ein PERRY RHODAN - Terracom
ein PERRY RHODAN - Terracom
ein PERRY RHODAN - Terracom
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Was ist hysterisch?“, fragte Benjamin. Aber<br />
die Frage ging im Aufschrei s<strong>ein</strong>er Mutter<br />
unter.<br />
„Du bist wieder bei dir!“, rief sie.<br />
Sie beugte sich über ihn, umarmte und<br />
küsste ihn.<br />
Der Vater sagte nichts und guckte nur ernst<br />
auf s<strong>ein</strong>en Sohn.<br />
Aber s<strong>ein</strong> Doppelgänger hatte die Hand<br />
nicht von Mutters Schulter genommen.<br />
Er zog an der Schulter, um sie von<br />
Benjamin weg zu zerren, aber er kriegte sie<br />
k<strong>ein</strong> bisschen bewegt.<br />
Der Arzt trat wieder <strong>ein</strong> und der zweite<br />
Vater verschwand.<br />
„Wie sieht es aus?“, fragte er, „hat er sie<br />
erkannt?“<br />
Der Vater ließ den Blick nicht aus Benjamins<br />
Blick.<br />
„Ich weiß nicht, ob er ganz da ist“, sagte er<br />
leise zu dem Arzt, so als ob die Mutter ihn<br />
nicht hören sollte.<br />
Die Mutter machte jetzt Platz und der Vater<br />
konnte Benjamin vorsichtig drücken.<br />
„Hallo“, sagte Benjamin.<br />
Der Arzt lächelte beruhigend.<br />
„Behalten Sie ihn gut im Auge“, sagte er.<br />
„Und berichten Sie mir, wenn Ihnen irgend<br />
26/111<br />
etwas auffällt.“<br />
Am nächsten Tag kam Tante Heti.<br />
Als sie das Krankenzimmer betrat,<br />
drängelten sich zwei andere Tante Hetis mit<br />
ihr hin<strong>ein</strong>, und während sie aufgeregt<br />
schnatternd an s<strong>ein</strong>em Bett standen,<br />
tauchten zwei weitere Tanten auf.<br />
Sie untersuchten das Zimmer, flirteten mit<br />
dem Arzt, unterhielten sich mit ihm über<br />
Benjamins Gesundheitszustand, machten<br />
Benjamins Bett und streichelten ihm die<br />
Haare aus der Stirn.<br />
„Absencen“ nannte der Arzt Benjamins<br />
Zustand.<br />
Er kam jetzt meistens all<strong>ein</strong>e. Aber er<br />
brachte andere Kollegen mit, die Benjamin<br />
begutachten sollten.<br />
„Das ist leider <strong>ein</strong> häufiges Risiko bei <strong>ein</strong>em<br />
solchen Hirntrauma“, erklärte er den<br />
besorgten Eltern.<br />
„Da sind Vernarbungen und an genau den<br />
Stellen sind die synaptischen Verbindungen<br />
gestört.<br />
Es kommt zu Kurzschlüssen im Gehirn.<br />
Eine Form von epileptischen Anfällen.<br />
Ihr Sohn erleidet <strong>ein</strong>en Krampfanfall, der<br />
sich allerdings ausschließlich im Gehirn<br />
abspielt.<br />
Er tritt <strong>ein</strong>fach für Sekundenbruchteile<br />
weg.“<br />
Benjamin verstand, dass damit die<br />
Momente gem<strong>ein</strong>t waren, wo er diese<br />
anderen Menschen sah, die die anderen<br />
nicht sehen konnten.<br />
Er wusste, dass er nicht weg war. Im<br />
Gegenteil, er war mehr da als alle anderen.<br />
Aber es war verrückt.<br />
Deshalb sagte er lieber nichts.<br />
Man machte EEGs, gab ihm Medikamente<br />
und zapfte ihm Blut ab.<br />
Die Medikamente machten ihn träge und<br />
das Blutabnehmen war ihm <strong>ein</strong> Horror.<br />
Es änderte nichts.<br />
Er gewöhnte sich an die Doppelgänger,<br />
versuchte sich nichts anmerken zu lassen<br />
und der Arzt sprach von <strong>ein</strong>er Besserung.<br />
Es gab Momente, wenn Benjamin in der U-<br />
Bahn fuhr, wo er laut los lachte.<br />
Da standen all die stoisch dr<strong>ein</strong>blickenden<br />
Menschen und zwischen ihnen wuselten ihre<br />
Alter Egos, schnatterten aufgeregt, taten<br />
Ungehöriges oder sagten sich Unerhörtes.<br />
Er sah Männer, die sich im Schritt kratzten<br />
oder jungen Mädchen Avancen machten,<br />
Frauen, die vor den spiegelnden<br />
Fensterscheiben ihre Frisuren ordneten und<br />
den Lippenstift nachzogen.<br />
Andere schmähten sich gegenseitig oder<br />
redeten laut vor sich hin, indem sie wilde<br />
Grimassen zogen.<br />
Aber wenn Benjamin losprustete, war er es,<br />
der nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte<br />
Schlimm war es zu Hause.