Systemorientierte Sozialpädagogik - Inspira GmbH
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Interessensgebieten zurück. Um eine Zielerreichung möglichst zu gewährleisten, wird der<br />
Weg dahin in übersichtliche und zu bewältigende Teilschritte gegliedert.<br />
Dabei kann es in Krisensituationen zunächst darum gehen, ungünstige familiäre Strukturen<br />
und Kommunikationsformen zu erkennen und Wege für deren Veränderungen aufzuzeigen<br />
(Metastabilisierung eines instabilen Systems im Wandel). Trennungen, Scheidungen<br />
oder Arbeitsplatzverluste können Familien und Einzelpersonen in ihren Grundfesten erschüttern.<br />
Nichts Bisheriges scheint dann noch Gültigkeit zu haben. Frau H. zum Beispiel<br />
bezeichnete die Situation nach der Trennung von ihrem Mann als ein Feld der Verwüstung:<br />
Um ihre Familie ernähren zu können, hatte Frau H., Mutter von vier Kindern (15, 14, 12 und 10 Jahre alt), ihre<br />
bisherige Tätigkeit als Programmiererin von 70 auf 90 Stellenprozente erhöht. Alles schien sich gut zu<br />
entwickeln, die Kinder besuchten an den Wochenenden regelmässig ihren Vater und Frau H. glaubte, dass<br />
die Trennung den ewiglichen Auseinandersetzungen des Ehepaares ein Ende gesetzt hätte. An einem Freitagabend,<br />
als Herr H. kam, um seine beiden jüngeren Kinder abzuholen, beschimpfte er Frau H. in Anwesenheit<br />
ihrer Kinder aufs Übelste. Er nannte sie eine Schlampe und Hure, die nur ihre berufliche Karriere im<br />
Kopf habe und ihren Kindern nie eine gute Mutter gewesen sei. Frau H. schilderte diese Situation im Nachhinein<br />
so, dass sie damals das Gefühl gehabt habe, vor ihr öffne sich ein riesiges Loch und sie drohe hinein<br />
zu stürzen. In den folgenden Wochen habe sich die Situation in der Familie H. dramatisch zugespitzt. Die<br />
Kinder hätten sich den Anweisungen und Regeln von Frau H. immer mehr widersetzt und ihr vorgeworfen,<br />
dass sie nie Zeit hätte, wenn sie sie brauchen würden. Tatsächlich habe sich Frau H. schon seit längerem von<br />
Schuldgefühlen geplagt gefühlt, weil sie soviel habe arbeiten müssen. Doch zu jenem Zeitpunkt habe sie<br />
keine andere Möglichkeit gesehen, ihre Familie ohne die ausstehenden Zahlungen ihres getrennt lebenden<br />
Mannes über Wasser halten zu können. Als Herr H. in einer erneuten Auseinandersetzung versuchte, die<br />
gemeinsamen Kinder als seine Verbündeten hinzuzuziehen, gelangte Frau H. mit der Anfrage um eine Begleitung<br />
an die <strong>Inspira</strong> <strong>GmbH</strong>.<br />
Bereits nach wenigen Gesprächen wurde deutlich, dass in der Familie H. die Kinder das Zepter in der Hand<br />
hielten, und das schon seit längerem. Auch in der Zeit vor der Trennung hatte Frau H. häufig die Kraft gefehlt,<br />
ihre Erziehungsvorstellungen durchzusetzen. Sie habe mit ihren Kindern immer wieder nach Kompromissen<br />
gesucht, um sie nicht zusätzlich zu den elterlichen Streitereien zu belasten. Die sozialpädagogische<br />
Familienbegleiterin illustrierte Frau H. ihre Beobachtungen anhand eines Beispiels. Sie zeigte Frau H.<br />
auf, was in Organisationen geschehen könne, wenn Vorgesetzte ihre Aufgaben nicht erfüllen und ihre Ver-