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Die freiwilligen Feuerwehren in der Rheinprovinz bis 1918

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ebenso. 688 Dementsprechend war <strong>in</strong> die vom Verband erarbeiteten Satzungen 1900 den<br />

Wehrleuten neben <strong>der</strong> „Pflege des echten Bürgers<strong>in</strong>nes, <strong>der</strong> treuen Kameradschaft und<br />

aufrichtige[n] Vaterlandsliebe“ außerdem vorgeschrieben worden, alljährlich das<br />

Geburtstagsfest Sr. Majestät „<strong>in</strong> festlicher Weise“ zu feiern. Außerdem sollten die<br />

Versammlungen <strong>der</strong> Wehr unter an<strong>der</strong>em auch „patriotischen Vorträgen“ dienen. 689 In den<br />

Mustersatzungen für die <strong>freiwilligen</strong> Wehren von 1907 kam dann außerdem die von den<br />

Wehrleuten zu pflegende „aufrichtige Königsliebe“ dazu 690 und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Satzung des<br />

Prov<strong>in</strong>zialfeuerwehrverbandes „die Pflege <strong>der</strong> kameradschaftlichen, vaterländischen und<br />

königstreuen Ges<strong>in</strong>nung“ als Ziel des Verbandes. 691<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, daß die Königstreue nicht vorher E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die Satzungen fand, hieß nicht,<br />

daß man sie nicht auch vor den ausgehenden 1880er Jahren beson<strong>der</strong>s pflegte. <strong>Die</strong><br />

Ansprachen auf den Verbandstagen beweisen das Gegenteil. Daß man aber dem Kult um<br />

den Kaiser <strong>der</strong>maßen hohe Bedeutung zuerkannte, daß man diesen je<strong>der</strong> Wehr als<br />

wichtiges Element <strong>in</strong> die Satzungen schrieb, diesen unabd<strong>in</strong>gbar mit den <strong>freiwilligen</strong><br />

Wehren verband und die Pflege <strong>der</strong> Herrschertreue als e<strong>in</strong> Ziel des Verbandes ansah, wird<br />

erst <strong>in</strong> den 1890er Jahren deutlich und mit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende realisiert. Inzwischen<br />

waren die <strong>freiwilligen</strong> <strong>Feuerwehren</strong> Trägerorganisationen für patriotische Feste,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e des Kaisergeburtstages, geworden. Mit diesen Anschauungen aber standen<br />

die <strong>freiwilligen</strong> Wehrleute nicht alle<strong>in</strong>e, son<strong>der</strong>n entsprachen voll und ganz dem Zeitgeist.<br />

So f<strong>in</strong>det sich die Verehrung des Herrscherhauses <strong>in</strong> ähnlicher Intensität bei den<br />

rhe<strong>in</strong>ischen Schützenvere<strong>in</strong>en, wie Plett nachweist. 692<br />

b) <strong>Die</strong> <strong>freiwilligen</strong> <strong>Feuerwehren</strong> und die Politik<br />

So entschieden man bei den <strong>freiwilligen</strong> <strong>Feuerwehren</strong> für Kaiser und Reich e<strong>in</strong>trat, so<br />

unpolitisch waren sie sonst. Politik und politische Ges<strong>in</strong>nung spielten bei den <strong>freiwilligen</strong><br />

Wehren so gut wie ke<strong>in</strong>e Rolle. Von den Ereignissen <strong>der</strong> Zeitgeschichte blieb <strong>der</strong> Ablauf<br />

<strong>der</strong> Verbandsfeste unberührt. Politische Fragen und das tagespolitische Geschehen wurden<br />

auf den Verbandstagen ebensowenig besprochen wie die Ereignisse des täglichen Lebens<br />

688 „Me<strong>in</strong>e Herren und Kameraden! Sie alle wissen, dass <strong>der</strong> Feuerwehrverband ausser se<strong>in</strong>em speziellen<br />

Zweck, ausser <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des Feuerlöschwesens und <strong>der</strong> Pflege <strong>der</strong> Kameradschaft auch ganz beson<strong>der</strong>s<br />

die Vaterlandsliebe, die Liebe zu Kaiser und Reich zu pflegen sich als Aufgabe gestellt hat.“ Verhandlungen<br />

1895, S. 11.<br />

689 Normal-Satzungen 1900, §§ 26 und 35.<br />

690 Mustersatzungen 1907, § 5.<br />

691 Grundgesetz für den Feuerwehr-Verband <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>prov<strong>in</strong>z 1909, § 3.<br />

692 Vgl. Plett: Schützenvere<strong>in</strong>e, S. 384-387.<br />

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