Der schmale Weg - Dr. Lothar Gassmann
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gen Welten dahinter - die Höherentwicklung<br />
der Menschheit hin zum<br />
„Kosmos der Liebe“. Diese Vorstellung<br />
findet sich bei christlich geprägten<br />
Theosophen wie Johann Michael<br />
Hahn, Friedrich Christoph Oetinger,<br />
Theodor Böhmerle, Adolf Heller und<br />
Heinz Schumacher, aber ebenso bei<br />
Esoterikern und Sektierern wie Helena<br />
Petrovna Blavatsky, Rudolf Steiner,<br />
Anselm Grün oder Ivo Sasek. Nach<br />
deren Vorstellung gibt es am Ende<br />
keine Verdammten mehr. Die Hölle<br />
sei leer. Auch bei modernen Evangelikalen<br />
setzt sich diese angenehme Lehre<br />
immer mehr durch, etwa durch Bücher<br />
von Rob Bell und anderen.<br />
Eine andere Form der Allversöhnung<br />
vertritt der vom Calvinismus geprägte<br />
Theologieprofessor Karl Barth,<br />
der durch seine Lehren großen Einfluss<br />
auf weite Teile der Theologen-<br />
und Pfarrerschaft („Barthianer“) ausgeübt<br />
hat. Auch die Bewegung der<br />
Emerging Church wurde durch ihn<br />
beeinflusst. Er war wohl der bedeutendste<br />
Theologe im 20. Jahrhundert,<br />
aber leider kein bibeltreuer Mann.<br />
Barth führt aus, dass durch das stellvertretende<br />
Sühneopfer Jesu Christi<br />
alle Menschen mit Gott versöhnt seien,<br />
da Er die Verwerfung und das Gericht<br />
auf sich geladen hat. Dadurch aber sei<br />
kein Nicht-Christ - und zwar "kein einziger<br />
unter ihnen, und wenn er sich<br />
als der erbittertste und verstockteste<br />
Gottlose gäbe und gebärdete" - zur<br />
<strong>Der</strong> <strong>schmale</strong> <strong>Weg</strong> Nr. 2 / 2012 13<br />
"Geistlosigkeit" verurteilt. Vielmehr<br />
kann "keine Abwendung, keine Revolte<br />
und Resistenz und Ungebühr des<br />
Nicht-Christen etwas ändern, dass<br />
auch er in der von Gott gut, nämlich<br />
als äußerer Grund des Bundes und so<br />
auch zu seinem Heil geschaffenen -<br />
mehr noch: in der in Erfüllung dieses<br />
Bundes, in Vollstreckung der Erwählung,<br />
in der auch er erwählt ist, in Jesus<br />
Christus versöhnten Welt, dass<br />
auch er als ein mit Gott Versöhnter<br />
existiert". <strong>Der</strong> Geist "ist auch ihm verheißen.<br />
Er ist nicht einfach nicht sein<br />
Empfänger, Träger und Besitzer: er ist<br />
es noch nicht, indem er Jesus Christus<br />
noch nicht erkennt." 5<br />
Weil also - so Barth - in Christus alle<br />
verworfen und erwählt worden sind,<br />
werden schließlich auch alle gerettet.<br />
Sie haben es nur noch nicht erkannt.<br />
Also gilt es, das Erwählungshandeln<br />
Gottes in der Welt bekannt zu machen.<br />
Man muss den Leuten sagen:<br />
„Du bist schon in Christus erwählt. Du<br />
musst nur noch erkennen, dass du schon<br />
ein gerettetes Gotteskind bist.“<br />
Was aber geschieht mit denjenigen,<br />
welche die Heilsbotschaft nicht erreicht<br />
oder die sich ihr gegenüber verschließen?<br />
Sie existieren nach Barths<br />
Lehre dennoch als mit Gott Versöhnte.<br />
Eine ewige Verdammnis gibt es folglich<br />
für sie nicht. Damit aber hat<br />
Barth der Mission im biblischen Sinn,<br />
5 Karl Barth, Kirchliche Dogmatik IV/3, S. 410.