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Fabrikzeitung 257 – Nachdenken über Wirtschaft - Rote Fabrik

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Die Zeitung der <strong>Rote</strong>n <strong>Fabrik</strong><br />

Nr. <strong>257</strong><strong>–</strong> Dezember 2009<br />

<strong>Nachdenken</strong><br />

<strong>über</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Diese Ausgabe der <strong><strong>Fabrik</strong>zeitung</strong> widmen<br />

wir dem Thema <strong>Wirtschaft</strong>. Über ein<br />

Jahr ist vergangen seit dem denkwürdigen<br />

Zusammenbruch der amerikanischen<br />

Investmentbank Lehman Brothers am<br />

15. September 2008. Misstrauen <strong>über</strong> die<br />

Solidität von Geschäftspartnern breitete<br />

sich in der Finanzwelt aus. Man geschäftete<br />

nicht mehr. Die Börsenkapitalisierung<br />

aller Aktienmärkte weltweit ging von<br />

ihrem Höchststand mit 62 Billionen US$<br />

im Oktober 2007 auf noch25 Billionen<br />

US$ im März dieses Jahres zurück, errechnete<br />

die «Finanz & <strong>Wirtschaft</strong>». Geld,<br />

der Treibstoff allen <strong>Wirtschaft</strong>ens, die<br />

Grundlage für Investitionen und damit<br />

auch Arbeitsplätze, wurde knapp. So<br />

knapp, dass sich viele Nationalstaaten<br />

entschlossen, in ungeheurem Masse neues<br />

Geld in die <strong>Wirtschaft</strong> hineinzupumpen<br />

um zu verhindern, dass das Unglaubliche<br />

passiert: Ein Zusammenbruch des marktwirtschaftlichen<br />

Systems. Das sei wirklich<br />

knapp gewesen, raunt man in Bankerkreisen;<br />

eine Sache von Tagen oder<br />

Stunden, las man im deutschen Wochenmagazin<br />

«Der Spiegel».<br />

Zumindest die Angst vor dem Kollaps war<br />

real. Der moderne, vom Goldstandard<br />

befreite Kapitalismus sei eine «glaubensbasierte<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sform», formulierte der<br />

englische Schriftsteller Julian Gough in<br />

einem Essay im britischen «Prospect»<strong>–</strong><br />

Magazin. Zu Recht. Der Wert auch des<br />

Papierscheines in unseren Händen steht<br />

und fällt mit dem Aggregat unserer Wertschätzung<br />

desselben. Genau weil unsere<br />

Einschätzungen sich ändern, unser Wissen<br />

Grenzen hat, werden Marktwirtschaften<br />

immer wieder Krisen erfahren. Marktwirtschaft<br />

heisst, mit Unsicherheit zu<br />

bezahlen für die Möglichkeit Träume zu<br />

realisieren. Marktwirtschaft beruht auf<br />

Illusionen Einzelner <strong>über</strong> die Zukunft.<br />

Marktwirtschaft ist Traumwirtschaft im<br />

doppelten Sinne. Zurzeit hofft man<br />

wieder. Die weltweite Marktkapitalisierung<br />

stieg bis Oktober wieder auf 42<br />

Billionen Dollar. Die <strong>Wirtschaft</strong>sleistung<br />

vieler Staaten zieht wieder an. Wenn die<br />

Zentralbanken nun die Geldmengen<br />

nicht sauber kontrollieren, werden wir<br />

bald in die nächste Krise namens Inflation<br />

stolpern, so fürchten bereits manche.<br />

Es ist schwer ein Fazit aus dieser Krise zu<br />

ziehen. Ein Beispiel: Einerseits hat der<br />

Staat an Einfluss gewonnen, er kontrolliert<br />

nun ganze <strong>Wirtschaft</strong>szweige stärker.<br />

Andere sehen den Einfluss der <strong>Wirtschaft</strong><br />

zunehmen, da der Staat das Personal,<br />

das er zur Kontrolle einsetzt wie im Falle<br />

der schweizerischen Finanzmarktaufsicht<br />

Finma, teils direkt aus <strong>Wirtschaft</strong>sunternehmen<br />

abgeworben hat. Der Wilderer<br />

sei auch ein guter Wildhüter, argumentierte<br />

der Finma-Chef. Die Resultate der<br />

Krise sind auch in anderen Bereichen,<br />

wie der viel kritisierten Rating Branche,<br />

welche die Kreditwürdigkeit von Unternehmen<br />

beurteilt, uneindeutig.<br />

Klar falsch ist allerdings, dass «die <strong>Wirtschaft</strong>stheorie»<br />

die ewige Krisenanfälligkeit<br />

nie verstanden hätte. Und dass<br />

dies an dem schon immer falschen Menschenbild<br />

der ökonomischen Theorie<br />

liege. Professor Michael S. Aßländer aus<br />

Kassel kritisiert scharf die Fehlinterpretation<br />

der Schriften von Adam Smith,<br />

dem Begründer der modernen <strong>Wirtschaft</strong>stheorie<br />

(Seite 4). Lukas Rühli von<br />

der Avenir Suisse (Seite 3) analysiert die<br />

Grenzen des aktuellen Über-Hypes um<br />

John Maynard Keynes, dessen Lebensaufgabe<br />

die Rettung des Kapitalismus vor<br />

der Krise war und dessen Ansätze die<br />

aktuelle <strong>Wirtschaft</strong>spolitik von den USA<br />

bis in die Schweiz bestimmen. Keynes<br />

sah staatliche <strong>Wirtschaft</strong>sförderung als<br />

Mittel, um die riesige Arbeitslosigkeit der<br />

dreissiger Jahre zu bekämpfen. Ausserdem<br />

belauschten wir ein Gespräch zweier<br />

arbeitsloser Studienabgänger aus Zürich<br />

(Seite 6) um zu erfahren, wie sich das<br />

anfühlt, zuwenig Arbeit. Und wir skypten<br />

mit einem Londoner Investmentbanker,<br />

der zuviel Arbeit hat (Seite 7). Auch auf<br />

die aktuellen Studentenproteste in Zürich<br />

gehen wir ein. Philosophiestudent Marco<br />

Toscano sieht die hierzulande wie auch<br />

international flackerenden Proteste im<br />

Kontext einer Debatte um Eigentumsrechte<br />

an Wissen (Seite 8). Und damit direkt<br />

als ökonomisch interpretierbares Phänomen.<br />

Sozusagen als Resultat der Krise.<br />

Von Hannes Grassegger<br />

<strong>–</strong> 1 <strong>–</strong>


Die Zeitung der <strong>Rote</strong>n <strong>Fabrik</strong><br />

Dezember 2009<br />

Die Zeitung der <strong>Rote</strong>n <strong>Fabrik</strong><br />

Hoch Dezember in der 2009 Krise.<br />

also auch Löhne, frei spielen. Was auf den<br />

Arbeitsmarkt <strong>über</strong>tragen Vollbeschäftigung<br />

bedeutet. Die Weltwirtschaftskrise der<br />

1930er Jahre erschütterte den Glauben an<br />

diese klassische Selbstregulierung des Marktes.<br />

Trotz frei fallender Löhne stieg die<br />

Arbeitslosigkeit unaufhaltsam. Die klassische<br />

Nationalökonomie konnte dieses Phä-<br />

Die Antizyklische Theorie<br />

<strong>Nachdenken</strong><br />

nomen nicht erklären <strong>–</strong> im Gegensatz zu<br />

<strong>über</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Keynes. Er bereicherte die ökonomische<br />

Er ist der wichtigste Ökonom des 20. Jahrhunderts.<br />

spirits, sprich irrationale Preiserwartungen,<br />

Doch wer im <strong>Wirtschaft</strong>sboom John<br />

sowie die fehlende systematische, sprich:<br />

Maynard Keynes zitierte, war out. Wer nun in Theorie um das Konzept Unsicherheit und mathematische, Herleitung des menschlichen<br />

der aktuellen Weltwirtschaftskrise Keynes rückte vom Menschenbild des rational<br />

Verhaltens.<br />

Krisenbekämpfungkonzepte anwendet, ist in. und vorausschauend handelnden homo<br />

Dabei ist Keynes Relevanz weder höher noch oeconomicus ab. Keynes Akteure werden<br />

Keynes fragwürdiges Hoch<br />

tiefer Evelicil als itatinis vor der Krise. et parcips Eine anihiliquunt Erklärung. omnimos von ihrem sitecae. Bauchgefühl Nem cus <strong>–</strong> den qui animal odis spirits qui culparum que ratem faccuptum<br />

et eum harum aces nus, optatibus et pro dolore <strong>–</strong> getrieben. prate omniscius Ihr Konsum porest und prenimpore damit ihre nullam All dies acia änderte quae re sich essitam, mit der que aktuellen omnihil<br />

«Der oditatium Kapitalismus quas comnim basiert laboria auf der sperumet merkwürdigen<br />

vel Nachfrage imintis dolupti hängt vom ssitate aktuell mperspic verfügbaren lendandae Weltwirtschaftskrise, latium quaerfe die rferate einige sciaero Parallelen<br />

ute il ipsam Überzeugung, sus, tem dass ipid widerwärtige<br />

magnatint<br />

Menschen venimus non aus ea widerwärtigen quatis accus si Motiven optas<br />

irgendwie rest ex et quasper für das allgemeine chitatem experum Wohl sorgen<br />

tescillabo. Einkommen Ficipid ab und mos nicht dem etwa, exerunt wie von<br />

fugitiisquod den Klassikern ent. propagiert, vom gesamten<br />

Anima Lebenseinkommen, vendipsum quam das sie re dit, in der am alten,<br />

veni zur re «Great necto Depression» occus, quam, der culpa dreissiger audam, Jahre<br />

quia aufweist. dest reperro Als das et Ausmass facepel itiumenihil der Krise erkannt<br />

mos wurde, nim veliaest senkten autatur Staaten similles die Zinssätze sin none praktisch<br />

werden.» quiassundam So schrieb reressi John odia Maynard velent, corepe Keynes vitiorr auf uptat. Null und <strong>über</strong>boten sich mit<br />

utem klassischen quossus, Theoriewelt odi blaborrore mit Erwartungssicherheit<br />

vellabor re<br />

accaborerum, schon im Vorhinein conseque kennen. quam Preis- Otatur riesigen accus Konjunkturprogrammen. am, erehendit moluptati Die<br />

1936, cus andanim sieben Jahre olupta nach nam Beginn eum fugitios der Grossen ut sinctotat<br />

Depression la volores modis von 1929 si demque in seiner voluptatur, «General<br />

Theory consed of quiataest Employment, maximus Interest doluptatiam and Money».<br />

explic und Lohnerwartungen tem erisciuscia doluptatia passen sich quatis bei<br />

id Keynes minctis nur soles zögerlich et harum der est, Realität omnihil an. Die is<br />

corestio. Talsohle Bere, scheint volorendae nun früher la vollabor erreicht aut als<br />

laboribea erwartet, num schon ant <strong>über</strong>rascht et rerchicaerum manches quo Land<br />

que laborum Keynes führte etur rem den eatur, Staat cullabo als Akteur in maximolessi Nachfrage kann ad quae somit dolorum auch bei quissint völlig flexib-eatur, mit nach as dolor oben modigna korrigierten tionse Konjunktur-<br />

intecepe<br />

der repratiis <strong>Wirtschaft</strong>stheorie aspis arum aut ein lam, und optasim erschütterte aut len volupta Preisen eperitas und Löhnen re quis dauerhaft explisqui zu gering nis prognosen. nati odi blabo. Keynes Sed Theorie quiaes scheint et as ditior wieder<br />

damit poritem die qui Welt tem. der Nem sogenannten accum et Klassischen et sam sein, quae um sequam die Produktionskapazitäten quo conseque der adicit, zu funktionieren. sus velibusandae Diese voloremos plötzliche sit Rehabilitation<br />

Ökonomie hitatiatur? Issi nachhaltig. re nus. Dabei wollte er<br />

eigentlich Ugia que pe den sam Kapitalismus dolorro bea retten. is volum Retten<br />

re nihit ist haruptae mit ebenso verspero viel Vorbehalt expliquide zu<br />

dolorestinis <strong>Wirtschaft</strong>sakteure idel ipsam auszuschöpfen. ad que cusam Erhöhte, in<br />

apediae unfreiwillige cone sam, Arbeitslosigkeit ute solor atquat ist die apid Folge. es betrachten dolo blaccae wie omnisti die voreilige amendip Abschreibung iciunt<br />

vor de apidem der ewigen arum Krisenanfälligkeit alit destrum culpa und prae der ut facculpa quaepra ad eost, sendera cum volore seiner re Thesen dolorerit in que den nusam siebziger facerfe Jahren.<br />

damit repuda einhergehenden voles modignis Gefahr, es int. dass das experfe Und hier repuda kommt pedis bei simporiant Keynes der optio. Staat Ut ins rnatis et autemol uptaqui dolum a quae<br />

Experiment Pudi omni te Marktwirtschaft et assequunt litaspe irgendwann latem voluptur? Spiel: Über Quidunto schuldenfinanzierte modigent, sunt. Steuersenkungen<br />

vent Erstens faciatemquo ist es fragwürdig, vendae con ob natescium zusätzliche<br />

einfach ea velluptate beendet sitate wird. eturepudi tem sequam id ulpa oder diciisquam staatliche Investitionsprogram-<br />

int doluptatur? explitis Staatsausgaben eius, con providit die <strong>Wirtschaft</strong> aut adis tatsächlich nobissi<br />

Nam,<br />

volecum volorio officium dis ut ariamet Estotae me kann estorio er die netus, Nachfrage odio bere erhöhen seque und re in quatur dem reiur vermuteten maximusant Ausmass quaes ankurbeln. alique<br />

Der ut asim grösste evenduciaest Ökonom des fugit 20. que Jahrhundertes doluptias poreper somit die itatis Arbeitslosigkeit aliquae laborro senken. beaque Dies sita resequam Keynes nannte is etur, dies officabor den Multiplikator-<br />

ape conseque<br />

war et fuga. eigentlich Et acia gar quiati keiner. sim 1883 et pelit in Cambridge<br />

quiaspe ipidi funktioniert qui nobis nur, des weil event die venisquam Individuen cum ihren pliquae Effekt: offictem Zusätzliche eiur ad Staatsnachfrage quodis alita siti erhöhe<br />

rovidit geboren, repere et, studierte nobis aut Keynes utatem Mathema-<br />

in<br />

tik, praepta Philosophie quossimet und perum, Geschichte. explant Zur Ökonomie<br />

et Konsum volorecuptas nicht aut völlig eum rational que aut und remqui langfristig<br />

bis velluptat in die Ewigkeit od que et planen. fugiamus. Denn<br />

omnim<br />

ut die omniaep Produktion, udanti mehr omnis Löhne sitio blandam, würden ausbezahlt,<br />

repernatae. somit steige Ullorit, der Konsum, ulparib eressi was die<br />

num<br />

voluptaquo kam er inctet erst auf rent, mehrfaches alit lab ipsaect Drängen Agniate langfristig lamendemque müssten Steuersenkungen re dis antotaque oder adi Nachfrage identum es und ea damit ipsunt, die explacc Produktion uptatur aber-<br />

seines orporepedio Freundes bea Alfred consequam Marshall, faccabo. einer der nisquat zusätzliche estruptur Staatsausgaben si teceritem in voluptiam der Gegenwart<br />

autas mals erum erhöhe int und rati ut so et weiter. est, sam Keynes rem schätzte,<br />

einflussreichsten Nempedipic temquoditat. klassischen Nationalökonomen<br />

Steuererhöhungen sunt la comnimi, in abo. der Aximpor Zukunft zur corios dass sit ein etum zusätzlich ab in nost vom fugiant, Staat ausgegebener simil<br />

voloria<br />

Hil mos seiner maximi, Zeit. culparcimet Keynes Interdisziplinari-<br />

dolesti eperem. Folge haben. Nam, Und odi blaciatur, wären somit ipit einkom-<br />

facepera inctium Franken ea die sunt <strong>Wirtschaft</strong>sleistung dis quibus voluptat <strong>über</strong> alist<br />

tät atiatus erleichterte militi quis es ihm, molupiduntis das Dogma erferem der venimusam mensneutral fuga. <strong>–</strong> und Tur, damit sam irrelevant fugitate für den magnam, die Zeit sit um quas 2.5 vellum Franken necat. erhöhte. Aktuelle<br />

Allheilkräfte oluptaque laut der volore freien illandameni Marktwirtschaft cuptae. zu lacia homo que oeconomicus. nes reicita tquibus Diesen apiciur Kritikpunkt ad Tur, Schätzungen ex et illesed sehen moloreicit, jedoch que einem pro Wert nahe<br />

brechen, Nam etur, ohne et, core letztere pa conem. gleich grundsätzlich Itat. eossequam der Klassiker con schmetterte nobit fugit Keynes aliqui dolorei locker ab: velenis 1.0. Dies errum würde veritiatum bedeuten, dolorat dass ein Staatseingriff<br />

abzulehnen. Ducientus ut Keynes lis doluptas war Pragmatiker. minisincit<br />

occus alibus solorro blatiossim et, ut<br />

quam, consequ Kritik iasperiatur der klassischen aut hilliquatio<br />

coritaspiet as <strong>Wirtschaft</strong>stheorie<br />

dit perferio. Ga. Nam quia<br />

sit est dolore volor sit occuptat.<br />

ciatis «Langfristig maxim cullenditas sind wir alle mo tot.» quis arcienis<br />

eum harum res venis etur, sitaerrum<br />

doluptas excepre Die henienit Krise venit des assero<br />

tectore mpores mi, Keynesianismus seque omniasp eliatiu<br />

rersperum rehendi id qui nemquo qui<br />

zumindest que num iuscia mittelfristig volorro keine positi-<br />

usandebita<br />

vitincti ven Folgen alis de zeitigt. et ut ut Besonders aut ullabo. in Pariam einem<br />

arupta Land nestrum wie der Schweiz, et fugias das eumet einen ullectati grossen<br />

rerum Teil seiner quam, Konsumgüter od quatur restiam, importiert. int volo<br />

core sequi utem cus, conseque elenden<br />

Mit Cil era der post eingangs dolorep zitierten taectemporro Aussage bezog er dolorep Der Höhenflug ellorun tiberit des Keynesianismus audae. Udi aspedi hielt an ihilit Zweitens et, omnime missverstand cor sendant Keynes as et den aut Staat.<br />

sich molendis auf die ipid berühmte et aut re These pro minumqui von Adam tem<br />

Smith rem quia (1723 et fugit <strong>–</strong> 1790), moluptius nach welcher ea volupta das incus<br />

bis es zur eaquiantur? Ölkrise in den 1970er Jahren. Der<br />

Nempeliquam, damalige rapide iuntio Preisanstieg dolupta des tibusanda Erdöls<br />

quoditibus Er sah den erum Staat il als idus wohlwollenden as quae dolectur Diktator,<br />

welcher aut dia sich volupta ohne il Eigeninteressen<br />

inctotatem quam<br />

sapelit<br />

dividuelle nosanturibus Streben sant nach endanimus persönlichem solorpo Profit volorempor führte zu drastischen reptam, te Produktionsrückgängen<br />

evelibus sinverat facearc in den ietusant Dienst at der ut Bürger porerro stelle. vidempo Aber Regie-<br />

in reprae einem offic System ipiendiate freier Preise occatureheni durch die in der es Industrie. aut laccaborum, Die staatlichen soluptatur? Nach-<br />

rempos rungen prestios handeln serum eigennützig. fugit ipicienis Konjunk-<br />

repuditiist<br />

unsichtbare sita andam atur Hand as des sandicae Marktes vellace zum roviti maximalen<br />

Atio. frageprogramme Itatiat inciis schmissen acepero qui Geld nobit auf den maxim turprogramme consed mos sind ex für explici sie besonders ut qui interten<br />

rem nonsequi Gemeinwohl con non führt. nis Die verum selbsternann-<br />

quatur officient Marktplatz, mi, voloreptam führten diesmal quid quis aber einfach volorio essant, cuptatis wenn sie ex die el ime Lorbeeren invent quatem selbst ernten.<br />

rectass Verfechter imincid Smiths’ et adigendiones Thesen <strong>–</strong> die ex est sogenannten<br />

venest eum (Neo-)Klassiker quaesequid qui <strong>–</strong> vergassen quo blandenis und<br />

doluptatiis nur in die aturese Inflation. ditatur Trotz aceaqui der hohen occus Arbeitslosigkeit,<br />

non comnita die eigentlich tiorrupta necate lohn- und<br />

sume<br />

fugit Die doluptat Kosten in harciis Form arum enormer sum Staatsdefizite faccum<br />

ut sollen aliquatur? die Nachfolger tragen. Aufgrund<br />

vergessen quiaspi cipsant, zuweilen ommolup gerne, dass turenit, Smith omni für das magnate preissenkend nectur wirken aliqui sollte. dolore Produktionskapazitäten<br />

vendi sint Hendest ihres politischen aut verum Systems ium denihicilis befindet sich die<br />

Funktionieren dolescium alitate dieses ma Mechanismus conseri scipit eosae ein eperro blieben experro unausgeschöpft, eos mil ipsum die ipitaec<br />

mi, Schweiz coriber diesbezüglich eptatusdae vero in einer beris guten eum Lage:<br />

gewisses mo te es Mass sum accaboris an moralischer sinumquamus Integrität des hic <strong>Wirtschaft</strong> tem eiciata schrumpfte turiandit, weiter. simporumet Obwohl man fugiassit Weil die aut Regierung aris aliquibus vom dellent Parlament und<br />

Einzelnen magnatem voraussetzte. iniminvel mo Dem doluptatis Markt als<br />

schlichtem debis erum Mechanismus harum dolor re aber et ernatiunti wohnt keine<br />

Moral dolorerro inne. voluptat Die brauchte voluptatium es auch laccuptur nicht,<br />

laboreium doch nach eat. Keynes Weisungen gehandelt<br />

Harupta hatte. Keynes quid estium Theorie quist, erschien tem unkorrekt.<br />

ulluptiunto Dass ein solcher ende nihitaque angebotsseitiger mi, cusa Schock<br />

ditiaec nicht earchiciunt wie in anderen quodi Staaten sam esti vom si Volk int<br />

ommoluptatem gewählt (also belohnt) fuga. As wird, si que sieht pliquam sie sich<br />

voluptatur weniger stark as esto gezwungen, veliquam eaquunt um des Volkes ad<br />

denn as net alles excessit, war ja nobis gut. int Vor voloribusdam der Krise. doluptaectis nicht durch con nachfrageorientierte conempor apiendisim keynesianische<br />

de es Gunst quae ratenia zu kämpfen. sa dolenis Die sectestrum daraus resultie-<br />

qui<br />

In vero der el heilen ipitas Theoriewelt aceperc hilique der volecte Klassiker qui Politik omnisque bekämpft quos werden et autaspit kann, eum und sam<br />

berit renden fugitin «politischen veniatum Konjunkturzyklen»<br />

re pratiam ius<br />

konnte pereped der exereprae Staat keine sa di positive sunt. Rolle spielen. es deren nobitio Scheitern rporporest, somit occus keine exeria Aussagen nihit, <strong>über</strong> estem. sind hierzulande Ecaes precaborro darum mos weniger vollento ausgeprägt et<br />

In Igenita ihr findet dit es der et et Markt moditis immer asperitibeat von alleine ero<br />

ein beri stabiles doluptas Gleichgewicht, nimilis dolo omnimporest<br />

solange Preise,<br />

officiis die Korrektheit re comniat der aliat. keynesianischen Theorie vent. als in den meisten anderen Staaten. Das gibt<br />

Omnit, zulässt, nit sollte ipsam, sogar ulpa Homöopaten cus commo einleuch-<br />

Oloribea zur Hoffnung qui bearum Anlass, nihicii dass squiasit die aktuellen<br />

ten. Nichtsdestotrotz verhalf die Ölkrise<br />

den Neoklassikern aus Chicago um Milton<br />

Friedman und Robert Lucas zum Durch-<br />

<strong>–</strong> 1 <strong>–</strong><br />

bruch, der in der Reagan-Thatcher Ära<br />

kulminierte. Bis weit in die Nullerjahre<br />

wurde dem Keynesianismus kaum Kredit<br />

eingeräumt. Kritisiert wurden insbesondere<br />

die Annahme, der Einzelne hätte animal<br />

staatlichen Investitionsprogramme in der<br />

Schweiz vergleichsweise nachhaltig wirken.<br />

Von Lukas Rühli, lic. oec. publ. Musikjournalist<br />

und Research Assistant der Avenir Suisse<br />

<strong>–</strong> 3 <strong>–</strong>


Die Zeitung der <strong>Rote</strong>n <strong>Fabrik</strong><br />

Dezember 2009<br />

Sympathie und Eigennutz<br />

Adam Smith und die<br />

moralphilosophischen Grundlagen<br />

der <strong>Wirtschaft</strong><br />

Persönlicher Gewinn sei der Motor allen<br />

menschlichen Handelns. So zitieren Marktliberale<br />

Adam Smith. Doch damit wird der<br />

Vater der <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaften missinterpretiert.<br />

Ein Beitrag zur Aufklärung.<br />

Adam Smith zählt wohl zu den am häufigsten<br />

zitierten und am seltensten gelesenen<br />

Autoren. Nicht zuletzt diesem Umstand<br />

verdankt sich vermutlich auch die Vielzahl<br />

der populären Irrtümer, die mit seinem<br />

Werk in Verbindung gebracht werden. So<br />

gilt Adam Smith vielen Ökonomen vor<br />

allem als Verfechter eines rein an der Selbststeuerung<br />

der Märkte orientierten Laissezfaire<br />

Kapitalismus, als Erfinder des homo<br />

oeconomicus und als geistiger Vater der<br />

«unsichtbare Hand». Die meisten dieser<br />

Behauptungen entbehren jedweder wissenschaftlichen<br />

Grundlage. Bestenfalls ansatzweise<br />

lässt sich zwischen den Zeilen des<br />

«Wealth of Nations» der homo oeconomicus<br />

erahnen. Die Behauptung, Adam Smith<br />

hätte dieses Menschenbild tatsächlich vertreten,<br />

basiert entweder auf mangelnder<br />

Kenntnis des Werkes oder auf böswilliger<br />

Verdreh-ung der Tatsachen.<br />

Den Wenigsten ist bekannt, dass Smith<br />

neben seinem berühmten ökonomischen<br />

Werk ein zu seiner Zeit nicht minder berühmtes<br />

Standardwerk der Moralphilosophie<br />

veröffentlichte, in dem er das «Mitfühlen-Können»<br />

als natürliches Empfinden<br />

des Menschen und somit als Grundlage<br />

der Moral beschreibt.<br />

Ein reflektierendes<br />

Individuum<br />

Der Mensch, so Smith, sei in der Lage, sich<br />

sowohl in seinen Mitmenschen hineinzuversetzen<br />

und so die Angemessenheit seines<br />

Verhaltens in einer gegebenen Situation zu<br />

beurteilen, als auch sein eigenes Handeln<br />

im Spiegel des gedachten Urteils seiner<br />

Mitbürger zu betrachten. Er sei beseelt vom<br />

Wunsche, in diesem Urteil nicht allzu<br />

schlecht abzuschneiden und dämpfe daher<br />

das Mass seiner Selbstliebe auf jenes Niveau<br />

herab, dass allgemein noch als schicklich<br />

anerkannt wird. So schreibt er in seiner<br />

«Theorie der ethischen Gefühle»: «Mag es<br />

darum auch wahr sein, dass jedes Individuum<br />

in seinem Herzen naturgemäss sich<br />

selbst der ganzen Menschheit vorzieht, so<br />

wird es doch nicht wagen, den anderen<br />

Menschen in die Augen zu blicken und<br />

dabei zu gestehen, dass es diesem Grundsatz<br />

gemäss handelt. Jeder fühlt vielmehr,<br />

dass die anderen diesen seinen Hang, sich<br />

selbst den Vorzug zu geben, niemals werden<br />

nachfühlen können …» Smith entwirft<br />

das Bild des «unparteiischen Zuschauers»<br />

der als gedachter innerer Richter, dem<br />

keines unserer Motive verborgen bleibt, die<br />

moralische Angemessenheit unseres Handelns<br />

im Spiegel des Urteils unserer Mitmenschen<br />

bewertet.<br />

Vom «Eigennutz maximierenden» homo<br />

oeconomicus keine Spur. Um diese These<br />

des von reiner Selbstliebe getriebenen<br />

Menschen im Werk Adam Smiths dennoch<br />

aufrecht zu erhalten wird gerne auf die<br />

so genannte «Umschwungtheorie» verwiesen,<br />

der zufolge sich Adam Smith nach<br />

seinem Frankreichaufenthalt in den Jahren<br />

1764-1766 vom Idealisten zum Materialisten<br />

bekehrt habe. Daher vertrete Smith<br />

in seinem «Wealth of Nations» ein anderes<br />

Menschenbild als in seiner «Theory of<br />

Moral Sentiments» und betrachte nun die<br />

Eigenliebe des Menschen als das wahre<br />

und ausschliessliche Motiv seines Handelns.<br />

Diese Sichtweise wurde insbesondere in<br />

der deutschsprachigen Wissenschaft als so<br />

genanntes «Adam-Smith-Problem» diskutiert.<br />

Mit David Raphael und Alec Macfie,<br />

zwei ausgezeichneten Kennern des Werkes,<br />

muss jedoch festgehalten werden: «Das sogenannte<br />

Adam Smith Problem war ein Pseudo-Problem,<br />

das auf Ignoranz und Missverständnissen<br />

basierte.»<br />

Profundes Halbwissen<br />

der Ökonomen<br />

Zu den wahrscheinlich wirkmächtigsten Metaphern<br />

im Werk Adam Smiths zählt wohl<br />

die «unsichtbare Hand». Insbesondere unter<br />

Ökonomen hat sich das profunde Halbwissen<br />

festgesetzt, Adam Smith habe damit<br />

den Marktmechanismus bezeichnet, dessen<br />

Wirkweise er nur erahnen, aber eben noch<br />

nicht vollständig beschreiben konnte: In<br />

einem System flexibler Preise, so die Annahme,<br />

garantiere der Marktmechanismus<br />

stets eine optimale Güter- und Faktorallokation.<br />

Diese segensreiche Wirkung der «unsichtbaren<br />

Hand» erlaube es den einzelnen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>ssubjekten, stets nach ihrem<br />

eigenen Vorteil zu handeln, da garantiert<br />

sei, dass das egoistische Streben des einzelnen<br />

zum Wohle der Gemeinschaft wirksam<br />

werde. Es gehört bis heute zum Standardrepertoire<br />

der neoklassischen Ökonomie<br />

sich in Sachen Deregulierung auf eben<br />

diese «unsichtbare Hand» und ihre wohltätige<br />

Wirkung zu berufen.<br />

Allerdings ist Adam Smith weder der «geistige<br />

Vater» dieser Metapher noch bezeichnet<br />

die «unsichtbare Hand» den Marktmechanismus,<br />

den Smith sehr wohl kannte und als<br />

solchen in seinem ersten Buch <strong>über</strong> den<br />

«Wohlstand der Nationen» ausführlich<br />

darstellte. Vielmehr ist sie Ausdruck eines<br />

harmonischen Weltverständnisses, demzufolge<br />

die natürliche Ordnung der Dinge<br />

generell zum Besten des Menschen wirke.<br />

Bereits vor Smith hatte der französische<br />

Philosoph Montesquieu in seinem berühmten<br />

Buch «De l’Esprit des Lois» eine vergleichbare<br />

Metapher in ähnlicher Absicht<br />

verwendet. Er geht davon aus, dass eine<br />

«unsichtbare Kraft» die egoistischen politischen<br />

Ambitionen der Einzelnen stets zum<br />

Wohle des gesamten Staatskörpers wirksam<br />

werden lässt, auch wenn der Einzelne<br />

glaubt, durch sein Handeln ausschliesslich<br />

seinen Privatinteressen zu dienen. Selbst<br />

für die Formulierung der «unsichtbaren<br />

Hand» kann Smith kein Recht auf Originalität<br />

beanspruchen. Wie David D. Raphael<br />

aufweist, entstammt der Ausdruck einem<br />

Bonmot seiner Zeit und diente als Idiom<br />

zur Umschreibung des «göttlichen Wirkens»<br />

in der Welt.<br />

Das wahre Konzept<br />

des Adam Smith<br />

Smith glaubt, dass in einem System der<br />

«natürlichen Freiheit» die in der Welt wirkenden<br />

Prinzipien ganz von selbst zu einem<br />

Zustand führten, der sich durch ein Mindestmass<br />

an Gerechtigkeit und sozialen<br />

Ausgleich auszeichne. Allerdings unterliegt<br />

auch das Ergebnis der natürlichen Ordnung<br />

dem moralischen Urteil des «unparteiischen<br />

Zuschauers». Dort wo die «unsichtbare<br />

Hand» versagt oder dort wo höhere<br />

Werte des Allgemeinwohls auf dem Spiel<br />

stehen, bedarf es der «sichtbaren Hand»<br />

eines ordnenden Staates. Weder <strong>über</strong>antwortet<br />

Smith die Steuerung wirtschaftlichen<br />

Verhaltens ausschliesslich dem Marktmechanismus<br />

noch predigt er das Streben nach<br />

Eigennutz als alleinigen Handlungsantrieb<br />

des Menschen. Vielmehr geht er davon aus,<br />

dass auch das wirtschaftliche Handeln des<br />

Menschen durch allgemeine Regeln des<br />

Anstands und ein natürliches Gefühl für<br />

Gerechtigkeit begrenzt sei. Wer heute<br />

glaubt, den Markt <strong>über</strong> die Moral stellen zu<br />

dürfen und sich dabei auf Adam Smith<br />

beruft, verkennt die tatsächliche Intention<br />

seiner Schriften. Gerhard Streminger ist<br />

wohl recht zu geben, wenn er schreibt:<br />

«Smith, der kein Apostel des Manchester-<br />

Liberalismus war, kann nicht dafür verantwortlich<br />

gemacht werden, dass andere<br />

seinen Wealth of Nations wie eine Wäscheleine<br />

benutzten, um ihre subjektiven Meinungen<br />

daran aufzuhängen, wohl aber<br />

könnte diese Tatsache auf eine Schwachstelle<br />

seiner Philosophie hinweisen: Das Gerechtigkeitsempfinden<br />

ist nicht so tief in der<br />

menschlichen Natur verankert, wie Smith<br />

angenommen hat.»<br />

Von Michael S. Aßländer,<br />

Universität Kassel, Fachbereich<br />

<strong>Wirtschaft</strong>swissenschaften<br />

Literaturempfehlung<br />

Smith, Adam (1985): Theorie der ethischen<br />

Gefühle, hrsg. von Walther Eckstein.<br />

Hamburg, 3. Auflage<br />

<strong>–</strong> 4 <strong>–</strong>


Die Zeitung der <strong>Rote</strong>n <strong>Fabrik</strong><br />

Dezember 2009<br />

Zuviel Arbeit<br />

S: Sich Dienstagmorgens im Café treffen<br />

und sagen können, dass man sich Vormittags<br />

nichts mehr vorgenommen hat ...<br />

A: So sieht sie aus, die Arbeitslosigkeit.<br />

S: Wie lange geht das bei<br />

dir eigentlich schon so?<br />

A: Ich denke immer, es seien drei Monate.<br />

In Tat und Wahrheit habe ich mich auf<br />

Anfang Mai angemeldet, bin also schon<br />

ein halbes Jahr arbeitslos. Da es in meinem<br />

Bereich einfach wenig Jobs gibt, hatte ich<br />

mich auf zwei, drei Monate Arbeitslosigkeit<br />

nach Abschluss des Studiums eingerichtet.<br />

Nun muss schon langsam mal was gehen!<br />

S: Es ist also ein relativ klar<br />

umrissenen Job, den du suchst?<br />

A: Ja.<br />

S: Das geht mir ganz anders. Es gibt wahrscheinlich<br />

einfach zu viel, was ich machen<br />

könnte. Wenn ich vor dem Computer sitze<br />

und nach Stellen suche, bieten sich mir<br />

theoretisch extrem viele Möglichkeiten.<br />

Zu viele, als dass ich sie alle seriös evaluieren<br />

könnte. In dieser Situation kommt dann<br />

die Frage nach dem <strong>über</strong>geordneten Ziel auf:<br />

Was will ich eigentlich? Man hat ja nur ein<br />

Leben und da sollte man schauen, dass man<br />

das bitte richtig angeht. Da komme<br />

ich gerade nicht wirklich weiter.<br />

A: Ich glaube, die Beschäftigung mit den<br />

grossen Fragen setzt eine gewisse grundsätzliche<br />

Sicherheit voraus. Wenn die fehlt,<br />

wenn man gerade auf dünnem Boden steht,<br />

dann kann man sich das gar nicht leisten,<br />

dann will man erst mal wieder festeren<br />

Boden unter den Füssen. Geht zumindest<br />

mir so.<br />

S: Was mich wahnsinnig verunsichert, ist<br />

das Ausbleiben jeglicher Rückmeldung.<br />

Gerade bei Bewerbungsschreiben ist das<br />

extrem: Da versuchst du deine Person, dein<br />

Leben, in Worte zu fassen. Dann schiesst<br />

du dieses Leben ins All hinaus und wartest<br />

auf eine Reaktion. Irgendwann kommt<br />

dann eine standartisierte Absage <strong>–</strong> eine<br />

Absage an dein ganzes Leben. Das ist doch<br />

immer wieder eine furchtbare Erniedrigung.<br />

A: Egal ist das einem nicht.<br />

S: Was ich auch extrem erniedrigend finde,<br />

ist, wenn ich diese ganzen Schmalspurheinis<br />

in super Positionen sehe. Leute, die ich<br />

kenne, die nie besonders interessante<br />

Sachen gemacht haben. Jungs, denen ich<br />

mich eindeutig intellektuell <strong>über</strong>legen<br />

fühle. Wenn ich sehe, wie die sich ganz<br />

hervorragend eingliedern, toll versorgt sind<br />

mit klasse Jobs und glänzender Karriere ...<br />

Ein arroganter Gedanke, ich weiss.<br />

Die Zeitung der <strong>Rote</strong>n <strong>Fabrik</strong><br />

Dezember 2009<br />

Arroganz als Ausweg.<br />

Ein Gespräch zwischen zwei<br />

arbeitslosen Akademikern.<br />

A: Arroganz scheint mir ein nahe liegender<br />

Ausweg aus der enormen Verunsicherung,<br />

die diese Situation mit sich bringt.<br />

S: Das Harte ist, dass ich neidisch bin auf<br />

Leute, von denen ich nie dachte, dass ich<br />

die einmal beneiden würde. Da kommt natürlich<br />

schon auch der Gedanke, dass<br />

die vielleicht was drauf haben, wovon ich<br />

keine Ahnung hab.<br />

A: Gerade Bewerbungen schreiben bedeutet<br />

ja auch ein ständiges Hinterfragen. Das<br />

macht einen mürbe. Man muss sich <strong>über</strong>legen,<br />

wie die Dinge wirken, die da <strong>über</strong><br />

einen selber im Lebenslauf stehen. Was<br />

muss jemand denken, der ohne weitere<br />

Information den Titel meiner Magisterarbeit<br />

liest? Kriegt der da nicht tatsächlich eine<br />

ganz falsche Vorstellung dar<strong>über</strong>, wer<br />

ich bin? Oder ist diese Vorstellung am Ende<br />

doch gar nicht so falsch?<br />

S: Wir machen uns Sorgen, unsere Lebensläufe<br />

könnten nahe legen, wir seien schräge<br />

Typen. Vielleicht sind wir das ja wirklich.<br />

A: Genau. Apropos schräge Typen: Ich hab<br />

ja tatsächlich schon angefangen, Wikipedia-<br />

Artikel zu schreiben.<br />

S: Wirklich? Jetzt weiss<br />

man, wo’s herkommt.<br />

A: Ich glaube im Ernst, die ganze Web 2.0-<br />

Geschichte speist sich zu einem nicht unwesentlichen<br />

Teil daraus, dass es einfach<br />

gerade eine Menge unterbeschäftigte, gut<br />

gebildete Leute gibt. Schau dir mal diese<br />

ganzen Musikblogs an, die seit ein paar<br />

Jahren gedeihen. Da stecken eine Menge<br />

Leute unendlich viel Arbeit rein. Das läuft<br />

kaum nebenher als Hobby.<br />

S: Die wuchernden Hobbys sind eine<br />

Gefahr. Ich habe gerade etwas Angst, dass<br />

meine Plattensammlung mich verschlingt.<br />

A: Es ist seltsam, nachdem mir in jungen<br />

Jahren die Aufhebung der Trennung von<br />

Arbeit und Hobby als absolut erstrebenswert<br />

galt, wünsche ich mir nun, ich hätte diese<br />

Trennung: Ich will eine Arbeit, für die ich<br />

mich zwar interessieren kann, die aber ganz<br />

gerne genug weit weg von meinen ureigenen<br />

Interessen ist. Die will ich lieber als<br />

Hobby betreiben können. Einzig zur Freude<br />

ohne Zwang und vielleicht auch ohne grossen<br />

Anspruch. Es gibt da natürlich Schnittmengen,<br />

aber die prinzipielle Trennung<br />

finde ich mittlerweile gut. Möglicherweise<br />

Anzeichen einer reaktionären Wende in<br />

meinem Leben.<br />

S: Ich will auch nicht, dass meine Liebe zur<br />

Musik zu einem Beruf ausartet. Was du<br />

reaktionäre Wende nennst, das ist eigentlich<br />

schon früh meine Ansicht gewesen. Mir<br />

war schnell klar, dass ich trennen will<br />

zwischen Hobby und Beruf. Dieser Hippie-<br />

Gedanke, dass alles eins sein soll, das<br />

fand ich schon mit Anfang 20 nicht gut.<br />

A: Ach ja? Ich bin auf eine Art auch<br />

gerade ganz froh, dass ich mein Leben aus<br />

solchen Gründen nie so total auf die Arbeit<br />

ausgerichtet habe. Ich verfüge auch ohne<br />

Arbeitsstelle <strong>über</strong> ein funktionierendes<br />

soziales Netz und weiss mich auch ohne<br />

diesen Rahmen ganz gut zu beschäftigen.<br />

Ich kann es auf jeden Fall auch geniessen,<br />

dass ich gerade so viel Zeit habe. Das<br />

drängende Problem ist für mich nicht so<br />

sehr der fehlende Rahmen, sondern vielmehr<br />

das fehlende Geld.<br />

S: Wie viel kriegst du im Monat.<br />

A: Knapp 2000.- Franken Mein letzter Job<br />

war eine unterbezahlte Assistenzstelle.<br />

S: Ich kriege 3000.- Franken<br />

A: Das macht einen Unterschied. Bei mir<br />

häufen sich die Mahnungen. Das ist<br />

unangenehm, aber es hilft nichts: Ich muss<br />

einfach warten, bis das Geld von der Kasse<br />

auf meinem Konto ist. Dann kommt Krankenkasse,<br />

Miete, Telefon usw. Das fliesst<br />

durch die Finger wie nichts. Die klassischen<br />

Sorgen halt.<br />

S: Kenne ich. Was mich auch stresst, ist dass<br />

man in dieser Situation anfängt materielle<br />

Unterschiede ganz anders zu bemerken.<br />

Gerade in Zürich siehst du ja <strong>über</strong>all diese<br />

unglaublich teuer ausstaffierten Menschen<br />

rumrennen und realisierst, mit was für<br />

Lumpen du selber rumläufst. Man fängt an<br />

sich an den bitteren Gedanken zu gewöhnen,<br />

dass es halt die Anderen sind, die die<br />

iPhones oder die neuen Computer haben.<br />

Mein Telefon ist derart armselig, dass<br />

ich tatsächlich darauf angesprochen werde.<br />

A: Ach! (kramt sein Mobiltelefon<br />

hervor und legt es auf den Tisch).<br />

S: (lacht) Was ist das für ein Modell!<br />

Von wann ist das? 2002? Auf jeden Fall<br />

ein Klassiker!<br />

A: Ein Klassiker. Genau so sehe ich das<br />

auch. Das ist ja die eine Option die wir<br />

haben: Du machst aus deiner Armut einfach<br />

einen Style. Der einfachste Weg, der von<br />

dir beschriebenen Situation zu entgehen,<br />

wäre wohl, sich den Hausbesetzern anzudienen.<br />

Der Mangel wäre dann nicht nur<br />

Mangel, sondern halt auch Style. Genau darauf<br />

habe ich aber nicht die geringste Lust:<br />

Ich will nicht von Seiten der Gesellschaft in<br />

ein solches Aussteigertum gedrängt werden.<br />

S: Das ist ja kein zielgerichtetes Drängen.<br />

Es gibt ja keine Verschwörung gegen<br />

uns, weil wir völlig unbedeutend sind.<br />

Nobody cares.<br />

A: Schon klar. Was ich meine: Ich will halt<br />

nicht in eine Szene rutschen, bloss durch<br />

den Druck der Umstände.<br />

S: Das ist auf eine Art auch meine grosse<br />

Sorge, dass ich plötzlich in die Norm einer<br />

Gruppe falle, mit der ich mich eigentlich<br />

nicht identifiziere. Aus diesem Grund macht<br />

mir auch dieses Schulungsprogramm vom<br />

RAV, das ich besuchen soll, solche Sorgen:<br />

Ich will keine anderen Leute sehen, denen<br />

es so geht wie mir. Diese Schicksalsgemeinschaft,<br />

die einen da empfängt, da will ich<br />

nicht hin. Da Teil von zu sein, das ist der<br />

reinste Albtraum.<br />

A: Meinst du nicht, dass das Zusammentreffen<br />

mit Leuten in der gleichen Situation,<br />

etwas von dem Druck nehmen könnte, die<br />

eigene Arbeitslosigkeit ausschliesslich als<br />

persönliches Schicksal zu begreifen und eine<br />

andere, eine politische Perspektive darauf<br />

ermöglichen würde?<br />

S: Es ist doch unser Versagen, dass wir jetzt<br />

hier sitzen, oder etwa nicht? Was mich betrifft:<br />

Das kumulierte Resultat aller Anstrengungen<br />

in meinem Leben ist, das<br />

keiner mich will <strong>–</strong> die absolute Nutzlosigkeit<br />

meiner selbst.<br />

A: Ach komm! Wir wussten doch eigentlich<br />

schon immer, dass die Welt keinen Bedarf<br />

an uns hat.<br />

S: Klar, theoretisch. Jetzt kriegst du dieses<br />

theoretische Wissen praktisch bestätigt.<br />

Ganz offiziell. Mit Stempel und allem. Da<br />

merkst Du einfach sehr deutlich, dass etwas<br />

rational erfasst zu haben und etwas am eigenen<br />

Leib zu erleben, zwei Paar Schuhe sind.<br />

Aufgezeichnet von Philipp Messner<br />

Geplant war ein Interview mit einem jungen,<br />

äusserst erfolgreichen Zürcher Investmentbanker<br />

in London. Einblicke in die Lebenswelt<br />

eines wirklich Vollbeschäftigten wollten wir<br />

liefern. Aber für Reflektion war keine Zeit.<br />

Urs hatte zuviel Arbeit.<br />

[31.10.2009 18:52:09] hannes grassegger:<br />

Urs?<br />

[31.10.2009 21:03:11] hannes grassegger:<br />

du, ich wollte gern mit dir ein kleines interview<br />

machen. für eine kleine kulturzeitung.<br />

wenn du magst auch anonym<br />

[31.10.2009 21:03:54] hannes grassegger:<br />

ich will den kulturorientierten lesern mal<br />

erzählen, wie ein beruf wie deiner von innen<br />

aussieht<br />

[31.10.2009 21:04:13] hannes grassegger:<br />

telefonisch oder schriftlich ist möglich<br />

[31.10.2009 21:04:26] hannes grassegger:<br />

geänderter namen: kein problem<br />

[02.11.2009 13:08:40] Urs Lüthi:<br />

hi, was'n das fuern blatt?<br />

[02.11.2009 13:09:22] hannes grassegger:<br />

mini blatt<br />

[02.11.2009 13:09:28] hannes grassegger:<br />

fabrikzeitung<br />

[02.11.2009 13:13:10] Urs Lüthi:<br />

dann wohl am besten anonym<br />

[02.11.2009 13:14:19] Urs Lüthi:<br />

willst du fragen schicken? und dann gehen<br />

wir telefonisch durch? Soll ich ein foto<br />

machen (dubklte siloutte, city im Hintergrund?)<br />

falls ich das kann?<br />

[03.11.2009 13:22:55] hannes grassegger:<br />

lieber Urs, ich würde ein kleines skype<br />

interview vorschlagen.<br />

[03.11.2009 13:23:00] hannes grassegger:<br />

du und ich im chat.<br />

[03.11.2009 13:23:28] hannes grassegger:<br />

vielleicht am besten mit einer neuen<br />

skype identity deinerseits?<br />

[03.11.2009 13:23:55] hannes grassegger:<br />

dann wär das eine zügige feierabendsache<br />

für uns beide. so 30-40 min?<br />

[07.11.2009 14:34:56] hannes grassegger:<br />

hey!<br />

[07.11.2009 14:34:58] hannes grassegger:<br />

rechner an?<br />

[07.11.2009 14:35:06] hannes grassegger:<br />

ich dachte du surfst<br />

[07.11.2009 14:35:07] hannes grassegger: ?<br />

[07.11.2009 14:35:15] hannes grassegger:<br />

es ist samstag!<br />

[09.11.2009 09:56:05] Urs Lüthi:<br />

rechner war aus, und wir surften!<br />

[09.11.2009 10:30:10] hannes grassegger:<br />

schön von dir zu hören! Ich nutze die Chance<br />

um Dir noch mehr Fragen zu stellen.<br />

Dein erster Deal, um wieviel Milliarden<br />

Euro gings da?<br />

[09.11.2009 10:30:57] Urs Lüthi:<br />

VERTRAULICH<br />

[09.11.2009 10:31:07] Urs Lüthi:<br />

€2bn<br />

[09.11.2009 10:33:16] hannes grassegger:<br />

2'000'000'000 €...also etwas <strong>über</strong> 3'000<br />

000'000 CHF...das wären so ca 400 CHF<br />

für jeden, der in der Schweiz wohnt<br />

[09.11.2009 10:33:44] hannes grassegger:<br />

Was machen Investmentbanker eigentlich?<br />

Und was machst Du im speziellen?<br />

[09.11.2009 10:46:41] Urs Lüthi:<br />

ich gehe davon aus, dass das nicht<br />

wortfuerwort in den druck gehen soll?<br />

[09.11.2009 10:48:52] hannes grassegger:<br />

eigentlich schon, aber du hast das recht <strong>über</strong><br />

dein wort, kannst also alles redigieren was<br />

du gesagt hast. Zudem wird alles anonymisiert,<br />

d.h. auch biographische Details die<br />

einen direkten Rückschluss ermöglichen.<br />

[09.11.2009 10:49:21] hannes grassegger:<br />

Und Du kannst die Endversion autorisieren<br />

(oder eben nicht).<br />

[09.11.2009 10:50:20] Urs Lüthi: ok<br />

[11.11.2009 10:50:19] hannes grassegger:<br />

Hi Urs, also nochmal:<br />

[11.11.2009 10:50:20] hannes grassegger:<br />

Was machen Investmentbanker eigentlich?<br />

Und was machst Du im speziellen?<br />

[12.11.2009 00:44:04] hannes grassegger:<br />

late at night. Du bist online. still at work?<br />

[18.11.2009 23:07:51] hannes grassegger:<br />

Next try?<br />

[18.11.2009 23:07:59] hannes grassegger:<br />

Was machen Investmentbanker eigentlich?<br />

Und was machst Du im speziellen?<br />

[18.11.2009 23:11:02] hannes grassegger:<br />

okay. Du bist wieder online…was machst<br />

Du jetzt grade? Bist Du in Wuppertal<br />

angekommen für diese Beratung zur<br />

Unternehmensfusion? Wir hatten für jetzt<br />

das Interview vereinbart.<br />

[19.11.2009 00:10:29] hannes grassegger:<br />

Ich stelle mir vor Du excelst auf Excel.<br />

Und musst total hart schreiben und ganz<br />

viel vorbereiten in Deinem Wuppertaler<br />

Hotelzimmer.<br />

[19.11.2009 00:10:53] hannes grassegger:<br />

Währenddessen kommen ständig meine<br />

Skype Messages<br />

[19.11.2009 00:11:44] hannes grassegger:<br />

Dein Blackberry surrt durch. Und damit es<br />

morgen auf keinen Fall im entscheidenden<br />

Moment versagt, steckst Du noch das<br />

Ladegerät ein.<br />

[19.11.2009 00:12:28] hannes grassegger:<br />

Und während Du meine Skype Messages<br />

siehst, ärgerst Du Dich, mir versprochen zu<br />

haben, das mit dem Interview doch noch<br />

durch zu ziehen.<br />

[19.11.2009 00:36:11] hannes grassegger:<br />

Und ich redigier hier mal den Text <strong>über</strong><br />

Keynesianismus<br />

<strong>–</strong> 7 <strong>–</strong><br />

[19.11.2009 01:34:06] hannes grassegger:<br />

Also denk ich eigentlich <strong>über</strong> Textstrukturen<br />

nach, während Du <strong>über</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

nachdenkst.<br />

[19.11.2009 01:34:12] hannes grassegger:<br />

gut nacht<br />

[20.11.2009 11:05:58] Urs Lüthi:<br />

Hallo Hannes. alles ist etwas anders gewesen.<br />

ich bin doch nicht nach Wuppertal<br />

gefahren, sondern war hier in London und<br />

bin erst frueh am Morgen nachj Deutschland<br />

geflogen. Zu allem Überfluss wurde<br />

mein Handy geklaut. und ich habe nicht<br />

mal deine nummer. bitte schick mir die mal<br />

[20.11.2009 11:12:13] Urs Lüthi:<br />

Also ein investment banker arbeitet bei<br />

einer investment bank, und die macht<br />

insbesondere 3 dinge: Handelt mit papieren<br />

jeglicher art, im auftrag von Kunden oder<br />

auf eingene Rechung, hilf fimen (und auch<br />

staaten) bei der beschaffung von kapital<br />

(v.a. auf dem public market aber auch im<br />

private market) und beraet unternehmen<br />

bei Mergers & Acquisitions, also beim<br />

Kauf, Verkauf von Unternehmensteilen,<br />

bei Fusionen, bei Beteiligungen, hier geht<br />

es um Prozess und Verhandlungsstrategien,<br />

Bewertung, und die Frage was mach aus<br />

Corporate Finance Sicht Sinn etc.<br />

[20.11.2009 11:13:13] Urs Lüthi:<br />

Ich selbst arbeite in dem zulezt genannten<br />

teil der veranstaltung, habe also ueberhaupt<br />

nichts mit trading zu tun, davon verstehe<br />

ich ungefaehr so viel wie Du<br />

[20.11.2009 11:16:07] Urs Lüthi:<br />

und iregendwie auch in dem zuerst genannten<br />

teil, weil wir durchaus Unternehmen bei<br />

der Beschaffung von Kapital auf dem private<br />

market beraten, hierbei besteht die Kunst<br />

darin, zu verstehen, wer auf investorenseite<br />

an einer bestimmten Situation interesse<br />

haben koenne, und wie das entsprechend zu<br />

strukturieren ist.<br />

[20.11.2009 16:35:35] hannes grassegger:<br />

Vielen Dank! Wie kam es dazu, dass Du<br />

Investmentbanker wurdest? Hattest Du das<br />

vor?<br />

[20.11.2009 16:36:07] hannes grassegger:<br />

Vielleicht sollten die Leute verstehen wo<br />

Du herkommst. Du hast früher Philosophie<br />

studiert, Progrock Bands gehabt, ein Roadmovie<br />

gedreht, für Radio Kuba gearbeitet,<br />

Zigarren geschmuggelt...stimmts?<br />

[21.11.2009 18:26:54] hannes grassegger:<br />

Urs?<br />

[14:48:13] hannes grassegger: Okay Urs,<br />

wenn Du jetzt nicht laut HALT! sagst,<br />

schliess ich das mal ab mit unserem<br />

Interview.<br />

Ein Skype Protokoll von Hannes Grassegger<br />

und Urs Lüthi (Name geändert)<br />

<strong>–</strong> 6 <strong>–</strong>


Die Zeitung der <strong>Rote</strong>n <strong>Fabrik</strong><br />

Dezember 2009<br />

Die Studentenproteste haben<br />

ökonomische Gründe <strong>–</strong><br />

und Lösungen<br />

Europaweit protestieren die Studenten<br />

an den Unis. Ihre Forderungen, klingen<br />

für viele Leute abstrakt. Kein Wunder:<br />

Denn die Anliegen der Studenten hängen<br />

letztlich mit einer Änderung der Eigentumsrechte<br />

zusammen.<br />

Was wollen die eigentlich, fragt man sich,<br />

wenn man von den europaweiten Besetzungen<br />

von Universitäten liest. Bildung natürlich.<br />

Aber wozu? In der Wissensgesellschaft<br />

ist Bildung ein Faktor, der <strong>über</strong> die Produktivität<br />

von Arbeitskraft entscheidet. Und<br />

Arbeitgeber bezahlen die produktivsten<br />

Arbeitnehmer am besten. Somit bestimmt<br />

das Niveau der Bildung im Wettbewerb<br />

um Lohn und Jobs auch das persönliche<br />

Einkommen.<br />

Ist Bildung nichts Angeborenes und soll in<br />

einer Leistungsgesellschaft gerechterweise<br />

nur Leistung, also Produktivität, zählen, so<br />

wird Bildung gemäss dem dieses Jahr verstorbenen<br />

Politiker und Soziologen Ralf<br />

Dahrendorf zum Bürgerecht. Dass alle sich<br />

bilden können sollen, die es wollen und die<br />

natürlichen Voraussetzungen dafür mitbringen,<br />

scheint zur Idee der Chancengleichheit<br />

zu gehören. Chancengleichheit für den<br />

Arbeitsmarkt. Eine Bologna-Reform, die<br />

das Gros der akademischen Bildung marktkompatibel<br />

macht, so dass Bildung und<br />

Ausbeutung der eigenen Humanressourcen<br />

mit minimalem Reibungsverlusten in lukrative<br />

Jobs transformiert werden können, ist<br />

im Sinne aller Beteiligten. Doppelt irritiert<br />

nun, dass Studierende sich an einer Uni<br />

aufhalten, um sie zu besetzen und den<br />

subventionierten Betrieb damit nicht nur<br />

lähmen, sondern mit dem Verbringen von<br />

unproduktiven Stunden die Gelegenheit<br />

opfern, an der Karriere zu feilen. Es ist, als<br />

ob sie die öffentliche Bildungsfabrik für<br />

Private mit einem privaten Nachtclub für<br />

die Öffentlichkeit verwechseln. Haben die<br />

Studenten eine Wahrnehmungsstörung?<br />

Privateigentum an Wissen <strong>–</strong><br />

geschaffen durch den Staat<br />

Dahrendorfs Rede vom Bürgerrecht auf<br />

Bildung evoziert eine Doppelbödigkeit, die<br />

so ziemlich alle sozialökonomischen Begriffe<br />

ergreift:. Sein Bürgerrecht ist droit du<br />

bourgeois und droit du citoyen; Bildung ist<br />

Humankapital in der Ökonomie,politisches<br />

Kapital aber in der Lebenswelt der Zivilgesellschaft.<br />

Nach geltender Lesart ist die<br />

Aufgabe des Staates das «Menschenrecht<br />

auf Privateigentum» zu garantieren. Nicht<br />

nur Gegenstände sind damit gemeint,<br />

sondern, auch Privateigentum an Wissen<br />

und Bildung. Kurz: Eigentum ist die rechtlich<br />

begründete Verfügungsgewalt <strong>über</strong><br />

Gegenstände oder ideelle Güter. Der Staat<br />

bestimmt aber noch mehr als nur die<br />

Rechtsgrundlagen dafür, was generell<br />

Privateigentum werden darf. Aus der eigentümlichen<br />

Mischform des Eigentums aus<br />

besonderem und allgemeinem Interesse<br />

leitet der Staat sein Recht her, Eigentumsungleichheit<br />

durch Umverteilung auszugleichen.<br />

Er verweist dabei darauf, dass<br />

Gesellschaft eine Kooperation von arbeitenden<br />

Individuen sei, die Gesellschaft also<br />

Mindestregeln für Ansprüche dieser Individuen<br />

zu formulieren habe, die es für<br />

mögliche Gesellschaftsmitglieder sinnvoll<br />

werden lässt, an der Gesellschaft <strong>über</strong>haupt<br />

teilzunehmen.<br />

Grundeinkommen <strong>–</strong> Der Ansatz<br />

von Philipp van Parijs<br />

Nur wenige, darunter der alternative belgische<br />

Ökonom und Linguist Philipp Van<br />

Parijs, fordern auch die bedingungslose<br />

Subventionierung von solchen Mitgliedern<br />

der Gesellschaft, die sich dem Arbeitszwang<br />

der privatwirtschaftlich verwertbaren Arbeit<br />

verweigern. Nur, wieso sollen arbeitende<br />

Leute für den Konsum Nicht-Erwerbstätiger<br />

aufkommen? Van Parijs behauptet, dass es<br />

in der Realität unmöglich sei, zwischen<br />

verdientem und unverdientem Vorteil zu<br />

unterscheiden. Diese Einsicht kombiniert er<br />

mit dem Differenzprinzip des Politphilosophen<br />

John Rawls, das besagt, nur diejenige<br />

Ungleichheit sei legitim, die Schlechtestgestellte<br />

besser stellt, als sie es wären, wenn es<br />

keine Ungleichheit gäbe. Daraus leitet van<br />

Parijs seine Forderung nach einem bedingungslosen<br />

Grundeinkommen ab. Weil van<br />

Parijs den Produktionsprozess ausser Acht<br />

lässt und den Tausch von Arbeit gegen Lohn<br />

zum Gegenstand moralischer Überlegungen<br />

macht, muss er die Arbeit besteuern <strong>–</strong> «um<br />

unsere Leben gegen die erzwungene Mobilität<br />

zu schützen, gegen die zerstörerische<br />

Globalisierung und um sich dem Despotismus<br />

des Marktes zu erwehren.» Anstatt den<br />

<strong>über</strong> die Investition lancierten Mehrertrag<br />

des Kapitals auf den Produktionsprozess<br />

und die in ihm stattfindende Verwertung<br />

der produktiven Arbeit zurückzuführen,<br />

spricht van Parijs der produktiven Arbeit<br />

einen weiteren Teil ihres Äquivalents ab.<br />

Künstliche Verknappung ist bei<br />

Wissen kontraproduktiv<br />

Erzeugt der Kapitalismus <strong>über</strong> die Privatisierung<br />

von Produktionsfaktoren Ungleichheit<br />

in der Verteilung des geschaffenen<br />

gesellschaftlichen Werts (Kapital als zugleich<br />

ökonomische und soziologische<br />

Kategorie), wird hernach versucht, die durch<br />

diese Privatisierung gesellschaftlich Benachteiligten<br />

mittels Umverteilung der Lohnmasse<br />

zu entschädigen. Damit wird Wohlstand<br />

künstlich knapp gehalten, und zwar nicht<br />

aufgrund demokratischer Entscheidung der<br />

Gesellschaft, sondern aufgrund einer ökonomischen<br />

Rationalität, die der Subvention<br />

von privater Akkumulation durch die Allgemeinheit<br />

gleichkommt (vergleichbar der<br />

Situation, wenn eine Gemeinschaft für die<br />

Verschmutzung eines Flusses durch ein<br />

privates, diesen nutzendes Werk aufkommt).<br />

Ein in Wissensgesellschaften entscheidendes<br />

Beispiel der Subventionierung privater<br />

Vermögensanhäufung durch die Allgemeinheit<br />

ist die Institution des geistigen Eigentums.<br />

Es sichert den Eigentümern die ausschliesslichen<br />

Verwertungsrechte an<br />

geistigen Gütern. Diese lassen sich einteilen<br />

in Inhalte/Information und Technologien<br />

zur Datenverarbeitung (z.B. Quellcodes).<br />

Der private Lizenzeigner nimmt für das<br />

geistige Produkt der Entwickler, in das er<br />

investiert hat, Tantiemen, etwa so wie die<br />

Erben eines Schriftstellers für die Ausgaben<br />

seiner Werke. Die geistigen Produkte sind<br />

also nicht frei verfügbar, sondern werden in<br />

ihrem Bestand kontrolliert. So werden<br />

Information und Informationstechnologie<br />

künstlich knapp gehalten. An sich aber<br />

kennen Informationsgüter dank ihrer Eigenschaften<br />

wie der unbegrenzten Reproduzierbarkeit<br />

nicht nur keine Knappheit,<br />

sondern ermöglichen auch Spillover-Effekte.<br />

Das heisst, sie verschwinden während des<br />

Konsums nicht einfach wie ein Brot beim<br />

Essen, sondern produzieren beim Konsum<br />

sogar Know-how. Open Source und Open<br />

Content sind Veränderungen an Eigentumsrechten<br />

und ermöglichen, dass ein geistiges<br />

Produkt von jedem Nutzer für sich genutzt,<br />

angepasst oder weiterentwickelt wird, ohne<br />

Kosten zu verursachen.<br />

Open Source für die<br />

Universitäten<br />

Open Source ist vielleicht ein Modell für die<br />

Art von Offenheit der Universität, die den<br />

Fluchtpunkt der Perspektive der Uni-Besetzer<br />

bildet. Die beiden in Deutschland forschenden<br />

Ökonomen Markus Pasche und<br />

Sebastian Von Engelhardt beantworten in<br />

ihrer Studie die Bedenken, dass die Logik<br />

von Open Source marktverzerrend wirke<br />

und falsche Anreize setze: «Die Preisstruktur,<br />

die sich deutlich von der Preisstruktur<br />

proprietärer Lösungen unterscheidet, spiegelt<br />

sehr wohl den volkswirtschaftlichen<br />

Ressourceneinsatz wider und stellt auch<br />

keine Verzerrung dar. Sie ist lediglich Ausdruck<br />

einer völlig anderen Produktionsform.»<br />

Die letzte Bemerkung stellt eine erstaunliche<br />

Aussicht her: Der Gegenprozess<br />

zur Privatisierung. Das «Outsourcing»<br />

bestimmter Produktivkräfte und ihrer<br />

Faktoren aus dem Raum der privatisierten<br />

Akkumulation hinein in eine partizipative<br />

Öffentlichkeit. Eine Öffentlichkeit, die<br />

gerade nicht durch Ausschluss, sondern<br />

Einschluss von produktiver Arbeit gekennzeichnet<br />

ist, und die dabei eine andere<br />

Qualität annimmt. Und bei genauerer<br />

Betrachtung war das schon immer der Fall:<br />

Die so genannte Care Economy, die all die<br />

Arbeiten, die Menschen alltäglich qua<br />

Mensch für sich und ihre Umwelt wahrnehmen;<br />

die nicht monetär verwerte Pflege<br />

menschlicher (und ökologischer) Bedürfnisse,<br />

die die privatisierte Ökonomie für ihren<br />

reibungslosen Ablauf immer voraussetzt,<br />

machen, so schätzt die Basler Nationalökonomin<br />

Mascha Madörin, etwa 70 Prozent<br />

des Bruttoinlandprodukts der Schweiz aus.<br />

Vielleicht wäre dies die Open Economy, in<br />

der Lehren, Pflegen und Forschen demokratischer<br />

und sachlicher vonstatten geht.<br />

Von Marco Toscano, Philosophiestudent<br />

an der Universität Zürich<br />

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