zum Skript
zum Skript
zum Skript
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Strom ohne Kohle, Öl oder Gas?<br />
Brennstoff- und Solarzelle<br />
Inhalt<br />
1. Was versteht man unter Brennstoffzellentechnologie?<br />
1.1 Grundlagen<br />
1.2 Aufbau der einzelnen Energiewandler<br />
1.2.1 Der Elektrolyseur<br />
1.2.2 Die Brennstoffzelle<br />
2. Experimente mit der Brennstoffzelle<br />
2.1 Der Wirkungsgrad des Elektrolyseurs<br />
2.2 Die Brennstoffzelle unter Last<br />
2.3 Welche Spannung liefert eine ideale Brennstoffzelle?<br />
2.4 Der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle<br />
2.5 „Das Wasserstoffauto“ und weitere Experimente<br />
3. Die Solarzelle<br />
3.1 Grundlagen<br />
3.2 Der Wirkungsgrad einer Solarzelle (Experiment)<br />
3.3 Weitere Experimente mit Solarzellen<br />
4. Quellen
Strom ohne Kohle, Öl und Gas?<br />
Brennstoff- und Solarzelle<br />
1. Was versteht man unter Brennstoffzellentechnologie?<br />
1.1 Grundlagen<br />
Sicherlich ist Ihnen aufgefallen, wie in den letzten<br />
Jahren die Diskussion um eine<br />
CO 2 - freie Energiewandlung zugenommen hat.<br />
Als Lösung fallen dabei immer wieder die<br />
Begriffe „Solartechnik“ und „Wasserstofftechnologie“.<br />
Unter Wasserstofftechnologie versteht man (unter<br />
anderem) den in sich geschlossenen Prozess von<br />
Wasserstoffherstellung auf der einen und<br />
Elektrizitätserzeugung auf der anderen Seite.<br />
Wasserstoffgewinnung<br />
Wasserstofftechnologie<br />
Erzeugung<br />
von<br />
Elektrizität<br />
Die H 2 – Technologie besteht im Wesentlichen aus drei Elementen:<br />
• das Solarmodul,<br />
• der Elektrolyseur und<br />
• die Brennstoffzelle.<br />
Die umgesetzte Energie der Solarzelle wird in Form von Wasserstoff gespeichert und ist somit<br />
„transportfähig“, sodass sie jederzeit und überall abrufbar ist.<br />
Abbildung 1: Die Energieumwandlungen im Überblick 1<br />
1 Quelle: http://www.physik.uni-augsburg.de/~ferdi/umweltpraktikum/solar .
1.2 Aufbau der einzelnen Energiewandler<br />
1.2.1 Der Elektrolyseur<br />
Unser Elektrolyseur besteht aus einer protonendurchlässigen Polymembran (Proton-Exchange-<br />
Membran), die von zwei mit Platin beschichteten Elektroden umgeben ist. Zwischen der Anode und<br />
Kathode wird eine äußere Spannung angelegt. Gleichzeitig wird der Anode Wasser zugeführt. Das<br />
Wassermolekül wird an der Anode in seine Bestandteile zersetzt:<br />
+<br />
2H 2<br />
O → 4H<br />
+ O2<br />
+ 4<br />
e<br />
−<br />
An der Anodenseite entsteht molekularer Sauerstoff.<br />
Die Protonen gelangen durch die nur für sie durchlässige Membran auf die Kathodenseite, wo sie sich<br />
anreichern. Durch die angelegte äußere Spannung gelangen die Elektronen über einen äußeren<br />
Stromkreis zur Kathode, wo sie mit den aus der Membran stammenden Protonen Wasserstoff bilden:<br />
+<br />
−<br />
4H<br />
+ 4e<br />
→ 2H<br />
2<br />
An der Kathodenseite des Elektrolyseurs entsteht somit molekularer Wasserstoff.<br />
Abbildung 2: Chemische Umwandlungen im Elektrolyseur 2<br />
Die Energie, die der Elektrolyseur zur Zersetzung von Wasser benötigt, kann beispielsweise von einer<br />
(emissionsfreien) Silizium-Solarzelle geliefert werden.<br />
1.2.2 Die Brennstoffzelle<br />
Die Brennstoffzelle besteht wie der Elektrolyseur ebenfalls aus einer porösen, protonendurchlässigen<br />
Membran, die wiederum von zwei mit Platin beschichteten Elektroden umgeben ist. Die Prozesse der<br />
Elektrolyse laufen hier in umgekehrter Richtung ab. Die chemische Energie, die frei wird, wenn<br />
Sauerstoff und Wasserstoff zu Wasser reagieren, wandelt die Brennstoffzelle direkt (ohne „heißen“<br />
Verbrennungsprozess) in elektrische Energie um.<br />
Vereinfacht gesagt ist eine Brennstoffzelle ein „rückwärts betriebener Elektrolyseur“.<br />
Elektrische Energie<br />
2 Quelle: http://www.physik.uni-augsburg.de/~ferdi/umweltpraktikum/solar/
Wie bei der „heißen“ Verbrennung entsteht Wasser. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass<br />
die Prozesse in einer Brennstoffzelle bei Umgebungstemperatur ablaufen können. Die Ausgangstoffe<br />
Wasserstoff und Sauerstoff werden an getrennte Elektroden geführt.<br />
Der Wasserstoff gelangt an die Anode; der Sauerstoff an die Kathode. Die Platinbeschichtung wirkt als<br />
Katalysator und sorgt dafür, dass die Aktivierungsenergie der chemischen Reaktion deutlich gesenkt<br />
wird. Dem an die Anode geführten Wasserstoff werden durch die katalytische Wirkung der Elektrode<br />
die Elektronen entrissen 3 . Dabei wird das neutrale Wasserstoffatom in ein Proton (H + ) und ein<br />
Elektron (e - ) zerlegt. Da Wasserstoff in molekularer Form vorliegt, werden an der Anode also immer<br />
zwei Atome in ihre Bestandteile zerlegt.<br />
An der Anode befinden sich somit freie, bewegliche Elektronen (e - ) und Protonen (H + ).<br />
Zwischen der Anode und der Kathode befindet sich eine Membran, die nur für Protonen durchlässig ist<br />
(Proton Exchange Membran - PEM). Durch diese gelangen die Protonen auf die Sauerstoffseite, der<br />
Kathode 4 . Hier reichern sich die Protonen an, was dazu führt, dass sich die Kathode positiv auflädt.<br />
Zwischen den beiden Elektroden entsteht eine Potentialdifferenz.<br />
Die vom Wasserstoff abgegebenen Elektronen werden von der Anode „abgesaugt“ und zur Kathode,<br />
die über einen Verbraucher (Elektromotor, Lampe, …) mit der Anode verbunden ist, weitergeleitet, so<br />
dass ein elektrischer Strom fließt. An der Kathode werden die Elektronen nun vom Sauerstoff<br />
aufgenommen.<br />
Die O 2 -Molekülbindung wird aufgespalten, sodass zweifach negativ geladene Sauerstoff-Ionen<br />
entstehen. Chemisch gesehen ist dies eine Reduktion. Die Protonen verbinden sich mit den negativ<br />
geladenen Sauerstoff-Ionen zu Wasser.<br />
Abbildung 3: Chemische Umwandlungen in der Brennstoffzelle 5<br />
Solange Wasserstoff und Sauerstoff zugeführt werden, bildet sich zwischen den Elektroden eine<br />
Spannung, mit der ein Stromfluss in Gang gehalten werden kann. Die Brennstoffzelle ist somit eine<br />
Elektrizitätsquelle, die geräuschlos und ohne Abgase arbeitet.<br />
Achtung!<br />
Die Brennstoffzelle darf nicht mit einer Elektrizitätsquelle<br />
verbunden werden!!!<br />
3 Ein Chemiker bezeichnet eine solche Reaktion als „Oxidation“. Allgemein bedeutet Oxidation eine Abgabe von<br />
Elektronen und Reduktion eine Aufnahme von Elektronen. Im ursprünglichen, speziellen Sinne bedeutet Oxidation das<br />
Entstehen einer Sauerstoffverbindung.<br />
4 Als Kathode bezeichnet man die Elektrode, an der Reduktionsreaktionen – d.h. Reaktionen, bei denen Elektronen<br />
aufgenommen werden – stattfinden. Entscheidend ist also nicht das Vorzeichen der Spannung, die an der Elektrode anliegt,<br />
sondern die Art der chemischen Reaktion, die an ihr stattfindet! (Bei Elektrolysen ist die Kathode die negativ geladene<br />
Elektrode, bei Batterien und Brennstoffzellen die positiv geladene.)<br />
5 Quelle: unbekannt
2. Experimente und Aufgaben<br />
2.1 Der Wirkungsgrad des Elektrolyseurs<br />
Beschreibung des Aufbaus und der Durchführung:<br />
• In eine mit Wasser gefüllte Glaswanne wird ein gefluteter Messzylinder eingetaucht und<br />
umgedreht, sodass der Boden des Messzylinders nach oben zeigt.<br />
• In den Messzylinder wird der H 2 -Auslassschlauch eingeführt und fixiert. Der Messzylinder<br />
wird mit einem Massestück beschwert. (Frage: Warum?)<br />
• Der Elektrolyseur wird mit einer Stromstärke von ca. I = 1 A etwa 20 bis 25 Minuten betrieben.<br />
• Stromstärke, Spannung, Zeit und das Volumen des entstandenen Wasserstoffs werden<br />
gemessen.<br />
Auswertung:<br />
Wenn man einen Kubikzentimeter gasförmigen Wasserstoff verbrennt, so werden etwa 10 Joule<br />
Energie frei 6 (! Heizwert von Wasserstoff: H = 10 J/cm 3 ).<br />
Etwas ungenau 7 kann man sagen: In einem Kubikzentimeter 8 Wasserstoff sind 10 Joule Energie<br />
gespeichert.<br />
Der Wirkungsgrad des Elektrolyseurs ist die „sinnvoll genutzte Energie“ dividiert durch die<br />
„zugeführte Energie“, in unserem Falle also die im Wasserstoff gespeicherte (chemische) Energie<br />
dividiert durch die zugeführte (elektrische) Energie 9 .<br />
Der Wirkungsgrad η EL ergibt sich daher aus der Gleichung:<br />
Hierbei sind:<br />
H : Heizwert von Wasserstoff (10 J/cm 3 )<br />
V : Volumen des erzeugten Wasserstoffs<br />
U : Spannung<br />
I : Stromstärke<br />
t : Zeit<br />
Echemisch<br />
H ⋅ V<br />
η<br />
EL<br />
= = .<br />
E U ⋅ I ⋅ t<br />
elektrisch<br />
Aufgabe:<br />
Führen Sie das Experiment durch und berechnen Sie den Wirkungsgrad des Elektrolyseurs!<br />
6 Diese Angabe hat eine Genauigkeit von zwei gültigen Ziffern (d.h. in wissenschaftlicher Schreibweise:<br />
H = 1,0 . 10 1 J/cm 3 ). Sie gilt für eine Temperatur von 20 °C und einem Druck von 1013 hPa. Bei anderen Werten für<br />
Temperatur oder Druck ändert sich der Zahlenwert – also Vorsicht beim Vergleich mit Literaturwerten!<br />
Die Abhängigkeit des Volumens von Druck und Temperatur ist der Grund, warum ein Physiker sich lieber auf die<br />
gelieferte Energie pro Masse (bzw. pro Stoffmenge) bezieht. Da in unserem Experiment jedoch die Volumina gemessen<br />
werden, haben wir uns für die obige Vorgehensweise entschieden.<br />
7 Bei exakter Argumentation müsste man hier zwischen Heizwert und Brennwert unterscheiden. Ein Fachphysiker würde<br />
zudem an dieser Stelle den Begriff der Enthalpie ins Spiel bringen. Da es uns nur um eine Verdeutlichung der prinzipiellen<br />
Vorgänge in einer Brennstoffzelle bzw. einem Elektrolyseur geht, haben wir uns zu dieser vereinfachten Darstellungsweise<br />
entschlossen.<br />
8 Ein Kubikzentimeter ist ein Milliliter, d.h. ein tausendstel Liter.<br />
9 Elektrische Energie und chemische Energie sind hierbei nicht etwa zwei völlig verschiedene Dinge – beides ist Energie!<br />
Der Unterschied ist so ähnlich wie bei Grundwasser und Trinkwasser – beides ist Wasser!
2.2 Die Brennstoffzelle unter Last<br />
Die von der Brennstoffzelle gelieferte Spannung ist kein konstanter Wert, sondern „bricht zusammen“<br />
(d.h. sinkt), wenn die Brennstoffzelle stark belastet wird.<br />
Aufgabe:<br />
a) Messen Sie die von der Brennstoffzelle gelieferte Spannung und die Stromstärke für<br />
verschiedene Lastwiderstände („Verbraucher“). Beginnen Sie mit großen Widerständen!<br />
b) Zeichnen Sie die Kennlinie der Brennstoffzelle, d.h. stellen Sie die Messwerte graphisch dar,<br />
indem Sie die Spannung über der Stromstärke auftragen (I-U-Diagramm)!<br />
c) Das Phänomen, dass die Spannung einer Elektrizitätsquelle „zusammenbricht“, wenn man sie<br />
belastet, tritt auch im Alltag gelegentlich auf. Nennen Sie Beispiele!
2.3 Welche Spannung liefert eine ideale Brennstoffzelle?<br />
Vorbetrachtung:<br />
Man hat herausgefunden, dass bei einer Temperatur von 20 °C und einem Druck von 1013 hPa für alle<br />
23<br />
Gase in einem Volumen von 24 Litern etwa 6,0<br />
⋅ 10 Teilchen (Moleküle bzw. Atome) enthalten<br />
sind 10 .<br />
23<br />
6,0 ⋅10<br />
22<br />
19<br />
Dies entspricht = 2,5 ⋅10<br />
Teilchen pro Liter bzw. 2,5⋅ 10 Teilchen pro Kubikzentimeter.<br />
24<br />
Wasserstoff liegt molekular vor. Ein Wasserstoffmolekül (H 2 ) besteht aus zwei Wasserstoffatomen,<br />
von denen jedes ein Elektron liefern kann. Wasserstoff enthält bei 20 °C und 1013 hPa also<br />
19<br />
19<br />
2⋅ 2,5 ⋅10<br />
= 5,0 ⋅10<br />
Elektronen pro Kubikzentimeter, wobei jedes Elektron einen Ladungsbetrag von<br />
1,6 . 10 -19 C trägt (→ Elementarladung).<br />
Ergebnis:<br />
Unter den typischen Arbeitsbedingungen einer Brennstoffzelle kann<br />
Wasserstoff mit dem Volumen V die folgende Ladungsmenge abgeben:<br />
Q = k ⋅e⋅V<br />
mit k = 5,0 ⋅10<br />
cm<br />
und e = 1,6 ⋅10<br />
19 −3<br />
−19<br />
C.<br />
Berechnung der maximal möglichen Spannung einer Brennstoffzelle:<br />
Eine „ideale“ Brennstoffzelle 11 würde die gesamte zur Verfügung stehende chemische Energie in<br />
elektrische Energie umwandeln:<br />
E<br />
elektrisch<br />
H ⋅V<br />
= E<br />
chemisch<br />
⇔ Uideal<br />
⋅I<br />
⋅ t = H ⋅V<br />
⇔ Uideal<br />
= .<br />
I⋅<br />
t<br />
Das Produkt aus Stromstärke und Zeit ergibt die Ladung ( I . t = Q ), welche oben berechnet wurde.<br />
Daher ergibt sich für die Spannung einer idealen Brennstoffzelle:<br />
U ideal<br />
H ⋅ V H ⋅V<br />
H ⋅V<br />
H<br />
= = = = .<br />
I⋅<br />
t Q k ⋅e⋅V<br />
k ⋅e<br />
Hierbei sind:<br />
H : Heizwert von Wasserstoff (10 J/cm 3 )<br />
k : Anzahl der Ladungsträger pro Kubikzentimeter<br />
(5,0 . 10 19 Elektronen pro Kubikzentimeter für Wasserstoff)<br />
e : Elementarladung (e = 1,6 . 10 -19 C)<br />
Aufgaben:<br />
a) Berechnen Sie die Spannung einer idealen Brennstoffzelle!<br />
b) Die gelieferte Spannung ist selbst bei einer idealen Brennstoffzelle gering. Wie kann man<br />
trotzdem anspruchsvolle Verbraucher (z.B. den Elektromotor eines großen Brennstoffzellenautos)<br />
versorgen, die eine hohe Betriebsspannung benötigen?<br />
10 Eine solche Stoffmenge (6,0 . 10 23 Teilchen) wird fachsprachlich als „ein Mol“ (in Zeichen: 1 mol) bezeichnet.<br />
Bei Normalbedingungen (0 °C, 1013 hPa) beträgt das molare Volumen eines idealen Gases 22,4 l/mol.<br />
11 „Ideal“ in dem Sinne, dass die Energiewandlung mit dem Wirkungsgrad 1 erfolgt. Dies ist in der Realität freilich nicht<br />
erreichbar!
2.4 Der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle<br />
Der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle kann abgeschätzt werden, indem die real gelieferte<br />
Leerlaufspannung U 0 mit dem in Kapitel 2.3 berechneten Idealwert U ideal verglichen wird.<br />
Um die reale Leerlaufspannung U 0 zu bestimmen, lässt man die Brennstoffzelle<br />
ca. 2 Minuten ohne Lastwiderstand (d.h. ohne Verbraucher, kein Kurzschluss!) laufen. Anschließend<br />
schließt man ein Voltmeter an die Brennstoffzelle und misst die Spannung.<br />
Der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle ergibt sich dann gemäß:<br />
η<br />
Leerlauf<br />
BZ<br />
U<br />
=<br />
U<br />
0<br />
ideal<br />
Aufgabe:<br />
Bestimmen Sie den (Leerlauf-)Wirkungsgrad der Brennstoffzelle!<br />
Vertiefung:<br />
Oben haben wir die Brennstoffzelle nur im Leerlauf, d.h. ohne Verbraucher, betrachtet. In der Realität<br />
wird die Brennstoffzelle jedoch einen Verbraucher versorgen, und nur dann macht der Begriff des<br />
Wirkungsgrads streng genommen Sinn, da nur dann Energie entzogen wird.<br />
Der Berechnung des Wirkungsgrads ist in diesem Fall ebenfalls recht einfach. Eine Brennstoffzelle ist,<br />
wie schon beschrieben, im Prinzip nichts anderes als ein „rückwärts betriebener Elektrolyseur“. Alle<br />
chemischen Vorgänge laufen in umgekehrter Richtung ab, d.h. Wasser wird nicht in Wasserstoff und<br />
Sauerstoff zerlegt, sondern Wasserstoff und Sauerstoff verbinden sich zu Wasser. Dementsprechend ist<br />
der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle im Prinzip nur der Kehrwert des Wirkungsgrads des<br />
Elektrolyseurs, da die „sinnvoll genutzte Energie“ jetzt die elektrische Energie und die „zugeführte<br />
Energie“ die chemische Energie ist.<br />
Eelektrisch<br />
U ⋅ I ⋅ t<br />
η<br />
BZ<br />
= = .<br />
E H ⋅ V<br />
chemisch<br />
Ein Problem ist hierbei die Messung des Volumens des verbrauchten Wasserstoffs.<br />
Aufgaben:<br />
a) Überlegen Sie sich, wie man das Volumen des oxidierten Wasserstoffs messen kann. Wenn Sie<br />
eine Lösung gefunden haben, bestimmen Sie den Wirkungsgrad der Brennstoffzelle für einen<br />
mittelgroßen Lastwiderstand („Verbraucher“)! (Falls die Zeit reicht, wiederholen Sie die<br />
Messung für verschiedene Lastwiderstände! Achtung: Von außen darf keine Spannung an die<br />
Brennstoffzelle gelegt werden!)<br />
b) Diskutieren Sie, warum der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle vom Widerstand des<br />
Verbrauchers abhängt!<br />
Tipp: Überlegen sie sich dazu die Randwertprobleme ( R = 0 bzw.<br />
R → ∞)<br />
.
2.5 „Das Wasserstoffauto“ und weitere Experimente<br />
Ein Experimentierkasten der Firma KOSMOS ermöglicht Ihnen eine Vielzahl weiterer Experimente.<br />
Unter anderem enthält er ein funktionsfähiges Modell eines Wasserstoffautos.<br />
Näheres entnehmen Sie bitte der dem Kasten beiliegenden ausführlichen Dokumentation.<br />
Aufgabe:<br />
Führen Sie aus dem Angebot Experimente Ihrer Wahl durch!<br />
3. Die Silizium-Solarzelle<br />
3.1 Grundlagen<br />
Silizium gehört zur vierten Hauptgruppe des Periodensystems und besitzt somit vier Elektronen der<br />
äußeren Schale. Diese Valenzelektronen besitzen das höchste Energieniveau im Atom.<br />
Im Halbleiterkristall bilden jeweils zwei Elektronen benachbarter Atome eine Elektronenpaarbindung.<br />
Wird nun im Gitterverband des Siliziums ein Phosphor- bzw. ein Arsenatom der fünften Hauptgruppe<br />
eingebaut 12 , so werden vier der fünf Valenzelektronen für die Valenzbindung zu den vier<br />
Nachbaratomen benötigt. Das fünfte Valenzelektron bleibt, da es für die Bindung nicht benötigt wird,<br />
nur schwach an das Fremdatom gebunden. Im Bändermodell gehört das Elektron einem<br />
Energiezustand knapp unterhalb des Leitungsbandes an 13 . Es kann somit, z.B. durch einfallendes<br />
Licht, in das Leitungsband gelangen. Ein solcher Halbleiter, bei dem ein Fremdatom mit einem<br />
Überschuss an Valenzelektronen in den Siliziumverband eingebaut wird, heißt n-Leiter (→ n wie<br />
negativ).<br />
n - Dotierung<br />
p - Dotierung<br />
Der umgekehrte Fall ist die p-Dotierung (→ p wie positiv). Nun wird in dem Siliziumatomverband<br />
ein dreiwertiges Atom eingebaut (z.B. Aluminium oder Bor). Zur Bildung einer Bindung zu den vier<br />
benachbarten Si-Atomen werden vier Elektronen benötigt. Das dreiwertige Al-Atom besitzt aber nur<br />
12 Diesen Einbau von Fremdatomen in den Siliziumkristall bezeichnet man als „Dotierung“.<br />
13 Die Energiebänder in einem Festkörper entstehen dadurch, dass die ehemals diskreten Energiestufen der freien Atome<br />
bei Kopplung mit anderen Atomen in mehrere benachbarte Energiestufen aufspalten (ähnlich wie bei gekoppelten<br />
Oszillatoren in der Mechanik). Da ein Festkörper aus extrem vielen, gekoppelten Atomen besteht, erhält man einen quasi<br />
kontinuierlichen Energiebereich – das so genannte Energieband.
drei Außenelektronen, was dazu führt, dass ein Elektron aus einem Niveau geringerer Energie<br />
(energieniedrigere Schale) für die Bindung benötigt wird. An der Stelle, wo das Valenzelektron fehlt,<br />
entsteht ein „Loch“, das sich wie eine positive Ladung verhält.<br />
Merke: Eine Silizium-Sollarzelle ist eine Halbleiterdiode, die aus einer n- und einer<br />
p-dotierten Schicht besteht.<br />
p-n-Übergang: Bei einer Halbleiterdiode berühren sich n- und p-<br />
Leiter. Hierdurch findet eine Ladungstrennung statt und es entsteht<br />
in der Halbleiterdiode ein elektrisches Feld.<br />
Nach außen ist der Halbleiter neutral, da jeweils gleich viele positive<br />
wie negative Elementarladungen vorhanden sind. An der<br />
Grenzschicht zwischen dem n- und p-Leiter vereinigen sich in einem<br />
schmalen Bereich die freien Elektronen mit den freien Löchern. Der<br />
n-Leiter hat an der Grenzschicht Elektronen abgegeben und ist somit<br />
ihr gegenüber positiv geworden; das Entgegengesetzte passiert im p-<br />
Leiter.<br />
Dies hat zur Folge, dass zwischen den beiden Halbleiterteilen eine<br />
Spannung entsteht (Diffusionsspannung).<br />
Fällt Licht auf die Solarzelle, so werden durch<br />
Photonenabsorption die Elektronen aus dem<br />
Valenzband in das energetisch höhere<br />
Leitungsband „gehoben“. Dies führt zur Bildung<br />
von freien Elektronen-Loch Paaren. Diese werden<br />
im Feld des p-n-Übergangsgebiet getrennt. Die<br />
gebildeten Elektronen gelangen in den n-dotierten<br />
Halbleiter, der sich negativ auflädt. Im p-Leiter<br />
bleiben positiv geladene Atomrümpfe zurück, die<br />
ortsfest sind. Wird nun die Rück- und Vorderseite<br />
mit Metall-Elektroden versehen und miteinander<br />
verbunden, so gelangen die Elektronen von dem n-<br />
in den p-Leiter, wo sie mit den dortigen Löchern<br />
rekombinieren. Auf ihrem Weg dorthin können die<br />
Elektronen Arbeit an einem äußeren Verbraucher<br />
verrichten – d.h. die Solarzelle liefert elektrische<br />
Energie.
3.2 Der Wirkungsgrad einer Solarzelle (Experiment)<br />
Aufbau und Durchführung:<br />
• Eine Halogenlampe mit der Leistung P = 50 W wird so aufgestellt, dass der gesamte<br />
Lichtkegel die Solarzelle senkrecht zu ihrer Oberfläche und möglichst gleichmäßig<br />
beleuchtet 14 .<br />
• Die an der Lampe liegende Spannung sowie die Stromstärke des durch sie fließenden Stroms<br />
werden gemessen.<br />
• Ein Lastwiderstand wird an die Solarzelle angeschlossen. Der Lastwiderstand wird variiert (mit<br />
hohen Werten beginnen!). Mit einem Voltmeter wird die von der Solarzelle gelieferte<br />
Spannung gemessen und mit einem Amperemeter die Stärke des durch den Lastwiderstand<br />
fließenden Stroms.<br />
Auswertung:<br />
Der Lampe wird die elektrische Energie E<br />
L<br />
= UL<br />
⋅ IL<br />
⋅ t zugeführt. Ein gewisser Anteil η hiervon<br />
wird in Strahlungsenergie umgewandelt.<br />
Die Solarzelle nimmt diese auf und wandelt die Strahlungsenergie wieder in elektrische Energie<br />
E = U ⋅ I ⋅ t um.<br />
S<br />
S<br />
S<br />
Der Quotient von abgegebener und eingestrahlter Energie liefert den Wirkungsgrad der Solarzelle 15 :<br />
η<br />
S S<br />
= .<br />
U<br />
L<br />
U<br />
⋅ I<br />
L<br />
⋅ I<br />
⋅η<br />
Lampe<br />
Hierbei sind:<br />
U<br />
S<br />
, I : an der Solarzelle bzw. dem Lastwiderstand gemessene Spannung und Stromstärke<br />
S<br />
U<br />
L<br />
, I : an der Lampe gemessene Spannung und Stromstärke<br />
L<br />
η : Wirkungsgrad der Lampe<br />
Lampe<br />
Anm.:<br />
Eine Halogenlampe hat einen Wirkungsgrad von etwa 15%.<br />
Aufgaben:<br />
a) Führen Sie das Experiment durch und bestimmen Sie den Wirkungsgrad der Solarzelle für<br />
verschiedene Lastwiderstände!<br />
b) Hängt der Wirkungsgrad der Solarzelle von der Höhe des Lastwiderstands ab? Erklären Sie!<br />
14 Falls nicht das gesamte Licht die Solarzelle trifft, ist dies rechnerisch zu berücksichtigen! Beispielsweise fällt bei<br />
kugelförmig abstrahlender Lichtquelle auf einen in der Entfernung r stehenden Absorber der Fläche A nur der Anteil<br />
A / (4π r 2 ) des insgesamt abgestrahlten Lichts. Wir haben (vereinfachend) vorausgesetzt, dass unsere Halogenlampen ihre<br />
gesamte Lichtenergie auf die Solarzelle strahlen.<br />
Des Weiteren ist darauf zu achten, dass die gesamte Fläche der Solarzelle bestrahlt wird, da im Schatten liegende Bereiche<br />
der Solarzelle die Messung völlig verfälschen können. Experimentieren Sie einfach ein wenig herum!<br />
15 Die Zeit t ist in der Gleichung nicht mehr enthalten, da sie sowohl im Zähler als auch im Nenner auftritt und somit<br />
herausgekürzt werden kann.
3.3 Weitere Experimente mit Solarzellen<br />
Auch <strong>zum</strong> Themengebiet der Solarzellentechnik steht ein Experimentierkasten zur Verfügung. Hier<br />
finden Sie eine Vielzahl kleiner Experimente (Reihen- und Parallelschaltung von Solarzellen,<br />
Leerlaufspannung und Kurzschlussstrom, …).<br />
Näheres entnehmen Sie bitte der dem Kasten beiliegenden Dokumentation.<br />
Aufgabe:<br />
Führen Sie aus dem Angebot Experimente Ihrer Wahl durch!<br />
4. Quellen 16<br />
Umfangreiche Informationen von der Bewag zur Brennstoffzellentechnologie erhält man unter:<br />
www.innovation-brennstoffzelle.de<br />
Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland bietet umfassende und sehr lesenswerte<br />
Texte:<br />
www.zukunft-brennstoffzelle.de/<br />
Hier eine Bezugsquelle für Brennstoffzellen-Experimentierkästen und –Modellautos:<br />
www.solarserver.de/store/kategorie.kategorie-71.html<br />
Mehrere Abbildungen und Hintergrundinformationen zu unserem <strong>Skript</strong> wurden der folgenden<br />
Handreichung der Universität Augsburg entnommen:<br />
http://www.physik.uni-augsburg.de/~ferdi/umweltpraktikum/solar/<br />
Diese Seite bietet allgemeine Informationen <strong>zum</strong> Themenkreis „Energie“:<br />
http://www.energieinfo.de/index.html<br />
Das Umweltbundesamt informiert kritisch zu den Themen „Abgasemissionen des Straßenverkehrs“<br />
und „Kosten-Nutzen-Analyse von Brennstoffzellenfahrzeugen“. Besonders bemerkenswert: Die<br />
Brennstoffzelle kommt hierbei nicht besonders gut weg! Näheres unter:<br />
www.umweltbundesamt.de/uba-info-daten/daten/brennstoffzelle.htm<br />
Internetadressen überprüft am 9.11.2004.<br />
16 Internetquellen veralten oft sehr schnell. Schon nach kurzer Zeit können bestimmte Links nicht mehr erreichbar oder<br />
Inhalte geändert sein. Darum ist es sinnvoll, mit Hilfe von Suchmaschinen (z.B. www.google.de) immer aktuell zu<br />
recherchieren. Interessante Texte sollte man sich herunterladen.