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Journal 5 - Hamburg Ballett

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OPER<br />

PREMIERE<br />

›DAS RHEINGOLD‹<br />

Das Rheingold<br />

Richard Wagner<br />

Vor der Premiere<br />

Einführungsmatinee<br />

mit Mitwirkenden der Produktion<br />

und Musikeinlagen.<br />

Moderation: Kerstin Schüssler-Bach<br />

9. März 2008 um 11.00 Uhr<br />

Probebühne 1<br />

Großes Haus<br />

Die Premiere von »Das Rheingold« wird von<br />

NDR Kultur live übertragen.<br />

Das Anfangen als<br />

existenzieller Impuls<br />

Gedanken zur Neuproduktion von Wagners »Ring des Nibelungen«<br />

Die ZEIT-Stiftung Ebelin und<br />

Gerd Bucerius und die<br />

Stiftung zur Förderung der<br />

<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />

sind Hauptförderer der<br />

<strong>Hamburg</strong>er »Ring«-<br />

Inszenierung 2008-2010<br />

■ »Ich will den Ring« – dieser Slogan,mit dem eine Ausstellung<br />

in Potsdam-Babelsberg den Fantasy-Bestseller »Der Herr der<br />

Ringe« bewarb, wäre ebenso geeignet für ein Werbekonzept<br />

zu Richard Wagners »Ring des Nibelungen«, hätte er doch<br />

sowohl inhaltlich wie entstehungsgeschichtlich den Kern der<br />

Sache getroffen. Wotan, Alberich, Fafner, Mime, Siegfried,<br />

Hagen – sie alle wollen den Ring, der uneingeschränkte Macht<br />

und Herrschaft über die Welt verheißt. Selbst Brünnhilde, die<br />

selbstlose Wotanstochter und Utopistin eines jenseits aller<br />

Herrschaftsobsessionen angesiedelten Glücks, wird sich im<br />

fortgeschrittenen Stadium der Untergangsszenerie weigern,<br />

den Ring zur Rettung der väterlichen Ordnung herzugeben,<br />

ist er doch ihr einziges Liebespfand und die Rückkehrgarantie<br />

für den ziellos umtriebigen Helden Siegfried.Der Wunsch,diesen<br />

Ring zu besitzen, treibt die gesamte »Ring«-Tetralogie<br />

voran.<br />

Bereits 1848 hatte Wagner den Gesamtverlauf dieses<br />

Projektes als Prosaentwurf »Der Nibelungenmythos« in allen<br />

Hauptzügen konzipiert. Eduard Devrient, dem Wagner als<br />

einem der ersten von seinem Nibelungen-Projekt berichtet<br />

hatte, sah es mit Sorge: Wagner habe »große sozialistische<br />

Rosinen im Kopf«, notierte er am 18. Oktober 1848 in sein<br />

Tagebuch. Er ginge nicht nur auf ein einheitliches Deutschland,<br />

sondern »aufs einige Europa, auf die einheitliche<br />

Menschheit los«, was Devrient – und vermutlich nicht nur ihn<br />

– beunruhigte. Wagner überzog damit auch den Erwartungshorizont<br />

all derer, die wie der Tübinger Ästhetikprofessor<br />

Friedrich Theodor Vischer oder die politische Schriftstellerin<br />

und Frauenrechtlerin Luise Otto-Peters das Nibelungenthema<br />

als nationale Identifikationshilfe favorisierten. Seine Vision<br />

von den Nibelungen kreiste um die »herrliche Gestalt des<br />

Siegfried« und endete mit dessen Tod, der nicht durch Kriemhilds<br />

Rache aufgewogen wird, sondern direkt den Weltuntergang<br />

zur Folge hat. »… er war mir der männlich verkörperte<br />

Geist der ewig und einzig zeugenden Unwillkür, des Wirkers<br />

wirklicher Taten, des Menschen in der Fülle höchster, unmittelbarster<br />

Kraft und zweifellosester Liebeswürdigkeit«, so<br />

schwärmte Wagner noch in seiner »Mitteilung an meine<br />

Freunde«,als dieser Held im Kontext der gesamten Ring-Dichtung<br />

nur mehr als Objekt, nicht als Subjekt der Weltgeschichte<br />

übrig geblieben war. Ein Tatmensch von überragender Kraft,<br />

aber ahnungslosem Gemüt, der einem Machtkomplott zum<br />

Opfer fällt,sich zu üblem gewaltsamem Betrug überreden lässt<br />

und schließlich unter mehrheitlicher Zustimmung liquidiert<br />

wird, taugte weder zur Verkörperung einer von Demokratie<br />

und Selbstbestimmung beseelten deutschen Zukunftsvision<br />

noch zur Stützung bestehender Verhältnisse. Das Drama<br />

»Siegfrieds Tod«, das Wagner als Erstes aus seinem Prosa-<br />

Mythos herauskristallisierte, fand nirgendwo Anklang, auch<br />

nicht am Weimarer Hoftheater, wo der Freund Franz Liszt die<br />

Uraufführung des »Lohengrin« vorbereitet und immerhin<br />

einen Kompositionsauftrag mit entsprechender Honorierung<br />

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