1 3. Podiumsdiskussion der Fakultät für Physik am 20.01.2011
1 3. Podiumsdiskussion der Fakultät für Physik am 20.01.2011
1 3. Podiumsdiskussion der Fakultät für Physik am 20.01.2011
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1 <strong>3.</strong> <strong>Podiumsdiskussion</strong> <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong> <strong>für</strong> <strong>Physik</strong> <strong>am</strong> <strong>20.01.2011</strong><br />
1.1 Diskussionsteilnehmer<br />
1<br />
Prof. Dr. Andreas Tilgner<br />
Yvonne Kretzer<br />
Prof. Dr. Susanne Schnei<strong>der</strong><br />
Dr. Bernd D<strong>am</strong>aschke<br />
Steffen Bezold<br />
Prof. Dr. Thomas Pruschke<br />
Katharina Echternk<strong>am</strong>p<br />
Prof. Dr. Wolfr<strong>am</strong> Kollatschny<br />
Prof. Dr. Arnulf Quadt<br />
Mo<strong>der</strong>atorin: Dr. Yvonne Lips<br />
Studiendekan<br />
5. Semester Bachelor of Science <strong>Physik</strong><br />
Studiendekanin <strong>für</strong> Lehrerbildung<br />
1. <strong>Physik</strong>alisches Institut<br />
1. Semester Master of Science <strong>Physik</strong><br />
Institut <strong>für</strong> Theoretische <strong>Physik</strong><br />
5. Semester Bachelor of Science <strong>Physik</strong><br />
Institut <strong>für</strong> Astrophysik<br />
2. <strong>Physik</strong>alisches Institut<br />
Studiendekanatsreferentin<br />
1.2 Protokoll<br />
Protokollanten: Jan Gerrit Horstmann, Thomas Kotzott, Christian Leutenantsmeyer, Markus<br />
Osterhoff, Rebekka Springer, Jan Thiart<br />
Zus<strong>am</strong>mengefügt und überarbeitet von Katharina Echternk<strong>am</strong>p.<br />
Beginn: 17:20<br />
Ende: 19:32<br />
Yvonne Lips: Ich darf Sie herzlich zur dritten <strong>Podiumsdiskussion</strong> <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong> <strong>für</strong> <strong>Physik</strong> begrüßen.<br />
In den ersten beiden <strong>Podiumsdiskussion</strong>en im Wintersemester 2009/10 wurden viele Themen<br />
angesprochen und Verbesserungsvorschläge diskutiert, beispielsweise Prüfungsarten und Prüfungswie<strong>der</strong>holungen.<br />
Seitdem hat sich einiges getan: Es gab zwei Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Prüfungs- und<br />
Studienordnung: die 3-Klausuren-Regel und die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Prüfungsleistung im A-Praktikum.<br />
Heute geht es um zwei große Punkte, die aber eng miteinan<strong>der</strong> verknüpft sind: Die Verwendung <strong>der</strong><br />
dezentralen Studiengebühren <strong>der</strong> <strong>Physik</strong> und darum, was gute Lehre ist und welchen Stellenwert<br />
sie in <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong> hat.<br />
Die Diskussionsteilnehmer werden vorgestellt.<br />
Yvonne Lips: Der erste Punkt, die Verwendung <strong>der</strong> dezentralen Studiengebühren, wurde unter<br />
an<strong>der</strong>em aus aktuellen Anlass in die Diskussion aufgenommen, da die <strong>Fakultät</strong> einen Bericht zur<br />
Studienbeitragsverwendung darlegen sollte. Dazu haben wir eine Einnahmen- und Ausgabenübersicht<br />
aufgestellt [Diagr<strong>am</strong>m wird aufgelegt]. Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben <strong>der</strong><br />
dezentralen Studiengebühren wird immer größer. Zum Beispiel hatten wir in diesem Semester einen<br />
Übertrag von 190.000 € aus dem Sommersemester 2010, zus<strong>am</strong>men mit den Einnahmen aus dem<br />
Wintersemester sind das 340.000 €. Demgegenüber stehen 100.000 € geplante Ausgaben. Da stellt<br />
sich die Frage: Warum geben wir dieses Geld nicht aus? Zum Einen werden nicht so viele Anträge<br />
gestellt. Zum An<strong>der</strong>en lehnen Sie, die Studenten, die Gebühren in <strong>der</strong> Höhe von 500€ ab, da<br />
unter Einhaltung des Substitutionsverbots und <strong>der</strong> Maxime „Verbesserung <strong>der</strong> Lehre“ nur ein Teil<br />
sinnvoll eingesetzt werden kann. Es wird die Gefahr gesehen, dass die übrigen Studiengebühren<br />
zweckwidrig verwendet werden. Daher möchten Sie das Signal senden, dass die Studiengebühren<br />
nicht benötigt würden und abgeschafft werden sollten. Wir sind aber nicht hier, um den Sinn o<strong>der</strong><br />
Unsinn von Studiengebühren zu diskutieren, son<strong>der</strong>n wollen Vorschläge s<strong>am</strong>meln, wie Sie bestmöglich<br />
davon profitieren können. Zur Information: 20 von 31 Anträgen aus 2010 wurden bewilligt, 8<br />
abgelehnt, <strong>der</strong> Rest zurückgestellt. Es wurden also etwa 25% abgelehnt. Zur Vorbereitung dieser<br />
<strong>Podiumsdiskussion</strong> wurden wir gebeten, beispielhaft Maßnahmen herauszusuchen, die abgelehnt<br />
wurden. Haben Sie [die Runde] da etwas mitgebracht?<br />
Steffen Bezold: Es geht um einen Antrag von vor ein paar Monaten <strong>für</strong> neue Stühle im Übungsraum<br />
im 1. Stock <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong>, da anscheinend welche verschwunden sind. Aus <strong>Fakultät</strong>smitteln
2 1 <strong>3.</strong> PODIUMSDISKUSSION DER FAKULTÄT FÜR PHYSIK AM <strong>20.01.2011</strong><br />
ist angeblich kein Geld da<strong>für</strong> da. Aber: Wir Studenten sehen Stühle als selbstverständlich und als<br />
Grundausstattung an und da<strong>für</strong> sind keine Studiengebühren einsetzbar. In den Richtlinien über die<br />
Verwendung von Studienbeiträgen <strong>der</strong> Universität steht in Paragraph 2: „Studienplatzkapazität<br />
und die <strong>für</strong> die ordnungsgemäße Durchführung <strong>der</strong> Studiengänge erfor<strong>der</strong>liche Grundausstattung<br />
darf nicht aus Studienbeiträgen finanziert werden.“. Wir sind bei vielen Anträgen, die wir ablehnen,<br />
genau bei diesem kritischen Punkt angelangt: Was ist grundlegend, was nicht? Ein weiteres<br />
Beispiel: Mit dem Be<strong>am</strong>er in einem Übungsraum <strong>der</strong> Astrophysik gab es ein Problem, denn die<br />
Farbdarstellung war defekt und die Studierenden konnten d<strong>am</strong>it nicht umgehen. Deshalb sollte aus<br />
Studiengebühren ein neuer Be<strong>am</strong>er besorgt werden. Aber: Be<strong>am</strong>er in Seminarräumen gehören zur<br />
Grundausstattung, da Vorträge zum Pflichtteil des Studiums gehören.<br />
Prof. Pruschke: Gab es da nicht auch an<strong>der</strong>e Meinungen in <strong>der</strong> ZLKS, also dass diese aus zentralen<br />
Studiengebühren bezahlt werden könnten? Das wurde <strong>am</strong> Anfang diskutiert, vor allem im<br />
ZHG. Es bleibt die Frage, ob die Studenten da mit einer Zunge sprechen.<br />
Yvonne Lips: Be<strong>am</strong>er werden in an<strong>der</strong>en <strong>Fakultät</strong>en durchaus aus Studiengebühren finanziert,<br />
da sonst ein transportabler Be<strong>am</strong>er gebucht werden müsste. Ein Beispiel ist die Wirtschaftsfakultät.<br />
Steffen Bezold: Wir haben nun aber das Problem, dass da so ein Antrag kommt, <strong>der</strong> eigentlich<br />
zur Grundausstattung gehört und den wir deshalb ablehnen, das heißt, es gibt erst mal keine Stühle<br />
- das ist auch ein Problem. Wir sind <strong>der</strong> Meinung, wir können Studiengebühren da<strong>für</strong> nicht verwenden,<br />
finden die Anschaffung aber eigentlich sinnvoll und sie würde auch nicht den finanziellen<br />
Rahmen sprengen. Deshalb auch die Frage, was eure Meinung aus dem Publikum ist, was erwartet<br />
ihr von uns als Studierendenvertreter?<br />
Publikum: Die Stühle waren doch schon vor den Studiengebühren da, o<strong>der</strong>? Gebühren sollten<br />
doch das Lehrangebot verbessern, aber da es die Stühle schon gab, können die nur zur Grundausstattung<br />
gehören.<br />
Prof. Ulbrich: Beim Neubau 2003 bis 2005 wurde Mobiliar angeschafft. Es gibt eine natürliche<br />
Abnutzung. Und wenn ein Stuhl wegkommt, ist das eine Frage <strong>der</strong> Versicherung, das kann man<br />
anzeigen und hat mit Studiengebühren nichts zu tun. Was gesagt wurde, ist richtig: Die genannten<br />
Sachen sind Grundausstattung und verletzen das Substitutionsverbot, das muss man ganz streng<br />
trennen. Wir hatten <strong>für</strong> die Grundausstattung 1.000.000€ eingeplant, das hat geklappt. Es gibt<br />
den Begriff Ersatzbeschaffung. Und ich glaube nicht, dass das Präsidium sich gegen die Ersetzung<br />
eines kaputten Be<strong>am</strong>ers spreizt. Wenden Sie sich doch an die Universität, wir können sicher eine<br />
Lösung finden. Es kann keine Frage von ein paar 100 € sein.<br />
Steffen Bezold: Ich finde das Angebot toll und wir stimmen beim Thema Grundausstattung<br />
überein, aber es bringt uns nur in diesem konkreten Fall weiter, dauerhaft aber nicht beim Problem<br />
mit den Anträgen. Da werden wir den Weg über das Präsidium gehen müssen. Ein Problem<br />
wird von vielen Studenten wahrgenommen: In Instituten stehen teure Geräte, trotzdem kommt das<br />
Argument, <strong>für</strong> neue Stühle sei kein Geld da.<br />
Publikum: Auf jeden Fall ist die Diskussion hier eine grundsätzliche, keine Einzeldiskussion. Wie<br />
sollte <strong>der</strong> Fachschaftsrat, <strong>der</strong> in den Gremien sitzt, in den Einzelfällen grundsätzlich entscheiden?<br />
Im Moment macht <strong>der</strong> FSR das ordentlich. Ist es schlimm, dass das Geld liegenbleibt? An<strong>der</strong>e<br />
<strong>Fakultät</strong>en kümmern sich gar nicht darum, son<strong>der</strong>n geben das Geld einfach aus - das ist arm.<br />
Yvonne Lips: Das Studiendekanat wird von zentraler Seite jedes Semester gefragt, warum das<br />
Geld nicht verausgabt wird, da es nicht Sinn und Zweck sei, Studiengebühren anzusparen. Daher<br />
werden wir angehalten, es sinnvoll auszugeben. Die an<strong>der</strong>en <strong>Fakultät</strong>en geben das Geld vollständig<br />
aus, ob dies alles sinnvolle Maßnahmensind, sei dahingestellt.<br />
Katharina Echternk<strong>am</strong>p: Es ist auch nicht so schön, wenn wir 500€ bezahlen und nichts wie<strong>der</strong>bekommen.<br />
Es würde auch genügen, nur 200 € zu bezahlen. Lei<strong>der</strong> können wir selbst nichts<br />
daran machen.<br />
Johannes Gräwer: Wir sind zwar nicht hier, den Sinn und Zweck <strong>der</strong> Studiengebühren zu diskutieren.<br />
Aber gerade, wenn wir angehalten sind, das Geld auszugeben, sollte die <strong>Fakultät</strong> sagen:
1.2 Protokoll 3<br />
Wir haben nicht die Notwendigkeit, die Studiengebühren auszugeben. Das ist dann ein wichtiges<br />
Signal, das zurückgesendet werden muss. Natürlich ist es frustrierend, wenn man Erzählungen von<br />
an<strong>der</strong>en <strong>Fakultät</strong>en mitbekommt. Aber wenn man das System betrachtet, ist das die einzige konsequente<br />
Handlungsweise.<br />
Yvonne Lips: Zur Stärke des Signals: Die <strong>Physik</strong> ist eine kleine <strong>Fakultät</strong>, die Ausgaben und Einnahmen<br />
werden aber über die ges<strong>am</strong>te Uni berechnet. Die restlichen <strong>Fakultät</strong>en geben das Geld<br />
aus, daher sendet die Uni Göttingen das Signal, dass die Studiengebühren verausgabt (und d<strong>am</strong>it<br />
benötigt) werden.<br />
Prof. Hofsäss: Wir haben nicht vor, alles „auf Teufel komm raus“ auszugeben. Die <strong>Fakultät</strong> hat<br />
gar kein Interesse daran. Aber eines muss Ihnen klar sein: Sie bekommen das Geld nie wie<strong>der</strong>, das<br />
versickert irgendwann irgendwo. Das Bestreben <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong> ist es, eine sinnvolle Maßnahme zu<br />
finden. Ein besseres Betreuungsverhältnis durch mehr Hilfskräfte sind gute Ausgabeposten. Wenn<br />
Sie sagen, das brauchen Sie nicht, d<strong>am</strong>it kann ich leben. Aus Ihrer Sicht: Sie könnten zus<strong>am</strong>menrechnen,<br />
was Sie privat so <strong>für</strong> das Studium bezahlen und dann überlegen, was nicht auch generell<br />
aus Studiengebühren finanziert werden könnte. Bei Stühlen und Be<strong>am</strong>er finde ich es okay, dass das<br />
abgelehnt wird. Dazu wurde ich übrigens gar nicht gefragt, das hätte man sicher regeln können.<br />
Letztendlich ist die Frage: Lehnen wir Studiengebühren ab o<strong>der</strong> finden wir gute Verwendungsmöglichkeiten?<br />
Einmal gezahltes Geld ist definitiv weg.<br />
Yvonne Kretzer: Wir sind ja auch hier, um genau das zu diskutieren, um sinnvolle Ideen zu<br />
finden. In Vorbesprechung wurde u.a. das A-Praktikum genannt: Man kann die Versuchsaufbauten<br />
von drei auf vier Arbeitsplätze pro Versuch aufstocken, o<strong>der</strong> auch Forschungsreisen <strong>für</strong> Studenten<br />
ermöglichen. Habt ihr im Publikum da noch an<strong>der</strong>e Ideen?<br />
Prof. Quadt: Wir sind zwar gerade bei den Studiengebühren und ich will <strong>der</strong> Sitzungsleitung nicht<br />
vorweg greifen, aber wir haben gehört, dass die Gebühren zur Verbesserung guter Lehre da sind.<br />
Für mich stellt sich eine an<strong>der</strong>e Frage: Was <strong>für</strong> Vorschläge werden zur Verbesserung <strong>der</strong> Qualität<br />
vorgebracht? Aus <strong>der</strong> Statistik wissen wir: Es gibt zu wenige Vorschläge, über die die Kommission<br />
entscheiden kann. Von Präsidiums- und <strong>Fakultät</strong>sseite könnte dies interpretiert werden, als<br />
ob es gar keinen Verbesserungsbedarf gäb. Ist dies so o<strong>der</strong> haben wir nur noch nicht systematisch<br />
erarbeitet, was sinnvoll ist, etwa die Größe von Übungsgruppen? Ich fände interessant, wo<br />
die Schwachpunkte gesehen werden, <strong>am</strong> liebsten wären mir da echte Zahlen in Form von Statistiken.<br />
Publikum: Diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten, aber Büchergutscheine fände ich toll,<br />
so wie es sie an <strong>der</strong> Philosophischen <strong>Fakultät</strong> gibt.<br />
Prof. Pruschke: Aus <strong>der</strong> Rechtsabteilung hieß es bisher, dass das nicht geht.<br />
Publikum: Warum machen die das dann in <strong>der</strong> Philosophischen <strong>Fakultät</strong>, aber wir nicht bei uns?<br />
Prof. Pruschke: Keine Ahnung.<br />
Max Linke: Die Entscheidung wurde revidiert, mittlerweile sind die Gutscheine offiziell erlaubt.<br />
Johannes Gräwer: Um Herrn Hofsäss zu antworten: Wenn man überlegt, was man so bezahlt<br />
<strong>für</strong> das Studium und ob man das nicht in Anträge umordnen könnte, sehe ich keine Chancen,<br />
viele gute Anträge zu stellen. Ich kaufe z.B. nicht einen eigenen Stuhl, um ihn in den Seminarraum<br />
mitzunehmen. Ich könnte mir einen Laserdrucker kaufen, aber keinen Übungsgruppenleiter.<br />
Natürlich sind Stühle, Hiwis und Laserdrucker wichtig. Aber: Ich sehe keine Notwendigkeit, da<strong>für</strong><br />
Gebühren auszugeben. Außerdem denke ich, dass sich die Qualität <strong>der</strong> Lehre zur Zeit nicht durch<br />
Geld verbessern lässt.<br />
Arne Gerdes: Genau, denn <strong>der</strong> Schluss, die Lehre ist mit Geld nicht verbesserbar, also ist die<br />
Lehre gut, ist falsch. Mit Geld allein kann Lehre nicht verbessert werden. Da bedarf es an<strong>der</strong>er<br />
Dinge.<br />
Dr. Wen<strong>der</strong>oth: Masterarbeiten müssen im Rahmen eines Moduls auf einer nationalen Konferenz<br />
vorgestellt werden. Es läuft zurzeit darauf hinaus, dass die Gel<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong> kommen. Dies
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kann durch die <strong>Fakultät</strong> allein aber nicht finanziert werden, denn die Summe liegt deutlich über<br />
den Etats <strong>der</strong> Institute. Das wäre sinnvoll über Studiengebühren finanzierbar. Die Alternative: Die<br />
Praxis wird abgeschafft. Die Summen liegen wirklich deutlich über normalen Beträgen.<br />
Dr. D<strong>am</strong>aschke: Ich möchte auch gerne in diese Richtung vorstoßen. Die Institutsetats sind wirklich<br />
klein und wir haben erst kürzlich diskutiert, wie wir den Mangel verwalten. Die Etats sind<br />
seit 15 Jahren eingefroren und durch Inflation im Endeffekt gesunken. Wir kommen mehr und<br />
mehr in die Situation, dass wir keine Geräte mehr <strong>für</strong> Masterstudenten <strong>am</strong> Laufen halten können.<br />
Die provokative Frage: Wie sehen Sie das, sollen wir Studiengebühren da<strong>für</strong> einsetzen, Geräte <strong>für</strong><br />
Masterarbeiten <strong>am</strong> Laufen zu halten?<br />
Jan Fre<strong>der</strong>ik Engels: Ich glaube, dass Sie da ein deutlich komplexeres Problem in die Diskussion<br />
mit einbringen. Die Etats wurden gerade um 100.000€ erhöht und Ihr Argument ist daher nicht<br />
ganz richtig. Masterarbeiten sind Forschungsarbeiten und die sind nicht aus Gebühren zu finanzieren.<br />
Dr. D<strong>am</strong>aschke: Das mag richtig sein, aber irgendwann wird es darauf hinauslaufen, dass viele<br />
Arbeiten nicht mehr zu finanzieren sind.<br />
Jan Fre<strong>der</strong>ik Engels: Das ist Ihre Forschung, Sie müssen da<strong>für</strong> aufkommen.<br />
Dr. D<strong>am</strong>aschke: Und es ist Ihre Masterarbeit.<br />
Philip Willke: Was passiert, wenn die Gebühren da<strong>für</strong> ausgegeben und irgendwann abgeschafft<br />
werden? Dann ist die Arbeit nicht mehr möglich. Dabei ist das notwendig zur Fertigstellung eines<br />
Studiums. Wenn es eine Möglichkeit gibt, dass nur eine Verbesserung <strong>der</strong> Masterarbeit erreicht<br />
wird, sind Gebühren okay. Aber <strong>der</strong> Übergang dazwischen ist wirklich gefährlich. Haben Sie eine<br />
Idee, wie das regelbar ist?<br />
Prof. Tilgner: Es gibt Dinge, die an eine bestimmte Arbeit nicht gekoppelt sind. Aber was ist<br />
mit Reisen? Das ist etwas, was studiengebührentauglich ist, aber nicht je<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Meinung.<br />
Prof. Ulbrich: Das muss dann eben raus genommen werden, das kann keiner finanzieren.<br />
Prof. En<strong>der</strong>lein: „Das ist Ihre Forschung“ ist ein schlechter Einwand. Die Studenten wollen nicht<br />
sehen, dass Spitzenforschung mit Spitzenlehre zus<strong>am</strong>menhängt. Wir geben uns Mühe, die besten<br />
Bachelorarbeiten an den besten Geräten anzubieten, das generiert Kosten. Wenn ich eine solche<br />
Aussage schon höre, dann kann ich Sie auch Brownsche Teilchen an Schulmikroskopen zählen lassen.<br />
Spitzenforschung geht Hand in Hand mit Lehre. Es geht nicht an, dass wir Professoren nur<br />
als Gegner gesehen werden. Es muss erst einmal in den Köpfen ankommen, dass exzellente Bachelorarbeiten<br />
auch Geld kosten.<br />
Steffen Bezold: Ich möchte noch einmal auf das von Herrn Wen<strong>der</strong>oth angesprochene Mastermodul<br />
zurückkommen. Im Moment ist das ein Pflichtmodul und d<strong>am</strong>it ein elementarer Bestandteil<br />
<strong>der</strong> Lehre und muss vom Institut finanziert werden. Es ist arge Täuschung, wenn ich als Bewerber<br />
dieses Modul sehe und dann herausfinde, dass das nur von Gebühren <strong>am</strong> Leben erhalten werden<br />
kann. Dann schreiben wir in die Studienordnung lieber einen Vortrag in <strong>der</strong> Arbeitsgruppe, dann<br />
kann man ggf. Masterstudenten zu solchen Konferenzen mitnehmen, das darf dann aber nicht mehr<br />
in <strong>der</strong> Masterordnung stehen.<br />
Publikum: Sind die Geräte denn so viel teurer geworden als in <strong>der</strong> Prä-Studiengebührenzeit? Das<br />
gehört doch eigentlich zur Standardausbildung.<br />
Prof. Tilgner: Bachelorarbeiten gab es vor einigen Jahren noch nicht.<br />
Prof. En<strong>der</strong>lein: Die Geräte sind tatsächlich deutlich teurer geworden.<br />
Prof. Quadt: Institute müssen sich fragen: Welches Angebot können wir uns leisten? Die heutige<br />
Anzahl an Arbeiten ist nur noch durch Vorschüsse gewährleistet. Wenn man das durchrechnet,<br />
kommt man auf Typen, Qualität und Anzahl von Projekten, die geringer sind als <strong>der</strong> Status Quo.
1.2 Protokoll 5<br />
Die Menge an Themen können wir uns eventuell nicht weiter leisten, wir müssten dann auf ein<br />
Grundniveau zurück - was wollen Sie? Es stellt sich die Frage <strong>der</strong> Module als Pflichtmodule: Wir<br />
geben Ihnen durch Konferenzen persönlich eine Möglichkeit, auf nationaler Ebene sichtbar zu sein.<br />
Diese Gelegenheit hatten Diplomstudenten nicht, d<strong>am</strong>it wollen wir Ihnen ja Startangebote geben<br />
und mehr Wahlmöglichkeiten bieten, u.a. auch <strong>für</strong> Doktorarbeiten. Sollte das Pflicht sein?<br />
Dr. Wen<strong>der</strong>oth: Das mit <strong>der</strong> Täuschung sieht im Nachhinein so aus, aber im Festkörperbereich<br />
war es auch im Diplomstudiengang üblich, dass die Leute Vorträge auf DPG-Tagungen halten.<br />
Der Timeslot hat sich aber lei<strong>der</strong> geän<strong>der</strong>t, das haben wir zugegebenermaßen nicht bis ins Letzte<br />
durchdacht. Am Ende <strong>der</strong> Diplomarbeit lagen passend die Frühjahrstagungen. Nun ist diese zu<br />
einem Zeitpunkt, zu <strong>der</strong> noch keine Ergebnisse <strong>der</strong> Masterarbeit vorliegen. Eine externe För<strong>der</strong>ung<br />
wird nicht mehr möglich und daher fallen die Kosten auf die <strong>Fakultät</strong> zurück. Das haben wir nicht<br />
bedacht, aber was wollen Sie als Studenten: Wollen Sie, dass man das Modul in ein Wahlmodul<br />
än<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> eine Finanzierung aus Studiengebühren?<br />
Aike Ruhlandt: Die Lehre geht hauptsächlich von den Professoren aus. Wir erleben mal bessere<br />
und mal schlechtere Vorlesungen. Aber keiner <strong>der</strong> Studenten geht zum Professor und sagt, was<br />
nicht so toll ist. Könnte man nicht jemanden, <strong>der</strong> in Vorlesungen gehen könnte und den Professoren<br />
Tipps gibt, aus Studiengebühren bezahlen? Wäre das nicht eine gute Sache, da<strong>für</strong> Studiengebühren<br />
auszugeben, wenn das gleichzeitig ein direkter Ansprechpartner <strong>der</strong> Studenten <strong>für</strong> Probleme<br />
ist? Natürlich möchte niemand jemand haben, <strong>der</strong> einen kritisiert o<strong>der</strong> prüft, aber wäre das nicht<br />
irgendwie möglich?<br />
Prof. En<strong>der</strong>lein: Zum Ersten: Kommen Sie zu uns, wir sind nicht Ihre Feinde. Ich bin über jeden<br />
froh, <strong>der</strong> zu mir kommt und Fragen stellt. Wir möchten so gute Lehre wie möglich machen.<br />
Sie können ja auch in die Evaluationsbögen Kommentare reinschreiben, ich nehme diese sehr ernst.<br />
Aike Ruhlandt: Ich habe von einem Professor gehört, dass er immer die gleichen Bemerkungen<br />
in diesen Bögen liest und nichts än<strong>der</strong>t.<br />
Katharina Echternk<strong>am</strong>p: Das Problem <strong>der</strong> Evaluationen ist, dass sie erst <strong>am</strong> Ende des Semesters<br />
kommen. Das Feedback muss es aber bereits <strong>am</strong> Anfang <strong>der</strong> Vorlesung geben.<br />
Prof. En<strong>der</strong>lein: Sie müssen keine Angst haben, wir sind vernünftige Menschen, und es hat sich<br />
noch kein Student beschwert, er hätte Angst vor mir gehabt.<br />
Prof. Quadt: Wenn die Auswertungen in ein ganz bestimmte Richtung gehen, muss <strong>der</strong> Studiendekan<br />
mit dem Professor sprechen.<br />
Aike Ruhlandt: Wie ich gehört habe, passiert das gerade nicht. Außerdem traut man sich als<br />
Student ja nicht, <strong>der</strong> Professor ist schon eine Respektsperson.<br />
Philip Willke: Nochmal zum Punkt davor. Wir sind so dicht dran, die Verwendung <strong>der</strong> Studiengebühren<br />
zu klären. Wir haben unter an<strong>der</strong>em Arbeiten, Vorträge und Übungsgruppen angesprochen.<br />
Ich finde es extrem wichtig, zu erkennen, wo <strong>der</strong> Übergang zwischen Grundbedarf und Verbesserung<br />
ist. Es ist besser, den Vortrag hier in <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong> als Pflichtprogr<strong>am</strong>m einzuführen und dieses<br />
dann aus Studiengebühren als Vortrag auf Tagungen aufzustocken. Für das zweite Beispiel: Wenn<br />
wir gut voneinan<strong>der</strong> trennen, was eine normale Abschluss-Arbeit ist und dann Gebühren ausgeben,<br />
um die richtig lohnend zu machen, gefällt mir das. Aber ein Mechanismus muss da<strong>für</strong> gefunden<br />
werden. Das ist auch mein Anliegen <strong>für</strong> das nächste Jahr, wenn wir das hinkriegen, wäre das von<br />
Vorteil.<br />
Prof. Pruschke: Zurück zum vorigen Punkt. Wir haben bereits bezahlte Aufpasser, nämlich die<br />
Übungsassistenten aus Ihren Reihen. Wir kriegen Feedback aus den Übungen, da<strong>für</strong> brauchen wir<br />
keine neuen Leute. Hiwis haben Einblick in den Übungsbetrieb und die Vorlesung, das sind die<br />
besten Ansprechpartner.<br />
Prof. Ulbrich: Die Gebühren machen 5% <strong>der</strong> Ges<strong>am</strong>tkosten eines Studiums aus. Wir diskutieren<br />
hier keine qualitative Än<strong>der</strong>ung. Wir sollten än<strong>der</strong>n, dass die Ausrichtung nur in Richtung Forschung<br />
liegt. Wir diskutieren hier Inhalte anhand einer politischen Frage, und das ist schwierig.
6 1 <strong>3.</strong> PODIUMSDISKUSSION DER FAKULTÄT FÜR PHYSIK AM <strong>20.01.2011</strong><br />
Yvonne Lips: [richtet sich an Publikum] Ich würde den ersten Punkt jetzt gerne abschließen.<br />
Denken Sie bitte nochmal über sinnvolle Vorschläge nach und reichen Sie diese ein.<br />
Dr. Wen<strong>der</strong>oth: Ich möchte zuvor aber noch von den Anwesenden eine Meinung hören. In welche<br />
Richtung sollen wir laufen: Sollen wir alles an die Machbarkeit anpassen o<strong>der</strong> die Studiengebühren<br />
fest einsetzen?<br />
Johannes Gräwer: Ich bin <strong>der</strong> Meinung, wir müssen uns klar werden: Was soll eine Masterarbeit<br />
kosten? Was soll <strong>der</strong> Standard sein? Das muss in die Studienordnung rein. Wenn man anschließend<br />
feststellt, dass die Möglichkeit da ist, etwas daran zu verbessern, kann ein Antrag gestellt werden.<br />
Dr. Wen<strong>der</strong>oth: Also eine Einzelfallentscheidung.<br />
Publikum: Ja.<br />
Steffen Bezold: Das ist keine Hilfe <strong>für</strong> uns. Eine Einzelfallentscheidung ist <strong>für</strong> uns nicht möglich.<br />
Die Frage trifft aber den Knackpunkt: Will man dazu bezahlen <strong>für</strong> eine bessere Bachelorarbeit<br />
o<strong>der</strong> nicht?<br />
Dr. Wen<strong>der</strong>oth: Meiner Meinung nach hat sich die <strong>Fakultät</strong> loyal zu den Studenten verhalten.<br />
Sie hat keine Anträge gestellt, die in Gewissensnot bringen. Aktives Ausgeben ist nicht betrieben<br />
worden. Än<strong>der</strong>n wir unsere Studienordnung, um das ganze finanzierbar zu machen, o<strong>der</strong> packen<br />
wir Sachen dazu? Das kann man nicht im Einzelfall entscheiden. Dann gibt es Master- und Bachelorarbeiten<br />
erster und zweiter Klasse, das kann nicht sein.<br />
Publikum: Es muss ein Gerüst geben, das völlig unabhängig von Studiengebühren ist. Dann kann<br />
vielleicht direkt in <strong>der</strong> Ordnung drinstehen, was darüber hinaus bezahlt werden kann. Studienreisen<br />
sind sinnvoll, aber wenn dieser Teil verpflichtend aufgenommen wird, darf er nicht aus Studiengebühren<br />
bezahlt werden.<br />
Yvonne Lips: Wir sollen also die Prüfungs- und Studienordnung an das Lehrbudget <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong><br />
anpassen?<br />
Dr. Wen<strong>der</strong>oth: Das ist zeitlich nicht machbar. Sie können nicht mit <strong>der</strong> Arbeit anfangen und<br />
einen Monat später entscheiden, ob sie auf eine Konferenz wollen.<br />
Prof. Quadt: Stimmt, die Anmeldungen sind im Dezember.<br />
Yvonne Kretzer: Also: Ja o<strong>der</strong> nein?<br />
Johannes Gräwer: Mit Einzelfallentscheidung meine ich nicht Personen, son<strong>der</strong>n das Finanzierungsproblem.<br />
Man schafft einen gemeins<strong>am</strong>en Topf, dessen Verwendung festgelegt ist. Klare<br />
Trennung ist mir strukturell wichtig, das ist nicht auf Einzelpersonen bezogen.<br />
Publikum: Die Diplomer haben doch För<strong>der</strong>mittel bekommen <strong>für</strong> Reisen.<br />
Prof. Pruschke: Man kann die Heraeus-Stiftung anschreiben in Eigenverantwortung. Die Idee<br />
war dabei, dass man die Finanzierung dadurch sicherstellt. Das ist lei<strong>der</strong> ein Flop geworden. Unterstützung<br />
über Drittmittel ist nicht möglich, nur Institutshaushalt o<strong>der</strong> Stiftung.<br />
Yvonne Lips: Ich würde gerne zum nächsten Punkt übergehen: Was versteht man unter guter<br />
Lehre und wie soll diese aussehen?<br />
Yvonne Kretzer: Es ging ja mit <strong>der</strong> Evaluation schon in die richtige Richtung: Uns ist aufgefallen,<br />
dass es zu wenige Konsequenzen gibt, wenn Veranstaltungen negativ bewertet werden. Man<br />
hat das Gefühl, dass manche Vorlesungen nicht richtig vorbereitet werden. Lehre kommt gegen<br />
Forschung zu kurz, aber was ist <strong>der</strong> Stellenwert guter Lehre?
1.2 Protokoll 7<br />
Steffen Bezold: Ich würde das gerne noch ein wenig verschärfen: Ich saß schon häufig in Vorlesungen,<br />
wo ich das Gefühl hatte, dass vom Professor zu wenig Zeit in die Vorlesung investiert<br />
wurde. Ich weiß natürlich, dass Professoren viele Verpflichtungen haben. Frage: Was bringt einem<br />
Professor gute Lehre z.B. <strong>für</strong> die Reputation?. Hat Lehre überhaupt einen Stellenwert? Wird bei<br />
Berufungen noch auf gute Lehre geachtet? Darauf müssten die Professoren mal antworten.<br />
Prof. Kollatschny: Natürlich bringt einem gute Lehre etwas. Man hat direkten Zugriff auf guten<br />
Nachwuchs.<br />
Steffen Bezold: Zählt das auch <strong>für</strong> Grundvorlesungen?<br />
Prof. Kollatschny: Ja.<br />
Prof. Pruschke: Aber ja doch! Sicher hat man davon nicht sofort etwas, aber man bekommt<br />
Bekanntheitsgrad als jemand, <strong>der</strong> den Stoff gut vorbringt und dem man folgen kann. Eine gute<br />
<strong>Physik</strong> I und II hat durchaus gute Konsequenzen, da man weiß, da ist jemand, <strong>der</strong> sich Mühe gibt.<br />
Ob die Studenten dann später bei einem landen, ist eine an<strong>der</strong>e Frage.<br />
Prof. Schnei<strong>der</strong>: In Göttingen wird die Hochschuldidaktik stark ausgebaut, gerade <strong>für</strong> Lehrende,<br />
die gerade anfangen und Juniorprofessoren. Wenn die sich bewerben, sind gute Evaluationen<br />
hilfreich und es ist natürlich sinnvoll, an Fortbildungen teilzunehmen und Zertifikate vorweisen zu<br />
können. In Berufungskommissionen sind auch Studierende, die sich erkundigen, ob die Lehre <strong>am</strong><br />
früheren Standort gut war, das wird thematisiert. Wenn gesagt wird, dass <strong>der</strong>jenige schlechte Lehre<br />
betreibt, dann wird das in <strong>der</strong> Berufungskommission berücksichtigt. Ich hatte gerade heute in <strong>der</strong><br />
Beratung gehört, dass die <strong>Physik</strong>-I-Vorlesung hoch gelobt wird. Der Einsatz <strong>der</strong> Dozenten wird<br />
dort hoch anerkannt. Es gibt sicherlich schlechte Evaluationen, die wir uns auch anschauen, aber<br />
das Gros <strong>der</strong> Dozenten ist bemüht, ein sehr gutes Progr<strong>am</strong>m zu bieten. In an<strong>der</strong>en <strong>Fakultät</strong>en ist es<br />
noch ganz an<strong>der</strong>s mit den Studiengebühren, die sind dann verplant und LFBAs werden eingestellt,<br />
d<strong>am</strong>it es überhaupt Übungen gibt. Hier sitzen 15 Leute in den Übungen und werden gut betreut,<br />
das gibt es woan<strong>der</strong>s gar nicht, z.B. in den Geisteswissenschaften.<br />
Yvonne Kretzer: Wo gerade die Didaktik angesprochen wird: Die Teilnahme <strong>der</strong> Dozenten aus<br />
<strong>der</strong> <strong>Physik</strong> an Pädagogikkursen, die es uniweit gibt, ist nicht beson<strong>der</strong>s hoch. Es wäre von uns aus<br />
wünschenswert, dass den Dozenten eine Teilnahme empfohlen wird. Wenn es so etwas schon nicht<br />
speziell <strong>für</strong> die <strong>Physik</strong> gibt, dann sollte man wenigstens das uniweite Angebot nutzen.<br />
Prof. En<strong>der</strong>lein: Lehre an <strong>der</strong> Uni ist eine zweiseitige Sache, das ist hier keine Schule, wo <strong>der</strong><br />
Lehrer alles vormacht. Wir brauchen Rückfluss! Sie müssen vor keinem Angst haben, wenn etwas<br />
unklar ist, dann kommen Sie zu uns, wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ich habe schon die<br />
Rückmeldung bekommen, dass es nervt, dass ich ständig Fragen stelle. Warum? Ich will es doch<br />
gut machen und herausfinden, ob ich es gut erklärt habe o<strong>der</strong> ob es unverständlich war. Man hat<br />
einen an<strong>der</strong>en Wissenstand und vergisst, wo die Probleme lagen. Ich versichere bei aller Ehre, wir<br />
werden das freundlich aufnehmen.<br />
Publikum: Die, die das Feedback aufnehmen, gehören doch schon zu den Guten. Die, die das als<br />
persönliche Kritik empfinden, sind doch gerade die, die das nicht umsetzen.<br />
Publikum: Was ist so schlimm an den Pädagogikkursen, ist das eine Strafe?<br />
Prof. Pruschke: Liegen zu extrem ungünstigen Zeitpunkten.<br />
Johannes Gräwer: Ich stimme Herrn En<strong>der</strong>lein zu, das ist das Ideal, aber das ist nicht die Realität.<br />
Ich kann die Professoren, die echt gut waren, an zwei Fingern abzählen, das ist mein voller<br />
Ernst. Ich verstehe auch, dass man als Doktorand kein Gespür da<strong>für</strong> hat, welche Aufgaben sinnvoll<br />
sind. Aber die, die Probleme haben, können das nicht annehmen. Ich habe mich schon öfter engagiert<br />
und Professoren und Übungsleiter darauf hingewiesen. Bisher ist bei allem, was ich probiert<br />
habe, um zu zeigen, wo die Probleme liegen, nichts passiert.<br />
Prof. Tilgner: Der Standarddozent hat Interesse an einer guten Vorlesung, irgendwoher müssen<br />
ja auch die eigenen Mitarbeiter kommen. Sie können davon ausgehen, dass die Leute gute
8 1 <strong>3.</strong> PODIUMSDISKUSSION DER FAKULTÄT FÜR PHYSIK AM <strong>20.01.2011</strong><br />
Vorlesungen halten wollen. Es fällt aber auch auf, dass Professoren von Studenten in niedrigeren<br />
Semestern schlecht bewertet werden, in höheren Semestern aber plötzlich sehr gut. Vielleicht sind<br />
Didaktikkurse gar nicht so hilfreich. Glaubt man den Spezialvorlesungen, müsste man eigentlich<br />
sagen, die Professoren können gut lehren.<br />
Publikum: Wenn <strong>der</strong> Prof kein Interesse hat, eine Einstiegsvorlesung zu halten, dann kommt<br />
das schlecht an. Wenn <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Spezialvorlesung wie<strong>der</strong> Interesse zeigt, ist es normal, dass die<br />
Bewertung wie<strong>der</strong> steigt. Das bringt im Bachelor aber nichts mehr. Das ist das eingangs erwähnte:<br />
Wie viel Zeit wird in die Vorbereitung investiert?<br />
Prof. Tilgner: Das ist eine Interpretation, allerdings ist das Publikum in Einführungsvorlesungen<br />
viel breiter.<br />
Prof. En<strong>der</strong>lein: Als ich hier angekommen bin, wurde ich direkt ins kalte Wasser geworfen, meine<br />
Vorlesung ist sehr schlecht bewertet worden, und die Studenten hatten Recht! Es war viel zu<br />
schnell und ich habe mir die Kritik sehr zu Herzen genommen. Im nächsten Jahr war es deutlich<br />
besser. In <strong>Physik</strong> III gab es ebenfalls massive Beschwerden über den Übungsleiter. Ich habe das<br />
<strong>am</strong> Ende komplett selbst gemacht, weil ich eingesehen habe, dass es so nicht geht. Wir Professoren<br />
reagieren durchaus.<br />
Publikum: Persönliches Feedback sollte von <strong>der</strong> professionellen Seite getrennt werden. Das eine<br />
ist subjektiv, das an<strong>der</strong>e ist grundlegend. [Einwand: Werden Sie bitte konkreter.] Z.B. Hochschuldidaktik<br />
und persönliches Feedback.<br />
Yvonne Kretzer: Wenn das ein Zeitproblem ist, dann würde ich die Frage stellen, gerade da es ab<br />
und zu Geld gibt, ob es dann nicht gut wäre, Didaktikkurse hier an <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong> zu haben. Dann<br />
könnte das auch einfacher genutzt werden und es wäre konkret auf <strong>Physik</strong> bezogen. Dann noch zu<br />
Feedback und Verbesserung: Jedes Jahr macht die Einstiegsvorlesung ein an<strong>der</strong>er Dozent. Wäre es<br />
nicht sinnvoll, eine Regelung zu treffen, dass Dozenten das in zwei Jahren hintereinan<strong>der</strong> machen,<br />
d<strong>am</strong>it die Leute, die das Feedback haben, das auch umsetzen können? Was auch wünschenswert<br />
wäre: Generell eine bessere Absprache zwischen Professoren, die das vorher gehalten haben und<br />
denen, die das jetzt machen. Manchmal scheint es doch sehr stark zu variieren, was behandelt wird.<br />
Thomas Frerix: Wir sollten uns <strong>für</strong> die Grundvorlesungen überlegen, was es heißt, „eine Vorlesung<br />
zu halten“. Zum Beispiel könnte man, um den Zus<strong>am</strong>menhang zwischen Vorlesung und Übung<br />
zu verbessern, festlegen, dass <strong>der</strong> Dozent die Übungsaufgaben stellt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Assistent verpflichtet<br />
ist, in <strong>der</strong> Vorlesung zu sitzen und dass Musterlösungen rausgegeben werden.<br />
Prof. En<strong>der</strong>lein: Ich finde das eine tolle Idee mit <strong>der</strong> Zweijahresvorlesung. In <strong>Physik</strong> III hat<br />
mir das sehr geholfen. Ob zwei Professoren pro Vorlesung sinnvoll sind, ist dagegen fraglich. Das<br />
müssen die Studenten beantworten, ob sie das gut finden. Die Aufgaben müssen unbedingt an die<br />
Vorlesung angepasst werden. Ich mache die Aufgaben ebenfalls selbst.<br />
Prof. Ulbrich: Das ist eine interessante Diskussion. Der integrierte Kurs wurde vor über zehn<br />
Jahren aufgrund von guten Erfahrungen an an<strong>der</strong>en Universitäten eingeführt. Die Evaluationen<br />
sind eine Sache, die an<strong>der</strong>e ist, ob Sie <strong>am</strong> Ende im bundesweiten Vergleich an <strong>der</strong> Stelle sind, wo wir<br />
Sie haben wollen, und das ist relevanter. Ich halte eine Evaluation einige Jahre nach dem Studium<br />
<strong>für</strong> sinnvoll. In <strong>Physik</strong> <strong>für</strong> Mediziner gibt es eine einheitliche bundesweite Abschlussprüfung. Der<br />
Rückkopplungseffekt hat bei uns hun<strong>der</strong>tprozentig funktioniert mit Hinweisen an an<strong>der</strong>e Dozenten.<br />
Eine Rückkopplung gibt es definitiv - nicht alle Hochschullehrer sind schlecht. Gute Vorlesungen<br />
führen zu guten Studenten - dem kann ich nicht zustimmen. Denn wenn das Niveau steigt, kommen<br />
nur noch die guten 10 Prozent. Allerdings gibt es auch bei Dozenten eine Verteilung, erwarten sie<br />
nicht nur gute bis sehr gute Dozenten. Außerdem: Die Vorbereitungszeit <strong>für</strong> den Grundkurs seitens<br />
<strong>der</strong> Professoren liegt bei 70% <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit. Da ist es keine Motivation, wenn man viel<br />
Arbeit hineinsteckt und <strong>am</strong> Ende nur 30% <strong>der</strong> Studenten übrig sind.<br />
Prof. Quadt: Ich gehe davon aus, dass Dozenten in enger Absprache mit Übungsleitern handeln.<br />
Nur so kenne ich das, wenn das nicht <strong>der</strong> Fall ist, dann hat das zeitliche Gründe, z.B. wegen Konferenzen.<br />
Die Punkte, die Herr Ulbrich angesprochen hat, finde ich auch wichtig und bestätige das<br />
aus eigener Erfahrung. Ich halte <strong>Physik</strong> IV seit drei Jahren, die nicht nur mit StudIP unterstützt
1.2 Protokoll 9<br />
werden, son<strong>der</strong>n auch mit Filmen und Fotos etc. im Lehrportal. Interessant finde ich dabei, dass<br />
das Lehrportal meist nur kurz vor <strong>der</strong> Klausur stark genutzt wird. Wie kommt dieses Verhalten<br />
zustande? Ich denke, es gibt viele Dozenten, die gerne pädagogische Hilfe annehmen wollen, aber<br />
da<strong>für</strong> ist im Semester keine Zeit. Ein Alternativangebot wäre sehr wichtig in <strong>der</strong> vorlesungsfreien<br />
Zeit, vielleicht auch hier in <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong>. Eine Frage wäre, ob die Studierenden das aus Studiengebühren<br />
finanzieren wollen.<br />
Yvonne Kretzer: Es gab mal Geld da<strong>für</strong> und es gab von uns Vorschläge, das Geld genau da<strong>für</strong><br />
auszugeben, das wurde mehr o<strong>der</strong> weniger von <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong> nie<strong>der</strong>geschlagen.<br />
Prof. Quadt: Das war sicher nicht so gemeint.<br />
Katharina Echternk<strong>am</strong>p: Zu Herrn Quadts Frage: Die Angebote werden erst so spät wegen <strong>der</strong><br />
Übungen wahrgenommen: Im ganzen Semester ist man nur d<strong>am</strong>it beschäftigt, Zettel zu rechnen.<br />
Wenn ich noch Vorlesungen aufbereiten würde, würde ich die Zettel nicht schaffen. Dann lerne ich<br />
erst vier Tage vor <strong>der</strong> Klausur - das ist ein Missstand, den man beheben muss. Ob es sinnvoll ist,<br />
den Umfang <strong>der</strong> Übungszettel zu reduzieren, weiß ich nicht.<br />
Prof. Quadt: Daran muss man etwas än<strong>der</strong>n. Die Erklärung ist aber nicht immer auf Seite <strong>der</strong><br />
Dozenten zu suchen.<br />
Publikum: Doch.<br />
Publikum: Es klingt gerade so, als hätte die Vorlesung nichts mit den Zetteln zu tun, die braucht<br />
man doch aber auch zum Verständnis.<br />
Katharina Echternk<strong>am</strong>p: Die Zettel sind häufig recht rechenlastig, aber ich möchte auch die<br />
<strong>Physik</strong> dahinter verstehen. Die <strong>Physik</strong> dahinter zu verstehen ist aber nicht immer durch die Zettel<br />
gewährleistet. Aber wenn man kein Buch lesen kann, kann man auch die Vorlesung nicht verstehen.<br />
Prof. Quadt: Ich nenne wie<strong>der</strong> Statistiken: Wenn man sich in einem 14-wöchigen Semester die<br />
Punkteverteilung anschaut, nimmt nach dem 7. o<strong>der</strong> 8. die Beteiligung ab und fällt auf 20%. Es<br />
gibt viele Gründe da<strong>für</strong>, aber ein gewisser Teil <strong>der</strong> Studierenden, <strong>der</strong> Zeit in die Vorbereitung<br />
während des Semesters steckt, hört nach 50% Punkten auf. Aber warum genau ist das so? Daran<br />
muss man arbeiten, denn was man an Zetteln vor sich herschiebt, muss man nachholen.<br />
Aike Ruhlandt: Der Grund ist einfach: Entwe<strong>der</strong> man arbeitet die Vorlesung nach o<strong>der</strong> man<br />
rechnet Zettel. Von <strong>der</strong> Zeit her ist beides kaum möglich, und das ist wirklich kein Gerede. Die<br />
Arbeitsbelastung ist wirklich so hoch. Ich würde gerne Stoff nachholen, kann das aber nicht. Ich<br />
würde auch gerne mal <strong>am</strong> Wochenende nach Hause fahren, das habe ich ewig nicht getan.<br />
Prof. En<strong>der</strong>lein: Das Vorlesungskonzept ist ja auch eine ziemlich antike Form <strong>der</strong> Lehre. Rückkopplung<br />
ist in Vorlesungen schwierig. Wäre eine Variante, ein Seminar anzubieten, in dem sie<br />
Fragen an den Dozenten stellen und ich nur antworte? Wäre das eine Hilfe?<br />
Katharina Echternk<strong>am</strong>p: Ja, das wäre ja eine Form des Tutoriums, nicht nur mit Hiwis, son<strong>der</strong>n<br />
auch mit dem Professor. Das würde ich sehr begrüßen, das wäre sicherlich hilfreich zum Verständnis.<br />
Publikum: Was wäre, wenn die Zettel darauf ausgelegt wären, sich mit dem Inhalt <strong>der</strong> Vorlesung<br />
zu beschäftigen, während Rechenzettel freiwillig sind?<br />
Prof. Quadt: In <strong>Physik</strong> IV sind die Konzepte so ausgelegt, dass kurze Fragen gestellt werden,<br />
die sich <strong>am</strong> Verständnis <strong>der</strong> Vorlesung orientieren. Dort werden mit dem Tutor diese Fragen besprochen.<br />
Das vermittelt ein Verständnis, in den Hausaufgaben werden die Details vertieft. Das<br />
setzt voraus, dass sie die Sachen grundlegend verstanden haben. Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Zettelbesprechung<br />
liegt auf Teilen, die nicht verstanden wurden. Für mich gesehen ist das schon umgesetzt.<br />
Katharina Echternk<strong>am</strong>p: Das läuft ja auch sehr gut in Kern-Teilchen und <strong>Physik</strong> IV, aber das<br />
ist noch nicht überall so und es gibt nicht überall Präsenzaufgaben.
10 1 <strong>3.</strong> PODIUMSDISKUSSION DER FAKULTÄT FÜR PHYSIK AM <strong>20.01.2011</strong><br />
Prof. Quadt: Was denn dann?<br />
Katharina Echternk<strong>am</strong>p: Generell gibt es keine Verständnisfragen, Rechnungen werden lustlos<br />
an die Tafel geklatscht, Konzeptverständnis gibt es nicht. Um auf den Vorschlag aus dem Publikum<br />
einzugehen: In Analytischer Mechanik haben wir <strong>der</strong>zeit ein Übungskonzept, das dem ziemlich genau<br />
entspricht. Es gibt zwei verschiedene Übungszettel. Der erste ist mit kurzen Aufgaben, <strong>für</strong><br />
die man eine Stunde brauchen soll. Die Evaluation hat zwar ergeben, dass man etwa drei Stunden<br />
braucht, aber das ist ja immer noch kurz. Der zweite Zettel ist eine längere Projektaufgabe, da<br />
muss man Stoff vertiefen. In <strong>der</strong> Übung werden Konzeptaufgaben gestellt. Das klappt und wird<br />
sehr gut angenommen: 90% finden das Konzept sehr gut und 80% finden es besser, als das herkömmliche<br />
System, das müssen wir auch in an<strong>der</strong>en Veranstaltungen machen.<br />
Publikum: Der Ansatz von Herrn Quadt ist gut und auch schon ziemlich lange etabliert. Ich bin<br />
jetzt im siebten Semester und kann jetzt erst richtig in Bücher gucken. Das ist schon krass, dass<br />
das erst im siebten Semester geht. Der Umfang <strong>der</strong> Übungszettel muss so gestellt werden, dass<br />
Beantwortung im zeitlichen Rahmen liegt. In <strong>Physik</strong> IV hat es sicherlich etwas gebracht, aber es<br />
war auch sehr viel, man sollte nicht den Rahmen sprengen.<br />
Johannes Gräwer: Es sind gute Ideen da, allerdings besteht das Problem, dass bei allen Modellen<br />
aufgepasst werden muss, dass die Belastung nicht effektiv erhöht wird. Zu Herrn En<strong>der</strong>leins Idee:<br />
Je<strong>der</strong> möchte ein Tutorium, denn gerade die Warum-Fragen sind wichtig. Aber alle wun<strong>der</strong>n sich<br />
dann, wenn ein Tutorium geschaffen wird, dass niemand hingeht. Das liegt aber daran, dass die<br />
Studenten keine Zeit haben - nicht an mangelndem Interesse.<br />
Dr. D<strong>am</strong>aschke: Genau da<strong>für</strong> haben sie doch aber die Übungen. Es gibt natürlich immer wie<strong>der</strong><br />
Übungsleiter, die nicht so gut sind. Wird zu wenig diskutiert in den Übungen?<br />
Aike Ruhlandt: In Einführung in die FeMa wissen die Hiwis oftmals selbst nicht, wie die Aufgaben<br />
beantwortet werden sollen. Die Aufgaben sind oft so schlecht gestellt, dass niemand so richtig<br />
weiß, sie sie beantwortet werden soll. Die Praxis sieht nun mal an<strong>der</strong>s aus.<br />
Prof. Quadt: Wir sind uns dessen bewusst. Wir lernen auch durch die Übungen, was wichtig ist.<br />
Es fällt auch auf, dass in einer Vorlesung, die mehrfach hintereinan<strong>der</strong> gehalten wird, <strong>der</strong> Umfang<br />
stark variieren kann, weil die Vorkenntnisse sehr variieren. Das ist dann aber nicht mehr zu än<strong>der</strong>n.<br />
Es wäre schön, wenn ich mich sicher darauf verlassen könnte, dass in <strong>der</strong> Vorlesung zuvor<br />
die wichtigen Dinge abgehandelt wurden. Vielleicht wäre eine Auszeichnung <strong>für</strong> Hiwis, die sehr gut<br />
sind, vernünftig. Ob finanziell o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>er Form sei dahingestellt. Das wäre ein Anreiz <strong>für</strong> die<br />
Hiwis. Bisher werden nur die Übungen im Ganzen evaluiert. Wir bereiten die Tutoren vor, das ist<br />
ja auch <strong>der</strong> zweite Kontakt zwischen uns und Ihnen, darauf reagieren wir auch. Wenn dieser Teil<br />
<strong>der</strong> qualitativen Diskussion fehlt, wird es schwierig, dann bekommen wir nur noch das Feedback<br />
von Ihnen in <strong>der</strong> Vorlesungspause.<br />
Publikum: Nochmal zu <strong>der</strong> Frage, warum es keine Diskussion in den Übungen gibt. Es gibt keine<br />
Diskussion, denn wenn es nur Rechenaufgaben gibt, die ewig an die Tafel geklatscht werden, wird<br />
nicht beantwortet, warum dies und jenes funktioniert. Danach ist schlichtweg keine Zeit mehr. Die<br />
grundlegenden Fragen werden durch die Hiwibesprechungen gar nicht abgedeckt, da dort ja nur<br />
die Musterlösungen besprochen werden.<br />
Prof. Quadt: Ich gehe davon aus, dass man sich vor allem darauf konzentriert, nur die wichtigen<br />
Teile <strong>der</strong> Rechnung durchzugehen.<br />
Publikum: Aber da das normalerweise Studenten vorrechnen, die natürlich nicht wissen, wo <strong>der</strong><br />
Knackpunkt liegt, rechnen sie einfach alles vor und werden dabei auch nicht unterbrochen.<br />
Prof. Quadt: Ich würde gerne noch eine Frage stellen: Ich kenne es von an<strong>der</strong>en Standorten so,<br />
dass Übung und Vorlesung getrennt evaluiert werden. Wäre es eine Überlegung wert, die engagierten<br />
Hiwis einzeln zu evaluieren? Die kann man dann belohnen. Z.B. aus Studiengebühren, auch<br />
wenn das vielleicht etwas zu weit führt. Doktoranden, die das alles verpflichtend machen müssen,<br />
bekommen ihre zwei GAUSS-Punkte unabhängig von <strong>der</strong> Qualität. Eine leistungsorientierte Vergabe<br />
eines Bonus könnte motivieren.
1.2 Protokoll 11<br />
Yvonne Kretzer: Man kann viele gute Vorschläge machen, wie das ablaufen soll, aber ein Hiwi<br />
hat letztlich selbst nur begrenzt viel Zeit. Es ist natürlich wichtig, was man mit Doktoranden<br />
macht. Anreize sind ein guter Punkt.<br />
Thomas Frerix: Ich finde Herrn Quadts Vorschlag gut. Und ich wäre bereit, da<strong>für</strong> Studiengebühren<br />
zu zahlen, um einen Bonus auszuschütten, da diese Idee analog ist zur Verkleinerung <strong>der</strong><br />
Gruppengröße mit Hilfe von Studiengebühren. Es ist aber wichtig, dass die Tutoren sinnvoll und<br />
vergleichbar evaluiert werden.<br />
Publikum: Für mich ist gute Lehre eine, aus <strong>der</strong> ich viel mitnehme. Ich fand es gut, dass es in<br />
<strong>Physik</strong> I und II bei Herrn Kree eine Probeklausur in <strong>der</strong> Mitte gab und eine Fragestunde vor <strong>der</strong><br />
Klausur.<br />
Yvonne Kretzer: Zur Verkleinerung von Gruppen: Wir kommen immer mehr zu einem Hiwimangel,<br />
da gibt es keine Auswahlmöglichkeit zwischen Hiwis. Entwe<strong>der</strong> nimmt man jeden Hiwi, egal<br />
ob gut o<strong>der</strong> schlecht, o<strong>der</strong> man muss mit großen Gruppen leben. Man sollte darüber nachdenken,<br />
ob man vielleicht lieber weniger Hiwis haben möchte, von denen wir sicher sind, dass sie das auch<br />
gut machen, und da<strong>für</strong> eben größere Übungsgruppen hat.<br />
Prof. Schnei<strong>der</strong>: Der erste Schritt müsste sein, dass Übungsgruppen getrennt bewertet werden.<br />
Wenn man über 20 Gruppen mittelt, spielt sich alles im mittleren Niveau ab. Wir haben im Lehr<strong>am</strong>t<br />
ein spezielles Tutorium und das müssen wir dann personenbezogen evaluieren. Ich denke auch,<br />
dass wichtig ist, dass Studierende in die Freitexte etwas Vernünftiges reinschreiben, da müsste es eigentlich<br />
mehr Anregung geben, finde ich. Auf <strong>der</strong> Skala 1-10 ist nicht drauf, welche Verbesserungen<br />
es geben kann. Im 2-Fach-Bachelor haben wir ein Tutorium eingerichtet, das sehr gut ankommt.<br />
Das ist eine Veranstaltung, in <strong>der</strong> die Studierenden den Leuten über die Aufgaben hinaus Fragen<br />
stellen können und ich sehe, dass die Veranstaltung gut besucht ist.<br />
Publikum: Ich studiere Mathematik und <strong>Physik</strong> auf Lehr<strong>am</strong>t und das Tutorium hat mit sehr<br />
geholfen. Diese Art von Vorlesung, wo die Leute sehr engagiert sind, ist eine <strong>der</strong> besten Vorlesungen<br />
hier. Oft scheitert es daran, dass man eine neue Notation nicht ganz mitbekommen hat. Im<br />
Tutorium versteht man da eher mehr und das finde ich sehr gut, Lehrer werden dadurch sehr gut<br />
unterstützt. Das ist ein gutes Konzept in einer sehr kleinen Gruppe. Ich kann das nur loben und<br />
hervorheben, das sollte auch <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e Vorlesungen gemacht werden.<br />
Rebekka Springer: Eine Freundin von mir sagt, ihr bringt das total viel, denn sie lernt da Sachen,<br />
die sie in <strong>der</strong> Schule nicht hatte.<br />
Prof. Quadt: Meine Beobachtung ist, dass relativ viele Studierende ab dem vierten Semester nicht<br />
wie vorgesehen eine Vorlesung „Einführung in die ...“ pro Semester hören, son<strong>der</strong>n zwei davon und<br />
das auch noch zwei Mal hintereinan<strong>der</strong>. Das bedeutet, dass Sie zusätzlichen Aufwand haben, <strong>der</strong><br />
an dieser Stelle nicht vorgesehen ist. Das bedeutet natürlich, dass Sie darin viel Zeit investieren.<br />
Ich kann die Gründe verstehen, aber das macht mich unglücklich. Die Konsequenz ist, dass sie<br />
zwar mehr Bereiche kennen lernen, aber da<strong>für</strong> nicht in die Tiefe gehen. Das war so nicht gedacht.<br />
Zwei Einführungen im vierten und fünften Semester sind <strong>der</strong> Standard, wobei die Qualität da<strong>für</strong><br />
ausreichend ist. Mit weniger Belastung könnten Sie sich auf das konzentrieren, was wichtig ist.<br />
Was wir Ihnen anbieten können, dass sie im kommenden Jahr die Veranstaltung im Master hören<br />
und anrechnen lassen können. Nun zu einem an<strong>der</strong>en Punkt. Ich habe gewisse Präferenzen, was<br />
Skripte anbelangt. Von mir können Sie nicht verlangen, dass ich ein Skript bereitstelle, das besser<br />
ist als ein Lehrbuch. Ein Skript gibt es in dem Sinne, was mit dem Lehrportal erreicht ist, dass<br />
die Experimente fotografiert und gefilmt wurden. Diesen Teil würde ich gerne sicherstellen und<br />
jedem zur Verfügung stellen. Lehrbücher <strong>für</strong> <strong>Physik</strong> IV waren nicht immer da, deshalb haben wir<br />
die Bücher aufgestockt und ein sehr viel größerer Anteil <strong>der</strong> Studierenden hat die Bücher gelesen<br />
und k<strong>am</strong> dann mit Fragen, warum es im Lehrbuch an<strong>der</strong>s steht als in <strong>der</strong> Vorlesung. Das zeigt mir,<br />
dass Sie die lang ausgearbeiteten Dokumente auch studieren - und das ist <strong>für</strong> mich Studium. Wir<br />
sind immer noch in <strong>der</strong> Situation, dass wir nicht allen aus <strong>der</strong> BBP den Grundstock an Ausrüstung<br />
bereitstellen können. Sie sollen das ja nicht als E-Book gestohlen auf dem Laptop haben. Wir haben<br />
das diskutiert mit <strong>der</strong> Fachschaft, hatten als Dozenten überlegt, dass es einen Grundstock an<br />
zwei Titeln gibt, die in großer Zahl bereitgestellt werden und Ihnen als Dauerleihgabe übergeben
12 1 <strong>3.</strong> PODIUMSDISKUSSION DER FAKULTÄT FÜR PHYSIK AM <strong>20.01.2011</strong><br />
werden. Dann erhält man die Gelegenheit, <strong>am</strong> Ende des Bachelorstudiums das Buch zum Zeitwert<br />
abzukaufen und die Bücher dann mit neuen Exemplaren aufzustocken. Je<strong>der</strong> hat ja seinen eigenen<br />
Arbeitsstil und es wäre quasi unhöflich, die selbst gekauften Bücher nicht zu lesen. Im Laufe <strong>der</strong><br />
Zeit bekommt man das Geld natürlich nicht zurück, hier könnte mit Studiengebühren kompensiert<br />
werden. Die BBP meinte, dass das technisch möglich ist und dass die das Personal zur Verfügung<br />
stellen kann. Wie sehen Sie das? Einen Gutschein müssen Sie ausgeben, hier haben Sie die Möglichkeit,<br />
das Buch zurückzugeben. Nun noch zu einem an<strong>der</strong>en Punkt: Ich glaube, dass es günstig<br />
sein könnte, eine Art Vorkurs nicht nur als Vorkurs, son<strong>der</strong>n parallel zum Semester anzubieten,<br />
speziell, weil die Hälfte <strong>der</strong> Leute nur eine G8-Ausbildung genießen konnte, bei mathematischer<br />
Ausbildung kommen da ganz an<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen auf uns zu. Da müssen wir wohl was än<strong>der</strong>n.<br />
Publikum: Mein Problem mit <strong>der</strong> Evaluation ist, dass die Bögen ziemlich schlecht sind. Warum<br />
gibt es keine eindeutig formulierten Fragen, d<strong>am</strong>it man die auch besser beantworten kann?<br />
Prof. Schönh<strong>am</strong>mer: Ich kann Ihnen sagen: Es gibt jetzt auch einen Fragebogen <strong>für</strong> die Dozenten,<br />
und <strong>der</strong> ist noch schlechter!<br />
Publikum: Was Anwesenheitspflicht in Übungen angeht: Wenn ich Fragen habe, dann gehe ich<br />
sicher dahin, aber bei einer besseren zeitgleichen Veranstaltung will ich dahin und nicht zur Übung.<br />
Ich möchte diese Freiheit haben, muss es Anwesenheitspflicht geben?<br />
Yvonne Kretzer: Dieses Thema wurde schon in früheren <strong>Podiumsdiskussion</strong>en diskutiert. Um es<br />
klar zustellen: Es gibt keine Anwesenheitspflicht.<br />
Publikum: Es gibt zusätzliche Klausurpunkte auf Anwesenheit. [Anmerkung: Gemeint ist Einführung<br />
in die FeMa im Wintersemester 2010/11]<br />
Prof. Pruschke: Das ist nicht möglich! Ich würde an Ihrer Stelle zu Herrn Bayas gehen.<br />
Dr. D<strong>am</strong>aschke: Wer die Punkte nicht haben will, soll sich an die Rechtsabteilung wenden.<br />
Katharina Echternk<strong>am</strong>p: Es ist ja schön, dass man so schon Punkte <strong>für</strong> die Klausur s<strong>am</strong>meln<br />
kann. Aber so wird man auch gezwungen, an einer Übung teilzunehmen, die zumindest mir nichts<br />
bringt. Das ist jetzt scharfe Kritik, aber die FeMa-Übung ist extrem schlecht.<br />
Prof. Pruschke: Nein, nein, wir dürfen Prüfungsleistungen nicht durch Übungsleistungen substituieren,<br />
es darf nicht sein, dass da Punkte mit einfließen.<br />
Prof. Schönh<strong>am</strong>mer: Wir haben immer Schwierigkeiten, genug deutschsprachige Hiwis zu finden,<br />
da wir viele englischsprachige Doktoranden haben. Die Mehrzahl <strong>der</strong> Studenten bevorzugt<br />
eine deutschsprachige Übungsgruppe. Um zehn bis zwölf Hiwis zu finden müssen wir deshalb auch<br />
auf an<strong>der</strong>e Institute zugreifen. Die Hiwis sind dann oft nicht in <strong>der</strong> Lage, alle Fragen zu beantworten.<br />
Wir wissen nicht, wie wir dieses Problem lösen sollen.<br />
Prof. Ulbrich: Der Vorschlag von Herrn Quadt mit den Dauerleihgaben ist wun<strong>der</strong>bar. Ich habe<br />
da noch eine Frage: Wollen Sie englische Lehrbücher o<strong>der</strong> deutsche Übersetzungen? Die Mehrzahl<br />
<strong>der</strong> entliehenen Bücher waren bisher immer deutsche Übersetzungen. Ich wun<strong>der</strong>e mich, dass die<br />
Chance auf ein englisches Original selten wahrgenommen wird. Sind Sie dazu bereit, öfters englische<br />
Literatur zu lesen?<br />
Steffen Bezold: Ja, wir sind dazu bereit, denn später kommt das sowieso. Aber nicht in den<br />
ersten Semestern, da ist man so sehr mit dem Verstehen von Konzepten beschäftigt, da behin<strong>der</strong>t<br />
die englische Sprache nur.<br />
Yvonne Kretzer: Aber es ist wichtig, dass es die auch auf Englisch gibt, aber man muss sie in<br />
den unteren Semestern nicht in Massen zur Verfügung stellen.<br />
Publikum: Vor allem sollte nicht alles von einem Autor kommen.
1.2 Protokoll 13<br />
Prof. Quadt: Wir hatten das schon diskutiert und wollten zwei verschiedene Titel nehmen.<br />
Publikum: Ich habe zu Hause wun<strong>der</strong>bare Bücher liegen, kann aber längst nicht in jedes reingucken.<br />
Eine große Anschaffung ist da fragwürdig. Vorher muss man schauen, wie das alles ineinan<strong>der</strong><br />
greifen kann.<br />
Henning Zwirnmann: Zu Studiengebühren in Form von Bücheranschaffung: Ich fände es besser,<br />
gleich das Gutscheinkonzept zu wählen, dann kann man vorher in <strong>der</strong> BBP reinschnuppern und<br />
dann selbst das richtige Buch auswählen.<br />
Johannes Gräwer: Ich möchte da zustimmen, im Prinzip sind alle drei Punkte von Herrn Quadt<br />
richtig. Es gibt diese Ideen, aber es scheitert immer wie<strong>der</strong> daran, dass wir keine Zeit haben. Ich<br />
muss da immer wie<strong>der</strong> drauf hinweisen. Man wird nichts erreichen mit einer Komplettausstattung,<br />
wenn niemand in die Bücher reingucken kann. Das gilt auch <strong>für</strong> ein Tutorium, diese Zeit muss erst<br />
geschaffen werden.<br />
Prof. Quadt: Dann wählen Sie weniger Einführungen. Die können Sie doch ohnehin nicht einbringen.<br />
Katharina Echternk<strong>am</strong>p: Doch, wir können die Einführungen alle einbringen und machen dann<br />
eben weniger Spezialvorlesungen. Die Probleme liegen außerdem nicht im fünften Semester, son<strong>der</strong>n<br />
auch im ersten, zweiten, dritten. Der Umfang muss reduziert werden, sei es bei den Zetteln<br />
o<strong>der</strong> beim Vorlesungsstoff. Dann macht man zwar weniger, aber dieses weniger versteht man wenigstens,<br />
anstatt viel zu machen und nichts zu verstehen.<br />
Martin Lüttich: Wir haben errechnet, wie viel Zeit man ins Studium stecken muss. Ein Zahlenbeispiel<br />
<strong>für</strong> das erste Semester: 31 Credits müssen erreicht werden, davon 29 Credits in <strong>der</strong><br />
Vorlesungszeit, also 870 Stunden. Das entspricht bei 14 Wochen 62 Stunden pro Woche o<strong>der</strong> 12<br />
Stunden pro Tag bei 5 Tagen bzw. 8,7 Stunden bei 7 Tagen. Der Arbeitnehmerdurchschnitt liegt<br />
bei 8 Stunden pro Tag. Im ersten Semester sind es aber 12 Stunden pro Tag und da sind keine<br />
Mittagspausen und keine Pausen zwischen erster und zweiter Übung mit eingerechnet.<br />
Prof. Pruschke: 60 Credits im Jahr entsprechen 40 Stunden pro Woche und 4 Wochen Urlaub<br />
laut Vorschrift.<br />
Johannes Gräwer: Aber Urlaub gibt es ja gar nicht.<br />
Publikum: Fruchtbar wäre die Diskussion des Zettelkonzepts. Wir wollen weg von diesen Rechenaufgaben<br />
und hin zu mehr Verständnisaufgaben. Wir sollten den Aufwand in ein Verständnis<br />
stecken, z.B. durch das Lesen eines Kapitels in einem Buch. Man sollte sich überlegen, den Zettelumfang<br />
nicht unbedingt zu reduzieren, son<strong>der</strong>n Schwerpunkte an<strong>der</strong>s zu setzen. Reduziert man<br />
nur den Umfang, ist die Verlockung in den ersten Semestern groß, dann einfach <strong>am</strong> Rechner zu<br />
daddeln, anstatt ein Buch zu lesen. For<strong>der</strong>n Sie aktiv Zeit zur Lösung von Verständnisaufgaben ein.<br />
Prof. Quadt: Wir versuchen das ja, in Kern-Teilchen im ersten Drittel stellen wir die Aufgabe:<br />
„Skizzieren sie Reaktortypen“, und dann wird doch nur die Wikipedia ausgedruckt.<br />
Prof. Pruschke: Ein reduzierter Workload ist okay, mangels besserem Wissens haben wir alles so<br />
aufgebaut, wie wir meinten, dass es den Vorgaben entspricht. Jetzt stellt sich heraus, dass so nicht<br />
durchführbar ist. Die Workload-Evaluierung ist sehr wichtig. Da gebe ich Ihnen völlig recht: Wenn<br />
sich dann herausstellt, dass Sie viel mehr Zeit brauchen, dann müssen wir die Übungszettel zurück<br />
stufen. Aber in welchen Vorlesungen machen wir das? In <strong>Physik</strong> I und II ist das nicht sinnvoll, da<br />
Sie erst mal auf ein gewisses Niveau kommen müssen. Wir haben jetzt gelernt, das auf eine Art<br />
und Weise umzusetzen.<br />
Arne Gerdes: Zur Workload-Erfassung: Da muss ich Kritik an die Studierenden richten. Wir<br />
hatten mehrfach aufgefor<strong>der</strong>t, das mitzumachen, aber die Rücklaufquote ist beschämend gering.<br />
Es klappt nicht, wenn nur sporadisch mitgemacht wird. Wir brauchen die Zahlen <strong>für</strong> die Arbeit in<br />
den Gremien.
14 1 <strong>3.</strong> PODIUMSDISKUSSION DER FAKULTÄT FÜR PHYSIK AM <strong>20.01.2011</strong><br />
Prof. Quadt: <strong>Physik</strong>alische Zus<strong>am</strong>menhänge habe ich nie in <strong>der</strong> Vorlesung verstanden, son<strong>der</strong>n in<br />
Büchern und durch Rechnen <strong>der</strong> Übungsaufgaben. Daraus habe ich <strong>für</strong> mich geschlossen, dass man<br />
bestimmte Konzepte qualitativ verstehen kann, an<strong>der</strong>e muss man aber auch nachrechnen. Darauf<br />
will ich nicht verzichten, auch wenn wenn es manchmal nervt. Wir haben nicht den Anspruch, Ihnen<br />
einfach Rechenaufgaben zu stellen. Ich bin zufrieden, wenn ich Ihnen eine Aufgabe stelle und<br />
Sie diese dann mit Hilfe eines Buches bearbeiten. So ist allen geholfen, das wäre ein Kompromiss.<br />
Johannes Gräwer: Ja, da stimme ich Ihnen durchaus zu. Zu je<strong>der</strong> einzelnen Aufgabe gab es in<br />
<strong>Physik</strong> IV eine Literaturangabe, das hilft enorm. Wenn ich es nicht hinkriege, durchforste ich die<br />
Standardliteratur und bin <strong>am</strong> Ende genau so schlau wie vorher. Dann frage ich jemanden, <strong>der</strong> die<br />
Aufgabe bereits gelöst hat, denn das geht schneller, aber ich lerne weniger. Wenn ich aber weiß, in<br />
welchem Buch das steht, lerne ich <strong>am</strong> meisten.<br />
Publikum: Mir hilft das manchmal, wenn ich aber nichts verstehe und in <strong>der</strong> Übungsgruppe kaum<br />
etwas besprochen wird, dann wünsche ich mir ausführliche Musterlösungen. Wenn es mal welche<br />
gibt, sind diese viel zu kurz. Mir würden echte Lösungen aber sehr helfen. Wäre das nicht mal ein<br />
Anreiz?<br />
Prof. Tilgner: Mit großer Sicherheit wird es den Übungsbetrieb in <strong>der</strong> aktuellen Form bald nicht<br />
mehr geben. Das betrifft die Belastung <strong>der</strong> Studenten, aber auch die Belastung <strong>der</strong> Hiwis. Wir<br />
wissen nicht genau, wie viele Studenten im nächsten Semester kommen, aber wir werden eine an<strong>der</strong>e<br />
Alterspyr<strong>am</strong>ide haben und dann haben wir ein Problem, Gruppenbetreuer zu finden. Also<br />
müssen wir da<strong>für</strong> sorgen, dass <strong>der</strong> Betreueraufwand reduziert wird. Für beide Seiten wird sich die<br />
Arbeitszeit reduzieren.<br />
Yvonne Lips: Ich würde jetzt gerne die Diskussion schließen. Wir haben gesehen, dass die Studienordnung<br />
an das vorhandene Budget <strong>der</strong> <strong>Fakultät</strong> angepasst werden soll. Ich starte nochmals<br />
den Aufruf, dass Sie bitte sinnvolle Ideen <strong>für</strong> Studiengebühren als Antrag an die Studienkommission<br />
stellen. Dann haben wir über den Stellenwert <strong>der</strong> Lehre gesprochen und haben herausgefunden,<br />
dass die Dozenten durchaus bemüht sind, gute Lehre anzubieten, aber auf Ihr Feedback angewiesen<br />
sind. Die Lehrveranstaltungsevaluation wurde von zentraler Seite überarbeitet. Jetzt gibt es<br />
veranstaltungsspezifische Bögen. Den fakultätsspezifischen Teil können wir modifizieren. Nächste<br />
Woche wird er in <strong>der</strong> Studienkommission überarbeitet. Schicken Sie mir die Fragen o<strong>der</strong> Verbesserungsvorschläge<br />
per Mail. Bei mir ist hängen geblieben, dass das größte Problem immer noch<br />
<strong>der</strong> Workload ist. Die Erhebung ist wichtig, kann aber auch nur Ergebnisse liefern, wenn daran<br />
teilgenommen wird. Nur dann können wir darauf reagieren. Daher auch nochmal von mir die Bitte,<br />
dass Sie daran teilnehmen.<br />
Ich bedanke mich bei allen Rednern auf dem Podium und Ihnen <strong>für</strong> die Aufmerks<strong>am</strong>keit und<br />
wünsche uns allen einen schönen Abend.