FE B RU AR 201 3 - Nationaltheater Mannheim
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Premiere Ballett<br />
OTHELLO (UA)<br />
Ballettmanagerin Eva Wagner im Gespräch mit Kevin O’Day<br />
Kevin O’Day<br />
Brian McNeal (Othello)<br />
Probenfotos<br />
Othello ist der dritte Shakespeare-Stoff, dem sich<br />
der <strong>Mannheim</strong>er Ballettdirektor Kevin O’Day nach<br />
Hamlet (Stuttgart 2008, Toronto <strong>201</strong>2) und Romeo<br />
und Julia (<strong>Mannheim</strong> <strong>201</strong>1) widmet.<br />
Am 16. Februar kommt Othello mit Bühnenbild und<br />
Kostümen von Tatyana van Walsum im Opernhaus<br />
zur Urauf führung.<br />
Eva Wagner Damit aus Shakespeares Stoff ein<br />
Handlungsballett werden kann, musste nicht nur<br />
eine Choreografie entstehen, sondern zunächst ein<br />
Libretto entworfen und Musik ausgewählt werden,<br />
die die Handlung trägt.<br />
Kevin O’Day Ich wusste gleich, wie ich welche Rolle<br />
besetzen will: We have the casting! Othello ist als<br />
Handlungsballett komplexer als Romeo und Julia<br />
und stellt höhere Anforderungen an die Darstellungskraft<br />
der Tänzerinnen und Tänzer. Das <strong>Mannheim</strong>er<br />
Ensemble ist dem gewachsen und mich hat<br />
die Rollengestaltung gereizt. Alle Rollen sind doppelt<br />
besetzt, so dass es im Grunde in den verschiedenen<br />
Vorstellungen verschiedene Lesarten des<br />
Stückes gibt, obwohl sich die Choreografie nicht<br />
verändert.<br />
EW Othello wird von Brian McNeal und Tyrel Larson<br />
verkörpert.<br />
KO’D Zwei Tänzer, die schon lange im Ensemble sind<br />
und sehr unterschiedlich wirken. Man kann Othello,<br />
der als Fremder in die venezianische Gesellschaft<br />
kommt und als Feldherr großen Respekt genießt,<br />
unter zwei ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten<br />
sehen: als einen Vertreter gesellschaftlicher Elite,<br />
einen Mann von Welt, der geschliffene Erziehung,<br />
christliche Werte und Erfolg verkörpert und sich als<br />
ein Ritter von fremder Herkunft durch seine Heirat<br />
mit Desdemona in die venezianische Oberschicht<br />
einfügt. Brian McNeal mit seinem eleganten tänzerischen<br />
Ausdruck ist für mich die richtige Besetzung<br />
für eine solche Othello-Figur. Man kann aus<br />
heutiger Sicht aber auch das kriegerische Moment<br />
stärker betonen und sich fragen: Was ist das für<br />
ein Mann, der seiner Heimat entrissen ist und von<br />
einem Kriegsschauplatz zum nächsten Karriere<br />
macht, ohne eine Familie zu haben? Muss er nicht<br />
gezeichnet sein von dieser Heimatlosigkeit, dieser<br />
Kultur der Männlichkeit, der Härte eines solchen<br />
Alltags? Ist er eine Art Steppenwolf, der in Venedig<br />
wenig gesellschaftliche Verpflichtungen hat, und<br />
zieht er dadurch den Neid anderer auf sich? Tyrel<br />
Larson mit seinem kraftvollen tänzerischen Auftreten<br />
verkörpert diese Seite der Othello-Figur.<br />
EW Beide stellen sehr eindrücklich auch die Zerrissenheit<br />
Othellos dar.<br />
KO’D Othello ist dogmatisch! Und dadurch verwundbar.<br />
Er ist ein Fremder und will rigoros für<br />
Werte einstehen, denen er sich verpflichtet fühlt.<br />
»Für mich oder gegen mich«: So ein Urteil erlaubt<br />
keine Zwischentöne, obwohl es ihn doch emotional<br />
vernichtet. Und sein venezianisches Umfeld verhält<br />
sich ähnlich: Alle sind anfällig für die In trige, weil sie<br />
in ihren Rollen gefangen sind, weil sie an bestimmte<br />
Konventionen und Verhaltensmuster glauben. Dass<br />
hier ein Thema des Protagonisten in allen Figuren<br />
gespiegelt ist, ist ein Strukturmoment, mit dem ich<br />
in der Choreografie gut arbeiten kann.<br />
EW In Shakespeares Text gibt es über den ganzen<br />
Verlauf der Handlung immer wieder Monologe des<br />
intriganten Jago, in denen dieser seine zerstörerischen<br />
Absichten minutiös darlegt. Die Rationalität<br />
seines Vorgehens, das genaue Planen und folgerichtige<br />
Manipulieren macht die Spannung des Stückes<br />
aus.<br />
KO’D Das Schicksalhafte, Unabwendbare der Entwicklung<br />
auf ein schlechtes Ende hin kommt in der<br />
Musik zum Ausdruck: Viele der Stücke werden von<br />
einem treibenden Puls geprägt, der das unbarmherzige<br />
Verrinnen der Zeit spürbar macht. Dabei gibt es<br />
auch Brüche oder Verschiebungen in den teilweise<br />
sehr komplexen Rhythmen, so dass sich ein unbehagliches<br />
Gefühl vermittelt.<br />
Darüber hinaus gibt es zwei Symbole, um die sich<br />
die Handlung des Balletts zentriert: Zum einen<br />
das berühmte Taschentuch, ein intimes Geschenk<br />
von Othello an Desdemona, das auf schicksalhaften<br />
Umwegen bei Jago landet und von diesem als<br />
»Beweis« für Desdemonas Untreue inszeniert wird.<br />
Zum anderen gibt es Dolch und Schärpe, mit denen<br />
der junge Venezianer Cassio feierlich zum Leutnant<br />
ernannt wird und die ihm später bei seiner Degradierung<br />
weggenommen werden. Diese beiden Szenen<br />
stehen am Anfang und Ende des ersten Teils.<br />
Wir werden also zu Beginn in eine Welt eingeführt,<br />
in der Status und militärischer Rang eine wichtige<br />
Rolle spielen – und Nährboden für Neid und Missgunst<br />
sind.<br />
Othello (UA)<br />
Ballett von Kevin O’Day<br />
nach William Shakespeare<br />
Premiere am 16. Februar<br />
um 20.00 Uhr im Opernhaus<br />
anschließend Premierenfeier im Theatercafé<br />
Choreografie, Libretto und Musikauswahl<br />
Kevin O’Day<br />
Musikalische Leitung Joseph Trafton<br />
Musik John Adams, David Lang, Jefferson<br />
Friedman, Philip Glass, Aaron Jay Kernis<br />
Ausstattung Tatyana van Walsum<br />
Licht Mark Stanley<br />
Es spielt das <strong>Nationaltheater</strong>orchester.<br />
Mit Othello: Brian McNeal/Tyrel Larson; Jago:<br />
Luis Eduardo Sayago/Davidson Jaconello;<br />
Desdemona: Maria Eugenia Fernández/<br />
Veronika Kornová-Cardizzaro; Roderico: Davidson<br />
Jaconello/Dávid Kristóf; Cassio: Malthe<br />
Clemens/Miguel González Muelas; Montano:<br />
Dávid Kristóf/Luis Eduardo Sayago; Brabantio/<br />
Gratiano: Tyrel Larson/Malthe Clemens; Duchess<br />
of Venice: Agata Zajac/Zoulfia Choniiazowa;<br />
Lodovica: Julie Pécard/Maria Eugenia<br />
Fernández; Emilia: Zoulfia Choniiazowa/<br />
Hitomi Kuhara; Bianca: Veronika Kornová-<br />
Cardizzaro/Agata Zajac; Two gentle ladies:<br />
Michelle Cheung/Hitomi Kuhara<br />
Preview Othello<br />
2. Februar <strong>201</strong>3 im Schauspielhaus<br />
10.00 Uhr<br />
Öffentliches Training des Balletts<br />
11.00 Uhr<br />
Preview Othello (UA)