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III.4 KRITIK AN DER METHODIK 103<br />

10,8(58) Jahren ausüben. Folglich wäre anzunehmen, das in einer solchen Gruppe keine<br />

Persönlichkeiten hoher Eigenschaftsangst zu finden sind. Eine Untersuchung von BREIVIK<br />

(1999) zu Persönlichkeitsmerkmalen von sogenannten Risikosportlern belegt diese These:<br />

Erfahrene Fallschirmspringer zeichnen sich unter anderem durch niedrigere Werte der<br />

Eigenschaftsangst aus (vgl. BREIVIK 1999, 21f). Somit lässt sich das Auftreten der geringen<br />

STAI-Werte in dieser Untersuchung durch den Filter-Effekt der fortwährenden Ausübung des<br />

Fallschirmsports erklären 114 .<br />

Weiterhin stellt die internationale Zusammensetzung der Probandengruppe sicherlich einen<br />

großen Vorteil dar, wenn man wirklich hochgradig professionelle Fallschirmspringer untersuchen<br />

will. Jedoch stellt sich die Frage, ob Angst innerhalb verschiedener Kulturen nicht<br />

unterschiedlich erlebt bzw. interpretiert wird (vgl. ANSHEL et al. 1997, 145).<br />

Solche kulturabhängig verschiedenen Auslegungsweisen des Angsterlebens oder -verarbeitens<br />

könnten das Untersuchungsergebnis erheblich verfälschen. Allerdings ist zu beachten, dass<br />

derartige internationale Unterschiede hauptsächlich im Rahmen der Angstbewältigung<br />

aufgeführt werden. Somit behielten die erhobenen Messdaten von momentanen Angstwerten<br />

115 und sportlicher Leistung ihre Gültigkeit. Gegebenenfalls wären nur unterschiedliche<br />

Schlussfolgerungen hinsichtlich der praktischen Ergebnisrelevanz und der Umsetzung für ein<br />

Training mit „optimaler“ Coping-Strategie aus den Untersuchungsergebnissen der internationalen<br />

Probanden zu erwarten.<br />

Einen weiteren Kritikaspekt stellen in diesem Zusammenhang der internationalen Probandengruppe<br />

auch die verschiedenen Sprachen dar; dieser Gesichtspunkt wird im Hinblick auf die<br />

in der Untersuchung verwendeten Fragebögen im nächsten Abschnitt dargestellt.<br />

Letzter systematischer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass die Angst nicht synchron zur<br />

Leistungssituation gemessen werden konnte. Gerade bei der Kürze der Anforderungsdauer<br />

beim Freifallformationsspringen finden alle leistungsentscheidenden Ereignisse in Sekundenbruchteilen<br />

statt. In Anbetracht der Tatsache, dass innerhalb dieses so kurzen Zeitintervalls<br />

Hormonausschüttungen stattfinden, die ein Selbsterleben u.U. verfälschen, können viele<br />

Erlebnisse bereits vergessen oder beschönigt sein, was für die Angstmessung nach der<br />

114<br />

Dieser Filtereffekt scheint beim Fallschirmspringen besonders früh einzusetzen: Etwa 85% aller Teilnehmer<br />

von Erstspringerkursen führen ihre Ausbildung nicht weiter fort (vgl. BREIVIK 1999, 11).<br />

115<br />

Diese Angstwerte sind ja als stetiges Endergebnis oder „Output“ des dynamischen Prozesses von Angst-<br />

erleben und Angstbewältigung anzusehen.

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