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Querstand Nr. 13 Jg. 10 SS 2005 - Querstand - Zeitschrift für junge ...

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ISNN Mitteilungen des DVSM e.V. Heft <strong>13</strong> <strong>Jg</strong>. <strong>10</strong> <strong>SS</strong> 05<br />

Dossier<br />

Wanderer zwischen Welten – der Musikkritiker<br />

Kolumne<br />

„Kaum mehr als Barbarei“: Berliner Musikwissenschaft<br />

am Limit<br />

I<strong>SS</strong>N 1861-3055<br />

Nachschlag<br />

Berichte über die DVSM-Symposien in Bonn,<br />

Hamburg und Bochum


Inhaltsverzeichnis<br />

Editorial ........................................................................................................................................................................................... 1<br />

DVSM AKTUELL<br />

„Musik und Krieg“ – Einladung zum 20. DVSM-Symposium <strong>2005</strong> in Tübingen ............................................................. 2<br />

Spielfeld Musik – „Musik im Spiel“: Bericht vom 19. DVSM-Symposium 2004 in Bonn ................................................ 4<br />

DVSM-Symposium 2006 in Deiner Stadt!? ............................................................................................................................... 23<br />

DO<strong>SS</strong>IER<br />

„Wanderer zwischen den Welten“ – Der Musikkritiker .......................................................................................................... <strong>10</strong><br />

NEUERSCHEINUNG<br />

„Form follows Function“ – Zwischen Musik, Form und Funktion ..................................................................................... 12<br />

KOLUMNE<br />

„Kaum mehr als Barbarei“ ........................................................................................................................................................... <strong>13</strong><br />

MUWI INTERNATIONAL<br />

„Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh’n?“ – Musikwissenschaft in Spanien .......................................................... 15<br />

Studienführer Musikwissenschaft ................................................................................................................................................ 18<br />

WWW-TIPP<br />

Online-Tutorial „Archive“ ............................................................................................................................................................ 28<br />

NACHSCHLAG<br />

Musik als Mobilar? „Form follow Function“ – Bericht vom 18. DVSM-Symposium in Hamburg ................................ 19<br />

Musiktheaterwissenschaft: eine interdisziplinäre Herausforderung? – Das 17. DVSM-Symposium in Bochum ......... 24<br />

Artikelserie über Musiktheaterwissenschaft – Online-Publikation der Bochumer Symposiumsbeiträge....................... 27<br />

Impressum ....................................................................................................................................................................................... 29<br />

Urheber, die nicht erreicht werden konnten, werden zwecks Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.


Editorial<br />

Nach fast dreijähriger Pause meldet sich der <strong>Querstand</strong> mit<br />

dieser Ausgabe im neuen Gewand und frischem inhaltlichen<br />

Konzept zurück im Ensemble der musikwissenschaftlichen<br />

Periodika. Der neue <strong>Querstand</strong> versteht sich nicht nur<br />

als Organ des DVSM e.V., sondern will vor allem die inhaltlichen<br />

Debatten innerhalb der <strong>junge</strong>n Musikwissenschaft<br />

spiegeln und mit streitbaren Impulsen befeuern.<br />

Neue Blickwinkel, unterschiedlichste Gedanken zur Musik<br />

und Musikforschung, vielfältigste Themen werden hier ihre<br />

Plattform finden. Dabei wählen wir Formen, die dem Gegenstand<br />

zur Breite verhelfen wollen. Ob rein betrachtend,<br />

abwägend, polemisch zugespitzt, ironisch überhöht: Der<br />

<strong>Querstand</strong> will nur eins in konstruktiver Weise beflügeln:<br />

das Nachdenken über Musik.<br />

Im Sinne einer lebendigen Debatte zählt der <strong>Querstand</strong> deshalb<br />

auf seine Leserinnen und Leser: Wortmeldungen,<br />

gleich über welchen Kommunikationskanal, sind nicht nur<br />

erwünscht, sondern vehement erhofft!<br />

Drei Jahre Veröffentlichungspause haben die Berichte über<br />

die jüngsten DVSM-Symposien der letzten Jahre zu einem<br />

regelrechten Berg anwachsen lassen: Bonn, Hamburg, Bochum<br />

waren die letzten Stationen, die in alter Kontinuität<br />

früherer Ausgaben hier dokumentiert werden sollen. Tübingen<br />

lädt Ende September zum 20jährigen Jubiläum ein!<br />

Die Restrukturierung des Verbands hinterlässt in diesem<br />

Jahr auch seine Spuren im <strong>Querstand</strong>; ob neue Mitglieder-<br />

Betreuung, diverse Webangebote oder Kontaktdaten – in<br />

dieser Ausgabe fassen wir alles Neue zusammen. Außerdem<br />

behält der <strong>Querstand</strong> besonders <strong>junge</strong><br />

MusikwissenschaftlerInnen im Blick, zum Beispiel mit Tipps<br />

<strong>für</strong> hilfreiche Web-Tutorials oder der Reihe MuWi International.<br />

Der inhaltliche Schwerpunkt aber wird im Dossier, das in<br />

dieser Ausgabe aufgrund der Fülle der aufzuarbeitenden<br />

Verbandsthemen noch schmaler als geplant ausfällt, und in<br />

der Kolumne liegen. Das Dossier stellt als Forum den Ort<br />

dar, an dem durch inhaltlich breit gefächerte Statements<br />

und Aufsätze ein umfassendes Meinungsbild entstehen soll.<br />

Das neue Konzept klingt ehrgeizig vielfältig, ist ein Spagat<br />

zwischen Diskussion und umfassender Information. Aber<br />

vor allem zählt es idealistisch auf die vernehmbar (!) klingenden<br />

Stimmen im Ensemble der <strong>junge</strong>n Musikwissenschaft.<br />

Ganz herzlich möchte ich mich auch bei allen AutorInnen<br />

bedanken, die mit Engelsgeduld die Überarbeitung dieser<br />

ersten neu gestalteten Ausgabe ertragen haben. Nun ist es<br />

endlich soweit! In diesem Sinne wünsche ich eine anregende<br />

Lektüre, und freue mich auf reges Interesse und Dialog<br />

mit und unter den Leserinnen und Lesern.<br />

Lydia Grün<br />

Schriftleitung (querstand@dvsm.de)<br />

PS: Die Deutsche Bücherei hat uns gerade <strong>für</strong> Print und Online<br />

eine I<strong>SS</strong>N-Nummer vergeben (siehe Impressum S. 29)!<br />

EDITORIAL<br />

I


DVSM AKTUELL<br />

„Musik und Krieg“<br />

Einladung zum 20. DVSM-Symposium<br />

Vom 28. September bis zum 1. Oktober <strong>2005</strong> findet am<br />

Institut <strong>für</strong> Musikwissenschaft der Eberhard-Karls-Universität<br />

Tübingen das 20. DVSM-Symposium statt. Studierende<br />

und <strong>junge</strong> ForscherInnen sind herzlich eingeladen, am<br />

Symposium „Musik und Krieg“ aktiv teilzunehmen!<br />

Krieg und Friedensschlüsse waren schon immer Gelegenheit<br />

<strong>für</strong> KomponistInnen, sich mit der Thematik Krieg<br />

künstlerisch auseinander zu setzen, das Kampfgeschehen<br />

klanglich darzustellen, zu kommentieren, möglicherweise<br />

direkt musikalisch einzugreifen und zum jeweiligen Anlass<br />

Werke beizusteuern.<br />

Musik genutzt bzw. missbraucht. Auf der anderen Seite ist<br />

aber auch eine gegenläufige Strömung zu beobachten, in<br />

der die negativen Seiten der feindlichen Auseinandersetzungen<br />

auf die Bevölkerung angesprochen werden.<br />

Die Auswirkungen der kriegerischen Handlungen machen<br />

sich unmittelbar in kriegsbedingten Besetzungsreduktionen<br />

und im bewussten Schweigen von KomponistInnen bemerkbar.<br />

Hinzu kommen direkt aus der Kriegssituation resultierende<br />

Formen der Musikausübung, wie zum Beispiel<br />

die KZ-Orchester während des Zweiten Weltkriegs.<br />

Kontakt:<br />

Annemarie Firme<br />

a.firme@dvsm.de<br />

Anschrift:<br />

DVSM e.V.<br />

c/o Institut <strong>für</strong> Musikwissenschaft,<br />

Fachschaft<br />

z.H. Annemarie Firme<br />

Schulberg 2<br />

D-72070 Tübingen<br />

URL: www.musik-undkrieg.de<br />

II<br />

Auf einer eher metaphorischen und allegorischen Ebene<br />

wird die Kriegsthematik in Madrigalen behandelt. Über den<br />

Bereich der Kunstmusik hinaus gehört auch militärische<br />

„Gebrauchsmusik“, wie etwa Janitscharenmusik, Trompetensignale,<br />

Hymnen, Schlachtengesänge und Militärmusik<br />

ebenfalls zum Thema „Musik und Krieg“. Nicht zuletzt im<br />

Genre der Filmmusik lassen sich aufschlussreich die Bezüge<br />

zwischen dargestelltem Krieg und der zugehörigen Musik<br />

untersuchen.<br />

Die unmittelbare Wirkung der Musik auf die Psyche des<br />

Menschen wurde in Kriegszeiten gezielt dazu eingesetzt,<br />

massenwirksame Propaganda zu betreiben und die eigenen<br />

Truppen moralisch zu unterstützen. Auch zur psychologischen<br />

Kriegsführung gegen den Feind wurde und wird<br />

Mit dem Thema „Musik und Krieg“ wollen die Tübinger<br />

OrganisatorInnen nicht ausschließlich MusikwissenschaftlerInnen<br />

ansprechen. Eingeladen sind ausdrücklich<br />

auch Studierende und <strong>junge</strong> ForscherInnen anderer Fächer,<br />

die sich mit dieser Thematik auseinander setzen, da die (auch


was den historischen Rahmen anbelangt) offen gehaltene<br />

Themenbeschreibung trotz der Beschränkung auf Musik<br />

im Titel sicher reichlich interdisziplinäre Anregungen etwa<br />

<strong>für</strong> TheologInnen, SoziologInnen, PsychologInnen,<br />

KunsthistorikerInnen, MedienwissenschaftlerInnen und<br />

PhilosophInnen bietet, die zur Vielfalt der Vorträge und<br />

Diskussionen beitragen und sich ihrerseits von der fächerübergreifenden<br />

Relevanz unserer Disziplin überzeugen können.<br />

Junge Studierende und ForscherInnen aller Fachrichtungen<br />

sind herzlich eingeladen, ihre wissenschaftlichen Arbeiten<br />

und Gedanken zum Thema „Musik und Krieg“ in<br />

Tübigen zu diskutieren! KünstlerInnen und Ensembles sind<br />

sehr willkommen das Programm des Symposiums durch<br />

ihr Wirken zu bereichern.<br />

Nähere Informationen finden sich auf der Kongress-<br />

Website http://www.musik-und-krieg.de/ und im<br />

Internetangebot des DVSM http://www.dvsm.de/.<br />

Weitere Details können direkt bei Annemarie Firme<br />

(Organisationsteam) erfragt werden: a.firme@dvsm.de<br />

oder<br />

DVSM e.V.<br />

c/o Institut <strong>für</strong> Musikwissenschaft, Fachschaft<br />

z.H. Annemarie Firme<br />

Schulberg 2<br />

D-72070 Tübingen<br />

Neue Bankverbindung des DVSM!<br />

Im Zuge der Reorganisation hat der DVSM nun ein neues<br />

Vereinskonto. Das Konto in München besteht nicht mehr!<br />

Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaft<br />

Deutsche Bank, Berlin<br />

Kontonummer 43 58 79 2<br />

Bankleitzahl <strong>10</strong>0700 24<br />

IBAN DE18<strong>10</strong>0700240435879200<br />

BIC/SWIFT-Code DEUTDEDBBER<br />

Wir freuen uns auf die Mitgliederbeiträge <strong>2005</strong> (zur Erinnerung<br />

ab 5,00 EUR) oder sonstige, auch projektbezogene<br />

Spenden! Alle Zuwendungen werden mit einer Spendenbescheinigung<br />

bestätigt und sind damit steuerlich absetzbar.<br />

Gerne kann uns auch eine Ermächtigung zum Einzug als<br />

Lastschrift ausgehändigt werden. Ein entsprechendes Formblatt<br />

kann als PDF von der DVSM-Homepage<br />

(www.dvsm.de/html/kontakt.html) herunter geladen werden.<br />

Bitte unterschreiben und dann postalisch an Lydia<br />

Grün, Christburger Str. 28, <strong>10</strong>405 Berlin oder per Fax an<br />

030 - 44 32 4850 senden.<br />

Fragen zu Finanzen des DVSM, sei es administrativer Natur<br />

oder bezüglich Verwendungszwecken und projektbezogenen<br />

Spenden, beantwortet die Kassenwärtin (Lydia<br />

Grün) immer gerne unter finanzen@dvsm.de.<br />

DVSM AKTUELL<br />

III


DVSM AKTUELL<br />

Website:<br />

www.musik-im-spiel.de<br />

Der Tagungsbericht ist<br />

in Vorbereitung und erscheint<br />

im transcript<br />

Verlag.<br />

IV<br />

Spielfeld Musik<br />

„Musik im Spiel“<br />

Das 19. Internationale Studentische Symposium des DVSM e.V.<br />

fand vom 29. September bis 2. Oktober 2004 am Musikwissenschaftlichen<br />

Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn<br />

statt.<br />

„Musik im Spiel“ lautete das übergreifende Thema des letzten<br />

DVSM-Symposiums in Bonn. Und „spielerisch frei“<br />

hatten die OrganisatorInnen auch das Spektrum der Tagung<br />

angelegt. Durch die Wahl eines breiten Nenners eröffneten<br />

sie die Möglichkeit, sich thematisch nicht nur in<br />

den Grenzen der Musikwissenschaft aufzuhalten, diese auszuschöpfen,<br />

sondern auch darüber hinaus zu gehen. Die<br />

Rechnung der OrganisatorInnen ging auf: Die Beiträge umrissen<br />

einen vielfältigen „Spiel-“Raum: 23 ReferentInnen<br />

aus Deutschland, den USA, Großbritannien, Schweden und<br />

Spanien präsentierten ihre Forschungsergebnisse, in denen<br />

„Musik im Spiel“ war. Vertreten waren sowohl die „traditionelle“<br />

Musikwissenschaft bspw. mit Analysen zum Musiktheater<br />

oder Ensemblemusik, die Medienwissenschaft mit<br />

Aspekten zu Musik in Computerspielen, Filmmusik, Sounddesign,<br />

Musikvideos etc., die Musikethnologie, die Musikpsychologie<br />

als auch die Musikpädagogik.<br />

„Vor-Spiel“<br />

Eröffnet wurde das Symposium durch den neuen Rektor<br />

der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Prof.<br />

Dr. Matthias Winiger. Dieser zeigte sich begeistert sowohl<br />

von der Thematik, die in seinen Augen eine neue, zukunftsweisende<br />

Richtung der Musikwissenschaft symbolisiert, als<br />

auch von dem Engagement der Studierenden, die dieses<br />

internationale Symposium in Eigenregie – intensiv unterstützt<br />

vom Vorstand des Musikwissenschaftlichen Seminars<br />

– organisiert hatten. Dieser motivierenden Eröffnung folgten<br />

die Grußworte des Geschäftsführenden Direktors des<br />

Musikwissenschaftlichen Seminars, Prof. Dr. Erik Fischer,<br />

der Vorsitzenden des DVSM e.V., Simone Lahutta, und der<br />

Leitung des Organisationsteams, Annika Lindemann und<br />

Björn Müller. Die Bonner Musikwissenschafts-Studentin<br />

Stefanie Theisinger präsentierte zwischen den Grußworten<br />

Klavierwerke von Brahms, Beethoven und Debussy.<br />

Den Auftakt zu den Vorträgen machte PD Dr. Sebastian<br />

Klotz (Berlin) mit „Manier, Haltung, Konzept. Zur Archäologie<br />

musikalischer Spielwelten“. Klotz stellte dar, was vor<br />

dem eigentlichen Musizieren an Spielerischem stehen kann<br />

und widmete sich skurrilen Apparaten, wie<br />

Komponierkästchen, Würfelspielen, musikalischen<br />

Farbklavieren, Fantasiermaschinen in einem zeitlichen Bogen<br />

von Athanasius Kircher (17. Jh.) bis hin zu Johann<br />

Philipp Kirnberger (18. Jh.).<br />

Nach dem offiziellen Sektempfang wurde die Installation<br />

„GREEN“ von Peter J. Brown (London) und Barry L.<br />

Roshto (Bonn) eröffnet, die während des ganzen Symposiums<br />

zu besichtigen war. „GREEN“ ist eine audiovisuelle<br />

Installation, die mit den sich im Raum bewegenden Personen<br />

interagiert, indem einerseits die Bewegungen der Besucher<br />

durch eine Kamera aufgezeichnet und auf eine Leinwand<br />

projiziert und mit Standbildern und Animationen<br />

kombiniert wird. Auch die MIDI-Signale werden durch die<br />

Bewegung der Besucher im Raum hervorgerufen.


Musik und Spiel in den Medien<br />

Der erste Vortragsblock widmete sich in erster Linie dem<br />

Verhältnis Musik und Spiel in den neuen Medien. Barry<br />

Roshto (Bonn) präsentierte das Thema „Instruments, Tools<br />

and Toys – Kontrolle und Wahrnehmung jenseits des instrumentalen<br />

Paradigmas“. Roshto beschäftigte sich mit<br />

neueren Formen interaktiver Mediensysteme und stellte als<br />

Beispiele mehrere interaktive Music Games vor. So als ältestes<br />

Game Parappa, the Rapper (1997), in dem der Spieler<br />

einen Rap-Song konstruieren muss, wobei Qualitätsmerkmale,<br />

wie Komplexität des Rhythmmus’, melodische<br />

Vielfalt etc., während des Spielverlaufs bewertet werden.<br />

Mehr sportliche Leistung verlangte das Spiel Dance Dance<br />

Revolution (1998) dem Spieler ab, bei dem ein oder auch<br />

mehrere Personen auf einem Teppich mit den Füßen Buttons<br />

berühren und so die Musik „steuern“.<br />

Der nachfolgende Vortrag von Nicole Janku (Erlangen)<br />

„Von Filmmusik zu Sounddesign“ führte inhaltlich in bekanntere<br />

Gewässer. Janku stellte in ihrer Präsentation die<br />

Technik hinter der Filmmusik in den Vordergrund und<br />

vernachlässigte die Dramaturgie, die jedoch nach wie vor<br />

im Fokus der aktuellen Filmmusikforschung steht. Die drei<br />

verschiedenen Aspekte des Sound Design (Dialog, Musik<br />

und Geräusch/Atmosphäre) führte Janku anschaulich in<br />

den Filmen Modern Times, Der große Diktator und schließlich<br />

2001 vor. Weiterhin wurden die verschiedenen Sound-Techniken<br />

vorgestellt (Dolby, THX etc.) und deren Verzahnung<br />

mit Vertrieb und Marketing – gerade in Anbetracht der<br />

steigenden Konkurrenz durch das DVD-Format.<br />

Rebecca Sarholz (Bonn) widmete sich in ihrem Vortrag<br />

„Probleme der musikalischen Analyse innerhalb von Musikvideo-Analysen<br />

am Beispiel von Björk: Human Behaviour –<br />

Isobel – Bachelorette“ den alltäglichen Phänomenen der<br />

Medienwelt. Sie hinterfragte die gängigen Analysekonzepte<br />

und stellte ihnen ein Modell entgegen, das Musikvideos als<br />

Visualisierung von Musik versteht, also einen Hauptfaktor<br />

„Musik“ annimmt und darauf aufbauend die visuelle Ebene<br />

des Videos betrachtet. Dieser diskursiven These schloss<br />

sich die Frage nach den Eigenheiten des synästhetischen<br />

Effekts aus der Verknüpfung der Ebenen im Video an.<br />

Das Spiel von Musik<br />

Nach der Mittagspause ging es zunächst in zwei zeitgleichen<br />

Panels weiter. Während Andreas Engström (Stockholm)<br />

die experimentelle Szene der 1960er Jahre in Schweden<br />

vorstellte, schlug Sina Hirth (Tübingen) den Bogen zum<br />

Eröffnungsvortrag des Vortages, indem sie diverse „Musi-<br />

DVSM AKTUELL<br />

Der Tanz „in“ der Installation<br />

GREEN führte<br />

bei einigen Besuchern<br />

zu ekstatischen Zuständen...<br />

V


DVSM AKTUELL<br />

Nur Musik im Kopf<br />

beim Pausengespräch<br />

auf der Dachterasse.<br />

VI<br />

kalische Spielkarten“ beginnend im 15. Jahrhundert vorstellte.<br />

Paula Matthusen (New York) bezog in ihrem Beitrag<br />

„Musical Games and Emergent Behavior in Ensemble<br />

Music“ den spielerischen Umgang mit Musik auf die heutige<br />

Zeit und stellte eigene Werke, z.B. das Streichquartett In<br />

Memory of an Anthill vor, in dem verschiedene „Boxen“ innerhalb<br />

der einzelnen Stimmen kombiniert werden und so<br />

<strong>für</strong> die musikalische Fortentwicklung des Werkes sorgen.<br />

Verstärkt wird dieser „Spiel“-Aspekt aber noch während<br />

der Aufführung durch das Interagieren der einzelnen<br />

MusikerInnen miteinander.<br />

Im zweiten Panel präsentierte Elena Konstatinou (London)<br />

ihr Referat „Playing with mind, body, sight and sound: a<br />

new look at Skalkottas’ piano music“. Darin zeigte sie die<br />

spielerischen Aspekte in Nikos Skalkottas Klaviermusik auf<br />

und ging weiterhin auf das Spiel des Komponisten mit den<br />

mentalen, visuellen, technischen und auditiven Aspekten<br />

des Komponierens, Aufführens und Hörens der Musik ein.<br />

Im Anschluss präsentierte Stanislava Vajarova (London) ihre<br />

Forschung zu den Wechselwirkungen von Musik und Malerei,<br />

wobei sie sich auf Sir Isaac Newton bezog, der die<br />

sieben Grundfarben mit den sieben Tonlagen in Verbindung<br />

brachte. Vajarova schloss daraus, dass aus einer<br />

Synästhesie der beiden Künste, Musik innerlich Bilder entstehen<br />

lassen kann und umgekehrt Bilder zu Klang werden<br />

können.<br />

Joseph Tapa (Hamburg) und Helge Jansen (Köln) setzten<br />

mit ihren beiden Beiträgen den Schlusspunkt des ersten Vortragstages.<br />

Tapa beschäftigte sich in seinem Vortrag „RASA:<br />

Das Spiel mit den Emotionen“ mit der besonderen Ästhetik<br />

der indischen Kunstmusik, die sich vor allem aus der<br />

emotionalen Wirkung auf den Hörer und weniger aus theoretischen<br />

Konzepten des Komponierens oder Interpretierens<br />

ableitet. Helge Jansen ließ in seinen Vortrag „Swinging<br />

Matter – Sound, Form & Consciousness“ praktische Erfahrungen<br />

aus seiner Arbeit als DJ einfließen, die in ihm<br />

die Frage nach dem Zusammenhang von Klang, Körper<br />

und Bewusstsein auslöste.<br />

Musik im Kopf<br />

Der nächste Vormittag war der „Musik im Kopf“, also den<br />

mentalen Vorgängen beim Musizieren und Rezipieren, gewidmet.<br />

Clemens Wöllner (Halle/Saale) begann die Sektion<br />

mit dem Vortrag „Klavierspielen im Kopf: Bedeutung<br />

und Charakteristika des mentalen Übens“. Er stellte seine<br />

Studien zu Charakteristika mentalen Übens vor, v.a. im<br />

Vergleich zu Eigenarten des physischen Übens. Nach


Wöllner unterscheidet sich mentales Üben zwar in vielen<br />

Gesichtspunkten vom physischen Üben, sollte aber in der<br />

Musikpraxis und -pädagogik verstärkt einbezogen werden,<br />

da es die Leistung und die musikalische Vorstellungskraft<br />

des Musizierenden steigert, und somit die notwendige Zeit<br />

des physischen Übens verkürzt. Alexander Saier (Berlin)<br />

stellte im Anschluss seine Forschungen bezüglich der „Beeinflussung<br />

des musikalischen Improvisierens durch das<br />

rhythmische Element – Wie Rhythmus das musikalische<br />

Erleben über klangliche Netzwerke beeinflusst“ vor. Die<br />

Prämisse, dass der Mensch nicht alle Ebenen (Harmonie,<br />

Melodie, Rhythmus) gleichzeitig wahrnehmen und verarbeiten<br />

kann, zog nach Saier die Frage nach sich, welche<br />

dieser drei musikalischen Ebenen dominierend in der Wahrnehmung<br />

sei. Ergebnis von Saiers Studie ist, dass zumindest<br />

bei zeitlich sehr beschränkten Abschnitten der Rhythmus<br />

eine dominante Rolle einnimmt, wobei dies zusätzlich<br />

auch von der Art und Komplexität der rhythmischen Figuren<br />

abhängt.<br />

Im letzten Vortrag dieser Sektion von Verena Düren (Bonn)<br />

ging es konkret um die Wahrnehmung von Musik im Wandel<br />

der Musikrezeption aus Sicht der Wahrnehmungspsychologie.<br />

Anliegen der Referentin war dabei, die Unterschiede<br />

der Musikwahrnehmung der letzten 250 Jahre zu<br />

skizzieren und somit das Bewusstsein <strong>für</strong> die stattgefundene<br />

Entwicklung und deren Vor- und Nachteile zu schärfen.<br />

Musik im Spiel als Spiegel der Gesellschaft<br />

Carmen Garcia-Mallo (Barcelona) eröffnete am Nachmittag<br />

den Block, dessen gemeinsamer Nenner mit „Musik<br />

DVSM AKTUELL<br />

und Gesellschaft“ betitelt werden kann. Im Zentrum ihres<br />

Vortrags „German piano music reception in the Spanish<br />

bourgeoisie salons during the second half of the nineteenth<br />

century” stand vor allem die außergewöhnliche Bedeutung<br />

der Bourgeoisie-Salons <strong>für</strong> die Entwicklung der Musik im<br />

19. Jahrhundert in Spanien und daraus resultierende wichtige<br />

interkulturelle Beziehungen.<br />

Christian Lehmann (München) stellte seine Arbeit zum<br />

Thema „Sängerwettstreit und Gesangsduell“ vor. Ausgehend<br />

vom Sängerwettstreit als einem bekannten Modell der<br />

europäischen (Literatur-) Geschichte spannte Lehmann den<br />

Bogen von den gesellschaftlichen Riten der Naturvölker<br />

hin zu den heutigen Gebräuchen der abendländischen Kultur<br />

(bspw. Rap, Karaoke, Casting-Shows etc.) und setzte<br />

sich mit der Frage nach einer Evolution musikalischen Verhaltens<br />

– entsprechend der Evolutionstheorie nach Charles<br />

R. Darwin – auseinander.<br />

Ein zweigleisiges Panel gestaltete den späten Nachmittag:<br />

Dr. Bettina Schlüter und Stefan Werning (beide Bonn) boten<br />

einen Workshop zum Thema „Musik und Sound in<br />

Computerspielen“ an, in dem die Ergebnisse der bisherigen<br />

Vorträge aktiv vertieft wurden und alle ReferentInnen<br />

und ZuhörerInnen ihre Erfahrungen beisteuern konnten.<br />

Während der Gender-Aspekt in Christian Lehmanns Vortrag<br />

schon am Rande betrachtet wurde, so nahm er im Referat<br />

von Pei-Fang Frederika Tsai (Bonn) „Die ‚Abwesenheit’<br />

von Frauen in Peter Eötvös’ Oper Drei Schwestern“ eine<br />

zentrale Rolle ein. In dieser Oper nach Anton Cechov kommen<br />

zwar, wie schon der Titel andeutet, Frauenrollen vor,<br />

jedoch werden diese mit Countertenören besetzt. Eötvös<br />

hat da<strong>für</strong> selbst mögliche Erklärungen genannt, so z.B. die<br />

VII


DVSM AKTUELL<br />

Die Podiumsdiskussion<br />

als Schlusspunkt des<br />

Symposiums.<br />

VIII<br />

bessere Eignung der Countertenöre als so genannte Anti-<br />

Helden. Beendet wurde die Sektion von Jörn Handschke<br />

(Berlin), der sich mit der „Prophetie der Musik“, speziell<br />

der Popmusik, beschäftigt hat. Musik fungiere nicht mehr<br />

nur als Kunst, die sich in eine Gesellschaft integriere und<br />

diese bestenfalls beschreiben kann. Musik antizipiere stattdessen<br />

soziale, politische und ökonomische Formen einer<br />

zukünftigen Gesellschaft und fordere somit die Entwicklung<br />

eines neuen Modells der Beziehung zwischen Kultur<br />

und Gesellschaft.<br />

Als letzter Vortrag des Tages sprang kurzfristig Dr. Volkmar<br />

Kramarz (Bonn) zum Thema „Musik in Video-<br />

Games“ein. Er stellte heraus, dass in Japan und den USA<br />

die Musik in Videospielen eine ähnliche Rolle besitzt wie<br />

Filmmusik und mittlerweile sogar Sondtracks zu Video-<br />

Games produziert werden. Durch die Analyse von Warhawk<br />

und Max Payne zeigte Kramarz auf, welchen kompositorischen<br />

Eigenarten diese Musik, entgegen gängiger Klischees<br />

der angenommenen Gehaltlosigkeit, folgt.<br />

Letzter Spielzug<br />

Die Präsentation am letzten Tag „Open House – A<br />

Percussion“ von Sean Griffin (Torrance, CA) zeigte eines<br />

der Theaterprojekte des Referenten, das die Vorstellung vom<br />

eigenen „Zuhause“ erforscht. Der in Bonn vorgestellte erste<br />

Teil des Projekts beschäftigte sich mit der impliziten<br />

Gewalt von Kinder-Klatschspielen und Spielliedern.<br />

Simone Krüger (Sheffield) hielt unter dem Titel<br />

„Ethnomusicological participant-observation: fuelling<br />

creativity in world music education” den letzten Vortrag<br />

der Tagung. Krüger versuchte darin, eine Methodik der<br />

Musikethnologen – die Erklärung des menschlichen Musizierens<br />

aus einem anthropologischen Ansatz heraus – auf<br />

den heutigen Musikunterricht als eine (westliche) Institution<br />

der so genannten höheren Bildung zu übertragen. So<br />

untersuchte sie die Eigenarten der Lehre der Musikethnologie<br />

an westlichen Universitäten, um anschließend<br />

eine Studie vorzustellen, in der das Erleben von Weltmusik<br />

durch SchülerInnen im Musikunterricht betrachtet wurde.<br />

Nach einem gemeinsamen Mittagsbuffet bildete eine Podiumsdiskussion<br />

zum Thema „Neue Spielfelder/Spielregeln<br />

<strong>für</strong> die Musikwissenschaft?“ den Schlusspunkt des 19. Internationalen<br />

Studentischen Symposiums des DVSM e.V..<br />

An der Diskussionsrunde nahmen teil: PD Dr. Bettina<br />

Schlüter (Universität Bonn), Roland Kaschube (Musikredakteur),<br />

Marc Mozart (Produzent und Songwriter), Alexander<br />

Riemenschneider (Student der Medien- und Musikwissenschaft<br />

an der Universität Bonn), Dr. Kerstin Schüssler<br />

(Chefdramaturgin des Aalto-Theaters Essen und<br />

Musikjournalistin) und als Moderator Christoph Bergerhausen<br />

(„Klangstation“). Auch an dieser Zusammensetzung<br />

konnte man sehen, wie breit gefächert die Musikwissen-


schaft heute ist und – was aufgrund der Biographien der<br />

TeilnehmerInnen nachvollziehbar war – wie vielseitig auch<br />

die Wege in oder zur Musik sind.<br />

Das 19. Symposium des DVSM e.V. in Bonn zeichnete sich<br />

durch seine Breite und Themenvielfalt aus, was auch vom<br />

Publikum begeistert aufgenommen wurde. Es wurde nicht<br />

nur gezeigt, wie vielfarbig das Fach ist, sondern auch, dass<br />

zumindest die NachwuchswissenschaftlerInnen durchaus<br />

in der Lage und gewillt sind, über den bisherigen Tellerrand<br />

der Musikwissenschaft hinauszuschauen, sowohl im<br />

Sinne von nationalen als auch von disziplininternen Grenzen.<br />

Dieser öffnende Ansatz schafft <strong>für</strong> die Musikwissenschaft<br />

neue Perspektiven, durch die sie sich allein die Chance<br />

erhält, hochschulpolitisch auf lange Sicht zu überleben.<br />

Daher muss dieser Ansatz weiterhin gepflegt und ausgebaut<br />

werden.<br />

Die Beiträge des Symposiums werden in einer Publikation,<br />

die zum nächsten DVSM-Symposium im Herbst <strong>2005</strong> erscheint,<br />

veröffentlicht.<br />

Nähere Informationen finden sich aber auch weiterhin auf<br />

der Tagungs-Homepage http://www.musik-im-spiel.de/.<br />

Verena Düren (meriadocbrandybock@gmx.de)<br />

Buchprojekt „Zarzuela“<br />

MusikologIn mit Spanisch-Kenntnissen gesucht!<br />

Für die umfangreiche<br />

Recherchearbeit zum Buchprojekt<br />

„ZARZUELA. Das<br />

Spanische Singspiel vom<br />

Barock bis zur Gegenwarte“<br />

wird Unterstützung gesucht.<br />

Spanische Texte sollen ins<br />

Deutsche übersetzt werden.<br />

Die Übersetzungen werden<br />

vergütet.<br />

Die Intention des Projekts ist es, das von der Musikwissenschaft<br />

vermeintlich zum Genre der Operette eingeordnete<br />

Gebiet der Zarzuela (Spanisches Singspiel) im deutschsprachigen<br />

Raum bekannter zu machen. Die letzte<br />

Veröffentlichung zum Thema des Schweizers Roger Mitlin<br />

stammt von 1965 und bedarf der Vervollständigung. Da<br />

von den über 2.000 Zarzuelas heute nur noch etwa 200 bis<br />

300 gespielt werden und viele noch nie veröffentlich worden<br />

sind, gibt es hier erhebliche Forschungsmöglichkeiten.<br />

Viele originale Handschriften befinden sich weit verstreut<br />

in Privatarchiven.<br />

Nähere Informationen sind direkt beim Projektinitiator<br />

Helmut Sengstmann per eMail zu erfragen:<br />

helmutdebaladrar@hotmail.com<br />

JOB<br />

IX


DO<strong>SS</strong>IER<br />

X<br />

„Wanderer zwischen den Welten“<br />

Der Musikkritiker<br />

Rasant hat sich das Presse- und Zeitungswesen im letzten<br />

Jahrhundert gewandelt. Die Musikkritik blieb davon nicht<br />

unberührt, im Gegenteil: Feuilleton und Kulturberichterstattung<br />

wurden zu einem gewichtigen Teil des<br />

öffentlichen Diskurses und der musikalischen Rezeptionsgeschichte.<br />

Im Medienzeitalter wächst der Anteil der Musikkritik beständig,<br />

während jedoch ihr Gewicht gleichzeitig abnimmt.<br />

Diese historische Verbindung ist der Grund, warum das<br />

Metier der Musikkritik vornehmlich „journalistisch“ geprägt<br />

ist. Journalismus aber bedeutet: wache Aufmerksamkeit,<br />

Sinn <strong>für</strong> Aktualität und guter Überblick – zuallererst aber:<br />

„schreiben können“. Und das meistens schnell (mit hohem<br />

Termindruck), konzentriert (bei strikten Platzvorgaben) und<br />

natürlich immer kompetent und brillant. Das sind Attribute,<br />

die im akademischen Betrieb selten ausgebildet und gefördert<br />

werden. Hier kollidiert die Sprachkompetenz oft<br />

mit der Fachkompetenz. Trotzdem hat inzwischen die Zahl<br />

der MusikwissenschaftlerInnen in der Musikkritik mit den<br />

steigenden Studierendenzahlen erheblich zugenommen.<br />

Steinbruch des Wissens<br />

Tatsächlich liefert das Fach Musikwissenschaft (möglichst<br />

mit einem Abschluss) die besten Voraussetzungen dazu:<br />

Ein guter Überblick über die Musikgeschichte, umfassende<br />

Repertoirekenntnisse, Umgang mit Partituren und<br />

Recherchemedien sowie Kenntnisse über Ensembles, Interpreten,<br />

Aufführungen und Inszenierungen sind essentiell.<br />

Vertiefte Kenntnisse in einigen Bereichen wie zum Beispiel<br />

der historischen Aufführungspraxis Alter Musik mit<br />

ihren wichtigsten Problemen, über einflussreiche Regiekonzepte<br />

des Musiktheaters oder bedeutende<br />

Interpretationsschulen und Stationen der Aufführungsgeschichte<br />

im gängigen Konzertrepertoire sind immer nützlich;<br />

dass man gut hört, eine Selbstverständlichkeit.<br />

Vom Tellerwäscher zum Kritikerpapst<br />

Der „gewöhnliche“ Kritiker arbeitet <strong>für</strong> die Musikredaktionen<br />

der klassischen Printmedien (im Feuilleton von<br />

Tageszeitungen und in Fachmagazinen), des Rundfunks<br />

(Berichte, CD-Rezensionen, Interpretationsvergleiche und<br />

Features) und Fernsehens (Kulturmagazine). In allen Fällen<br />

wird man zunächst als freier Mitarbeiter einer Kulturredaktion<br />

beginnen. Die nächste Stufe ist der „feste Freie“<br />

mit Pauschalvertrag, der unter Umständen auch als „Korrespondent“<br />

tätig sein kann, das langfristige Ziel ist der<br />

Musikredakteur.<br />

Persönliche Kontakte sind <strong>für</strong> den Einstieg wichtig. Für<br />

Funk und TV empfiehlt sich ein Praktikum. Große Unterschiede<br />

gibt es zwischen Lokalblättern und den Feuilletons<br />

der großen überregionalen Zeitungen (wie FAZ, SZ, NZZ,<br />

Die Zeit oder Die Welt). Während bei ersteren die Lokalszene<br />

dominiert, muss man bei letzteren mit flexiblem Einsatz<br />

und Reisetätigkeit rechnen. Dazu gehören auch<br />

Kongress- und Festspielbesuche, Tourneeberichte oder Interviews.<br />

Deshalb erweist sich hier ein guter Überblick über die internationale<br />

Musikszene und neue Entwicklungen als besonders<br />

wichtig. Da<strong>für</strong> wird man durch persönliche Kon-


takte zu den Künstlern, Managern und Institutionen belohnt<br />

– und die Möglichkeit, vielleicht etwas mitbewegen<br />

zu können.<br />

In allen Sparten zu Hause<br />

Obwohl sich in der redaktionellen Praxis eine gewisse Spezialisierung<br />

auf einzelne Musikbereiche ausgebildet hat (wie<br />

Konzert-, Opern-, Ballet-, Jazz- oder Popkritik) ist ein weiter<br />

Horizont nützlich. Denn der Anteil der Klassik an der<br />

Musikberichterstattung ist klein. Dazu kommt der komplexe<br />

Stilpluralismus unserer heutigen Musikkultur. Er reicht<br />

vom Crossover aller Genres bis zur historischen Spannweite<br />

zwischen Gregorianik, Early Music und experimenteller<br />

Avantgarde, von den ethnischen Idiomen der „Traditionellen<br />

Musik“ und ihrer Präsenz in der „Weltmusik“ bis<br />

zu Musical, Multimedia Performance und allen Arten von<br />

Popularmusik. Deren prominente Konzerte und Vertreter<br />

erhalten auch im Hochfeuilleton längst regelmäßige Rezensionen.<br />

Besondere Möglichkeiten ergeben sich im Bereich<br />

der Tonträger- und Musikvideo-Rezension <strong>für</strong><br />

Phonozeitschriften und die regelmäßigen Schallplattenseiten<br />

überregionaler Blätter. Hier steht die Phonokritik<br />

im Mittelpunkt. Sie schließt auch technische Kriterien des<br />

Mediums mit ein (wie Klangqualität, Aufnahmeverfahren,<br />

etc.) sowie diskografische Angaben. Schwerpunkte liegen<br />

in der Vorstellung neuer Aufnahmen, im Interpretationsvergleich,<br />

der Aufführungsgeschichte oder speziellen Interpreten-<br />

oder Repertoireprofilen.<br />

Immer wichtiger wird auch der kulturpolitische Aspekt. In<br />

viele der größeren Rezensionen fließen zwangsläufig Beobachtungen<br />

und Kommentare über musikpolitische Entwicklungen<br />

oder Personalien mit ein. Ein aktuelles Beispiel<br />

ist der Opernstreit in Berlin. Aber oft werden auch die Probleme<br />

um die Nachfolge von Orchester- oder Opernchefs<br />

diskutiert, ebenso wie Konzepte von Konzertreihen oder<br />

Festspielen. Damit gewinnt das Debattenfeuilleton gegenüber<br />

dem reinen Rezensionsfeuilleton an Bedeutung. Dort<br />

scheint die Zeit der mächtigen Kritikerpäpste und furchtbaren<br />

Kunstrichter gottlob vorbei. Ein guter Kritiker profiliert<br />

sich nicht mit dogmatischen Kunsturteilen und ätzenden<br />

Verrissen, sondern durch Sachkompetenz, kluge<br />

Analyse, anschaulichen Bericht und interessante Information<br />

und – nach wie vor – einen überzeugenden Schreibstil.<br />

Leider fallen auf das interessante Metier momentan tiefe<br />

Schatten. Die aktuelle wirtschaftliche Krise der Medien<br />

macht sich drastisch mit Budgetkürzungen und Stellenabbau<br />

bemerkbar. Das trifft Redaktionen wie freie Mitarbeiter.<br />

Außerdem sind die Möglichkeiten des Schreibens eingeschränkt<br />

worden (Wegfall von Beilagen, Magazinen und<br />

Seiten, kürzerer Umfang der Beiträge etc.). Einige Alternativen<br />

wie etwa Internet-Projekte versprechen etwas Hoffnung,<br />

so wie die Gewissheit, dass die Medien ein wichtiges<br />

Forum bleiben werden.<br />

Klaus P. Richter<br />

Studium der Musikwissenschaft, Philosophie, Psychologie in<br />

München. Promotion 1980 über J.S. Bach. Schallplattenrezensent<br />

bei Fono Forum, Stereo. Autor mehrerer Bücher und Aufsätze über<br />

die Rezeptionsgeschichte älterer Musik.<br />

DO<strong>SS</strong>IER<br />

XI


NEUERSCHEINUNG<br />

Form Follows Function – Zwischen Musik,<br />

Form und Funktion<br />

Beiträge zum 18. Internationalen Symposium des<br />

DVSM e.V. in Hamburg im Oktober 2003<br />

XII<br />

Hrsg. von Till Knipper, Martin<br />

Kranz, Thomas Kühnrich, Carsten<br />

Neugebauer.<br />

Von Bockel Verlag,<br />

Hamburg <strong>2005</strong>.<br />

392 S., kart..<br />

ISBN 3-932696-59-X<br />

25,00 Euro<br />

Seit Anfang Mai ist der<br />

Band zum 18. Studentischen<br />

Symposium 2003<br />

form follows function – Zwischen<br />

Musik, Form und Funktion<br />

im Handel erhältlich.<br />

DVSM-Mitglieder erhalten beim direketen Bezug über den<br />

Von Bockel Verlag 50% Rabatt auf den Ladenpreis (25,00<br />

EUR) zuzügl. Versandkosten (http://www.bockelverlag.de).<br />

Auf seinem Jahreskongress im Oktober 2003 in Hamburg<br />

stellte der DVSM ein Motto des US-amerikanischen Architekten<br />

Louis H. Sullivan aus dem Jahre 1896 über die dreitägige<br />

Veranstaltung: „Form follows Function“. Der These<br />

folgend, dass „das Leben in seinem Ausdruck erkennbar<br />

ist“ und „die Form immer der Funktion folgt“, wurde die<br />

Einbindung von Musik in ihren mannigfaltigen funktionalen<br />

Zusammenhängen betrachtet – Musik auf der Ebene<br />

von RezipientInnen, KomponistInnen und InterpretInnen.<br />

Aus dem Inhalt:<br />

- Scherliess: Musik am Bauhaus oder: komponierte Bilder<br />

und gemalte Musik – zur Wechselbeziehung zwischen bildender<br />

Kunst und Musik um 1920.<br />

- Schoon: Musik am Bauhaus und am Black Mountain College:<br />

funktionale und interdisziplinäre Aspekte.<br />

- Herrmann: Natur oder Geschichte? Zum Status der Rede<br />

über Musik bei Hermann von Helmholtz.<br />

- Kessler: Der Subjektbegriff in der Musikpsychologie.<br />

- Graf: Entwicklungstendenzen des Netzwerkes NOTAM<br />

aus strukturationstheoretischer Perspektive.<br />

- Müllensiefen, Frieler: Messung melodischer Ähnlichkeit.<br />

- Lehmann: Musikalische Holocaust-Reflexion in Deutschland<br />

zu Beginn des 21. Jahrhunderts.<br />

- Kranz: Wem die Stunde schlägt. Die Madrider „Generation<br />

der Republik“ im spanischen Bürgerkrieg am Beispiel<br />

von Rodolfo Halffter (1900-1987).<br />

- Sporn: Ästhetische Eigenheit, ideologische Vereinnahmung<br />

und der Begriff des Politischen. Anmerkungen zum<br />

Problem der Behandlung von Instrumentalmusik der DDR.<br />

- Klemke: Die Rolle der DDR-Musikwissenschaftler in den<br />

fünfziger Jahren bei der Propagierung des sozialistischen<br />

Realismus.<br />

- Marx: Musikalische Gattungen im Spannungsfeld von<br />

Form und Funktion.<br />

- Pfleiderer: Groove Me. Populäre Musik und systematische<br />

Musikwissenschaft.


Kaum mehr als Barbarei<br />

Manche wünschen sich, es wäre anders gekommen. Fakt aber ist,<br />

dass Musikwissenschaft schon wieder viel mit Politik zu tun hat.<br />

Denn 15 Jahre nach der Wiedervereinigung kämpft die Disziplin<br />

hierzulande vielerorts ums nackte Überleben.<br />

Aktuelles Beispiel der gegenwärtig allerorts populären bildungspolitischen<br />

Kahlschläge sind die „Strukturreformen“<br />

der Berliner Universitäten mit konkreten Auswirkungen<br />

auch auf die Musikwissenschaft. War die Berliner Situation<br />

mit der Musikethnologie an der Freien Universität, der<br />

Systematischen Musikwissenschaft an der Technischen Universität,<br />

den Schwerpunkten Musiksoziologie und<br />

Popularmusik an der Humboldt-Universität und Historischer<br />

Musikwissenschaft an allen drei Universitäten in<br />

Deutschland bisher einmalig, werden nach den „Strukturreformen“<br />

von den einstmals acht Professuren nur noch<br />

drei erhalten bleiben. Die Studiengänge an der TU und FU<br />

werden dabei längerfristig ganz abgewickelt.<br />

Die einschneidenden Veränderungen in Berlin scheinen<br />

dramatisch. Denn zweifelsohne ist nicht nur der zahlenmäßige<br />

Schwund an Professuren bei gleich bleibenden,<br />

wenn nicht sogar steigenden Studierendenzahlen kaum<br />

aufzufangen, auch die bisher einmalige Breite des Studienangebots<br />

in allen Teildisziplinen des Faches scheint auf<br />

immer dahin. Hinzu kommt, dass die vorgenommenen Einsparungen<br />

selbst wirtschaftspolitisch kontraproduktiv, kurzsichtig<br />

und unüberlegt sind: Die Studierenden rechnen den<br />

PolitikerInnen jetzt schon vor, dass sich die Einsparungen<br />

auf eine Million Euro p.a. belaufen, während die<br />

MusikwissenschaftlerInnen an FU und TU allein der Stadt<br />

rund <strong>13</strong>,8 Millionen Euro im Jahr einbringen. Schwer ist es<br />

wohl, Worte zu finden <strong>für</strong> politische und gesellschaftliche<br />

Umstände, in denen die Inkompetenz einer mehr oder weniger<br />

zufällig gewählten politischen „Elite“ die Zukunft<br />

einer ganzen Generation begabter <strong>junge</strong>r Menschen zu zerstören<br />

im Stande ist.<br />

Dabei wünschen manche sich seit langem schon – zwar<br />

nicht finanziell, mit Blick auf die Ausrichtung der Curricula<br />

aber wohl – Berliner Verhältnisse auch andernorts, denn<br />

schließlich ist die Ausrichtung der Disziplin im deutschsprachigen<br />

Raum kaum irgendwo so zukunftsorientiert wie<br />

in Berlin. Gerade die in der Hauptstadt gepflegten Bereiche<br />

wie Musikethnologie, Sozialgeschichte, Filmmusik,<br />

Neue Musik, Gender-Theorie und populäre Musik sind an<br />

vielen anderen Instituten außerhalb der (aus heutiger Sicht<br />

ehemaligen?) Musikhauptstadt oftmals wenigstens unterrepräsentiert,<br />

wenn nicht gar vollkommen vernachlässigt.<br />

Vielmehr können sich manche des Eindrucks nicht verwehren,<br />

dass in Deutschland das eine oder andere Institut<br />

weiterhin tradierte Forschungsschwerpunkte wie Mittelalter<br />

und Philologie pflegt, ohne neuere Methoden oder Erweiterungen<br />

im Repertoire überhaupt zur Kenntnis zu nehmen<br />

und veränderte gesellschaftliche Realitäten sowie solche<br />

im heute wesentlich heterogeneren Corpus der Studierenden<br />

in den Strukturen der Curricula zu berücksichtigen.<br />

Fast, so scheint es jedenfalls, ist die deutschsprachige Musikwissenschaft<br />

vielerorts wissenschaftstheoretisch noch<br />

ganz im historistischen Denken (und der damit einherge-<br />

KOLUMNE<br />

XIII


KOLUMNE<br />

XIV<br />

henden Tendenz zur entsprechenden Kanonbildung) der<br />

Bismarckzeit verwurzelt.<br />

Freilich sind tradierte Methoden und die Vermittlung fundierter<br />

Kenntnisse im Bereich des klassischen Repertoires<br />

nicht aufzugeben. Trotzdem wäre die Erweiterung der Disziplin<br />

in Richtung der neueren Themen im deutschsprachigen<br />

Raum wohl nicht nur mit Blick auf die Interessenslage<br />

vieler Studierender anzustreben. Gerade das traditionell<br />

stark ausgeprägte Missverhältnis zwischen Neuer und Alter<br />

Musik in manchen Curricula ist aus heutiger Sicht wohl<br />

korrekturbedürftig. Denn auch hierin kommt eine übertriebene<br />

Vergangenheitsorientierung der Disziplin (wie sie im<br />

19. Jahrhundert durchaus üblich war) zum Tragen. Und<br />

schließlich sollte eine musikwissenschaftliche Ausbildung<br />

heute gerade die so oft vernachlässigte Auseinandersetzung<br />

mit dem zeitgenössischen Musikschaffen fördern.<br />

Unterrepräsentiert ist an vielen Instituten auch die Musikethnologie.<br />

Gerade im Zuge der vielbeschworenen<br />

Globalisierung erscheint dies als eine fundamentale Fehlentwicklung.<br />

Denn schließlich studieren an den meisten<br />

deutschsprachigen Universitäten heute im Normalfall <strong>junge</strong><br />

Menschen aus allen Kontinenten der Welt.<br />

Deutlich wird bei alledem auf jeden Fall, dass nicht nur die<br />

politischen Rahmenbedingungen und die daraus resultierende<br />

chronische Unterfinanzierung der Universitäten dringend<br />

verbessert werden müssen, sondern auch, dass die<br />

Disziplin selbst (respektive die Struktur der Curricula) in<br />

vielerlei Hinsicht reformbedürftig ist. Unbestritten ist, dass<br />

gerade die zuletzt genannten Veränderungen nur längerfristig<br />

zu erwarten sind. Zu hoffen bleibt, dass wenigstens im<br />

Bereich der Hochschulpolitik die „Schöne Macht der Vernunft“<br />

in naher Zukunft wieder einkehrt, denn schließlich<br />

gefährdet das momentan dominante politische Denken die<br />

Freiheit wissenschaftlicher und künstlerischer Arbeit im<br />

Ganzen. Musikwissenschaft und akademische Kultur in<br />

Deutschland bliebe damit nicht nur in Zukunft, sondern<br />

schon jetzt „kaum mehr als Barbarei“!?<br />

Reinhold Degenhart (082619606-0001@T-Online.de)<br />

Leserbriefe, Standpunkte und Debattenbeiträge können gerne direkt<br />

an den Autoren Reinhold Degenhart oder an die <strong>Querstand</strong>-<br />

Schriftleitung geschickt werden.<br />

Adresse geändert?<br />

Oder neue Telefonnummer?<br />

Im Rahmen der Reorganisation der Vereinsstrukturen haben<br />

wir die DVSM-Mitgliederkartei neu aufgebaut.<br />

Wer umgezogen ist, eine neue eMail-Adresse angelegt hat<br />

oder als passives Mitglied/Alumni im DVSM e.V. geführt<br />

werden möchte, der wende sich in allen diesen und ähnlichen<br />

Fragen bitte an: mitgliederbetreuung@dvsm.de.<br />

Ansprechpartnerin ist Annika Lindemann, stellv. DVSM-<br />

Geschäftsführerin.


Kennst Du das Land, wo die Zitronen<br />

blüh’n?<br />

Musikwissenschaft in Spanien<br />

Mit der Vorstellung des musikwissenschaftlichen Studiums in Spanien<br />

soll die Reihe von studentischen Erfahrungsberichten aus dem<br />

Ausland weiter fortgesetzt werden. Bisher wurde die musikologische<br />

Ausbildung in Großbritannien, den USA und Frankreich vorgestellt.<br />

Die Artikel finden sich u.a. online im <strong>Querstand</strong>-Archiv.<br />

Ein Musikologe als Pionier: Felipe Pedrell<br />

Felipe Pedrell (1841-1922) gilt als Begründer der spanischen<br />

Musikwissenschaft. Er lehrte Komposition in Madrid und<br />

Barcelona und prägte entscheidend die spanisch-nationale<br />

Schule. Komponisten und Musikwissenschaftler wie Isaac<br />

Albéniz (1860-1909), Enrique Granados (1867-1916), Manuel<br />

de Falla (1876-1946) und der spätere Schönbergfreund<br />

Robert(o) Gerhard (1896-1970) zählten zu seinen Schülern.<br />

Die erste spanische Gesamtausgabe von Tómas Luis<br />

de Victoria sowie musikethnologische Studien gehören<br />

außerdem zu den Verdiensten von Pedrell. Eine nennenswerte<br />

musikwissenschaftliche Szene bildete sich jedoch erst<br />

ab den 1990er Jahren in Spanien heraus. Bis dahin publizierte<br />

nur ein kleiner Kreis von Musikologen, Komponisten<br />

und Musikern biografische und musikwissenschaftliche<br />

Schriften. Insgesamt ist die Anzahl der<br />

Veröffentlichungen im Vergleich zum deutschsprachigen<br />

Raum bis heute gering. Detaillierte musikalische Analysen<br />

erscheinen erst seit wenigen Jahren.<br />

Als eigenständiger Studiengang wurde Musikwissenschaft<br />

erstmals Mitte der 1970er Jahre an den staatlichen Musikhochschulen<br />

(„Conservatorio Superior“) in Madrid, Murcia<br />

MUWI INTERNATIONAL<br />

und Salamanca eingerichtet. Bis heute liegt dort der inhaltliche<br />

Schwerpunkt auf der Musik bis zum 18. Jahrhundert,<br />

mit besonderem Fokus auf der Musik des 15. und 16. Jahrhunderts.<br />

Dissertationen können jedoch nach dem vierjährigen<br />

Studium dort nicht geschrieben werden. Erst 1984<br />

wurde das Fach Musikwissenschaft („Historia y Ciencias<br />

de la Música“) an einigen staatlichen Universitäten eingerichtet:<br />

in Barcelona (Universidad Autónoma), Granada,<br />

Logroño, Madrid (Universidad Autónoma und<br />

Complutense), Oviedo, Salamanca und Valladolid. Das Studium<br />

ist auf zwei Jahre begrenzt und setzt den Abschluss<br />

eines beliebigen Grundstudiums („primer ciclo“) oder eine<br />

Ausbildung an einer Musikhochschule voraus. Zudem muss<br />

eine Aufnahmeprüfung abgelegt werden. Wird diese Hürde<br />

nicht genommen, so können Studierende (zumindest in<br />

Robert Gerhard, letzter<br />

Schüler von Felipe<br />

Pedrell, nannte sich ab<br />

1939 im englischen Exil<br />

Roberto.<br />

XV


MUWI INTERNATIONAL<br />

XVI<br />

Salamanca) auch nach der Absolvierung zweier Extrakurse<br />

zugelassen werden. Für den Studienabschluss ist keine<br />

schriftliche Abschlussarbeit notwendig. Nur wer sich <strong>für</strong><br />

eine Dissertation bewerben möchte, muss eine so genannte<br />

„Tesina“ einreichen, welche in Umfang und Inhalt der<br />

deutschen Magisterarbeit entspricht.<br />

Zwischen Pflicht und Kür<br />

Insgesamt umfassen die Kurse ein breites inhaltliches Spektrum.<br />

Die sich jährlich wiederholenden Pflichtkurse beinhalten<br />

fast ausschließlich „historische“ Themen. Die Wahlfächer<br />

(„Optativas“) lockern allerdings mit ihren<br />

überwiegend interdisziplinären und systematischen Inhalten<br />

das Lehrangebot auf. Der Unterricht findet im Klassenverband<br />

statt. In meiner Klasse zählte ich mit 22 Jahren zu<br />

den Jüngeren, obwohl das genau dem Normalalter des vierten<br />

Studienjahres entsprach. Für viele spanische Studierende<br />

ist es schwierig, sich den Lebensunterhalt neben dem<br />

Studium zu finanzieren. Die wenigen Studentenjobs werden<br />

mit einem Stundenlohn von ca. drei bis fünf Euro<br />

schlechter bezahlt als in Deutschland.<br />

Unterschiede zum deutschen System<br />

Im Vergleich zur deutschen Musikwissenschaft fallen einige<br />

Unterschiede auf: Prinzipiell gibt es keine Seminare in<br />

unserem Sinne, sondern nur Kurse zu allgemeinen Themen.<br />

Die Tiefe der inhaltlichen Spezialisierung oder ob der<br />

Kurs mehr einer Vorlesung oder einem Seminar gleicht,<br />

hängt sehr vom einzelnen Dozenten ab. Insgesamt ist das<br />

Studium auf eine breite Allgemeinbildung ausgerichtet, worunter<br />

zum Beispiel die Vermittlung von Techniken wissenschaftlichen<br />

Arbeitens leidet. Allerdings unterscheidet sich<br />

auch das Ausbildungsziel von dem der deutschsprachigen<br />

Musikwissenschaft: Die Mehrheit der spanischen Absolventen<br />

wollen Musik an weiterführenden Schulen (also Gymnasien<br />

etc.) unterrichten. Meine Erfahrung war, dass Eigeninitiative<br />

immer unterstützt und belohnt wird: Wer<br />

eigenen Fragestellungen nachgeht, kann mit viel Entgegenkommen<br />

und Hilfe rechnen.<br />

Unbestellte Forschungsfelder<br />

Bisher noch nicht musikwissenschaftlich erforscht, oft sogar<br />

komplett unbekannt, sind beispielsweise die Chorbücher<br />

von Kirchen und Klöstern. Normalerweise kann man die<br />

Bücher ohne größere Schwierigkeiten einsehen. Von wenigen<br />

Ausnahmen abgesehen, steht eine systematische Untersuchung<br />

der Musik in Spanien von 1800 bis 1900 noch<br />

aus. 1 Erst im 20. Jahrhundert konnten einige spanische Musiker<br />

wie Manuel de Falla, Robert(o) Gerhard, Cristóbal<br />

Halffter und Luis de Pablo oder Künstler wie Federico<br />

Garcia Lorca, Pablo Picasso, Joan Miró oder Salvador Dalí<br />

an den internationalen Ruhm früherer Kulturschaffender<br />

anknüpfen. Neben der Beschäftigung mit diesen zentralen<br />

Figuren, gibt es in der spanischen Musikwissenschaft bemerkenswert<br />

große Bemühungen, über lebende<br />

KomponistInnen zu publizieren. Jedoch wurden die spanischen<br />

Komponistinnen 2 dabei bisher kaum berücksichtigt.<br />

Seit kurzem beginnt die Erforschung der spanischen Exilmusik<br />

– schließlich flohen zahlreiche namhaften<br />

MusikerInnen und KomponistInnen zur Zeit des Franco-<br />

Regimes.


Die wichtigsten Institutionen zur Erforschung der Musik<br />

des vergangenen Jahrhunderts sind überwiegend in Madrid<br />

und in Bezug auf katalanische Komponisten in Barcelona<br />

angesiedelt. Der Großteil des spanischen Musiklebens<br />

konzentriert sich auf diese beiden Metropolen, wobei<br />

in Madrid insgesamt mehr Konzerte stattfinden. Barcelona<br />

mit seinem „Liceu“ ist hingegen das traditionelle Zentrum<br />

des Musiktheaters. Wichtigstes Nachschlagewerk <strong>für</strong><br />

die Musik Spaniens ist ein spanischsprachiges Lexikon,<br />

dessen Artikel nur teilweise oder gekürzt Eingang fanden<br />

in die neue MGG: Sociedad General de Autores y Editores<br />

[=SGAE], Emilio Casares Rodicio (Hrsg.): Diccionario de la<br />

música española e hispanoamericana, Madrid 1999. In Deutschland<br />

wurde dieses Standardwerk bisher nur von wenigen<br />

Bibliotheken angeschafft.<br />

Unabhängig vom Studium an einer Universität werden Symposien<br />

und Workshops (zum Beispiel in Alcalá) 3 von internationalen<br />

Musikwissenschaftlern veranstaltet. Jeden zweiten<br />

Spätsommer richtet die „Sociedad Española de<br />

Musicología“ 4 einen mehrtägigen interdisziplinären<br />

Kongress mit zahlreichen Vorträgen und täglichen Konzerten<br />

an wechselnden Orten aus.<br />

Deutsch-spanische Verbindungen<br />

Neben vereinzelten Lehrangeboten, unter anderem von<br />

Eckhard Weber (Freie Universität Berlin), vertieft nur Rainer<br />

Kleinertz in Regensburg die Lehre über spanische<br />

Musik. Dennoch besteht eine intensive Verbindung zwischen<br />

spanischer und deutscher Musikwissenschaft: Viele<br />

spanische Professoren haben in Deutschland studiert, in<br />

Salamanca sind es allein drei. Die einzige, aus Deutschland<br />

stammende Professorin in Spanien lehrt meines Wissens<br />

nach in Granada: Prof. Christiane Heine. Ihr Forschungsschwerpunkt<br />

liegt auf der Musik der so genannten 1927er<br />

Generation.<br />

Till Knipper (tillit@gmx.de)<br />

Till Knipper studiert an der Universität Hamburg Historische und<br />

Systematische Musikwissenschaft sowie Philosophie. Über ein<br />

DAAD-Stipendium und ein bilaterales Gegenstipendiums des Spanischen<br />

Außenministeriums besuchte er im WS/<strong>SS</strong> 2001-02 die Staatliche<br />

Universität in Salamanca und belegte dort insbesondere Kurse<br />

zur Musik der Moderne und arbeitete in Madrid über Gerardo<br />

Gombau (1906-1971). Der Autor steht <strong>für</strong> Nachfragen zum Studium<br />

in Spanien gerne zur Verfügung.<br />

1<br />

Zusätzlich zu den zu Beginn erwähnten Komponisten, seien hier beispielhaft<br />

angeführt: Francisco Javier Moreno (1748-1836), José Pons (ca. 1768-1818), Manuel<br />

García (1775-1832), José Nonó (1776-1845), Mariano Ledesma (1779-1847),<br />

Ramon Carnicer (1789-1855), José Melchor Gomis (1791-1836), Juan Crisóstomo<br />

de Arriaga (1806-1826), Marcial del Adalid y Guerra (1826-1881), Cristóbal Oudrid<br />

(1828-1877), Eduardo Ocón Rivas (1833-1901), Teobaldo Power Lugo-Viña<br />

(1948-1884).<br />

2<br />

Rosa García Ascot (*1908), Maria Teresa Prieto (1908-1975), Matilde Salvador<br />

(*1918), Maria Luisa Ozaita (*1939), Maria Cruz Galatas (*1940), Esperanza Abad<br />

(*1941), Montserrat Bellés (1943-1998), María Rosa Calvo-Manzano (*1946),<br />

Teresa Catalan (*1951), María Escribiano (*1954), Marisa Manchado (*1956),<br />

Zulema de la Cruz (*1958), Consuelo Diez (*1958), Maria Angeles Belda (*1961),<br />

Carmen Verdú (*1962), Lidia Valero (*1964), Alicia Diaz de la Fuente (*1967),<br />

Pilar Jurado (*1968).<br />

3<br />

Siehe auch das Dozentenverzeichnis <strong>für</strong> Workshops an der Universidad de<br />

Alcalá http://www.musicalcala.com (08.07.<strong>2005</strong>).<br />

4<br />

Die Internetadresse der SEDEM lautet http://www.sedem.es/. Weitere Websites<br />

über die zeitgenössische Musik Spaniens: Iberoamerikanisches Werk- und<br />

Personenverzeichnis siehe http://www.havanacity.com/sgae/listaobras.asp<br />

(08.07.<strong>2005</strong>), ebenfalls Werkanalysen diverser zeitgenössischer Komponisten von<br />

Augustín Charles Soler http://www.agustincharles.com/analisis/analisis.html<br />

(08.07.<strong>2005</strong>).<br />

MUWI INTERNATIONAL<br />

XVII


STUDIENFÜHRER<br />

Studienführer Musikwissenschaft<br />

Mitstreiter zur Aktualisierung gesucht!<br />

Seit mehreren Jahren bietet der Studienführer Musikwissenschaft<br />

die Möglichkeit, sich gezielt und detailliert über sämtliche<br />

musikwissenschaftlichen Institute in Deutschland zu<br />

informieren. Viele AbiturientInnen verschaffen sich auf diese<br />

Weise einen Überblick über die Breite des Lehrangebots.<br />

Ebenso schätzen Studierende insbesondere bei anstehenden<br />

Ortswechseln, vor allem nach der Zwischenprüfung,<br />

die hilfreichen Informationen des Studienführers. Darüber<br />

hinaus stellt der Studienführer eine gute Basis zur Vernetzung<br />

verschiedener Institute mit ähnlichen Profilen dar. Der<br />

Studienführer Musikwissenschaft ist ein wichtiger Bestandteil<br />

der Arbeit des DVSM. Das soll so bleiben.<br />

Inhalte im Einzelnen überprüft und bearbeitet werden müssen.<br />

Bitte meldet Euch per eMail unter studienfuehrer@dvsm.de,<br />

wenn Ihr mithelfen wollt, die Daten auf den neuesten Stand<br />

zu bringen. Vielen Dank!<br />

Clemens Wöllnerv(studienfuehrer@dvsm.de)<br />

Studienführer-Redaktion, DVSM-Schriftführer<br />

DVSM.DE im neuen Gewand!<br />

Unter der bekannten URL http://www.dvsm.de/ präsentieren<br />

wir stolz die neue Vereins-Website. Unsere Webmiss<br />

Mareike Röwekamp hat nicht nur in engagierter Feinarbeit<br />

den alten Inhalten ein neues Design gegeben und in HTML<br />

gegossen (Danke da<strong>für</strong>!!!). Die DVSM-Website verfügt auch<br />

über neue Rubriken, bspw. Weiterbildung.<br />

Neue Online-Version<br />

des Studienführers erscheint<br />

unter<br />

www.studienfuehrer.dvsm.de<br />

XVIII<br />

Momentan befinden sich die Informationen zu den einzelnen<br />

musikwissenschaftlichen Instituten auf dem Stand von<br />

2001. Durch vielfältige Änderungen ist eine Aktualisierung<br />

der Daten dringend erforderlich, damit der Studienführer auch<br />

in Zukunft eine gute Informationsquelle bleibt. Da<strong>für</strong> erbittet<br />

die Studienführer-Redaktion Eure Mithilfe: Nur wenn<br />

sich einige von Euch bereit finden, die Daten <strong>für</strong> bestimmte<br />

Institute zu aktualisieren, kann das Projekt Studienführer<br />

weiter bestehen. Außerdem könnt Ihr Euer jeweiliges Institut<br />

im Studienführer entsprechend darstellen, mit allen<br />

positiven oder auch verbesserungswürdigen Eigenschaften.<br />

Basierend auf den bisherigen Einträgen haben wir eine neue<br />

Struktur <strong>für</strong> die Vorstellung der Institute entwickelt, deren<br />

Die Projekt-Websites der DEMA, des Studienführers und<br />

des <strong>Querstand</strong>s gehen oder sind schon unter folgenden<br />

Subdomains online: www.dema.dvsm.de,<br />

www.studienfuehrer.dvsm.de und www.querstand.dvsm.de.


Musik als Mobilar?<br />

“form follows function”<br />

Vom 2. bis 4. Oktober 2003 fand am Musikwissenschaftlichen Institut<br />

der Universität Hamburg das 18. Internationale Studentische<br />

Symposium des DVSM e.V. statt.<br />

Der amerikanische Architekt und Pionier des Hochhausbaus<br />

Louis H. Sullivan hat mit seinem Ausspruch<br />

„form follows function“ bereits 1896 die These vertreten,<br />

„dass das Leben in seinem Ausdruck erkennbar ist, dass<br />

die Form immer der Funktion folgt“ – ein aus der Bauhausästhetik<br />

entlehntes Programm. Aus diesem Satz<br />

zusammengefasst, galt der thematische Fokus des Hamburger<br />

Symposiums der Einbindung von Musik in mannigfaltige<br />

funktionelle Zusammenhänge. Dies umfasst nicht<br />

nur Musik und ihre Funktionen auf der Ebene der<br />

RezipientInnen, sondern auch aus Sicht der<br />

KomponistInnen und InterpretInnen.<br />

25 Referenten aus verschiedenen Ländern wie Finnland,<br />

Belgien, Österreich, Deutschland und den USA präsentierten<br />

größtenteils ihre Dissertationsprojekte und Magisterarbeiten.<br />

Sowohl die Vorträge als auch die abendlichen<br />

Konzertveranstaltungen erfreuten ein gemischtes Publikum<br />

aus Musikinteressierten, Studierenden, Komponisten und<br />

Lehrenden.<br />

Umrahmt wurde das Vortragsprogramm durch den Eröffnungsvortrag<br />

von Prof. Dr. Volker Scherliess (Lübeck),<br />

der auf die Wechselbeziehungen von Musik mit anderen<br />

Künsten am Bauhaus einging, und durch den abschließenden<br />

Vortrag Andreas Schoons (Hamburg), der der Frage<br />

nachging, inwieweit Musik am Bauhaus praktiziert und<br />

thematisiert wurde und warum keine eigene Musikwerkstatt<br />

existierte.<br />

In seinem eröffnenden Vortrag stellte Scherliess die Korrelationen<br />

zwischen bildender und klingender Kunst als eine<br />

zentrale Tendenz künstlerischen Schaffens der 1920er Jahre<br />

heraus. Als Beispiel <strong>für</strong> diese Annäherung nannte er unter<br />

anderem Kurt Schwitters’ Ursonate sowie einige Tonfilmstudien<br />

Oskar Fischingers. Als eine weitere charakteristische<br />

Eigenschaft der Kunst dieser Zeit bezeichnete Scherliess<br />

das „nicht mehr gegenständlich sein wollen“, den Hang zum<br />

Verlust einer direkten Bedeutung. Diese These illustrierte<br />

er mit Verweisen auf die Zwölftonmusik, den Kubismus in<br />

der Malerei und den Dadaismus.<br />

NACHSCHLAG<br />

Musik/-Möbel und<br />

Mensch: Vorbereitungen<br />

zum Jazz-Abend...<br />

XIX


NACHSCHLAG<br />

XX<br />

Musik und Hörer<br />

In der Vielfalt der folgenden Vortragsthemen spiegelt sich<br />

die Pluralität der derzeit in musikwissenschaftlicher Forschung<br />

angewandten Methoden wider. Im Themenbereich<br />

„Musik und Hörer“ kamen verschiedene empirische<br />

Forschungsansätze und musikpsychologische Themen zur<br />

Sprache.<br />

So stellte Annekatrin Kessler (Graz) den traditionellen<br />

Subjektbegriff der Musikpsychologie in Frage. Das Experiment<br />

als eine grundlegende Methode beruhe auf der Subjekt-Objekt-Dichotomie.<br />

Dadurch werde das „Phänomen<br />

Musik“ auf zu wenige Faktoren und das Subjekt auf einen<br />

Organismus reduziert, der letztlich nur reagieren kann. Der<br />

Umstand, dass das Subjekt die Möglichkeit der Wahl besitze,<br />

werde in diesem Modell nicht berücksichtigt.<br />

Daniel Müllensiefen und Klaus Frieler (Hamburg) präsentierten<br />

im Anschluss ihre Forschungsergebnisse zur „Funktion<br />

verschiedener musikalischer Parameter <strong>für</strong> die Wahrnehmung<br />

melodischer Ähnlichkeit“. Der Vortrag fügte sich<br />

an die vorherigen Erläuterungen über die Experimentsituation<br />

und deren Beurteilung thematisch nahtlos an und<br />

ermöglichte eine fokussierte Diskussion.<br />

Paul Riggenbach (Hamburg) brachte sein Erstaunen darüber<br />

zum Ausdruck, dass die Vorträge von Müllensiefen/<br />

Frieler und Kessler von so unterschiedlichen Grundannahmen<br />

ausgingen und verwendete diese methodischen<br />

Überlegungen, um seinen eigenen Vortrag einzuleiten. In<br />

diesem präsentierte er die Ergebnisse einer offenen Befragung<br />

zum Thema „Funktionen von Musik in der modernen<br />

Industriegesellschaft“. Untersuchungsgegenstände<br />

waren die Produktion, Distribution, Struktur und Rezeption<br />

von Musik. Auf der Suche nach gemeinsamen Funktionen<br />

der Musik in den unterschiedlichen Dimensionen stellte<br />

er die Entfremdung als gemeinsamen Zug heraus, welche<br />

durch den Warencharakter der Musik bedingt sei. Als<br />

totale Projektionsfläche erlaube sie allerdings darüber hinaus<br />

die Entfremdung der Rezipienten von ihrer Umgebung.<br />

Riggenbach schloss mit einer Betrachtung der geschichtlichen<br />

Entwicklung: „Menschen haben besseren Zugang zu<br />

Musik – Musik hat besseren Zugang zu uns.“<br />

Musik und Gesellschaft<br />

Riggenbachs Vortrag leitete von den musikpsychologischen<br />

Themen zum Bereich „Musik und Gesellschaft“ über, welcher<br />

mit seinen <strong>13</strong> Vorträgen den Schwerpunkt der Tagung<br />

bildete. Die Ethnomusikologie war hier ebenso vertreten<br />

wie mehrere Beiträge zur politischen Vergangenheit deutschen<br />

Musikschaffens. Weiterhin wurde die gegenwärtige<br />

gesellschaftliche und ökonomische Struktur von Musik<br />

beleuchtet.<br />

Lari Aaltonen (Tampere) hielt einen Vortrag über Feldstudien<br />

im „Kathmandu Valley“, <strong>für</strong> die er bis kurz vor der<br />

Tagung noch in Nordindien war. Aaltonen beschrieb die<br />

unterschiedlichen sozialen Rollen und Organisationsformen<br />

des Musiklebens in Indien, Nepal und Pakistan. Außerdem<br />

berichtete er Erfahrungen aus dem täglichen Umgang mit<br />

dortigen professionellen Musikern.<br />

Ildar Kharissov (Berlin) erfreute die Zuhörer mit einigen<br />

von ihm selbst vorgetragenen wolgatatarischen Liedern,<br />

anhand deren er ebenfalls Ergebnisse seiner Feldforschung<br />

präsentierte. Den Schwerpunkt in Kharissovs Ausführungen<br />

bildeten die Zusammenhänge von Strukturmomenten


der untersuchten Stücke und sozial vermittelten Klassifizierungen<br />

derselben. Es folgte eine große Zahl von Vorträgen,<br />

deren Themen in den Bereich deutscher<br />

Vergangenheitsbewältigung zu zählen sind. Den Anfang<br />

machte Mathias Lehmann (Hamburg) unter der Überschrift<br />

„Der Holocaust, die Musik und das 21. Jahrhundert“: Er<br />

untersuchte Kompositionen, die den Holocaust<br />

thematisieren und klassifizierte die Thematisierung als entweder<br />

explizit oder implizit. Unter der impliziten Weise sei<br />

eine „Entkonkretisierung“, eine „entpolitisierende<br />

Erinnerungsform“ zu verstehen. Als Beispiel <strong>für</strong> eine solche<br />

Komposition nannte er Karlheinz Stockhausens Gesang<br />

der Jünglinge im Feuerofen. Demgegenüber stellte Lehmann<br />

Arnold Schönbergs A Survivor from Warsaw als ein Werk<br />

mit expliziter Thematisierung des Holocaust dar.<br />

Mit den Distributionsformen von Musik im Spannungsfeld<br />

zwischen Major Labels und individuellen<br />

Vermarktungsformen setzte sich Sabine Vogt (Berlin) auseinander.<br />

Die Majors bezeichnete sie als „konzerngebundene<br />

Wertschöpfungsketten“, während zum Beispiel ein DJ<br />

als eigenkreativer Produzent zu sehen sei. Vogt erläuterte<br />

die mikroökonomische Organisation der DJ-Kultur mit<br />

ihren Klubs und bezeichnete deren Funktion als<br />

„Rekontextualisierung“, als individuelle Heimat <strong>für</strong> die jeweilige<br />

Musik.<br />

Bebilderungsreich wurde dem Auditorium von Christopher<br />

Gangl (Graz) ein relativ unbekanntes Gebiet der Musikwissenschaft,<br />

die Makulaturforschung, vorgestellt. Gezeigt<br />

wurde, wie mittelalterliche Chorbücher und Folianten seinerzeit<br />

hergestellt und nun mit denselben Verfahrensweisen<br />

restauriert werden. Durch die damalige Papierknappheit<br />

wurden oft bereits beschriebene Seiten wiederverwendet,<br />

weshalb bei der Restaurierung von Zeit zu Zeit bisher unbekannte,<br />

leidlich erhaltene Schriften und Noten zu Tage<br />

kommen, deren Herkunft zu ermitteln versucht wird.<br />

Jörn Handschke (Berlin) ging „ostinaten Prinzipien in Klang<br />

und sozialer Gemeinschaft“ nach. Das Phänomen „Pop“<br />

bezeichnete er als sich wechselseitig umstrukturierende<br />

Prozessualität. Alle Klanggemeinschaften besäßen ein „ohrenfälliges<br />

Kopplungsprinzip“, welches als<br />

Synchronisationsvorgabe diene. Handschke beschrieb Pop<br />

als eine solche klangvermittelte Gemeinschaft, eine Synthese<br />

aus „Ich“ und „Wir“, in die Individuen auf der Suche<br />

nach eigener Zeiterfahrung eintreten. Eine beherrschende<br />

Rolle spiele die „Chronokratie“, der „Rhythmus des Wirklichen“,<br />

welcher dem jeweiligen sozialen Raum seine Metrik<br />

gebe.<br />

NACHSCHLAG<br />

Die Kaffeepause als<br />

Form musikwissenschaftlicher<br />

Kommunikation...<br />

XXI


NACHSCHLAG<br />

In aller Form bereiten<br />

die damaligen DVSM-<br />

Vorsitzenden, Angelika<br />

Meißner und Simone<br />

Lahutta, die Abschlusssitzung<br />

in der vorbildlich<br />

organisierten Tagungs-<br />

Caféteria vor...<br />

XXII<br />

Musik und Struktur<br />

Im dritten Block „Musik und Struktur“ wurden Fragen zu<br />

musikalischen Gattungen, Strukturen von spezifischen Werken<br />

sowie methodologische Aspekte der Analyse diskutiert.<br />

Die erste Konnotation Wolfgang Marx’ (Dublin) zum Titel<br />

des Symposiums war, dass der Begriff „Form“ im Bereich<br />

der Musik eher etwas mit Gattungen als mit Funktionen<br />

von Musik zu tun habe. Betrachtungen der Form seien Betrachtungen<br />

der Struktur, und je individueller die Formen<br />

und Strukturen werden, desto unwichtiger würden Gattungen.<br />

Letztere beschrieb Marx als Klassifikationsschemata,<br />

welche die Erwartung bei der Rezeption leiten. Diese Erwartung<br />

werde jedoch nie ganz durch Erfahrung überschrieben.<br />

Markus Gärtner (Wilhelmshaven) ging der Motivation nach,<br />

die Franz Liszt dazu bewegte, einigen seiner Werke Programme<br />

hinzuzufügen. Laut Gärtner wollte Liszt, dem Kreativität<br />

als göttliche Eingebung galt, die Ergebnisse dieser<br />

Eingebung einer breiteren Masse zugänglich machen, um<br />

diese moralisch zu erheben. Die Programme sollten demnach<br />

die Musik zum Transport bestimmter Gefühlszustände<br />

funktionalisieren, welche prozessual aufeinander folgen und<br />

in der Apotheose gipfeln.<br />

Ein weiteres Mal wurde Schönbergs A survivor from Warsaw<br />

von der US-Amerikanerin Amy Lynn Wlodarski (Rochester/<br />

New York) thematisiert. Sie untersuchte die kompositionstechnische<br />

Anlage des Stücks unter Einbeziehung von<br />

Schönbergs eigenen Äußerungen und dessen Vokabular. So<br />

spielen laut Wlodarski die Begriffe „Erkennen“ und „Wiedererkennen“<br />

eine wichtige Rolle, welche die auf Englisch<br />

Referierende in der deutschen Form aussprach. Musikalisch<br />

werde „Erkennen“ und „Wiedererkennen“ durch Wiederholung<br />

von Fragmenten des „Gedankens“ bewerkstelligt.<br />

Anhand ihrer Analyse zeigte Wlodarski die musikalische<br />

Unterdrückung des „Gedankens“ als Symbol <strong>für</strong> einen<br />

Erinnerungs- beziehungsweise Gedächtnisprozess.<br />

Martin Pfleiderer (Hamburg) stellte am Phänomen des<br />

„Groove“ exemplarisch mögliche Forschungsansätze der<br />

systematischen Musikwissenschaft dar, wobei als „systematisch“<br />

in diesem Kontext der Zusammenhang der verschiedenen<br />

interdisziplinären Ansätze zu verstehen sei. Als Dimensionen<br />

des Begriffs „Groove“ nannte er Struktur,<br />

Bedeutung, Emotion und sozialen Kontext. Wenig erforscht<br />

sei in diesem Zusammenhang vor allem die Wahrnehmung<br />

rhythmischer Spannungen.<br />

Im abschließenden Vortrag der Tagung ging Andreas<br />

Schoon noch einmal direkt auf das Bauhaus ein. Als der<br />

Bauhaus-Kunst insgesamt zukommende Eigenschaft be-


zeichnete Schoon ihre Entstehung unter dem Vorzeichen<br />

der Funktionalität. Vereinigende Prinzipien seien hier<br />

Synästhesie, das Verschwimmen von Zeit und Raum sowie<br />

das der Abstraktion. Eine Bauhaus-Musik müsste, so<br />

Schoon, avantgardistisch, aber dennoch eine <strong>für</strong> jedermann<br />

gedachte sein. In der auf den Vortrag folgenden Diskussion<br />

wurde lebhaft spekuliert, wie eine solche Musik denn<br />

klingen könne, welches die klanglichen Entsprechungen zu<br />

allgemeinen Formen wie Dreieck, Quadrat und Kreis sein<br />

könnten.<br />

Es erwies sich dennoch, dass das Diktum „form follows<br />

function“ nicht nur auf Mobiliar, sondern auf annähernd<br />

alle berührten Themenbereiche übertragbar ist – sogar auf<br />

die Universität selbst. Auch deren Umstrukturierung im<br />

Zuge der Einführung des Bachelor-/Master-Systems, die<br />

Zusammenlegung von Fachbereichen und die Streichung<br />

von kleinen Fächern wurde thematisiert. Ob die Form der<br />

Universität jedoch bisher strikt ihrer Funktion folgte oder<br />

in Zukunft folgen wird, blieb selbst durch den Vizepräsidenten<br />

der Universität Hamburg Prof. Dr. Holger Fischer<br />

unbeantwortet.<br />

Der Symposiumsbericht mit einem Großteil der Beiträge<br />

ist bereits im von Bockel Verlag <strong>2005</strong> erschienen.<br />

Carsten Neubauer (carmaneu@gmx.de)<br />

DVSM-News direkt und hochaktuell<br />

Einfach und unkompliziert mit der eigenen eMail-Adresse<br />

in die DVSM-Mailinglist eintragen:<br />

http://www.dvsm.de/html/mailingliste.html<br />

DVSM-Symposium 2006 in Deiner Stadt!?<br />

Für das 21. Internationale Studentische Symposium des DVSM e.V.<br />

suchen wir Euch, ein engagiertes Team, das das Symposium in seiner<br />

Stadt/an seinem Institut ausrichten möchte!<br />

Wir, der Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaft<br />

e.V., initiieren als studentischer Verband seit 1994<br />

jährlich ein internationales studentisches Symposium – von<br />

und <strong>für</strong> Studierende und Nachwuchswissen-schaftlerInnen.<br />

Unsere Symposien...<br />

...sind international und interdisziplinär ausgerichtet.<br />

...werden inhaltlich von ca. 15-20 studentischen Referent-<br />

Innen aus dem In- und Ausland gestaltet.<br />

...werden von durchschn. 120 TeilnehmerInnen besucht.<br />

...dauern im Schnitt 2-3 Tage.<br />

...wurden bisher vom Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und<br />

Forschung (BMBF) gefördert.<br />

...und deren Teams werden vom DVSM e.V. gecoached und<br />

unterstützt.<br />

Für nähere, unverbindliche Informationen besucht uns im<br />

Internet unter www.dvsm.de oder schickt eine eMail an<br />

vorstand@dvsm.de. Euer grobes Veranstaltungskonzept mit<br />

Themenvorschlag sendet bitte bis zum 18.09.<strong>2005</strong> an den<br />

Vorstand des:<br />

DVSM e.V.<br />

c/o Musikwissenschaftliches Seminar<br />

Adenauerallee 4-6<br />

D-531<strong>13</strong> Bonn<br />

DVSM AKTUELL<br />

Wir freuen uns, Euch<br />

und Eure Ideen kennen<br />

zu lernen!<br />

Für Fragen wendet<br />

Euch direkt an den Vorstand:<br />

vorstand@dvsm.de.<br />

XXIII


NACHSCHLAG<br />

XXIV<br />

Musiktheaterwissenschaft<br />

Eine interdisziplinäre Herausforderung?<br />

17. Internationales Studentisches Symposium des DVSM e.V. am<br />

Institut <strong>für</strong> Musikwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, 2. bis<br />

5. Oktober 2002.<br />

Verharrt die Musiktheaterwissenschaft in ihren internen<br />

fachlichen Strukturen oder nimmt sie den mittlerweile geforderten<br />

und notwendigen Blick über den eigenen Tellerrand<br />

als qualitativen Anspruch ernst? Die Realität dieser<br />

musikwissenschaftlichen Disziplin wollten die<br />

OrganisatorInnen des 17. DVSM-Symposiums diskutieren<br />

und erhielten neben einer eindeutigen Zustimmung zum<br />

Bedarf von Interdisziplinarität höchst unterschiedliche Beispiele<br />

ihrer Anwendung auf Sujets der Musiktheaterwissenschaft.<br />

Das Symposium eröffnete mit seinem<br />

Diskussionsstil, vor allem aber durch die präsentierten<br />

Forschungsansätze <strong>junge</strong>n MusikwissenschaftlerInnen sowohl<br />

hochschulpolitische, als auch inhaltliche Perspektiven.<br />

Werke im Fokus<br />

Die Beiträge des ersten Teils des Symposiums konnten thematisch<br />

fast übergreifend unter dem Motto „Werkanalyse<br />

in der Musiktheaterwissenschaft“ gefasst werden:<br />

Ulrike Anton (Wien) verfocht in ihrem Vortrag „Viktor<br />

Ullmann, Der Kaiser von Atlantis“ die These, Inszenierungen<br />

des im KZ Theresienstadt entstandenen Werkes seien nicht<br />

ausschließlich in den Zusammenhang des Nationalsozialismus<br />

zu stellen. Das Sujet der Oper greife vielmehr die zentrale<br />

Frage nach dem Sinn des Lebens auf. Jedoch stehe<br />

einer solchen weitergreifenden Interpretation, die – vor allem<br />

auch medial vermittelte – „Promotion“ des Kaisers als<br />

sogenanntes KZ-Stück entgegen. In die Erforschung und<br />

Beurteilung Ullmanns Schaffen sei auch der Kontext der<br />

Steiner’schen Lehre mit einzubeziehen, was bisher, so Ulrike<br />

Anton, von künstlerischer als auch von wissenschaftlicher<br />

Seite kaum berücksichtigt werde.<br />

Kristina Wille (Hamburg) stellte in ihrem Vortrag „Das<br />

Lehrstück Der Neinsager von Reiner Bredemeyer als Beispiel<br />

eines musikalisch-theatralischen Typus’ politisch engagierter<br />

Kunst“ den Neinsager als komplementäres Nachfolgewerk<br />

zum Jasager von Kurt Weill vor. Die politisch motivierte<br />

Gattung der Lehrstücke rückt den Umgang mit lang<br />

tradierten Bräuchen, ihren Bezug zum Kollektiv und die<br />

Reaktion des Individuums thematisch in den Vordergrund.<br />

Kristina Wille hob vor allem das generelle Defizit der musikwissenschaftlichen<br />

Forschung in der Beschäftigung mit<br />

Werken nach 1945 hervor. Lehrstücke würden, wenn überhaupt,<br />

eher von der Theaterpädagogik wahrgenommen. Die<br />

Musik(theater)wissenschaft berücksichtige dagegen in ihrem<br />

Forschungskanon gerade nicht aktuelle Bezüge, die<br />

beispielsweise die beiden Werke Der Jasager und Der Neinsager<br />

durchaus transportieren. Im anschließenden Gespräch<br />

wurde im Auditorium die Frage nach der Aktualität der<br />

musiktheatralischen Form des Lehrstücks kontrovers diskutiert.<br />

Ist ein übergreifender gesellschaftlicher Kontext,<br />

vergleichbar dem der Weimarer Republik, gegeben, oder<br />

eignet sich das Lehrstück heute eher <strong>für</strong> praxisorientiertere<br />

pädagogische Zwecke?<br />

Die Folgen der gesteigerten Rezeption von Strindbergs<br />

Texten, welche vor allem durch die <strong>Zeitschrift</strong> „Die Fak-


kel“ in den Kreis um Arnold Schönberg getragen wurden,<br />

beschrieb Florian Heesch (Köln) in seinem Beitrag. Er bezeichnete<br />

Strindberg als „denkerisches Vorbild“ <strong>für</strong> Schönberg,<br />

wobei der Komponist die Elemente des Mystischen<br />

und Halluzinatorischen konkret in seinem musiktheatralischen<br />

Werk Erwartung im Vergleich zu Strindbergs<br />

Vorlage Traumspiel noch verstärkt hervor hob. Heesch betonte<br />

aber, dass das Strindberg’sche Konzept <strong>für</strong> Szene und<br />

Text von Schönberg nicht nur übernommen, sondern darüber<br />

hinaus noch erweitert wurde – um Strindbergs Intention<br />

gemäß zu versuchen, das sogenannte Unbewusste darzustellen.<br />

Christine Siegert (Hannover) sprach in ihrem Vortrag über<br />

„Die Oper in der Toskana in der zweiten Hälfte des 18.<br />

Jahrhunderts – Zur Verbreitung der Gattung auf dem Lande“.<br />

Obwohl sich die Recherche aufgrund der spezifischen<br />

Quellenlage laut Siegert schwierig gestalte, zeichnete sie<br />

anhand von Presseberichten ein sehr detailliertes Bild der<br />

Spielplankonzeption der kleineren italienischen Gemeinden<br />

nach. Zudem berichtete sie über die Theater- und<br />

Kulturpolitik der toskanischen Fürsten, die sich mit<br />

Stattgebung oder Ablehnung von Bühnengenehmigungen<br />

zwischen wirtschaftlichem Wachstum einer Region oder der<br />

Verhinderung der damals empfundenen „moralischen<br />

Verlotterung“ (durch die Anwesenheit der Künstlertruppen)<br />

entscheiden mussten.<br />

Interdisziplinarität und Methodik<br />

Im zweiten Teil der Tagung wurden Vorträge präsentiert,<br />

die sich unter dem gemeinsamen Nenner<br />

„Interdisziplinarität und Methodik der Musiktheaterwissenschaft“<br />

fassen lassen. So berichtete Karin Stöck (Halle/Saale)<br />

in ihrem Vortrag – „Das Phänomen Szenische<br />

Kammermusik im Schnittpunkt von Musik- und Theaterwissenschaft“<br />

– über die Bildung des Arbeitsbegriffs „szenische<br />

Kammermusik“ in der DDR. Als ein Beispiel von<br />

bewusst gestalteter Theatralität von Musik und deren latent<br />

vorhandener politischen Aussage führte sie Missa nigra<br />

von Friedrich Schenker an (UA 1978 in Leipzig). Missa nigra<br />

sprengt bewusst die Grenzen der Gattung und bewegt sich<br />

in Richtung eines szenischen Werkes. Die Form der Schwarzen<br />

Messe wird hier als Protestform (aus aktuellem Anlass<br />

zum Bau der Neutronenbombe) genutzt. Karin Stöck präsentierte<br />

so einen spezifischen Fall, <strong>für</strong> dessen Erfassung<br />

die Methoden der Musiktheaterwissenschaft einen gewissen<br />

Grad an Heterogenität aufweisen müssen, um die Ganzheit<br />

eines Werkes in der Analyse angemessen zu berücksichtigen.<br />

Tatjana Böhme-Mehner (Leipzig) hielt einen Vortrag über<br />

„Niklas Luhmanns systemtheoretischen Ansatz – Eine<br />

Chance <strong>für</strong> die Opernforschung?“, in dem sie die Potenziale<br />

des Systembegriffs <strong>für</strong> Kunst/Musik vor allem in dessen<br />

Teilaspekt „Kommunikation“ sah.<br />

Kordula Knaus (Graz) formulierte die aktuelle Aufgabe der<br />

Musiktheaterwissenschaft als Darstellung von Zusammenhängen<br />

zwischen szenischem Geschehen und seinem unweigerlich<br />

existenten intellektuellen Überbau. Regietheater<br />

sei Spiegel der Zeit, indem es nach immer neuen Ausdrucksformen<br />

und dazugehörigen theoretischen Konzepten suche.<br />

Als Beispiel in ihrem Vortrag „Musikwissenschaftliche<br />

Forschungsansätze in fremdem Terrain – Musiktheater als<br />

‚Regietheater’“ nannte Kordula Knaus u.a. eine Interpreta-<br />

NACHSCHLAG<br />

XXV


NACHSCHLAG<br />

XXVI<br />

tion der Götterdämmerung von Ruth Berghaus 1987 in Frankfurt<br />

a. M., in der feministische Ansätze zur Lösung der Personen-<br />

und Systemkonflikte gewählt wurden. Zwei unterschiedliche<br />

Frauentypen in Wagners Werk konnte Knaus<br />

so in ihrer Analyse herausstellen: die meist mystisch verhaftete<br />

Femme fatale und den gutbürgerlichen Frauentypus.<br />

Dorit Schleissing (Berlin) thematisierte in ihrem<br />

Vortrag „Produktionsdramaturgie als Beispiel angewandter<br />

Musikwissenschaft und interdisziplinären Arbeitens“ weniger<br />

die wissenschaftliche Nachbetrachtung, sondern mehr<br />

die vorbereitende Arbeit <strong>für</strong> eine szenische Interpretation.<br />

Am Beispiel von Béatrice et Bénedicte (Hector Berlioz) stellte<br />

sie die volle Bandbreite der dramaturgischen Arbeit in Abhängigkeit<br />

zur Musikwissenschaft dar.<br />

Annika Lindemann (Bonn) präsentierte in ihrem Vortrag<br />

das virtuelles Opernprojekt Virtopera von Eberhard<br />

Schoener. Sie schilderte nicht nur die Funktionsweise der<br />

Internet-Oper, deren Aufführung von insgesamt vier Akten<br />

sich auf verschiedene Orte und einen mehrtägigen Zeitraum<br />

erstreckte, sondern stellte vor allem viele Problempunkte<br />

der Konzeption dieses auf Interaktion mit dem<br />

Publikum im World Wide Web ausgelegten Werkes zur Diskussion.<br />

Matthias Hornschuh (Köln) leitete anschließend einen<br />

Workshop zum Thema „Film – Musik? Das ‚besondere<br />

Verschwinden der Musik’ in Filmtheorie und -praxis“, der<br />

plastisch vor Augen führte, welche Potenziale in der wissenschaftlichen<br />

Betrachtung von Filmmusik liegen. Wird<br />

Filmmusik von der Musikwissenschaft bisher eher als Zugabe<br />

zum Film, zum visuellen Produkt betrachtet, so zeigte<br />

Matthias Hornschuh eindrucksvoll, wie Kino mit den Worten<br />

von Tom Tykwer „die Hochzeit von Musik, Ton und<br />

Bild“ sein kann. Ästhetische, psychologische,<br />

wahrnehmungstheoretische, aber auch wirtschaftliche<br />

Aspekte rückte Hornschuh in seinem mit Beispielen reich<br />

gespickten Vortrag in den Mittelpunkt.<br />

Musical als Schlusspunkt<br />

Der dritte Schwerpunkt des Symposiums war der<br />

Interdisziplinarität im besonderen Bezug zum Musical gewidmet.<br />

Frédéric Döhl (Berlin) beschrieb „Die multikulturelle Anlage<br />

der West Side Story“ und untersuchte deren Elemente<br />

wie Choreografie, Dramaturgie, Musik und Text im Hinblick<br />

auf interdisziplinäre Fragestellungen.<br />

Astrid Demand-Schnitzer (Hamburg) hielt einen Vortrag<br />

zur Frage „Welche Verbindung besteht zwischen der deutschen<br />

Musicalszene und der Musik- bzw. Theaterwissenschaft?“.<br />

Im Gegensatz zu Oper und Theater stehe<br />

bei der Musical-Produktion in erster Linie der Faktor Wirtschaftlichkeit<br />

im Vordergrund. Ein weiterer Unterschied<br />

ergebe sich durch die Rezeptionshaltung des Publikums.<br />

Musical werde als Erlebnisangebot wahrgenommen und<br />

eben nicht als Faktor der sogenannten kulturellen Bildung.<br />

Neben den Vorträgen diskutierten die TagungsteilnehmerInnen<br />

mehrfach über die Situation der<br />

Musik(theater)wissenschaft vor allem in deutschsprachigen<br />

Ländern. So standen besonders die Einführung der<br />

Bachelor/Master-Studienabschlüsse und deren Vor- und<br />

Nachteile in Bezug auf eine eigenständige Musikwissenschaft<br />

auf der Tagesordnung. Auf der Vollversammlung


des DVSM e.V. konnten dann die Diskussionsergebnisse<br />

zu einer Resolution des Verbandes bezüglich der neuen<br />

Abschlüsse Bachelor und Master zusammengefasst werden.<br />

Ausgewählte Vorträge erscheinen als Essays in der<br />

Frankfurter <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> Musikwissenschaft (weitere Informationen<br />

siehe unten).<br />

Lydia Grün (querstand@dvsm.de)<br />

Artikelserie über Musiktheaterwissenschaft<br />

Beiträge des Bochumer Symposiums 2002 als<br />

Online-Publikation in der FZMw<br />

In loser Folge veröffentlicht die Frankfurter <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong><br />

Musikwissenschaft (FZMw) die Beiträge des Bochumer<br />

DVSM-Symposiums. Zum ersten Mal in der mittlerweile<br />

fast 20jährigen Tradition der studentischen Tagungen werden<br />

Beiträge der ReferentInnen in Form einer Online-Publikation<br />

herausgegeben. Zu diesem Vorgehen hat sich das<br />

Bochumer Organisationsteam entschlossen, da das Medium<br />

Internet dem interessierten Leser ein zeit- und ortsunabhängiges<br />

Angebot der Artikel verschafft: Jeder Text kann<br />

kostenlos heruntergeladen werden, entweder direkt auf der<br />

FZMw-Website (http://www.fzmw.de/) oder aber im PDF-<br />

Format zum Lesen und Ausdrucken im Offline-Modus.<br />

Spezielle Fachfragen zu den einzelnen Artikeln können direkt<br />

und unkompliziert via eMail mit den AutorInnen selbst<br />

geklärt werden.<br />

Im Zentrum der Bochumer Tagung „Musiktheaterwissenschaft<br />

– eine interdisziplinäre Herausforderung?“<br />

stand die Kernfrage um die akademische Realität der<br />

Musiktheaterwissenschaft. Aus allen Bereichen des Musiktheaters<br />

kamen im Oktober 2002 WissenschaftlerInnen und<br />

PraktikerInnen in Bochum zusammen und beleuchteten die<br />

Facetten des Musiktheaters mit vielfältigen Beiträgen und<br />

lebhaften Diskussionen (siehe ausführlicher Bericht und<br />

Themen der Vorträge S. 24). Durch die unterschiedlichen<br />

Ansätze und Herangehensweisen konnte ein umfassendes<br />

Panorama der deutschsprachigen Musiktheater-Landschaft<br />

gezeichnet werden, was zum Fazit der Tagung führte: Interdisziplinäres<br />

Arbeiten hat sich seit den 1960er Jahren in<br />

der Musiktheaterwissenschaft etabliert und geht heute über<br />

den Status einer bloßen Worthülse weit hinaus, was die Beiträge<br />

der <strong>junge</strong>n WissenschaftlerInnen eindrucksvoll zeigen.<br />

In der FZMw sind bisher folgende Beiträge erschienen:<br />

- Kordula Knaus, „Musikwissenschaftliche Forschungsansätze<br />

auf fremdem Terrain: Musiktheater als ‚Regietheater’“.<br />

- Christine Siegert, „Oper in der Toskana in der zweiten<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts: Zur Verbreitung der Gattung<br />

auf dem Lande“.<br />

- Kristina Wille, „Das Lehrstück Der Neinsager von Reiner<br />

Bredemeyer als Beispiel eines musikalisch-theatralischen<br />

Typus’ politisch engagierter Kunst“ (geplant).<br />

Mirjam Probst<br />

NACHSCHLAG<br />

Frankfurter <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong><br />

Musikwissenschaft<br />

hrsg. von A. Förger, C.<br />

Gresser, W. Krebs u.a.<br />

I<strong>SS</strong>N 1438-857X.<br />

Erscheint seit 1997.<br />

http://www.fzmw.de/<br />

XXVII


WWW-TIPP<br />

Online-Tutorial „Archive“<br />

www.lehre.historicum.net/architutorial<br />

Ein Schleier der gelüftet<br />

wird...Die Phantasie-Figur<br />

Archivarius Lindhorst<br />

von E.T.A.<br />

Hoffmann steht noch<br />

<strong>für</strong> ein romantisiertes<br />

Berufsbild des Archivars<br />

(Holzschnitt von Hermann<br />

Burkhardt).<br />

XXVIII<br />

Die Gebrauchsanleitung <strong>für</strong> Archive von Martin Burkhardt nimmt jedem<br />

Anfänger die Berührungsangst vor vermeintlich staubigen Abgründen<br />

und ergänzt gleichzeitig das Wissen jedes Archiv-Erfahrenen<br />

um praktische Hinweise.<br />

Als praktischer Leitfaden <strong>für</strong> den Einstieg in die Quellenrecherche<br />

versteht sich das Online-Tutorial „Archive“, das<br />

unter der URL www.lehre.historicum.net/architutorial zu<br />

finden ist. Das Tutorial wendet sich vor allem an <strong>junge</strong> Semester,<br />

Studienanfänger und Archivunkundige und erklärt<br />

das Archivwesen in Deutschland von der Pieke auf. Aber<br />

auch Fortgeschrittene finden in der Gebrauchsanleitung<br />

viele praktische Hinweise, um ihr Wissen über Archivrecherche<br />

zu vervollkommnen. Ein Klick ins Tutorial lohnt<br />

sich also <strong>für</strong> jeden, besonders auch <strong>für</strong> Lehrende, die ihren<br />

StudentInnen einen praxisorientierten Überblick bieten<br />

wollen! Das Archiv-Tutorial gliedert sich in sieben Kapitel<br />

und beginnt wie eine herkömmliche Gebrauchsanleitung<br />

mit einer groben Definition „Was ist ein Archiv?“. In einer<br />

locker-flüssigen Sprache erläutert der Autor, selbst Archivar,<br />

die Details, die <strong>für</strong> das Verständnis des Archivwesens<br />

in Deutschland notwendig sind, und definiert die wichtigsten<br />

Fachbegriffe. Die kurzen Abschnitte werden mit Abbildungen<br />

ergänzt, was den Textfluss entscheidend auflokkert<br />

und das Erläuterte plastisch <strong>für</strong> den Leser macht. Auch<br />

das zweite Kapitel zu Archivarten und -trägern zählt noch<br />

zum Grundwissen, das immer mit direktem praktischen<br />

Bezug mit vielen Beispielen vermittelt wird. Kapitel vier<br />

zeigt dem Leser den Weg „Von der Frage zur Quelle“ Schritt<br />

<strong>für</strong> Schritt auf und umschifft auch nicht die Schwierigkeiten<br />

einer Archivrecherche (bspw. die hohe erforderliche<br />

Frustrationstoleranz und das meist miserable Verhältnis<br />

zwischen Zeitaufwand und quantitativem Ertrag). Die beiden<br />

letzten Abschnitte des Online-Tutorials behandeln die<br />

Varianz der Archivquellen (vom Text bis zu musealen Gegenständen),<br />

die Frage der Nutzungsrechte und Sperrfristen.<br />

Im letzten Kapitel folgen als Service Hinweise auf<br />

weiterführende Lektüre und Links zu anderen Webseiten.<br />

Positiv auch: Der Autor ist <strong>für</strong> Rückfragen über eMail zu<br />

erreichen! Das Online-Tutorial von Martin Burkhardt besticht<br />

durch seine Praxisnähe, die flüssige Schreibe und das<br />

durch die vielen eingeflochtenen Beispiele leicht zu rezipierende<br />

Grundwissen rund um das Archivwesen. Es ist<br />

nicht nur jedem Archiv-Laien zu empfehlen!<br />

Lydia Grün (querstand@dvsm.de)


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaft e.V.<br />

Schriftleitung: Lydia Grün (querstand@dvsm.de)<br />

Satz: Lydia Grün<br />

Druck: @business, Prenzlauer Allee 174, <strong>10</strong>409 Berlin<br />

I<strong>SS</strong>N 1861-3055 Jahrgang <strong>10</strong>, Heft <strong>13</strong>, <strong>SS</strong> <strong>2005</strong><br />

<strong>Querstand</strong> online (I<strong>SS</strong>N 1861-3063): www.querstand.dvsm.de<br />

Der <strong>Querstand</strong> ist die Verbandszeitschrift des DVSM e.V.<br />

und erscheint im halbjährlichen Turnus in gedruckter Form<br />

als auch als Online-Publikation. Jedes Mitglied des DVSM<br />

e.V. erhält den <strong>Querstand</strong> kostenfrei per Post zugesandt. Die<br />

Mitgliedschaft im DVSM e.V. ist <strong>für</strong> einen geringen Jahresbeitrag<br />

von 5,00 € möglich. Sollte Ihnen Ihr Exemplar nicht<br />

per Post zugegangen sein, so bitten wir um Rückmeldung<br />

unter mitgliederbetreuung@dvsm.de.<br />

Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaft e.V.<br />

c/o Rheinische Friedrich Wilhelm Universität<br />

Musikwissenschaftliches Seminar<br />

Adenauerallee 4-6<br />

531<strong>13</strong> Bonn<br />

Website: www.dvsm.de<br />

eMail: info@dvsm.de<br />

Briefe, Manuskripte, Rezensionsexemplare und weitere Anfragen<br />

bitte an folgende Adressen senden:<br />

<strong>Querstand</strong><br />

c/o Lydia Grün<br />

Christburger Str. 28<br />

<strong>10</strong>405 Berlin<br />

Fon: +49 (0) 30 - 44 04 80 95<br />

Fax: +49 (0) 30 - 44 32 48 50<br />

eMail: querstand@dvsm.de


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Dieses Formular bitte ausgefüllt an folgende Anschrift senden:<br />

Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaft<br />

e.V.<br />

c/o Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn<br />

Musikwissenschaftliches Seminar<br />

Adenauerallee 4-6<br />

D-531<strong>13</strong> Bonn<br />

Fax: 0228 / 737 464<br />

Im nächsten Heft...<br />

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Oder per Überweisung oder Dauerauftrag auf das Konto des DVSM e.V. bei der<br />

Deutschen Bank Berlin, Kontonr. 435 87 92, BLZ <strong>10</strong>0 700 24 (IBAN<br />

DE18<strong>10</strong>0700240435879200 BIC/SWIFT-Code DEUTDEDBBER).<br />

...Freie Opernszene in Wien<br />

...20 Jahre DVSM-Symposien<br />

...Musik und Bildende Kunst: Olga Neuwirth

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