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Fußball-WM 2010 - Schau Verlag Hamburg

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Nach den Boomjahren<br />

Personalpolitik vor großen Herausforderungen<br />

Interview mit dem Personalvorstand des Salzgitter-Konzerns, Peter-Jürgen Schneider<br />

Die Wirtschaftskrise<br />

stellt auch<br />

die Personalpolitik<br />

der Unternehmen<br />

vor große Herausforderungen.<br />

Dabei gilt es, auf die<br />

wirtschaftlichen Umstände<br />

schnell zu reagieren, ohne<br />

die langfristigen Ziele und<br />

Strategien aus den Augen zu<br />

verlieren. STIL sprach mit<br />

Peter-Jürgen Schneider, Personalvorstand<br />

und Arbeitsdirektor<br />

der Salzgitter AG.<br />

stil Die Stahlbranche und<br />

besonders der Salzgitter-Konzern<br />

haben mehrere Boomjahre<br />

hintereinander erlebt. Wie schwer<br />

fällt die Umstellung auf die sich rasant<br />

verändernden Umstände?<br />

peter-j ü rg e n schneider Das ist nicht<br />

anders als bei Privatleuten. Nach einer<br />

Reihe von guten Jahren bedarf es einer<br />

Umgewöhnungszeit, wenn der Gürtel<br />

enger geschnallt werden muss. Im<br />

Salzgitter-Konzern sind wir jedoch<br />

immer mit den Füßen auf dem Boden<br />

geblieben, das macht diese Umstellung<br />

leichter.<br />

stil Mit welchen Mitteln und Maßnahmen<br />

reagiert der Salzgitter-Konzern?<br />

schneider Der Salzgitter-Konzern ist<br />

dezentral organisiert, damit waren wir in<br />

schneider Auch hierbei<br />

sind die Verantwortlichen<br />

auf allen Ebenen gefordert.<br />

Die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

in den Betrieben sind<br />

natürlich alle über die<br />

Wirtschaftskrise aus den<br />

Medien hinreichend unterrichtet.<br />

Es kommt nun<br />

darauf an, die daraus<br />

resultierenden Folgen<br />

für das jeweilige Unternehmen<br />

und den eigenen<br />

Arbeitsplatz darzustellen<br />

und ggf. notwendige<br />

Maßnahmen zu begründen<br />

und zu erläutern. Vorstandsrundschreiben<br />

reichen dafür nicht aus, die<br />

Verantwortlichen sind aufgefordert, das<br />

persönliche Gespräch zu suchen. Selbstverständlich<br />

haben hierbei auch die<br />

Peter-Jürgen Schneider,<br />

Personalvorstand<br />

„Unsere Personalinstrumente<br />

sind heute viel flexibler“<br />

schneider Auf längere Sicht gesehen hat<br />

die Stahlindustrie eine viel tiefer gehende<br />

Krise bereits hinter sich. Aus einstmals<br />

400 000 Beschäftigten in Deutschland<br />

sind heute weniger als 100 000 geworden,<br />

bei gleicher Produktionsmenge und<br />

deutlich höheren qualitativen Anforderungen.<br />

Niemals zuvor hat es jedoch einen<br />

so rasanten Absturz gegeben, bei<br />

dem nahezu alle Kundengruppen, sieht<br />

man von den Großrohren einmal ab,<br />

erhebliche Auftragseinbrüche zu verzeichnen<br />

haben. Glücklicherweise sind<br />

unsere Personalinstrumente heute viel<br />

flexibler als früher, und auch die sozialen<br />

Sicherungselemente, wie z. B. die Kurzarbeit,<br />

sind besser ausgebaut.<br />

stil Was muss in der Gesellschaft geschehen,<br />

was kann der Staat leisten, um die<br />

jetzige Situation zu meistern?<br />

schneider Ich bin mit den staatlichen<br />

Maßnahmen recht zufrieden. Es ist sehr<br />

schnell eine Ausweitung des Förderrahmens<br />

für Kurzarbeit von 6 auf 18 und<br />

demnächst wohl 24 Monate erfolgt. Die<br />

Arbeitsagenturen arbeiten in diesem<br />

Prozess äußerst kooperativ mit den Unternehmen<br />

zusammen. Es ist zu hoffen,<br />

dass die jetzt erst anlaufenden Investitionen<br />

in die Infrastruktur die gewünschte<br />

konjunkturbelebende Wirkung haben<br />

werden. Die von der öffentlichen Hand<br />

dafür bereitgestellten Summen sind jedenfalls<br />

beachtlich. Der Staat stößt mit<br />

seinen Konjunkturprogrammen natur-<br />

Infos vom Konzernchef: Prof. Dr. Leese auf der Tagung in Hannover<br />

Führungskräfte-Tagung<br />

Das Motto: „Stark bleiben“ in<br />

schwierigen Zeiten<br />

Auf dem Konzernforum sprach Ex-Kanzler Gerhard Schröder<br />

Der Aufsichtsrat der Salzgitter AG hat<br />

Prof. Dr. Wolfgang Leese einstimmig<br />

für den Zeitraum vom 1. Februar<br />

<strong>2010</strong> bis 30. Juni 2011 zum Vorsitzenden<br />

des Vorstandes der Salzgitter AG<br />

wiederbestellt. Prof. Leese vollendet<br />

im Juni 2011 sein 65. Lebensjahr, dem<br />

für Mitglieder des Vorstandes der<br />

Salzgitter AG längstmöglichen Bestellungszeitraum.<br />

Roland Flach, Vorstandsvorsitzender<br />

der Klöckner-Werke AG, wurde zusätzlich<br />

zu seinem Mandat bei Klöckner<br />

als neuer Vorstandsvorsitzender<br />

der KHS bestellt.<br />

Burkhard Becker wurde neben seinem<br />

Mandat als Vorstandsmitglied<br />

der KHS zum weiteren Vorstandsmitglied<br />

der Klöckner-Werke AG bestellt.<br />

Dr. Klaus Welters hat die Mannesmannröhren-Werke<br />

GmbH verlassen<br />

und ist seit dem 1. April 2009 Geschäftsführer<br />

der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahlrohre e. V.<br />

Betriebsräte eine wichtige vermittelnde<br />

Das bisher von Wolfgang Eging<br />

Funktion.<br />

stil Wie gelingt es, trotz der Wirtschaftskrise<br />

die langfristigen Ziele im Auge zu behalten?<br />

Wir denken hier an die Gestaltung<br />

des demografischen Wandels, die kontinu-<br />

Stark bleiben – so lautete das Motto<br />

der diesjährigen Führungskräftetagung<br />

des Salzgitter Konzerns<br />

in Hannover. Konzernchef<br />

Finanzvorstand Prof. Dr. Heinz Jörg Fuhrmann,<br />

die gesunde Bilanz- und Finanzstruktur<br />

des Konzerns heraus. „Wir verfügen<br />

über 4,4 Mrd. Euro Eigenkapital. Mit<br />

in Personalunion geführte Ressort<br />

„Kaltgefertigte Rohre“ der Mannesmannröhren-Werke<br />

GmbH wurde<br />

von Hubert Paris übernommen. Er<br />

wurde damit unter Beibehaltung seiierliche<br />

Übernahme von Auszubildenden?<br />

Prof. Dr. Wolfgang Leese unterstrich, dass dieser Ausgangslage sind wir vergleichweiner bisherigen Funktionen als Ge-<br />

Verantwortliche suchen das<br />

persönliche Gespräch<br />

den Boomjahren erfolgreich und rech-<br />

schneider Man muss auch in der Personalpolitik<br />

Strategie und Taktik auseinanderhalten.<br />

Bei der Strategie reden wir<br />

von langfristigen Aufgabenstellungen<br />

und Zielen. Dazu gehört die Bewältigung<br />

„Wir brauchen die Rückkehr<br />

von Vertrauen“<br />

das Motto einen hohen Anspruch an alle<br />

Konzernmitarbeiter und besonders an<br />

alle 320 Teilnehmer in Hannover formuliere.<br />

„Salzgitter genießt hohes Ansehen<br />

in der Stahlwelt und hat eine anerkannte<br />

se gut für die jetzige Zeit gerüstet.“<br />

Ganz klar benannten die Vorstände<br />

die Maßnahmen, die in den dezentralen<br />

Salzgitter-Gesellschaften zurzeit eingesetzt<br />

werden: Working capital reduzieren,<br />

schäftsführer der Salzgitter Mannesmann<br />

Précision GmbH und der Salzgitter<br />

Mannesmann Précision Etirage<br />

SAS als Mitglied in den Vorstand der<br />

Mannesmannröhren-Werke berufen.<br />

nen damit, auch die Krise damit gut des demografischen Wandels mit ent-<br />

Position inne“, sagte Leese. Dies gelte es das Ergebnisverbesserungsprogramm in-<br />

bewältigen zu können. Das bedeutet, sprechenden Maßnahmen für ältere Mitgemäß dann an eine Grenze, wenn die<br />

zu verteidigen.<br />

tensivieren,Kostensenkungspotenzi- Im Zusammenhang mit der Weiter-<br />

dass die operativ in den Gesellschaften arbeiter und auch die Sicherung des damit verbundene Verschuldung über-<br />

Was sind die Pluspunkte des Salzgitale analysieren und realisieren, Fremdleientwicklung der Salzgitter Mannes-<br />

Verantwortlichen die jeweils richtigen Nachwuchses für alle Ebenen in unseren bordet. Von daher verstehe ich die Zuter<br />

Konzerns? Leese nannte unter andestungen reduzieren, Kurzarbeit sowie flemann Précision GmbH wird die bis-<br />

Mittel und Maßnahmen für ihre Situa- Unternehmen. Diese strategischen Ziele rückhaltung, nicht schon über ein dritren<br />

den synergetischen Konzernverbund, xible Arbeitszeitmodelle. Hauptziel dieser herige Geschäftsführung um eine „ertion<br />

ergreifen müssen. Dabei reicht die bleiben, unabhängig von der gegenwärtes Programm reden zu wollen, wenn<br />

flache Hierarchien und schlanke Struk- Maßnahmen sei: Ausreichende Liquidität weiterte Geschäftsführung“ ergänzt.<br />

Palette von den glücklicherweise in den tigen Krise. Gleichwohl haben in der die Wirkungen der ersten beiden noch<br />

turen – auch im Vergleich zum Wettbe- für die kommende Zeit sichern.<br />

Mitglieder dieser Geschäftsführung<br />

letzten Jahren entwickelten Flexibilisie- aktuellen Situation natürlich die anste- nicht hinreichend abschätzbar sind. Wir<br />

werb. Weitere Punkte sind: ein ausgewo- Auch für den ehemaligen Bundes- sind jetzt auch Martin Kießling, zurungsinstrumenten<br />

wie Arbeitszeitkonhenden Beschäftigungsprobleme Priori- hoffen sehr, dass die Infrastrukturinvesgenes<br />

Produktportfolio mit einer breitkanzler Gerhard Schröder war die Wirtständig für Technik, und Volker Enten<br />

bis zur intensiven Nutzung der getät. Nur wenn wir den Konzern wirttitionen entsprechenden Stahlbedarf<br />

gefächerten Kundenstruktur, bei dem es schaftskrise der Bezugspunkt in seiner gelbert, zuständig für Personal.<br />

förderten Kurzarbeit. Es ist das erklärte schaftlich stabil halten, haben wir die nach sich ziehen. Die Finanzkrise hat<br />

keine Abhängigkeiten gepaart mit groß- Ansprache. Nach den „Exzessen im Fi-<br />

Ziel des Konzernvorstandes, die Beschäf- notwendigen Ressourcen zur Zukunfts- das Vertrauen der Menschen zerstört,<br />

er Risikoverteilung gibt. Es werde kontinanzbereich mit seinen dramatischen Dirk Schulte ist zum Geschäftsfühtigten<br />

zu halten und betriebsbedingte sicherung.<br />

und in der Folge ist es zu der gegenwärnuierlich<br />

investiert und der Konzern habe Folgen für die globale Wirtschaft“ forrer / Arbeitsdirektor der SZST Salz-<br />

Kündigungen zu verhindern.<br />

stil Sie blicken auf eine lange Berufsertigen Wirtschaftskrise gekommen. Wir<br />

sich nicht auf kostspielige M&A-Abenteuderte Schröder eine stärkere Regulierung gitter Service und Technik GmbH be-<br />

stil Dies alles verlangt den Mitarbeitern fahrung in der Stahlindustrie zurück. Gab brauchen die Rückkehr von Vertrauen<br />

er eingelassen. (Übernahmen anderer Un- der Finanzmärkte. Damit berge die Kristellt worden.<br />

einiges ab. Wie wird darüber kommuni- es schon mal eine vergleichbare Situation und Zuversicht, dann wird es auch wieternehmen,<br />

die Red.)<br />

se auch eine Chance, bessere Kontrollinziert?<br />

einer sich so rasant verschärfenden Krise? der aufwärts gehen.<br />

Besonders stellten Prof. Leese, wie auch strumente zu entwickeln.<br />

22 stil stil 23<br />

FoToS: PETER LENKE

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