OPER WIEDERAUFNAHME ›MACBETH‹ Macbeths Jahrhundert Diese Oper ist kein reines Psychodrama oder nur ein Traumspiel, sondern auch ein politisches Stück. Am Ende des 20. Jahrhunderts, des Jahrhunderts von Ceausescu, Stalin und Hitler, wissen wir besser als sonst jemand, dass dies Macbeths Jahrhundert ist. Verdis »Macbeth« ist eine echte Geisteroper, die die dunkleren Seiten unseres Menschseins erforscht. Meistens geht man ja wegen der romantischen Liebesgeschichten in die Oper, selbst wenn sie kein glückliches Ende haben. Wir feiern es gerne, dass wir Menschen Liebende sind, und weniger, dass wir auch Mörder sein können. Steven Pimlott, Regisseur 16 | <strong>Journal</strong> 5
›MACBETH‹ ■ Machtgier, Skrupellosigkeit und Verrohung spielen in der heutigen Zeit eine ebenso große Rolle wie vor über 900 Jahren am schottischen Hofe von Macbeth, wo Shakespeare sein Drama angesiedelt hat. Es zeigt den Weg des Titelhelden vom loyalen Vasallen zum gemeinen Königsmörder. Im angelsächsischen Sprachraum heißt die Tragödie lediglich »The Scottish Play«, da der Fluch des Macbeth immer noch auf seinem Namen lasten soll. William Shakespeare war für Giuseppe Verdi der Maßstab aller theatralischen Kunst: »Diese Tragödie ist eine der größten menschlichen Schöpfungen. Wenn wir schon nichts Großes zu erreichen vermögen, wollen wir doch versuchen, etwas zu machen, was wenigstens jenseits des Üblichen liegt«, schrieb er seinem Librettisten Francesco Maria Piave. »Macbeth« war das erste Shakespeare-Drama, dem er sich zuwandte, und tatsächlich war dieser Stoff für die italienische Opernbühne der damaligen Zeit aufregend neu: der Verzicht auf jegliche Liebesgeschichte war ebenso gewagt wie auch die düstere, den Abgründen der menschlichen Seele zugewandte Handlung. Die erste Fassung der Oper wurde 1847 in Florenz uraufgeführt,eine revidierte folgte 1865 in Paris.Die <strong>Hamburg</strong>er Inszenierung gab Elementen der Urfassung den Vorzug, mit Macbeths Arie »Vada in fiamme«, die in der zweiten Fassung fehlt, und ohne den patriotischen Jubelchor der Befreier, denn in der Urfassung endet die Oper mit dem einsamen Tod des Titelhelden,ein intensiverer und dramaturgisch überzeugender Schluss. Nach achtjähriger Pause steht diese Produktion mit einer vielversprechenden Besetzung wieder auf dem Spielplan: Der neue Macbeth, Andrzej Dobber, begann seine Laufbahn an den Opernhäusern in Nürnberg und Frankfurt. Inzwischen ist der polnische Bariton an Häusern wie der Pariser Bastille, der Bayerischen Staatsoper, der Mailänder Scala, den drei Berliner Opernhäusern, in Brüssel, Dresden und Toulouse aufgetreten. Als Simon Boccanegra begeisterte er das hanseatische Publikum vor knapp zwei Jahren, als Macbeth feierte er bereits in Amsterdam und Florenz Triumphe. Die georgische Sopranistin Iano Tamar verbuchte 1992 einen Sensationserfolg als Semiramide beim Rossini Festival in Pesaro.Bereits wenig später sang sie an der Mailänder Scala die Alice Ford (»Falstaff«) unter Riccardo Muti. In den folgenden Jahren erhielt sie Einladungen der bedeutendsten Opernhäuser,darunter Genf,Paris, die Bayerische Staatsoper, das Teatro La Fenice, die Zürcher Oper, Madrid, das ROH Covent Garden, die Deutsche Oper Berlin,Palermo und Tokio.Auch an der Wiener Staatsoper tritt sie regelmäßig auf, u. a. als Elisabeth in der französischen Fassung »Don Carlos«.In <strong>Hamburg</strong> war sie vor ein paar Jahren als Amelia in Verdis »Maskenball« zu erleben, jetzt folgt ihre Lady Macbeth. Die Rolle des Banco übernimmt Tigran Martirossian. Der vielseitige Bass aus dem Staatsopernensemble steht in diesen Wochen auch als Fasolt, Komtur, Don Basilio und als Sparafucile auf der Bühne. Die <strong>Hamburg</strong>er Fans von Wookyung Kim kommen derzeit wahrlich auf ihre Kosten; vor seinem Auftritt als Macduff war der Koreaner in dieser Spielzeit bereits als Tamino, Herzog von Mantua, Alfredo, Rodolfo und als Sänger (»Der Rosenkavalier«) auf der Bühne an der Dammtorstraße zu erleben. ■ ac Andrzej Dobber Iano Tamar Tigran Martirossian Wokyung Kim Giuseppe Verdi Macbeth MUSIKALISCHE LEITUNG Julia Jones INSZENIERUNG Steven Pimlott BÜHNENBILD Tobias Hoheisel KOSTÜ- ME Ingeborg Bernerth LICHT Manfred Voss SPEZIALEF- FEKTE Paul Kieve BEWEGUNGSREGIE Sue Lefton CHOR Florian Csizmadia SPIELLEITUNG Aldona Farrugia Macbeth Andrzej Dobber · Banco Tigran Martirossian · Lady Macbeth Iano Tamar · La Dama di Lady Macbeth Gabriele Rossmanith · Macduff Wookyung Kim · Malcolm Jun-Sang Han · Un Medico Wilhelm Schwinghammer · Un Servitore Hee-Saup Yoon · Un Sicario Carsten Wittmoser · Tre Apparizioni Carsten Wittmoser, Mitglieder der <strong>Hamburg</strong>er Alsterspatzen Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper Wiederaufnahme 18. Mai 2008 Aufführungen 22., 25. Mai, 1. Juni 2008 Giuseppe Verdi Don Carlos MUSIKALISCHE LEITUNG Philippe Auguin INSZENIE- RUNG Peter Konwitschny BÜHNENBILD UND KOSTÜME Johannes Leiacker LICHT Hans Toelstede CHOR Florian Csizmadia SPIELLEITUNG Heiko Hentschel Philippe II Peter Rose · Don Carlos Jean-Pierre Furlan · Rodrigue George Petean · Le Grand Inquisiteur Harald Stamm · Un Moine Tim Mirfin · Elisabeth de Valois Rachele Stanisci · La Princesse d’Eboli Michelle Breedt · Thibault Brenda Patterson Le Comte de Lerme/Le Héraut Jun-Sang Han · Une Voix Céleste Trine Wilsberg Lund · Six Députés flamands Yo Chan Ahn, Harro Brodersen, Andreas Kuppertz, Gabor Nagy, Peter Veit, Yue Zhu Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper Aufführungen 9., 22. März 2008 um 17.00 Uhr Giuseppe Verdi Rigoletto MUSIKALISCHE LEITUNG Alfred Eschwé INSZENIERUNG Andreas Homoki BÜHNENBILD UND KOSTÜME Wolfgang Gussmann LICHT Manfred Voss CHOR Lorenz C. Aicher SPIELLEITUNG Heiko Hentschel Il Duca di Mantova L'udovit Ludha/N. N. · Rigoletto Franz Grundheber · Gilda Ha Young Lee · Il Conte Monterone Alexander Tsymbalyuk/Carsten Wittmoser · Il Conte di Ceprano He-Saup Yoon · La Contessa di Ceprano Trine Wilsberg Lund · Marullo Dominik Köninger · Borsa Benjamin Hulett · Sparafucile Tigran Martirossian · Maddalena Ann- Beth Solvang · Giovanna Katja Pieweck · Il Paggio della Contessa Christiane Karg · Un Usciere di Corte He-Saup Yoon Aufführungen 18., 22., 29. April 2008 um 19.30 Uhr <strong>Journal</strong> 5 | 17