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Lauter(n) Termine - MAGAZIN INSIDER - Kaiserslautern

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Die teuflische Seite<br />

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sich nicht mal treffen, um einen<br />

Vorschlag zu unterbreiten“. Natürlich<br />

unterrichtete ich die Vorstände<br />

Göbel und Jaworski darüber, sowie<br />

auch alle Aufsichtsräte. Nach einem<br />

weiteren Gespräch mit Herrn<br />

Bauckhage im Businessbereich des<br />

1. FCKs traf ich mich mit Bauckhage,<br />

Landry und Dr. Ohlinger am 10.<br />

November. Anwesend war bei diesem<br />

Gespräch ebenfalls Herr Winfried<br />

de Buhr. Hier bekam ich ein<br />

fertiges Konzept vorgestellt, das<br />

ungefähr so aussah: Die drei Herren<br />

werden berufen als ehrenamtliche<br />

Vorstände. Rolf Landry war zuständig<br />

für regionale Sponsoren, Herr<br />

Ohlinger sollte Herrn Göbel im kaufmännischen<br />

Bereich unterstützen<br />

und Herr Bauckhage wollte seine<br />

Kontakte zur Politik nutzen und als<br />

Vorstandssprecher agieren. Ich<br />

berief sofort eine außerordentliche<br />

Sitzung ein und stellte dieses Konzept<br />

den Aufsichtsräten vor. Der<br />

einzige Grund, der den Aufsichtsrat<br />

überzeugte, dafür zu stimmen,<br />

waren die von Herrn Bauckhage in<br />

mehreren Gesprächen zugesagten<br />

Millionen Sponsorengelder, die von<br />

Herrn Ostermann kommen sollten.<br />

Diese Berufung hatte überhaupt<br />

nichts mit dem Retten der JHV zu<br />

tun. Es ging den Kollegen, die<br />

zustimmten, lediglich um den<br />

benötigten Finanzzufluss. Nebenbei,<br />

Prof. Dr. Ruda war der Meinung,<br />

man sollte zuerst das Geld bringen<br />

und dann die Verpflichtungen<br />

tätigen. Er trat dann zurück, als wir<br />

anders entschieden. Ich wiederhole<br />

an dieser Stelle noch einmal:<br />

Ich hatte und habe noch großen<br />

Respekt vor der Entscheidung von<br />

Prof. Dr. Ruda.<br />

Nach dem Abgang von Toppi kam<br />

nun also Fritz Fuchs wieder ins Spiel.<br />

Einen Tag nach Toppis Abgang, also<br />

am 21. Dezember, waren alle weg.<br />

Es war kurz vor Weihnachten und<br />

der „Weihnachtsfriede“ hatte sich<br />

bei uns ausgebreitet. Die Meisten<br />

waren in Urlaub, wir hatten noch<br />

keine Verstärkungen, Rekdal wurde<br />

nach dem Kölnspiel von Toppi mit<br />

den Worten „Tschüss, wir sehen<br />

uns“ nach Norwegen in die Winterpause<br />

verabschiedet. Ich hatte<br />

Angst, dass wir nach der Pause am<br />

04. Januar ohne Trainer dastehen<br />

würden und bat Teammanager<br />

Frank Aehlig damals, sich mit<br />

Rekdal auszusprechen und mit ihm<br />

gemeinsam ein Konzept für nach<br />

der Winterpause zu erstellen, wie<br />

der drohende Abstieg noch vermieden<br />

werden kann. Am Samstag,<br />

dem 22. Dezember, habe ich Göbel<br />

und Ohlinger angerufen und sie zu<br />

einem Gespräch gebeten. In meinem<br />

Büro in Bexbach waren wir uns<br />

einig geworden, Fritz Fuchs zu bitten,<br />

so wie er ja selbst im Oktober<br />

vorgeschlagen hat, ehrenamtlich<br />

den Trainer und die Mannschaft zu<br />

unterstützen. Er sollte Rekdal den<br />

Rücken freihalten, damit dieser im<br />

Abstiegsstress in Ruhe arbeiten<br />

kann. Danach wurde Rekdal angerufen<br />

und über diese Personalie informiert.<br />

Es wurde ihm ausdrücklich<br />

mitgeteilt, dass er nicht wieder<br />

einen neuen Chef „aufgepfropft“<br />

bekommt, sondern jemand, der ihm<br />

helfen und ihn unterstützen soll,<br />

weil sowohl die Vorstände, als auch<br />

ich Angst hatten, dass Rekdal falsch<br />

reagiert und nicht mehr zurückkommt<br />

und wir zum Rückrundenstart<br />

ohne Trainer dastehen. Also<br />

wurden Fritz Fuchs und Kjetil<br />

Rekdal gebeten, sie sollten sich<br />

nach der Winterpause am 04. Januar<br />

zusammensetzen und in einer<br />

Aussprache feststellen, ob sie beide<br />

zusammen arbeiten können. Das<br />

war der Wunsch des Vorstandsvorsitzenden<br />

Göbel und des Vorstandsmitgliedes<br />

Dr. Ohlinger. Bei diesem<br />

Treffen, dann am 04.01. in unserer<br />

Geschäftsstelle, kam Herr Bauckhage<br />

ins Büro und sagte zu Rekdal<br />

„Ich habe eine gute Nachricht, Du<br />

bist nicht entlassen und das hier“,<br />

auf Fritz Fuchs zeigend, „ist Dein<br />

neuer Chef.“ Daraufhin hat mich<br />

Herr Jaworski entsetzt angerufen<br />

und mich über diese Situation informiert.<br />

Er war, wie alle Anderen<br />

auch, gerade aus dem Weihnachtsurlaub<br />

zurückgekehrt und wusste<br />

von der Verpflichtung von Herrn<br />

Fuchs noch gar nichts und die Art<br />

und Weise, wie Herr Bauckhage die<br />

Neuigkeit übermittelte fand er nicht<br />

sonderlich gut – im Gegenteil. Er<br />

teilte mir den sofortigen Rücktritt<br />

von seinem Amt als Vorstandsmitglied<br />

mit.<br />

Um geeignete Spieler zu finden, war<br />

damals schon viel Zeit verronnen.<br />

Erste Spieler fand man ja, aber Fritz<br />

Fuchs wollte unbedingt einen 10er,<br />

Rekdal jedoch hatte ein anderes<br />

System und wäre bei der Verpflichtung<br />

eines 10ers gegangen. Da<br />

immer noch kein Mittelstürmer verpflichtet<br />

war, rief ich die Vorstände,<br />

auch Aehlig, Fuchs und Rekdal zusammen<br />

- wir hatten nur noch eine<br />

Woche Zeit bis zur Schließung der<br />

Transferliste. Aehlig schlug dann<br />

Iacob vor, den Rekdal kannte und<br />

befürwortete. Man verkaufte uns<br />

Iacob als erfahrenen Top-Champions-<br />

League-Spieler, der nur nicht spielte,<br />

weil der Präsident etwas gegen<br />

ihn habe. Dass das so nicht stimmen<br />

konnte, merkte man erst später. Ein<br />

weiterer Vorschlag war Niculescu,<br />

der für Duisburg dann viele gute<br />

Spiele machte, allerdings wurde das<br />

Angebot für ihn von Fuchs oder<br />

Aehlig nicht an die richtige Stelle<br />

gefaxt sondern kam nach meinen<br />

Informationen in einem pfälzischen<br />

Sportgeschäft an.<br />

Dann kam doch noch die<br />

Entlassung von Rekdal.<br />

Nach dem München-Spiel zogen wir<br />

uns zurück und die sportlich verantwortlichen<br />

Aehlig und Fuchs waren<br />

sich einig, dass man mit diesem<br />

Trainer die Klasse nicht mehr halten<br />

könne. Fritz Fuchs wollte eigentlich<br />

Peter Neururer, brachte uns dann<br />

bekanntlich Milan Sasic, der für den<br />

FCK zum Glücksfall geworden ist.<br />

Milan wusste allerdings damals<br />

schon, dass ich mit Stefan Kuntz in<br />

Kontakt war und bekam auch von<br />

ihm die Empfehlung nach <strong>Kaiserslautern</strong><br />

zu gehen.<br />

Wie kam man mit Stefan Kuntz<br />

zusammen?<br />

Wir waren auf der Suche nach einer<br />

fußballerischen Galionsfigur. Ich<br />

bekam schon im Januar Hinweise,<br />

dass mit Stefan Kuntz vielleicht etwas<br />

gehen könnte. Ein erster Kontakt<br />

mit ihm hat mir das bestätigt.<br />

Allerdings hatten wir absolute Diskretion<br />

vereinbart, sonst wäre die<br />

ganze Geschichte geplatzt. Ein Aufsichtsratsvorsitzender<br />

ist generell<br />

weder Vorständen noch sportlichen<br />

Leitern noch sonst Irgendjemandem<br />

verpflichtet über die Verhandlungen<br />

mit einem neuen Vorstandsvorsitzenden<br />

zu berichten. Nur die Mehrheit<br />

des Aufsichtsrates – die, die es<br />

für sich behielten - wussten<br />

Bescheid. Leider wurde es über<br />

Bochum dann doch vorher publik.<br />

Ich wurde am Abend des Spiels<br />

gegen Kickers Offenbach von einem<br />

städtischen Mitarbeiter mit den<br />

Worten „wenn ihr so einen teuren<br />

Mann verpflichtet, können wir die<br />

Miete nicht senken“ auf Kuntz angesprochen.<br />

Danach informierte ich<br />

den Aufsichtsrat und wir verbaten<br />

uns jegliche Art der Einmischung.<br />

Erst am Vortag der Verpflichtung<br />

sprach ich mit Stefan über das Salär.<br />

Er sagte: „Schreibt in den Vertrag,<br />

was ihr wollt oder könnt“, ums<br />

Geld ist es ihm also nicht gegangen.<br />

Leider gab es ein regelrechtes<br />

Kuntz-Verhinderungsprogramm.<br />

Fuchs verbreitete in <strong>Lauter</strong>n: „Am<br />

besten steigen wir ab, fangen neu<br />

an und die Blinden da oben sind<br />

weg, dann kommt auch Ostermann<br />

und bringt Geld.“ Man versuchte<br />

sogar eine neue Generalversammlung<br />

zu erzwingen. Sie wissen, dazu<br />

brauchen wir 400 Stimmen, um<br />

Aufsichtsrat und Vorstand abzuwählen<br />

und den Verein zu übernehmen.<br />

Gott sei Dank haben unsere<br />

Mitglieder dieses Spielchen nicht<br />

mitgemacht. Es hätte den Verein<br />

mit Sicherheit (neue Generalversammlung<br />

mitten<br />

im Abstiegskampf – wir<br />

wären abgestiegen),<br />

ruiniert. Unsere Sponsorenwärenreihenweise<br />

abgesprungen. Was es<br />

geheißen hätte für den<br />

FCK, in die dritte Liga<br />

abzusteigen, sieht man<br />

nun an Jena und Aue. Wir<br />

hätten die Lizenz bekommen<br />

durch Bürgschaften<br />

– dafür hatte ich gesorgt,<br />

aber mit welcher Mannschaft?<br />

Als dann endgültig<br />

feststand, dass Stefan<br />

Kuntz kommt, trat Fritz<br />

Fuchs vor dem damals<br />

„wichtigsten Spiel des<br />

Jahres“ medieninszeniert<br />

zurück. Natürlich haben<br />

wir das Spiel dann verloren.<br />

Wer so handelt, dem<br />

geht es nicht um den<br />

Verein, sondern nur um<br />

eigene Interessen.<br />

Noch ein Wort zum damaligen<br />

Vorstandsvorsitzenden: Als Stefan<br />

Kuntz unterschrieb, sagte Erwin<br />

Göbel: „Es geht nicht um meine Zukunft,<br />

sondern um die des 1. FCK.“<br />

Er trat freiwillig zurück,schrieb<br />

selbst seinen Rücktritt und wies<br />

noch am selben Tag die Buchhaltung<br />

an, sein Gehalt zu kürzen.<br />

Wie steht es mit den Finanzen?<br />

Die Löcher der letzten Saison entstanden<br />

durch gesunkene TV-Einnahmen<br />

verbunden mit unserem<br />

Tabellenplatz, weniger Zuschauereinnahmen,<br />

die sich gegen Ende<br />

wieder relativierten und den<br />

Spielerverpflichtungen in der<br />

Winterpause. Mittlerweile sieht es<br />

ein wenig besser aus, wir haben nun<br />

mehr Zuschauer als kalkuliert und<br />

unser Tabellenplatz garantiert mehr<br />

TV-Einnahmen, außerdem sind die<br />

Zahlungen an Wolfgang Wolf und<br />

andere Verpflichtungen abgeschlossen.<br />

Natürlich ist die finanzielle<br />

Lage nach wie vor angespannt.<br />

Herr Wieschemann schrieb damals<br />

in den Vertrag, dass Stadt, Land<br />

und Verein jeweils ein Drittel der<br />

Kosten für den WM-Stadionausbau<br />

übernehmen und der FCK bei Minderkosten<br />

das überschüssige Geld<br />

bekommen sollte, sowie bei Mehrkosten<br />

diese zu übernehmen hätte,<br />

das war im Jahr 2000. Ich habe<br />

noch kein Bauvorhaben gesehen,<br />

das hinterher billiger wurde als<br />

geplant. Es gab auch keine europaweite<br />

Ausschreibung, wie normalerweise<br />

üblich, weil die Osttribüne<br />

nicht von Stadt oder Land, sondern<br />

vom FCK gebaut werden sollte. Die<br />

große Frage bleibt auch, warum die<br />

Wahl auf die Holzmann AG, die<br />

damals finanziell angeschlagen war,<br />

fiel, die ja später insolvent wurden.<br />

Die Summe, die der FCK damals für<br />

seine Beteiligung am WM-Stadion<br />

aufbringen sollte, betrug ca. 33 Millionen<br />

DM.<br />

Als René C. Jäggi im November<br />

2002 kam, ließ er die Finanzen prüfen<br />

und es kamen 40 Millionen Euro<br />

Schulden dabei heraus. Sie resultierten<br />

u.a. aus dem Ausbau der<br />

Ostkurve, einem Lincoln-Kredit und<br />

einem Sponsorkredit. Alleine in der<br />

Saison 02/03 plante man noch einen<br />

operativen Verlust von 9 Millionen<br />

Euro, schließlich wollte man in<br />

Augenhöhe mit den Bayern spielen.<br />

Da der Verein drei Jahre nicht<br />

schlussgeprüft war, erließ das<br />

Finanzamt nach Bekanntwerden der<br />

Zahlen und Fakten einen Haftungsbescheid<br />

über ca. 13,8 Millionen<br />

Euro, den Jäggi im Februar 2003 auf<br />

8,9 Millionen Euro im Rahmen einer<br />

tatsächlichen Verständigung<br />

herunter handelte, ohne diese hätte<br />

der FCK damals sofort Insolvenz<br />

anmelden müssen. Die Zeit drückte<br />

auch wegen der Eingabefrist der<br />

DFL (15. März). Es war damals der<br />

einzige Ausweg aus dem Dilemma.<br />

Man baute ein Konstrukt, wie viel<br />

der FCK braucht um zu überleben -<br />

und nicht, was das Stadion wert ist.<br />

40 Millionen Euro Schulden standen<br />

gegen das Stadion, 9 Millionen Euro<br />

geplanter Verlust plus 8,9 Millionen<br />

Euro Steuernachzahlungen ergaben<br />

die ca. 20 Millionen Euro so genanntes<br />

Fresh Money. Also betrug<br />

der gesamte Deal für die Sanierung<br />

ca. 58 Millionen Euro. Selbstverständlich<br />

war es ein Fehler bei der<br />

Miete dann nicht an die zweite Liga<br />

zu denken.<br />

Wir können alle froh sein, dass<br />

Stefan Kuntz gekommen ist und<br />

nun den Verein führt. Denn mit<br />

Milan Sasic und Stefan Kuntz kam<br />

die Wende, sie sind der größte<br />

Glücksfall für den 1.FCK.<br />

Insbesondere werde ich persönlich<br />

es Stefan nicht vergessen, dass er<br />

auch mit in die 3. Liga gegangen<br />

wäre und ganz ehrlich, Ende März<br />

sah ich unseren Verein auch schon<br />

dort.<br />

Herr Buchholz, wir danken<br />

Ihnen für die offenen Worte und<br />

wünschen Ihnen einen angenehmen<br />

Ruhestand mit vielen FCK-Siegen.<br />

Text: Jens Vollmer, Fotos: View<br />

NOVEMBER 08 Seite 7 termine & lifestyle INSiDER

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