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* 09 * 09 *10 *16 *17 - Schauspiel Stuttgart

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s chausp iels tuttgart<br />

klein eyolf<br />

s chausp iels tuttgart<br />

klein eyolf<br />

Dieses Thema aber – inwiefern wir Menschen unser Leben und damit uns<br />

selbst unseren Möglichkeiten, Chancen und ‚Talenten‘ gemäß realisiert und<br />

aus der Phase der Potentialitäten in den Zustand der Wirklichkeit überführt<br />

haben – dieses Thema wird zur Generalfrage des alternden Ibsen. In seinen<br />

Altersdramen tauchen diese Fragen oftmals zusammen mit der Reflexion von<br />

(nicht gelebten) Liebesbeziehungen oder dem Verhältnis von Kunst, Werk<br />

und Leben auf – Themen, die Ibsens eigene existentielle Situation jener Zeit<br />

in vielen Facetten widerspiegeln. Insofern hat er seine Dichtung tatsächlich<br />

genutzt, um ‚Gerichtstag zu halten über das eigene Ich‘.<br />

Gerhard Danzer, Henrik Ibsen oder die Revolte des Individuums<br />

Und das Grundproblem ist, glaube ich, immer das eine, wesentlich undramatische:<br />

Wie verhält sich der Ibsensche Mensch, der künstlerische Egoist, der<br />

sensitive Dilettant mit überreichem Selbstbeobachtungsvermögen, mit wenig<br />

Willen und einem großen Heimweh nach Schönheit und Naivität, wie verhält<br />

sich dieser Mensch im Leben?<br />

Hugo von Hofmannsthal, Die Menschen in Ibsens Dramen<br />

was tut man nicht alles,<br />

um nichts zu verlieren<br />

Mag jedoch viel für Alfred sprechen, in ihrer Ehe war Rita, die sich stets ganz<br />

so gab, wie sie fühlte, der ehrlichere und damit der betrogenere Teil. Sie will<br />

ihn, Alfred Allmers, und sonst nichts auf der Welt, er will sie, aber bald auch<br />

ihr Geld, um sich seiner Arbeit zu widmen, um Asta versorgen zu können, ja<br />

diese Nebenzwecke sind stärker als das erste Motiv. (...)<br />

Wie Rosmer (in Ibsens rosmersholm) ist er (Allmers) im Denken stärker,<br />

im Handeln schwächer als das Weib an seiner Seite. Bei ihm bliebe<br />

Träumerei, was bei ihr zur Tat wird und nun reißt sie ihrerseits ihn mit sich<br />

fort. (...) sie will sühnend wegtilgen, aber sühnen: die Schuld an Eyolf durch<br />

Fürsorge für seine Altersgenossen wegtilgen: Jammer und Not rings um<br />

sich her. Ein erster Keim dieses Gedankenganges barg sich dort, wo Brand<br />

die verzagende Agnes anhielt, willig die Kleider des toten kleinen Alf für<br />

das Kind der Zigeunerfrau hinzugeben. Fühllos hatten die des Schwimmens<br />

kundigen Fischerknaben zugesehen, als Klein Eyolf versank. Keiner wollte<br />

sein Leben für ihn wagen, allein ist es nicht der größte Egoismus des<br />

Besitzenden, Begünstigten, der (die goldenen Berge hinter sich) gleichwohl<br />

nichts für die Armen getan, zu fordern, diese sollten ihr Leben in die<br />

Schanze schlagen, um das der Seinen zu retten?<br />

Emil Reich, Henrik Ibsens Dramen<br />

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