>und</strong> dem fiktiv aufgeklappten<br />

Kreis.<br />

Seite 47 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

P’’<br />

δ<br />

β<br />

U’<br />

U*<br />

.


Zusammenfassung:<br />

n<br />

( λ )<br />

P ϕ<br />

n<br />

n<br />

δ =<br />

⎛ ⎞ ⎛⎧<br />

λ<br />

⎜<br />

⎛ α ⎞<br />

n ⎟ ⋅ ⎜<br />

⎜<br />

sin⎜<br />

⎟ − 1<br />

⎟ ⎜⎨<br />

⎝ ⎝ 2 ⎠ ⎠ ⎝⎩2<br />

⋅ π + λ<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

n<br />

n<br />

( δ)<br />

⋅cos(<br />

λ n ) ⋅r<br />

fiktiv − sin(<br />

δ)<br />

⋅ ( λ n ) rfiktiv<br />

x ' '=<br />

cos<br />

sin ⋅<br />

n<br />

( δ)<br />

⋅ cos(<br />

λ n ) ⋅ rfiktiv<br />

+ cos(<br />

δ)<br />

⋅ ( λ n ) rfiktiv<br />

y ' '=<br />

sin<br />

sin ⋅<br />

für λ n ≥0<br />

⎞<br />

⎟<br />

λ < 0⎟<br />

<strong>und</strong> r<br />

für n ⎠<br />

fiktiv<br />

=<br />

cos<br />

( ϕ )<br />

⋅ r<br />

⎛ α ⎞ ⎛ α<br />

sin⎜<br />

⎟ ⋅ cos⎜<br />

− ϕ<br />

⎝ 2 ⎠ ⎝ 2<br />

π α π<br />

Hinweis: Die Abbildungsgleichung gilt nur, wenn − + < ϕn<br />

≤ gilt.<br />

2 2 2<br />

Kartenabbildungen:<br />

Polare Lage.<br />

grosser Massstab / α = 90°<br />

Breitenkreise:<br />

Längenkreise:<br />

Abbildung<br />

Abbildungsgleichung für Kartennetzentwurf in polarer Lage.<br />

konzentrische<br />

Kreise um den Pol Breitenkreise:<br />

Geradenbündel<br />

durch den Pol<br />

Polare Lage.<br />

kleiner Massstab / α = 90°<br />

Längenkreise:<br />

konzentrische<br />

Kreise um den Pol<br />

Geradenbündel<br />

durch den Pol<br />

Seite 48 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

n<br />

E<br />

n<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Tr<strong>an</strong>sversale Lage.<br />

α = 90°<br />

Pole sind gut sichtbar.<br />

Bemerkung: Wegen Darstellungsfehler <strong>des</strong> R sind sehr viele Linien ungewollt dargestellt. Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong><br />

wurde auf <strong>die</strong> Abbildung einer allgemeinen Kegelprojektion verzichtet, da das Kartennetz zu unübersichtlich<br />

dargestellt worden wäre.<br />

Eigenschaften: Die vorgestellte Kegelprojektion ist nicht flächen-, geraden- <strong>und</strong> auch nicht winkeltreu.<br />

Abb. 61 – 63<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Der Einfluss <strong>des</strong> Öffnungswinkels α<br />

Abb. 64 - 66 (oberste Zeile): Polare Kegelprojektion mit<br />

den Öffnungswinkeln α = 0°, α = 30° <strong>und</strong> α = 60°.<br />

Abb. 67 - 69 (mittlere Zeile): Polare Kegelprojektion mit<br />

den Öffnungswinkeln α = 90°, α = 120° <strong>und</strong> α = 150°.<br />

Abb. 70 (rechts): Polare Kegelprojektion mit dem Öff-<br />

nungswinkel α = 180°.<br />

Hinweis: Wegen Darstellungsfehlern <strong>des</strong> „R“ sind <strong>die</strong> Rän-<br />

der der einzelnen Kreissektoren mitein<strong>an</strong>der verb<strong>und</strong>en.<br />

Die Abbildung 70 zeigt, dass <strong>die</strong> (gnomonische) Azimutalprojektion eine spezielle Kegelpro-<br />

jektion ist, <strong>die</strong> den Öffnungswinkel α=180° besitzt. Weiter zeigt Abbildung 65 (α=0°) keinen<br />

Kreissektor, sondern eine weisse Fläche mit einer (fiktiven) Gerade, welche <strong>die</strong> Ausg<strong>an</strong>gssi-<br />

tuation für <strong>die</strong> <strong>Zylinderprojektionen</strong> ist.<br />

Seite 49 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

5.3.2 Fazit „Kartographische Abbildungen“ Teil 3: Kegelentwürfe<br />

Entl<strong>an</strong>g <strong>des</strong> Berührungskreises sind <strong>die</strong> Verzerrungen am geringsten; mit zunehmender Ent-<br />

fernung davon nehmen <strong>die</strong>se stark zu. Diese Eigenschaft k<strong>an</strong>n auch beim Kegelentwurf aus-<br />

genutzt werden, um Verzerrungen zu minimieren, in dem m<strong>an</strong> den Kegel mit der Erde<br />

schneidet <strong>und</strong> so einen Schnittkegel produziert.<br />

Der Einfluss <strong>des</strong> Öffnungswinkel α ist ebenfalls für <strong>die</strong> Grösse der Verzerrungen ver<strong>an</strong>twort-<br />

lich: Ein kleiner Öffnungswinkel ergibt entl<strong>an</strong>g <strong>des</strong> Berührungskreises auf einem relativ brei-<br />

ten Korridor sehr geringe Verzerrungen, dafür werden <strong>die</strong> polnahen Gebiete extrem stark<br />

verzerrt.<br />

Nachteile der Kegelprojektion sind <strong>die</strong> aufwändige Herleitung der Abbildungsgleichung <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Form der Karte als Kreissektor.<br />

Abb. 71: Die Schweiz in polarer Kegelprojektion (Öffnungswinkel<br />

α = 120°)<br />

Ich denke, dass <strong>die</strong> Kegelprojektion eine gute Ergänzung zur Azimutal- <strong>und</strong> zur Zylinderpro-<br />

jektion ist, da sie bei geeignetem Öffnungswinkel für <strong>die</strong> Abbildung einer g<strong>an</strong>zen Hemisphäre<br />

für ein sehr grosses Gebiet sehr gute Resultate liefert.<br />

Seite 50 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

5.4 Fazit „Kartographische Abbildungen“<br />

Für jeden Teilbereich der Erde gibt es verschiedene Kartennetzentwürfe, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Abbil-<br />

dung in Frage kommen. Ist m<strong>an</strong> beispielsweise dar<strong>an</strong> interessiert, <strong>die</strong> polnahen Gebiete ab-<br />

zubilden, so empfehle ich eine orthogonale Azimutalprojektion. Für Gebiete um den Äquator<br />

drängt sich eine Zylinderprojektion auf. Möchte m<strong>an</strong> für Gebiete in mittleren Breitengraden<br />

eine Karte erstellen, so dürfte <strong>die</strong> Wahl auf eine Kegelprojektion fallen. Für <strong>die</strong> Abbildung der<br />

gesamten Erdoberfläche eignet sich besonders der orthogonale Zylinderentwurf.<br />

Die Herleitung von Kartenprojektionen mit bestimmten charakteristischen Eigenschaften<br />

wie Flächen-, Geraden- oder Winkeltreue ist sehr schnell nur noch durch Anwendung der<br />

Verzerrungstheorie möglich, mit der ich nicht gearbeitet habe.<br />

Ich bin mit den Resultaten sehr zufrieden. Die Kartennetzentwürfe sind mit wenigen Aus-<br />

nahmen sehr aussagekräftig. Probleme gab es einzig bei der allgemeinen Kegelprojektion<br />

sowie all jenen Abbildungen, wo Geraden ins Unendliche abgebildet wurden, da dort ein<br />

„paar Geraden zuviel“ gezeichnet worden sind. Leider f<strong>an</strong>d ich keine Lösung, <strong>die</strong>se Missstän-<br />

de software-technisch zu beheben.<br />

Die mir gesetzten Ziele wurden gr<strong>und</strong>sätzlich erreicht: Ich denke, mir gel<strong>an</strong>g es einen aus-<br />

führlichen Überblick über <strong>die</strong> verschiedenen Projektionen zu geben. Zudem f<strong>an</strong>d ich auch<br />

einige wenige Projektionsarten mit sehr speziellen Abbildungseigenschaften wie Gera-<br />

dentreue zum Beispiel entl<strong>an</strong>g der Breitenkreise oder Winkeltreue.<br />

Die <strong>Untersuchung</strong> <strong>an</strong> den <strong>Zylinderprojektionen</strong> mit einem Schnittzylinder ergab sehr aussa-<br />

gekräftige Kartennetzabbildungen, welche <strong>die</strong> Veränderungen sehr deutlich aufzeigten.<br />

Seite 51 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

6 Die <strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Schwerpunktes eines L<strong>an</strong><strong>des</strong><br />

Im zweiten Teil meiner Maturaarbeit habe ich herausfinden wollen, wie sich der Schwer-<br />

punkt eines L<strong>an</strong><strong>des</strong> berechnen lässt. Zuerst suchte ich den Flächenschwerpunkt der Schweiz.<br />

Anschliessend versuchte ich auch den Bevölkerungsschwerpunkt der Schweiz zu berechnen.<br />

Unter Schwerpunkt verstehe ich jeweils den geometrischen Schwerpunkt. Dies ist derjenige<br />

Punkt, bei dem eine Nadel <strong>an</strong>gesetzt werden müsste, um <strong>die</strong> Fläche im Gleichgewicht halten<br />

zu können. Bei den <strong>Berechnung</strong>en betrachte ich <strong>die</strong> Fläche eines L<strong>an</strong><strong>des</strong> als Ebene, das heisst<br />

<strong>die</strong> Wölbung der Erdoberfläche vernachlässige ich.<br />

6.1 Der Flächenschwerpunkt<br />

6.1.1 Der Flächenschwerpunkt eines Dreiecks<br />

Mit drei Punkten k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> ein Dreieck bil-<br />

den. In <strong>die</strong>sem k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sehr einfach speziel-<br />

le geometrische Orte berechnen, so auch der<br />

Schwerpunkt. Dieser liegt im Schnittpunkt<br />

aller drei Seitenhalbierenden (Schwerelinien)<br />

s. Eine Seitenhalbierende verbindet einen<br />

Eckpunkt <strong>des</strong> Dreiecks mit dem Mittelpunkt<br />

der dem Eckpunkt gegenüberliegenden Stre-<br />

cke. Zudem gilt für <strong>die</strong> Schwerelinien folgen-<br />

<strong>des</strong> Verhältnis:<br />

SM BC AC AB<br />

SA<br />

SM<br />

=<br />

SB<br />

SM<br />

=<br />

SC<br />

1<br />

=<br />

2<br />

.<br />

6.1.2 Der Flächenschwerpunkt eines Polygons<br />

Normalerweise sucht m<strong>an</strong> nicht den Schwerpunkt von<br />

A 1<br />

A<br />

2<br />

A<br />

3<br />

Abb. 73: Das allgemeine Vieleck<br />

wird in Dreiecke unterteilt.<br />

A<br />

M AC<br />

Abb. 72: Der Schwerpunkt S als Schnittpunkt<br />

der Seitenhalbierenden.<br />

einem Dreieck, sondern denjenigen eines unregelmässi-<br />

gen Vielecks (Polygon), wie es beispielsweise Abbildung<br />

73 zeigt. Für ein solches k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> den Schwerpunkt<br />

leider nicht mehr so einfach <strong>an</strong>geben. Deshalb unterteilt<br />

m<strong>an</strong> das Vieleck in Dreiecke (im Beispiel in 1 A , A 2 <strong>und</strong><br />

A 3 ), von denen m<strong>an</strong> ja den Schwerpunkt durch<br />

Seite 52 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

C<br />

S<br />

M<br />

AB<br />

MBC<br />

B<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Schneiden der Schwerelinien bestimmen k<strong>an</strong>n (ergibt im Beispiel 1 ( x S1<br />

/ yS<br />

1 )<br />

S ( x y ) <strong>und</strong> ( x y )<br />

2 S2<br />

/ S2<br />

3 S 3 / S 3<br />

Seite 53 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.<br />

S ,<br />

S ). Den Schwerpunkt <strong>des</strong> Vielecks erhält m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n, indem<br />

m<strong>an</strong> <strong>die</strong> einzelnen Schwerpunkte, nachdem m<strong>an</strong> sie mit der dazugehörenden Fläche gewich-<br />

tet hat, zusammenzählt. Dabei beh<strong>an</strong>delt m<strong>an</strong> <strong>die</strong> x- <strong>und</strong> <strong>die</strong> y-Koordinate separat. Für das<br />

Beispiel ergibt <strong>die</strong>s nachstehende Rechnung.<br />

x<br />

y<br />

S<br />

S<br />

x<br />

=<br />

y<br />

=<br />

S1<br />

S1<br />

⋅ A + x<br />

1<br />

⋅ A<br />

1<br />

1<br />

S2<br />

⋅ A<br />

2<br />

2<br />

+ x<br />

A + A + A<br />

+ y<br />

A<br />

1<br />

S2<br />

+ A<br />

⋅ A<br />

2<br />

2<br />

3<br />

+ A<br />

3<br />

S 3<br />

+ y<br />

S 3<br />

⋅ A<br />

3<br />

⋅ A<br />

Allgemein berechnet sich der Schwerpunkt ( ) y x<br />

Formeln.<br />

x<br />

y<br />

S<br />

S<br />

=<br />

A ⋅ x<br />

1<br />

S1<br />

A1<br />

⋅ y<br />

=<br />

S1<br />

+ A<br />

2<br />

+ A<br />

2<br />

⋅ x<br />

S2<br />

+ A<br />

⋅ x<br />

S 3<br />

3<br />

S / eines Vielecks mittels untenstehenden<br />

S<br />

+ ... + A<br />

A + A + A + ... + A<br />

1<br />

⋅ y<br />

A<br />

1<br />

S2<br />

2<br />

+ A<br />

3<br />

+ A<br />

2<br />

3<br />

3<br />

⋅ y<br />

+ A<br />

S 3<br />

3<br />

n−1<br />

+ ... + A<br />

S<br />

n−1<br />

+ ... + A<br />

n−1<br />

⋅ x<br />

+ A<br />

n−1<br />

Sn−1<br />

n<br />

⋅ y<br />

+ A<br />

Sn−1<br />

n<br />

+ A<br />

n<br />

+ A<br />

⋅ x<br />

n<br />

Sn<br />

⋅ y<br />

=<br />

Sn<br />

n<br />

∑<br />

i<br />

i=<br />

1<br />

n<br />

=<br />

A ⋅ x<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

n<br />

∑<br />

A<br />

∑<br />

i<br />

i<br />

i=<br />

1<br />

n<br />

i=<br />

1<br />

Si<br />

A ⋅ y<br />

6.1.3 Die <strong>Berechnung</strong> einer Polygonfläche mit dem Vektorprodukt<br />

Für <strong>die</strong> <strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Flächenschwerpunkts muss m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Fläche von Dreiecken berech-<br />

nen. Die Fläche eines Dreiecks berechnet sich mit der Formel<br />

A<br />

Gr<strong>und</strong>linie⋅ Höhe<br />

. Für ein<br />

2<br />

einzelnes Dreieck k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>die</strong>se Formel ohne Probleme <strong>an</strong>wenden, für ein Polygon mit<br />

sehr vielen Dreiecken k<strong>an</strong>n <strong>die</strong>s allerdings äusserst mühsam werden, da m<strong>an</strong> ja nicht genau<br />

weiss, wo der Höhenpunkt liegt. Deshalb benützt m<strong>an</strong> zur Dreiecksflächenberechnung ein<br />

Erzeugnis der Vektorgeometrie: das Vektor- oder Kreuzprodukt.<br />

i<br />

Si


a x b<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Das Vektorprodukt von zwei Vektoren<br />

a <strong>und</strong> b ist ein Vektor, der senkrecht<br />

zu der von a <strong>und</strong> b aufgesp<strong>an</strong>nten<br />

Ebene steht. Über <strong>die</strong> Orientierung von<br />

a× b entscheidet <strong>die</strong> Rechte-H<strong>an</strong>d-<br />

Regel (Anwendung mit der rechten<br />

H<strong>an</strong>d: a ist der Daumen, b der Zeige-<br />

finger <strong>und</strong> a× b der Mittelfinger). Mit<br />

<strong>die</strong>ser Regel k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> bestimmen, ob a× b ober- oder unterhalb der Ebene mit den beiden<br />

Ausg<strong>an</strong>gsvektoren liegen.<br />

Betrachtet m<strong>an</strong> den Betrag von a× b , also<br />

a× b , entspricht <strong>die</strong>ser gerade dem Flächen-<br />

inhalt I <strong>des</strong> Parallelogramms mit den Seiten-<br />

längen a <strong>und</strong> b . Mit <strong>die</strong>ser Eigenschaft von<br />

a× b lässt sich nun sehr einfach den Flächeninhalt<br />

eines Dreiecks berechnen. Seien zwei der drei Drei-<br />

ecksseiten <strong>die</strong> Vektoren a <strong>und</strong> b , so ist der Flächen-<br />

inhalt <strong>des</strong> Dreiecks<br />

a<br />

A =<br />

a×<br />

b<br />

2<br />

.<br />

In einem Polygon, das auf der x-y-Ebene liegt, lässt<br />

sich <strong>die</strong>se Erkenntnis nach folgendem Schema <strong>an</strong>-<br />

wenden: Vom Ursprung O wird mit je zwei Eckpunk-<br />

ten <strong>des</strong> Polygons ein Dreieck gebildet. Damit k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> den Flächeninhalt <strong>des</strong> Polygons berechnen. Für das Fünfeck in Abbildung 76 lautet der<br />

Flächeninhalt<br />

F<br />

ABCDE<br />

b b<br />

a x b<br />

Abb. 74: Die Richtung <strong>des</strong> Vektorprodukts; ermittelt<br />

mit der Rechten-H<strong>an</strong>d-Regel.<br />

= AOAB<br />

+ AOBC<br />

+ AOCD<br />

− AODE<br />

− AOEA<br />

OA × OB OB×<br />

OC OC × OD OD×<br />

OE OE×<br />

OA .<br />

=<br />

2<br />

+<br />

2<br />

+<br />

2<br />

−<br />

2<br />

−<br />

2<br />

a<br />

α<br />

b<br />

Abb. 75: Das Parallelgramm | a× b |.<br />

E<br />

D<br />

Seite 54 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

I<br />

a<br />

Abb. 76: Ein Fünfeck aufgeteilt in<br />

Dreiecke.<br />

A<br />

C<br />

B<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Setzt m<strong>an</strong> in <strong>die</strong> obere Rechnung <strong>an</strong>statt den Betrag<br />

<strong>des</strong> Kreuzprodukts das Kreuzprodukt selbst ein, so<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> den Flächeninhalt geometrisch interpretie-<br />

ren. Dabei stellt m<strong>an</strong> fest, dass wegen der Rechten-<br />

H<strong>an</strong>d-Regel <strong>die</strong>jenigen Vektoren (im Beispiel violett<br />

<strong>und</strong> gelb), welche als Fläche abgezählt werden müs-<br />

sen, unter <strong>die</strong> x-y-Ebene zeigen <strong>und</strong> <strong>die</strong>jenigen (blau,<br />

rot <strong>und</strong> grün), <strong>die</strong> positiv sein müssen, dementspre-<br />

chend über der x-y-Ebene liegen. Dies bedeutet, dass<br />

<strong>die</strong> Fläche <strong>des</strong> Polygons der Summe der Kreuzpro-<br />

dukte aller Dreiecke entspricht.<br />

F ABCDE<br />

OA × OB OB×<br />

OC OC×<br />

OD OD×<br />

OE OE×<br />

OA<br />

= + + + +<br />

2 2 2 2 2<br />

Allgemein lässt sich der Flächeninhalt eines Polygons, das durch <strong>die</strong> Eckpunkte ( ) y x P /<br />

gegeben ist, mit der unten als zweites gen<strong>an</strong>nten Formel berechnen. Dabei entspricht der<br />

Vektor OP n dem Ortsvektor. Für <strong>die</strong> <strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Vektorprodukts k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> den folgen-<br />

den Zusammenh<strong>an</strong>g aufstellen:<br />

⎛ a1<br />

⎞ ⎛ b1<br />

⎞ ⎛a2<br />

⋅ b3<br />

− a3<br />

⋅ b2<br />

⎞<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜<br />

⎟<br />

⎜a2<br />

⎟ x ⎜b2<br />

⎟ = ⎜ a3<br />

⋅ b1<br />

− a1<br />

⋅ b3<br />

⎟ .<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜<br />

⎟<br />

⎝a<br />

3 ⎠ ⎝b3<br />

⎠ ⎝ a1<br />

⋅ b2<br />

− a2<br />

⋅ b1<br />

⎠<br />

F<br />

F<br />

F<br />

ABCDE<br />

ABCDE<br />

ABCDE<br />

=<br />

=<br />

=<br />

OP × OP × OP OP × OP<br />

1 OP2<br />

2 3 3 4 OP<br />

+ + + ... +<br />

2 2 2<br />

n<br />

∑<br />

n=<br />

1<br />

n<br />

∑<br />

n=<br />

1<br />

1<br />

⋅OPn<br />

2<br />

1<br />

2<br />

⋅<br />

× OP<br />

n+<br />

1<br />

=<br />

∑<br />

n=<br />

1<br />

( x n ⋅ yn+<br />

1 − yn<br />

⋅ x n+<br />

1 ) = ∑<br />

n<br />

1<br />

⋅ OPn<br />

2<br />

n<br />

× OP<br />

n+<br />

1<br />

1 ⎛ x<br />

⋅det<br />

⎜<br />

2 ⎝ y<br />

=<br />

∑<br />

n=<br />

1<br />

n−2<br />

n+<br />

1<br />

n= 1 n n+<br />

1<br />

n<br />

n<br />

x<br />

y<br />

× OP<br />

⎛<br />

1 ⎜<br />

⋅ ⎜<br />

2 ⎜<br />

⎝ x<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n−1<br />

⋅ y<br />

n+<br />

1<br />

OP<br />

+<br />

− y<br />

n−1<br />

⋅ x<br />

× OP<br />

Als Anwendungsbeispiel <strong>die</strong>ser Formel berechnete ich <strong>die</strong> Fläche der Schweiz mit Hilfe <strong>des</strong><br />

„R“.<br />

15 B<strong>und</strong>esamt für Statistik.<br />

Fläche der Schweiz mit „R“ 41'240 km 2<br />

Offizielle Fläche der Schweiz 15 41'285 km 2<br />

E<br />

D<br />

2<br />

n+<br />

1<br />

Seite 55 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

n<br />

A<br />

Abb. 77: Die geometrische<br />

Interpretation <strong>des</strong> Flächeninhalts.<br />

0<br />

0<br />

C<br />

n<br />

2<br />

B<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

n<br />

n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

6.1.4 Die <strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Flächenschwerpunkts einer Polygonfläche<br />

In Kapitel 6.1.2 sind <strong>die</strong> Formeln für <strong>die</strong> Flä-<br />

mit der Gleichung<br />

⎛ x<br />

⎜<br />

⎝ y<br />

S<br />

S<br />

⎞ 1 ⎛ x<br />

⎟ = ⋅ ⎜<br />

⎠ 2 ⎝ y<br />

n<br />

n<br />

⎛<br />

⎞ 1<br />

⎜ x<br />

+ ⋅ ⎜<br />

⎟<br />

⎠ 3 ⎜<br />

y<br />

⎝<br />

n+<br />

1<br />

n+<br />

1<br />

−<br />

−<br />

1<br />

⋅ x<br />

2<br />

1<br />

⋅ y<br />

2<br />

n<br />

n<br />

chenschwerpunktsberechnung <strong>an</strong>gegeben. Diese<br />

setzen voraus, dass das Polygon in Dreiecke un-<br />

terteilt werden k<strong>an</strong>n, von denen der Schwer-<br />

punkt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Fläche bek<strong>an</strong>nt sind. Im vorheri-<br />

gen Kapitel wurde das allgemeine Vieleck bereits<br />

in Dreiecke eingeteilt, von denen <strong>die</strong> Fläche be-<br />

rechnet werden k<strong>an</strong>n. Nun muss m<strong>an</strong> von jedem<br />

der Dreiecke noch den Schwerpunkt berechnen.<br />

Weil sich <strong>die</strong> Seitenhalbierenden im Verhältnis<br />

2:1 schneiden, berechnet sich der Schwerpunkt<br />

( )<br />

⎟<br />

( ) ⎟ ⎟⎟<br />

⎞ ⎛ 1<br />

⎞<br />

⎟ ⎜ ⋅ x n + x n+<br />

1<br />

⎟ = ⎜ 3<br />

.<br />

⎟ ⎜ 1<br />

⎟ ⎜ ⋅ yn<br />

+ yn+<br />

1<br />

⎠ ⎝ 3<br />

⎠<br />

Damit sind alle Grössen bek<strong>an</strong>nt, um den Schwerpunkt eines Polygons berechnen zu können.<br />

<strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Schwerpunktes eines Polygons:<br />

x<br />

y<br />

O<br />

S<br />

S<br />

Abb. 78: Der Schwerpunkt eines Polygondreiecks.<br />

=<br />

=<br />

n<br />

∑<br />

i<br />

i=<br />

1<br />

n<br />

n<br />

∑<br />

A ⋅ x<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

i<br />

i=<br />

1<br />

n<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

A<br />

i<br />

i<br />

Si<br />

A ⋅ y<br />

A<br />

Si<br />

=<br />

=<br />

n<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

n<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

S<br />

P<br />

n<br />

P<br />

n+1<br />

1 ⎛ xi<br />

⋅det<br />

⎜<br />

2 ⎝ yi<br />

x n+<br />

1 ⎞ 1<br />

⎟<br />

⎟⋅<br />

⋅<br />

yn+<br />

1 ⎠ 3<br />

n<br />

1 ⎛ x i<br />

∑ ⋅det<br />

⎜<br />

2 ⎝ y<br />

x<br />

y<br />

i= 1 i i+<br />

1<br />

( x + x )<br />

i+<br />

1<br />

1 ⎛ x i<br />

⋅det<br />

⎜<br />

2 ⎝ yi<br />

x i+<br />

1 ⎞ 1<br />

⎟<br />

⎟⋅<br />

⋅<br />

yi<br />

+ 1 ⎠ 3<br />

n<br />

1 ⎛ x i<br />

∑ ⋅det<br />

⎜<br />

2 ⎝ y<br />

x<br />

y<br />

i= 1 i i+<br />

1<br />

i<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

i+<br />

1<br />

( y + y )<br />

i+<br />

1<br />

i<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

i+<br />

1<br />

S(xn/yn)<br />

Seite 56 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Mit den <strong>an</strong>gegeben Formeln lässt sich nun<br />

der Schwerpunkt von Ländern berechnen.<br />

So berechnete ich als Beispiel den<br />

Schwerpunkt der Schweiz. Verblüffender-<br />

weise gel<strong>an</strong>g es mir, den Schwerpunkt auf<br />

H<strong>und</strong>ertstel genau zu berechnen. Den<br />

Mittelpunkt der Schweiz lokalisierte ich<br />

auf der Älggialp, <strong>die</strong> auf dem Boden der<br />

Gemeinde Sachseln (K<strong>an</strong>ton Obwalden)<br />

liegt. Da der wahre Schwerpunkt der<br />

Schweiz in einer Felsw<strong>an</strong>d liegt, platzierte<br />

m<strong>an</strong> <strong>die</strong> Tri<strong>an</strong>gulationspyramide als Sym-<br />

bol <strong>des</strong> Mittelpunkts r<strong>und</strong> 500 Meter<br />

d<strong>an</strong>eben.<br />

<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Schwerpunkt der Schweiz mit „R“ S(8.2265° ö. L. /46.8063° n. B.)<br />

Offizielle Schwerpunkt der Schweiz 16 S(8.2267° ö. L. /46.8011° n. B.)<br />

6.1.5 Die <strong>Berechnung</strong> weiterer Schwerpunkte eines L<strong>an</strong><strong>des</strong><br />

In <strong>die</strong>sem Unterkapitel möchte <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>des</strong> Bevölkerungsschwerpunkts der Schweiz aufzei-<br />

gen, wie m<strong>an</strong> Schwerpunkte berechnen k<strong>an</strong>n, <strong>die</strong> statistischen Daten zugr<strong>und</strong>e liegen. Diese<br />

Schwerpunktsberechnung ist eigentlich genau gleich aufgebaut wie <strong>die</strong>jenige der Flächen-<br />

schwerpunktsberechnung. Der einzige Unterschied liegt in der Form der Daten: Waren es bei<br />

der Flächenschwerpunktsberechnung noch Dreiecke mit einem Eckpunkt im Ursprung, so<br />

sind es jetzt einzelne Koordinaten, wo jede einzelne einer gewissen Anzahl Einheiten (zum<br />

Beispiel Menschen) entspricht.<br />

Der Bevölkerungsschwerpunkt der Schweiz<br />

Für <strong>die</strong> <strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> schweizerischen Bevölkerungsschwerpunkts verwende ich jeweils <strong>die</strong><br />

Schwerpunkte der einzelnen K<strong>an</strong>tone sowie der dazugehörende Bevölkerungsst<strong>an</strong>d. Alle Da-<br />

ten stammen vom B<strong>und</strong>esamt für Statistik (Bevölkerungsentwicklung) beziehungsweise vom<br />

B<strong>und</strong>esamt für L<strong>an</strong><strong>des</strong>topographie swisstopo (Schwerpunkte der K<strong>an</strong>tone).<br />

Anstatt mit dem Flächeninhalt gewichte ich nun <strong>die</strong> einzelnen Punkte mit der Bevölkerung.<br />

Ansonsten bleibt <strong>die</strong> Formel gleich.<br />

16 B<strong>und</strong>esamt für L<strong>an</strong><strong>des</strong>topographie swisstopo.<br />

Abb. 79: Eine Tri<strong>an</strong>gulationspyramide symbolisiert<br />

den geografischen Mittelpunkt der Schweiz<br />

auf der Ällgialp.<br />

Seite 57 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Bevölkerungsschwerpunkt der Schweiz (errechnet mit „R)<br />

Jahr: 2007 S(7.9807° ö. L. /47.0066° n. B.)<br />

Jahr: 2006 S(7.9814° ö. L. /47.0069° n. B.)<br />

Jahr: 2005 S(7.9822° ö. L. /47.0075° n. B.)<br />

Jahr: 2004 S(7.9832° ö. L. /47.0081° n. B.)<br />

Jahr: 2003 S(7.9844° ö. L. /47.0088° n. B.)<br />

Jahr: 1999 S(7.9856° ö. L. /47.0094° n. B.)<br />

Jahr: 1995 S(7.9854° ö. L. /47.0096° n. B.)<br />

Jahr: 1991 S(7.9825° ö. L. /47.0102° n. B.)<br />

Interpretation: Der Schweizer Bevölkerungsschwerpunkt lag 2007 im Entlebuch bei Ro-<br />

moos <strong>und</strong> damit nordwestlich <strong>des</strong> geografischen Mittelpunktes der Schweiz. Dies ist darauf<br />

zurückzuführen, dass <strong>die</strong> Alpenkette nur sehr spärlich besiedelt ist. Zudem k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> fest-<br />

stellen, dass der Bevölkerungsschwerpunkt in den letzten sechzehn Jahren nach Süden ge-<br />

w<strong>an</strong>dert ist.<br />

Abb. 80: Der Bevölkerungsschwerpunkt (oben) <strong>und</strong> der Flächenschwerpunkt<br />

(unten)<br />

Seite 58 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


<strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

6.2 Fazit „Schwerpunktsberechnungen“<br />

Den Schwerpunkt der Schweiz konnte ich bis auf H<strong>und</strong>ertstel Grad genau bestimmen. Die<br />

kleine Abweichung vom offiziellen Schwerpunkt der Schweiz geht einerseits sicherlich auf <strong>die</strong><br />

berechnete Fläche der Schweiz zurück, <strong>die</strong> ich nur auf 0.0024% genau berechnen konnte,<br />

<strong>und</strong> <strong>an</strong>dererseits auf <strong>die</strong> Dichte <strong>des</strong> verwendeten Datensatzes, der nur 1341 Punkte enthielt.<br />

Die <strong>Berechnung</strong> <strong>des</strong> Bevölkerungsschwerpunkts ist sicherlich nicht allzu genau, da ich nicht<br />

sehr detaillierte Datensätze benutzt habe. Mit grösseren Datensätzen wäre sicherlich eine<br />

noch genauere Lokalisation <strong>des</strong> Schwerpunkts möglich gewesen.<br />

Mit dem Resultat der Schwerpunktsberechnungen bin ich aber trotzdem in doppelter Hin-<br />

sicht sehr zufrieden: Ich habe einerseits den Lösungs<strong>an</strong>satz für <strong>die</strong> Schwerpunktsberechnun-<br />

gen aufgezeigt <strong>und</strong> <strong>an</strong>dererseits den Flächenschwerpunkt äusserst exakt berechnet.<br />

Seite 59 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

7 Quellenverzeichnisse<br />

7.1 Literatur<br />

• P<strong>an</strong>tenburg, Vitalis: Das Porträt der Erde. Geschichte der Kartographie. B<strong>an</strong>d: 266.<br />

Stuttgart: Kosmos-Bibliothek 1970.<br />

• Kohlstock, Peter: Kartographie. Eine Einführung. UTB. Paderborn: Ferdin<strong>an</strong>d<br />

Schöningh Verlag 2004.<br />

• H<strong>an</strong>dl, Andreas: Einführung in <strong>die</strong> Statistik mit R. Download:<br />

http://www.mathematik.uni-kassel.de/~cmueller/Lehre/Biometrie/Rm<strong>an</strong>.pdf; 26.<br />

August 2008.<br />

• Robert Bosch GmbH: Sicherheits- <strong>und</strong> Komfortsysteme. Funktion, Regelung <strong>und</strong><br />

Komponenten. Mit Kommunikationssystemen. 3. Auflage. Wiesbaden: Friedr. Vieweg<br />

& Sohn Verlag / GWV Fachverlage GmbH 2004.<br />

Verwendet: Seite 319, Abschnitt Koordinatensysteme.<br />

7.2 Internet<br />

• http://www.kowoma.de/gps/geo/mapdatum.htm; 7. Dezember 2008.<br />

• http://www-m8.ma.tum.de/hm/archiv/ei1/ws0304/folien/folie34.pdf; 20. August<br />

2008.<br />

• Lexikon der Kartographie <strong>und</strong> Geomatik:<br />

- http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/karto/373; 21. November 2008.<br />

- http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/karto/1636; 21. November 2008.<br />

- http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/karto/2792; 5. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

- http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/karto/5439; 21. November 2008.<br />

- http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/karto/5163; 5. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

- http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/karto/2633; 5. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

• http://www.geodaten.bayern.de/bvv_web/downloads/UTM-Abbildungen<strong>und</strong>Koordinaten.pdf;<br />

18. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

• http://www.swisstopo.admin.ch/internet/swisstopo/de/home/topics/knowledge/center_ch.html;<br />

24. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

7.3 Datensätze<br />

• http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/22/lexi.Document.20547.xls;<br />

25. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

Seite 60 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

• http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/02/bl<strong>an</strong>k/dos/result.htm;<br />

25. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

• http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/22/lexi.Document.20547.xls;<br />

25. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

• http://www.swisstopo.admin.ch/internet/swisstopo/de/home/topics/knowledge/center_ch.html;<br />

25. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

7.4 Programme<br />

• R Statistic Software 2.6.2<br />

Benutzung: <strong>Berechnung</strong>en <strong>und</strong> Erstellung der Karten.<br />

Download unter http://stat.ethz.ch/CRAN/; 2. März 2008.<br />

• WinFIG<br />

Benutzung: Erstellung der Skizzen.<br />

• Adobe Photoshop Elements<br />

Benutzung: Erstellung der Titelseite<br />

7.5 Abbildungen<br />

• Titelblatt: Satellitenbild: Google Earth; J<strong>an</strong>uar 2009. Bearbeitung mit Adobe Photo-<br />

shop Elements.<br />

• Abb. 1: http://www.geowissenschaften.de/redaktion/aws/bild/ptolemaiosm.jpg; 17.<br />

J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

• Abb. 2: http://www.kowoma.de/gps/geo/mapdatum.htm; 7. Dezember 2008.<br />

• Abb. 3 – Abb. 78: Eigenproduktion.<br />

• Abb. 79: http://sachseln.ch/de/images/4148a6fc8f8f9.jpg; 26. J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

• Abb. 80: Google Earth; J<strong>an</strong>uar 2009.<br />

7.6 Tabellen<br />

• Tabelle 1: http://www.swisstopo.admin.ch/internet/swisstopo/de/home/topics/sur-<br />

vey/sys/refsys/switzerl<strong>an</strong>d.parsysrelated1.24280.downloadList.37977.DownloadFile.tmp/swissprojectionde.pdf;<br />

7. Dezember 2008.<br />

• Tabelle 2: Kohlstock, Peter: Kartographie. Eine Einführung. UTB. Paderborn:<br />

Ferdin<strong>an</strong>d Schöningh Verlag 2004.<br />

• Tabelle 3 - 5: Eigenproduktion.<br />

Seite 61 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

8 D<strong>an</strong>k<br />

• Ich möchte mich sehr herzlich bei Prof. Josef Vogt, Mathematiklehrer <strong>an</strong> der K<strong>an</strong>-<br />

tonsschule Sarg<strong>an</strong>s, bed<strong>an</strong>ken, der mich jederzeit unterstützt hat <strong>und</strong> mich bei Fragen<br />

stets kompetent beraten hat.<br />

• Zudem gilt mein D<strong>an</strong>k auch meinen Eltern, Mari<strong>an</strong>ne <strong>und</strong> Ruedi Aeschlim<strong>an</strong>n, <strong>die</strong><br />

ebenfalls zum Gelingen <strong>die</strong>ser Arbeit beigetragen haben.<br />

• Weiter bed<strong>an</strong>ke ich mich auch bei all jenen, <strong>die</strong> in irgendeiner <strong>an</strong>deren Form zum Re-<br />

sultat <strong>die</strong>ser Arbeit beigetragen haben.<br />

9 Deklaration der Eigenständigkeit<br />

„Ich habe <strong>die</strong> vorliegende Abschlussarbeit unter Benützung der <strong>an</strong>geführten Quellen selb-<br />

ständig entworfen, gestaltet <strong>und</strong> geschrieben.“<br />

________, den __________________ _____________________<br />

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.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

Anh<strong>an</strong>g<br />

I. Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzung Bedeutung Wert Bemerkung<br />

r E<br />

r Erdradius 6371 km teilweise in Skizzen<br />

R<br />

r Z<br />

Zylinderradius verschieden -<br />

Kartennetz<br />

zeigt alle: - Meridi<strong>an</strong>e mit Teiler 15<br />

- Breitenkreise mit Teiler 15<br />

-<br />

-<br />

-180°, -165°, …, -15°, 0°, 15°, …, 165°, 180°<br />

-90°, -75°, …, -15°, 0°, 15°, …, 75°, 90°<br />

II. Umrechnung von den Schweizer Projektionskoordinaten in ellipsoidische<br />

WGS-84 Koordinaten<br />

Da <strong>die</strong> K<strong>an</strong>tonsschwerpunkte in Schweizer Projektionskoordinaten <strong>an</strong>gegeben sind, müssen<br />

<strong>die</strong>se zuerst in Kugelkoordinaten umgew<strong>an</strong>delt werden. Für <strong>die</strong> Umw<strong>an</strong>dlung seien <strong>die</strong> folgenden<br />

Terme <strong>an</strong>gegeben.<br />

Auszug aus:<br />

Formeln <strong>und</strong> Konst<strong>an</strong>ten für <strong>die</strong> <strong>Berechnung</strong> der Schweizerischen schiefachsigen<br />

Zylinderprojektion <strong>und</strong> der Tr<strong>an</strong>sformation zwischen Koordinatensystemen;<br />

B<strong>und</strong>esamt für L<strong>an</strong><strong>des</strong>topographie swisstopo; Oktober 2008<br />

Quelle:<br />

http://www.swisstopo.admin.ch/internet/swisstopo/de/home/topics/survey/sys/refsys/swit<br />

zerl<strong>an</strong>d.parsysrelated1.24280.downloadList.37977.DownloadFile.tmp/swissprojectionde.pdf;<br />

25. J<strong>an</strong>uar 2008<br />

Näherungsformeln für <strong>die</strong> direkte Umrechnung von: Schweizer Projektionskoordinaten<br />

(y, x, h') ⇒ ellipsoidische WGS84-Koordinaten (λ, φ, h)<br />

(Genauigkeit im 0.1"-Bereich)<br />

Es h<strong>an</strong>delt sich dabei um eine Herleitung von U. Marti vom Mai 1999, basierend auf den Formeln aus [Bolliger, 1967]<br />

1. Die Projektionskoordinaten y (Rechtswert) <strong>und</strong> x (Hochwert) sind ins zivile System (Bern = 0 / 0)<br />

<strong>und</strong> in <strong>die</strong> Einheit [1000 km] umzuw<strong>an</strong>deln:<br />

y' = (y – 600000 m)/1000000<br />

x' = (x – 200000 m)/1000000<br />

Seite 63 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

.


Maturaarbeit 2009 <strong>Zylinderprojektionen</strong> / Geografischer Mittelpunkt<br />

2. Länge <strong>und</strong> Breite in der Einheit [10000"] berechnen:<br />

λ' = 2.6779094<br />

+ 4.728982 * y'<br />

+ 0.791484 * y' * x'<br />

+ 0.1306 * y' * x' 2<br />

- 0.0436 * y'3<br />

φ' = 16.9023892<br />

+ 3.238272 * x'<br />

- 0.270978 * y' 2<br />

- 0.002528 * x' 2<br />

- 0.0447 * y' 2 * x'<br />

- 0.0140 * x' 3<br />

h [m] = h' + 49.55<br />

- 12.60 * y'<br />

- 22.64 * x'<br />

3. Umrechnen der Länge <strong>und</strong> Breite in <strong>die</strong> Einheit [°]<br />

λ = λ' * 100 / 36<br />

φ = φ' *100 / 36<br />

4. Zahlenbeispiel<br />

gegeben: y = 700 000 m x = 100 000 m h' = 600 m<br />

⇒ y' = 0.1 x' = -0.1<br />

⇒ λ' = 3.14297976 φ' = 16.57588564 h = 650.55 m<br />

⇒ λ = 8° 43' 49.80" φ = 46° 02' 38.86"<br />

aus NAVREF: λ = 8° 43' 49.79" φ = 46° 02' 38.87" h = 650.60 m<br />

Diese Näherungen sind für <strong>die</strong> g<strong>an</strong>ze Schweiz besser als 0.12" in der Länge, 0.08" in der Breite <strong>und</strong><br />

0.5 Meter in der Höhe.<br />

Bemerkung zu den Höhen: In <strong>die</strong>sen Formeln wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass mit ellipsoidischen<br />

Höhen gearbeitet wird, wie sie z.B. mit GPS-Messungen erhalten werden. Wird mit 'Höhen über<br />

Meer' gearbeitet, so sind <strong>die</strong> Höhen im Meterbereich in beiden Systemen gleich. Sie müssen also<br />

in <strong>die</strong>sem Fall nicht umgerechnet werden.<br />

III. CD<br />

Im Anh<strong>an</strong>g befindet sich zudem eine CD mit einer digitalen Version <strong>die</strong>ses Dokuments, allen<br />

Abbildungen sowie dem Quellcode <strong>des</strong> „R“ für einzelne Abbildungen.<br />

Seite 64 von 64 J<strong>an</strong> Aeschlim<strong>an</strong>n<br />

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