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Fabrikzeitung 256 – Kopie/Original - Rote Fabrik

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WELCOME<br />

TO THE<br />

REAL<br />

WORLD :<br />

<strong>Kopie</strong> / <strong>Original</strong><br />

AUSGABE<br />

P.P./Journal CH - 8038 Zürich


kopie / original<br />

<strong>Kopie</strong> / <strong>Original</strong><br />

it is<br />

happening<br />

again<br />

EDITORIAL<br />

Es ist nichts neues: Medien verändern sich in<br />

Relation zu den Menschen, die sie benutzen.<br />

Permanent werden Affekte und Gefühle,<br />

Informationen und Ideologien in Form gepresst<br />

und zu Geschichten verarbeitet. 1 Und irgendwie<br />

ist man zufrieden, dass alles so ist, wie man es<br />

sich vorstellt. 2 Es besteht die Möglichkeit, nicht<br />

nur zunehmend mehr Bilder zu tauschen oder<br />

zu sehen, sondern auch in ihnen zu erscheinen. 1<br />

Umberto Eco meinte einmal, dass wir mit dem<br />

Publikum über die Botschaft im Moment ihrer<br />

Ankunft diskutieren müssen, «denn gerade zu<br />

einer Zeit, da die Systeme der Massenkommunikation<br />

eine einzige Botschaft voraussetzen, die<br />

ausgehend von einer einzigen industrialisierten<br />

Quelle ein weltweites Publikum erreicht, müssen<br />

wir fähig sein, Systeme einer ergänzenden Kommunikation<br />

zu ersinnen: einer Kommunikation,<br />

die uns erlaubt, jede einzelne Menschengruppe,<br />

jedes einzelne Mitglied dieses weltweiten Publikums<br />

zu erreichen, um mit ihm über die Botschaft<br />

im Augenblick ihrer Ankunft zu diskutieren, im<br />

Licht einer Konfrontation der Empfängercodes<br />

mit denen des Senders.» Ich denke, dass wir auch<br />

über den Moment des Entstehens der Botschaft<br />

diskutieren müssen.<br />

Der Moment des Herausschreitens aus den<br />

gesetzten Handlungsspielräumen ermöglicht den<br />

Blick von aussen und ist damit Grundlage, um<br />

diese Form von ergänzender Kommunikation<br />

überhaupt erst zu denken zu können. 3 Für die<br />

wenig verbliebenen Feuilletonisten, die noch<br />

für Rezensionen bezahlt werden, ist dieser<br />

geschwätzige Meinungs-Pool natürlich der blanke<br />

Horror. Aber reagieren sie darauf, indem sie die<br />

qualitativen Ansprüche an ihre eigene Arbeit<br />

umso höher setzen? Im Gegenteil, das klassische<br />

Feuilleton hat längst resigniert. Rezensionen sind<br />

in den letzen Jahren immer mehr von Artikeln<br />

verdrängt worden, die sich wie der verlängerte<br />

Arm des Politikteils lesen.<br />

Barack Obama, die Finanzkrise oder die Papstreise<br />

in den Nahen Osten werden im Feuilleton<br />

abermals durchgekaut, nun allerdings unter<br />

allgemein gesellschaftlichen und kulturellen<br />

Gesichtspunkten, während Rezensionen immer<br />

mehr zu einer Art Leserservice schrumpfen. 4 Der<br />

Autor nennt das dann Guerilla-Journalismus.<br />

Funktionieren tut es so: «Guerilla mixt Gefühle,<br />

Recherche, Vorurteile, Fakten, Historisches<br />

und Fiction. Wahr ist nur das, was schillert. Der<br />

Beweis der Echtheit ist: Irritation.» 5 Während viele<br />

neue Möglichkeiten des individuellen Ausdrucks<br />

geschaffen werden, werden diese Systeme vor<br />

allem auch zur Spiegelung und Reproduktion<br />

bereits vorgekauter Inhalte und Werte genutzt.<br />

Den Spielformen neoliberaler Strategien und<br />

Taktiken sind dabei kaum Grenzen gesetzt. 2<br />

Liebstes Gestaltungsprinzip ist allerdings die<br />

Stilimitation («Durch dieses Prinzip unterscheide<br />

ich mich am stärksten von den Kollegen»).<br />

Damit ist die Anwendung von fremden literarischen<br />

Genres auf den eigenen Text gemeint 5 ,<br />

dass das, was einmal unmittelbare Präsenz vorgab,<br />

zum Teil der Geschichte geworden ist. 6 Wer hat<br />

sich noch nicht einmal gewünscht, er könnte<br />

einen Film, einen Roman, einen Comic selbst<br />

umschreiben, seinen Serienhelden endlich mit<br />

seiner Angebeteten zusammenzubringen, zum<br />

Beispiel, oder dem listigen Bösewicht, der immer<br />

wieder ungeschoren davonkommt, endlich einmal<br />

die Abreibung zu verpassen, die er verdient hat? 7<br />

Walter Benjamin *1892 †1940, deutscher Philosoph,<br />

Gesellschaftstheoretiker, Literaturkritiker<br />

und Übersetzer Balzacs, Baudelaires, Marcel<br />

Prousts u. a. schrieb dazu: «Das Kunstwerk im<br />

Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit»,<br />

dessen Titel zu einer Art geflügeltem Wort geworden<br />

ist. Die unbegrenzte Vervielfältigung von<br />

Musik, Malerei, ja aller bildenden Künste führt<br />

nach Benjamin zum Verlust ihrer Aura. Damit ist<br />

auch der veränderte Rezeptionszusammenhang<br />

gemeint: Mussten sich die Kunstliebhaber früher<br />

in ein Konzert oder in eine Galerie begeben, um<br />

ihrer Leidenschaft nachzugehen, so kam es durch<br />

die technischen Reproduktionen, seien es Schallplatten-,<br />

Radioaufnahmen oder Kunstdrucke,<br />

zu einer «Entwertung des <strong>Original</strong>s». Wertet<br />

Benjamin diese Entwicklung vor allem positiv, so<br />

greift Adorno die These auf und kehrt dialektisch<br />

vor allem die Regression und den Fetischcharakter<br />

der Massenkunst heraus. 8 Gesehen ist gesehen<br />

<strong>–</strong> Auch heutzutage unterscheiden wir zwischen<br />

unterschiedlichen medialen Ausformungen,<br />

denen allen eine Inszinierung zu Grunde liegt.<br />

So konsumieren wir tagtäglich [...] Darstellungen<br />

in Nachrichten, deren Bilder jedoch schon vor<br />

der Ausstrahlung geschnitten, bearbeitet und in<br />

einer bestimmten Anordnung aneinandergereiht<br />

werden. Die Bilder, die wir also als «authentisch»<br />

empfinden, da sie ja die Realität dokumentarisch<br />

abbilden möchten, sind zum einen für das Format<br />

und zum anderen für den Zuschauer präpariert. 22<br />

Genauer gesagt: Wahrnehmen ist eine Entscheidung.<br />

Und es ist diese Entscheidung, die uns die<br />

Ready-Mades von Duchamp in ihrem Ursprung<br />

enthüllen. Das jedoch war uns in gewisser Weise<br />

schon klar, weil das langsame Entstehen des<br />

Alphabets, das heisst der Übergang von willkürlichen<br />

Zeichen der Piktogramme zur Schrift uns<br />

ganz klar gezeigt hat, dass jedes Bild alles repräsentieren<br />

kann, vorausgesetzt, dass wir entschieden<br />

haben, dass dies so sei. 24 Spätestens hier wird<br />

wieder deutlich, dass es sich um eine Inszinierung<br />

handelt. 22<br />

This must be where pies go when they die<br />

everybody cool,<br />

this is a robbery<br />

Der Homocopiens copiens copiens<br />

Die Wertidee der Individualisierung ist untrennbar<br />

mit den Massenmedien verbunden; der<br />

Mensch begegnet uns vor allem als [...] medial<br />

vermitteltes Individuum. Die neusten Entwicklungen<br />

im massenmedialen Universum basieren<br />

auf sozialen, grunddemokratischen Organisationen<br />

und Darstellungsformen, und fördern<br />

den freien Austausch von Wissen und Gefühlen.<br />

Das entspricht den Prinzipien der Aufklärung.<br />

Man glaubte an den Nutzen der individuellen<br />

Selbstdarstellung für die Perfektionierung des<br />

Menschen. Das Wissen um die Tugenden und<br />

Laster des Individuums galt als Basis für eine<br />

gezielte moralische und gesellschaftliche Vervollkommnung.<br />

Heute, rund 250 Jahre später, haben<br />

wir eine schiere Fülle an intimen und präzisen<br />

Selbstzeugnissen sowie einen unfassbaren Berg<br />

an Wissen zur Verfügung. Die Darstellung seiner<br />

selbst ist für das Selbstverständnis des modernen<br />

Menschen unabdingbar, weil er sich in der Gesellschaft<br />

ohne festgelegte Bindungen nur über seine<br />

Individualität behaupten kann. 23<br />

Der Körper als Prothese<br />

Die Aufrechterhaltung eines Körperbegriffes, der<br />

am Natürlichen festhält, hat eine lange Geschichte<br />

von Rassismus und Sexismus hinter sich. Die<br />

Queer-Theoretikerin Beatriz Preciado hat eine<br />

Theorie zum «Körper als Prothese» entwickelt,<br />

und erklärt die ideologische Dimension des<br />

Antagonismus zwischen <strong>Original</strong> und Fälschung<br />

so: «Von Derrida habe ich gelernt, dass Dominanz<br />

einfach die Macht ist, deinen Code als den originären<br />

zu bezeichnen und alle anderen als Fake<br />

oder ungenügende Imitation.»<br />

Den Angriff, nicht das «<strong>Original</strong>» des weissen,<br />

männlichen, heterosexuellen Körpers zu besitzen,<br />

kennen Frauen und Queers, Migranten und Krüppel.<br />

So ist es auch kein Wunder, dass sich gerade<br />

der neue Feminismus und die Queer-Bewegung<br />

in den letzten Jahren darum bemüht haben, aus<br />

der Idee der «falschen» Prothesen eine Befreiung<br />

aus den ideologischen Grenzen des «Normalen»<br />

und «Natürlichen» zu erdenken.<br />

Die Cyberfeministin Donna Haraway hat in<br />

ihrem Cyborg-Manifest den Nagel auf den Kopf<br />

getroffen, als sie aus der Perspektive der Frauen<br />

polemisch ausruft: «Lieber Cyborg als Göttin!»<br />

Denn selbst die Frau wurde immer wieder das<br />

Opfer eines Dualismus von Natur und Kultur,<br />

der ihr gegenüber vom Mann dargestellt wurde. 9<br />

Menschen kann man nicht in der Natur finden.<br />

Diese «Spritzlinge» kommen von der Stange und<br />

sind noch unbemalt, und ganz billig. Sie werden<br />

in Deutschland hergestellt, zum Bemalen nach<br />

China oder Makao gebracht und dann wieder<br />

hierher importiert. Ich bemale meine Menschen<br />

lieber selbst. Warum soll ich mich nicht auch mal<br />

als Chinesin fühlen? 10<br />

Natürlichkeit durch<br />

Technische Reproduktion<br />

Folgt man Marx´ Vorstellung, dass die technischen<br />

Produktionsmittel den Kommunismus ermöglichen<br />

könnten, sollte man die Prothesen des<br />

Körpers nicht als das Unnatürliche Andere aussen<br />

vor lassen. Den Körper in seiner performativen<br />

und technischen Reproduzierbarkeitzu begreifen,<br />

könnte nicht nur den Weg zum elitären Egoboosting<br />

freimachen <strong>–</strong> sondern auch zu seinem<br />

Gegenteil: Einer Sphäre, in der kein Mensch dem<br />

anderen aufgrund körperlicher Vorteile angeblich<br />

überlegen scheint. 9 Topmodels beteuern, dass<br />

sie in Wirklichkeit nicht so aussehen wie auf<br />

dem Bild und lassen sich zur Abwechslung gut<br />

ausgeleuchtet ungeschmickt ablichten <strong>–</strong> siehe<br />

Nadine Strittmatter auf der aktuellen «Annabelle».<br />

Der «Nude-Look» (nude = nackt) ist in <strong>–</strong> doch in<br />

Anbetracht der grossen Produktpalette, mit der<br />

man sich auf natürlich schminken kann, zeigt,<br />

dass die Natürlichkeit gefaked ist.<br />

Und die «Migrosmodels», «echte Menschen», mit<br />

denen der Grossverteiler wirbt, sind zwar keine<br />

Magermodels <strong>–</strong> allzu weit weg vom Ideal sind sie<br />

dann aber auch nicht. Was geboten wird, ist eine<br />

Reality Show und eben nicht die Realität. 11<br />

Auch «Der Modefetischismus gehört deshalb zur<br />

postmodernen Kondition, weil er nicht mehr<br />

einen integralen Zeitstil kreiert, sondern ein<br />

flottierendes Gewebe aus Selbstreferenzen und<br />

Zitaten.» 12 Es scheint jedoch gerade so, als ob<br />

der Mensch gar nicht mehr Mensch sein wollte,<br />

sondern ein Ausbund an perfekter Künstlichkeit. 11<br />

Das Frauenmagazin «Bolero» fragte unlängst<br />

nach, was Männer jetzt eigentlich besser finden;<br />

Silikonbrüste oder natürliche. Die Antwort fiel<br />

differenziert aus: Naturbusen wird bevorzugt<br />

<strong>–</strong> vorausgesetzt, er sieht aus wie Silikon. Auch<br />

sonst wurde so einiges salonfähig: Während<br />

bis vor kurzem vor allem auf die Risiken des<br />

Nervengiftes Botox in der Bekämpfung von<br />

Gesichtsfalten hingewiesen wurde, preisen heute<br />

viele Hefte Botox-Parties als tolle Abwechslung in<br />

der Mittagspause, Brust- und Nasen-OP’s werden<br />

als persönliche Befreiungsschläge von gepeinigten<br />

Seelen zelebriert.<br />

<strong>Kopie</strong> vs. <strong>Original</strong><br />

Das Streben nach dem unheimlich präsenten und<br />

schier unglaublich normierten Idealbild ist grenzenlos<br />

geworden. 11 Es ist so, als ob der Körper sich<br />

nicht mehr mit einer äußeren Welt konfrontierte,<br />

sondern versuchte, den äußeren Raum in seine<br />

eigene Erscheinung hineinzustopfen. 13 So sind z.B.<br />

echte Blondinen im Gegensatz zu den Wannabes<br />

auch echt cool, stylish und begabt, siehe Uma<br />

Thurman, Kirsten Dunst oder Ingrid Bergmann.<br />

Die Reihe der echten ist natürlich nicht ganz so<br />

lang, denn blondes Haar ist rar. Dass die Blondinen<br />

in 200 Jahren gar ausgestorben sein werden, wie<br />

der Boulevard vor einiger Zeit geschockt meldete,<br />

erwies sich aber glücklicherweise als Ente. 11<br />

Umso komplizierter die Umstände des<br />

männlichen Körpers, um so einfacher seine<br />

Narrationen: Er leistet. Deswegen gehen auch<br />

andere Männer gerne ins Stadion: Weil Fußball<br />

die gesellschaftliche Komplexität gerade in den<br />

Geschlechter-Rollen vergessen lässt. Und weil ein<br />

letztes Mal der Mythos von Potenz, Maskulinität<br />

und Nation mit den Sauf- und Sing-Kumpels<br />

zelebriert werden kann. Männlichkeit ist wie<br />

Weiblichkeit eine <strong>Kopie</strong> ohne <strong>Original</strong>. Während<br />

jedoch die feministische Theorie Weiblichkeit<br />

schon lange als Konstruktion und Maskierung,<br />

Aufführung und Inszenierung analysiert hat,<br />

ist Männlichkeit als angeblich «authentischer»<br />

Machtcode diskursiv fast unberührt geblieben.<br />

Die französische Schriftstellerin Virginie Despentes,<br />

die auch den proletarisch-feministischen<br />

Punk-Porno «Baise Moi» gemacht hat, brachte<br />

in einem Interview, das ich mal mit ihr geführt<br />

habe, auf den Punkt: «Bis heute gibt es von<br />

Männern kaum Kritik an Männlichkeit. Es sieht<br />

so aus, als wäre das Gefängnis der Männlichkeit<br />

außerordentlich stabil gebaut. Männlichkeit ist ein<br />

stabiler Fake an Übermacht. Sie beginnt mit einer<br />

stark regulierten und kontrollierten Amputation<br />

der Gefühle und der Sinnlichkeit, verbindet sich<br />

mit hohen Anforderungen an eine souveräne<br />

Körperlichkeit, Sexualität und Lebensform.» 14<br />

My husband was a logging man... he met the devil<br />

2<br />

3


<strong>Kopie</strong> / <strong>Original</strong><br />

<strong>Kopie</strong> / <strong>Original</strong><br />

i never try anything<br />

unser täglich brot aus<br />

dem gefrierfach<br />

Man muss sich das mal vorstellen: Hatte vor<br />

wenigen Jahrzehnten eine italienische Mamma<br />

vor, für ihre Kinder eine richtige Lasagne zu<br />

kochen, stand sie dafür einen halben Tag in der<br />

Küche <strong>–</strong> natürlich, die Liebe der Kinder war ihr<br />

damit auf Ewigkeiten sicher, was vielleicht die<br />

etwas bizarre Beziehung italienischer Männer<br />

zu ihren Mammas erklärt. Macht sich allerdings<br />

heute noch eine Mamma diese Mühe, kann sie<br />

von Glück reden, wenn sie dafür noch ein müdes<br />

Lächeln erntet. Wahrscheinlicher ist da schon,<br />

dass ihr mit viel Liebe und noch viel mehr wertvoller<br />

Zeit angerichtetes Mal einfach verschmäht<br />

wird. Denn Kinder wissen genau: Echte Lasagne<br />

kommt von Findus. Das darf uns auch nicht weiter<br />

erstaunen, denn das perfide ist ja, die verdammte<br />

Tiefkühllasagne schmeckt tatsächlich besser. Ist<br />

ja auch kein Wunder, immerhin stecken in dem<br />

Ding genügend Es drin, um einen ganzen Duden<br />

zwischen D und F damit zu füllen. Aber darum<br />

geht es nicht <strong>–</strong> Kids sind heute wie damals ja auch<br />

keine Feinschmecker. Viel wichtiger ist das Produkt,<br />

und das Image, das sie damit konsumieren.<br />

Und Findus, soweit ist klar, ist Standard. Mammas<br />

Lasagne kann gar nicht so gut sein, sonst würde es<br />

die ja im Supermarkt zu kaufen geben. 15<br />

Mit der Einführung der Tiefkühltruhen konnte<br />

die Lebensmittelindustrie ihren Umsatz enorm<br />

steigern, doch dieses Wachstumspotential ist nun<br />

schon seit Jahren ausgereizt. Bei den Lebensmitteln<br />

in den Industrieländern gibt es nichts mehr<br />

zu verbessern, also muss der Absatz durch Imitate<br />

gesteigert werden. 15 Die Menschen wissen dadurch<br />

längst nicht mehr, was sie essen. Das zumindest ist<br />

das Fazit aus dem in diesem Sommer entfachten<br />

Skandal um so genanntes Fake Food. Die Rede ist<br />

von Nahrungsmitteln, bei denen die Firmen vorgeben,<br />

es handle sich um Schinken, Käse oder Garnelen,<br />

während diese Bestandteile in Wirklichkeit gar<br />

nicht oder nur in geringer Dosierung im Produkt<br />

vorhanden sind. Analogkäse kommt zum Beispiel<br />

völlig ohne Milch aus und ist in der Gastronomie<br />

längst gängig, weil billiger. Formschinken oder<br />

Schinken-Imitat, ebenfalls ein beliebter Pizza-<br />

Belag, enthält zwar Fleischreste, diese werden aber<br />

grösstenteils von Bindegewebe und Dickungsmittel<br />

zusammengehalten.<br />

Martin Rücker, Pressesprecher der Verbraucherschutzorganisation<br />

«Foodwatch» spricht von<br />

«arglistiger Täuschung», da diese Imitate nicht<br />

von echtem Käse oder Schinken zu unterscheiden<br />

sind, weder im Aussehen noch im Geschmack.<br />

«Als Gastronomie-Kunde kann sich der Verbraucher<br />

gar nicht schützen», erklärt Rücker, «hierzu<br />

müsste man die Pizza ins Labor einschicken.<br />

Der Schuss in den Ofen<br />

Analogkäse lässt sich als solcher nicht erkennen, er<br />

zieht sich wie richtiger Käse, bräunt auf der Pizza<br />

wie richtiger Käse und schmeckt wie richtiger<br />

Käse. Das Problem ist, dass die Behörden solche<br />

Fälschungen nicht öffentlich machen, zumal die<br />

Fälschungen nur dann verboten sind, wenn sie<br />

sich ‹Käse› oder ‹Schinken› nennen. Es genügt<br />

allerdings, im Supermarkt geriebenen Analogkäse<br />

als ‹Pizza Mix› anzubieten, also das Wort<br />

Käse zu umgehen, schon ist die Sache legal.» Die<br />

Fälschungen betreffen nicht nur billige Produkte,<br />

auch ver-meintlich hochwertige, teuer angebotene<br />

Nahrungsmittel können sich als Fake herausstellen,<br />

zum Beispiel gestrecktes Pesto, bei dem<br />

Olivenöl fast zur Gänze durch Sonnenblumenöl<br />

ersetzt wurde. «Foodwatch» deckte beispielsweise<br />

auf, dass «Bertolli Pesto Verde» zwar mit «feinem<br />

Bertolli Olivenöl» beworben wird, aber nur einen<br />

Fingerhut voll davon enthält. Dass nicht nur<br />

diejenigen getäuscht werden, die sich hochwertige<br />

Nahrung nicht leisten können, macht ein Beispiel<br />

des «Nordsee» Konzerns klar: Das aus billigem<br />

Fisch-eiweiss gepresste Surimi findet sich dort<br />

im Meeresfrüchtesalat mit dem wohlklingenden<br />

Namen «Cocktail Marseille» <strong>–</strong> das mit Abstand<br />

teuerste Produkt, das «Nordsee» an seiner Salattheke<br />

anbietet.<br />

«Es ist irrig, zu glauben, all das hätte etwas<br />

mit Lebensmittelverknappung zu tun», erläutert<br />

Rücker, «in den Industrieländern werden<br />

wir nach wie vor weder auf Milch, Käse noch<br />

Garnelen verzichten müssen, im Gegenteil, bei<br />

Milch kommt es ja beispielsweise zu gigantischen<br />

Überproduktionen. Der Grund für solche<br />

Fälschungen ist ein ganz anderer: Die Konzerne<br />

wollen neue Märkte schaffen. Mit der Einführung<br />

der Tiefkühltruhen konnte die Lebensmittelindustrie<br />

ihren Umsatz enorm steigern, doch dieses<br />

Wachstumspotential ist nun schon seit Jahren<br />

ausgereizt. Bei den Lebensmitteln in den Industrieländern<br />

gibt es nichts mehr zu verbessern, also<br />

muss der Absatz durch Imitate gesteigert werden.<br />

Oder aber durch ‹Functional Food›, eine weitere<br />

Form der Täuschung: Essen, von dem vorgegeben<br />

wird, dass es besonders gesund sei, ohne dass<br />

dies stimmt oder nachweisbar wäre. In solche Produkte<br />

wird ein massiver Werbeaufwand gesteckt,<br />

um sie teurer verkaufen zu können, ohne dass sie<br />

in irgendeiner Form gesünder wären als vergleichbare,<br />

billigere Lebensmittel. Kampagnen wie ‹Actimel<br />

stärkt Abwehrkräfte geben etwas vor, was<br />

die Produkte meistens gar nicht leisten können.<br />

Ein solcher Spruch könnte ebenso gut auf einem<br />

billigen Joghurt stehen, der dasselbe erfüllt oder<br />

eben nicht erfüllt <strong>–</strong> ‹Actimel› ist nämlich nicht<br />

nur vier Mal so teuer wie ein herkömmlicher<br />

Joghurt, sondern enthält auch noch mehr Zucker.»<br />

Gegenüber dem «Spiegel» fand «Foodwatch»-Begründer<br />

Thilo Bode deutliche Worte: «Auf dem<br />

Lebensmittelmarkt sind rechtstaatliche Prinzipien<br />

ausser Kraft gesetzt. Es ist, als würde die Polizei<br />

bekannt geben, dass massenweise Falschgeld<br />

im Umlauf ist <strong>–</strong> es aber nicht aus dem Verkehr<br />

ziehen, sondern den Bürgern erklären, wie sie die<br />

Blüten erkennen können.» An dieser Stelle nun<br />

eine Entwarnung: Im Gegensatz zu «Functional<br />

Food», von der «Kinder-Milchschnitte» bis zur<br />

«Yogurette», die als gesund angepriesen werden,<br />

aber letztlich Unmengen Zucker enthalten, sind<br />

Analogkäse, Formschinken und andere Formen<br />

von Fake Food nicht gesundheitsschädlich.<br />

Wer eine Laktoseintoleranz hat oder sich vegan<br />

ernährt, erhält mit dem Analogkäse sogar einen<br />

preiswerteren Ersatz als all die Tofu-Schnitzel,<br />

-Schinken oder -Steaks, die von einem ökologischen<br />

Publikum innig geliebt werden, obwohl<br />

es sich dabei im Grunde um den Ursprung allen<br />

Fake Foods handelt. Wenn auch um solches, das<br />

offen zugibt, Fleisch nur vorzugeben. So viel<br />

steht fest: Philosophisch betrachtet ist auch unsere<br />

Nahrung in der Postmoderne angekommen.<br />

In den Kultur-wissenschaften ist das Authentische<br />

längst als Schimäre entlarvt worden, Jean<br />

Baudrillard hat seine Simulakren-Theorie bereits<br />

in den 1970ern auf nahezu alles von den Medien<br />

bis zur Architektur angewendet, in den «gender»<br />

und «queer studies» wurde Geschlecht als soziales<br />

Konstrukt enttarnt, ja der Begriff «queer» selbst<br />

ist im Englischen ein Synonym für Falschgeld,<br />

mit dem Bode das Fake Food verglichen hat.<br />

Warum sollte es so schlimm sein, wenn nun auch<br />

unsere Nahrung nicht mehr authentisch ist? Was<br />

spricht gegen einen Mix aus Eiweiss-Imitiat,<br />

Geschmacksverstärkern und Vitaminen, solange<br />

er nahrhaft ist und schmeckt? Könnte Fake Food<br />

nicht sogar die Massentierhaltung mitsamt ihren<br />

ökologischen Folgen eindämmen? Und ist Fake<br />

Food denn letztlich nichts anderes als die industrielle<br />

Variante der sündhaft teuren Molekularküche<br />

eines Ferran Adriá, bei der es letztlich auch nur<br />

darum geht, mit Lebensmitteln zu experimentieren?<br />

Gegen die Täuschung: Ich habe solche<br />

Fragen Martin Rücker von «Foodwatch» nicht<br />

gestellt, wahrscheinlich hätte er mich ausgelacht<br />

oder gar nicht verstanden. Aber auch er schränkt<br />

ein: «Nichts gegen Produkte wie Analogkäse<br />

an sich, sondern nur gegen die Täuschung. Die<br />

Hersteller könnten ja sogar damit werben, dass ihr<br />

Nicht-Käse gut für Kunden mit Laktoseintoleranz<br />

ist, aber das machen sie nicht, weil sie ja wollen,<br />

dass die Kunden ihr Produkt für Käse halten.<br />

‹Foodwatch› ist also nicht gegen solche Lebensmittel,<br />

sondern für eine transparente Kennzeichnung.<br />

Margarine wird zum Beispiel auch als<br />

Butter-ersatz verkauft, aber jedem ist klar, dass<br />

es sich um etwas anderes als Butter handelt. So<br />

etwas geht völlig in Ordnung.» Entwarnung gab<br />

vergangenen Juli auch ein Artikel der deutschen<br />

Tageszeitung «Die Welt»: «Einige der gescholtenen<br />

‹künstlichen› Lebensmittel sind durchaus<br />

sinnvolle Versuche, gute, aber ästhetisch mangelhafte<br />

Reststoffe zu verwerten. So verbergen sich<br />

hinter dem Fantasienamen ‹Surimi› geformte<br />

Fetzen von Fischen und Krabben, die nicht<br />

minderwertig sind, sondern in ihrer ungepressten<br />

Version nur unansehnlich. Was ist falsch daran,<br />

diesen Rohstoff zu nutzen?» Im Gegensatz zum<br />

Gammelfleisch gibt die Debatte um Fake Food<br />

also nur wenig für einen ernsthaften Skandal her.<br />

Sie zeigt nur, dass die meisten Menschen beim<br />

Essen kon-servativ geblieben sind. Um den Preis,<br />

dass die Herkunft von «richtigem» Schinken oft<br />

besser ebenfalls im Dunklen bleibt. 16<br />

Tons of doughnuts. It is a Twin Peaks staple after all. August 16, 2002<br />

BILDSERIE<br />

Im August 1992 wurde Twin Peaks: Fire Walk With Me zum ersten mal in North Bend WA aufgeführt.<br />

Seitdem kommen jedes Jahr Anhänger aus aller Welt um die <strong>Original</strong>schauplätze der Kult-Serie zu besuchen<br />

und festzuhalten. Die Bilderserie auf den Seiten 3, 5 und 6 stammt von ebendiesen Anhängern der Serie<br />

die damit einen endlosen Loop der Neu-Inszinierung generieren. Auf der Website des Festivals www.<br />

twinpeaksfest.com steht dazu:<br />

Two fans in particular, Don and Pat Shook of Romeo, MI, realized that this would be a great<br />

thing to have every year... a gathering of the fans with some celebrity guests, all together<br />

in Washington to celebrate Twin Peaks.bThe following August, the very first Twin Peaks<br />

Festival took place. It wasn’t nearly as large as the film premiere the year before... only<br />

about 200 fans were in attendance... but the size isn’t what mattered. The big draws for the<br />

fans were the celebrity guests and filming sites. Most of the festival events were held at the<br />

Holiday Inn in Issaquah that year, with a salmon luncheon at the Kiana Lodge off Bainbridge<br />

Island and a Lynch film night at the Seattle Art Museum as side trips. Fans were<br />

given filming site maps for self-guided tours, and were given the option to purchase tickets<br />

for each individual event during the festival (dinners, lunches, contests, etc).<br />

The success of that first festival prompted the Shooks to continue the festival the following<br />

year, and soon it became an annual event. Average attendance each year ranged from 100-<br />

200 fans and three to four celebrity guests, including such folks as Jack Nance, Frank Silva,<br />

Michael J. Anderson, and Catherine Coulson. Eventually the Shooks decided to step down<br />

as festival organizers and hand the event over to a new person, Eric Thomas from Southern<br />

California. Eric took over the festival in 1998 and revamped the format. He moved the<br />

main festivities to the Kiana Lodge, added a bus tour of the filming sites in Snoqualmie<br />

Valley, and eliminated the individual event tickets, creating one comprehensive festival<br />

ticket package. The farewell cherry pie party was held at the Timberline Tavern in Seattle,<br />

famous to fans as the interior of the Roadhouse.<br />

In 2000, Eric renamed it the Twin Peaks Lynch Fest and put heavy emphasis on David<br />

Lynch in general. After announcing that it would probably be the last festival ever, many<br />

new fans bought tickets in a panic to get their festival experience in before the opportunity<br />

was lost forever. The attendance number swelled to an overwhelming 250, with approximately<br />

90% being brand-new to the festival experience (in comparison, normal years see<br />

about 67% new attendees). The main events were moved to Snoqualmie Valley and the<br />

farewell party switched to the Llama Rose Farm near Poulsbo.<br />

Thankfully, Eric did continue the festival in 2001, largely with the help of Susan and<br />

David Eisenstadt, whose son Josh (fondly known to fans as The Twin Peaks Brain) had<br />

been dragging them to the festival since 1994. Afterwards, Eric turned the festival over<br />

to Susan, who picked up where Eric had left off and worked to encompass the entire<br />

festival in Snoqualmie Valley. The film night was moved to the North Bend Theater,<br />

where Twin Peaks: Fire Walk With Me had premiered ten years prior, and the farewell<br />

party relocated to Olallie State Park where several scenes from FWWM had been filmed,<br />

including the Deer Meadow Sheriff’s Station and the spot in the woods where Laura and<br />

Bobby meet Deputy Cliff. Julee Cruise happened to be in the Seattle area promoting her<br />

new disc that summer, and as a treat Susan invited her to perform for fans. As a precaution<br />

to the number of fans becoming too unmanageable, only 200 tickets were available<br />

for sale that year. Every single ticket sold out.<br />

After two great years, Susan decided to hand the festival over to yet another organizer...<br />

or in this case, a group of organizers. 2004 saw the arrival of Jared Lyon, Amanda<br />

Hicks, and Jordan and Kelly Chambers as the festival organizers. They picked up<br />

where Susan left off, though they were forced to move the film night back to the<br />

Seattle Art Museum due to lack of support from the owners of the North Bend<br />

Theater (new owners have since taken over). In 2005, they changed the long-running<br />

format of the festival due to a scheduling conflict with the museum. The film night,<br />

which had always been a Saturday-night staple, was switched to Friday night and the<br />

celebrity dinner switched to Saturday night in its place. Thankfully this turned out to<br />

be a successful move and has remained in place since.<br />

Hyde gets Catherine to recite a few lines while someone videotapes them. August 1, 2004<br />

4<br />

5


<strong>Kopie</strong> / <strong>Original</strong><br />

<strong>Kopie</strong> / <strong>Original</strong><br />

Restaging the<br />

real<br />

Right here, Right now<br />

Das <strong>Original</strong> ist die kopie<br />

In the Black Lodge<br />

again and again<br />

The CBS/Paramount filming crew interviewing for the<br />

Twin Peaks Festival. July 29, 2006<br />

In der Beziehung zwischen <strong>Original</strong> und <strong>Kopie</strong><br />

herrscht noch immer die Idee vor, dass eine <strong>Kopie</strong><br />

eine Art Ersatz für das <strong>Original</strong> ist. Dies ist nicht<br />

der Fall, spricht man beispielsweise von einer<br />

Erscheinungsform von Buddha oder von einer<br />

der drei Personen der heiligen Dreifaltigkeit, von<br />

denen keine in irgendeiner Weise der anderen<br />

unterlegen ist, weil jede von ihnen die heilige<br />

Dreifaltigkeit als Ganzes, bzw. Buddha selbst<br />

ist. In alle Himmelsrichtungen des weltweiten<br />

Kommunikationsnetzes dargeboten, garantiert das<br />

digitale Kunstwerk nun eine totale Allgegenwart.<br />

Möglicherweise ist es überall und das mit einer<br />

Präsenz, die stärker ist als je zuvor. Wenn sie eines<br />

von ihren Bildern in ihr bevorzugtes Bildbearbeitungsprogramm<br />

herunterladen, werden sie in der<br />

Lage sein, seine Innereien nach Belieben zu erforschen.<br />

Schlimmer noch: sie können es nach Ihrem<br />

Geschmack korrigieren und sogar zerstören - dies<br />

bis ins letzte seiner pulsierenden Pixel.<br />

Ja. Wenn sie wollen, können sie das besitzen, was<br />

von der Stofflichkeit dieser Bilder übriggeblieben<br />

ist, und zwar in einer Tiefgründigkeit, die niemals<br />

zuvor erreicht wurde. Und trotzdem wird Ihnen<br />

weder von der Magie, noch vom Geheimnis der<br />

Bilder etwas weg genommen. Und sie werden<br />

jetzt verstehen, was diese alte Geschichte von<br />

<strong>Original</strong> und <strong>Kopie</strong> an Trug und Ungenauigkeit<br />

beinhaltet. Indem sie die Betonung auf die<br />

Stofflichkeit des Werkes gelegt haben, waren sie<br />

in dem Glauben, dass das Magische im <strong>Original</strong><br />

liegt und dass seine Macht in der <strong>Kopie</strong> nur geringer<br />

werden konnte. Tatsächlich aber ist dieses<br />

Magische in Ihnen selbst und seine Essenz ist die<br />

Essenz eines Zusammentreffens. Es besteht sozusagen<br />

aus jenem Teil Ihrer selbst, der einzigartig<br />

ist und daraus, was einzigartig an diesem Moment<br />

ist, in dem sie das Werk zum ersten Mal sehen.<br />

Mit anderen Worten handelt es sich hier um etwas,<br />

von dem man in keiner Weise erhoffen kann,<br />

es zu kopieren. Sobald der Künstler aufhört, mit<br />

den traditionellen Mitteln zu arbeiten und ein vollkommen<br />

digitales Werk schafft, kann dieses Werk<br />

in sovielen Erscheinungsformen dupliziert werden,<br />

wie man will. Und diese Erscheinungsformen sind<br />

wirklich auf vollkommene und exakte Art gleich,<br />

genau so wie man sie haben will. Jede einzelne von<br />

ihnen ist das Werk selbst. Und diese Multiplikation<br />

ohne Qualitätsverlust kann dank des weltweiten<br />

Kommunikationsnetzes überall realisiert werden.<br />

Das <strong>Original</strong> in der Musik<br />

Von diesem Moment an löst sich der erstaunliche<br />

Archaismus eines Geistes, eines Manna, das mit<br />

dem <strong>Original</strong> verbunden bliebe und das sich in<br />

der <strong>Kopie</strong> verlieren würde, auf. Und dies, obwohl<br />

dieser Archaismus die Wurzel des wichtigen und<br />

mysteriösen Kunstmarkts ist. Dies ist jedoch nicht<br />

sonderlich überraschend. In der Musik hat es<br />

noch nie solche Dinge wie <strong>Original</strong> und <strong>Kopie</strong><br />

gegeben. Und es hat auch noch nie einen Sinn gemacht,<br />

in der Literatur über <strong>Original</strong>e und <strong>Kopie</strong>n<br />

zu sprechen, denn spätestens seit Gutenberg ist<br />

den Qualen der Kopisten ein Ende bereitet worden.<br />

Natürlich werden sie noch hie und da einige<br />

Leute finden, die stolz darauf sind, das Manuskript<br />

eines bestimmten Buches oder eines Musikstückes<br />

zu besitzen, aber selbst diese Abirrungen werden<br />

in dem Maße verschwinden, in dem Autoren und<br />

Musiker den blanken Schrecken vor einer jungfräulichen,<br />

weissen Seite und vor dem Duft der<br />

Tinte verlieren werden. Die Aufregung war schon<br />

gross, als die Photographie über uns hereingebrochen<br />

ist. Aber alles in allem hat die Photographie<br />

nur das Prestige des <strong>Original</strong>s betont, als etwas,<br />

das eine bestimmte Art von Seele enthält, welche<br />

die Photographie nicht erfassen konnte. Es ist auch<br />

wahr, dass einige technische Probleme zu lösen<br />

waren. Die <strong>Original</strong>treue (High Fidelity) existiert<br />

in der Musik, oder sie misst sich zumindest daran,<br />

aber man wird in der Malerei vergeblich nach<br />

einem Äquivalent suchen. Egal, welche Vorsichtsmaßnahmen<br />

sie auch treffen mögen, der Punkt hier<br />

ist nicht nur, dass Reproduktionen gemalter Bilder<br />

für gewöhnlich enttäuschend sind, sondern schlimmer<br />

noch, dass <strong>Original</strong>e sich selbst kaum treu sind.<br />

Man gewöhnt sich ziemlich schnell daran - und<br />

zwar mit einer erstaunlichen Leichtigkeit - was alte<br />

Werke betrifft, aber wenn es sich um neuere handelt.<br />

Man braucht nur einmal zu beobachten, was<br />

mit verschiedenen Rottönen in Van Goghs Werk<br />

passiert, um eine Idee davon zu bekommen, inwieweit<br />

<strong>Original</strong>pigmente den Maler im Stich lassen<br />

können. Die Zeit vergeht und mit ihr vergehen die<br />

Farben sowie die Emotion beim ersten Betrachten.<br />

Es gibt kein Beispiel, wo man es geschafft hätte,<br />

diese Dinge in einen Tresor zu sperren.<br />

Sterbliche Gemälde<br />

Und das ist genau das, was Marcel Duchamp<br />

darüber gedacht hat: «Ich bin überzeugt davon,<br />

dass die Malerei im Sterben liegt. Jedes Gemälde<br />

stirbt nach vierzig oder fünfzig Jahren, weil es<br />

dann seine Frische eingebüßt hat. Und der Plastik<br />

geht es nicht anders. Das ist meine ureigene Ansicht,<br />

so ein privater Spleen, der von niemandem<br />

sonst geteilt wird - aber das ist mir gleich. Meiner<br />

Meinung nach stirbt jedes Gemälde nach einigen<br />

Jahren, genauso wie sein Urheber. Und danach<br />

spricht man dann von Kunstgeschichte. Es besteht<br />

z.B. ein riesiger Unterschied zwischen einem<br />

Monet heute, der ganz dunkel geworden ist und<br />

einem Monet vor sechzig oder achzig Jahren, als<br />

er noch leuchtend und neu war. Jetzt gehört er der<br />

Geschichte an und ist allgemein anerkannt, und<br />

das ist auch gut so, denn ändern tut sich ja doch<br />

nichts. Die Menschen sind sterblich und die Gemälde<br />

sind es auch.» Genauer gesagt, wahrnehmen<br />

ist eine Entscheidung. Und es ist diese Entscheidung,<br />

die uns die Ready-Mades von Duchamp in<br />

ihrem Ursprung enthüllen. Das jedoch war uns<br />

in gewisser Weise schon klar, weil das langsame<br />

Entstehen des Alphabets, das heisst der Übergang<br />

von willkürlichen Zeichen der Piktogramme zur<br />

Schrift uns ganz klar gezeigt hat, dass jedes Bild<br />

alles repräsentieren kann, vorausgesetzt, dass wir<br />

entschieden haben, dass dies so sei. Trotzdem,<br />

obwohl nichts uns die radikale Neuheit eines etwas<br />

«nie gesehenen» zurückgeben kann, wenn sie<br />

einmal vorbei ist, gibt es einige Gründe zu denken,<br />

dass die digitale Kunst uns treuer bleiben wird,<br />

als die Ölmalerei. Weil die digitale Kunst nicht<br />

die Farbe selbst speichert, sondern eher in Form<br />

von Zahlen das speichert, was notwendig ist, um<br />

die Reproduktion zu sichern, also sozusagen ihre<br />

Gene. Und wir sollten darüber nicht traurig sein,<br />

weil wir bezüglich der Erinnerung viel eher den<br />

Genen trauen können, als Marmor oder Bronze.<br />

In der Tat gibt es jede Menge Beispiele von<br />

lebenden Organismen, die es geschafft haben bis<br />

heute vollkommen intakt zu bleiben, obwohl sie,<br />

über Millionen von Jahren ihrer Geschichte das<br />

Entstehen und Untergehen von ganzen Gebirgen<br />

bezeugen können. Aber, wird man sagen, handelt<br />

es sich dabei noch um Malerei? Kann sein, kann<br />

aber auch nicht sein. Aber auf jeden Fall, wie es<br />

auch Duchamp lange bevor es digitale Kunst gab,<br />

gesagt hat: «Malen, das bedeutet gar nichts. Das<br />

bedeutet nur ‹Etwas machen›. Es gibt die Ölmalerei<br />

seit achthundert Jahren, aber es wird die<br />

Ölmalerei nicht mehr geben: Es wird Keramiken<br />

geben, farbiges Licht oder alles, was sie wollen. In<br />

der Musik wissen sie, was passiert ist. Jedesmal,<br />

wenn ein neues Instrument erfunden wurde, hat<br />

es eine neue Musik gegeben, geschaffen durch das<br />

neue Instrument. Das war trotz allem eine andere<br />

Facette derselben Sache, vom metaphysischen Gesichtspunkt<br />

aus betrachtet. Also wird es dieselbe<br />

Sache sein. Selbst wenn man die Ölmalerei vollkommen<br />

abschafft, wird sie durch etwas anderes<br />

ersetzt werden, aber es wird immer der Ausdruck<br />

eines Individuums oder einer Gruppe von Individuen<br />

bleiben, die ihr Unterbewußtes sprechen<br />

lassen.» Das Verschwinden selbst des Konzepts des<br />

<strong>Original</strong>s gibt dem Kunstwerk eine Vielseitigkeit<br />

und eine Flexibilität zurück, die früher nur das<br />

Leben selbst hatte. Trotz allem, was ich gesagt<br />

habe, und trotz des unzweifelhaft Wahren darin -<br />

zumindest hie und da - weiss ich sehr gut, dass Sie<br />

nicht aufhören werden, sich wieder und wieder<br />

die Frage nach dem <strong>Original</strong> zu stellen. 24<br />

There‘s a sort of evil out there, strange in the woods - a darkness, a presence<br />

Mural on back of diner. In 1999 or 2000 the kitchen of the diner caught on fire and<br />

destroyed the old mural that was here. I liked that one better because it was more of an<br />

exact match of the scene it depicts<br />

the path of the<br />

righteous men<br />

Die Rückkehr des Politischen<br />

Ronettes Bridge in Snoqualmie<br />

The Sheriff‘s Departement<br />

A shot from above me hanging by my feet<br />

Probably the coolest location: the Twin Peaks Sheriff’s Station! It’s directly<br />

across from what remains of the Sawmill. August 23, 2009<br />

Der FaZ-Reporter versprach sich von seinem Trip auf<br />

das Rütli Action, Spass, Spektakel und Stimulation<br />

<strong>–</strong> oder zumindest einen politischen Durchbruch.<br />

Doch dann tauchte der Schwarze Block nicht auf, der<br />

Sprengstoff explodierte zu spät und die Faust des Autors<br />

blieb auch im Sack.<br />

Als vor über zwanzig Jahren in der Schweiz ein<br />

Magazin namens «Magma» und in Deutschland<br />

«Tempo» für Aufregung sorgten, da war es<br />

erklärtes Ziel von uns Jungschreibern,<br />

den angestaubten politischen Journalismus von<br />

Spiegel, Stern oder NZZ kurz und klein zu<br />

hacken. Natürlich ging es dabei <strong>–</strong> ganz postmodernistisch<br />

<strong>–</strong> mehr um Form als um politische<br />

Inhalte. Es war ein publizistischer Kunstgriff: Wir<br />

schrieben über Gummibärchen oder<br />

das Sexleben von Tauben genauso wie über<br />

Helmut Kohl, Kalaschnikows und verschmutzte<br />

Meere. Pop und Politik, Fakten und Fiktionen<br />

sollten elegant vermischt werden. Die investigative<br />

Spassgesellschaft im Sinne von Hunter<br />

S. Thompson wurde gegründet. Wer ernsthaft<br />

politisierte, galt als tragischer Langweiler. Simulation<br />

war angesagt. Obwohl der Feind auch damals<br />

im rechten Lager zu finden war, verschoben sich<br />

bei diesem Kunstgriff die politischen Grenzen.<br />

Die Dinge wurden komplizierter. Das hatte<br />

ganz einfach damit zu tun, dass die subversive<br />

journalistische Strategie, wie sie zum Beispiel<br />

Tempo erfinderisch präsentierte, immer mehr von<br />

Werbung und Populärgeschmack übernommen<br />

wurden (was dann in den 90er Jahren Auswüchse<br />

wie das Guerilla-Marketing oder den Zeitgeist-<br />

Relaunch der Weltwoche meines Förderers<br />

Roger Köppel ermöglichte). Das «Politische» <strong>–</strong><br />

Represent! Represent! <strong>–</strong> blieb dabei natürlich auf<br />

der Strecke, politische Haltung wurde zum lustig<br />

aufgeblasenen Nichts, das bloss wirkungsvoll und<br />

provokativ inszeniert werden musste.<br />

Politik des schönen Scheins<br />

Die Medien hatten sich also die vom Schein<br />

beherrschte Welt der postmodernen Politiker<br />

selbst eingebrockt, deren bestimmendes Element<br />

die Show ist. In der Show gibt es keine Wahrheit,<br />

sondern Effekte. Weswegen also stellen wir uns<br />

2007 plötzlich wieder die Frage: «Gibt es eine<br />

Rückkehr zum Politischen (ohne sich dabei zu<br />

Tode zu lachen)?» Macht uns Hollywood mal<br />

wieder alles vor? Fotomodelle, Regisseure,<br />

Schauspieler, das ganze Personal der Unterhaltungsindustrie<br />

Kaliforniens, versucht seit Jahren<br />

echt politisch-korrektes Bewusstsein zu beweisen.<br />

Man schliesst sich Bewegungen von Bono oder Al<br />

Gore an, adoptiert Kinder, besucht PLO-Lager,<br />

durchquert Afrika mit Motorrädern im Rahmen<br />

einer Unicef-Aktion. Brad, George und Johnny<br />

beteiligen sich an G7 Protestmärschen, Sofia, Jude,<br />

Gwyneth und Chris besuchen Symbolevents wie die<br />

1. Mai-Demo in Berlin oder den Christopher Street<br />

Day in San Francisco. Irgendwann wirft die Schauspielerin<br />

Naomi Watts sogar einen Stein gegen<br />

einen Bullenwagen und postet es auf YouTube.<br />

Edel-Steine als Waffe<br />

Und in der Schweiz? Da ermöglicht ein<br />

Uhrenmillionär <strong>–</strong> beseelt von uneigennütziger<br />

Citoyenneté und Bürgertugend <strong>–</strong> die Rütlifeier.<br />

Alles Teil der globalen Rückkehr des Politischen.<br />

Oder perfekte Schein- und Symbolpolitik? Nun,<br />

es wurde August 2007, und dieses symbolische<br />

Revival des Polititschen hatte auch mich angesteckt.<br />

Aus Los Angeles angereist, besteige ich in<br />

Luzern das Extraschiff «Europa» Richtung Rütli.<br />

Ich bin auf Recherche für eine politische Zeitung,<br />

von der ich noch nie gehört hatte, die aber<br />

einen ausgezeichneten Namen trägt und sich auf<br />

eine handvoll leidenschaftlicher Leser verlassen<br />

kann: Die FaZ. Das Rütli verfügt über höchsten<br />

Symbol- und Simulationswert, fast wie ein Filmset<br />

von Peter Jackson. War das auszuhalten?<br />

Oder würde ich die mythologisierte Landschaft<br />

bloss an Locationscouts in Burbank weitermelden?<br />

Ich war noch nie dort. Bloss auf der anderen Seite<br />

des Sees, im Muotathal, wo mich mal einige<br />

lokale Freaks ins Höllloch verschleppten. Jetzt ist<br />

alles anders. Nach einer märchenhaften Fahrt über<br />

den Vierwaldstätter-See sitzt der «gefährlichste<br />

Journalist der Schweiz» (Blick) plötzlich in der<br />

Rütli-Gaststätte bei Wiener Schnitzel statt Bratwurst,<br />

eingekreist von zwei Woz-Kolumnisten,<br />

angeblich als Nazis getarnt. Das politische Spiel<br />

um falsche Symbole kann beginnen.<br />

Das Rütli sollte an diesem Tag eine Implosion<br />

des Realen produzieren. Und so trifft es sich<br />

gut, dass unsere Bundespräsidentin nur gerade<br />

zwei Schritte entfernt von mir in Begleitung von<br />

Trachtenträgern und Bodyguards einmarschiert.<br />

Sie lächelt mir sogar zu, ich kann mich ganz kurz<br />

mit ihrem breiten Mund beschäftigen, dieses<br />

Lachen, so schön, dieser Hals, oh Micheline, da<br />

und dort könnte man natürlich chirurgisch noch<br />

ein bisschen nachhelfen, denke ich mir ganz<br />

hollywoodmässig. Wie wahrhaftig sie erscheint, so<br />

echt. Bewundernswert. Natürlich wird diese Sorte<br />

Echtheit <strong>–</strong> wie immer <strong>–</strong> von der Richtigkeit der<br />

Lüge bestimmt, die sich an ihrer Funktionalität<br />

misst. Niemand weiss dies besser als politische<br />

Profis <strong>–</strong> oder Hollywoodstars. Aber das ist eine<br />

ganz andere Geschichte.<br />

Micheline sieht man am 1. August 2007 die<br />

Fälschung absolut nicht an. Alles echt. Aber<br />

ich muss daran denken, wäre sie zwanzig Jahre<br />

jünger, dann hätte uns bei Tempo irgendein<br />

Lifestyle-Redakteur längst zu erklären versucht,<br />

dass die Schweizer Bundespräsidentin eigentlich<br />

ein bisschen nach Heroin-Chic aussähe. Und jetzt<br />

bewegen sich diese Lippen sogar noch intensiver,<br />

sie tragen eine grandiose 1.August Rede vor,<br />

natürlich mit einem der Kernsätze gleich als<br />

Startschuss: «Es geht nicht an, dass eine Minderheit<br />

die Nationalfeier auf dem Rütli für sich allein<br />

beansprucht und den anderen den Zugang und<br />

das Wort verbietet.» Applaus. Klar geht das nicht.<br />

Trotzdem stecke ich jetzt die Faust in meine Hosentasche,<br />

wie man das halt so macht, gelangweilt<br />

und ein bisschen wütend, schlucke heimlich einen<br />

Kräuter mit dazu gemischten Pakula-Pillen runter<br />

und blicke Richtung Brunnen, Kanton Schwyz.<br />

Wo ist der verdamme «Schwarze Block», wenn<br />

man ihn braucht? So friedlich kann sich doch ein<br />

Staatsoberhaupt nicht in der Woge der Sympathie<br />

sonnen. Das geht doch nicht! Hat doch nichts mit<br />

Demokratie zu tun! Und der Star des Tages sagt<br />

dann ganz locker: «Heute sind es vor allem die<br />

Muslims in unserem Land, die zum Gegenstand<br />

eines neuen Kulturkampfs gemacht werden.» Und<br />

dann, irgendwann, noch korrekter: «Wir grenzen<br />

nicht aus. Wir schliessen ein.» Applaus. Logischer<br />

Sieg. Die VIP-Party am Höhepunkt. Trotzdem<br />

hoffe ich jetzt auf einen grossen Knall. (Zu dem<br />

Zeitpunkt weiss natürlich noch keiner, dass 100<br />

Gramm Feuerwerk unter dem Boden vergraben<br />

liegen.) So sieht also die Politik des perfekten<br />

Sonnenscheins aus.<br />

«Der Marketing-Krieg hat alles erfasst,» erklärt<br />

mir später ein ehemaliger Kollege, der heute<br />

bei der ZEIT arbeitet: Rechts gegen<br />

Links, Micheline versus Blocher, Gut gegen<br />

Böse, Gucci gegen Rutschi. Diesmal gewinnt am<br />

remystifizierten Rütli LINKS, nächstes Jahr wird<br />

es womöglich wieder RECHTS sein. Hin und<br />

her geht das, bis es einem schlecht wird, wie bei<br />

Rollerball, anno 1974 mit James Caan.<br />

Showdown zurück<br />

zum Glauben<br />

Es ist ja bestimmt nicht erst seit dieser seltsamen<br />

Verunglimpfung von Bundesrat Samuel Schmid<br />

bekannt, dass solche politischen Events vom<br />

Code der Medien bestimmt werden, und also das<br />

Gesetz der asymmetrischen Kriegsführung gilt,<br />

wie das in den USA schon seit Beginn des Fernsehzeitalters<br />

so läuft: Das Spiel mit der Symbolik,<br />

der Illusionismus, die Pseudo-Betroffenheit, die<br />

moralisierende Ironie, das Pop-Element. Wann<br />

hört das auf? Und dann: Der Knall! Ein Päng!<br />

Das Comeback des Glaubens. Klingt rückblickend<br />

alles wie eine Explosion auf einem Filmset. Wir<br />

haben uns von der heiligen Wiese bereits entfernt,<br />

gehen runter zum See, dieser wahnsinnig blaue<br />

See, der an jenem glitzernden Schweizer Tag die<br />

totale Blendung bedeutet. Päng! Einfach so hat<br />

es von unter der Erde geknallt. Wie ein Abschied<br />

von den Eltern mit 100 Gramm Sprengstoff.<br />

Der Blick-Reporter meint später, das hätte auch<br />

Menschen töten können. Mögliche Schlagzeilen:<br />

«....aus den Höhlen gerissene Augen, abgetrennte<br />

Leiber in Nidwaldner Traditionstracht....»<br />

«Diese Weide <strong>–</strong> wie jede Wiese mit Symbolkraft,<br />

ob vor dem Weissen Haus in Washington,<br />

in Moskau, Paris oder New Dehli <strong>–</strong> ist die<br />

virtuelle Gegenwart des Volkes im Zentrum<br />

der politischen Macht», sagt abschliessend ein<br />

Uni-Professor aus Zürich, der nichts vom Knall<br />

mitbekommen hat, aber diesen grossen Tag für<br />

die Frauen und die SP einfach geniessen möchte.<br />

Wie ein Patriot für 15 Minuten halt. Er sitzt<br />

neben mir auf dem Schiff und fragt: Wie geht es<br />

Ihnen eigentlich, Herr Kummer? Was kommt als<br />

nächstes? Vielleicht die Rückkehr des Politischen,<br />

sage ich ein bisschen benebelt. Obwohl selbst<br />

mir nicht klar ist, was das bedeutet. Das Rütli-<br />

Spektakel, der Suspense im Vorfeld, machte im<br />

Kleinen deutlich, was auch der amerikanische<br />

Wahlkampf 2007 wieder bestätigt: So wenig<br />

es möglich ist, eine absolute Ebene des Realen<br />

mehr auszumachen, ist es möglich, Illusionen zu<br />

inszenieren.<br />

Vielleicht war das Rütli-Bömbchen also ein<br />

Attentat auf das Realitätsprinzip selbst, denke<br />

ich jetzt im Fahrtwind Richtung Luzern. Denn<br />

es lässt über ihr Objekt hinaus die Annahme<br />

zu, die Ordnung, das Gesetz und die Politik<br />

selbst könnten ebensogut nur Simulation sein.<br />

Jetzt mal ganz ehrlich: Wie kann Sprengstoff in<br />

unmittelbarer Nähe zur höchsten Schweizerin<br />

unter einem heiligen Rasen unbemerkt deponiert<br />

werden? Wahnsinn!<br />

Und wenn man also dem guten toten Jean<br />

Baudrillard doch noch glauben will, dann ist<br />

eben eine Macht eben nicht in der Lage, die<br />

Herausforderung der Simulation anzunehmen.<br />

Die Simulation siegt immer. Das macht Hoffnung<br />

auf unblutiges, grosses, politisches Spektakel für<br />

die Zukunft. Und jetzt marschiert, Schwarze<br />

Blöcke. Simuliert. 17<br />

6<br />

7


<strong>Kopie</strong> / <strong>Original</strong><br />

Did you say Over?<br />

Nothing is over until we decide it is<br />

Der Mono-Mix im zeichen der authentiztät<br />

1.<br />

2.<br />

Woher kommt gerade in Subkulturen, und<br />

dabei ist es egal ob Hardcore, Antifolk oder<br />

Hip-Hop, diese Begeisterung für das Greifbare,<br />

für den «echten» Tonträger? Als Beweis, dass<br />

das Kunstwerk in seiner organisierten Dauer<br />

bestehen kann, dass es nur in seiner Reproduktion<br />

wahrhaftig wird und gegen das Verschwinden<br />

in der digitalen Welt besteht? Als Beweis dafür,<br />

dass man einen «besseren» Geschmack hat als<br />

Britney-Spears-Fans? Was können deren Fans<br />

denn dafür, dass es die Alben zuerst als MP3-<br />

Download gibt und nie als nummeriertes buntes<br />

Vinyl mit mundgehäkeltem Cover? Zumal ein<br />

Britney-Spears-Album häufig interessanter ist als<br />

so mancher marginale Tape-Realease von einem<br />

Konzertmitschnitt. 18 All die Jahre haben sie mit<br />

ihren Nebenprojekten Schallplatten in handgemachten<br />

Siebdruckcovern veröffentlicht, haben<br />

die DIY-Fahne hochgehalten und befreundete<br />

Labels unterstützt, doch nun müssen sie feststellen,<br />

dass da eine Generation nachgewachsen ist,<br />

der Tonträger gar nichts mehr bedeuten.<br />

Für einen kurzen Moment kommen Markus<br />

Acher Selbstzweifel: Vielleicht ist es ja unfair, die<br />

iPod-Kids einfach nur als stumpfe Konsumenten<br />

abzutun. Ist es nicht ebenso konsumorientiert, am<br />

Fetisch Schallplatte festzuhalten? «Wir denken ja<br />

noch in Kategorien wie B-Seiten, völlig anachronistisch»,<br />

sagt Acher und lacht. 6 Von wegen iPod-<br />

Kids und digitale Distribution: Im Online-Archiv<br />

der «New York Times» findet sich die älteste<br />

Meldung zum Thema Musikpiraterie. Sie stammt<br />

vom 13. Juni 1897, aus der Gründerzeit der Phonoindustrie.<br />

«Kanadische Piraten» verschickten<br />

Raubpressungen von Schallplatten über die<br />

Grenze und verkauften sie zu einem Zehntel des<br />

<strong>Original</strong>preises. Zeitungen druckten Listen der<br />

verfügbaren Stücke <strong>–</strong> eine Art frühe Pirate Bay.<br />

50 Prozent Umsatzeinbussen beklagte die Industrie<br />

und forderte, dass die Post die Sendungen<br />

filtere. Eine vergleichsweise milde Massnahme,<br />

gemessen am Internet-Ausschluss, den sich heute<br />

die Tonträgerindustrie für Filesharer wünscht. Die<br />

Politik reagiere nicht hart genug auf Internetpiraterie,<br />

begründete Dieter Gorny, Geschäftsführer<br />

des Bundesverbands der Musikindustrie, die<br />

Absage der Branchenmesse Popkomm in Berlin<br />

und sorgte allseits für Kopfschütteln. 19<br />

Zugleich erschien dieser Tage eine gross<br />

angekündigte Beatles-Box, im Stereo- und<br />

Mono-Mix. Der Stereo-Mix, angeblich den<br />

neuen Hörgewohneiten angepasst (was natürlich<br />

sofort zum Vorwurf des Lautheitswahns führte)<br />

kann hier vernachläsigt werden, da er, anders als<br />

der Mono-Mix, nicht verspricht authentisch zu<br />

sein. Dagegen käme der Monomix den <strong>Original</strong>aufnahmen<br />

angeblich am nächsten, und noch<br />

dazu ist der limitiert! Der Mono-Mix ist echt!<br />

Wie früher! Auratisch! Limitiert! Wenn das mal<br />

kein Argument ist. Das führt gleich zur leidigen<br />

Tonträgerdebatte. Denn anders als auf der High-<br />

End-Anlage ist es bei MP3s nun fast schon egal,<br />

ob sie in Stereo oder Mono sind. 18<br />

Der Tonträger hält also materiell bestenfalls etwas<br />

von der Flüchtigkeit des Moments fest, konserviert<br />

ein historisch unwiederbringliches Ereignis<br />

und gibt dem Sammler das Gefühl, diese in der<br />

Musik zum Ausdruck kommende Dringlichkeit<br />

jederzeit abrufen zu können. Wer sammelt <strong>–</strong> am<br />

besten Erstauflagen und noch lieber limitierte<br />

Tonträger<strong>–</strong>, gibt sich dem trügerischen Glauben<br />

hin, er könne die Vitalität des Augenblicks mit der<br />

Sammlung für immer bewahren wie eine Fliege in<br />

Bernstein. Natürlich ist das ein Paradox: Sammler<br />

sammeln aus Angst vor dem Verschwinden, doch<br />

das, was sie auf Flohmärkten oder eBay ergattern,<br />

ist nichts weiter als der Nachhall von etwas Verschwundenem.<br />

Warum hat Jean Baudrillard, der<br />

große Theoretiker des Verschwindens, eigentlich<br />

nie über Plattensammler geschrieben? Auf nichts<br />

trifft seine Simulakren-Theorie so gut zu wie auf<br />

jene, die glauben, mittels Schallplatten das «echte»,<br />

«reine», «nackte» Leben erheischen zu können, um<br />

am Ende doch nur dessen geisterhaften Schatten in<br />

ihren Händen zu halten. Ihr Auftreten hat so gar<br />

nichts von der Vitalität und Präsenz jener Objekte<br />

der Begierde, denen sie nachjagen. Es handelt<br />

sich um tragische Gestalten, die ihr Leben ständig<br />

vertagen, ganz so wie die Fehlfarben einmal<br />

gesungen haben: «Ich kenne das Leben, ich bin im<br />

Kino gewesen.» 6 Ganz andere Strategien, um das<br />

Echtheits- und Authentizitätsversprechen von Pop<br />

zu unterlaufen hatte Antifolk entwickelt. Quasi als<br />

Antwort auf die Verheissung des möglichst Puren<br />

und Reduzierten, war der Aufnahmeprozess<br />

selbst zur Schau gestellt worden. Auf verrauschten<br />

Homrerecording-Alben erzeugt die Anwesenheit<br />

von Verkehrsgeräuschen, Telefonklingeln, Räuspern<br />

und Verspielern für den Hörer den Eindruck<br />

grösstmöglicher Nähe. Gleichzeitig scheint in<br />

dieser performativen Unfertigkeit und Fehlerhaftigkeit<br />

aber auch die Kritik an den klaren und<br />

sauberen Produktionen durch.<br />

Die Fehlerhaftigkeit als Beweis, dass auf Overdubs<br />

etc. verzichtet wurde, tritt programmatisch in den<br />

Vordergrund: Fehler is King, Fragilität zeugt von<br />

Authentizität. In der scheinbaren Nähe, die zu<br />

den Zuhörenden aufgebaut wird, und die in den<br />

Wohnzimmerkonzerte noch einmal potenziert<br />

wird, steckt aber nicht immer nur die Kritik<br />

an den der unmöglichen Echheit, manchmal<br />

dominiert auch das banale Bedürfnis nach dieser<br />

Illusion von Nähe. 18 3.<br />

Natürlich ist es völlig legitim und musikalisch<br />

oft auch gewinnbringend, wenn sich westliche<br />

Pop-, Rock- und Jazzmusik so genannte Folklore<br />

aneignet. Doch das, was in Weltmusik-Regalen<br />

angeboten wird, hat weniger mit Bereicherung<br />

als mit Angleichung zu tun. Es ist eine falsch<br />

verstandene, nämlich kulturindustriell lancierte<br />

Form der Assimilierung und damit oft Ausdruck<br />

eines latenten Rassismus und Exotismus, der die<br />

Klischees vom heissen «latin lover» oder primitivistischen<br />

Afro-Trommler fortschreibt. Dem<br />

gegenüber ist die Archivierung von traditioneller<br />

Musik erst einmal wertneutral. Das stellt die von<br />

Radio France herausgegebene «Ocora»-Reihe<br />

wie kein anderes Label auf hohem Niveau unter<br />

Beweis. Ganz gleich, ob Musik aus Indien, Marokko,<br />

Spanien, Armenien, Chile oder Nigeria:<br />

Die Aufnahmen von «Ocora» sind um<br />

grösstmögliche Authentizität bemüht, ein Begriff,<br />

der in diesem Fall ausnahmsweise einmal Sinn<br />

macht. Das bedeutet: Keine CD aus dieser Reihe<br />

schmeichelt westlichen Ohren. Im Gegenteil,<br />

selbst und gerade Aufnahmen aus Europa, zum<br />

Beispiel «Danemark <strong>–</strong> Chanteurs et ménétriers»<br />

oder «Belgique <strong>–</strong> Ballades, danses et chansons de<br />

Flandre et de Wallonie» klingen dermassen sperrig<br />

und stellenweise sogar atonal, dass man sich<br />

wundert, welch eigentümliche Musik sich sogar in<br />

unseren Breitengraden entdecken lässt. 20<br />

Um Vernetzung war es auch einmal Kimya<br />

Dawson gegangen, der zentralen Songwriterin<br />

bei den Moldy Peaches. Sie warb für die<br />

Antifolk-Szene, weil deren Grassroots-Ansatz<br />

keinerlei Ausschlusskriterien kannte, auch nicht<br />

in Geschlechterfragen. Doch dann musste sie<br />

miterleben, welch enormen Erfolg ihr ehemaliger<br />

Kollege Adam Green als Solokünstler hatte, während<br />

ihre weiterhin auf LoFi-Ästhetik basierenden<br />

Nummern gerade mal von einem kleinen Kreis<br />

treuer Fans wahrgenommen wurden. Adam Green<br />

kam auf die Titelblätter, Kimyas Platten schafften<br />

es in den hinteren Rezensionsteil der Musikmagazine.<br />

An Adam Greens Erfolg nach der Trennung<br />

der Moldy Peaches manifestierte sich, dass es<br />

Männer im «Indie-Land» nach wie vor leichter<br />

haben, erfolgreich zu werden <strong>–</strong> zumindest, wenn<br />

sie sich gängigen Rollen unterwerfen. Als der<br />

smarte, gutaussehende Indie-Schluffi Green damit<br />

begann, Blödeltexte an Broadway-Melodien<br />

zu koppeln, konnte er zum Brecher vieler<br />

Frauen- und wahrscheinlich auch so mancher<br />

Männerherzen werden, denn diese Musik stellte<br />

nichts mehr in Frage, am wenigsten den eigenen<br />

Status als Indie-Boy. 21 4.<br />

Hier zeigt sich die Kehrseite einer von traditionellen<br />

Elementen durchdrungenen Musikkultur:<br />

Das Fehlen des Traditionellen wird sofort als<br />

Identitätsverlust kritisiert. Für europäische Ohren<br />

klingen solche Argumente ziemlich absurd, ganz<br />

so, als ob man eine deutsche Band ablehnen<br />

müsste, sobald sie keine Jodler in ihre Songs<br />

einbaut oder die schottischen Belle & Sebastian<br />

nicht hören dürfte, weil in ihrer Musik kein<br />

Dudelsack vorkommt. Vielleicht müsste man<br />

dem entgegen halten, dass Pop- und Rockmusik<br />

in Europa längst zu neuen Formen von Folklore<br />

geworden sind, was nichts mit Verlust, sondern<br />

lediglich mit Identitäts-Verschiebung zu tun<br />

hat. 20 Dass beispielsweise eine explizit politisch<br />

emanzipatorische Band wie die Lezzies den<br />

Neonazi Vikerness zitiert, eine Schlüsselfigur der<br />

rechten Black-Metal-Szene, mag auf den ersten<br />

Blick irritieren. Doch auch hier geht es darum,<br />

Kontexte im Sinne einer Selbstermächtigung zu<br />

verdrehen (das, was auch die Rechten erfolgreich<br />

betreiben) und für die eigene Intention nutzbar<br />

zu machen. Zitat und Spiel mit Zeichen sind<br />

allemal zentrale Elemente dieser herzerfrischend<br />

überdrehten Band, die permanent den Mythos<br />

von Authentizität dekonstruiert und die gängige<br />

Gleichsetzung «authentisch = natürlich resp. Echt»<br />

nicht zuletzt aus gendertechnischen Überlegungen<br />

über Bord wirft.<br />

Denn genauso wie Heterosexualität von vielen<br />

immer noch als «natürlich» angesehen wird,<br />

herrscht in vielen Rock-Köpfen das Klischee<br />

vor, dass nur «erdige», «eigenständige», nicht auf<br />

Zitaten aufbauende Musik «echt» im Sinne von<br />

«natürlich» sein kann. Doch bei den Lezzies ist<br />

so ziemlich alles anti-essentialistisch und optimistisch<br />

zugleich. So zitieren sie feministische Songs<br />

der «Womyns Music» aus den 1970er-Jahren,<br />

haben diese jedoch musikalisch auf die Bedürfnisse<br />

einer neuen Generation umgeschrieben,<br />

deren Ansatz sich vielleicht am besten, wenngleich<br />

verkürzt, als offensive DIY-Punk-Geste<br />

bezeichnen lässt. Selbstaneignung, Vernetzung<br />

und Spass bilden ein Dreigespann, dem sich keine<br />

und keiner entziehen kann, ganz gleich, welche<br />

sexuellen Vorlieben sie oder er nun auch haben<br />

mag. 21 Womöglich liegt es daran, dass traditionelle<br />

Musik in den meisten europäischen Ländern nicht<br />

mehr in einem aktiven Austausch mit anderen<br />

Musikspielarten steht und aus dem Alltag nahezu<br />

völlig verschwunden ist. Selbst das Wissen um sie<br />

ist von Schlager, Chanson oder volkstümlicher<br />

Musik absorbiert worden. In einem Land wie der<br />

Türkei dagegen gibt es keinerlei Musikspielart<br />

von HipHop bis Heavy Metal, von Punk bis<br />

Dancefloor, die nicht von der traditionellen Musik<br />

des eigenen Landes durchdrungen wäre.<br />

Dies hat erst einmal nichts mit Chauvinismus zu<br />

tun, sondern mit Eigenständigkeit. Eine türkische<br />

Metal-Band weiss, dass niemand sie bräuchte,<br />

wenn sie nur wie eine <strong>Kopie</strong> westlicher Vorbilder<br />

klingen würde. Fatih Akins Dokumentarfilm<br />

«Crossing The Bridge <strong>–</strong> The Sound Of Istanbul»<br />

(2005), in dem Alexander Hacke von den Einstürzenden<br />

Neubauten den unterschiedlichsten<br />

Musikern in der türkischen Metropole nachspürt,<br />

macht deutlich, dass dort jegliche Musik traditionelle<br />

Elemente enthält. Selbst die Gangsta Rapper<br />

sind stolz auf ihren arabesken Sound, der nicht<br />

einfach nur die amerikanischen Ghetto-Sounds<br />

nachahmt. 20<br />

GLOSSAR<br />

Textnoten<br />

1 Tim Stüttgen: «Arbeit und Leben im Zeitbild verschmelzend», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 241 (Fiction / Nonfiction)<br />

2 Gregor Huber: «Editorial», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 241 (Fiction / Nonfiction)<br />

3 Katja Gretzinger: «Zur Autonomie des Designs», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 234 (Politik)<br />

4 Martin Büsser: «Der unbekannte Rezensent», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 252 (Comment)<br />

5 Marc Brupacher: «Das Ungeziefer vom Tages-Anzeiger», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 241 (Fiction / Nonfiction)<br />

6 Martin Büsser: «Plattensammler, eine aussterbende Gattung», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 242 (Hobbytopia)<br />

7 Etrit Hasler: «So tun als ob», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 242 (Hobbytopia)<br />

8 Walter Benjamin, in: <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 246 (Wissen & Bedenken)<br />

9 Tim Stüttgen: «Körper als Prothese», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 242 (Hobbytopia)<br />

10 Anna K. Becker: «Modelleisenbahnbau: Skalierte Realität», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 242 (Hobbytopia)<br />

11 Yvonne Kunz: «Der Homosapiens Sapiens Sapiens», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 242 (Hobbytopia)<br />

12 Hartmut Böhme, aus: «Fetischismus und Kultur», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 242 (Hobbytopia)<br />

13 Jean Baudrillard, aus: «Das Dicke», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 242 (Hobbytopia)<br />

14 Tim Stüttgen: «Nur harte Hunde?», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 245 (Die Macker-Nummer)<br />

15 Etrit Hasler: «Essen als Marke», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 253 (Nahrung)<br />

16 Martin Büsser: «Unser postmodernes Essen», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 253 (Nahrung)<br />

17 Tom Kummer: «Die Rückkehr des Politischen», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 234 (Politik)<br />

18 Chris Wilpert: «Mainstream der Nebensächlichkeiten», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 255 (Pop am Ende?)<br />

19 Kolja Reichert: «Die gute Tat der Piraten», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 255 (Pop am Ende?)<br />

20 Martin Büsser: «Die Vielfalt der Traditionen», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 244 (Die Orient Ausgabe)<br />

21 Martin Büsser: «Indie boys are neurotic», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 230 (The F-Word)<br />

22 Christian Stiegler: «Ästhetische Darstellungen von Gewalt», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 248 (Gewalt & Medien)<br />

23 Marco Giaquinto: «Der Moderne Mensch als Fiktion», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> 241 (Fiction / Nonfiction)<br />

24 Evi Möchel: «Das <strong>Original</strong> ist die <strong>Kopie</strong>», <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> <strong>256</strong> (<strong>Kopie</strong> / <strong>Original</strong>)<br />

titelverzeichnis<br />

: The Matrix (USA 1999). Morpheus: «Welcome to the real world.»<br />

f DJ Shadow - What Does Your Soul Look Like Part 1 (1994). «It is happening again»<br />

z Fun Lovin' Criminals - Scooby Snacks (1996): «Everybody cool, this is a robbery»<br />

l White Zombie - Thunder Kiss 65 (1992): «I never try anything, I just do it! … Wanna try me?»<br />

y Struggling with mediated authenticity restaging leads to how images can be made to lie usefully<br />

d Fatboy Slim - Right Here, Right Now (1999): «Right Here, Right Now»<br />

Y Cypress Hill - Make A Move (1995): «The path of the righteous men»<br />

Kool Savas ft. FTS - Ihr müsst noch üben (2000): «Over? Did you say over? Nothing is over until we decide it is!»<br />

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