* 09 * 09 *10 *16 *17 - Schauspiel Stuttgart
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von marianne freidig<br />
†<br />
*<strong>09</strong> <strong>*10</strong> <strong>*16</strong> <strong>*17</strong><br />
von Oliver Bukowski<br />
heuschrecken<br />
von biljana srbljanović<br />
17 KLEIN EYOLF<br />
s c hausp iel s tuttg a r t<br />
s c hausp iel s tuttg a r t<br />
staatstheaterstuttgart<br />
staatstheaterstuttgart
KLEIN EYOLF<br />
> VON HENRIK IBSEN <<br />
deutsch von heiner gimmler<br />
in einer fassung<br />
von hasko weber und kekke schmidt<br />
Premiere am 17. Juni 2006 im <strong>Schauspiel</strong>haus.<br />
Spieldauer: ca. 1:40 Stunden. Keine Pause<br />
Aufführungsrechte beim Verlag der Autoren.<br />
s c hausp iel s tuttg a r t<br />
staatstheaterstuttgart<br />
www.staatstheater-stuttgart.de
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
Besetzung<br />
alfred allmers<br />
rita allmers<br />
eyolf<br />
asta allmers<br />
ingenieur borghejm<br />
die rattenmamsell<br />
Martin Leutgeb<br />
Anja Brünglinghaus<br />
Christoph Gawenda<br />
Dorothea Arnold<br />
Jonas Fürstenau<br />
Katja Bürkle<br />
regie<br />
bühne & kostüme<br />
dramaturgie<br />
regieassistenz<br />
bühnenbildassistenz<br />
kostümassistenz<br />
inspizienz<br />
soufflage<br />
bühnenbildhospitanz<br />
kostümhospitanz<br />
Hasko Weber<br />
Mathis Neidhardt<br />
Kekke Schmidt<br />
Stefan Herrmann<br />
Matthias Koch<br />
Tanja Plankensteiner<br />
Bernd Lindner<br />
Frank Laske<br />
Jakob Weiß<br />
Inge Hornbacher<br />
Technische Direktion: Karl-Heinz Mittelstädt // Technische Direktion<br />
<strong>Schauspiel</strong>: Andreas Zechner // Technische Einrichtung: Michael Haarer //<br />
Ton: Frank Bürger, Mathias Gräf // Licht: Siegfried Reiter, Stefan Bolliger<br />
// Beleuchtung: Ulfried Kehl // Requisite: Edgar Girolla // Maschinerie:<br />
Hans-Werner Schmidt // Leitung Dekorationswerkstätten: Bernhard Leykauf<br />
// Technische Produktionsbetreuung: Andreas Guhl // Malsaal: Michael<br />
Döring // Bildhauerei: Michael Glemser // Dekorationsabteilung: Donald<br />
Pohl // Schreinerei: Frank Schauss // Schlosserei: Patrick Knopke //<br />
Leitung Maske: Heinz Schary // Maske: Stefan Jankov, Ursula Seidemann //<br />
Kostümdirektion: Werner Pick // Produktionsleitung Kostüme: Brigitte Simon<br />
// Gewandmeisterinnen: Renate Jeschke (Damen), Elke Betzner,<br />
Ellen Deilke (Herren) // Färberei: Martina Lutz // Modisterei: Ute Thoma //<br />
Schuhmacherei: Alfred Budenz, Verena Bähr<br />
s: 4 ˚<br />
s: 5 ˚
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klein eyolf<br />
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klein eyolf<br />
DIE WOHLSTANDSFALLE<br />
oder WAS sollen wir tun?<br />
»Was unter den Teppich gekehrt wird, wird den Teppich<br />
irgendwann in Bewegung setzen.« (MicHAEL Haneke)<br />
Es bietet sich an, über klein eyolf, 1894 in Ibsens symbolistischer<br />
Spätphase entstanden, in psychoanalytischen Kategorien<br />
zu schreiben. Nicht umsonst bezeichnete Jan Kott Ibsen als<br />
‚Freud des Nordens‘. Wenige Jahre vor dem Wiener Erforscher<br />
des Unbewussten, dessen 150. Geburtstag wir in diesem Jahr<br />
begehen, stieß der große norwegische Dramatiker, an den mit<br />
dem 100. Todestag ebenfalls gerade ein Jubiläum erinnert, auf<br />
ganz ähnliche Befunde. Beide lauschten den untergründigen<br />
Inszenierungen der Seele; der eine analysierte und beschrieb sie<br />
wissenschaftlich, der andere gab ihnen Stimmen und Körper im<br />
Bühnen-Raum.<br />
klein eyolf, der in der Ibsen-Forschung etwas stiefmütterlich<br />
behandelt und im Theater eher selten aufgeführt wird, liest sich<br />
wie einer dieser Träume, die in ihrer allzu durchsichtigen Symbolik<br />
für den Analytiker konstruiert zu sein scheinen. Inzestuöse<br />
Geschwisterliebe, traumatisierende Schuld durch Sexualität,<br />
das verkrüppelte, dann ertrunkene Kind als Symbolisierung des<br />
elterlichen Sünden-Falls und seiner Verdrängung. Die Ehefrau<br />
als tötende Mutter, der Ehemann als sexuell impotenter, in der<br />
Schwester sein narzisstisches Spiegelbild liebender, kindlicher<br />
Mann, die Schwester unfähig, sich aus ihrer Fixierung auf den<br />
‚Bruder‘ zu lösen und eine ‚normale‘ Verbindung einzugehen:<br />
In eine so skizzierte Richtung könnte die Analyse der Protagonisten<br />
anhand ihrer Neurosen und Deformationen führen.<br />
Aber nicht nur, dass dies verschiedentlich virtuos geschehen ist;<br />
für unser Anliegen ist die Diagnose der psychischen ‚Monstrosität‘<br />
der Figuren auch wenig interessant. Viel interessanter ist die<br />
Frage: Was haben wir mit ihnen gemeinsam? Oder: Wo stehen<br />
wir selbst? Sitzen wir nicht in derselben bürgerlichen Wohlstandsfalle,<br />
abgeschnitten von den gravierenden sozialen Problemen<br />
der Welt, die nur über Fernsehbilder in unser Wohnzimmer dringen,<br />
ohne reale Aufgabe und daher einzig uns selbst und einander<br />
ausgeliefert?<br />
s: 6 ˚<br />
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klein eyolf<br />
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klein eyolf<br />
Ob Rita und Alfred Allmers auf ihrem einsamen Vorposten über<br />
dem Fjord, ob das gutsituierte Pariser Intellektuellen-Paar in<br />
Hanekes verstörendem letzten Film caché, oder ob wir <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Bürger in unserer relativen Liberalität und Behaglichkeit: Betrifft<br />
uns nicht alle der Schlüsselsatz: »Was tut man nicht alles, um<br />
nichts zu verlieren«? Oder, umgekehrt formuliert: um den Besitzstand<br />
zu wahren? Um nichts anderes geht es Rita und Alfred in<br />
unserem Stück.<br />
Wenn wir die Figuren an uns heranziehen, dann nicht um sie<br />
auf unsere alltägliche Erlebnisdimension zu verkleinern, sondern<br />
um ihre Aktualität zu retten. »Und da sie zu ewiger Gegenwart<br />
verdammt sind, reichen sie für unsere Aktualität noch lässig aus.<br />
Wer sie inszeniert, benötigt nichts weiter als ein gutes Gehör«,<br />
schreibt Gerhard Stadelmaier über Ibsens Figuren.<br />
Wolfgang Höbel konstatierte anlässlich einer modernen heddagabler-Inszenierung<br />
umgekehrt unsere eigene Antiquiertheit, die<br />
uns Ibsens Stücke so zeitgemäß erscheinen lässt. Allen Theorien<br />
von der ‚Auflösung des Subjekts‘ und der Zersplitterung der<br />
Wirklichkeitserfahrung, denen nur noch ein ‚postdramatisches<br />
Theater‘ beikommen könne, zum Trotz, habe sich das Subjekt im<br />
Zuschauerraum ‚als überraschend hartleibig und überlebensfähig‘<br />
erwiesen. »Zuschauer und Regisseure empfinden sich zu<br />
einem großen Teil nicht als die mobilen, dekonstruierten, atomisierten,<br />
postpostpostmodernen Existenzen, die wir nach Meinung<br />
vieler Soziologen eigentlich alle sein sollten«. Ob die Figuren<br />
ewig heutig, oder wir ewig gestrig sind – der Befund ist derselbe:<br />
Wir stehen an einem ganz ähnlichen Punkt.<br />
In den großen Auseinandersetzungen zwischen Rita und Alfred,<br />
Asta und Borghejm geht es nie nur um die Frage: Was ist mit<br />
unserer Beziehung? Es geht immer auch um eine gesellschaftliche<br />
Positionierung: Wo stehen wir? Und wie wollen wir leben?<br />
Diese Frage erhält durch Eyolfs Tod verschärfte Virulenz. Wie ist<br />
denn alles gekommen, wie es gekommen ist? Man hatte geheiratet.<br />
Große Leidenschaft war nicht im Spiel, nicht bei ihm, aber<br />
er hatte seine kleine Schwester zu versorgen. Die Frau hatte Geld,<br />
alles andere würde schon kommen. Es gab dann auch leidenschaftliche<br />
Momente, und just in einem solchen passierte dieser<br />
Unfall mit dem Kind. Danach ging Intimität nicht mehr.<br />
Man musste etwas anderes finden. Eine Aufgabe. Verantwortung<br />
übernehmen. Aber wie? Hier draußen, abgeschottet von der Welt.<br />
s: 8 ˚<br />
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s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
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klein eyolf<br />
Die, welche da unten vor der Tür liegt, kann man nur als<br />
‚Abschaum‘ wahrnehmen, an den jeder Gedanke eine Verschwendung<br />
wäre. Also beginnt man ein Buch zu schreiben, über die<br />
Verantwortung. Über den ‚Unfall‘ spricht man nicht mehr. Auch<br />
mit der Schwester sprach man nie wieder, über gewisse Spiele<br />
in der Kindheit, das ungetrübteste Zusammensein, das man erlebt<br />
hat. Eines Tages ringt man sich zu dem Entschluss durch, die<br />
Verantwortung endlich praktisch in die Tat umzusetzen: beim<br />
eigenen Kind. Es ist groß geworden, kräftig und klug, aber sein<br />
Verlangen nach Wahrheit hat man bisher mit Formeln und Ablenkungen<br />
abgespeist. Dann der erneute ‚Unfall‘. Alle Pläne brechen<br />
zusammen, das Streitobjekt, aber auch der Kitt dieser Ehe<br />
ist weg. »Trostlos, das Ganze«. Sagt die Frau, die immer klarer<br />
war als der Mann, weil sie immer wusste, was sie wollte: ihn.<br />
Aber wie soll man auf einmal anfangen zu reden, worüber man<br />
Jahre, ja Jahrzehnte geschwiegen hat? Der Teppich aus vertrauten<br />
Worthülsen, den man über die Realität gebreitet hatte,<br />
ist löchrig geworden. ‚Das Gesetz der Wandlung‘, ‚die Rattenmamsell‘,<br />
‚mein kleiner Eyolf‘ und ‚dein Gold und die grünen Wälder‘<br />
– was bedeutet das jetzt noch, was hat es je bedeutet?<br />
»Das sind doch alles nur Phrasen!«, ruft Rita einmal aus, und:<br />
»Diese Öde, diese Leere.« Wenn die Wörter keinen Halt mehr<br />
geben, muss man wohl die Leere zur Kenntnis nehmen, die<br />
durch die Löcher hindurchstarrt. Die gemeinsame Bestandsaufnahme,<br />
der schonungslose Indizienprozess gegen sich selbst<br />
könnte ein Anfang sein. Dabei erweisen sich die Eheleute über<br />
alles Trennende hinweg als Kontrahenten auf Augenhöhe. Ob<br />
sie die Chance zu nutzen wissen, ist eine andere Frage. Wie<br />
können wir jetzt leben, nach dem Verlust aller Illusionen, und<br />
nachdem wir das jahrelang Verdrängte zum ersten Mal beim<br />
Namen zu nennen wagten? Und wenn sie nur auf klischeehafte<br />
‚Lösungen‘ verfallen: Einmal aufgeworfen, ist die Frage nach der<br />
Verantwortung nicht mehr aus der Welt zu schaffen.<br />
kekke schmidt<br />
s: 10 ˚<br />
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s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
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klein eyolf<br />
ein schattenhaftes leben<br />
professor rubek: Sommernacht in den Bergen. Mit dir. Mit dir. O, Irene, –<br />
das hätte das Leben sein können. Und das haben wir verscherzt – alle beide.<br />
irene: Was unwiederbringlich ist, sehen wir erst, wenn –<br />
professor rubek: Wenn – ?<br />
irene: Wenn wir Toten erwachen.<br />
professor rubek: Ja, – was sehen wir da eigentlich?<br />
irene: Wir sehen, dass wir niemals gelebt haben.<br />
Henrik Ibsen, Wenn wir Toten erwachen<br />
Alle diese Menschen leben ein schattenhaftes Leben; sie erleben fast keine<br />
Taten und Dinge, fast ausschließlich Gedanken, Stimmungen und Verstimmungen.<br />
Sie wollen wenig, sie tun fast nichts. Sie denken übers Denken,<br />
fühlen sich fühlen und treiben Autopsychologie. Sie sind sich selbst ein<br />
schönes Deklamationsthema, obwohl sie gewiss oft sehr wirklich unglücklich<br />
sind; denn das Reden und Reflektieren ist ihr eigentlicher Beruf: sie sind oft<br />
Schriftsteller (...)<br />
Hugo von Hofmannsthal, Die Menschen in Ibsens Dramen<br />
Die Ibsenschen Männer haben den Wunsch, im Alter durch das Schaffen<br />
sinnvoller Taten Menschen zu beglücken. Diese Selbstrettungsversuche,<br />
die gleichzeitig eine Flucht vor der Liebe darstellen, scheitern an den<br />
megalomanen Ideen dieser Männer. Eine Lösung für beide, Mann und Frau,<br />
ist bei Wagner wie bei Ibsen dann nur im Tod gegeben.<br />
Anita von Raffay, Die Macht der Liebe – Die Liebe zur Macht<br />
das lebenswerk<br />
Ich mag mich nicht als Schriftsteller. Das Schlimmste ist, dass ich in einer<br />
Art Rausch lebe und oft selber nicht verstehe, was ich schreibe ... Ich liebe<br />
dieses Wasser hier, die Bäume, den Himmel, ich fühle die Natur, sie erweckt<br />
in mir die Leidenschaft, den unüberwindlichen Wunsch zu schreiben. Aber<br />
ich bin doch nicht nur Landschaftsmaler, ich bin doch auch Staatsbürger,<br />
ich liebe meine Heimat, mein Volk, ich fühle, dass ich, wenn ich ein Schriftsteller<br />
bin, auch verpflichtet bin, über das Volk zu sprechen, über seine<br />
Leiden, über seine Zukunft, über die Wissenschaft zu sprechen, über die<br />
Menschenrechte und so fort und so fort, und ich spreche auch über alles,<br />
ich beeile mich, und von allen Seiten werde ich getrieben, man ist mir böse,<br />
ich hetze von einer Seite auf die andere, wie der Fuchs, dem die Hunde im<br />
Nacken sitzen, ich sehe, dass das Leben und die Wissenschaften voranschreiten,<br />
dass ich zurückbleibe, wie der Bauer, der den Zug verpasst hat,<br />
und schließlich und endlich fühle ich, dass ich eben doch nur Landschaften<br />
schildern kann, in allem übrigen bin ich falsch und falsch bis ins Mark.<br />
trigorin in: Anton Tschechow, Die Möwe<br />
s: 12 ˚ s: 13 ˚
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klein eyolf<br />
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klein eyolf<br />
Dieses Thema aber – inwiefern wir Menschen unser Leben und damit uns<br />
selbst unseren Möglichkeiten, Chancen und ‚Talenten‘ gemäß realisiert und<br />
aus der Phase der Potentialitäten in den Zustand der Wirklichkeit überführt<br />
haben – dieses Thema wird zur Generalfrage des alternden Ibsen. In seinen<br />
Altersdramen tauchen diese Fragen oftmals zusammen mit der Reflexion von<br />
(nicht gelebten) Liebesbeziehungen oder dem Verhältnis von Kunst, Werk<br />
und Leben auf – Themen, die Ibsens eigene existentielle Situation jener Zeit<br />
in vielen Facetten widerspiegeln. Insofern hat er seine Dichtung tatsächlich<br />
genutzt, um ‚Gerichtstag zu halten über das eigene Ich‘.<br />
Gerhard Danzer, Henrik Ibsen oder die Revolte des Individuums<br />
Und das Grundproblem ist, glaube ich, immer das eine, wesentlich undramatische:<br />
Wie verhält sich der Ibsensche Mensch, der künstlerische Egoist, der<br />
sensitive Dilettant mit überreichem Selbstbeobachtungsvermögen, mit wenig<br />
Willen und einem großen Heimweh nach Schönheit und Naivität, wie verhält<br />
sich dieser Mensch im Leben?<br />
Hugo von Hofmannsthal, Die Menschen in Ibsens Dramen<br />
was tut man nicht alles,<br />
um nichts zu verlieren<br />
Mag jedoch viel für Alfred sprechen, in ihrer Ehe war Rita, die sich stets ganz<br />
so gab, wie sie fühlte, der ehrlichere und damit der betrogenere Teil. Sie will<br />
ihn, Alfred Allmers, und sonst nichts auf der Welt, er will sie, aber bald auch<br />
ihr Geld, um sich seiner Arbeit zu widmen, um Asta versorgen zu können, ja<br />
diese Nebenzwecke sind stärker als das erste Motiv. (...)<br />
Wie Rosmer (in Ibsens rosmersholm) ist er (Allmers) im Denken stärker,<br />
im Handeln schwächer als das Weib an seiner Seite. Bei ihm bliebe<br />
Träumerei, was bei ihr zur Tat wird und nun reißt sie ihrerseits ihn mit sich<br />
fort. (...) sie will sühnend wegtilgen, aber sühnen: die Schuld an Eyolf durch<br />
Fürsorge für seine Altersgenossen wegtilgen: Jammer und Not rings um<br />
sich her. Ein erster Keim dieses Gedankenganges barg sich dort, wo Brand<br />
die verzagende Agnes anhielt, willig die Kleider des toten kleinen Alf für<br />
das Kind der Zigeunerfrau hinzugeben. Fühllos hatten die des Schwimmens<br />
kundigen Fischerknaben zugesehen, als Klein Eyolf versank. Keiner wollte<br />
sein Leben für ihn wagen, allein ist es nicht der größte Egoismus des<br />
Besitzenden, Begünstigten, der (die goldenen Berge hinter sich) gleichwohl<br />
nichts für die Armen getan, zu fordern, diese sollten ihr Leben in die<br />
Schanze schlagen, um das der Seinen zu retten?<br />
Emil Reich, Henrik Ibsens Dramen<br />
s: 14 ˚<br />
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s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
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klein eyolf<br />
das unbehagen in der<br />
bürgerlichen kultur<br />
zeit: Herr Haneke, in Ihrem Film caché macht sich ein Unbehagen breit, ein<br />
Unbehagen in der bürgerlichen Kultur. Woher kommt es?<br />
michael haneke: Das Unbehagen kommt aus einer Welterfahrung. Wir<br />
haben schließlich allen Grund, uns unbehaglich zu fühlen. Deshalb handelt<br />
mein Film ja auch von unserem schlechten Gewissen. Der eine nimmt Schlaftabletten<br />
(...), der Nächste säuft sich nieder, der Dritte arbeitet wie gestört,<br />
so wie ich. Und der Vierte spendet für karitative Zwecke. Das ist halt unsere<br />
Form, unser schlechtes Gewissen zu beruhigen. Der Schlüsselsatz des Films<br />
lautet: ‚Was tut man nicht alles, um nichts zu verlieren‘ – dieser Satz ist unser<br />
täglicher Begleiter. Ich bin ein liberal denkender Mensch, aber wenn zu<br />
mir jemand kommt und fragt, ich hätte so ein hübsches Haus, ob ich nicht<br />
eine schwarze Familie bei mir einquartieren möchte, der gehe es so schlecht<br />
– dann hört meine Toleranz schnell auf. Das weiß ich auch. Dann fühlt man<br />
sich nicht sehr wohl. Es kann nicht jeder Albert Schweitzer werden. (...)<br />
zeit: Der Kern von caché ist die Wiederkehr des Verdrängten...<br />
haneke: Ich sage immer: Was unter den Teppich gekehrt wird, wird den<br />
Teppich irgendwann in Bewegung setzen. Wir leben alle und permanent mit<br />
Schuldgefühlen. Man kann ja gar nicht anders. Das ist eine condition humaine.<br />
Man wird immer, willentlich oder unwillentlich, schuldig am anderen. Schuld<br />
ist dort, wo Leid entsteht. Wir können nicht schuldfrei leben, als Teil einer<br />
Gemeinschaft, eines Systems wird man zwangsläufig schuldig. Die Frage ist<br />
nur, wie wir damit umgehen. Meistens drücken wir uns.<br />
zeit: Eine Figur, die Sie mit Inbrunst verachten, ist der liberale Intellektuelle,<br />
so wie der Literaturpapst in caché. Woher kommt Ihre Abneigung gegen diesen<br />
Typus? Hatten Sie mal einen Lehrer, der so war? Einen Rotwein trinkenden<br />
Cordhosenintellektuellen?<br />
haneke: Ich rede ja auch von mir selber. Wir sind doch alle in unserem<br />
Liberalismus gefangen. Wir wissen doch um die Dinge, aber trotz des Wissens<br />
können wir ja nicht mehr machen, als es auszusprechen. Und wir als Filmemacher<br />
dürfen es halt als Film formulieren. Woher kommt heute das interessanteste<br />
Kino? Aus der Dritten Welt. Denn die haben etwas, wofür sie kämpfen.<br />
Wir beschreiben ja permanent nur den Ekel an uns selber. Das ist schon<br />
die höchste Ebene dessen, was erreichbar ist, wenn man hier lebt.<br />
Michael Haneke im Gespräch mit Katja Nicodemus und Thomas Assheuer,<br />
Januar 2006<br />
s: 16 ˚<br />
s: 17 ˚
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
zweckheiraten<br />
Motiv der Unfruchtbarkeit: Ibsens Frauengestalten schlafen nicht mit ihren<br />
Männern; sie gehen ‚Hand in Hand‘ mit ihnen irgend etwas Schrecklichem<br />
entgegen. Walter Benjamin, Das Passagen-Werk<br />
In den ‚geschlossenen Räumen‘ der Ibsenschen Häuser ist der Sexus<br />
gelähmt. Die Ehe ist nichts als ein sexuelles Scheitern, zuerst der Ehefrau,<br />
dann des Ehemannes bzw. beider zugleich. Sexuell paralysiert durch ihre<br />
Väter sind Hedda Gabler und Rebekka West, und außer Gina sind alle<br />
Ibsenschen Frauen durch ihre Männer paralysiert: Nora und Frau Alving,<br />
die Frau von Johannes Rosmer, Frau Solness und Frau Borkmann. Sexuell<br />
paralysiert sind fast alle Ibsenschen Ehemänner: Johannes Rosmer, Baumeister<br />
Solness und Allmers in klein eyolf.<br />
Jan Kott, Der Freud des Nordens. Ibsen – neu gelesen<br />
Stets rächt sich das Eingehen ehelicher Verbindung, bei der andere Gründe<br />
als die Liebe mitsprechen durften, ‚selbst religiöse oder moralische‘ bringen<br />
‚über die Nachkommenschaft eine Nemesis‘, hieß es in Vorbemerkungen zu<br />
gespenster, in denen auch das dort fallen gelassene Motiv ‚sie war reich‘<br />
vorkommt. (...) Mangelnde geistige Übereinstimmung stört sonst neben oft<br />
stärkeren physischen Gründen die Ehen bei Ibsen. In klein eyolf wird das<br />
Kind, statt den Kitt der Ehe abzugeben, die Sprengungsursache.<br />
Emil Reich<br />
die phantome der<br />
griechischen tragödie<br />
Im tragischen Modell töten die Eltern. In den gespenstern ‚tötet’ der Vater<br />
den Sohn, in der wildente ‚tötet’ der leibliche Bruder seine Schwester für<br />
die Schuld des Vaters; in hedda gabler ‚tötet’ der inzestuöse Vater die inzestuöse<br />
Tochter; im klein eyolf ‚tötet’ die Mutter ihren verkrüppelten Sohn,<br />
der ihr den Mann genommen hat.<br />
In dieser Zeichendeutung erscheinen die Ibsenschen Dramen ähnlich grausam<br />
wie die griechischen Tragödien. Die Phantome von Ödipus, Elektra,<br />
Orest und Iphigenie suchen die Ibsenschen Häuser heim, in Zylinderhüten,<br />
Melonen, weichen Filzhüten, mit Schirm- und Wanderstöcken, mit Körben<br />
voller Wurst und Bier betreten sie die Ibsenschen ‚tasteless parlours‘,<br />
wie Henry James sie nannte, erscheinen sie in Salons, Speisezimmern,<br />
Wohnzimmern und im Fotoatelier der wildente. Sie sind ihren tragischen<br />
Rollen nicht gewachsen.<br />
Jan Kott, Der Freud des Nordens. Ibsen – neu gelesen<br />
Der Fluch der Lüge lag über diesem Hause, sie verheimlichten einander<br />
ihre wahren Gefühle, ebenso dem Kleinen die Schwere seines unheilbaren<br />
Gebrechens. Dies trug dazu bei, Eyolf in den Tod hinabzuziehen. Nun herrscht<br />
Klarheit, bis auf den Grund ihrer Seelen sahen sie sich und die schreckensvolle<br />
Wahrheit beginnt sich in eine segensvolle umzuwandeln.<br />
Emil Reich<br />
s: 18 ˚<br />
s: 19 ˚
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
Aber der Keim des Todes scheint dem Kind innezuwohnen. Dieser Eindruck<br />
wird verstärkt durch die Ankunft einer allegorischen – der nordischen<br />
Sagen- und Märchenwelt entstammenden – Figur, der ‚Rattenmamsell‘, die<br />
am Ende Eyolf auch in das Reich des Todes entführen wird. Eine Variante<br />
des Märchens vom Rattenfänger von Hameln, der statt der Ratten schließlich<br />
die Kinder der undankbaren Bürger von Hameln in den Tod lockt, bildet den<br />
intertextuellen Bezugspunkt.<br />
Hans H. Hiebel, Ibsens psycho-analytische Dramen<br />
todeswünsche<br />
Ibsens Rattenmamsell ist ja sicherlich von dem sagenhaften Rattenfänger<br />
von Hameln abgeleitet, der zuerst die Ratten ins Wasser lockt und dann mit<br />
denselben Mitteln die Kinder der Stadt auf Nimmerwiedersehen verführt.<br />
Auch Klein Eyolf stürzt sich unter dem Banne der Rattenmamsell ins Wasser.<br />
Die Ratte erscheint in der Sage überhaupt nicht so sehr als ekelhaftes,<br />
sondern als unheimliches, man möchte sagen chthonisches Tier und wird<br />
zur Darstellung der Seelen Verstorbener verwendet.<br />
Sigmund Freud, Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose<br />
Berufsmäßige Rattenfänger locken pfeifend die Ratten ins Wasser oder in<br />
einen Berg. (...) In früheren Zeiten wurde auch von der Rattenbannung durch<br />
den bloßen Blick berichtet. Lexikon des deutschen Aberglaubens<br />
In ihrer puren wimmelnden, gefräßigen Lebendigkeit sind im Imaginären<br />
Kinder und Ratten (wie auch Asseln und dergleichen Ungeziefer) am geeignetsten,<br />
uns den Blick auf das eigentlich unerträgliche Reale zu öffnen.<br />
Häufig sind die Aggressionen der Eltern, vor allem der Mütter, an die Furcht,<br />
ausgesaugt, ausgezehrt zu werden, gekoppelt, im realen Sinn an die Furcht<br />
der Nahrungslieferantin, des menschlichen Säugetiers, und im übertragenen<br />
Sinne, dem grenzenlosen Anspruch des Nachwuchses auf Zuwendung nicht<br />
zu genügen. Die Unreinheit, die Unreinlichkeit als verbindendes Merkmal:<br />
das kleine Kind, das sich defäzierend beschmutzt, die Exkremente anfasst<br />
und sie und anderen in den Mund steckt.<br />
Vor allem in der Vielzahl werden Ratten und Kinder bedrohlich; die ungeordnete<br />
Wuselei, die schnelle, unkontrollierte Bewegung lösen Furcht aus. Es ist<br />
die Angst vor dem puren, wimmelnden Leben, vor dem auf das Kreatürliche<br />
reduzierten Wesen und Unwesen, das nicht durch Verstand und Systeme zu<br />
bändigen ist, dem man mit nackter Gewalt begegnet. Ratten bieten (...) auch<br />
im Tatsächlichen viel Gemeinsames mit den Kindern der Menschen, das<br />
eine Substitution möglich macht, jedoch gleichzeitig soviel Gegensätzliches,<br />
das das Entsetzliche des Mordwunsches erträglich werden lässt. Denn Ratten<br />
sind auch die Tiere, gegen die dem Menschen die größte Grausamkeit<br />
erlaubt zu sein scheint.<br />
So ist innerhalb der Hamelner Stadtsage (vom Rattenfänger von Hameln)<br />
der Signifikant ‚Ratten‘ eine Kompromisslösung, wo das an sich Undenkbare,<br />
der Kindertötungswunsch, zugelassen werden kann.<br />
s: 20 ˚<br />
s: 21 ˚
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
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klein eyolf<br />
Die Metonymie, die von ‚Ratten‘ zu ‚Kindern‘ führt, ist so verdeckt, dass<br />
der eigentliche Wunsch nicht zu Tage tritt. So wäre es nicht möglich, den<br />
Mordwunsch auf ‚niedliche‘ kleine Tiere (...) zu projizieren. Die Projektion<br />
würde ohne Verfremdungseffekt in aller Deutlichkeit das eigentlich<br />
Gewünschte spiegeln. Erst die Differenz zwischen Ratte und Kind erlaubt<br />
die Projektion, die Differenz, die im nicht gefälligen Aussehen der Ratte<br />
begründet ist (...)<br />
Kinder, insbesondere die infantes, die noch nicht in das Symbolische aufgenommen<br />
worden sind, repräsentieren wie die Ratten das reine Leben.<br />
Und dieses macht Angst, weil es die Haltbarkeit des Symbolischen radikal<br />
in Frage stellt, also das unterminiert, was uns Menschen zu Menschen macht.<br />
So könnte die Aggression gegen Ratten und Kinder als eine Art Verteidigung<br />
des Menschlichen, des Symbolischen, dessen Werk der Mensch ist, verstanden<br />
werden. Eine Schutzmaßnahme, damit wir nicht an das erinnert<br />
werden, was doch unser Schicksal ist: dem Realen dadurch zu unterliegen,<br />
dass wir sterben.<br />
Fanny Rostek-Lühmann, Der Kinderfänger von Hameln<br />
Wie verhält sich unser Unbewusstes zum Problem des Todes? Die Antwort<br />
muss lauten: fast genauso wie der Urmensch. (...) Also unser Unbewusstes<br />
glaubt nicht an den eigenen Tod, es gebärdet sich wie unsterblich. (...)<br />
Andererseits anerkennen wir den Tod für Fremde und Feinde und verhängen<br />
ihn über sie ebenso bereitwillig und unbedenklich wie der Urmensch.<br />
Hier zeigt sich freilich ein Unterschied, den man in der Wirklichkeit für entscheidend<br />
erklären wird. Unser Unbewusstes führt die Tötung nicht aus, es<br />
denkt und wünscht sie bloß. Aber es wäre unrecht, diese psychische Realität<br />
im Vergleiche zur faktischen so ganz zu unterschätzen. Sie ist bedeutsam<br />
und folgenschwer genug. Wir beseitigen in unseren unbewussten Regungen<br />
täglich und stündlich alle, die uns im Wege stehen, die uns beleidigt und<br />
geschädigt haben. Das ‚Hol’ ihn der Teufel‘, das sich so häufig in scherzendem<br />
Unmute über unsere Lippen drängt und das eigentlich sagen will:<br />
‚Hol’ ihn der Tod‘, in unserem Unbewussten ist es ernsthafter, kraftvoller<br />
Todeswunsch. (...)<br />
Wie für den Urmenschen, so ergibt sich auch für unser Unbewusstes ein Fall,<br />
in dem die beiden entgegengesetzten Einstellungen gegen den Tod, die eine,<br />
welche ihn als Lebensvernichtung anerkennt, und die andere, die ihn als<br />
unwirklich verleugnet, zusammenstoßen und in Konflikt geraten. Und dieser<br />
Fall ist der nämliche wie in der Urzeit, der Tod oder die Todesgefahr eines<br />
unserer Lieben, eines Eltern- oder Gattenteils, eines Geschwisters, Kindes<br />
oder lieben Freundes. Diese Lieben sind uns einerseits ein innerer Besitz,<br />
Bestandteile unseres eigenen Ichs, anderseits aber auch teilweise Fremde,<br />
ja Feinde. Den zärtlichsten und innigsten unserer Liebesbeziehungen hängt<br />
mit Ausnahme ganz weniger Situationen ein Stückchen Feindseligkeit an,<br />
welches den unbewussten Todeswunsch anregen kann. (...)<br />
Unserem Verständnis wie unserer Empfindung liegt es freilich ferne, Liebe<br />
und Hass in solcher Weise miteinander zu verkoppeln, aber indem die Natur<br />
s: 22 ˚<br />
s: 23 ˚
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
mit diesem Gegensatzpaar arbeitet, bringt sie es zustande, die Liebe immer<br />
wach und frisch zu erhalten, um sie gegen den hinter ihr lauernden Hass zu<br />
versichern. Man darf sagen, die schönsten Entfaltungen unseres Liebeslebens<br />
danken wir der Reaktion gegen den feindseligen Impuls, den wir in unserer<br />
Brust verspüren.<br />
Resümieren wir nun: Unser Unbewusstes ist gegen die Vorstellung des eigenen<br />
Todes ebenso unzugänglich, gegen den Fremden ebenso mordlustig,<br />
gegen die geliebte Person ebenso zwiespältig (ambivalent) wie der Mensch<br />
der Urzeit.<br />
Sigmund Freud, Zeitgemäßes über Krieg und Tod<br />
kindertotenlieder<br />
Der Dramatiker verhält sich seinen erwachsenen Figuren gegenüber wie die<br />
Rattenmamsell in klein eyolf als eine Art Rattenmonsieur. Die Kinderstücke,<br />
die Henrik Ibsen schrieb, sind natürlich Kinderverhinderungsstücke. Kindervertreibungsstücke.<br />
Kindertotenlieder in Dialogform. Deren Kontrapunkt<br />
bilden zwei zweisilbige ewig sich wiederholende Notationen. Die eine lautet:<br />
‚lieblos‘. Die andere: ‚leblos‘. Deren Melodieführung und Harmonie- beziehungsweise<br />
Disharmoniebildung zwingt ein einziger großer Akkord zusammen.<br />
‚Lüge‘. Weder zur Liebe noch zum Leben sind sie fähig. Aber sie lügen<br />
sich darüber hinweg. Die Erwachsenen vergreisen, die Kinder verkümmern.<br />
Gerhard Stadelmaier, Der Rattenfänger als Beichtvater<br />
Im Hinblick auf das Ende des Dramas, das uns dann über die intime Beziehung<br />
zwischen Asta und Alfred aufklärt, erscheint uns die Beziehung der<br />
Geschwister in eigentümlichem, ‚perversem’ Licht: Der 12 Jahre ältere, zum<br />
Zeitpunkt des Todes der Stiefmutter vielleicht 23jährige Alfred muss der<br />
ca. 11jährigen Schwester fast wie ein Vater erschienen sein. Andererseits<br />
definierte dieser die Schwester als Bruder. Die sich andeutende Beziehung<br />
liegt also quer zu allen normalen Achsen der Familienstruktur (der ‚symbolischen<br />
Ordnung‘), quer zur Achse der Generationen und quer zur Achse der<br />
Geschlechter. Neben dem inzestuös-heterosexuellen scheint hier auch ein<br />
(inzestuös-)homoerotisches Motiv im Spiel zu sein.<br />
Hans H. Hiebel, Ibsens psycho-analytische Dramen<br />
geschwisterliebe<br />
Und weil die Erscheinung ihm heute im Ganzen unähnlicher war, bemerkte<br />
er die Ähnlichkeit des Gesichts. Es war ihm zumute, er wäre es selbst, der<br />
da zur Tür eingetreten sei und auf ihn zuschreite: nur schöner als er und in<br />
einen Glanz versenkt, in dem er sich niemals sah. Zum erstenmal erfasste ihn<br />
da der Gedanke, dass seine Schwester eine traumhafte Wiederholung und<br />
Veränderung seiner selbst sei; aber da dieser Eindruck nur einen Augenblick<br />
dauerte, vergaß er ihn wieder.<br />
s: 24 ˚<br />
s: 25 ˚
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
Können die Erinnerungen zweier Menschen, die von einer ihnen beiden bekannten<br />
Vergangenheit reden, nicht nur einander ergänzen, sondern auch,<br />
ehe sie noch ausgesprochen sind, schon verschmelzen? In diesem Augenblick<br />
sah er etwas Ähnliches! Ein gemeinsamer Zustand überraschte, ja verwirrte<br />
die Geschwister wie Hände, die unter Mänteln an Stellen hervorkommen,<br />
wo man sie nie erwartete, und einander unvermutet anfassen. Jeder wusste<br />
plötzlich von der Vergangenheit mehr, als er zu wissen vermeint hatte (...)<br />
»Ob sie am Ende schön ist?« fragte sich Ulrich in einer etwas wunderlichen<br />
Weise. Denn diese Frage fiel ihm nicht leicht, obwohl Agathe, wenn man<br />
alles Konventionelle beiseite ließ, eine fremde Frau für ihn war. Ein inneres<br />
Verbot, eine Blutsverwandte nicht mit männlicher Liebe anzusehn, gibt es ja<br />
nicht, das ist nur Sitte oder auf Umwegen der Moral und Hygiene begründbar<br />
(...) Etwas schönfinden, heißt ja wahrscheinlich vor allem, es finden (...);<br />
und so, mit diesem Entzücken darüber, dass sie nun ihm gehöre und von ihm<br />
entdeckt sein wollte, gefiel ihm seine Schwester wohl über alle Maßen, aber<br />
er dachte wohl: »Wahrhaft schön finden, kann man seine eigene Schwester<br />
nicht, es kann höchstens schmeicheln, dass sie anderen gefällt.«<br />
Ulrich fühlte sich, nahe an die bewegte zarte und doch satte Haut ihrer<br />
Schultern gebeugt und aufmerksam dem ungewohnten Geschäft ergeben, bei<br />
dem sich ihm die Stirn rötete, von einer Empfindung umschmeichelt, die sich<br />
nicht recht in Worte fassen ließ, man hätte denn sagen müssen, dass sein<br />
Körper ebenso davon angegriffen wurde, dass er eine Frau, wie dass er keine<br />
Frau in nächster Nähe vor sich habe; aber man hätte ebensogut auch sagen<br />
können, dass er zwar ohne zu zweifeln in seinen eigenen Schuhen stand,<br />
sich aber dennoch aus sich hinübergezogen fühlte, als sei ihm da selbst ein<br />
zweiter, weit schönerer Körper zu eigen gegeben worden.<br />
Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, war darum das erste, was er seiner<br />
Schwester sagte: »Ich weiß jetzt, was du bist: Du bist meine Eigenliebe!«<br />
Es klang wohl sehr wunderlich, aber er beschrieb damit wirklich das, was ihn<br />
bewegte. »Mir hat eine Eigenliebe, wie sie andere Menschen stark besitzen,<br />
in gewissem Sinn immer gefehlt« erläuterte er. »Und nun ist sie offenbar,<br />
durch Irrtum oder Schicksal, in dir verkörpert gewesen, statt in mir selbst!«<br />
fügte er ohneweiters hinzu.<br />
Es war sein erster Versuch an diesem Abend, die Ankunft seiner Schwester<br />
in einem Urteil festzuhalten.<br />
Sie empfand, während er in ihrem Rücken hantierte, ohne schwesterliche<br />
Eifersucht, ja mit einer Art Annehmlichkeit, dass er sich vorzüglich in<br />
Frauenkleidern zurechtfinde, und sie selbst rührte sich mit lebhaften, von<br />
der Natur des Vorgangs geforderten Gebärden.<br />
»Kennst du den Mythos, den Platon irgendwelchen älteren Vorbildern nacherzählt,<br />
dass der ursprüngliche ganze Mensch von den Göttern in zwei Teile<br />
geteilt worden sei, in Mann und Weib?« Sie hatte sich auf den Ellbogen aufgerichtet<br />
und wurde unerwartet rot, denn sie kam sich nachträglich mit der<br />
s: 26 ˚<br />
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s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
Frage, ob Ulrich diese wahrscheinlich allgemein bekannte Geschichte kenne,<br />
etwas unklug vor. Kurz entschlossen, fügte sie darum hinzu: »Nun stellen die<br />
unseligen Hälften allerhand Dummheiten an, um wieder ineinander zu fahren:<br />
Das steht in allen Schulbüchern für den höheren Unterricht; leider steht<br />
nicht darin, warum es ihnen nicht gelingt!«<br />
»Das kann ich dir sagen« fiel Ulrich ein, glücklich zu erkennen, wie genau<br />
sie verstanden habe. »Kein Mensch weiß doch, welche von den vielen<br />
umherlaufenden Hälften die ihm fehlende ist. Er ergreift eine, die ihm so<br />
vorkommt, und macht die vergeblichsten Anstrengungen, mit ihr eins zu<br />
werden, bis sich endgültig zeigt, dass es nichts damit ist. Entsteht ein Kind<br />
daraus, so glauben beide Hälften durch einige Jugendjahre, sie hätten sich<br />
wenigstens im Kind vereint; aber das ist bloß eine dritte Hälfte, die bald<br />
das Bestreben merken lässt, sich von den beiden anderen möglichst weit zu<br />
entfernen und eine vierte zu suchen. So ‚hälftet’ sich die Menschheit physiologisch<br />
weiter, und die wesentliche Einung steht wie der Mond vor dem<br />
Schlafzimmerfenster.«<br />
»Man sollte denken, dass Geschwister doch den halben Weg schon zurückgelegt<br />
haben müssten!« warf Agathe mit einer rauh gewordenen Stimme ein.<br />
»Zwillinge vielleicht.«<br />
»Sind wir nicht Zwillinge?«<br />
»Sicher!« Ulrich wich plötzlich aus.<br />
»Eher muss ich wohl sagen, dass ein ‚Mitten-inne-Sein’, ein Zustand der<br />
unzerstörten ‚Innigkeit’ des Lebens – wenn man das Wort nicht sentimental<br />
versteht, (...) wahrscheinlich mit vernünftigen Sinnen nicht zu fordern ist.«<br />
Er hatte sich vorgebeugt, berührte ihren Arm und sah ihr lange in die Augen.<br />
»Es ist vielleicht eine Menschenwidrigkeit« sagte er leise. »Wirklich ist nur,<br />
dass wir sie schmerzlich entbehren! Denn damit hängt wohl das Verlangen<br />
nach Geschwisterlichkeit zusammen, das eine Zutat zur gewöhnlichen Liebe<br />
ist, in der imaginären Richtung auf eine Liebe ohne alle Vermengung mit<br />
Fremdheit und Nichtliebe.« (...)<br />
»Man müsste ein Siamesisches Zwillingspaar sein« sagte Agathe noch.<br />
»Also Siamesische Zwillinge!« wiederholte ihr Bruder. (...)<br />
Und beinahe reizte es ihn ein wenig, obwohl er sich mit großer Teilnahme<br />
auszumalen suchte, wie es wäre, mit einem andern Menschen wirklich<br />
zusammengewachsen zu sein. Er war wenig davon unterrichtet, wie solche<br />
zwei Nervensysteme arbeiten, die wie zwei Blätter an einem Stiel sitzen und<br />
nicht nur durch ihr Blut, sondern mehr noch durch die Wirkung der völligen<br />
Abhängigkeit miteinander verbunden sind. Er nahm an, dass jede Erregung<br />
der einen Seele von der andern mitgefühlt werde, während sich der hervorrufende<br />
Vorgang an einem Körper vollziehe, der in der Hauptsache nicht der<br />
eigene sei.<br />
Auszüge aus: Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften<br />
s: 28 ˚<br />
s: 29 ˚
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
allmers: asta. eyolf. klein eyolf – !<br />
klein eyOLF, Ende 2. Akt<br />
Nun scheint aber die tiefste Schicht des im Drama dargestellten Geheim‐<br />
nisses gar nicht der unbewusste Inzestwunsch zu sein. Den verborgensten<br />
und dunkelsten Raum nimmt das homoerotische und narzisstische Begehren<br />
Alfreds ein. An Geburt, Verkrüppelung und Tod Eyolfs sowie am Misslingen<br />
der Ehe scheint letztlich die narzisstische Selbstliebe des Mannes, sprich<br />
Alfred Allmers’, die Schuld zu tragen. Allmers, der Asta in seine ‚abgelegten<br />
Anzüge‘ gesteckt hatte, machte die ‚Schwester’ zu seinem Geschöpf,<br />
zu seinem ‚Bruder’: »Ich bin, was ich bin, nur durch dich.« Der vom Vater<br />
ererbte Signifikant (‚A‘), der ‚helle Buchstabe‘, geht über auf Asta. Mit Asta,<br />
seinem Spiegel-Ich, ‚zeugt’ Alfred sein zweites Spiegel-Bild: Eyolf (‚Aiolf‘),<br />
das Spiegelbild seiner ‚Impotenz’ und ‚symbolischen Kastriertheit’ sowie<br />
seiner Allmachtswünsche. Der Tod des narzisstisch gezeugten Sohnes ist<br />
nur Spiegel der eigenen Abgestorbenheit. ‚Alf(red)‘ ist – in etymologischer<br />
und lautlicher Hinsicht – bezeichnenderweise mit ‚(Ey)olf‘ verwandt. Wie<br />
Eyolf nur die Allegorie innerer Wünsche (und Unzulänglichkeiten) verkörpert,<br />
so ist die seinen Tod bringende Rattenmamsell nur die Allegorie von<br />
‚Gewissensbissen‘, die Personifikation von Selbsthass, Vernichtungswunsch<br />
und Todestrieb: Die Mamsell lockt in die Tiefe des Meeres, was ‚bitter<br />
gehasst‘ wird. Allmers selbst spricht ausdrücklich vom ‚Wohlbehagen der<br />
Todesempfindung‘. Der Name der Rattenmamsell (‚Varg‘, ‚Wolf‘, ‚Werwolf‘)<br />
verbirgt sich daher auch in ‚Eyolf‘ und ‚Alf(red)‘. ‚Eyolf‘ und der ‚Werwolf‘<br />
entstammen Alfreds Seele, sie meinen: Begehren und Hemmung, Lust und<br />
Schuldgefühl, Wunsch und Impotenz, ‚Phallus‘ und ‚Kastration‘, Leben und<br />
Tod. Eyolf und auch Asta sind Geschöpfe eines Mannes, der in Endogamie<br />
bzw. Narzissmus steckengeblieben ist; Allmers ist im ‚Spiegelstadium‘ einer<br />
dualen Beziehung befangen und findet nicht aus den Spiegelungen und<br />
Selbstbespiegelungen heraus. Der ‚Dritte‘, der ‚große Andere‘, hat ihm (er<br />
wächst ohne Mutter – nur mit einer Stiefmutter auf) nicht den Weg gebahnt<br />
zu den anderen; er kann den Anderen nicht als Anderen sehen.<br />
Hans H. Hiebel, Ibsens psycho-analytische Dramen<br />
s: 30 ˚<br />
s: 31 ˚
s chausp iels tuttgart<br />
klein eyolf<br />
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klein eyolf<br />
gerichtstag halten<br />
Die Inkohärenz unter der Oberfläche dieser eisern konstruierten Dramen,<br />
die verblüffenden Aussparungen und dunklen Böden, die mit einemmal<br />
unter dem Sand der zerredeten Dialoge sich auftun, von Dialogen, in denen<br />
alles ausgesprochen wird außer dem, was am wichtigsten scheint; sie bilden<br />
zugleich die Stärke und die Schwäche dieser erstaunlichen Dramaturgie.<br />
Jan Kott, Der Freud des Nordens. Ibsen – neu gelesen<br />
Nicht wie Taten geschehn, wie Empfindungen sich zu Entschlüssen verdichten,<br />
davon handelt die Mehrzahl seiner Dramen. Er zerlegt menschliche<br />
Seelen vor uns und zeigt, was die täuschende Hülle birgt.<br />
Emil Reich<br />
Der Protestant Ibsen und sein Lebens- und Leidenspersonal entern die<br />
Bühne und die Szene sozusagen mit katholischem Furor wie einen riesigen<br />
Beichtstuhl, in dem sich der Bürgerkönig, Oberrichter und Rattenfänger<br />
breit macht. In Ibsens Beichtstuhl, der sich mühelos in eine Gerichtskanzel<br />
verwandeln lässt, kommen sie zu dem, was ihr eigentliches Drama ausmacht:<br />
zur Sprache, die Schuld enthüllt, die lange oder länger zurückliegt.<br />
Jeder von ihnen erlebt plötzlich sein ‚Confiteor!‘. In Momenten, in denen sie<br />
gar nicht damit gerechnet haben. Es sind förmliche Bekenntnis-Eruptionen.<br />
Absolution freilich wird nicht gewährt.<br />
Gerhard Stadelmaier, Der Rattenfänger als Beichtvater<br />
jede starke erregung, die zwei<br />
menschen gemeinsam bis ans<br />
ende erlebt haben, hinterlässt<br />
in ihnen die nackte vertraulichkeit<br />
der erschöpfung;<br />
selbst der streit tut das, und<br />
um wie viel mehr nicht die<br />
zärtlichkeit von gefühlen, die<br />
das mark schier zu einer flöte<br />
aushöhlen!<br />
Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften<br />
professor rubek: So wollen wir beiden Toten ein einziges Mal das Leben<br />
bis zur Neige kosten – bevor wir in unsere Gräber zurückkehren.<br />
irene: Arnold!<br />
professor rubek: Aber nicht hier im Halbdunkel. Nicht hier, wo uns das<br />
nasse, hässliche Laken umflattert –<br />
irene: Nein, nein, – empor zum Licht und zu all der strahlenden Herrlichkeit<br />
– auf den Berg der Verheißung.<br />
Henrik Ibsen, Wenn wir Toten erwachen<br />
s: 32 ˚<br />
s: 33 ˚
impressum<br />
textnachweis<br />
Henrik Ibsen, Sämtliche Werke, hrsg. von Julius Elias und Paul Schlenther, Berlin 1917 //<br />
Hugo von Hofmannsthal, Die Menschen in Ibsens Dramen (1893), aus: H. v. H., Gesammelte Werke<br />
in zehn Einzelbänden. Reden und Aufsätze I, 1891-1913, Frankfurt/M. 1979 // Anita von Raffay,<br />
Die Macht der Liebe – Die Liebe zur Macht. Psychoanalytische Studien zu Liebe/Macht-Verhältnissen<br />
in Dramen Wagners und Ibsens, Frankfurt/M. 1995 // Anton Čechov, Die Möwe, übersetzt von<br />
Peter Urban, Zürich 1973 // Gerhard Danzer (Hrsg.), Dichtung ist ein Akt der Revolte. Literaturpsychologische<br />
Essays über Heine, Ibsen, Shaw, Brecht und Camus, Würzburg 1996 // Emil Reich,<br />
Henrik Ibsens Dramen. Zwanzig Vorlesungen, gehalten an der Universität Wien, Berlin 1925 //<br />
Michael Haneke, Angst ist das tiefste Gefühl – Gespräch mit Katja Nicodemus und Thomas<br />
Assheuer, DIE ZEIT 19.01.2006 Nr. 4 // Walter Benjamin, Das Passagen-Werk, hrsg. von Rolf<br />
Tiedemann, Ges. Schriften, Bd. V, Frankfurt/M. 1982 // Jan Kott, Der Freud des Nordens. Ibsen –<br />
neu gelesen, in: Theater heute 12/1979 // Hans H. Hiebel, Henrik Ibsens psycho-analytische<br />
Dramen. Die Wiederkehr der Vergangenheit, München 1990 // Sigmund Freud, Bemerkungen<br />
über einen Fall von Zwangsneurose (Der Rattenmann) (19<strong>09</strong>), in: S. F., Zwei Krankengeschichten,<br />
Frankfurt/M. 2000 // Bächtold-Stäubli (Hrsg.), Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Berlin<br />
// Fanny Rostek-Lühmann, Der Kinderfänger von Hameln. Untersagte Wünsche und die Funktion<br />
des Fremden, Berlin 1995 // Sigmund Freud, Zeitgemäßes über Krieg und Tod (1915), in: S. F., Das<br />
Unbehagen in der Kultur und andere kulturtheoretische Schriften, Frankfurt/M. 2000 // Gerhard<br />
Stadelmaier, Der Rattenfänger als Beichtvater, F.A.Z. 20.05.2006, Nr. 117; Robert Musil, Der Mann<br />
ohne Eigenschaften, Reinbek bei Hamburg 1978.<br />
herausgeber<br />
<strong>Schauspiel</strong> <strong>Stuttgart</strong> / staatstheater <strong>Stuttgart</strong><br />
intendant<br />
Hasko Weber<br />
redaktion<br />
Kekke Schmidt<br />
gestaltung<br />
strichpunkt, <strong>Stuttgart</strong> / www.strichpunkt-design.de<br />
druck<br />
Engelhardt & Bauer<br />
fotografie<br />
David Graeter (Titel)<br />
Mathis Neidhardt (Meeresbilder)<br />
s: 34 ˚