Journal 5 - Hamburg Ballett
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BALLETT<br />
›NEUMEIER-STIFTUNG‹<br />
NEWS<br />
Die Stiftung John Neumeier öffnete erstmals ihre Türen<br />
Ein Tag des Dankes zum Erwerb der Zeichnungen von Vaslaw Nijinsky<br />
Am 10. Februar lud Prof. Neumeier ein, die Stiftung<br />
John Neumeier und ihre Sammlungen kennen<br />
zu lernen und um seinen Dank auszusprechen.<br />
Eingeladen waren alle Spenderinnen und<br />
Spender, die großzügig den Erwerb der 72 Zeichnungen<br />
von Vaslaw Nijinsky unterstützt hatten.<br />
Vaslaw Nijinsky, sicher einer der bedeutendsten<br />
Tänzer und Impuls gebender Choreograf der<br />
Ballets Russes,schuf diese Zeichnungen zwischen<br />
1917 und 1919, zum Ende seiner tänzerischen<br />
Karriere und vor dem Beginn seiner über fast 30<br />
Jahre währenden Krankheit. Zusammen mit 13<br />
Zeichnungen Nijinskys,die schon Teil der Sammlung<br />
waren, bedeutet der jetzige Erwerb, dass in<br />
der Stiftung John Neumeier die weltweit größte<br />
Sammlung Nijinskys eigener Werke in <strong>Hamburg</strong><br />
ihre Heimat fand.<br />
Die Familie Nijinskys hatte sich Ende 2006 entschieden,<br />
die Zeichnungen in einer New Yorker<br />
Galerie einzeln zu verkaufen. Selbstverständlich<br />
ließ John Neumeier nichts unversucht, die Zerstreuung<br />
der Werke zu verhindern und diese für<br />
die Stiftung und somit für das geplante Museum<br />
in <strong>Hamburg</strong> zu erhalten. Umso dankbarer wurden<br />
das Verständnis und die Großzügigkeit der<br />
Spender aufgenommen. Über ein Jahr zog sich<br />
die Verhandlung für den Erwerb über 1 Million<br />
Dollar hin, der dank der Spenden in Höhe von<br />
370.000 Euro und aus weiteren Mitteln John<br />
Neumeiers und der Stiftung jetzt erfolgreich abgeschlossen<br />
wurde.Die Gesamtheit der nunmehr<br />
85 Zeichnungen Nijinskys ermöglicht sowohl der<br />
Kunstgeschichte als auch der Tanzwissenschaft<br />
unterschiedlichste Aspekte für eine gänzlich neue<br />
Perspektive auf das Genie Nijinskys. Neben den<br />
Darstellenden Künsten öffnet sich nun die Bildende<br />
Kunst dem kreativen Werk Vaslaw Nijinskys,<br />
dessen bildliche Anknüpfung an die russischen<br />
Futuristen des frühen 20. Jahrhunderts<br />
sichtbar wird.<br />
Der wissenschaftlichen Aufbereitung und Untersuchung<br />
der Bilder, unter anderem durch Dr.<br />
Thomas Röske, Direktor der Sammlung Prinzhorn<br />
in Heidelberg, soll 2009 eine erste öffentliche<br />
Ausstellung in <strong>Hamburg</strong> folgen. Am 19. Mai<br />
2009, dem 100. Jahrestag der ersten Premiere der<br />
Ballets Russes in Paris, wird in <strong>Hamburg</strong> das<br />
<strong>Ballett</strong> »Nijinsky« und hoffentlich zeitgleich die<br />
Ausstellung zu sehen sein.<br />
Dieses Jahr sind Ausstellungsbeteiligungen geplant<br />
für das Centre Pompidou in Paris zu<br />
»Traces du sacré. Art and Spirituality of the 20 th<br />
Century«, 7. Mai bis 11. August 2008 sowie im<br />
Haus der Kunst in München zu »Spuren des<br />
Geistes«, 18. September bis 11. Januar 2009.<br />
In der Stiftung wurde der Sammlungsbereich der<br />
Druckgraphik des 17.-18. Jahrhunderts umfassend<br />
für einen ersten Bestandskatalog wissenschaftlich<br />
erschlossen. Dem soll die vollständige<br />
Erfassung der umfangreicheren Druckgraphik<br />
des 19. Jahrhunderts folgen. Der Sammlungsbereich<br />
der Ballets Russes erhält eine tanzwissenschaftliche<br />
Untersuchung zum Orientalismus<br />
durch ein Promotionsvorhaben, das von der<br />
Humboldt-Universität in Berlin betreut werden<br />
wird. Aus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
<strong>Hamburg</strong> – HAW, Fakultät Design,<br />
Medien und Information, hatten wir tatkräftige<br />
Unterstützung im Rahmen eines Praxissemesters.<br />
Wir freuen uns über die Anerkennung als<br />
Ausbildungsstätte durch die Hochschule und<br />
hoffen, weiterhin regelmäßig Studierende auszubilden.<br />
Dr. Hans-Michael Schäfer, Leiter der<br />
Sammlungen unserer Stiftung, war auch erneut<br />
an der HAW <strong>Hamburg</strong> als Lehrbeauftragter tätig.<br />
Daniel Gesmer, Spezialist für die Photographien<br />
von Vaslaw Nijinsky in den USA, wird demnächst<br />
diese besonderen Photobestände sichten. Es ist<br />
geplant, ältere Publikationen mit einem umfassenden<br />
Bildband der »Nijinsky Photographien«<br />
aus unserem Haus zu ergänzen. Mit dem Jubiläumsband<br />
»In Bewegung«, zur über 30-jährigen<br />
Tätigkeit John Neumeiers in <strong>Hamburg</strong>, wird die<br />
Stiftung John Neumeier ihre eigene Schriftenreihe<br />
begründen. Dieser Jubiläumsband wird als<br />
Band 1 rechtzeitig zu den <strong>Ballett</strong>-Tagen von der<br />
Stiftung herausgegeben.<br />
Am Stiftertag führte John Neumeier die Spenderinnen<br />
und Spender in Gruppen durch seine<br />
Sammlungen. »Ich habe für Sie extra mein Arbeitszimmer<br />
aufgeräumt!«, scherzte dieser, denn<br />
die Sammlungen erstrecken sich über die Etagen<br />
der Stiftung hinweg bis in die privaten Räume.<br />
Das Haus, unlängst bezogen, stößt bereits schon<br />
wieder an seine räumlichen Grenzen.<br />
Die jahrzehntelange Sammeltätigkeit ließ diese<br />
längst international bekannte Tanz- und <strong>Ballett</strong>sammlung<br />
entstehen, deren Kombination aus<br />
Kunstsammlung, Bibliothek und Archiv weltweit<br />
einzigartig ist. Das zunehmende große Interesse<br />
internationaler Museen an den Beständen zeigt,<br />
wie hoch die Erwartungen und Hoffnungen sind,<br />
in nicht zu ferner Zukunft die Bestände der<br />
Öffentlichkeit zugänglich machen zu können.<br />
Das einhellige Interesse an den Beständen und<br />
der Umsetzung der Stiftungsziele bei den Spendern<br />
und in der Presse ist erneut ein sehr positives<br />
Echo auf das Ziel, die Sammlungen John<br />
Neumeiers und sein Lebenswerk in <strong>Hamburg</strong> zu<br />
institutionalisieren.<br />
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns darin weiterhin<br />
unterstützen wollen!<br />
Hans-Michael Schäfer<br />
14 | <strong>Journal</strong> 5