Miller: Theorien der Entwicklungspsychologie - Leinstein.de
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Die soziale Lerntheorie<br />
Nachahmung <strong><strong>de</strong>r</strong> körperlichen Aggression<br />
Nachahmen<strong>de</strong> verbale Aggression<br />
Nachahmung nicht aggressiver verbaler Reaktionen<br />
Mark Twain: Übung ist alles.<br />
Grundüberzeugung <strong>de</strong>s Lerntheoretikers: Entwicklung ist primär das Produkt von<br />
Erfahrung.<br />
50er / 60er Jahre sind Gründungsjahre <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Entwicklungspsychologie</strong>.<br />
Zunächst experimentelle Laboruntersuchungen mit Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, später Beibehaltung <strong>de</strong>s<br />
experimentellen Charakters, doch Focuserweiterung auf ein breites Spektrum kognitiver<br />
Prozesse (Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Repräsentation)<br />
Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Theorie<br />
Behaviorismus<br />
Zu Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts: Introspektion als Weg, die Psyche zu analysieren.<br />
1913: Watson: Declaration of Behavirorism: Es muss Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologie sein, Verhalten<br />
vorherzusagen und zu steuern, nicht Bewusstseinszustän<strong>de</strong> zu beschreiben und zu erklären.<br />
Vision einer besseren Gesellschaft (wie Skinner) Watson sprach sich für eine möglichst<br />
emotionslose und objektive Behandlung von Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> aus, die Gott sei Dank nicht so ohne<br />
Weiteres akzeptiert wur<strong>de</strong>.<br />
Die Lerntheorie war wichtig für die Psychologie, da sie die Abgrenzung psychologischer<br />
Realität bot, für welches ein Forschungsparadigma entwickelt wer<strong>de</strong>n konnte, mit <strong>de</strong>ssen<br />
Hilfe die Realität erforscht wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
60er: Schwierigkeiten. Erkenntnis: Biologische Prädispositionen beeinflussen Lernen.<br />
Chomsky (1959): Angriff gegen Skinners Theorie <strong>de</strong>s Spracherwerbs.<br />
Neue Thesen<br />
Chomskys Transformationsgrammatik<br />
Piagets kognitive Theorie<br />
Definition von Lernen als Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Wissens und nicht als Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wahrscheinlichkeit, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> eine Reaktion eintritt.<br />
Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Theorie als zweite Revolution.<br />
Frühe Forschung zum kindlichen Lernen<br />
Lernen per se ist das Wählen <strong>de</strong>s Stimulus, <strong><strong>de</strong>r</strong> immer zur Verstärkung führt.<br />
Flavell / Hill: gelernter Respons ist nur heute und in dieser spezifischen Situation richtig <br />
Neue Paarung bekannter items, die im kognitiven Repertoire bereits vorhan<strong>de</strong>n sind <br />
keine substantielle Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Repertoires selbst.<br />
Piaget: Das aktive, stategische, Hypothesen bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kind aus <strong>de</strong>n Lernversuchen sah <strong>de</strong>m<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>/Lernbild Piagets sehr ähnlich.<br />
Skinner: Gedanken und Gefühle lassen sich nicht empirisch untersuchen, <strong>de</strong>shalb untersuchte<br />
er nur beobachtbares Verhalten. Befun<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> 60er zeigten, dass sich positive<br />
Verhaltensweisen tatsächlich verstärken ließen.
Operantes Konditionieren: Das Kind bei einem positiv zu bewerten<strong>de</strong>n Verhalten erwischen<br />
und dieses dann positiv verstärken.<br />
Soziales Lernen<br />
Dollard/<strong>Miller</strong><br />
Lerntheorie übernahm wichtige Elemente aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Freudschen Theorie:<br />
Abhängigkeitskonzepte<br />
Aggressionskonzepte<br />
I<strong>de</strong>ntifikation<br />
Gewissensbildung<br />
Abwehrmechanismen<br />
Erklärungssuche jedoch nach S-R Mo<strong>de</strong>ll<br />
<strong>Miller</strong>: Anzustreben wäre eine Kombination aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Vitalität <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychoanalyse, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Exaktheit <strong>de</strong>s naturwissenschaftlichen Labors und <strong><strong>de</strong>r</strong> kulturspezifischen Gegebenheiten“<br />
Ausgehen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache, dass Persönlichkeit erworben wird.<br />
Die These wur<strong>de</strong> plausibler, da die lerntheoretischen Prinzipien auf wichtiges Sozialverhalten<br />
im Alltag übertragen wur<strong>de</strong>n.<br />
Hauptinteresse <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Lerntheorie: Sozialisation.<br />
Man untersuchte <strong>de</strong>n statistischen Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Eltern und ihren Erziehungsgrundsätzen und <strong><strong>de</strong>r</strong> späteren Persönlichkeit <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s.<br />
Whiting / Child<br />
Während <strong>de</strong>s Abstillprozesses lernen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, das Saugbedürfnis zu hemmen<br />
Sears, Rau, Alpert: Kind und Hamster<br />
Annahme, erworbene Triebe wie Aggression und Abhängigkeit sind aus biologischen<br />
primären Trieben abgeleitet.<br />
Beispiel: Bedürfnis nach Nahrung führt zu Abhängigkeitsverhältnis zur Mutter, Wunsch ihr<br />
nahe zu sein, von ihr umsorgt zu wer<strong>de</strong>n. Anwesenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter ist ein Verstärker,<br />
Liebesentzug eine Strafe.<br />
Man fand heraus, dass Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> lernen, um soziale Verstärkung (Ein „Gut Gemacht“ zu<br />
erhalten)<br />
Wichtigster Sozialisationsfaktor: Nachahmung. Positive Verstärkung als Auslöser.<br />
Bandura / Walters<br />
Relativ neue Verhaltensweisen können durch einfaches Beobachten eines Vorbilds o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mo<strong>de</strong>lls erworben wer<strong>de</strong>n. stellvertreten<strong>de</strong> Verstärkung<br />
Banduras Theorie orientierte sich über die Zeit viel stärker kognitiv. Wissenserwerb durch<br />
kognitive Informationsverarbeitung<br />
Heutige Lerntheorien<br />
Starke Orientierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lernforschung an Piaget (nach <strong>de</strong>n 60ern)<br />
Lernen wird inzwischen als Wissenserwerb betrachtet und lässt sich nicht mehr von<br />
kognitiven Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Bandunras Theorie ist nur noch schwer von <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen <strong><strong>de</strong>r</strong> „sozialen Kognition“ abgrenzbar.<br />
(Von Piaget und Kohlberg angeregte Theorie, hebt stärker als Bandura die Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
kognitiven Entwicklung in <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Entwicklung hervor)<br />
Allgemeiner Überblick über die Theorie<br />
Soziale Lerntheorien (SLT)
Traditionelle Lerntheorie (TLT)<br />
Hauptunterschie<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Lerntheorie zur Traditionellen Lerntheorie:<br />
Lernen (TLT) / Beobachtungslernen (SLT)<br />
Umwelt (TLT) / Umwelt-Person (SLT)<br />
Einfache (TLT) und komplexe (SLT) erworbene Verhaltensweisen<br />
Beobachtbare Verhaltensweisen (TLT, SLT) und ihnen zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Prozesse<br />
(SLT)<br />
Experimentelle Verfahren (TLT / SLT)<br />
Lernen und Beobachtungslernen<br />
Traditionelle Lerntheorie (TLT)<br />
Artspezifische Verhaltensweisen können erlernte Verhaltensweisen überlagern<br />
(Waschbären: Münzen)<br />
Lernen ist eine mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger ständige Verhaltensän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung basierend auf Übung.<br />
Operante Konditionierung<br />
o Verstärkung von tatsächlich vorkommen<strong>de</strong>n (zufälligen) Operationen<br />
Klassische Konditionierung<br />
o Beginnt mit einem Reflex<br />
o Pawlow, Pupille-Lichtstrahl<br />
o Unbedingter Reiz: Automatismus (Sauger wird in <strong>de</strong>n Mund gesteckt) Löst<br />
Unbedingte Reaktion (Saugen) aus.<br />
o Anblick <strong><strong>de</strong>r</strong> Flasche ist ein bedingter Reiz, da ihm „künstliche“ Be<strong>de</strong>utung<br />
zukommt.<br />
o Bedingte Reaktion: Wenn Anblick <strong><strong>de</strong>r</strong> Flasche zu Saugreaktion führt.<br />
o „Kleiner Albert“<br />
o Bedingte Reaktionen sind wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>konditionierbar!<br />
Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne soziale Lerntheorien<br />
Beschäftigung mit Sozialverhalten und <strong>de</strong>m sozialen Kontext von Verhalten. Menschliches<br />
Verhalten tritt stets in sozialen Kontexten auf und kann daher nur schwer mit<br />
Tierexperimenten erklärt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ergänzung <strong>de</strong>s Spektrums <strong><strong>de</strong>r</strong> Lerntypen<br />
Beobachtungslernen (Wusste schon Aristoteles) Mo<strong>de</strong>llernen (z.B. Fußball)<br />
Bandura: abstrakte Mo<strong>de</strong>llierung. Abstraktion einer allgemeinen Regel aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Beobachtung eines spezifischen Verhaltens.<br />
Stellvertreten<strong>de</strong> Verstärkung.<br />
(Beispiel: Aggresives / nicht aggressives / kein Mo<strong>de</strong>ll und Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>gruppe)<br />
Jungen reagierten körperlich aggressiver als Mädchen, obwohl Mädchen durch das Mo<strong>de</strong>ll<br />
ebensoviel Aggression lernten.<br />
Interessant für Gewalttätige Mo<strong>de</strong>lle im Fernsehen.<br />
Kulturbedingt, Dugum Dani im Hochland von Neuguinea. / Polynesier <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gesellschaftsinseln.
Das kausale Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Umwelteinflusses und das System Umwelt-<br />
Person-Verhalten<br />
Traditionelle Lerntheorie<br />
Skinner: Nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch beeinflusst die Welt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Welt beeinflusst <strong>de</strong>n Menschen.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Lerntheorie kommt <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstärkung als zentralem Element <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltenssteuerung<br />
eine herausragen<strong>de</strong> Rolle zu. Wie bereits dargelegt, erhöht eine Verstärkung die Häufigkeit<br />
<strong>de</strong>s spezifischen Verhaltens und umgekehrt<br />
Verhaltensformung.<br />
Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne soziale Theorie<br />
Soziales Verhalten wird weitgehend durch die Umwelt gesteuert, aber sie ist nur eine von<br />
vielen Kräften.<br />
Zum gesamten Lernkontext gehören Die biologischen und physiologischen Merkmale <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
einzelnen Person (P), ihr Verhalten (V) und die Umwelt (U). Das Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um bestimmt aber auch ihre Umwelt, sie gestalten sie selbst mit.<br />
Wichtig als Eltern / Lehrer: Konsequenz. Keine großen Strafen androhen, die angedrohten<br />
aber auch durchsetzen.<br />
Erworbenes Verhalten<br />
Traditionelle Lerntheorie<br />
Strategie <strong><strong>de</strong>r</strong> Lerntheoretiker: Komplexes Verhalten in Einzelschritte zerlegen.<br />
Einheitensequenz, angeregt durch Skinners Theorie <strong>de</strong>s operanten Lernens.<br />
Freud und Piaget jedoch behaupten, dass je<strong>de</strong>s Verhalten nur in seinem strukturellen<br />
Zusammenhang Be<strong>de</strong>utung besitzt und erklärt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne soziale Lerntheorie<br />
Wenn Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>ne Mo<strong>de</strong>lle beobachtet und so neue Verhaltensweisen erlernt haben,<br />
können sie sie selbst neu zu einem komplexen Verhalten kombinieren. Wird in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
sozialen Lerntheorie als kognitives Vorgehen beschrieben. keine einfache<br />
Aneinan<strong><strong>de</strong>r</strong>reihung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n strukturiert, kognitiv, komplexes Verhalten kann jedoch auch<br />
komplett erlernt wer<strong>de</strong>n, ohne Benötigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilschritte.<br />
Chunks = Umfangreiche Verhaltenseinheiten.<br />
Beobachtbares Verhalten und kognitive Verarbeitung<br />
Traditionelle Lerntheorie<br />
Stützung auf möglichst wenige kognitive Prozesse.<br />
Soziale Lerntheorie<br />
Banduras Theorie ist eine Synthese aus früheren Lerntheorien und <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Theorie.<br />
Nach Bandura beeinflussen Mo<strong>de</strong>lle hauptsächlich <strong>de</strong>swegen, weil sie Informationen zu<br />
Verfügung stellen, nicht weil sie Nachbildungsverhalten auslösen. Lernen mit dieser Distanz<br />
kann erfolgreicher sein, da <strong><strong>de</strong>r</strong> Blick auf <strong>de</strong>n Sachverhalt klarer ist. Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> achten eher auf<br />
Mo<strong>de</strong>lle, die zu Belohnung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bestrafung führen. Affektive Valenz: Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auffällig<br />
und vorteilhaft. Mo<strong>de</strong>lle fin<strong>de</strong>n Beachtung, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Verhalten nicht zu komplex ist und bei
welchen es viele Gelegenheiten gibt, dieses Verhalten zu beobachten (Prävalenz) und sich das<br />
Verhalten <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls dann als erfolgreich erweist (funktionaler Wert).<br />
Ereignis muss in Symbole übertragen wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch Motivationsprozesse und Produktionsprozesse spielen eine Rolle.<br />
Nach Bandura können Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Extraktion <strong><strong>de</strong>r</strong> relevanten Elemente aus einer Reihe<br />
spezifischer Episo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Beobachtungslernens eine abstrakte Regel formulieren. (z.B. beim<br />
Spracherwerb)<br />
Wichtig für mo<strong>de</strong>llierungsversuch:<br />
Aufmerksamkeitsprozesse<br />
Behaltensprozesse<br />
Produktionsprozesse<br />
Motivationsprozesse<br />
Selbstwirksamkeit als wichtiger Faktor. Zimmerman: Entschei<strong>de</strong>nd ist weniger, was Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
zur Belohnung gegeben wird, als eher wie diese Belohnung vermittelt wird.<br />
Selbstwirksamkeit entsteht vor allem in <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie, später wer<strong>de</strong>n Freun<strong>de</strong> wichtig.<br />
Methodologie<br />
Traditionelle Lerntheorie<br />
Laborexperimente, Orientierung an <strong><strong>de</strong>r</strong> Naturwissenschaft (Physikneid), spezielle<br />
Apparate (Skinnerbox) und Paradigmen. –A-B-A – Versuchspläne.<br />
Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne soziale Lerntheorie<br />
Festhalten an Laborversuchen, jedoch Einschließen komplexerer Gebil<strong>de</strong>: Erhaltungsbegriff,<br />
Entwicklung moralischer Konzepte<br />
Mechanismen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung<br />
Umstritten: Sind soziale Lerntheorie und gängige Lerntheorie tatsächlich<br />
Entwicklungstheorien? O<strong><strong>de</strong>r</strong> han<strong>de</strong>lt es sich um kurzfristige Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen.<br />
Mittelpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Lerntheorien: Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsprozesse<br />
Mittelpunkt bei Freud und Piaget: Strukturelle Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen.<br />
Banduras: Entwicklungsvariablen<br />
körperliche Reifung für Lerntheorie wenig relevant<br />
Erfahrung im Umgang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Umwelt <br />
Kognitive Entwicklung<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> sind je nach Alter unterschiedlichen sozialen Umwelten ausgesetzt.<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>: Erfahrungen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Umwelt<br />
Entwicklung eines Verhaltensrepertoires<br />
Erlernen <strong><strong>de</strong>r</strong> situativen Angemessenheit <strong>de</strong>s Verhaltensrepertoires<br />
Mit <strong>de</strong>m Älterwer<strong>de</strong>n wächst das Verhaltensrepertoire an und wird differenzierter<br />
Während <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich alle von Bandura benannten Prozesse:<br />
Aufmerksamkeitsprozesse<br />
Behaltensprozesse<br />
Produktionsprozesse<br />
Motivationsprozesse
Ältere Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> verstehen z.B. besser Charaktere in Filmen/Büchern, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Handlungen und<br />
die daraus resultieren<strong>de</strong>n Konsequenzen.<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Denkens: Übertragen von Beobachtungen in<br />
Symbole und Neukombinierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Symbole.<br />
Verbale Kodierung erleichtert Symbolisierung, för<strong><strong>de</strong>r</strong>t Konzentration sowohl auf Mo<strong>de</strong>ll<br />
als auch auf Symbol!<br />
Moralisches Urteil und Verhalten<br />
Leben für Piaget = Angewandte Kognition. Äquilibrationsprozess: Bringt physikalische<br />
Erfahrungen mit körperlicher Reifung und sozialen Erfahrungen in Einklang.<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> urteilen zunächst ähnlich wie ihre Eltern, die sich entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> an eindimensionalen Regel<br />
orientieren, o<strong><strong>de</strong>r</strong> aber vielleicht bei angerichtetem Scha<strong>de</strong>n auch die Intention mit<br />
einbeziehen.<br />
Einstufung ob moralisch subjektiv o<strong><strong>de</strong>r</strong> moralisch objektiv nach Piagets Geschichte vom<br />
Dilemma.<br />
Für die Herausbildung eines moralischen Urteils ist von Be<strong>de</strong>utung: Dass das Kind Maßstäbe<br />
für sein eigenes Verhalten setzt.<br />
Scheinheiligkeit hat keine Chance, da das Mo<strong>de</strong>ll ja selbst nicht tut, was es sagt, und somit<br />
das Verhalten als wenig wichtig eingestuft wird.<br />
Aus <strong>de</strong>n inneren Wertmaßstäben setzt sich das zusammen, was Freud als Über-Ich bezeichnet<br />
hatte.<br />
Piaget: Reize wer<strong>de</strong>n nur dann wirksam, wenn sie sich in die jeweilige kognitive Struktur<br />
eines Kin<strong>de</strong>s assimilieren lassen.<br />
Der Standpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Lerntheorie zu grundlegen<strong>de</strong>n Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Entwicklung<br />
Die menschliche Natur<br />
Jahrelang wur<strong>de</strong> das Kind <strong>de</strong>finiert als Stoff, <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n Eltern geformt wird, I<strong>de</strong>e eines<br />
Menschlichen Spiegels, <strong><strong>de</strong>r</strong> schließlich seine Umwelt reflektiert.<br />
Die soziale Lerntheorie jedoch beschreibt <strong>de</strong>n Menschen als aktiv.<br />
Piaget: Interaktion zwischen Kind und Umwelt erzeugt eine Struktur, die sich später zu einer<br />
internalisierten kognitiven Struktur entwickelt.<br />
Banduara: Interaktion zwischen Kind und Umwelt ist nicht be<strong>de</strong>utend, wichtig ist die neue<br />
Information, die aus dieser Interaktion gewonnen wird.<br />
Freud und Bandura messen <strong>de</strong>m Irrationalen größere Be<strong>de</strong>utung zu als Piaget.<br />
Qualitative versus quantitative Entwicklung<br />
Traditionell/Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>n: Entwicklung ist ein Prozess quantitativer Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen. Es gibt nur<br />
Anwärter für kleinere qualitative Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen
Vererbung versus Umwelt<br />
John Locke: Kind als Tabula Rasa<br />
Bandura hat dazu eine etwas gemäßigtere Theorie:<br />
„Die Natur zeigt ein breites Spektrum von Möglichkeiten. Sie kann innerhalb ihrer biologisch<br />
bestimmten Grenzen durch unmittelbare und stellvertreten<strong>de</strong> Erfahrung vielerlei Gestalt<br />
annehmen.“<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> sind in gewissen Grenzen formbar.<br />
Wichtige Erfahrung: Lesen, da es die potentiellen Mo<strong>de</strong>lle und die symbolischen Erweitert.<br />
Banduras Position: Reziproker Determinismus.<br />
Was entwickelt sich?<br />
Piaget: Alle Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt entwickeln das Konzept <strong><strong>de</strong>r</strong> Objektpermanenz, <strong>de</strong>n<br />
Kausalitätsbegriff und <strong>de</strong>n Erhaltungsbegriff<br />
Freud: Universelle Libido, universeller Aggressionstrieb<br />
Soziale Lerntheorie: Scheint inhaltsfrei, die Forschung befasst sich mit<br />
Entwicklungsprozessen, nicht mit Entwicklungsinhalten.<br />
Ziel und Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung ist nicht universell, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n kulturell <strong>de</strong>terminiert.<br />
Metatheoretische Klassifikation<br />
Die mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Lerntheorie ist durch eine funktionalistisch-konstruktivistische Theoriebildung<br />
geprägt.<br />
Hull: Beispiel <strong>de</strong>duktiver psychischer Lerntheorie.<br />
Skinner: Induktiv: Aus <strong>de</strong>n beobachteten empirischen Zusammenhängen wer<strong>de</strong>n induktiv<br />
allgemeine Aussagen abgeleitet.<br />
Kritik <strong><strong>de</strong>r</strong> Theorie<br />
Banduras soziale Lerntheorie im Mittelpunkt<br />
Stärken <strong><strong>de</strong>r</strong> Theorie<br />
Erklärung situativer Verhaltens<strong>de</strong>terminanten<br />
Lerntheorie: Das Verhalten einer Person än<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich je nach<strong>de</strong>m, welche auslösen<strong>de</strong>n Reize<br />
und Verstärker wirksam sind und welche Erfahrungen <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelne bereits in früheren<br />
vergleichbaren Situationen gemacht hat. Dabei spielen nach Bandura die individuelle<br />
Persönlichkeit, ihr Verhalten und die jeweilige Situation eine Rolle. Er hat jedoch<br />
überwiegend situative Variablen untersucht.<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schnittstellen zwischen Kognition und Gesellschaft – sozial-emotionalmotivationale<br />
Aspekte von Verhalten.<br />
Die meisten Theoretiker sind sich bewusst, dass Denken sich im sozialen Kontext enwickelt,<br />
können dieses Problem jedoch nicht umfassend erklären.<br />
Piaget nahm an, dass Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ihre Überzeugungen ähnlich wie ein Wissenschaftler an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Umwelt „ausprobieren“<br />
Bei Freud spielen soziale Faktoren insofern eine Rolle, als sie <strong>de</strong>n Lustgewinn einschränken<br />
könnten, und die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> diesbezüglich Strategien entwickeln müssen.<br />
Bandura unterschei<strong>de</strong>t zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> heißen und <strong><strong>de</strong>r</strong> kalten Kognition
Heiße Kognition: emotionale, motivationale Aspekte <strong>de</strong>s Denkens<br />
Kalte Kognition: Art <strong>de</strong>s Denkens, nicht aber seine emotionalen Aspekte.<br />
Überprüfbarkeit<br />
Lerntheorie ist die wahrscheinlich am besten überprüfbare Theorie <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologie. Klar<br />
<strong>de</strong>finierte Begriffe, klare Hypothesen.<br />
Schwächen <strong><strong>de</strong>r</strong> Theorie<br />
Unzulängliche Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Entwicklung<br />
Perry: „Zusammenfassen<strong>de</strong>“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „summarische“ Kognitionen, weil sie eine Geschichte von<br />
sozialen Erfahrungen zusammenfassen.<br />
Es ist z.B. noch nicht geklärt, wie das kindliche Denken organisiert ist und wie sich<br />
diese Organisation währen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />
Die Erklärung von Abstraktion und Integration steht noch aus.<br />
Bandura geht von einfachen kognitiven Organisationsformen und Umstrukturierungen<br />
aus, die aber weit hinter Piagets äquilibrierten, hochgradig durchorganisierten<br />
Strukturen zurückbleiben.<br />
Einwand: Lerntheorie beschreibt Entwicklung lediglich als langfristig akkumuliertes<br />
Lernen<br />
Die meisten sozialen Konzepte basieren nicht auf logischer Notwendigkeit, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
auf Konvention.<br />
Entwicklungsunerschie<strong>de</strong> = décalages.<br />
Unzureichen<strong>de</strong> Erklärung von Entwicklung in <strong><strong>de</strong>r</strong> natürlichen Umwelt<br />
Wir wissen mehr über Variablen, die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> in ihrer Umwelt beeinflussen können, als<br />
darüber, relevant diese Variablen tatsächlich sind.<br />
Zusammenfassung<br />
Die soziale Lerntheorie ist aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Tradition <strong><strong>de</strong>r</strong> S-R – Lerntheorie hervorgekommen.<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> entwickelt 5 Fertigkeiten, die für das soziale Lernen entschei<strong>de</strong>nd sind:<br />
Symbolisierung<br />
Stellvertreten<strong>de</strong>s Lernen<br />
Selbststeuerung<br />
Selbstkontrolle<br />
Selbstwirksamkeit<br />
Die Fähigkeit, zukünftige Folgen momentanen Verhaltens vorherzusehen.<br />
2 notwendige Forschungsrichtungen:<br />
Herausarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schnittstellen kognitiver Entwicklung und Beobachtungslernens<br />
Schaffung einer breiten ökologischen Grundlage.