FREIE SICHT : Adam Jankowski - Jovis Verlag
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Hans Zitko<br />
Das paradoxe Unternehmen der Malerei<br />
Zu einigen Bildern von <strong>Adam</strong> <strong>Jankowski</strong><br />
<strong>Adam</strong> <strong>Jankowski</strong> Im Wattenmeer 2002 Acryl auf Leinwand, 240 x 200 cm<br />
Sucht man nach übergreifenden Themen oder Motiven, die für die Malerei <strong>Adam</strong> <strong>Jankowski</strong>s<br />
kennzeichnend sind, so stößt man auf die Frage nach der Wahrheit und Geltung von Bildern:<br />
Was zeigen Bilder? Was zeigen sie nicht? Was verbergen sie? Täuschen sie womöglich das<br />
Subjekt, wie skeptische Theoretiker behauptet haben? Die Implikationen und Antworten<br />
auf die hier mit den Mitteln der Malerei selbst aufgeworfenen Probleme sind komplex. Die<br />
Betrachtung kann dort ansetzen, wo die Arbeit am Bild im buchstäblichen Sinne beginnt:<br />
Bei der Auswahl und Vorbereitung des Bildträgers, also jener Ebene, die die tragende Basis<br />
des malerischen Geschehens abgibt. Der Maler überlässt hier kaum etwas dem Zufall, er<br />
wählt diese oder jene Sorte roher Leinwand, spannt sie auf einen Keilrahmen, leimt sie,<br />
grundiert und schleift sie, bevor er die ersten Schichten auf die so entstandene Bildfläche<br />
aufträgt. In diesem Vorgehen äußert sich kein anachronistischer Verfahrenskonservatismus,<br />
sondern die klare Einsicht in die fundamentale Bedeutung des Bildgrundes für die Prozesse<br />
der Malerei. Die ästhetisch relevanten Entscheidungen beginnen bereits bei der Gradation<br />
und Dichte des Gewebes, der aufgetragenen Grundierung und dem Maß der Glättung des<br />
Bildkörpers. Dort, wo die Malerei sich im Bewusstsein der ihr immanenten Möglichkeiten<br />
entfaltet, behandelt sie die Leinwand nicht als ein neutrales und gleichgültiges Medium,<br />
sondern als ein visuell-taktiles Milieu, das sich in den aufgetragenen Strukturen stets in<br />
dieser oder jener Weise Geltung verschafft. Die Produktion von Werken hat es immer auch<br />
mit den Problemen des Austaxierens der Beziehungen zwischen Unter- oder Hintergründen<br />
und darüber gelegten Bildschichten zu tun, denn das, was auf den Bildkörper aufgetragen<br />
wird, bleibt in seiner Wirkung von den tragenden Voraussetzungen abhängig.<br />
118 Freie Sicht<br />
Hans Zitko 119