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Erzählliteratur 1800-1914 - Leinstein.de

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1 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Erzählliteratur</strong> <strong>1800</strong>-<strong>1914</strong> ....................................................................................................................... 2<br />

Einführung in <strong>de</strong>n englischen Roman <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts ............................................................... 2<br />

Die Aktualität viktorianischer Romane ............................................................................................ 2<br />

Periodisierung, Genres und Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen ...................................................................... 2<br />

The Victorian Frame of Mind: Mentalitätsgeschichtliche Rahmenbedingungen ............................ 3<br />

Soziale und literarische Rahmenbedingungen ................................................................................ 5<br />

Realismus<strong>de</strong>batte und literarische Tabus ....................................................................................... 5<br />

Merkmale und Bauformen <strong>de</strong>s realistischen Erzählens .................................................................. 5<br />

Der Roman im Zeitalter <strong>de</strong>r Romantik (<strong>1800</strong>-1830) ............................................................................ 7<br />

Der Schauerroman: Charles Maturin und Mary Shelley ................................................................. 7<br />

Der Siegeszug <strong>de</strong>s historischen Romans: Sir Walter Scott .............................................................. 8<br />

Weibliche Sitten- und Erziehungsromane: Jane Austen, Mary Brunton und Susan Ferrier ........... 8<br />

Der prä- und frühviktorianische Roman (1830-1858) ......................................................................... 9<br />

Sozialromane ................................................................................................................................. 10<br />

Komik, Sentimentalität und Sozialkritik: Charles Dicken’s Frühwerk und seine mittlere<br />

Schaffensphase .............................................................................................................................. 10<br />

Der parodistische Gesellschaftsroman: William Makepiece Thackeray ....................................... 12<br />

Der hochviktorianische Roman (1859-1880) ..................................................................................... 12<br />

Historische Romane und Romanzen ............................................................................................. 12<br />

Realistische Gesellschaftsromane: Anthony Trollope ................................................................... 12<br />

Sozialkritik im Roman: Charles Dickens’ Spätwerk ........................................................................ 13<br />

Sensation novels ............................................................................................................................ 13<br />

Psychologischer Realismus und Multiperspektivität: George Eliot ............................................... 14<br />

Der englische Roman zwischen Viktorianismus und Mo<strong>de</strong>rne (1880-1900) .................................... 14<br />

Religiöser Skeptizismus und fiktionale Autobiographie ................................................................ 14<br />

Negative Bildungsromane und Regionalromane........................................................................... 15<br />

Naturalismus ................................................................................................................................. 15<br />

Die New Woman Fiction: Sarah Grand und George Egerton ........................................................ 15<br />

Populäre Romanzen und ein Wie<strong>de</strong>raufleben <strong>de</strong>r Gothic Novel: Marie Corelli und Bram Stoker 16<br />

Viktorianische Utopien: Edward Bulwer-Lytton, William Morris, Samuel Butler, H.G. Wells ....... 16<br />

Vom viktorianischen Roman zu Fiction of Empire ......................................................................... 17<br />

Die Erprobung neuer Erzählformen im Ästhetizismus: Walter Pager und Oscar Wil<strong>de</strong> ............... 17<br />

Ausblick: Das Erbe <strong>de</strong>r viktorianischen Erzähltradition im Roman <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts ............. 18<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


2 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

<strong>Erzählliteratur</strong> <strong>1800</strong>-<strong>1914</strong><br />

Quelle: Vera Nünning, Der englische Roman <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Einführung in <strong>de</strong>n englischen Roman <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Die Aktualität viktorianischer Romane<br />

Ehemals als repressiv und reaktionär verschriehene Viktorianer<br />

Werte: Unternehmungsgeist, Selbständigkeit, öffentliche Ordnung, Familiengeist, strikte<br />

Sexualmoral (Erlebten und Margaret Thatcher eine Renaissance)<br />

Romane galten als seichte Unterhaltungsform<br />

Romane bedienten (wie heute das Fernsehen) breitgefächerten Publikumsgeschmack<br />

Neben populären Romanzen erfreuten sich Werke, die zu aktuellen Themen Stellung<br />

bezogen, großer Beliebtheit.<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong> das Bürgertum durch die in <strong>de</strong>n Romanen präsentierten,<br />

unkonventionellen Lebensentwürfe provoziert.<br />

Rasanter soziokultureller Wan<strong>de</strong>l<br />

Während zu Beginn <strong>de</strong>s 19. Jhd. noch Kutschen und Segelschiffe favorisierte Transportmittel<br />

waren, so gab es gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts schon die Eisenbahn. Ebenso: Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Telegraphen, die Photographie verbreitete sich, Tennis spielen und Fahrrad fahren wur<strong>de</strong>n<br />

beliebte Beschäftigungen.<br />

Erste Grammophone und Filme<br />

Gas- und elektrische Beleuchtung<br />

Immer hektischer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Welt<br />

Periodisierung, Genres und Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen<br />

Königin Viktoria regierte von 1837 bis 1901<br />

Chronologische Einteilung <strong>de</strong>s 19. Jhd:<br />

Anfang 1830er Jahre als Epochengrenze aufgrund einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r politischer Reformen.<br />

En<strong>de</strong> 1850er: Wan<strong>de</strong>l von <strong>de</strong>r früh- zur mittviktorianischen Einstellung<br />

o Charles Darwin: The Origin of Species<br />

o Stuart Mills: On Liberty<br />

1870er, 1880er: Neue, <strong>de</strong>n viktorianischen Horizont überschreiten<strong>de</strong> Denk- und Lebensweise<br />

1890er: Naughty Nineties: Blüte <strong>de</strong>s Ästhetizismus und entgegengesetzte naturalistische<br />

Ten<strong>de</strong>nzen: typischer Ausdruck <strong>de</strong>r fin <strong>de</strong> siècle-Stimmung<br />

Wirklichkeitsbezug <strong>de</strong>r Romane<br />

Viele Künstler lehnten im Zuge <strong>de</strong>r Deka<strong>de</strong>nz Realismus ab, wollten ihre Werke nicht in <strong>de</strong>n<br />

Dienst <strong>de</strong>s moralischen Zwecks stellen.<br />

Dennoch bil<strong>de</strong>te sich starker Wirklichkeitsbezug in vielen englischen Romanen <strong>de</strong>s 19. Jhd.<br />

aus<br />

o Komplexes Wechselverhältnis zwischen Realität und Romanen (Als Antwortprinzip zu<br />

verstehen)<br />

o Viele Romane behan<strong>de</strong>ln nur einen spezifischen Ausschnitt <strong>de</strong>r Realität<br />

Neue Synthesen<br />

Literatur als „reintegrieren<strong>de</strong>r Interdiskurs“<br />

Viele Romane entziehen sich einer ein<strong>de</strong>utigen Gattungszuordnung<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


3 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

The Victorian Frame of Mind: Mentalitätsgeschichtliche Rahmenbedingungen<br />

Das viktorianische Weltbild<br />

Dogmatismus und Rigidität<br />

o Engstirnigkeit (Als Reaktion auf raschen gesellschaftlichen Wan<strong>de</strong>l Unsicherheit)<br />

o Annahme, die Menschen seien in <strong>de</strong>r Lage die Wirklichkeit zu durchschauen<br />

Heroes and hero-worship<br />

o Popularität von Priestern, die Werte nahebrachten und „vorlebten“ (Im I<strong>de</strong>alfall)<br />

o Bewun<strong>de</strong>rung von Hel<strong>de</strong>n Vorbildfunktion<br />

o Antike stand hoch im Kurs, in <strong>de</strong>r Schule Essays über Ehre, Ruhm, Hel<strong>de</strong>ntum<br />

Ernsthaftigkeit<br />

o Seriousness und ernestness wur<strong>de</strong>n zu Schlüsselbegriffen<br />

o Religiöse Wurzeln, <strong>de</strong>nn Aufrichtigkeit, Gewissenhaftigkeit, Wachsamkeit galten als<br />

unerläßliche christliche Werte.<br />

o Ausgeprägte Neigung zur Heuchelei, die jedoch wie<strong>de</strong>rum angeprangert wur<strong>de</strong>.<br />

Übersicht<br />

Emotional Attitu<strong>de</strong>s<br />

o Optimism<br />

o Anxiety<br />

Intellectual Attitu<strong>de</strong>s<br />

o The Critical Spirit – And the Will to Believe<br />

o Anti-Intellectualism<br />

o Dogmatism<br />

o Rigidity<br />

Moral Attitu<strong>de</strong>s<br />

o The Commercial Spirit<br />

o The Worship of Force<br />

o Earnestness<br />

o Enthusisasm<br />

o Hero-Worship<br />

Es gibt jedoch kein „einheitliches“ Viktorianisches Bewußtsein! (Gesellschaftliche / Regionale<br />

Unterschie<strong>de</strong>)<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Religion<br />

Trennung zwischen Church (Anglikanische Staatskirche) und Chapel (protestantische<br />

Nonkonformisten)<br />

Religion spielt große Rolle!<br />

Das Janusgesicht <strong>de</strong>s Viktorianismus<br />

Das I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r self-help<br />

o Selbstbildung, mit Mitteln haushalten, alleine zurechtkommen.<br />

o Anprangerung von Faulheit<br />

o Annahme: Eine Zivilisation kann sich nur dann weiterentwickeln, wenn je<strong>de</strong>r seinen<br />

Teil dazu beiträgt.<br />

Age of Reform<br />

o Zeit zwischen 1820 und 1880 wird von Historikern so bezeichnet<br />

o Wahlreformen, neue Gesetze, Installation von Verwaltungsapparaten in Städten<br />

o Beschränkung <strong>de</strong>r Arbeitszeit von Frauen und Kin<strong>de</strong>rn<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


4 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

o<br />

o<br />

Reorganisation <strong>de</strong>r Armenfürsorge<br />

Einführung <strong>de</strong>r allgemeinen Schulpflicht<br />

Fortschrittsglaube<br />

Verherrlichung <strong>de</strong>s Mittelalters<br />

o Kritik an Zustän<strong>de</strong>n in Fabriken, Anonymität<br />

Kontroverse Diskussion von Kulturthemen<br />

o Self-renunciation: Unterdrückung <strong>de</strong>r eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Selfsacrifice,<br />

self-discipline, Genuss und Vergnügen galten als suspekt.<br />

o Altruismus (=sich Einsetzen für das Gemeinwohl): Unterdrückung egoistischer<br />

Gefühle (v.a. bei Mädchen)<br />

o Familienkult: Familie als Hort <strong>de</strong>r Gefühle und <strong>de</strong>r Moral, Aufwertung <strong>de</strong>r<br />

Häuslichkeit durch Trennung von Zuhause / Arbeit, Betonung persönlicher<br />

Bindungen, Liebe als Basis guter Ehe<br />

o The Angel in the House: I<strong>de</strong>alisierung <strong>de</strong>r Ehefrau und Mutter. Zuhause sollten<br />

Frauen ihren Sanftmut und ihre Ruhe und Tugendhaftigkeit aufrecht erhalten<br />

können. Problem: Frauen bekamen verantwortungsvolle Aufgaben übertragen, sie<br />

blieben aber ihren Männern untergeordnet.<br />

o Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s familiären Zusammenlebens: Die Clubs kamen in <strong>de</strong>r 2. Hälfte <strong>de</strong>s 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts in Mo<strong>de</strong> Nur für Männer<br />

o Stellung <strong>de</strong>r Frau: Relativ große häusliche Macht, doch keine juristische.<br />

Demographisch bedingter Frauenüberschuss. Oft Ausweg nur in Prostitution, die<br />

im 19. Jhd. zum gesellschaftlichen Problem wur<strong>de</strong>.<br />

o Macht <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Normen: Öffentlicher Druck hatte große Macht <br />

hoher Grad an Konformität vonnöten, um soziale Sanktionen zu vermei<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n<br />

Romanen häufig als Gefängnismetaphorik verarbeitetes engmaschiges Netz aus<br />

Normen.<br />

Viktorianische Leitbegriffe<br />

Allgemeinmenschliche<br />

Werte<br />

Normen für Männer<br />

Frauenbil<strong>de</strong>r<br />

Kollektive<br />

Selbstbil<strong>de</strong>r<br />

Self-renunciation<br />

Self-improvement<br />

Duty: Herstellung von Pflichtbewusstsein<br />

Paternalism: Pflicht <strong>de</strong>s Mannes, sich um Schutzbefohlene zu<br />

kümmern und im Gegenzug Gehorsam zu verlangen<br />

Gentlemanliness: auf Reichtum basierend, moralische Stärke mit<br />

zuvorkommen<strong>de</strong>n Umgangsformen verbin<strong>de</strong>n<br />

Chivalry: Ritterlichkeit, beson<strong>de</strong>rs im Umgang mit Frauen<br />

Muscular Christianity: männliche Christlichkeit mit Stärke und<br />

Tatendrang, große Be<strong>de</strong>utung von Krieg und Kampf,<br />

Zurückdrängung von Gefühlen.<br />

Angel in the House:<br />

Fallen Woman: Prostituierte o<strong>de</strong>r Frau mit unehelichem Kind<br />

New Woman: seit 1880 Bezeichnung für Frauen, die Zugang zu<br />

Bildung for<strong>de</strong>rten, Sport trieben, sich im Beruf bewährten und sich<br />

durch Selbständigkeit auszeichneten.<br />

Liberty: als politisches I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r eigenen Nation angesehen<br />

Empire: bis 1870 verpönt, dann Bestandteil britischen<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


5 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Selbstverständnisses<br />

Soziale und literarische Rahmenbedingungen<br />

The White Man’s Bur<strong>de</strong>n: Glaube, an<strong>de</strong>re Ethnien „zilisieren“ zu<br />

müssen<br />

Evangelicalism und <strong>de</strong>r Kampf gegen die Unterhaltung<br />

Mittlere Schichten wollten gesitteten, strikten Lebenswan<strong>de</strong>l durchsetzen<br />

Reformation-of-manners Bewegung im Zusammenhang mit religiöser Erneuerung<br />

o Befreiung von Sklaven, Verbesserung <strong>de</strong>r Situationen in <strong>de</strong>n Gefängnissen<br />

Unterhaltung und Vergnügen als Zeitverschwendung<br />

Puritanismus und Dissent<br />

Protestanten, die nicht <strong>de</strong>r anglikanischen Staatskirche angehören. Befürwortung eines asketischen,<br />

sinnenfeindlichen Lebenswan<strong>de</strong>ls Puritaner. Diese Bezeichnung wir heute abgelehnt, da es eine<br />

Bezeichnung für protestantische Nonkonformisten <strong>de</strong>s 17. Jhds ist und diese sollen mit <strong>de</strong>n<br />

Dissentern nicht über einen Kamm geschoren wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Hegemonie <strong>de</strong>r mittleren Schichten<br />

Bemühen, Werte von Respektabilität, Pflichtbewusstsein, Selbsthilfe, Disziplin unteren<br />

Schichten nahezubringen Erfolgreich<br />

Lesepublikum<br />

Schulpflicht wur<strong>de</strong> erst 1880 eingeführt!<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts hatten nur die mittleren und oberen Schichten Zeit und Geld für<br />

die Lektüre von Romanen<br />

Zunächst kamen three<strong>de</strong>cker auf <strong>de</strong>n Markt, billigere einbändige Ausgaben erst später<br />

Leihbibliotheken<br />

Romane als Fortsetzungen in Zeitungen<br />

o Indirekte Zensur, da bei Missfallen Leserbriefe an die Zeitungen geschickt wur<strong>de</strong>n<br />

Öffentliche Zensur war nahezu wirkungslos, die private Zensur viel effektiver. (Kommerzielle<br />

Interessen)<br />

Realismus<strong>de</strong>batte und literarische Tabus<br />

Pro<strong>de</strong>sse aut <strong>de</strong>lectare stand im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen, doch viele Leser erwarteten<br />

An<strong>de</strong>res. Charles Darwin etwa erwartete angenehmen Zeitvertreib.<br />

Viele Autoren wehren sich gegen diesen belehren<strong>de</strong>n Anspruch von Literatur.<br />

Problem: Unterschiedliche Auffassungen, was „Realismus“ ist<br />

o For<strong>de</strong>rung um die Ausweitung <strong>de</strong>s Stoffes um Inhalte, die nicht nur für die englische<br />

Mittelschicht „alltäglich“ und somit realistisch sind.<br />

o Einteilung von Stoffen in die realistische novel und die antirealistische romance.<br />

o Diese Unterscheidung darf nicht überbetont wer<strong>de</strong>n, da auch Charles Dickens <strong>de</strong>r<br />

I<strong>de</strong>al or Romantic School zuzuordnen ist. Der Übergang ist eher fließend.<br />

Furcht vor <strong>de</strong>r Korrumpierung <strong>de</strong>s Lesers<br />

Tabuisierung von Themen<br />

Merkmale und Bauformen <strong>de</strong>s realistischen Erzählens<br />

Grundprinzip<br />

Handlungsverlauf<br />

Stark ausgeprägter Wirklichkeitsbezug, große Lebensnähe, Mimesis<br />

Ereignisreicher, kausallogisch verknüpfter Plot; die einzelnen Episo<strong>de</strong>n gehen<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


6 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Figuren<br />

Raumdarstellung<br />

Ebene <strong>de</strong>r<br />

Vermittlung<br />

Verschleierung<br />

<strong>de</strong>r Fiktionalität<br />

folgerichtig auseinan<strong>de</strong>r hervor.<br />

Lebensecht, nach damaligen psychologischen Kenntnissen glaubwürdig<br />

Viele Realitätsreferenzen auf die zeitgenössische Wirklichkeit und Details über<br />

die Einrichtung von Häusern, technische Errungenschaften, modische Kleidung<br />

etc. die auf eine romanexterne Wirklichkeit verweisen<br />

(„Heteroreferentialität“)<br />

Transparenz und Unauffälligkeit <strong>de</strong>r erzählerischen Vermittlung; Sprache und<br />

Stil erscheinen wie ein durchsichtiges Medium, durch das das Geschehen wie<br />

durch eine Fensterscheibe betrachtet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Erwecken <strong>de</strong>s Eindrucks, als hätten sich die Ereignisse tatsächlich so<br />

zugetragen – o<strong>de</strong>r hätten sich zumin<strong>de</strong>st so zutragen können.<br />

Mehrsträngige Handlungsführung<br />

Zeitdarstellung: Hauptsächlich chronologisch (Nur punktuell für Rückblen<strong>de</strong>n durchbrochen)<br />

| In sensation novels (Enthüllen von Verbrechen und Geheimnissen) analytisches Erzählen)<br />

Illusionistische Raumdarstellung mit häufig symbolischer Be<strong>de</strong>utung<br />

Funktionen <strong>de</strong>r Raumdarstellung: Häufig zur Figurencharakterisierung<br />

Ten<strong>de</strong>nz zur Individualisierung von Figuren (v.a. die persönlichen Anlagen von Figuren treten<br />

in <strong>de</strong>n Mittelpunkt). Manchmal jedoch Typisierung, I<strong>de</strong>alisierung. Bei Individualisierung<br />

musste auch die Sprache <strong>de</strong>m Charakter <strong>de</strong>r Figur angepasst wer<strong>de</strong>n. Sprache als class<br />

marker.<br />

Figuren als Normrepräsentanten(stellen oft Ausbund an Tugend dar) Übernehmen oft<br />

Mentorfunktion<br />

Große Be<strong>de</strong>utung von Kleidung und Körpersprache<br />

Annahme, <strong>de</strong>r Leser müsse sich in die Figuren hineinversetzen können, sich mit <strong>de</strong>n Figuren<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren können, damit <strong>de</strong>r Roman wertvoll ist. „Doktrin <strong>de</strong>r gerechten<br />

Symathieverteilung“ Gute Figuren positiv, schlechte Figuren negativ, abstoßend.<br />

Poetische Gerechtigkeit: Gute Figuren müssten belohnt, schlechte bestraft wer<strong>de</strong>n.<br />

Form und Inhalt: Fortschrittsglaube spiegelte sich in teleologischer Handlungsführung<br />

wie<strong>de</strong>r. Kontrastierung von selbstlosen und egoistischen Figuren. Love-and-marriage-Plots<br />

spiegeln die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Familie wie<strong>de</strong>r.<br />

Dominante Erzählmo<strong>de</strong>lle: Erst En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jhd. fan<strong>de</strong>n Experimente mit <strong>de</strong>r personalen<br />

Erzählsituation statt, bis dahin herrschten zwei Dominante Mo<strong>de</strong>lle vor: fiktionale<br />

Autobiographie, auktorialer Erzähler.<br />

Teilweise Infragestellung <strong>de</strong>s Wahrheitsanspruchs (Brontë: Wuthering Heights): Mehrere Ich-<br />

Erzähler, die nicht in <strong>de</strong>r Lage sind, eine „wahrheitsgetreue“ Darstellung <strong>de</strong>r von ihnen<br />

beobachteten Ereignisse zu liefern.<br />

Merkmale <strong>de</strong>r auktorialen Erzählsituation<br />

Erzähler steht außerhalb <strong>de</strong>r erzählten Welt, ist nicht am Geschehen auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r<br />

Figuren beteiligt<br />

Außenperspektive auf die Figuren herrscht vor<br />

Erzählerbericht und Kommentar als vorherrschen<strong>de</strong> Erzählweisen<br />

Erzähler ist „explizit“, d.h. wird als individualisierter Sprecher und als (fiktive) Person fassbar.<br />

Erzähler erfüllt eine Reihe von erzähltechnischen Funktionen<br />

o Beschreibt <strong>de</strong>n Schauplatz (Beschreibung)<br />

o Ordnet das Geschehen zeitlich ein<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


7 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

o<br />

o<br />

Führt die Figuren und charakterisiert sie<br />

Schil<strong>de</strong>rt die Ereignisse (Bericht)<br />

Erzähler setzt sich mit <strong>de</strong>n Figuren und ihren Handlungen auseinan<strong>de</strong>r<br />

o Gibt Erklärungen für ihr Verhalten<br />

o Bewertet die Figuren und ihre Handlungen<br />

o Macht kritische, humoristische und ironische Kommentare<br />

Erzähler verfügt über übermenschliche Fähigkeiten und ist in verschie<strong>de</strong>ner Hinsicht<br />

privilegiert<br />

o Hat Einblick in das Bewusstsein aller Figuren<br />

o Hat Überblick über <strong>de</strong>n gesamten vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen<br />

Handlungsverlauf (Rückblicke und Voraus<strong>de</strong>utungen)<br />

o Kann gleichzeitig an mehreren Schauplätzen sein bzw. weiß über das Geschehene an<br />

verschie<strong>de</strong>nen Orten Bescheid (fiktive Allgegenwart)<br />

Erzähler reflektiert über die Ebene <strong>de</strong>r erzählerischen Vermittlung<br />

o Spricht über sich und gibt seine Einstellung preis<br />

o Spricht <strong>de</strong>n fiktiven Leser direkt an (Leseranre<strong>de</strong>n)<br />

o Thematisiert <strong>de</strong>n Erzählvorgang und reflektiert über das Erzählen<br />

Erzähler verallgemeinert und belehrt die Leser durch Sentenzen<br />

Im 19. Jhd. oft übergeordnete verbindliche Deutungs- und Ordnungsinstanz<br />

Erkenntnistheoretischer Skeptizismus ist ein Grund dafür, weshalb sich gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jhd.<br />

immer weniger auktoriale Erzähler fin<strong>de</strong>n.<br />

Der Roman im Zeitalter <strong>de</strong>r Romantik (<strong>1800</strong>-1830)<br />

Verbreitetes Bild <strong>de</strong>r Romantik ist v.a. durch die Lyrik geprägt, intensive Natur- und<br />

Landschaftsbeschreibung, philosophische Dichtung Shelleys. Es wur<strong>de</strong>n aber auch Romane<br />

geschrieben!<br />

Peacock: eigenwillige satirische Romane<br />

Der Schauerroman: Charles Maturin und Mary Shelley<br />

Schauerroman als dominant wirkungsästhetisches Genre<br />

School of Terror und School of Horror: Durch eindringliche Schil<strong>de</strong>rung von Ängsten und<br />

Nöten <strong>de</strong>s Opfers Angstzustän<strong>de</strong> beim Leser hervorrufen<br />

School of Horror<br />

Raum<br />

Zeit<br />

Figurendarstellung<br />

Figurenkonstellation<br />

Handlung<br />

Themen<br />

Entlegen, einsam, alt, verwahrlost, düster, mit unterirdischen Gewölben<br />

und labyrinthischen Gängen; oftmals in Italien o<strong>de</strong>r Spanien, beliebt waren<br />

auch Folterkammern <strong>de</strong>r Inquisition.<br />

Gegenwart o<strong>de</strong>r nahe Vergangenheit<br />

Nuancierte, ambivalente Charakterisierung <strong>de</strong>r Hauptfiguren, keine<br />

Typisierung o<strong>de</strong>r Schwarz-Weiß-Zeichnung, psychologische<br />

Bewusstseinsdarstellung.<br />

Enge Wechselbeziehung zwischen Peiniger und Opfer, streckenweise fügt<br />

auf das Opfer <strong>de</strong>m Schurken Leid zu<br />

Häufung von mysteriösen, übernatürlichen Ereignissen; kalkulierter<br />

Spannungsaufbau mit vielen Spannungsbögen<br />

Exploration von tiefen, bedingungslos ausgelebten Gefühlen wie Rache,<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


8 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Gier, Sexualität und Stolz<br />

Missachtung <strong>de</strong>r Regeln <strong>de</strong>r poetic justice<br />

Das Böse erscheint oft als Ausdruck <strong>de</strong>r verdrängten inneren Triebe <strong>de</strong>s Schurken, ist also im<br />

Menschen selbst angelegt.<br />

o Innere wie äußere Wirklichkeit vermitteln <strong>de</strong>n Eindruck <strong>de</strong>s Chaotischen,<br />

Abgründigen<br />

Mary Shelley: Frankenstein<br />

Ambivalente Beurteilung <strong>de</strong>s Geschehens<br />

Es gibt keinen übergeordneten Erzähler, die Beteiligten (inklusive das Monster) erzählen<br />

selbst.<br />

Die Schaffung <strong>de</strong>s Monsters aus Leichenteilen spiegelt das Motiv <strong>de</strong>r mysteriösen Geburt<br />

wi<strong>de</strong>r<br />

Tiefgreifen<strong>de</strong> Wissenschaftskritik<br />

Das nicht zufällig namenlose Monster wird zum Doppelgänger seines Schöpfers. (Auch<br />

psychisch!)<br />

Charles Maturin: Melmoth the Wan<strong>de</strong>rer<br />

Pakt mit <strong>de</strong>m Teufel, Angst- und Schreckenserregen<strong>de</strong> Szenen, sehr anziehend aber <strong>de</strong>nnoch<br />

diaboligscher Melmoth<br />

Der Siegeszug <strong>de</strong>s historischen Romans: Sir Walter Scott<br />

Definition: Abstand von min<strong>de</strong>stens 2 Generationen (60 Jahre) zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Erzählens<br />

Einbeziehung eines historisch verbürgten Sachverhalts<br />

Problem einer präzisen Definition, somit wird das als historischer Roman bezeichnet, was mit<br />

<strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>r Fiktion etwas beschreibt, das <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Geschichte zugeordnet ist.<br />

Waverly als erster historischer Roman<br />

o Mittlerer Held<br />

Scott wies politischen Gegebenheiten eine untergeordnete Be<strong>de</strong>utung zu, er konzentrierte<br />

sich auf private!<br />

Weibliche Sitten- und Erziehungsromane: Jane Austen, Mary Brunton und Susan<br />

Ferrier<br />

Geringes Ansehen <strong>de</strong>s Romans zu jener Zeit, <strong>de</strong>shalb „erziehen<strong>de</strong>s Moment“ als<br />

Entschuldigung<br />

Viele weibliche Entwicklungsromane tragen schwer an dieser Last <strong>de</strong>r moralischen Belehrung<br />

Jane Austen<br />

o Ironischer Ton, Ambivalenz<br />

o Eng begrenzter Wirklichkeitsausschnitt<br />

o Handlung im ländlichen Sü<strong>de</strong>n Englands situiert<br />

o Realistische Romane, zurücktreten<strong>de</strong>r Auktorialer Erzähler<br />

o Geschehen wird häufig aus Sicht <strong>de</strong>r Figuren wie<strong>de</strong>rgegeben (Leser lernt zunächst<br />

[Fehl]einschätzungen <strong>de</strong>r Figuren kennen<br />

o Erzählte Welt wird gleichzeitig von außen und von innen geschil<strong>de</strong>rt (Vereinigung Stil<br />

FIELDING & RICHARDSON )<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


9 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Häufiger Gebrauch <strong>de</strong>r „erlebten Re<strong>de</strong>“ (freie indirekte Gedankenwie<strong>de</strong>rgabe), bei<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erzähler Bewusstseinsprozessen einer Figur in <strong>de</strong>ren Sprache Ausdruck<br />

verleiht.<br />

Themen: Partnerwahl und Eheschließung<br />

• Voraussetzungen: gegenseitiger Respekt, zueinan<strong>de</strong>r passen<strong>de</strong>r Charakter,<br />

ausreichen<strong>de</strong>s Vermögen<br />

Decorum, die Macht <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Konventionen entschei<strong>de</strong>t, was man<br />

tut, wie man über an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>nkt.<br />

• Die verbale Kommunikation erfolgt nach <strong>de</strong>n strikten Regeln <strong>de</strong>r sozialen<br />

Hierarchie, auch und insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Familie, und <strong>de</strong>s<br />

Schichtenspezifischen Ko<strong>de</strong>x.<br />

Fragestellung: Fortschrittlich o<strong>de</strong>r Konservativ? Ambivalent.<br />

• Fortschrittlich<br />

Durchgängig weibliche Erzählperspektive<br />

„unfeminine“ Intelligenz und Scharfzüngigkeit<br />

Bloßstellung eitel-tyrannischer Patriarchen<br />

• Traditionalistisch<br />

Happy Endings<br />

Passiv-geduldige Protagonistinnen<br />

Dominanz <strong>de</strong>s sozialen <strong>de</strong>corum gegenüber individualistischen<br />

Bestrebungen.<br />

Weibliche Erziehungsromane<br />

Nicht Selbstentfaltung <strong>de</strong>r Heldinnen im Zentrum, son<strong>de</strong>rn Anerkennung sozialer und<br />

ethischer Grundwerte<br />

Gynozentrische Texte, die eine vorwiegend moraldidaktische Intention haben<br />

Erziehung zu Rationalität und Selbstdisziplin<br />

Der prä- und frühviktorianische Roman (1830-1858)<br />

Mitte 19. Jhd. langsame Ausweitung <strong>de</strong>r Leserschaft<br />

Silver-fork-novels: <strong>de</strong>taillierte Beschreibung <strong>de</strong>s Lebensstils <strong>de</strong>r Oberschicht, oberflächlich<br />

und stark typisierte Figuren. Stock figure:<br />

o Kaltherzige Schönheit<br />

o Lei<strong>de</strong>nschaftlicher Liebhaber<br />

o Mo<strong>de</strong>bewusster Dandy<br />

o Sucht nach exquisitem Vergnügen und Luxus<br />

Newgate-novels: Romane über Verbrechen<br />

o Romantisierend, Verbrecher als Gentleman<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


10 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Sozialromane<br />

Raumdarstellung<br />

Zeit<br />

Handlungsverlauf<br />

Figurendarstellung<br />

Explorer-Figuren<br />

Konversionen<br />

Sympathielenkung<br />

Propagandistische<br />

Wirkungsintention<br />

Viele Wirklichkeitsbezüge und minuziöse Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Zustän<strong>de</strong> in<br />

Arbeitervierteln weisen auf <strong>de</strong>n Naturalismus voraus<br />

Dominanter Gegenwartsbezug und zumeist chronologische Darstellung<br />

Liebesgeschichte verquickt mit sozialer Problematik<br />

Individualisieren<strong>de</strong> Darstellung von Figuren aus unteren Schichten<br />

Figuren aus mittleren Schichten lernen durch Erkundungen <strong>de</strong>r „an<strong>de</strong>ren<br />

Nation“ das Leid <strong>de</strong>r Unterschichten erstmals kennen<br />

Figuren aus mittleren Schichten erkennen die Dringlichkeit <strong>de</strong>r Hilfe;<br />

Gewerkschaftler und Chartisten schwären <strong>de</strong>r Gewalt ab und erkennen die<br />

Notwendigkeit verständnisvoller Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n oberen Schichten<br />

Verständnis für „gute“, unverschul<strong>de</strong>t in Not geratene Arme; Ten<strong>de</strong>nz zu<br />

Sentimentalität und Melodramatik.<br />

Einstellungswan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r mittleren und oberen Schichten zur sozialen<br />

Problematik; Aufruf zu Pflichtbewusstsein und tatkräftigem Christentum.<br />

Komik, Sentimentalität und Sozialkritik: Charles Dicken’s Frühwerk und seine<br />

mittlere Schaffensphase<br />

Familiäre Gefühle und Häuslichkeit<br />

Fast ausschließlich auf ihn zurückzuführen<strong>de</strong> Reetablierung <strong>de</strong>s Weihnachtsfestes<br />

Dickens gals als thoroughly English (u.a. Antikatholozismus)<br />

Strikte Einhaltung viktorianischer Tabus<br />

Schaffensphasen<br />

o Frühwerk: Elemente <strong>de</strong>r Komödie, <strong>de</strong>s Melodramas und <strong>de</strong>s Märchens. Episodisch<br />

strukturierte Handlung. Klare Unterteilung in gute Hel<strong>de</strong>n und abgrundtief böse<br />

Schurken.<br />

o Mittlere Schaffensphase: Komik und albtraumhaftes tritt zurück, das Groteske unter<br />

gesellschaftskritischen und psychologischen Vorzeichen erscheint. Stärkere<br />

Historisierung <strong>de</strong>r Erzählwelt, größerer Realismus <strong>de</strong>r Darstellung.<br />

o Späte Phase: Zunehmend düsterer Ton, atmosphärische Dichte, Reichtum an<br />

Symbolen und Metaphern, satirischer Darstellungsmodus trotz Metaphern.<br />

Gemeinsamkeiten in Dickens Romanen<br />

Ein<strong>de</strong>utige Charakterisierung <strong>de</strong>r Figuren durch Sprachduktus, Re<strong>de</strong>wendungen, auffallen<strong>de</strong><br />

körperliche Merkmale, Gestik, Gewohnheiten, sinntragen<strong>de</strong> Namen. unabhängig von<br />

sozialer Herkunft!<br />

Anschauliche, oft subjektiv gefärbte Raumdarstellung<br />

Fast alle Romane erzählen entwe<strong>de</strong>r vom Versuch eines Kin<strong>de</strong>s, einen Platz in <strong>de</strong>r Welt zu<br />

fin<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Anstrengungen von Erwachsenen, eine gesellschaftliche Position zu<br />

erringen und zu bewahren. Beinahe alle Werke gehen davon aus, dass die materiellen<br />

Bedingungen und die materialistische Einstellung <strong>de</strong>r Menschen <strong>de</strong>m individuellen<br />

Glücksverlangen im Weg stehen.<br />

Talent Dickens’, Figuren zu schaffe, die zwar grotesk überzeichnet, aber <strong>de</strong>nnoch<br />

glaubwürdig sind.<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


11 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Illustrationen<br />

Hoher Stellenwert von Illustrationen<br />

Veranschaulichung und Deutung <strong>de</strong>s Romangeschehens!<br />

The Pickwick Papers<br />

Geringer Preis<br />

Große Leserschaft<br />

Schnelles Eingehen auf Publikumswünsche<br />

Oliver Twist<br />

Tradition <strong>de</strong>r Newgate novel, vermischt mit Schaueroman und Märchen<br />

Satire auf die zeitgenössische Sozialgesetzgebung<br />

Sentiment und Wirkungsintention<br />

Sterbeszenen als beliebte Elemente puritanischer Kin<strong>de</strong>rbuchliteratur<br />

Culture of affect als willkommenes Gegengewicht zur utilitaristisch-rationalistischen<br />

Stimmung<br />

Annahne: Durch Rührung kann tatkräftige Nächstenliebe provoziert wer<strong>de</strong>n<br />

Merkmale <strong>de</strong>s Bildungsromans (Dickens: David Copperfield)<br />

Hauptfigur Held o<strong>de</strong>r Heldin sind entwicklungsfähig und sensibel gegenüber ihrer<br />

psychischen und emotionalen Entwicklung; sie verfügen über die Fähigkeiten <strong>de</strong>r<br />

Selbsterfahrung, Selbsterkenntnis und Selbstkritik<br />

Held bzw. Heldin befin<strong>de</strong>t sich anfangs in einem Konflikt mit <strong>de</strong>n Normen <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft<br />

Verhältnis<br />

Protagonist <br />

Fiktive<br />

Wirklichkeit<br />

Suche (quest)<br />

Erzählsituation<br />

Ort<br />

Zeit<br />

Plot<br />

Leiti<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r<br />

Humanität<br />

Die aktive Suche <strong>de</strong>r zentralen Figur unterschei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Bildung- vom<br />

Erziehungsroman; Ziel <strong>de</strong>r Suche ist die eigene (psychische) I<strong>de</strong>ntität<br />

Häufig Ich-Erzählung o<strong>de</strong>r personale Erzählsituation<br />

Oftmals Reise- bzw. Schauplatzwechsel als Illustration <strong>de</strong>r Weiterentwicklung <strong>de</strong>r<br />

Figur<br />

Umfasst nicht nur <strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>r Sozialisation (wie im Adoleszenzroman),<br />

son<strong>de</strong>r Kindheit, Jugend und das – wenn auch teils nur frühe – Erwachsenenalter<br />

<strong>de</strong>s Hel<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Heldin<br />

Die Lebensgeschichte <strong>de</strong>r zentralen Figur wird linear, meist chronologisch,<br />

dargestellt; im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen Konflikte, die zur I<strong>de</strong>ntitätsbildung beitragen.<br />

Keine unproblematische Aussöhnung zwischen Individualität und<br />

gesellschaftlichen Normen; Selbstverwirklichung im Rahmen gesellschaftlicher<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen als Ziel; die Leiti<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Humanität stellt <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Unterschied zum rein prozessuralen Entwicklungsroman dar<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


12 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Der parodistische Gesellschaftsroman: William Makepiece Thackeray<br />

„Ein Roman dient <strong>de</strong>r nüchternen Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>r Wirklichkeit“<br />

„Man kann nur das darstellen, was man aus eigener Anschauung kennt“ römische<br />

Poetologie<br />

Vanity Fair: Ein Roman ohne Hel<strong>de</strong>n<br />

o Keine poetische Gerechtigkeit, es ist möglich sich eine respektable gesellschaftliche<br />

Position zu erschwin<strong>de</strong>ln<br />

o Illusionsbrechung: Im Vorwort wer<strong>de</strong>n die Protagonisten als Marionetten<br />

beschrieben<br />

o Auktorialer Erzähler mit satirischen Kommentaren<br />

Typisch: Kontrast zwischen guten und schlechten Frauenfiguren<br />

Wandte sich gegen happy endings<br />

Unterminierung <strong>de</strong>r viktorianischen Normen- und Geschlechterbeziehung<br />

Bemühen, Illusionen aller Art aufzu<strong>de</strong>cken.<br />

Die einzige Bastion, die ihm standhielt, war das Frauenbild seiner Zeit.<br />

Der hochviktorianische Roman (1859-1880)<br />

Charles Darwin, On the Origin of Species<br />

Verwen<strong>de</strong>t zur Rechtfertigung von Individualismus, Sozialismus, Religion, Skeptizismus<br />

Sozialdarwinismus (Herbert Spencer: survival of the fittest)<br />

o Viktorianischer Wert <strong>de</strong>s self-help geht einher mit Darwinismus!<br />

I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Eugenik (Rassenhygiene)<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>r Frau<br />

Beginn zaghafter Reformen<br />

Diskussion um politische Rechte <strong>de</strong>r Frau<br />

o Es wur<strong>de</strong> Frauen erleichtert, die Scheidung zu erwirken (war jedoch nur dann<br />

möglich, wenn <strong>de</strong>m Mann neben Ehebruch noch an<strong>de</strong>re Delikte wie extreme<br />

Grausamkeit o<strong>de</strong>r Inzest vorgeworfen wer<strong>de</strong>n konnten)<br />

o Einrichtung von women’s colleges<br />

Kin<strong>de</strong>r als wichtige Adressaten von Romanen<br />

Lewis Carroll: Alice’s Adventures in Won<strong>de</strong>rland (Dieser Roman befreite Kin<strong>de</strong>rbücher von<br />

<strong>de</strong>r Bür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Moral)<br />

o Primäre Ausrichtung: Kin<strong>de</strong>r durch komische Subversion unterhalten.<br />

Historische Romane und Romanzen<br />

History as a drama of violent conflicts<br />

Darstellung privater Erlebnisse durchschnittlicher Figuren<br />

Realistische Gesellschaftsromane: Anthony Trollope<br />

Eintreten für realistische Darstellungskonventionen<br />

Heteroreferentialität, kausalfinaler Plot<br />

Unheroische Figuren.<br />

Kritische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit aktuellen Themen<br />

Bestimmung von Gentlemanliness im Zentrum von Trollopes Werk<br />

Illustration <strong>de</strong>s Kontrasts zwischen alten und neuen Werten<br />

o Traditionelle, zunehmend als altmodisch gelten<strong>de</strong>n Werte<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


13 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

o<br />

• Ehrlichkeit<br />

• Interesselosigkeit<br />

• Integrität<br />

• Einfachheit<br />

• Güte<br />

• Altruismus<br />

• Patronage<br />

Neue Werte (Erweisen sich in Trollopes Romanen als unterlegen)<br />

• Materialismus<br />

• Egoismus<br />

• Kommerzielle Werte<br />

Sozialkritik im Roman: Charles Dickens’ Spätwerk<br />

Kennzeichen von Dickens’ Spätwerk<br />

Konkrete Missstän<strong>de</strong> als Anzeichen <strong>de</strong>s Gesamtzustan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r englischen Gesellschaft (Mit<br />

Isolation, Repression, Entfremdung an <strong>de</strong>r Tagesordnung)<br />

Komische und märchenhafte Motive verschwin<strong>de</strong>n zwar nicht vollständig, bekommen aber<br />

eine an<strong>de</strong>re Funktion<br />

Figuren gewinnen an Komplexität was die Einteilung in Gut und Böse anbelangt<br />

Dickens trug <strong>de</strong>m Wunsch nach weniger Sentimentalität Rechnung, Einführung von Personen<br />

mit stiff upper lip, komplexe Plotstrukturen<br />

Psychologisierung<br />

Skepsis gegenüber sozialem Aufstieg<br />

Enge Kontrastrelationen zwischen Figuren<br />

Problematisierung von I<strong>de</strong>ntitäten, Selbstfindungsprozessen<br />

Umsetzung von Gefühlen und Lei<strong>de</strong>nschaften in Handlung, symbolische Szenen o<strong>de</strong>r<br />

Projektionen auf Doppelgänger und an<strong>de</strong>re Gestalten.<br />

Great Expectations: Komplexer Bildungsroman<br />

Ambivalente Darstellung <strong>de</strong>s sozialen Aufstiegs<br />

Einschätzung Dickens’<br />

Zeitgenossen schätzten [Frühwerk]<br />

o Komik<br />

o Überschäumen<strong>de</strong> Fabulierkunst<br />

o Darstellung von Gefühlen, I<strong>de</strong>alisierung von Häuslichkeit<br />

Heute wird geschätzt [Spätwerk]<br />

o Sozialkritik<br />

o Satire<br />

o Psychologische Tiefe<br />

o Symbolik<br />

Sensation novels<br />

Newgate novels, gothic novels als wichtige Vorläufer<br />

Darstellung <strong>de</strong>r häuslichen Welt mittlerer Schichten<br />

Konzentration auf Verbrechen<br />

Evozierung einer mysteriösen Atmosphäre, Darstellung extremer Lei<strong>de</strong>nschaften und<br />

Handlungen mit alltäglichen Schauplätzen und Figuren <strong>de</strong>s realistischen Romans verbun<strong>de</strong>n<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


14 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Themen<br />

o Intrigen und soziale Auswirkungen auf Ehen, Erbschaften, sozialen Status<br />

o I<strong>de</strong>ntität von Figuren als Problem<br />

o Ärzte und Rechtsanwälte spielen bei <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Geheimnisse eine große<br />

Rolle<br />

o I<strong>de</strong>ntität wird als soziales Konstrukt erkennbar.<br />

o Ambivalenz <strong>de</strong>r Moral<br />

o Oft Neu<strong>de</strong>finierung <strong>de</strong>r „Reinheit“ von Frauen<br />

o Große Be<strong>de</strong>utung juristischer Fiktionen<br />

The Moonstone (Wilkie Collins)<br />

o Erste Elemente <strong>de</strong>r Detektivgeschichte<br />

Psychologischer Realismus und Multiperspektivität: George Eliot<br />

Mary Ann Evans schrieb unter <strong>de</strong>m Pseudonym George Eliot<br />

Pro<strong>de</strong>sse aut <strong>de</strong>lectare, doch Künstler in erster Linie in ästhetischer Funktinon.<br />

Realismusverständnis: Aufwertung <strong>de</strong>s Alltäglichen<br />

Extensiver Gebrauch <strong>de</strong>r erlebten Re<strong>de</strong><br />

Subtile Analyse <strong>de</strong>r Motive und Desillusionierungsprozesse <strong>de</strong>r dargestellten Charaktere<br />

Darstellung von Sexualität durch An<strong>de</strong>utung und Aussparung<br />

Woman Question<br />

o Abschaffung <strong>de</strong>r Diskriminierung von Frauen<br />

o Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r psychischen Verformungen, die Frauen durch gesellschaftliche<br />

Zwänge und mangeln<strong>de</strong> Bildung erlei<strong>de</strong>n.<br />

Der englische Roman zwischen Viktorianismus und Mo<strong>de</strong>rne (1880-<br />

1900)<br />

Der durch Darwins Forschung mit angeregte Fortschrittsglaube wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n 1880er Jahren<br />

durch die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Verfalls ergänzt<br />

Befürchtung <strong>de</strong>r drohen<strong>de</strong>n Degeneration Großbritanniens<br />

Auffassung, dass Entwicklung nicht immer mit Fortschritt gleichzusetzen ist!<br />

Angebliche Verweichlichung <strong>de</strong>r Männer zu Stubenhockern<br />

Angebliche Deka<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r Oberschichten<br />

Überall wur<strong>de</strong> Zeichen <strong>de</strong>r Degeneration gewittert<br />

Neues Selbstbewusstsein <strong>de</strong>r Romanciers<br />

Erbittert geführte Realismus<strong>de</strong>batte<br />

Ästhetizisten nahmen eine ablehnen<strong>de</strong> Haltung zu allen etablierten Kunstauffassungen ein<br />

Abkehr von viktorianischen Normen, bewusstes Durchbrechen von Tabus<br />

Religiöser Skeptizismus und fiktionale Autobiographie<br />

Nach Darwin: Skepsis an Genesis<br />

Fortschritte <strong>de</strong>r Bibelkritik, die Glauben an buchstäbliche Wahrheit erschütterte<br />

novels of doubt<br />

Skeptizistische Romane bestehen idR. aus 3 Teilen<br />

Religiöse Zweifel, Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung Protagonist Gemein<strong>de</strong><br />

Begründung <strong>de</strong>r „Konversion“ zum Zweifel, werben um Verständnis<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


15 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Protagonist fin<strong>de</strong>t Halt in neuer Weltanschauung<br />

Negative Bildungsromane und Regionalromane<br />

Negativer Bildungsroman<br />

Zunehmen<strong>de</strong> Kritik an etablierten Werten (Christliche Werte, Ehe, Familie)<br />

Keine Einigkeit über Bildungsi<strong>de</strong>ale mehr<br />

Negation <strong>de</strong>r Gesellschaft (Protagonisten wer<strong>de</strong>n nicht in Gesellschaft integriert)<br />

„Negative Romane“: Ihnen fehlt eine Alternative zum viktorianischen Gesellschafts- und<br />

Normenentwurf.<br />

Regionalroman<br />

Grenzen Regionalroman Dialektroman fließend<br />

Meist steht ländliche Gegend und <strong>de</strong>ren Problem mit Mo<strong>de</strong>rnisierung im Focus<br />

Betonung <strong>de</strong>r Entfremdung von Individuen<br />

Thomas Hardys Werke beinhalten frem<strong>de</strong> Sichtweisen auf vermeintlich Bekanntes, wobei <strong>de</strong>r<br />

Prozess <strong>de</strong>s Beobachtens eine dominante Rolle einnimmt.<br />

Naturalismus<br />

Sprengung viktorianischer Tabus, Beschreibung von unwürdigen Lebensumstän<strong>de</strong>n in Slums,<br />

Körperlichkeit, Sexualität<br />

Photographie als Mo<strong>de</strong>ll für die Darstellung<br />

I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r Objektivität<br />

Erzählsituation<br />

Sprache<br />

Zurücktreten <strong>de</strong>s Erzählers, Geschehen wird oft aus <strong>de</strong>r Perspektive von Figuren<br />

geschil<strong>de</strong>rt<br />

Figuren- und situationsadäquate Sprache, kaum Wertungen o<strong>de</strong>r Sprachbil<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Erzählers<br />

Plot <strong>de</strong>s Verfalls<br />

Schlussgebung<br />

Figuren<br />

Themen<br />

Zeit<br />

Raum<br />

Soziale und biologische Gegebenheiten <strong>de</strong>terminieren <strong>de</strong>n Handlungsverlauf<br />

Verzicht auf das happy ending<br />

Dominanz von Figuren aus <strong>de</strong>n unteren Schichten bzw. von gesellschaftlichen<br />

Außenseitern<br />

Alltag insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r unteren Schichten, kompromisslose Darstellung von<br />

sozialen Missstän<strong>de</strong>n und Durchbrechung von Tabus<br />

Dominanter Gegenwartsbezug, chronologische Erzählweise<br />

Präzise Raumdarstellung von meist englischen Schauplätzen (Großstadtmilieu<br />

und Slums)<br />

Degeneration als erblicher Defekt<br />

Sozialkritisches Engagement<br />

Publikumsreaktionen: Die Autoren haben ihr Ziel, die Menschen aufzurütteln, erreicht.<br />

Gissing bestritt die Möglichkeit, die Wahrheit objektiv darstellen zu können.<br />

Die New Woman Fiction: Sarah Grand und George Egerton<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r rechtlichen und sozialen Position von Frauen<br />

Neue Berufsmöglichkeiten (Sekretärin)<br />

Neues Selbstbewusstsein vieler junger Frauen<br />

For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gleichstellung <strong>de</strong>r Geschlechter<br />

For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Rechts auf Selbstverwirklichung<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


16 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Eintreten für Wahlrecht für Frauen<br />

Bewährung in traditionell männlichen Bereichen (Wissenschaft, Sport, Beruf)<br />

Tragen von rational dresses<br />

Zeigen Neuer Bewegungsfreiheit (Fahrradfahren, Tennis spielen)<br />

Kritik!<br />

For<strong>de</strong>rung nach Gleichheit in sexuellen Beziehungen, Kritik am double standard<br />

Wirkung <strong>de</strong>r New Woman novels<br />

Bereicherung <strong>de</strong>r englischen Literatur um innovative Figuren und Themen<br />

Neue Wirklichkeitsentwürfe und Lebensformen wer<strong>de</strong>n zur Diskussion gestellt, die in <strong>de</strong>r<br />

Literatur <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts einen wichtigen Platz einnehmen<br />

Populäre Romanzen und ein Wie<strong>de</strong>raufleben <strong>de</strong>r Gothic Novel: Marie Corelli und<br />

Bram Stoker<br />

Dracula hat einige beunruhigen<strong>de</strong> Gemeinsamkeiten mit <strong>de</strong>m ihn bekämpfen<strong>de</strong>n guten<br />

Englän<strong>de</strong>r<br />

Viele Interpretationen Draculas haben psychoanalytischen Ausgangspunkt (Aktivierung tiefer,<br />

unbewusster Ängste)<br />

An<strong>de</strong>rer Interpretationsansatz: Dracula im Kontext <strong>de</strong>r Angst <strong>de</strong>s Zerfalls <strong>de</strong>s Britischen Empire<br />

durch rohe, primitive Gewalten <strong>de</strong>nen die rationalisierten, kultivierten Briten fast wehrlos<br />

gegenüberstan<strong>de</strong>n<br />

Viktorianische Utopien: Edward Bulwer-Lytton, William Morris, Samuel Butler,<br />

H.G. Wells<br />

Genrekonventionen Struktur <strong>de</strong>s Reise- und Abenteuerromans, Integration von Elementen<br />

<strong>de</strong>s Schauerromans und von fantasies<br />

Erzählsituation<br />

Ich-Erzähler berichtet über die eigenen Erlebnisse in einer frem<strong>de</strong>n<br />

Welt, die er häufig allein kennen gelernt hat.<br />

Handlungsstruktur Dreischritt:<br />

Wirklichkeitsbezug<br />

Figurenkonstellation<br />

Stock charakters<br />

Dialoge<br />

Zeit<br />

Raum<br />

Zeitkritik<br />

Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Themen<br />

Reise zur und Ankunft in <strong>de</strong>r utopischen Welt<br />

Erkundigung von <strong>de</strong>ren Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

Abreise bzw. Flucht<br />

Viele heteroreferentielle Bezüge; präzise Beschreibungen von Raum,<br />

Sitten, Figuren<br />

Spannung zwischen Außenseiter (Ich-Erzähler) und konformistischer<br />

Umwelt; dominant „flat characters“<br />

Utopischer Reisen<strong>de</strong>r, utopische Geliebte, utopischer Führer<br />

Ich-Erzähler fungiert als prosaische Figur; große Be<strong>de</strong>utung von<br />

aufklären<strong>de</strong>n Gesprächen über die utopische Welt<br />

Darwinistische Kriterien zufolge fortgeschrittene Entwicklungsstufe <strong>de</strong>r<br />

Figuren, häufig Zukunft<br />

Räumliche (meist auch zeitliche) Isolation <strong>de</strong>r utopischen Welt<br />

Implizite Kritik an viktorianischen Zustän<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Gegensatz<br />

zwischen 19. Jhd. und einer alternativen Welt<br />

Soziale und geschlechtsspezifische Ungleichheit, <strong>de</strong>r Wert von<br />

Maschinen und die Gefahr <strong>de</strong>r völligen Abhängigkeit von immer<br />

unverständlicherer Technologie<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


17 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Didaktische<br />

Ausrichtung<br />

H. G. Wells: The Time Machine<br />

Degeneration als Effekt übertriebener Kultiviertheit<br />

Entwurf einer alternativen soziopolitischen Welt als Mo<strong>de</strong>ll, Satire o<strong>de</strong>r<br />

Warnung.<br />

Verlust von Intellekt und physischer Stärke in <strong>de</strong>r Zukunft<br />

H.G. Wells: The War of the Worlds<br />

Marsmenschen wollen in England ein grausames, tyrannisches Regime errichten<br />

Marsmenschen haben hochtechnisierte, effiziente Waffen, weisen aber auffallen<strong>de</strong><br />

Ähnlichkeiten mit <strong>de</strong>n vermeintlich primitiven „Wil<strong>de</strong>n“ auf, die von zivilisierten Briten oft<br />

gewaltsam unterworfen und in das Empire integriert wur<strong>de</strong>n<br />

Aussage: Angesichts <strong>de</strong>r ruthless and utter <strong>de</strong>struction indigener Völker könnten sich die<br />

Englän<strong>de</strong>r nicht beschweren, if the Martians warred in the same spirit.<br />

Illustration, dass <strong>de</strong>r grausame Prozess <strong>de</strong>r Kolonialisierung/Ausbeutung umgekehrt und auf<br />

brutale Weise gerächt wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

Vom viktorianischen Roman zu Fiction of Empire<br />

Da vielfach <strong>de</strong>r Verlust von Männlichkeit etc. in England befürchtet wur<strong>de</strong>, kehrte man Romanen<br />

<strong>de</strong>n Rücken, die häusliche Themen, Umgangsformen und Gefühle behan<strong>de</strong>lten und statt<strong>de</strong>ssen<br />

konzentrierte man sich auf britische Hel<strong>de</strong>n, die sich in fernen Län<strong>de</strong>rn und unter „primitiven“<br />

Umstän<strong>de</strong>n verloren geglaubte „männliche“ Tugen<strong>de</strong>n zurückerobern.<br />

Preisung von spannen<strong>de</strong>n Abenteuergeschichten, um Angst vor Verweichlichung<br />

entgegenzuwirken. Romanzen (Ritter etc.) erlangten Wie<strong>de</strong>r Popularität.<br />

Die male quest romance (Meist „allegorized jouneys into the self“)<br />

Anti-intellektuelle Protagonisten, Akzentuierung von Tugen<strong>de</strong>n wie Ehre, Freundschaft,<br />

praktische Erfindungsgabe, Mut, physische Stärke.<br />

Neuer Imperialismus und Rassismus<br />

Organisationen wie die Boy Scouts sollten junge Englän<strong>de</strong>r vor Verweichlichung bewahren und<br />

auf zentrale männliche Werte einschwören.<br />

Viktorianische Angst vor <strong>de</strong>r Macht von Frauen<br />

Robert Louis Stevenson: The Strange Case of Dr Jekill and Mr Hy<strong>de</strong><br />

Interesse am Unbewussten<br />

Doppelte I<strong>de</strong>ntität verbun<strong>de</strong>n mit Degerationsängsten<br />

Stevensons Geschichten sind oft vielfältiger als zunächst offensichtlich<br />

Joseph Conrad: Heart of Darkness<br />

Thematisierung <strong>de</strong>r Angst <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r, ihre Zivilisierung abstreifen und selbst zu Wil<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n zu können<br />

The conquest of earth, which mostly means the taking it away from those who have a different<br />

complexion or slightly flatter noses than ourselves, is not a pretty thing when you look into it too<br />

much.<br />

Die Erprobung neuer Erzählformen im Ästhetizismus: Walter Pager und Oscar<br />

Wil<strong>de</strong><br />

Vertreten einer amoralischen, autonomen Kunstauffassung<br />

Form hat große Be<strong>de</strong>utung<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


18 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Ästhetizismus und Deka<strong>de</strong>nz beschreiben das selbe Phänomen aus zwei unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln.<br />

Hochschätzung <strong>de</strong>s Ästhetizismus geht mit Ablehnung viktorianischer Werte einher<br />

Abstand zur bürgerlichen Wirklichkeit, Brechung von Tabus, Faszination an Randzonen <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft.<br />

Transformation <strong>de</strong>s Lebens in Kunst: Dandies<br />

Kultivierte, meist passiv-rezeptive Ästheten versuchten, ihr Leben in ein Kunstwerk zu<br />

verwan<strong>de</strong>ln<br />

Ästhetizismus stellt zentrale Grundsätze <strong>de</strong>r viktorianischen Kunstauffassung auf <strong>de</strong>n Kopf<br />

Annahme: Grundsätzliche Trennung von Kunst und gesellschaftlichen<br />

Verwertungszusammenhängen<br />

Kunst hat mit Moral nichts zu tun<br />

Form hat größere Be<strong>de</strong>utung als Inhalt<br />

Kunst soll im Betrachter ein Gefühl für das Schöne anregen, sonst nichts.<br />

Das Kunstwerk ist keine mimetische Nachahmung, son<strong>de</strong>rn eine Leinwand, auf die die Leser<br />

ihre eigenen Auffassungen projizieren.<br />

Wil<strong>de</strong> und Pater schätzten Romanzen höher als realistische Romane<br />

Kulturthema Homosexualität<br />

Reine Männergesellschaften in clubs und public schools<br />

Bewun<strong>de</strong>rung männlicher Physis, Männlichkeitskult<br />

Aufwertung <strong>de</strong>r griechischen Antike<br />

Zentrale Themen in Wil<strong>de</strong>s Werk<br />

Doppelgängermotiv (Picture of Dorian Gray)<br />

Kunst/Leben<br />

Ästhetik/Ethik<br />

Individuum/Gesellschaft<br />

Narzissmus, Homosexualität, Kult <strong>de</strong>s Ichs und I<strong>de</strong>ntitätsverlust.<br />

Dichtes Metaphernnetz<br />

Dorian Gray: Extensiver Gebrauch erlebter Re<strong>de</strong><br />

Ambivalenz und Amoralität<br />

Sympathielenkung zugunsten Dorians, aber:<br />

Portrait illustriert moralischen Verfall <strong>de</strong>utlich<br />

Schlussgebung mit poetischer Gerechtigkeit (Dorian wird bestraft)<br />

Wi<strong>de</strong>rsprüchliche Kommentare: Zurückführung <strong>de</strong>s Verhaltens Dorians auf allgemein<br />

menschliche Bedürfnissen, aber: auch scharfe Verurteilung.<br />

Das Werk entzieht sich ein<strong>de</strong>utigen moralischen Wertungen und überlässt es <strong>de</strong>m Leser,<br />

seine eigenen Interpretationen auf das Werk zu projizieren.<br />

Ausblick: Das Erbe <strong>de</strong>r viktorianischen Erzähltradition im Roman <strong>de</strong>s 20.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Merkmale von Romanen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne<br />

Zurücktreten <strong>de</strong>r<br />

Erzählinstanz<br />

Bevorzugung <strong>de</strong>r personalen<br />

Weniger Kommentare, geringer ausgeprägte Wahrnehmung<br />

auktorialer Funktionen<br />

Figuren als interne Fokalisierungsinstanzen, häufigere<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>


19 Examensvorbereitung | Englische Literaturwissenschaft | Roman <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

Erzählsituation<br />

Annäherung von Subjekt und<br />

Objekt<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Form<br />

Komplexität <strong>de</strong>r Vermittlung<br />

Abkehr vom linearen Plot<br />

Offenes En<strong>de</strong><br />

Durchbrechung von Tabus<br />

Anti-mimetische Konzeption<br />

Amoralische Konzeption<br />

Keine klare Zäsur zwischen Viktorianismus und Mo<strong>de</strong>rne<br />

Verwendung von erlebter Re<strong>de</strong>, impressionistische Passagen<br />

Durchdringung von subjektiven Bewusstseinszustän<strong>de</strong>n und von<br />

außen kommen<strong>de</strong>n Eindrücken <strong>de</strong>r Objekte<br />

Größere Be<strong>de</strong>utung von Stil und Struktur, Metaphern und<br />

Leitmotive als kohärenzstiften<strong>de</strong> Mittel<br />

Verschachtelung von Erzählungen, intradiegetische Erzählungen,<br />

Verwendung von unglaubwürdigen Erzählern und „trüben<br />

Reflektoren“<br />

Durchbrechung <strong>de</strong>r Chronologie, Fragmentarisierung <strong>de</strong>r<br />

Handlung<br />

Das happy ending wird seltener, weitgehen<strong>de</strong>r Verzicht auf<br />

poetic justice<br />

Akzentuierung sexueller Gefühle, naturalistische Darstellung von<br />

Animalischem und von gesellschaftlichen Randzonen<br />

Geringere Ausprägung heteroreferentieller Bezüge, weniger<br />

<strong>de</strong>taillierte Raum- und Milieudarstellung<br />

Abkehr von sozialreformerischen Anliegen und moralischer<br />

Belehrung<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>

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