Fußball-WM 2010 - Schau Verlag Hamburg
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Mit 205 Tonnen Grobblech aus Ilsenburg<br />
„Weit sichtbares Symbol aus Stahl“<br />
Klosterprojekt Ihlow nach neun Jahren Planung und Bauzeit feierlich eingeweiht<br />
Es war ein Tag wie bestellt für eine<br />
feierliche Eröffnungsveranstaltung<br />
mit wichtigen nationalen<br />
und internationalen Gästen: Die<br />
Frühlingssonne strahlte vom hellblauen<br />
Himmel auf das ehemalige Klostergelände<br />
der Zisterzienser im Ihlower Forst bei<br />
Aurich – und in den jahrhundertealten<br />
Eichen und Linden in der Umgebung wisperte<br />
ein leichter Wind. Rund 1500 Besucher<br />
erlebten die feierliche Einweihung des<br />
Klosterprojektes Ihlow mit – die Kirche<br />
aus dem 13. Jahrhundert ist als Teilrekonstruktion<br />
aus Stahl wiedererstanden.<br />
Lang war die Liste der Ehrengäste und<br />
Redner, angeführt vom niedersächsischen<br />
Ministerpräsidenten Dr. Christian Wulff<br />
und der evangelischen Landesbischöfin<br />
Dr. Margot Käßmann. Beide lobten die<br />
Initiatoren des Ihlow-Projekts als Visionäre<br />
mit Sinn für das Machbare.<br />
Prof. Dr. Wolfgang Leese, Vorstandsvorsitzender<br />
der Salzgitter AG, erinnerte<br />
in seinem Grußwort an die Rolle seines<br />
Unternehmens bei der Realisierung:<br />
„Ministerpräsident Dr. Wulff bat uns im<br />
Jahre 2003, die Teilrekonstruktion der<br />
Klosterkirche in Form einer Stahlskelettbauweise<br />
zu unterstützen.“<br />
Der Konzern lieferte wunschgemäß<br />
205 Tonnen Grobbleche aus eigener Produktion,<br />
dazu kamen noch 90 Tonnen<br />
Rundrohre, Hohlprofile und Stabstahl.<br />
Prof. Leese weiter: „Unser Salzgitter<br />
Mannesmann Stahlhandel hat in der<br />
Lo gistikkette eine wichtige Mittlerfunktion<br />
übernommen. Bei der Berechnung –<br />
unter anderem der Windlasten – konnte<br />
auf das Wissen unserer Stiftungsprofessur<br />
an der Technischen Universität Braunschweig<br />
zu rückgegriffen werden. Hier in<br />
Ihlow entstand mit unserem Stahl ein für<br />
alle sichtbares Symbol, das nachhaltig ist –<br />
wie unser Werkstoff. Und das erfüllt uns<br />
mit Freude.“<br />
Ihlow: Einst stand hier die größte Klosteranlage<br />
zwischen Bremen und Groningen.<br />
„Schola Dei – Schule Gottes“ hieß das<br />
Zisterzienserkloster, das 1529 als Folge von<br />
Reformation und Säkularisierung abgerissen<br />
und jetzt als Teilrekonstruktion aufgebaut<br />
wurde.<br />
Der Entwurf für die Anlage stammt von<br />
einem dänischen Architektenbüro. Bernhard<br />
Buttjer, Vorsitzender des Klostervereins<br />
Ihlow, verweist auf das Besondere der<br />
Konzeption: „Dies ist keine 1:1-Rekonstruktion,<br />
sondern eine Imagination – ein<br />
Projekt, das Platz lässt für die Fantasie<br />
eines jeden Besuchers.“<br />
Unter dem ehemaligen Altar der Kirche<br />
entstand ein „Raum der Spurensuche“.<br />
Dort finden Gottesdienste statt, er ist aber<br />
auch für individuelle Meditation geöffnet.<br />
Darüber erhebt sich ein Ensemble von<br />
nachempfundenen Pfeilern und Gewölben,<br />
das das Raumerlebnis in der romanogotischen<br />
Kirche wieder aufleben lässt.<br />
Und von einer Plattform auf dem angedeuteten<br />
Dach in etwa 30 Metern Höhe<br />
kann der Besucher die umgebende Landschaft<br />
betrachten.<br />
Mit welcher Liebe zum Detail in Ihlow<br />
gearbeitet wird, zeigt folgendes Beispiel:<br />
Um möglichst originalgetreue Steine für<br />
die Pfeiler verbauen zu können, fuhr man<br />
bis zur polnisch-ukrainischen Grenze.<br />
Bernhard Buttjer: „Erst dort fanden wir<br />
eine Ziegelei, die zu bezahlbaren Preisen<br />
ein Muster per Hand duplizieren konnte.“<br />
Und: In jedem Pfeiler wurde ein Originalstein<br />
aus anderen ostfriesischen Klöstern<br />
verbaut.<br />
Die Pläne für das Großprojekt werden<br />
seit dem Jahr 2000 verfolgt. Durch die Verbindung<br />
von Schöpfung, Umwelt und<br />
nachhaltiger Nutzung soll die Atmosphäre<br />
des Ortes im Laufe der Jahre immer tiefer<br />
erlebbar werden.<br />
Die Ihlower Klosterkirche war damals<br />
68 Meter lang und 35 Meter breit. Als<br />
Folge von Reformation und Säkularisierung<br />
wurde die Kirche des Klosters 1529<br />
zerstört. Die benachbarten Wirtschaftsgebäude<br />
dienten bis zum Bau eines Jagdschlosses<br />
1612 als Jagdaufenthalt der<br />
ostfriesischen Grafen. Im 18. Jahr-<br />
hundert wurde an der Kloster-<br />
stätte ein Forsthaus errichtet.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.kloster-ihlow.de<br />
Ort der<br />
Besinnung:<br />
der „Raum<br />
der Spurensuche“<br />
(links).<br />
Die feierliche<br />
Einweihung<br />
besuchten<br />
1500 Gäste<br />
Feierliche Einweihung der Klosterstätte Ihlow<br />
(großes Foto). Es sprachen u. a. Prof. Dr. Leese<br />
(oben) und Niedersachsens Ministerpräsident<br />
Dr. Christian Wulff (unten, 2. v. r.)<br />
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