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Wird die Arbeitnehmer- freizügigkeit den Markt der ... - Securitas

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2 | 2011<br />

<strong>Wird</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong><br />

<strong>den</strong> <strong>Markt</strong><br />

<strong>der</strong> Sicherheitswirtschaft<br />

verän<strong>der</strong>n?<br />

Von Manfred Buhl<br />

Die Bundesnetzagentur für Arbeit<br />

geht nach Me<strong>die</strong>nberichten davon aus, dass<br />

zwischen 100.000 und 140.000 Personen aus<br />

mittel- und osteuropäischen Staaten von <strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland am 1. Mai<br />

in Kraft getretenen <strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong><br />

Gebrauch machen wer<strong>den</strong>. Die polnische Arbeitsministerin<br />

Fedak geht von bis zu 100.000<br />

jährlich nach Deutschland wan<strong>der</strong>n<strong>den</strong> Polen<br />

aus (FAZ v. 29.04.2011). Fast alle Forschungsinstitute<br />

bewegen sich nach Angaben <strong>die</strong>ser<br />

Zeitung „innerhalb eines Korridors zwischen<br />

100.000 und 200.000 im Jahr“. Häufig werde<br />

dabei nur Schwarzarbeit legalisiert. Denn<br />

schon bisher arbeiteten ca. 425.000 Bürger<br />

aus <strong>den</strong> acht mittel- und osteuropäischen<br />

Beitrittslän<strong>der</strong>n nach Schätzungen des Statistischen<br />

Bundesamtes in Deutschland. Der<br />

deutsche Arbeitsmarkt sei vor allem dank des<br />

<strong>der</strong>zeitigen Aufschwungs für Osteuropäer<br />

hoch attraktiv. Das Kölner Institut <strong>der</strong> deutschen<br />

Wirtschaft (IW) erwartet – ebenso wie<br />

das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

(IAB) laut FAZ vom 27.04.2011 zwar<br />

keine „unbeherrschbare Zuwan<strong>der</strong>ungswelle<br />

und kein ungebremstes Lohndumping“, rechnet<br />

aber zunächst mit einem kräftigen Schub:<br />

2011 und 2012 könnten bis zu 800.000 Menschen<br />

zum Arbeiten nach Deutschland ziehen.<br />

Danach werde <strong>der</strong> Zustrom abebben. Bis 2020<br />

könnten rund 1,2 Millionen kommen. Im Verhältnis<br />

zu <strong>den</strong> neunziger Jahren des vorigen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts mit 3,3 Millionen Immigranten<br />

sei <strong>die</strong> zu erwartende Zuwan<strong>der</strong>ung aber<br />

relativ gering. Das Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Halle weist nach Angaben <strong>der</strong><br />

FAZ vom 29. April darauf hin, dass neun<br />

von zehn Polen in <strong>die</strong> wirtschaftsstarken *<br />

Ballungsgebiete Westdeutschlands gezogen<br />

sind, weil dort höhere Löhne gezahlt<br />

wür<strong>den</strong>. Der Osten Deutschlands sei eher<br />

„Durchgangsstation“ auf dem Zug nach Westen.<br />

Welchen Einfluss hat <strong>die</strong> seit 1. Mai gültige<br />

<strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong> auf <strong>den</strong> <strong>Markt</strong> <strong>der</strong><br />

Sicherheitswirtschaft in Deutschland? Diese<br />

Frage ist für Sicherheitsunternehmer ebenso<br />

bedeutsam wie für <strong>die</strong> Beschäftigten des Sicherheitsgewerbes.<br />

Wie soll sich <strong>die</strong> Sicherheitswirtschaft<br />

auf <strong>die</strong> neue Rechtslage und<br />

<strong>die</strong> zu erwartende <strong>Arbeitnehmer</strong>immigration<br />

einstellen?<br />

1. Was bedeutet das In-Kraft-<br />

Treten <strong>der</strong> <strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong>?<br />

In <strong>der</strong> EU herrscht für Bürger <strong>der</strong> EU-<br />

Staaten gem. Art. 45 des Vertrages über <strong>die</strong><br />

Arbeitsweise <strong>der</strong> EU (AEUV) und Art. 15 Abs.2<br />

<strong>der</strong> Charta <strong>der</strong> Grundrechte <strong>die</strong> EU Nie<strong>der</strong>lassungsfreiheit.<br />

Auch Bürger <strong>der</strong> am 1. Mai<br />

2004 <strong>der</strong> EU beigetretenen Staaten Estland,<br />

Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien,<br />

Tschechien und Ungarn durften in Deutschland<br />

nach deutschem Recht schon bisher eine<br />

Firma o<strong>der</strong> eine Nie<strong>der</strong>lassung grün<strong>den</strong>. Sie<br />

durften auch grenzüberschreitend deutschen<br />

Unternehmen <strong>Arbeitnehmer</strong> überlassen, wenn<br />

<strong>die</strong> Vorschriften des AÜG eingehalten wur<strong>den</strong>.<br />

An<strong>der</strong>s als Großbritannien, Irland und Schwe<strong>den</strong><br />

- ab 2006 auch Finnland, Griechenland,<br />

Portugal und Spanien - hat <strong>die</strong> Bundesrepublik<br />

aber nach Maßgabe des Beitrittsvertrages<br />

<strong>der</strong> genannten mittel- und osteuropäischen<br />

Staaten vom 16.04.2003 von <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

Gebrauch gemacht, <strong>die</strong> Freizügigkeit von Bürgern<br />

<strong>die</strong>ser Staaten einzuschränken und ihre<br />

Arbeitsaufnahme von einer Erlaubnis <strong>der</strong> örtlichen<br />

Arbeitsagentur abhängig zu machen.<br />

Nach einer zweifachen Verlängerung - nach<br />

zwei Jahren um drei und dann nochmals um<br />

zwei Jahre - ist <strong>die</strong>se Einschränkung endgültig<br />

am 1. Mai 2011 ausgelaufen.<br />

Manfred Buhl ist BDWSizepräsi<strong>den</strong>t<br />

sowie CEO und Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Geschäftsführung<br />

SECURITAS Sicherheits<strong>die</strong>nste Holding<br />

Deutschland.<br />

Eine Voraussage, wie viele Bürger <strong>die</strong>ser<br />

acht Beitrittslän<strong>der</strong>, <strong>die</strong> zusammen eine<br />

Wohnbevölkerung von 74 Millionen haben,<br />

von <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Arbeitsaufnahme in<br />

Deutschland nun Gebrauch machen wer<strong>den</strong>,<br />

ist vor allem deshalb schwierig, weil <strong>die</strong> Arbeitslosenquoten<br />

und <strong>die</strong> Lohnniveaus unterschiedlich<br />

sind:<br />

Beitrittsland<br />

Arbeitskosten<br />

/<br />

Stunde 2009<br />

Arbeitslosenquote<br />

2011*<br />

Slowenien 14,00 Euro 7,2 %<br />

Tschechien 9,60 Euro 7,0 %<br />

Estland 7,80 Euro 15,1 %<br />

Ungarn 7,60 Euro 11,0 %<br />

Slowakei 7,50 Euro 14,2 %<br />

Polen 6,90 Euro 9,2 %<br />

Litauen 5,80 Euro 16,9 %<br />

Deutschland 30,90 Euro 6,7 %<br />

(Quelle: Destatis von Eurostat und EUK, Eurostat)<br />

* (Prognose / vorläufige Werte)<br />

Ab 1. Mai 2014 wird <strong>die</strong> uneingeschränkte<br />

<strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong> auch für Bulgarien<br />

34<br />

Wirtschaft und Politik


2 | 2011<br />

und Rumänien mit insgesamt 29 Millionen<br />

Einwohnern in Kraft treten. Dort sind <strong>die</strong> Arbeitskosten<br />

je Stunde mit 4,00 bzw. 2,90 Euro<br />

beson<strong>der</strong>s niedrig (Arbeitskostenquote 7,4<br />

bzw. 9,1 %).<br />

Vor allem im Niedriglohnsektor, in dem geringe<br />

Qualifizierungsvoraussetzungen bestehen,<br />

und im Zeitarbeitssektor dürfte sich <strong>die</strong><br />

<strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong> für Bürger aus <strong>den</strong><br />

EU-Beitrittslän<strong>der</strong>n erheblich auswirken. So<br />

befürchtet IAB-Direktor Joachim Möller, dass<br />

es auf dem <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> gering Qualifizierten<br />

durch <strong>den</strong> verstärkten Zuzug von billigeren<br />

Arbeitskräften aus Osteuropa zu einem Verdrängungswettbewerb<br />

kommt. Hauptverlierer<br />

könnten dann schon hier lebende Migranten<br />

sein. Nach einer IW-Umfrage befürchten 40 %<br />

<strong>der</strong> Befragten, dass sich <strong>die</strong> volle <strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong><br />

auf <strong>den</strong> eigenen Arbeitsplatz<br />

negativ auswirken werde (FAZ v.<br />

27.04.2011).<br />

2. Gründe für eine starke Immigrationswelle<br />

auf <strong>den</strong> Arbeitsmarkt<br />

des Sicherheitsgewerbes<br />

Der <strong>Markt</strong> für das Sicherheitsgewerbe ist<br />

ein Niedriglohnmarkt für zumeist gering<br />

qualifizierte Arbeitskräfte. Es gibt nur wenige<br />

Sicherheits<strong>die</strong>nstleistungen, <strong>die</strong> nur von höher<br />

Qualifizierten erbracht wer<strong>den</strong> können.<br />

Für <strong>die</strong>sen Niedriglohnsektor überwiegen <strong>die</strong><br />

Gründe, <strong>die</strong> für eine zunächst starke Immigrationswelle<br />

aus <strong>den</strong> EU-Beitrittslän<strong>der</strong>n<br />

sprechen:<br />

a) Gering Qualifizierte sind grundsätzlich eher<br />

von Arbeitslosigkeit bedroht als höher Qualifizierte.<br />

Auch in Deutschland ist in <strong>die</strong>sem<br />

Lohnsektor <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich<br />

hoch. Arbeitslosigkeit bildet<br />

sicher <strong>den</strong> stärksten Motivationsfaktor für<br />

<strong>die</strong> gering Qualifizierten in <strong>den</strong> EU-Beitrittslän<strong>der</strong>n<br />

zur Arbeitssuche im Ausland.<br />

b) Auch in Deutschland sind <strong>die</strong> Qualifizierungsvoraussetzungen<br />

für <strong>die</strong> Arbeitsaufnahme<br />

im Sicherheitssektor gering. Der<br />

Nachweis <strong>der</strong> Unterrichtung über Rahmenbedingungen<br />

<strong>der</strong> Sicherheits<strong>die</strong>nstleistung<br />

in 40 Stun<strong>den</strong> à 45 Minuten gem. § 3 Abs.1<br />

BewachV ist ausreichend. Dazu genügen<br />

<strong>die</strong> zur Ausübung <strong>der</strong> Tätigkeit und zum<br />

Verständnis des Unterrichtungsverfahrens<br />

unverzichtbaren deutschen Sprachkenntnisse.<br />

Umfassende Kenntnisse in Schriftdeutsch<br />

sind nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

c) Das Lohnniveau und dementsprechend<br />

auch <strong>der</strong> Lohn im Sicherheitsgewerbe ist<br />

in <strong>den</strong> EU-Beitrittsstaaten um ein Vielfaches<br />

niedriger als in Deutschland. Die<br />

Arbeitskos ten sind in Deutschland z. B. 4 x<br />

so hoch wie in Estland, Ungarn und <strong>der</strong> Slowakei,<br />

4 ½-mal so hoch wie in Polen und<br />

fast 11-mal so hoch wie in Bulgarien. Das<br />

dürfte auch für das Verhältnis <strong>der</strong> Löhne im<br />

Sicherheitsgewerbe zutreffen.<br />

d) Wer in Deutschland arbeitet, genießt <strong>die</strong><br />

Vorzüge des deutschen Sozialsystems. Gerade<br />

im Niedriglohnsektor wie dem des Sicherheitsgewerbes<br />

ist <strong>die</strong> Sozialversorgung<br />

ein wichtiger Baustein zur Erzielung angemessener<br />

Lebensqualität und ein Grund zur<br />

Überwindung von Angst vor Krankheit und<br />

Pflegebedürftigkeit. In <strong>den</strong> mittel- und osteuropäischen<br />

Herkunftslän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> nach<br />

Deutschland kommen<strong>den</strong> <strong>Arbeitnehmer</strong> ist<br />

das Sozialsystem sehr unterschiedlich ausgeprägt,<br />

aber sicher nirgends so leistungsstark<br />

wie in Deutschland. Dementsprechend<br />

warnt <strong>der</strong> Präsi<strong>den</strong>t des Ifo-Instituts,<br />

Hans-Werner Sinn, <strong>der</strong> deutsche Sozialstaat<br />

wirke wie ein „Wan<strong>der</strong>ungsmagnet“ (FAZ v.<br />

29.04.2011). Zwar erhalten Immigranten,<br />

<strong>die</strong> in Deutschland keine Arbeit fin<strong>den</strong>, erst<br />

nach fünf Jahren Sozialleistungen. Aber<br />

nach <strong>den</strong> Worten des Migrationsforschers<br />

Stefan Luft hat „<strong>die</strong> unkontrollierte Zuwan<strong>der</strong>ung<br />

seit dem Anwerbestopp für Gastarbeiter<br />

1973 <strong>die</strong> Sozialsysteme erheblich<br />

belastet“ (FAZ v. 29.04.2011).<br />

e) EU-Beitrittsstaaten grenzen teilweise unmittelbar<br />

an Deutschland. In jedem Fall<br />

sind <strong>die</strong> Wohnorte <strong>der</strong> Arbeitsimmigranten<br />

nur wenige Autostun<strong>den</strong> von Deutschland<br />

entfernt. Diese Nähe erlaubt es im Osten<br />

und Südosten Deutschlands arbeiten<strong>den</strong><br />

Bürgern aus <strong>den</strong> angrenzen<strong>den</strong> Beitrittslän<strong>der</strong>n,<br />

entwe<strong>der</strong> zu pendeln o<strong>der</strong> regelmäßig<br />

das Wochenende in <strong>der</strong> Heimat zu<br />

verbringen. Auch wenn in <strong>den</strong> ostdeutschen<br />

Län<strong>der</strong>n niedrigere Löhne gezahlt<br />

wer<strong>den</strong> als in Westdeutschland und Süddeutschland,<br />

ist <strong>die</strong> Attraktivität <strong>der</strong> Nähe<br />

des Arbeitsplatzes in Ostdeutschland zum<br />

Heimatort in einem <strong>der</strong> Beitrittslän<strong>der</strong>, in<br />

dem <strong>die</strong> Familie des Arbeitsimmigranten<br />

wohnen geblieben ist, nicht zu unterschätzen.<br />

3. Gründe gegen eine starke<br />

Immigrationswelle<br />

Selbstverständlich gibt es auch Gründe, <strong>die</strong><br />

gegen eine starke Immigrationswelle in <strong>den</strong><br />

nächsten Jahren sprechen:<br />

a) Mit dem Weggang aus <strong>der</strong> Heimat ist Verzicht<br />

und sind Unannehmlichkeiten verbun<strong>den</strong>.<br />

Die gewohnte soziale Umgebung wird<br />

verlassen, oft auch <strong>die</strong> eigene Familie o<strong>der</strong><br />

ein Teil <strong>die</strong>ser Familie. In <strong>der</strong> Fremde müssen<br />

<strong>die</strong> Arbeitssuchen<strong>den</strong> <strong>den</strong> Anschluss<br />

an ein neues soziales Netz suchen und <strong>die</strong><br />

Kommunikation mit Familienangehörigen<br />

und Freun<strong>den</strong> auf das Handy beschränken.<br />

So zeigt sich ein polnischer Unternehmer in<br />

<strong>der</strong> FAZ v. 29.04.2011 überzeugt, dass sich<br />

sein Personal nicht „über Nacht gen Westen<br />

aufmacht. Dafür ver<strong>die</strong>nen sie hier zu gut<br />

und wollen ihre Familien nicht verlassen“. Er<br />

fürchtet vielmehr, dass sich <strong>die</strong> Liberalisierung<br />

auf <strong>die</strong> ohnehin steigen<strong>den</strong> Löhne in<br />

<strong>den</strong> Beitrittslän<strong>der</strong>n auswirkt.<br />

b) Es dauert mitunter längere Zeit, bis sich<br />

<strong>die</strong> immigrierten Arbeitsuchen<strong>den</strong> an <strong>die</strong><br />

neue soziale Umgebung gewöhnt und neue<br />

Freunde gefun<strong>den</strong> haben. Sie müssen <strong>die</strong><br />

deutsche Sprache lernen. Sie leben zumeist<br />

in ärmlichen, wenig komfortablen Wohnverhältnissen,<br />

mitunter sogar im Wohnwagen.<br />

Soweit kleinere Kin<strong>der</strong> mitgenommen<br />

wer<strong>den</strong>, müssen <strong>die</strong>se unter vielleicht ungünstigeren<br />

Verhältnissen als im Heimatort<br />

des Herkunftslandes leben und benötigen<br />

in <strong>der</strong> Schule oft beson<strong>der</strong>e Betreuung.<br />

c) Insgesamt dürften aber zumeist <strong>die</strong> positiven<br />

Anreize zur Arbeitsimmigration stärker<br />

sein als hemmende Faktoren. Die meisten,<br />

vor allem jüngere Leute, wer<strong>den</strong> das<br />

notwendige Maß an Geduld, Beharrlichkeit,<br />

Lerneifer und Genügsamkeit zeigen, um mit<br />

zunächst widrigen sozialen Verhältnissen<br />

fertig zu wer<strong>den</strong> und <strong>die</strong> Trennung von Familie<br />

und Freun<strong>den</strong> zu verschmerzen.<br />

4. Der Mindestlohn ist<br />

unabdingbar<br />

Der mit <strong>der</strong> Gewerkschaft ver.di verbindlich<br />

vereinbarte Mindestlohn ist eine entschei<strong>den</strong>de<br />

Maßnahme, um trotz zu erwarten<strong>der</strong><br />

Immigration von vielen tausen<strong>den</strong> Arbeitsuchen<strong>den</strong><br />

aus Billiglohnlän<strong>der</strong>n auf <strong>den</strong> deutschen<br />

Arbeitsmarkt <strong>der</strong> Sicherheitswirtschaft<br />

Dumpinglöhne zu verhin<strong>der</strong>n. Nur so kann<br />

auch vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, dass Beschäftigte,<br />

<strong>die</strong> Dumpinglöhne nicht akzeptieren, unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> gesetzlichen Kündigungsmöglichkeiten<br />

ihren Arbeitsplatz verlieren<br />

und durch Arbeitskräfte aus mittel- und<br />

osteuropäischen Län<strong>der</strong>n ersetzt wer<strong>den</strong>.<br />

Die vereinbarten Mindestlöhne sind unterschiedlich<br />

je nach Bundesland: Sie betragen<br />

im Hochlohnland Ba<strong>den</strong>-Württemberg ab<br />

1. Januar 2011 zunächst 8,46 Euro und in <strong>den</strong><br />

neun lohnschwächsten Län<strong>der</strong>n 7,50 Euro.<br />

Wirtschaft und Politik<br />

35


2 | 2011<br />

Sie gelten für alle Sicherheitsbeschäftigte im<br />

Objektschutz und Separatwach<strong>die</strong>nst. Für <strong>die</strong>se<br />

Dienstleistungen wer<strong>den</strong> <strong>die</strong> niedrigsten<br />

Löhne gezahlt. In <strong>die</strong>sen Sektoren arbeiten 60<br />

bis 70 % <strong>der</strong> Beschäftigten des Sicherheitsgewerbes.<br />

Dagegen sind <strong>die</strong> Tätigkeiten im<br />

Werttransport und Geldbearbeitungs<strong>die</strong>nst,<br />

Sicherheits<strong>die</strong>nstleistungen auf Verkehrsflughäfen<br />

und Gleisbausicherungsarbeiten<br />

ausgenommen, weil hier in Spartentarifverträgen<br />

deutlich höhere Löhne vereinbart sind.<br />

Sie sollen aber wie <strong>die</strong> vereinbarten Mindestlöhne<br />

durch eine Rechtsverordnung <strong>der</strong><br />

Bundesregierung auf <strong>der</strong> Grundlage des <strong>Arbeitnehmer</strong>entsendegesetzes<br />

(AEntG) rechtlich<br />

abgesichert wer<strong>den</strong>. Der Mindestlohn-<br />

Tarifvertrag folgt dem Arbeitsortprinzip, nach<br />

dem für <strong>die</strong> Anwendung eines Tarifvertrages<br />

<strong>der</strong> Arbeitsort maßgeblich ist, an dem sich <strong>der</strong><br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> zu erbringen<strong>den</strong> Leistung<br />

des Beschäftigten befindet.<br />

Dabei darf nicht übersehen wer<strong>den</strong>, dass<br />

<strong>die</strong> Einführung des Mindestlohnes im Sicherheitsgewerbe<br />

<strong>die</strong> Entscheidung <strong>der</strong> Arbeit suchen<strong>den</strong><br />

Menschen in <strong>den</strong> mittel- und osteuropäischen<br />

Beitrittslän<strong>der</strong>n zur Immigration<br />

nicht hemmen, son<strong>der</strong>n sogar för<strong>der</strong>n wird.<br />

Die Erwartung, <strong>die</strong>sen im Vergleich zu dem<br />

Lohnniveau in ihrem Heimatland wesentlich<br />

höheren Lohn anstelle eines niedrigen Dumpinglohns<br />

zu bekommen, bildet einen zusätzlichen<br />

Anreiz zur Immigration. An<strong>der</strong>erseits<br />

verhin<strong>der</strong>t er <strong>die</strong> Spekulation, eine Anstellung<br />

im Sicherheitsgewerbe unabhängig vom Bedarf<br />

zusätzlicher Einstellungen allein durch<br />

Verdrängung von Arbeitskräften aufgrund <strong>der</strong><br />

Akzeptanz von Dumpinglöhnen zu bekommen.<br />

Die Auswirkung des Mindestlohnes auf <strong>den</strong><br />

Entscheidungsprozess <strong>der</strong> Arbeit Suchen<strong>den</strong><br />

in <strong>den</strong> Beitrittslän<strong>der</strong>n erscheint also insoweit<br />

ambivalent.<br />

Neben dem Mindestlohn wird eine Verdrängungswirkung<br />

durch <strong>die</strong> <strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong><br />

dadurch ausgeschlossen o<strong>der</strong><br />

je<strong>den</strong>falls eng begrenzt, dass qualitative Kriterien<br />

wie größere Erfahrung, mühelose Beherrschung<br />

<strong>der</strong> deutschen Sprache, Kenntnis<br />

aller für <strong>die</strong> jeweilige Dienstleistung gültigen<br />

Regelungen, <strong>der</strong> Kun<strong>den</strong>wünsche und <strong>der</strong><br />

örtlichen Verhältnisse eher gegen eine Verdrängung<br />

<strong>der</strong> bisher Beschäftigten sprechen.<br />

Sie sind vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes<br />

umso besser geschützt, je besser sie für <strong>die</strong><br />

jeweilige Dienstleistung qualifiziert sind und<br />

qualitativ gute Arbeit leisten.<br />

5. Kontrolle <strong>der</strong> Einhaltung <strong>der</strong><br />

Mindestlohnverpflichtung<br />

Der Mindestlohn wird nur dann <strong>die</strong> beabsichtigte<br />

Wirkung entfalten, wenn seine<br />

Einhaltung systematisch und nachhaltig kontrolliert<br />

wird. An<strong>der</strong>nfalls führt er zu neuer<br />

sozialer Ungerechtigkeit, zur Differenzierung<br />

zwischen tarifvertrags- und normtreuen Arbeitgebern<br />

und an<strong>der</strong>en, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Mindestlohnverpflichtung<br />

rücksichtslos umgehen und<br />

damit eine erneute Schieflage im Wettbewerb<br />

<strong>der</strong> Sicherheitswirtschaft herbeiführen.<br />

Ein Anreiz zur Umgehung des Mindestlohns<br />

kann sich daraus ergeben, dass <strong>der</strong> Mindestlohn<br />

<strong>die</strong> Gewinnmarge vermin<strong>der</strong>t, wenn <strong>die</strong><br />

Erhöhung des bisher gezahlten Lohnes nicht<br />

auf <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> abgewälzt wer<strong>den</strong> kann. Das<br />

wird nur dann gelingen, wenn <strong>der</strong> Kunde<br />

davon überzeugt wird, dass <strong>die</strong> Qualität <strong>der</strong><br />

Sicherheits<strong>die</strong>nstleistung im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Einführung des Mindestlohnes erhöht<br />

wird. Das nachzuweisen, stellt eine beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für das Qualitätsmanagement<br />

des Sicherheitsunternehmens dar. Eine<br />

Erhöhung des Lohnes durch Einführung des<br />

Mindestlohnes wird <strong>die</strong> Motivation des Beschäftigten<br />

zu qualitativ guter Arbeitsleistung<br />

erhöhen. Dies kann sich etwa in einem höheren<br />

Aufmerksamkeits- und Wachsamkeitsgrad,<br />

im Verhalten gegenüber Kun<strong>den</strong> und in<br />

<strong>der</strong> Einhaltung aller Vorgaben für <strong>die</strong> konkrete<br />

Arbeitsleistung zeigen, langfristig gemessen<br />

und nachgewiesen wer<strong>den</strong>.<br />

Die Weitergabe einer Lohnerhöhung an<br />

<strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> kann auch dadurch unterstützt<br />

wer<strong>den</strong>, dass im zeitlichen Zusammenhang<br />

seine Gesamtausgaben für <strong>die</strong> beauftragte<br />

Dienstleistung trotz <strong>der</strong> Lohnerhöhung nicht<br />

steigen. Das wird je nach <strong>den</strong> Umstän<strong>den</strong> des<br />

Einzelfalles durch Einsatz von mehr, qualitativ<br />

hochwertigerer, leistungsfähigerer Sicherheitstechnik<br />

und dadurch ermöglichte Einsparung<br />

von personeller Sicherheitsleistung<br />

o<strong>der</strong> durch Kosten sparende Umstrukturierung<br />

<strong>der</strong> personellen Dienstleistung gelingen,<br />

z. B. dem Ersatz von Doppelstreifen durch<br />

Einzelstreifen mit verzögerungsfreier Verstärkungsmöglichkeit<br />

im Gefahrenfall o<strong>der</strong> durch<br />

Übernahme zusätzlicher Leistungsfunktionen<br />

ohne <strong>die</strong> Notwendigkeit personeller Verstärkung.<br />

Das qualitative Optimierungspotenzial<br />

ist oft nicht ausgeschöpft. Das zu erreichen<br />

ist Aufgabe des Qualitätsmanagements im Sicherheitsunternehmen.<br />

Die Kontrolle <strong>der</strong> Einhaltung des Mindestlohnes<br />

hat <strong>der</strong> Verordnungsgeber dem Zoll<br />

übertragen, <strong>der</strong> auch das Verbot <strong>der</strong> Schwarzarbeit<br />

überwacht. In erster Linie ist das Vorhan<strong>den</strong>sein<br />

ausreichen<strong>der</strong> Personalressourcen<br />

ausschlaggebend für „flächendeckend“<br />

wirksame Kontrollen. Nur wenn <strong>die</strong> Kontrollen<br />

von Anfang an systematisch, spürbar häufig<br />

und mit <strong>der</strong> notwendigen Nachhaltigkeit<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong>, wird <strong>die</strong> Umgehung<br />

von Mindestlöhnen dauerhaft verhin<strong>der</strong>t<br />

wer<strong>den</strong> können. Solche Umgehungen mögen<br />

schwer zu verbergen sein, aber sie könnten<br />

etwa durch Kürzung vereinbarter Zuschläge<br />

versucht wer<strong>den</strong>.<br />

Soweit <strong>der</strong> Zoll nicht über ausreichende<br />

Personalressourcen zu intensiven Kontrollen<br />

verfügt, könnte überlegt wer<strong>den</strong>, <strong>die</strong> Zollbeamten<br />

durch Hilfskräfte zu unterstützen, <strong>die</strong><br />

keine Hoheitsmaßnahmen, son<strong>der</strong>n Hilfstätigkeiten<br />

wie das Einsammeln und Auswerten<br />

von Dokumenten und Unterlagen, durchführen.<br />

Der BDWS sollte dem Bundesfinanzministerium<br />

anbieten, Unterstützungsmöglichkeiten<br />

bei <strong>der</strong> Planung und Durchführung<br />

wirksamer Kontrollen gemeinsam zu prüfen<br />

und zu erörtern.<br />

6. Der Mindestlohn allein löst<br />

nicht alle Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Zukunft<br />

Die Festlegung des Mindestlohnes ist auch<br />

über <strong>die</strong> Auswirkung auf <strong>die</strong> bevorstehende<br />

Immigration von Arbeitsuchen<strong>den</strong> aus mittelund<br />

osteuropäischen Län<strong>der</strong>n hinaus für das<br />

Sicherheitsgewerbe von Bedeutung. Er bildet<br />

<strong>die</strong> Voraussetzung dafür, dass alle Vollzeitbeschäftigten<br />

im Sicherheitsgewerbe einen<br />

Lohn erhalten, mit dem sie <strong>die</strong> Mindestausgaben<br />

ihrer Familie bestreiten können. Diese soziale<br />

Absicherung ist ein Akt sozialer Gerechtigkeit<br />

und lohnt allein schon <strong>den</strong> Aufwand<br />

jahrelanger Überzeugungsarbeit <strong>der</strong> Vertreter<br />

des Sicherheitsgewerbes in Politik, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft. Der Mindestlohn ist keine<br />

„Wun<strong>der</strong>waffe“, aber er verhin<strong>der</strong>t, wenn<br />

seine Einhaltung streng kontrolliert wird, für<br />

gering Qualifizierte im Sicherheitsgewerbe<br />

soziale Ungerechtigkeit und volkswirtschaftlich<br />

sinnwidrige Dumpinglöhne.<br />

Allerdings kann sich <strong>der</strong> Mindestlohn eben<br />

nur für gering Qualifizierte auswirken. Er<br />

wird und darf sich nicht zur generellen Kalkulationsgrundlage<br />

entwickeln. Denn dann<br />

würde <strong>der</strong> Mindestlohn das bisherige Leistungsniveau<br />

auf ein Mindestleistungsniveau<br />

herabdrücken. Das würde das Image des Sicherheitsgewerbes<br />

nicht för<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n<br />

schädigen. Das Gegenteil muss geschehen: Die<br />

Qualität <strong>der</strong> Leistung muss im Kun<strong>den</strong>interes-<br />

36<br />

Wirtschaft und Politik


2 | 2011<br />

se ständig optimiert und das Qualifizierungsniveau<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten muss nachhaltig<br />

weiter erhöht wer<strong>den</strong>. Nicht <strong>der</strong> Mindestlohn<br />

darf <strong>die</strong> Qualität <strong>der</strong> Dienstleistung bestimmen,<br />

son<strong>der</strong>n umgekehrt müssen sich Preise<br />

und Löhne nach einer kun<strong>den</strong>orientierten<br />

hohen Qualität <strong>der</strong> Sicherheits<strong>die</strong>nstleistung<br />

ausrichten. Die von einem Arbeitskreis des<br />

BDWS entwickelten Qualitätsstandards müssen<br />

zügig umgesetzt und <strong>die</strong> von <strong>der</strong> Innenministerkonferenz<br />

für eine Zusammenarbeit<br />

von Sicherheitsunternehmen mit <strong>der</strong> Polizei<br />

verlangte Zertifizierung muss baldmöglichst<br />

geregelt und gesetzlich verankert wer<strong>den</strong>.<br />

7. <strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong> als<br />

Chance für <strong>den</strong> Arbeitsmarkt <strong>der</strong><br />

Sicherheitswirtschaft<br />

Der gegenwärtige Aufschwung in <strong>der</strong><br />

deutschen Wirtschaft führt auch in <strong>der</strong> Sicherheitswirtschaft<br />

zu einer Erhöhung des<br />

Auftragsvolumens und <strong>der</strong> Umsätze. Die Zahl<br />

<strong>der</strong> Arbeitsplätze steigt, und nicht alle können<br />

<strong>der</strong>zeit sofort und zufrie<strong>den</strong> stellend besetzt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Auch <strong>die</strong> demographische Entwicklung<br />

belastet <strong>den</strong> Arbeitsmarkt in <strong>der</strong> Sicherheitswirtschaft.<br />

Viele Dienstleistungsfunktionen<br />

im Sicherheitsgewerbe setzen eine hohe körperliche<br />

Einsatz- und Verteidigungsfähigkeit<br />

voraus, über <strong>die</strong> ältere Jahrgänge zumeist<br />

nicht mehr verfügen. Nicht eine plötzlich<br />

ansteigende und dann bald wie<strong>der</strong> nachlassende,<br />

son<strong>der</strong>n eine mäßige, aber stetige<br />

Arbeitsimmigration aus <strong>den</strong> Beitrittslän<strong>der</strong>n<br />

kann also auch als Chance für <strong>den</strong> Arbeitsmarkt<br />

<strong>der</strong> Sicherheitswirtschaft begriffen<br />

und genutzt wer<strong>den</strong>. So betrachten Experten<br />

wie IW-Direktor Michael Hüther <strong>die</strong> <strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong><br />

als positiv für <strong>den</strong> deutschen<br />

Arbeitsmarkt (FAZ v. 27.04.2011). Und<br />

auch das Bundesministerium für Arbeit und<br />

Soziales sowie <strong>die</strong> Bundesagentur für Arbeit<br />

sehen mehr Chancen als Risiken in <strong>der</strong> Öffnung<br />

des Arbeitsmarktes.<br />

8. Was ist zu tun?<br />

Nach <strong>der</strong> hart erkämpften Einführung des<br />

Mindestlohnes kann <strong>die</strong> deutsche Sicherheitswirtschaft<br />

ohne Angst mit positiven<br />

Erwartungen <strong>den</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong><br />

seit 1. Mai <strong>die</strong>sen Jahres<br />

entgegen sehen. Sie sollte <strong>die</strong> Entwicklung<br />

aber nicht passiv, son<strong>der</strong>n aktiv begleiten.<br />

a) Zu <strong>den</strong> kurzfristig zu erfüllen<strong>den</strong> Aufgaben<br />

gehört zunächst <strong>die</strong> Überprüfung, ob<br />

<strong>die</strong> Beschäftigten im Unternehmen ausreichend<br />

qualifiziert sind, um im Wettbewerb<br />

mit Arbeitsuchen<strong>den</strong> aus <strong>den</strong> Beitrittslän<strong>der</strong>n<br />

bestehen zu können. Eventuell sind<br />

Nachbesserungen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

b) Das Qualitätsmanagement im Unternehmen<br />

muss sich auf <strong>die</strong> neue Lage einstellen.<br />

Es sollte vor allem prüfen, wie <strong>die</strong> Qualität<br />

<strong>der</strong> Dienstleistung bei Auftraggebern noch<br />

gesteigert wer<strong>den</strong> kann, <strong>den</strong>en zugemutet<br />

wer<strong>den</strong> soll, Preiserhöhungen als Folge<br />

eines im Verhältnis zum bisher gezahlten<br />

Lohn höheren Mindestlohnes zu gestatten.<br />

c) Bei <strong>der</strong> Auswahl von Bewerbern für nicht<br />

besetzte Arbeitsplätze sind Arbeitsimmigranten<br />

aus <strong>den</strong> Beitrittslän<strong>der</strong>n möglichst<br />

ohne Vorurteile mit gleichen Chancen wie<br />

einheimische Bewerber zu berücksichtigen.<br />

d) Das Sicherheitsgewerbe muss zusammen<br />

mit dem Zoll darauf hinwirken, dass <strong>die</strong><br />

Einhaltung <strong>der</strong> Mindestlöhne nachhaltig<br />

kontrolliert und je<strong>der</strong> Verstoß, je<strong>der</strong> Umgehungsversuch,<br />

<strong>den</strong> Vorschriften entsprechend<br />

konsequent geahndet wird.<br />

e) Sicherheitsunternehmen, <strong>die</strong> in größerem<br />

Umfang Immigranten einstellen, sollten<br />

<strong>der</strong>en Integration am Arbeitsplatz för<strong>der</strong>n,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch Sprachkurse, und etwa<br />

aufkommende Spannungen zwischen<br />

einheimischen Beschäftigten und Immigranten<br />

nicht anwachsen lassen, son<strong>der</strong>n<br />

im offenen Dialog abbauen. Sonst verschlechtert<br />

sich nicht nur das Betriebsklima,<br />

son<strong>der</strong>n auch das Image des Unternehmens.<br />

Unter solchen Voraussetzungen kann <strong>die</strong><br />

Sicherheitswirtschaft <strong>die</strong> <strong>Arbeitnehmer</strong><strong>freizügigkeit</strong><br />

als Chance nutzen, anstatt ängstlich<br />

ihre Auswirkungen zu befürchten.<br />

Sie kontrollieren regelmäßig, um vor Schwarzarbeit abzuschrecken: Zollbeamte <strong>der</strong> Finanzkontrolle Schwarzarbeit. (Foto: dpa)<br />

Wirtschaft und Politik<br />

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