Konzept der Tagesgruppe „Rosenstübchen“ - Diakonie Stiftung Salem
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<strong>Konzept</strong> <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> <strong>„Rosenstübchen“</strong><br />
Präambel:<br />
„Nur wer das Ziel kennt, weiß den Weg.“<br />
Im Alten- und Pflegeheim „Haus Emmaus“ gibt es seit 1993 die <strong>Tagesgruppe</strong> <strong>„Rosenstübchen“</strong> für<br />
mobile gerontopsychiatrisch verän<strong>der</strong>te BewohnerInnen. Hier werden maximal zehn BewohnerInnen<br />
über den Tag individuell und ganzheitlich betreut. Selbstverständlich werden immer ein bis zwei Plätze<br />
für unsere Gäste aus <strong>der</strong> Kurzzeitpflege freigehalten. Auch sind neugierige BewohnerInnen von <strong>der</strong><br />
Station herzlich willkommen.<br />
Somit handelt es sich bei <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> <strong>„Rosenstübchen“</strong> nicht um eine geschlossene, son<strong>der</strong>n um<br />
eine halboffene Gruppe.<br />
Laut Pflegeschlüssel arbeiten in <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> eine Mitarbeiterin mit einer vollen Stelle (38,5<br />
Stunden), eine Mitarbeiterin mit 30 Stunden und eine Pflegefachkraft mit einer halben Stelle. Damit<br />
auch im Krankheits- o<strong>der</strong> Urlaubsfall eine kompetente Betreuung gewährleistet ist, stehen zwei<br />
Honorarkräfte auf Abruf bereit.<br />
Unsere Ziele <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> sind am besten zu erreichen, wenn die psychisch und psychiatrisch<br />
verän<strong>der</strong>ten BewohnerInnen in einem regelmäßigen Tagesablauf miteinan<strong>der</strong> und beieinan<strong>der</strong> leben.<br />
Eine Gruppenbetreuung unterstützt eine Begleitung des fortschreitenden Alterns, för<strong>der</strong>t die<br />
Selbstständigkeit durch Bestärkung <strong>der</strong> gesunden Anteile, verbessert die Kommunikation, schafft<br />
Kontakte, bricht die Einsamkeit auf, for<strong>der</strong>t auf zur Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> eigenen Person,<br />
ermöglicht positive Erlebnisse und Freude.
Ziele<br />
Aktivierung und Beschäftigung<br />
Infolge <strong>der</strong> Einschränkungen <strong>der</strong> körperlichen Leistungsbreite ist es sinnvoll, in <strong>der</strong> näheren<br />
Umgebung <strong>der</strong> BewohnerInnen für angemessene Anregung, Aktivierung und Beschäftigung zu<br />
sorgen.<br />
Zuhause<br />
Das Ziel, das sie sich „Zuhause“ fühlen, bedingt die Berücksichtigung <strong>der</strong> unterschiedlichsten<br />
Lebensbedürfnisse und Möglichkeiten. Entscheidend dafür ist die Sichtweite <strong>der</strong><br />
„Ganzheitlichkeit“.<br />
Kontinuität<br />
In <strong>der</strong> Umgebung sollte ebenso wie bei <strong>der</strong> betreuenden Person möglichst viel Kontinuität erhalten<br />
werden. Ein möglichst gleich bleiben<strong>der</strong> Rhythmus und ein einfacher strukturierter Tagesablauf<br />
erleichtern den gerontopsychiatrischen BewohnerInnen den Alltag.<br />
Beziehungspflege<br />
Kontakte und Besuche sind für die BewohnerInnen ebenso wichtig wie für den Gesunden. Dabei<br />
ist eine freundliche und vertraute Atmosphäre unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Belastungsfähigkeit <strong>der</strong><br />
BewohnerInnen notwendig. Es ist wichtig, dass <strong>der</strong> Betreuer für die Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />
Außenbeziehungen sorgt und auch neue Begegnungsmöglichkeiten schaffen kann. Denn<br />
gerontopsychiatrisch verän<strong>der</strong>te BewohnerInnen haben hierfür oft die Initiative, den Antrieb und<br />
die Kraft verloren.<br />
Integrative <strong>Tagesgruppe</strong>nbetreuung<br />
Die integrative <strong>Tagesgruppe</strong>nbetreuung mit an<strong>der</strong>en HeimbewohnernInnen hat im „Haus<br />
Emmaus“ einen hohen Stellenwert. Mit <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> <strong>„Rosenstübchen“</strong> sind<br />
viele positive Erfahrungen gesammelt worden. Die gerontopsychiatrisch verän<strong>der</strong>ten<br />
BewohnerInnen fühlen sich angenommen und nicht ausgegrenzt. Den „gesunden<br />
BewohnerInnen“ vermittelt es ein Gefühl <strong>der</strong> „Sicherheit“, denn sie wissen, dass auch sie einmal<br />
desorientiert und verwirrt im Haus herumirren könnten, und dann auf eine adäquate Betreuung<br />
angewiesen sind. Auch werden sie nicht mehr von den desorientierten BewohnerInnen gestört.
Die <strong>Tagesgruppe</strong> Rosenstübchen und das Umfeld<br />
Die Zusammenarbeit <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> <strong>„Rosenstübchen“</strong> mit den anliegenden Bereichen ist nicht nur<br />
aus dem Anliegen <strong>der</strong> Integration heraus ein wichtiger Aspekt. Um für ein ausgeglichenes Umfeld zu<br />
sorgen, sind die Absprachen mit den Wohnbereichen, <strong>der</strong> Hauswirtschaft und dem Begleitenden<br />
Dienst von großer Bedeutung.<br />
Wohnbereiche<br />
In erster Linie trifft das dabei den Stationsablauf <strong>der</strong> Wohnbereiche. Die Kommunikation untereinan<strong>der</strong><br />
ist hier sehr wichtig, denn alle Bereiche müssen sehr eng miteinan<strong>der</strong> kooperieren. Bedingt dadurch,<br />
dass es sich um mobile BewohnerInnen handelt, ist die <strong>Tagesgruppe</strong> auf das Mitwirken des<br />
Pflegepersonals angewiesen. Pflegeplanung und -dokumentation sind daher den Pflegestützpunkten<br />
zugeordnet.<br />
Hauswirtschaft<br />
Die Mitarbeiter aus <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> bereiten zusammen mit den BewohnerInnen das Frühstück und<br />
das Abendessen zu, dadurch wird die Selbstständigkeit geför<strong>der</strong>t und erhalten. Das Mittagessen<br />
wurde 1995 im Rahmen des Neubaus <strong>der</strong> Küche auf „Cook-and-Chill“- und Tablettsystem umgestellt.<br />
Dennoch wird den BewohnerInnen ermöglicht, spezielle Wünsche und Nachbestellungen aktuell zu<br />
äußern. Bei <strong>der</strong> Zubereitung <strong>der</strong> Mahlzeiten arbeiten die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> nach dem<br />
Hygieneplan <strong>der</strong> Hygienebeauftragten.<br />
Begleiten<strong>der</strong> Dienst<br />
Das Zusammenarbeiten mit dem Begleitenden Dienst ist beson<strong>der</strong>s wichtig. Bei <strong>der</strong> Teilnahme an<br />
Veranstaltungen, wie z.B. Singkreis, Stadtfahrt o<strong>der</strong> Gymnastikgruppe, werden soziale Kontakte<br />
geför<strong>der</strong>t.<br />
Angehörige und „Grüne Damen/Herren“ (ehrenamtlich)<br />
Die Einbeziehung <strong>der</strong> Angehörigen und <strong>der</strong> „Grünen Damen/Herren“ in die <strong>Tagesgruppe</strong>nbetreuung<br />
hat einen hohen Stellenwert. Eine Unterstützung und För<strong>der</strong>ung dieser Beziehung trägt sehr zum<br />
Wohlbefinden <strong>der</strong> BewohnerInnen bei.
Inhalte <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> <strong>„Rosenstübchen“</strong><br />
Charakteristisch für die <strong>Tagesgruppe</strong> <strong>„Rosenstübchen“</strong> sind BewohnerInnen mit Weg- bzw.<br />
Hinlauftendenz.<br />
Wie äußern sich Weglauftendenzen?<br />
Die Bewohnerin redet häufig o<strong>der</strong> ständig davon, dass sie nach Hause möchte. Sie sucht den<br />
Ausgang, fragt nach dem Bus, zieht ihren Mantel an o<strong>der</strong> packt die Koffer. Sie verlässt den<br />
Wohnbereich.<br />
Wie können wir uns verhalten?<br />
Je verbundener sich eine Bewohnerin mit ihrem Wohnbereich fühlt, desto weniger treten<br />
Weglauftendenzen auf. Ein „Zuhausegefühl“ kann durch die Umgebungsgestaltung, durch soziale<br />
Einbindung, Beschäftigung und durch entsprechende Kleidung (Alltags- statt „Sonntags- o<strong>der</strong><br />
Ausgehklei<strong>der</strong>“, Kittelschürzen wie früher) geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Validierende Gespräche über das „zugrunde liegende Gefühl“ zum Beispiel <strong>der</strong> Einsamkeit, des<br />
Verlustes, <strong>der</strong> Trauer, des Wunsches nach Geborgenheit und emotionaler Nähe können eine wertvolle<br />
Hilfe sein.<br />
Die Pflegekräfte müssen sich in jedem Einzelfall die Frage stellen, ob die BewohnerInnen am<br />
Weglaufen gehin<strong>der</strong>t werden müssen, o<strong>der</strong> ob man die betreffende Person relativ gefahrlos gehen<br />
lassen kann. Auch kann die körperliche Aktivität vielleicht in an<strong>der</strong>e Handlungen umgeleitet o<strong>der</strong><br />
durch einen gemeinsamen Spaziergang begleitet werden.<br />
Nur bei einer echten akuten Gefahr müssen die BewohnerInnen im Sinne einer „Notfall-Maßnahme“<br />
am Weggehen gehin<strong>der</strong>t werden. Dabei wird auch <strong>der</strong> juristische Aspekt (Genehmigungspflicht<br />
freiheitseinschränken<strong>der</strong> Maßnahmen) beachtet.<br />
Wenn sich BewohnerInnen trotz getroffener Maßnahmen aus dem Wohnbereich entfernen, wird ein<br />
vorher abgesprochener Ablauf (Checkliste) eingehalten, um eine besonnene und gezielte Suche zu<br />
gewährleisten.
Der Tagesablauf in <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> <strong>„Rosenstübchen“</strong><br />
Der Dienst für die Mitarbeitenden in <strong>der</strong> <strong>Tagesgruppe</strong> Rosenstübchen beginnt um 7.45 Uhr. Zuerst<br />
wird <strong>der</strong> Tisch gedeckt, das Frühstück vorbereitet. Ab 7.45 Uhr beginnt auch die Betreuung <strong>der</strong><br />
BewohnerInnen. Natürlich haben BewohnerInnen auch die Möglichkeit, länger zu schlafen.<br />
Um 8.15 Uhr geht die Gruppe ins gegenüberliegende Wohnzimmer, um gemeinsam die Andacht zu<br />
verfolgen, die über dem Bildschirm übertragen wird. Ab 8.30 Uhr wird gemeinsam mit den<br />
BewohnerInnen gefrühstückt. Je nach Tagesform brauchen die BewohnerInnen umfassende<br />
Hilfestellungen. Dies erfor<strong>der</strong>t Zeit und Personal. Nach dem Frühstück wird, wenn möglich,<br />
gemeinsam mit den Bewohnern abgeräumt. Aus Hygienegründen kommt das Geschirr zum Spülen in<br />
die Verteilerküche.<br />
Anschließend folgt eine Beschäftigung in <strong>der</strong> Wohnküche o<strong>der</strong> aber im gegenüberliegenden<br />
Wohnzimmer. Es besteht auch selbstverständlich die Möglichkeit, an den Angeboten im Haus<br />
teilzunehmen. Toilettengänge (auch nach Plan) gehören zum Tagesablauf.<br />
Um 12 Uhr gibt es Mittagessen, vorher muss wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Tisch gedeckt und das Essen aus <strong>der</strong><br />
Verteilerküche geholt werden und es wird als Ritual gebetet und ein Lied gesungen. Je nach<br />
Motivation und Tagesform helfen die BewohnerInnen mit.<br />
Anschließend ist Mittagsruhe für die BewohnerInnen. Es ist möglich, einzelne Bewohner in <strong>der</strong><br />
Mittagszeit zu betreuen, z.B. bei Weglauftendenz. Das Betreuerteam hat während <strong>der</strong> Mittagsruhe<br />
Zeit, an <strong>der</strong> Übergabe <strong>der</strong> jeweiligen Pflegestützpunkte teilzunehmen.<br />
Der Spätdienst beginnt mit <strong>der</strong> Übergabe um 13 Uhr. Der Nachmittag beginnt mit dem gemeinsamen<br />
Kaffeetrinken ab 14.30 Uhr, zu dem die BewohnerInnen abgeholt werden. Der Frühdienst endet um<br />
14.40 Uhr. Anschließend ist bis zum Abendbrot um 17.30 Uhr Zeit für diverse Aktivitäten. Nach dem<br />
Abendbrot folgt ein gemeinsamer Abschluss.<br />
Bei schönem Wetter ist es (nach Plan und aktuellen Wünschen) möglich, noch einmal vor dem<br />
Schlafengehen gemeinsam durch den Park zu gehen. Der Spätdienst endet um 19.55 Uhr.