Ü - Perspektivwechsel
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KONFRONTATION<br />
Die thematische Vertiefung der Sensibilisierungsphase leitet die sogenannte Konfrontationsphase ein, die darin<br />
besteht, die Phasen der Selbsterfahrung mit der kognitiven Phase der thematischen Auseinandersetzung zu verbinden.<br />
Die mehrstufige Annäherung an die Seminarthemen – die Sensibilisierung und die Konfrontation – ermöglicht<br />
es, neue Erkenntnisse möglicherweise so zu verarbeiten, dass diese in das persönliche Weltbild erfolgreich<br />
integriert werden können: Dabei handelt es sich um einen Prozess, der oft mit Erschütterung und Irritationen im<br />
persönlichen Denken und Handeln einhergeht.<br />
INTEGRATION<br />
Die Integrationsphase orientiert sich am Ziel und Thema des Seminars, lehnt sich jedoch zugleich an die Wünsche<br />
und Bedürfnisse der Beteiligten an, denn die Auseinandersetzung mit den Seminarthemen ist stark von<br />
den je eigenen Vorerfahrungen und Standpunkten der Teilnehmer/-innen geprägt. Hier kommt der integrativen<br />
Gruppendiskussion eine wichtige Bedeutung zu, um die Erkenntnisse aus den vorausgegangenen Lern- und Arbeitsprozessen<br />
auf der Basis bereits angewandter <strong>Ü</strong>bungen und Diskussionsrunden einzubinden und zu vertiefen.<br />
Diese Seminarphase kann unter anderem zu Auseinandersetzungen führen, die nicht intendiert sind oder rege<br />
gruppendynamische Reaktionen mit sich bringen. Diese Entwicklungen stehen für einen aktiven Lernprozess und<br />
sind willkommen.<br />
AUSWERTUNG<br />
Die langsame und reflexiv ausgerichtete Auswertung ist ein wichtiger Schritt in der Integration komplexer Lernund<br />
Arbeitsprozesse. Die schriftliche Auswertungsphase kann dafür genutzt werden, einen persönlichen Abschluss<br />
zu finden und zu setzen. Fragen wie „Was nehme ich mit?“, „Was lasse ich hier?“ und „Was bleibt offen?“ können<br />
jeweils für sich auf Moderationskarten anonym beantwortet werden. Die zusätzliche mündliche Feedback- und<br />
Wertschätzungsrunde symbolisiert den gemeinsamen Abschied und lässt alle Beteiligten daran teilhaben.<br />
GEWALTFREIE KOMMUNIKATION NACH MARSCHAL B. ROSENBERG<br />
Im methodisch-didaktischen Modell des Anti-Bias-Ansatzes lassen sich auch die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation<br />
umsetzen. Das Prinzip der gewaltfreien Interaktion ist in unserem Alltag keine Selbstverständlichkeit.<br />
Anklagen, Vorwürfe, Kritik und Schuldzuweisungen bilden einen wesentlichen Teil unserer Sprache und sind Ausdruck<br />
verdrängter oder nicht bewusst wahrgenommener Wünsche und Bedürfnisse. Zudem liegt dieser Kommunikationsform<br />
auch die eigene Unfähigkeit zugrunde, andere Menschen anzuerkennen und zu würdigen. Den<br />
Grund für die negativen Emotionen suchen wir viel häufiger bei den Anderen als bei uns selbst. Diese Projektionen<br />
beschränken sich nicht nur auf das innere Erleben, sondern werden selbstverständlich auch nach außen getragen<br />
und zu Lasten der Anderen gelegt.<br />
Marshall B. Rosenberg, der Begründer und Vertreter der Gewaltfreien Kommunikation, bezeichnet diese sogenannte<br />
„fremdkritische“ Kommunikationsform als Wolfssprache. Laut Rosenberg ist diese „Sprache“ vor allem<br />
durch die Abwertung Anderer und Aggression ihnen gegenüber gekennzeichnet. Die Methode der Gewaltfreien<br />
Kommunikation setzt hingegen auf eine Sprache, die auf Anerkennung und Wertschätzung beruht.<br />
Das Modell der Gewaltfreien Kommunikation (engl. „Nonviolent Communication“) wurde in Anlehnung an die Erkenntnisse<br />
der humanistischen Psychologie von Carl Rogers in den 1970er Jahren entwickelt. In seinem theorieund<br />
praxisgeleiteten Konzept legt Marshall B. Rosenberg viel Wert darauf, zwischen Wahrnehmung (Beobachten)<br />
und Interpretation (Bewerten) zu unterscheiden. Die eigenen unerfüllten Bedürfnisse sowie die Vermengung von<br />
Prozessen der neutralen Beobachtung und wertgebundener Interpretation sind aus seiner Sicht die zentralen<br />
Ursachen der Entstehung der oben erwähnten Wolfssprache. Dem zufolge zielt das Modell der Gewaltfreien Kommunikation<br />
darauf ab, die geläufigen Kommunikationsformen zu reflektieren und sich der eigenen Bedürfnisse als<br />
motivierende Faktoren der Wolfssprache bewusst zu werden.<br />
Ähnlich wie das Modell der klientenzentrierten Gesprächsführung basiert auch dieses Modell auf drei Säulen:<br />
Selbstbehauptung, aktives Zuhören und Empathie. In Anlehnung daran sind folgende Aspekte zu beachten:<br />
ÌÌBeobachten statt Bewerten<br />
ÌÌEigene Gefühle bewusst wahrnehmen<br />
ÌÌSich der Gefühle anderer Menschen bewusst werden<br />
ÌÌWertschätzende Botschaften formulieren<br />
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