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Sinnkrisen, Belastung, Lebenssinn – psychologische Perspektiven ...

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<strong>Sinnkrisen</strong>, <strong>Belastung</strong>, <strong>Lebenssinn</strong> 133<br />

beli (1995). Die Entdeckung von Sinn als eine Veränderung von Werten,<br />

Prioritäten und Lebensperspektiven, wie u.a. etwa Verbesserung der Beziehung<br />

zu Freunden, Setzung neuer persönlicher Wachstumsziele und<br />

der Entdeckung der Bedeutung des Jetzt im Leben, scheint das Immunsystem<br />

zu stabilisieren (Bower et al., 1998). Ähnliche Zusammenhänge<br />

hatten Esterling et al. (1994) und die Gruppe um Pennebaker (Petrie et al.,<br />

1995) berichtet (vgl. auch Csef u. Kube, 1998).<br />

In den bisher zitierten Arbeiten wurde lediglich die korrelative Beziehung<br />

zwischen <strong>Belastung</strong>s-Bewältigung und Sinnerfahrung bestätigt. Damit<br />

kommt die Frage auf, ob der Bewältigungsprozeß an sich eine Generierung<br />

von Sinnerfahrung darstellen kann. Zur Klärung dieser Frage<br />

wenden wir uns einer Studie zu, in welcher die Verarbeitung einer extremen<br />

<strong>Belastung</strong> untersucht wird. Denn wenn im Laufe der Verarbeitung<br />

einer schlimmen <strong>Belastung</strong> Sinn generiert werden kann, ist dies auch bei<br />

der Verarbeitung leichterer <strong>Belastung</strong>en möglich. Bulman und Wortman<br />

(1977) interviewten paraplegische und quadriplegische Personen, die erst<br />

kürzlich gelähmt wurden. Wie zu erwarten erklärte die Mehrheit der Befragten,<br />

dass die Viktimisierung das Schlimmste wäre, was ihnen hätte<br />

passieren können. Tatsache ist, dass der Grad der Selbstbeschuldigung<br />

für ihre Verletzungen höher war, als man bei einem objektiven Blick auf<br />

die Umstände, unter denen die Unfälle passiert waren, vermuten würde.<br />

Die Geschichten, welche die Teilnehmer erdachten, reflektierten den<br />

Wunsch, Kontrolle über die Ereignisse zu haben. Wenn die Antwort auf<br />

die Frage „Warum ich?“ beschrieben werden sollte, gab die Hälfte der<br />

Opfer an, dass sie ihr Schicksal einem höheren Sinn zuschreiben (z.B. einer<br />

neu gefundenen Lebensfreude). Die Personen machten häufig Vergleiche<br />

zwischen ihrem früheren und dem gegenwärtigen Selbst und<br />

konzentrierten sich auf das, was sie aus der Erfahrung gelernt hatten. Sie<br />

hielten sich kaum bei ihren kürzlich erworbenen Behinderungen auf. Andere,<br />

die keinen klaren Nutzen in ihrer Lähmung finden konnten, fanden<br />

Erleichterung in der Schlussfolgerung, dass „Gott einen Grund gehabt<br />

hätte“. Die Opfer, die ihr Schicksal als vorherbestimmt und als mit der<br />

Zukunft verbunden sahen, gewöhnten sich am besten an die neuen Gegebenheiten.<br />

Zur religiös geleiteten Sinnfindung äußerten sich u.a. Meyer<br />

u. Taylor (1986), Schmitz (1992, dort weitere Literatur), Pargament (1996),<br />

Grom (1997), Wong (1998a).<br />

Auch die Gruppe um Taylor (Taylor, 1983; Meyer u. Taylor 1986) studierte<br />

die Prozesse, mit denen Personen negative Lebensereignisse bewältigen.<br />

Ihre Analyse zeigt, dass drei Kennzeichen eine erfolgreiche An-

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