Fußball-WM 2010 - Schau Verlag Hamburg
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Rainer Holzschuh: „Wir können uns auf<br />
schnellen und noch kreativeren <strong>Fußball</strong> freuen!“<br />
Der Chefredakteur des <strong>Fußball</strong>magazins „Kicker“ über seine Favoriten – und unsere Elf<br />
Er beobachtet das internationale<br />
<strong>Fußball</strong>geschehen seit mehr als<br />
40 Jahren – und war in den 80er-<br />
Jahren auch pressesprecher des<br />
DFB: Rainer Holzschuh, 64. STIL sprach<br />
mit dem Chefredakteur des <strong>Fußball</strong>magazins<br />
„Kicker“ über die sportlichen Aspekte<br />
der anstehenden <strong>Fußball</strong>-<strong>WM</strong> – und über<br />
die Entwicklung des <strong>Fußball</strong>s in den nächsten<br />
Jahrzehnten.<br />
Rainer<br />
Holzschuh<br />
Der Journalist<br />
ist seit 1971<br />
beim „Kicker“ –<br />
mit einer Pause:<br />
Zwischen 1983<br />
und 1988 war er<br />
Pressesprecher<br />
des DFB<br />
stil Bei all den bekannten<br />
Risiken: War<br />
die Entscheidung<br />
richtig, die <strong>WM</strong> nach<br />
Südafrika zu geben?<br />
r a i n e r h o l z s c h u h<br />
Auch wenn zwischendurch<br />
immer<br />
wieder Fragen, gar<br />
Zweifel auftauchten:<br />
Afrika war dran mit<br />
der Vergabe. Südafrika<br />
ist ein traumhaft<br />
schönes Land. Die<br />
vorhandenen probleme<br />
zu bewältigen<br />
dürfte diesem Volk<br />
ein Ziel geben, um<br />
das es zu kämpfen<br />
lohnt und nach dem<br />
erwarteten Erfolg<br />
auch ein großes Stück<br />
mehr Zukunftsvisionen bringt.<br />
stil Worin sehen Sie den sportlichen Wert<br />
der <strong>WM</strong> in Südafrika?<br />
h o l z s c h u h Leider herrscht zur <strong>WM</strong>-Zeit<br />
Winter in Südafrika, auch wenn er anders<br />
ausgeprägt ist als in Mitteleuropa. Aber<br />
der <strong>Fußball</strong> entwickelt sich auch heute<br />
noch, vielleicht sogar schneller als früher.<br />
Die <strong>WM</strong> in Südafrika bietet die Chance,<br />
noch kreativer <strong>Fußball</strong> zu spielen als bei<br />
den beiden letzten Weltmeisterschaften.<br />
Spaniens Nationalmannschaft hat bei der<br />
letzten Europameisterschaft ein fantastisches<br />
Zeichen gesetzt.<br />
stil Der afrikanische <strong>Fußball</strong> war ja schon<br />
einmal weiter als heute. Wird die <strong>WM</strong><br />
dem Sport auf diesem Kontinent neuen<br />
Schwung geben?<br />
h o l z s c h u h Alle qualifizierten afrikanischen<br />
Nationen werden die <strong>WM</strong> <strong>2010</strong> als<br />
„ihre <strong>WM</strong>“ betrachten. Mit diesem<br />
„Heimvorteil“ im Rücken und den in europäischen<br />
Spitzenmannschaften noch<br />
intensiver geschulten Weltstars wie Drogba,<br />
Adebayor, Eto’o, Essien kann erstmals<br />
eine afrikanische Mannschaft bis unter<br />
die letzten vier kommen.<br />
stil Wir gehen mal davon aus, dass sich die<br />
deutsche Nationalmannschaft für die <strong>WM</strong><br />
qualifiziert: Wo sehen Sie die deutsche Elf<br />
ein Jahr vor der <strong>WM</strong>, wo stimmt es schon,<br />
wo fehlt es noch?<br />
h o l z s c h u h Es gibt so viele Aspekte, dass<br />
der platz nicht ausreicht – positiv wie<br />
negativ. Zum einen sehe ich noch etliche<br />
Gefahren für die Qualifikation, weil die<br />
technischen Mängel bei vielen deutschen<br />
Spielern nach wie vor der Weltklasse hinterherhinken<br />
– das schnelle passspiel ist<br />
nur rudimentär möglich, und die taktischen<br />
Defizite werden gegen defensiv<br />
stehende Teams immer wieder deutlich.<br />
Zudem fehlt es an einer breiter aufgebauten<br />
Hierarchie im Team. positiv fallen<br />
die in entscheidenden Situationen präsente<br />
Kampfkraft und der unerschütterliche<br />
Siegeswille ins Gewicht – ein seit<br />
Jahrzehnten erprobtes Erfolgsmittel.<br />
stil Wie beurteilen Sie die bisherige Arbeit<br />
von Bundestrainer Löw?<br />
h o l z s c h u h Jogi Löw ist ein sehr intelligenter<br />
Trainer und ein akribischer Arbeiter.<br />
Er muss mit den Spielern „leben“,<br />
die ihm die Bundesliga präsentiert. Die<br />
Ansätze des Trainerteams sind hervorragend,<br />
manchmal in der Umsetzung zu<br />
kompliziert.<br />
Zakumi – das Maskottchen der <strong>WM</strong> <strong>2010</strong><br />
stil Welche Spieler würden Sie noch in den<br />
Kader für die <strong>WM</strong> hineinnehmen?<br />
h o l z s c h u h Das ist oft ein Kurzzeit-Geschäft.<br />
Aber ich kann mir vorstellen, dass<br />
neben dem aktuellen Kader noch Talente<br />
wie der Neu-Stuttgarter Gebhart, Bochums<br />
Mavraj, Dortmunds Hummels,<br />
Leverkusens Kroos oder Schalkes Höwedes<br />
auf den Zug springen.<br />
stil Wer ist für Sie der Torwart Nummer<br />
eins in Deutschland?<br />
h o l z s c h u h Ich stehe auf Leverkusens<br />
Adler.<br />
stil Wer wird Weltmeister, wie heißen für<br />
Sie die Favoriten?<br />
h o l z s c h u h Weit vorn Spanien und England,<br />
sicherlich Argentinien; wie üblich<br />
mit Chancen Deutschland. Das große<br />
Fragezeichen ist für mich Brasilien.<br />
stil Mal ganz allgemein gefragt: Was macht<br />
für Sie den Reiz des <strong>Fußball</strong>s aus?<br />
h o l z s c h u h Wenn ich nach einer schnellen<br />
Ballstafette ein herrliches Tor erlebe, bin<br />
ich auch heute noch aus dem Häuschen.<br />
<strong>Fußball</strong> kann so langweilig sein, aber auch<br />
so wunderschön!<br />
stil Wohin entwickelt sich der <strong>Fußball</strong> spielerisch<br />
und taktisch in den nächsten 20<br />
Jahren?<br />
h o l z s c h u h Zu immer größerem Tempo-<br />
und Direktspiel, zu noch mehr Laufarbeit,<br />
zu schnellerem Umschalten von Defensive<br />
auf offensive.<br />
stil Tor-Schiedsrichter, Kamera, „Einschuss“<br />
statt Einwurf: An welche Regeländerungen<br />
wird sich nicht nur der Fan gewöhnen<br />
müssen?<br />
h o l z s c h u h Ich hoffe an keine. Weil ich<br />
auch mit Regeländerungen nicht viel positiveres<br />
bewirke. Mit „oberschiedsrichtern“<br />
und TV-Entscheidungen verzögere<br />
ich nur alle Abläufe.<br />
stil Zurück zur <strong>WM</strong> <strong>2010</strong>: Wie wird der<br />
„Kicker“ das Ereignis begleiten? Reisen Sie<br />
selbst nach Südafrika? Laufen jetzt schon<br />
erste Vorbereitungen?<br />
h o l z s c h u h Für mich beginnt die Vorbereitung<br />
auf eine <strong>WM</strong> immer mit dem Abpfiff<br />
der letzten <strong>WM</strong>. Ich war bereits dreimal<br />
in Südafrika, u. a. wegen Auslosung,<br />
vielen Gesprächen mit organisatoren,<br />
möglichen partnern etc. Wir werden mit<br />
zwölf bis vierzehn Redakteuren zur <strong>WM</strong><br />
reisen, jedes Spiel covern, über jedes Team<br />
Storys schreiben – da bedarf es einer ausgeklügelten<br />
strategischen Vorbereitung.<br />
In Hannover<br />
wurden die<br />
einzelnen Elemente<br />
für den<br />
Stadionbogen<br />
gefertigt (oben<br />
und rechts).<br />
Nach ihrer<br />
Fertigstellung<br />
wird die Arena<br />
in Durban ein<br />
Hingucker sein<br />
Durban<br />
Hingucker ist die 100 Meter hohe Bogenkonstruktion über dem Stadion<br />
Ein Bogen mit<br />
Symbolcharakter<br />
Keine <strong>WM</strong> ohne Salzgitter-Stahl: Für die Arena<br />
in Durban kam Grobblech aus Ilsenburg<br />
Eine aufwendige Bogenkonstruktion aus Ilsenburger<br />
Grobblech bildet das Herzstück des neu entstehenden<br />
<strong>WM</strong>-Stadions in Durban. Dort wird die zweitgrößte<br />
<strong>WM</strong>-Arena Südafrikas mit einem Fassungsvermögen<br />
von rund 70 000 Zuschauern gebaut. Sie ist damit etwa so groß<br />
wie die Allianz-Arena in München.<br />
Die Bogenkonstruktion ist 100 Meter hoch. Die Eiffel<br />
Deutschland Stahltechnologie GmbH (ehemals Krupp Stahlbau)<br />
verarbeitete in Hannover 1125 Tonnen Stahl der Güte<br />
S 355 aus Ilsenburg zu einem doppelläufigen Bogen, der das<br />
Spielfeld auf einer Länge von 340 Metern überspannen wird.<br />
Etwa auf der Hälfte sollen sich die beiden Bögen zusammenschließen<br />
und dann parallel zum anderen Ende des Stadions<br />
verlaufen. Abgewickelt hat das Geschäft der Salzgitter Mannesmann<br />
Stahlhandel in Hannover.<br />
Die Bögen in Durban sollen nach den Jahrzehnten der<br />
Apartheid ein Symbol für das Zusammenwachsen der Nation<br />
darstellen. Gleichzeitig soll der gesamte Komplex, aus der Luft<br />
betrachtet, die südafrikanische Flagge nachempfinden.<br />
Die Gäste des Stadions erwartet noch ein weiterer Höhepunkt:<br />
Auf dem Brückenbogen ist ein Skywalk geplant, der den<br />
Besuchern nicht nur einen Blick auf die Drei-Millionen-Metropole<br />
Durban selbst, sondern auch eine einzigartige Aussicht auf<br />
den nahen Indischen ozean bieten wird.<br />
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FoToS: DpA / EIFFEL DEUTSCHLAND STAHLTECHNoLoGIE GMBH