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5vier.de | 22.05.2012 Don Giovanni – “Seine ... - Theater Trier

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skrupelloser Schürzenjäger marschiert er zielstrebig seinem En<strong>de</strong> entgegen und<br />

scheitert schließlich an seiner eigenen Selbstgefälligkeit.<br />

Während sein “treuer” Diener Leporello, alias Alexan<strong>de</strong>r Trauth, ihn noch auf <strong>de</strong>m<br />

Friedhof warnt, die ihn heimsuchen<strong>de</strong>n Geister nicht einzula<strong>de</strong>n, ist <strong>Don</strong> <strong>Giovanni</strong><br />

schon längst fernab von je<strong>de</strong>r Vernunft. Was soll ihm auch groß passieren? Am En<strong>de</strong><br />

scheitern nicht nur alle seiner Eroberungsversuche, son<strong>de</strong>rn auch <strong>Don</strong> <strong>Giovanni</strong> als<br />

Person.<br />

Für die meisten an<strong>de</strong>ren kehrt das Leben zur Tagesordnung zurück: Leporello sucht<br />

sich einen neuen sowie besseren Herren, Zerlina und Masetto gehen heim zum<br />

Essen, <strong>Don</strong>na Anna hält ihren Verlobten <strong>Don</strong> Ottavio immer noch hin. Einzig <strong>Don</strong>na<br />

Elvira scheint an ihrem <strong>Don</strong> <strong>Giovanni</strong> zu hängen, sie will ihr Leben im Kloster<br />

been<strong>de</strong>n.<br />

Die Leistungen aller Sänger sind in diesem Stück als herausragend zu betrachten,<br />

egal ob als furienhafte Ex (mit einer wun<strong>de</strong>rbar wüten<strong>de</strong>n Claudia- Denise Beck), als<br />

verstoßene Geliebte o<strong>de</strong>r als verführte Braut <strong>–</strong> hier überzeugt ein spielfreudiges<br />

Team. Beson<strong>de</strong>rs Neuzugang Ama<strong>de</strong>u Tasca und Sopran Joana Caspar wur<strong>de</strong>n mit<br />

zahlreichen Komplimenten für ihre oft sehr körperlichen Darbietungen überhäuft. An<br />

dieser Stelle geht ein ein<strong>de</strong>utiges “Bravo, Brava” an das gesamte Ensemble, welches<br />

eine starke Leistung gebracht hat.<br />

Witz, Charme und Körperlichkeit<br />

Regisseur Thomas Münstermann kann mit seiner Inszenierung punkten, setzt er<br />

doch vor allem auf Witz, Charme und Körperlichkeit, bis hin zu Sex-Appeal. Sein <strong>Don</strong><br />

<strong>Giovanni</strong> spielt we<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m erhobenen Zeigefinger, noch rutscht er zu stark ins<br />

Burleske o<strong>de</strong>r Belanglose ab. Die Figuren haben ihren klaren Platz, lassen aber doch<br />

öfters tief blicken, hier ist niemand die Unschuld vom Lan<strong>de</strong>. Münstermanns<br />

Inszenierung bleibt außer<strong>de</strong>m zweischneidig, sieht <strong>de</strong>r eine hier einen frivolen<br />

Frauenheld, erkennt <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re eine gescheiterte Persönlichkeit, einen erfolglosen<br />

Gigolo, <strong>de</strong>r letztlich über seinen eigenen Hochmut stolpert. Was <strong>de</strong>r Zuschauer <strong>de</strong>s<br />

Stücks letztendlich für das eigene Leben aus dieser Oper zieht, bleibt je<strong>de</strong>m selbst<br />

überlassen. Es geht bei<strong>de</strong>s: die große Weisheit in Liebesdingen o<strong>de</strong>r einfach ein<br />

glanzvoller Abend mit je<strong>de</strong>r Menge Sex und Crime.<br />

Zu bei<strong>de</strong>n Interpretationen trägt die beeindrucken<strong>de</strong> Ausstattung von Axel Schmitt-<br />

Falckenberg einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Teil bei. Von <strong>de</strong>n historischen, <strong>de</strong>tailverliebten<br />

Kostümen, über das fantastische Bühnenbild, bis hin zur Einbindung <strong>de</strong>r Statisterie,<br />

stimmt einfach alles. An einer nächtlichen Friedhofsatmosphäre zieht ein leuchten<strong>de</strong>r<br />

Mond an einem bildschönen Nachthimmel vorbei, dann verschieben sich die Stücke<br />

<strong>de</strong>s Bühnenbil<strong>de</strong>s wie<strong>de</strong>r zu einer lustigen Hochzeitsgesellschaft o<strong>de</strong>r einem<br />

Ballsaal, aber die Friedhofsatmosphäre bleibt. Erst als am En<strong>de</strong> die Sonne über <strong>de</strong>r<br />

ganzen Szenerie aufgeht, ist es als wür<strong>de</strong> man aus einer dieser langen und<br />

berüchtigten Nächte erwachen.<br />

Eine beeindrucken<strong>de</strong> musikalische Leistung<br />

Ein großes Lob geht außer<strong>de</strong>m ans Orchester und <strong>de</strong>ssen musikalischen Leiter<br />

Valtteri Rauhalammi, spielte dieser doch die rezitativen Parts selbst auf einem<br />

historischen Hammerklavier aus <strong>de</strong>m Jahr 1805, das von einem Privatier aus <strong>de</strong>r<br />

Nähe <strong>Trier</strong>s stammt. Dieses Instrument, das Mozart selbst schon spielte, verleiht <strong>de</strong>r

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